Pferde sollen nicht leiden (336k) - pferdestudie.info
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PFERDE SOLLEN NICHT LEIDEN<br />
INFORMATIONEN ZUR IMPFSTUDIE AM GESTÜT LEWITZ
Rhodococcus equi:<br />
Ernsthafte Bedrohung für Fohlen<br />
Intervet, ein bekannter Hersteller<br />
von Tiergesundheitsprodukten,hat<br />
einen Impfstoff gegen die ernste<br />
Erkrankung von Fohlen durch das<br />
Bakterium Rhodococcus equi<br />
entwickelt.<br />
Die bisher durchgeführten,<br />
umfangreichen wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen des Impfstoffes<br />
haben gezeigt, dass er einen<br />
sehr guten Impfschutz bietet, gut<br />
verträglich und für Mensch, Tier<br />
und die Umwelt sicher ist.<br />
Vor der definitiven Zulassung<br />
fordert das Gesetz die<br />
Durchführung einer Feldstudie<br />
unter praktischen Bedingungen.<br />
Die Behörden verlangen dafür<br />
strenge Voraussetzungen.<br />
Mit dieser Information wollen<br />
Intervet und das Gestüt Lewitz auf<br />
Anliegen und Fragen interessierter<br />
Bürgerinnen und Bürger eingehen.<br />
Wie ein neuer<br />
Impfstoff entsteht<br />
Rhodococcus equi:<br />
Ernsthafte Bedrohung<br />
für Fohlen<br />
Licht in Sicht:<br />
Impfstoff entwickelt<br />
Seite 3<br />
Seite 5<br />
Vor definitiver Zulassung:<br />
Studie unter Praxisbedingungen<br />
Seite 12<br />
Ein vorbildliches Gestüt<br />
für eine wissenschaftliche<br />
Untersuchung<br />
Seite 16<br />
Atemwegserkrankungen stellen bei<br />
Fohlen weltweit ein erhebliches Problem<br />
dar. Verursacht werden diese durch Viren<br />
und Bakterien. Der häufigste Erreger von<br />
schweren Lungenentzündungen beim<br />
Fohlen ist das Bakterium Rhodococcus<br />
equi (R. equi). Lungenentzündungen <strong>info</strong>lge<br />
einer Infektion mit diesem Erreger können<br />
beim Fohlen schwere Schäden hervorrufen<br />
oder gar tödlich enden.<br />
R. equi kommt auf der ganzen Welt überall<br />
in der Natur vor, speziell im Lebensraum<br />
von Pflanzenfressern. Man findet das<br />
Bakterium auf Wiesen und Weiden und<br />
in großen und kleinen Ställen, genau<br />
wie andere Bakterien auch, wie z.B.<br />
das Darmbakterium Escherichia coli<br />
oder Streptokokken. R. equi ist sehr<br />
widerstandsfähig. Die Fohlen stecken<br />
sich in ihrer Umgebung häufig mit dem<br />
Bakterium an.<br />
n Fohlen droht Lungenentzündung<br />
mit Abszessen<br />
Im Alter von zwei Wochen bis sechs Monate<br />
sind die Fohlen gegenüber R. equi besonders<br />
empfindlich, weil ihr Immunsystem in diesem<br />
Alter noch <strong>nicht</strong> genügend entwickelt und<br />
stark ist, um das Bakterium abzuwehren.<br />
Deshalb erkranken die Fohlen, während<br />
erwachsenen <strong>Pferde</strong>n das Bakterium meist<br />
<strong>nicht</strong>s anhaben kann.<br />
Die Rhodococcus-equi-Bakterien (blau) dringen<br />
in die Zellen des Fohlens ein.<br />
Solange die Fohlen nur leicht erkrankt sind<br />
und nur einzelne, kleine Lungenabszesse<br />
aufweisen, genesen sie zum Teil<br />
spontan und die Lungenabszesse heilen<br />
ab. Die Krankheit kann, wenn sie<br />
rechtzeitig erkannt wird, mit geeigneten<br />
Antibiotika behandelt werden. Nach einer<br />
Die häufigste Form der durch R. equi<br />
ausgelösten Erkrankung, der Rhodokokkose,<br />
ist eine Lungenentzündung mit der Bildung<br />
von Abszessen in der Lunge.<br />
Wenn die Rhodokokken-Erkrankung zu spät<br />
erkannt wird und schon viele Lungenabszesse<br />
entstanden sind, kann sie für das Tier<br />
schlimme Folgen haben.<br />
2 3
Behandlungsdauer von mindestens vier<br />
Wochen sind die Fohlen in der Regel<br />
vollständig geheilt und es ist <strong>nicht</strong> mit<br />
Spätfolgen zu rechnen.<br />
Licht in Sicht:<br />
Impfstoff entwickelt<br />
n Krankheit oft zu spät entdeckt<br />
Leider fallen kranke Fohlen ihren Besitzern<br />
oft über lange Zeit <strong>nicht</strong> auf. Erst wenn<br />
ein Fohlen bereits zahlreiche, große<br />
Lungenabszesse hat, zeigen sich deutliche<br />
Zeichen der Rhodokokken-Erkrankung,<br />
wie Fieber bis 41,5°C, Husten, eitriger<br />
Nasenausfluss und Atemnot (schnelle<br />
Atmung, Nüsternblähen, schweres Atmen).<br />
Bei Auftreten dieser Symptome ist die<br />
Schädigung der Lungen der Jungtiere<br />
bereits weit fortgeschritten. Deshalb<br />
kommt es vor, dass derart schwer erkrankte<br />
Fohlen trotz intensiver Behandlung sterben.<br />
n Bisher noch keine wirksame<br />
Vorbeugemaßnahme<br />
Zudem ist zu bedenken: Antibiotika sind<br />
zwar wertvolle Hilfsmittel, um bakterielle<br />
Erkrankungen zu bekämpfen. Ärzte und<br />
Tierärzte setzen sie aber vorzugsweise<br />
nur zurückhaltend und wenn wirklich<br />
unumgänglich ein. Dies, weil es davon nur<br />
eine begrenzte Zahl gibt, und das Risiko<br />
besteht, dass einzelne mit der Zeit gegen<br />
gewisse Bakterienarten <strong>nicht</strong> mehr wirken.<br />
Wie immer in der Medizin – ob für<br />
den Menschen oder für Tiere – sind<br />
vorbeugende Maßnahmen der Behandlung<br />
einer bereits ausgebrochenen Krankheit<br />
vorzuziehen. Im Fall von R. equi hat sich<br />
gezeigt, dass auch optimale Stallhygiene<br />
und weitere vorbeugende Maßnahmen<br />
Infektionen <strong>nicht</strong> verhindern können.<br />
Bemühungen zur Entwicklung eines<br />
Impfstoffes sind bisher gescheitert.<br />
Fieber, eitriger Nasenausfluss, Husten und<br />
Atemnot sind die Zeichen einer bereits<br />
schweren Rhodokokken-Erkrankung.<br />
Tierärzte und <strong>Pferde</strong>halter weltweit warten<br />
seit geraumer Zeit auf einen wirksamen<br />
Impfstoff. Den Forschern von Intervet ist<br />
es gelungen, einen solchen Impfstoff zu<br />
entwickeln<br />
Impfung = Abwehr lernen<br />
Der von Intervet entwickelte Impfstoff<br />
macht die Fohlen widerstandfähig – oder<br />
wie man fachsprachlich sagt: immun –<br />
gegen R. equi. Doch wie kommt Immunität<br />
eigentlich zustande? Unsere Eltern<br />
wussten: Nachdem ein Kind einmal eine<br />
vollständige Maserninfektion überstanden<br />
hat, wird es <strong>nicht</strong> mehr daran erkranken.<br />
Dies, weil die erste Infektion mit einem<br />
Erreger eine natürliche und gezielte Abwehr<br />
gegen diesen auslöst, die man eben als<br />
Immunität bezeichnet. Kommt man später<br />
nochmals mit dem gleichen Erreger in<br />
Kontakt, erkennen Abwehrzellen und<br />
Antikörper den «Angreifer» wieder und<br />
besiegen ihn.<br />
Heute werden Kinder gegen Masern<br />
geimpft. Ein Impfstoff wirkt vergleichbar<br />
mit einer Erstinfektion, mit dem einzigen,<br />
aber wichtigen Unterschied, dass er keine<br />
Krankheit auslöst. Der erste, der einen<br />
solchen Effekt entdeckte, war der berühmte<br />
englische Arzt und Wissenschaftler<br />
Edward Jenner 1749 – 1823, der<br />
Menschen mit Kuhpocken (Vaccina) gegen<br />
Menschenpocken impfte – daher das Wort<br />
Vakzine.<br />
n Verschiedene Impfstofftypen<br />
Seither wurden zahlreiche Impfstoffe<br />
entwickelt, mit denen schlimme<br />
Krankheiten sehr stark eingedämmt<br />
werden konnten (z.B. Kinderlähmung) oder<br />
sogar ganz zum Verschwinden gebracht<br />
wurden (Pocken). Es gibt verschiedene<br />
Arten von Impfstoffen. Im Zusammenhang<br />
mit R. equi von Interesse ist der<br />
Unterschied zwischen den sogenannten<br />
Lebend- und den Totimpfstoffen. Von den<br />
bei Menschen angewandten Impfstoffen<br />
sind jene gegen z.B. Masern, Mumps<br />
und Röteln, Gelbfieber, Pocken oder die<br />
Schluckimpfungen gegen Kinderlähmung<br />
und Typhus Lebendimpfstoffe. Die<br />
Impfstoffe gegen Grippe, Keuchhusten,<br />
Tetanus, Diphtherie oder Hepatitis A und<br />
B sind hingegen Totimpfstoffe. Mit beiden<br />
Arten von Impfstoffen hat man mittlerweile<br />
große, über lange Zeit gesammelte<br />
Erfahrung.<br />
Für die Entwicklung eines Lebendimpfstoffes<br />
müssen abgeschwächte Bakterien gezüchtet<br />
werden, die <strong>nicht</strong> mehr krank machen können.<br />
4 5
n Lebendimpfstoffe besonders<br />
wirksam<br />
Bei den sowohl für Menschen als auch für<br />
Tiere angewandten Lebendimpfstoffen<br />
hat sich ein entscheidender Vorteil<br />
gezeigt. Lebendimpfstoffe haben sich<br />
als die wirksamste Form einer Impfung<br />
erwiesen, weil sie eine deutlich stärkere<br />
Antwort der körpereigenen Abwehrkräfte<br />
des Immunsystems hervorrufen als<br />
Totimpfstoffe.<br />
Dies hat damit zu tun, dass sie eine Abwehr<br />
auf zwei Ebenen auslösen: einmal die<br />
Bildung von Antikörpern, zudem aber noch<br />
eine Abwehr durch eine Art «Killerzellen»<br />
(spezielle weiße Blutkörperchen), welche<br />
die Bakterien und Mikroorganismen sowie<br />
die von ihnen befallenen Zellen direkt<br />
angreifen und auflösen.<br />
Für hinreichenden Immunschutz vor<br />
Bakterien, die wie R. equi in die Zellen<br />
des Tieres eindringen, ist diese zelluläre<br />
Abwehr von wesentlicher Bedeutung.<br />
Eine Abwehr nur mit Antikörpern würde<br />
keinen ausreichenden Schutz bieten, denn<br />
Antikörper können die Bakterien, die sich<br />
in Zellen eingenistet haben, <strong>nicht</strong> erreichen<br />
und neutralisieren. Veranschaulicht könnte<br />
man sagen, dass nach einer Impfung mit<br />
einem Lebendimpfstoff das Abwehrsystem<br />
bei einer Infektion durch den Erreger <strong>nicht</strong><br />
nur den Erreger neutralisiert, sondern ihn<br />
und sein «Versteck» abtötet. Schließlich<br />
hält die durch einen Lebendimpfstoff<br />
hervorgerufene Immunität deutlich länger<br />
an.<br />
n Bakterien kampfunfähig machen<br />
Der Lebendimpfstoff heißt so, weil<br />
mit ihm lebende, vermehrungsfähige<br />
Mikroorganismen (Bakterien, Viren etc.)<br />
verabreicht werden. Klar ist, dass man mit<br />
einer solchen Impfung den Menschen oder<br />
das Tier, die sie bekommen, <strong>nicht</strong> krank<br />
machen will und darf. Deshalb müssen<br />
die krank machenden Eigenschaften der<br />
Bakterien des Impfstoffes sozusagen<br />
ausgeschaltet werden. Fachsprachlich<br />
nennt man dies «Abschwächung» der<br />
Erreger. Dazu gibt es unterschiedliche<br />
Methoden. Eine der sichersten Methoden,<br />
Erreger «kampfunfähig» zu machen,<br />
besteht darin, jene Gene aus ihrem<br />
Erbgut zu entfernen, welche für ihre krank<br />
machenden Eigenschaften verantwortlich<br />
sind. Seit bereits 20 Jahren wird dieses<br />
Verfahren zur Produktion von Impfstoffen<br />
angewandt, ohne dass bisher Probleme<br />
entstanden sind.<br />
Während sechs Jahren haben die<br />
Forscherinnen und Forscher von Intervet den<br />
neuen Impfstoff entwickelt und umfassend<br />
geprüft.<br />
6
Eine der sichersten Methoden, Impfbakterien abzuschwächen, besteht darin, die krank machenden<br />
Gene gezielt daraus zu entfernen. Diese seit 20 Jahren gebräuchliche Methode haben die Forscher von<br />
Intervet für die Entwicklung des R.-equi-Impfstoffes angewandt.<br />
n Am zuverlässigsten: krank<br />
machende Gene entfernen<br />
Dies geht, dargestellt in den wesentlichen<br />
Schritten, etwa so: Zuerst analysieren<br />
Wissenschaftler, welche Gene im Erbgut<br />
des Bakteriums für das Auslösen einer<br />
Krankheit verantwortlich sind. Dann<br />
entfernen die Forscher genau diese Gene<br />
gezielt aus dem Erbgut des Bakteriums.<br />
Und schließlich vermehren sie das nun <strong>nicht</strong><br />
mehr krank machende Bakterium für den<br />
Impfstoff.<br />
Das Resultat: ein lebendes Impfbakterium,<br />
das in allen Zügen identisch mit dem<br />
wilden, in der Natur vorkommenden<br />
Bakterium ist und sich vermehren kann.<br />
Mit einem wesentlichen Unterschied<br />
jedoch: Es kann <strong>nicht</strong> mehr krank machen.<br />
Sozusagen wie eine Giftschlange, der<br />
man die Giftzähne entfernt hätte. Diese<br />
würde immer noch gleich aussehen wie ein<br />
giftiges Exemplar, könnte aber <strong>nicht</strong> mehr<br />
zubeißen und wäre deshalb harmlos.<br />
n Impfbakterium kann sicher<br />
<strong>nicht</strong> mehr krank machen<br />
Dieses Verfahren wurde angewandt, um<br />
den Lebendimpfstoff gegen R. equi zu<br />
entwickeln. Im Erbgut des Bakteriums<br />
haben die Forscher von Intervet vier Gene<br />
identifiziert, welche für die Erkrankung<br />
der Fohlen verantwortlich sind. Diese<br />
vier krank machenden Gene haben sie<br />
mit einem gentechnischen Verfahren aus<br />
dem Erbgut des Bakteriums entfernt. Das<br />
genveränderte Bakterium, das nun <strong>nicht</strong><br />
mehr krank machen kann, wurde vermehrt,<br />
um genügend Menge für den Impfstoff zu<br />
gewinnen.<br />
n Wirksamkeit und Sicherheit<br />
gründlich untersucht<br />
Mit dem entwickelten Impfstoff wurden<br />
zahlreiche, umfangreiche Untersuchungen<br />
durchgeführt, um abzuklären, ob dieser<br />
neue Lebendimpfstoff gegen die<br />
Rhodokokken-Erkrankung hilft und von den<br />
Fohlen gut vertragen wird. Weiter wurde<br />
abgeklärt, ob der Impfstoff ein Risiko für<br />
andere Tiere oder für Menschen darstellen<br />
könnte. Diese Untersuchungen haben<br />
gezeigt: Der Impfstoff löst eine starke<br />
Immunität gegen die R.-equi-Bakterien aus,<br />
wird gut vertragen und ist für Menschen<br />
und andere Tierarten unbedenklich.<br />
n Den «Feind» kennen lernen,<br />
um ihn zu bekämpfen<br />
Wir haben gesehen, dass die erste<br />
Infektion mit einem Erreger eine natürliche<br />
und gezielte Abwehr gegen diesen auslöst,<br />
die man Immunität nennt.<br />
Würde ein ungeimpftes Fohlen vom in<br />
der Natur vorkommenden, virulenten<br />
Typ des Bakteriums R. equi befallen, so<br />
würden Bakterien in die Zellen seiner<br />
Lunge eindringen und sich dort vermehren.<br />
Falls das Fohlen die Bakterien besiegen<br />
könnte, wäre es danach gegen weitere<br />
Infektionen damit immun. Im schlimmeren<br />
Fall könnte es jedoch ohne intensive<br />
Antibiotikabehandlung dauerhafte<br />
Schäden davontragen. Falls es der<br />
Das Immunsystem eines geimpften Fohlens<br />
hat gelernt, sich gegen den R.-equi-Erreger zu<br />
wehren.<br />
Bakterieninvasion <strong>nicht</strong> Herr würde, würde<br />
es daran sterben.<br />
n So entfaltet der Impfstoff seine<br />
Wirkung<br />
Werden dem Fohlen nun R.-equi-<br />
Impfbakterien verabreicht, deren krank<br />
machende Gene zuvor entfernt worden<br />
sind, so dringen auch diese in die<br />
Zellen des Fohlens ein. Sie machen das<br />
Fohlen jedoch <strong>nicht</strong> mehr krank. Das<br />
Immunsystem des Fohlens lernt aber<br />
trotzdem, die Eindringlinge durch seine<br />
körpereigene Abwehr zu bekämpfen.<br />
Damit wird das Fohlen gegen den Erreger<br />
immun.<br />
8 9
Bei späterem Kontakt mit dem krank<br />
machenden Bakterium aus der Natur<br />
«erinnert» sich die körpereigene Abwehr<br />
des Fohlens und bekämpft die Eindringlinge<br />
auf die gleiche Art. Die gefährlichen<br />
Bakterien können sich <strong>nicht</strong> vermehren<br />
und das Fohlen bleibt gesund. Detaillierter<br />
stellen wir diesen Mechanismus in der<br />
folgenden Grafik dar.<br />
n So macht die Impfung<br />
die Fohlen immun<br />
Werden dem Fohlen nun R.-equi-<br />
Impfbakterien verabreicht, deren krank<br />
machende Gene zuvor entfernt worden<br />
sind, so dringen auch diese in die Zellen<br />
des Fohlens ein. Sie machen das Fohlen<br />
jedoch <strong>nicht</strong> mehr krank. Das Immunsystem<br />
des Fohlens lernt aber trotzdem, die<br />
Eindringlinge durch seine körpereigene<br />
Abwehr zu bekämpfen. Damit wird das<br />
Fohlen gegen den Erreger immun.<br />
Bei späterem Kontakt mit dem krank<br />
machenden Bakterium aus der Natur<br />
«erinnert» sich die körpereigene Abwehr<br />
des Fohlens und bekämpft die Eindringlinge<br />
auf die gleiche Art. Die gefährlichen<br />
Bakterien können sich <strong>nicht</strong> vermehren<br />
und das Fohlen bleibt gesund. Detaillierter<br />
stellen wir diesen Mechanismus in der<br />
folgenden Grafik dar.<br />
So wirkt der Impfstoff<br />
Immunität durch Krankheit<br />
Oben: beim ungeimpften Fohlen dringt<br />
das Bakterium in die Fresszellen ein,<br />
legt diese lahm und vermehrt sich.<br />
Die Fresszellen platzen und geben<br />
eine grosse Zahl Bakterien frei,<br />
welche weitere Fresszellen befallen<br />
und zerstören. Dieses Massaker löst<br />
schließlich die Lungenentzündung aus,<br />
an der das Fohlen erkrankt.<br />
Immunität durch Impfung<br />
Unten: Aus dem Bakterium wurden<br />
vier krank machende Gene entfernt.<br />
Das Fohlen wird damit geimpft.<br />
Die Impfbakterien dringen in<br />
die Fresszellen des Fohlens ein<br />
und vermehren sich. Sie können<br />
die Fresszellen aber <strong>nicht</strong> mehr<br />
lahmlegen, weil sie ihre krank<br />
machenden «Waffen» verloren<br />
haben. Die Fresszellen zerstückeln<br />
die Bausteine der Bakterien und<br />
präsentieren diese an ihrer Oberfläche<br />
den B-Zellen und T-Zellen (spezielle<br />
weisse Blutkörperchen). Die B-Zellen<br />
produzieren Antikörper, welche die<br />
Bakterien blockieren, die T-Zellen<br />
alarmieren Killerzellen, welche die<br />
Bakterien auffressen. Das Fohlen wird<br />
<strong>nicht</strong> krank. Es hat gelernt, sich zu<br />
wehren.<br />
Einige Fresszellen funktionieren als<br />
«Gedächtniszellen». Wenn das Fohlen<br />
später in Kontakt mit den wilden,<br />
aggressiven R.-equi-Bakterien kommt,<br />
erinnert sich sein Immunsystem an die<br />
Abwehr gegen diese Bakterien. Es ist<br />
jetzt dagegen immun.<br />
10 11
Vor definitiver Zulassung:<br />
Studie unter Praxisbedingungen<br />
Ein vielversprechender Impfstoff gegen<br />
R. equi wurde von Intervet endlich gefunden<br />
und hat in allen bisherigen Untersuchungen<br />
seine Versprechungen gehalten. Wieso ist<br />
denn überhaupt noch eine Studie an einer<br />
größeren Anzahl Tiere an einem Gestüt<br />
erforderlich?<br />
Sie ist es, weil Behörden und Arzneimittel-<br />
Hersteller ihre Verantwortung sehr genau<br />
nehmen, so wie es das Gesetz ihnen<br />
vorschreibt. Bevor ein Präparat nämlich die<br />
definitive Zulassung der Behörden erhält,<br />
verlangen diese, dass es an einer größeren<br />
Anzahl «Patienten» unter alltäglichen<br />
Praxisbedingungen untersucht wird. Erst<br />
wenn es dann die vorher im Labor und<br />
in speziellen Untersuchungen gezeigten<br />
Eigenschaften nochmals unter Beweis stellt,<br />
erhält es die Zulassung.<br />
n Was wurde bisher bereits<br />
einwandfrei nachgewiesen?<br />
Nach dem Projektstart im Jahr 2005<br />
waren zunächst drei Jahre Laborarbeiten<br />
Die Entwicklung eines Impfstoffes dauert zehn Jahre<br />
erforderlich für die Analyse des Erbgutes<br />
von R. equi, die Entfernung der vier krank<br />
machenden Gene und die Entwicklung<br />
des Impfstoffes. Über drei weitere Jahre<br />
folgten zahlreiche Studien zur Wirksamkeit,<br />
Verträglichkeit und Sicherheit des<br />
Impfstoffes.<br />
Alle diese Untersuchungen haben eindeutig<br />
gezeigt, dass<br />
• der neu entwickelte Impfstoff einen<br />
guten Impfschutz gegen R. equi bietet,<br />
• die Fohlen den Impfstoff gut vertragen,<br />
• und der Impfstoff kein Risiko für Mensch<br />
und Tiere darstellt.<br />
n Antrag auf eine Feldstudie<br />
Erst nach Abschluss dieser Untersuchungen<br />
konnte im Jahr 2011 den zuständigen<br />
Behörden ein Antrag auf Genehmigung<br />
einer Feldstudie unter praktischen<br />
Bedingungen gestellt werden. Die<br />
Behörden verlangen für diesen Antrag,<br />
dass Wirksamkeit, Verträglichkeit und<br />
Sicherheit in einem umfangreichen Bericht<br />
Die Fohlen haben unter der Studie <strong>nicht</strong> zu<br />
<strong>leiden</strong> und führen ein normales, artgerechtes<br />
Leben.<br />
über die vorangegangenen Untersuchungen<br />
wissenschaftlich nachgewiesen werden.<br />
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und<br />
Lebensmittelsicherheit hat die Durchführung<br />
der Feldstudie im Juni 2012 genehmigt.<br />
Nach Erhalt aller behördlichen Bewilligungen<br />
kann die Feldstudie nun im Jahr 2013 im<br />
Gestüt Lewitz durchgeführt werden.<br />
Nach Abschluss dieser Studie wird Intervet<br />
die Ergebnisse bei den Behörden einreichen<br />
und die Zulassung des Impfstoffes<br />
beantragen.<br />
n Geimpfte Fohlen werden<br />
mit ungeimpften verglichen<br />
In der Studie werden 30 gleich alte Fohlen<br />
im Alter von etwa einer Woche geimpft und<br />
nach zwei Wochen nachgeimpft. Eine sog.<br />
Kontrollgruppe von ebenfalls 30 Fohlen wird<br />
<strong>nicht</strong> geimpft*. Alle Fohlen stehen unter<br />
ständiger tierärztlicher Kontrolle. Nach sechs<br />
Monaten wird ausgewertet ob die Impfung<br />
* Eigentlich wird ihnen ein<br />
«Scheinimpfstoff», ein sog. Placebo, das<br />
keine Impfbakterien enthält, verabreicht.<br />
den gewünschten Effekt, einen wirksamen<br />
Schutz vor R. equi, zeigt.<br />
Falls nötig, wird die Untersuchung mit<br />
weiteren Gruppen von Fohlen wiederholt.<br />
Der Nachweis, dass geimpfte Fohlen deutlich<br />
besser geschützt sind als ungeimpfte, ist<br />
der Beweis für die Wirksamkeit des<br />
Impfstoffes unter praktischen Bedingungen.<br />
n Müssen Fohlen<br />
wegen der Studie <strong>leiden</strong>?<br />
Wie immer, stellen sich auch bei der<br />
Feldstudie wichtige ethische Fragen.<br />
Zunächst einmal jene, ob Fohlen<br />
möglicherweise unter der Impfung <strong>leiden</strong><br />
könnten. Die Antwort lautet eindeutig:<br />
nein, denn es werden keine Fohlen mit<br />
krank machenden Bakterien angesteckt.<br />
Es werden auch keine Fohlen getötet.<br />
Die Untersuchungen während<br />
der Studie gehören zur üblichen<br />
Gesundheitsüberwachung der Tiere:<br />
Neben einer regelmäßigen allgemeinen<br />
klinischen Untersuchung umfassen<br />
Sie eine Ultraschalluntersuchung und<br />
die Untersuchung von sehr geringen<br />
Blutproben. Die Fohlen führen auch<br />
während der Dauer der Studie ein<br />
artgerechtes Leben.<br />
n Und was,<br />
wenn ein Fohlen erkrankt?<br />
Weiter stellt sich die Frage, was geschehen<br />
soll, falls ein Fohlen erkranken würde. Es<br />
ist damit zu rechnen, dass Fohlen sich mit<br />
dem in der Umgebung vorkommenden<br />
Rhodococcus-Bakterium anstecken. Das<br />
Vorkommen solcher Ansteckungen macht<br />
es erst möglich, die Wirksamkeit des<br />
Impfstoffes unter praktischen Bedingungen<br />
zu beweisen.<br />
Der Beweis ist dann erbracht, wenn<br />
nachgewiesen werden kann, dass die<br />
12 13
Die in die Studie einbezogenen Tiere dürfen erst ins Hauptgestüt zurück, nachdem kontrolliert worden ist, dass<br />
geimpften Fohlen deutlich besser gegen<br />
die Erkrankung geschützt sind als die<br />
ungeimpften. Die bisherigen Studien haben<br />
gezeigt, dass geimpfte Fohlen gegen eine<br />
Erkrankung geschützt sein werden, weil ihr<br />
Immunsystem dank der Impfung gelernt<br />
haben wird, den Erreger R. equi abzuwehren.<br />
Sollte ein Fohlen erkranken – auch ein<br />
ungeimpftes – so würde es sofort behandelt.<br />
n Was ist, wenn Impfbakterien<br />
in die Umwelt gelangen?<br />
Eine weitere Frage, die viele beschäftigt,<br />
ist, ob Bakterien in die Umwelt freigesetzt<br />
werden. Dazu ist festzuhalten, dass im<br />
Rahmen der Untersuchung keine Bakterien<br />
in die Umwelt versprüht werden, sondern<br />
Fohlen individuell mit den – erinnern wir<br />
uns: <strong>nicht</strong> krank machenden – Bakterien<br />
geimpft werden.<br />
In den ersten Wochen werden die Fohlen<br />
das harmlose Impfbakterium mit dem<br />
Kot ausscheiden. Obschon dieses mit<br />
Sicherheit keine Krankheit auslösen kann,<br />
wird der <strong>Pferde</strong>mist regelmäßig fachgerecht<br />
eingesammelt und von einem zugelassenen<br />
Spezialunternehmen in geschlossenen<br />
Behältern abtransportiert und verbrannt.<br />
Am Ende der Studie werden Stroh, Einstreu<br />
und Mist sorgfältig eingesammelt und vom<br />
gleichen Spezialunternehmen verbrannt.<br />
Der gesamte Boden im und vor dem Stall<br />
wird zudem gereinigt und flächendeckend<br />
desinfiziert werden. Auch das<br />
Reinigungswasser wird vor der Entsorgung<br />
gründlich desinfiziert werden.<br />
n Birgt der Impfstoff<br />
ein Risiko für Menschen?<br />
Immer wieder wird die Frage nach dem<br />
Risiko für Menschen gestellt. Halten<br />
wir nochmals fest: Das von Intervet<br />
entwickelte Impfbakterium kann<br />
sie keine Impfbakterien mehr ausscheiden.<br />
keine Krankheit mehr auslösen, weil<br />
die krank machenden Gene entfernt<br />
wurden. Zudem wurde wissenschaftlich<br />
eindeutig nachgewiesen, dass sich<br />
das Impfbakterium in menschlichen<br />
Makrophagen (Riesenfresszellen) – einem<br />
speziellen Typ von weißen Blutkörperchen<br />
– <strong>nicht</strong> vermehren kann. Die Fähigkeit zur<br />
Vermehrung in diesen Zellen ist jedoch<br />
eine zwingende Voraussetzung, damit es<br />
eine Krankheit auslösen könnte.<br />
Auch am wilden, überall in der Natur<br />
vorhandenen Typ des R. equi-Bakteriums<br />
erkranken gesunde Menschen <strong>nicht</strong>.<br />
Äußerst selten ist es vorgekommen, dass<br />
Menschen, deren Abwehrsystem durch<br />
eine Krankheit (z.B. HIV) oder die Einnahme<br />
eines das Immunsystem unterdrückenden<br />
Medikamentes (z.B. Chemotherapeutika)<br />
extrem geschwächt war, an R. equi<br />
erkrankt sind. Aber eben: am wilden Typ<br />
des Bakteriums, der überall in der Natur<br />
vorkommt.<br />
n Können Gefahren<br />
von Mutationen ausgehen?<br />
Bakterien, die wir ja von bloßen Auge <strong>nicht</strong><br />
sehen können, wirken allein schon aus<br />
diesem Grunde, und weil einige von Ihnen<br />
Krankheiten auslösen können, manchmal<br />
etwas unheimlich. Eine verbreitete<br />
Befürchtung ist die, dass Bakterien zu<br />
irgendeiner gefährlicheren Form mutieren<br />
könnten. Mutationen sind spontane,<br />
sprunghafte Veränderungen im Erbgut eines<br />
Lebewesens, die dessen Eigenschaften<br />
verändern. Sie stehen letztlich hinter der<br />
Evolution, die alle Formen von Leben<br />
hervorgebracht hat, die wir kennen.<br />
Die Frage ist, ob die Impfbakterien zu<br />
einer gefährlicheren Form mutieren<br />
könnten. Ausgeschlossen ist, dass sie<br />
durch Mutation alle vier krank machenden<br />
Gene, die aus ihnen entfernt worden<br />
sind, zurückgewinnen. Das einzige, was<br />
sie theoretisch könnten, ist eine Art<br />
«Tauschgeschäft» mit den wilden Bakterien,<br />
indem ein Impfbakterium von einem<br />
wilden Bakterium die vier entfernten Gene<br />
zurückholen würde. Etwa wie wenn im<br />
Krimi der Polizist im Kampf den Revolver<br />
des Gangsters ergreifen kann. Das wäre<br />
allerdings ein bloßes Nullsummenspiel,<br />
indem die krank machenden Gene einfach<br />
die Seite gewechselt hätten, und würde also<br />
kein zusätzliches Risiko schaffen.<br />
Jedes der Milliarden Bakterien, die uns<br />
tagtäglich umgeben, könnte jederzeit<br />
zu einer anderen Form mutieren. Die<br />
Mutations-Wahrscheinlichkeit ist für die<br />
Impfbakterien <strong>nicht</strong> höher als für jede<br />
andere Bakterienart. Es entsteht also kein<br />
neues und kein höheres Risiko durch die<br />
Impfbakterien.<br />
14 15
Ein vorbildliches Gestüt für eine<br />
wissenschaftliche Untersuchung<br />
Nun steht also die von den Behörden für<br />
die Zulassung verlangte Untersuchung des<br />
Impfstoffes unter praktischen Bedingungen<br />
an. Für die Durchführung dieser<br />
Untersuchung wurde das Gestüt Lewitz<br />
im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern,<br />
das größte Gestüt in Europa, als Partner<br />
gewonnen.<br />
n Hervorragende<br />
Gesundheitskontrollen<br />
Das Gestüt widmet sich seit mehr als<br />
20 Jahren der Zucht von Sport- und<br />
Zuchtpferden. Seine 3500 <strong>Pferde</strong> stellen<br />
einen in sich geschlossenen Tierbestand<br />
dar, der unter hervorragenden hygienischen<br />
Bedingungen gehalten wird. Das Gestüt<br />
180 Mitarbeitende, darunter fünf Hufschmiede<br />
sorgen für das Wohl der Tiere.<br />
praktiziert laufende Gesundheitskontrollen<br />
auf dem neusten Stand der Erfahrung,<br />
basierend auf dem Grundsatz der<br />
Prophylaxe (Vorbeugen). Artgerechte<br />
Haltung und bedarfsgerechte Fütterung der<br />
Tiere werden als extrem wichtig betrachtet.<br />
Alle Tiere werden geimpft; die Entwurmung<br />
folgt einem klaren Konzept. Die Tiere<br />
werden rund um die Uhr überwacht und in<br />
Gruppen zu acht bis 40 Tieren gehalten, was<br />
einer artgerechten Haltung des Herdentieres<br />
Pferd entspricht. Zudem verfügt das<br />
Gestüt über eine eigene Tierklinik. Die am<br />
Gestüt erreichten Ergebnisse sind deshalb<br />
deutlich überdurchschnittlich, z.B. bezüglich<br />
Trächtigkeitsrate, geringer Abortrate oder<br />
geringer Fohlenverluste.<br />
n Impfstudie nur an gesundem<br />
Bestand möglich<br />
Wieso wurde das Gestüt Lewitz für die<br />
Durchführung der Impfstudie auserwählt?<br />
Das Gestüt hat Erfahrung mit der<br />
Durchführung solcher Untersuchungen,<br />
die zur Verbesserung der Haltung und<br />
Versorgung der Tiere beitragen. Es arbeitet<br />
seit vielen Jahren mit verschiedenen<br />
Universitäten zusammen (siehe einige<br />
Beispiele von Forschungsarbeiten im Kasten<br />
auf Seite 17). Eine Impfuntersuchung ist nur<br />
an einem gesunden Tierbestand möglich.<br />
Das Gestüt Lewitz verfügt über einen<br />
großen und gesunden Tierbestand. Die<br />
Gesundheit der Tiere ist gewährleistet durch<br />
standardisierte Gesundheitskontrollen durch<br />
erfahrene und gut geschulte Mitarbeitende.<br />
Ebenso wichtig ist, dass alle Tiere unter<br />
vergleichbaren Bedingungen gehalten<br />
werden.<br />
n Infektion mit R. equi denkbar?<br />
Auch im Gestüt Lewitz können sich Fohlen<br />
mit R. equi anstecken, da das Bakterium ja<br />
überall in der Natur und als Darmbakterium<br />
bei den Stuten vorkommt. In den letzten<br />
Jahren hatte das Gestüt keine Todesfälle<br />
wegen R. equi zu verzeichnen, weil der<br />
Gesundheitszustand der Tiere kontinuierlich<br />
überwacht wird, und deshalb erkrankte<br />
Tiere sofort bis zur vollständigen Genesung<br />
behandelt werden Die Jungtiere werden<br />
wöchentlich klinisch untersucht, auch<br />
während der Weideperiode.<br />
n Gestüt begrüßt Impfung<br />
Da Prävention (Vorbeugen) die Basis<br />
des Gesundheitskonzeptes des Gestüts<br />
ist, begrüßt das Gestüt die Möglichkeit,<br />
die Fohlen gegen R. equi zu impfen. Im<br />
Rahmen der Impfstudie soll untersucht<br />
werden, ob die geimpften Folien deutlich<br />
besser gegen R. equi geschützt sind als<br />
die ungeimpften. Würden Fohlen an<br />
R. equi erkranken, würden sie sofort bis<br />
zur vollständigen Genesung behandelt.<br />
n Fohlen erleben keinen Stress<br />
Die Studie bedeutet für die einbezogenen<br />
Fohlen keinen Stress. Im Alter von einer<br />
Woche kommen sie mit den Stuten in den<br />
Laufstall in Heidehof. Dort werden sie<br />
geimpft. Danach werden sie genau gleich<br />
gehalten wie im Hauptgestüt. Sie werden<br />
durch erfahrene Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter betreut und wöchentlich von<br />
Tierärzten untersucht. Futter und Einstreu<br />
kommen vom Hauptgestüt.<br />
Am Ende der Studienphase nach acht<br />
Wochen kehren die Tiere zurück zum<br />
Hauptgestüt und leben dort unter den<br />
gleichen Bedingungen wie alle anderen<br />
Tiere. Bevor sie ins Hauptgestüt<br />
zurückkehren wird kontrolliert, ob sie keine<br />
Impfbakterien mehr ausscheiden.<br />
Das größte Gestüt Europas<br />
• 3500 <strong>Pferde</strong><br />
• 650 Fohlengeburten pro Jahr<br />
• Rund 3000 ha, davon rund 2000 ha<br />
Grünland<br />
• 90% des Futterbedarfes im Gestüt<br />
selbst hergestellt<br />
• 1991 von Paul Schockemöhle<br />
erworben als VEG Gut Lewitz<br />
• Mehrere Standorte:<br />
Neustadt-Glewe, Fahrbinde, Sülte,<br />
Stern-Buchholz, Heidehof<br />
• 180 Mitarbeiter/-innen, davon<br />
14 Tierärzte und 5 Hufschmiede<br />
Neue Erkenntnisse bringen<br />
Fortschritt und Erfolg<br />
Seit über 10 Jahren sind am<br />
Gestüt Lewitz über 30 Doktor- und<br />
Masterarbeiten in Zusammenarbeit<br />
mit wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
entstanden, unter anderem mit:<br />
• Freie Universität Berlin<br />
– Institut für Virologie<br />
– Institut für Parasitologie<br />
• Universität Greifswald<br />
– Pharmakologie<br />
• Tierärztliche Hochschule Hannover<br />
– Klinik für <strong>Pferde</strong><br />
– Institut für Mikrobiologie<br />
– Institut für Anatomie u.a.<br />
• Universität Zürich<br />
– Tierspital<br />
– Klinik für Reproduktion<br />
• Universität Leipzig<br />
– Institut für Tierernährung<br />
16 17
n Der Stall in Heidehof<br />
Die Frage stellt sich, wieso die in die<br />
Impfstudie einbezogenen Fohlen und<br />
ihre Mütter in einem vom Hauptgestüt<br />
abgetrennten Stall untergebracht werden,<br />
wenn doch das Impfbakterium harmlos<br />
ist. Dieser Stall wird sonst ausschließlich<br />
dafür verwendet, Tiere, die neu im Gestüt<br />
eintreffen, zunächst separat einzustellen,<br />
um jede gesundheitliche Gefährdung für<br />
den restlichen Bestand des Gestüts zu<br />
vermeiden. Dies gilt für alle Tiere, auch jene,<br />
die aus Betrieben mit den besten Referenzen<br />
stammen. Genau gleich ist es im Fall der<br />
Impfstudie: Um jede gegenseitige<br />
Beeinflussung mit dem restlichen Bestand<br />
des Gestüts auszuschließen, werden die<br />
Tiere der Impfstudie im Stall in Heidehof<br />
untergebracht.<br />
Dieser Stall ist dank seines festen Bodenbelages<br />
auch gut und einfach zu reinigen<br />
und sauber zu halten. Zudem verfügt er<br />
über weitere notwendige Einrichtungen<br />
entsprechend den hygienischen und<br />
Arbeitsschutz-Anforderungen für die Studie,<br />
wie separate Räumlichkeiten zur Trennung<br />
von Schutzkleidung und Straßenkleidung,<br />
Handwaschbecken und Toilette für die<br />
Mitarbeitenden. Anforderungen der<br />
Sicherheitsstufe 1 für Tierhaltungsräume,<br />
in denen mit gentechnisch veränderten<br />
Mikroorganismen gearbeitet wird, müssen<br />
<strong>nicht</strong> erfüllt werden, da es sich um eine<br />
Feldstudie handelt. Einzelheiten über die<br />
vorgesehenen Reinigungs- und<br />
Desinfektionsmaßnahmen finden Sie auf<br />
den Seiten 13 und 14.<br />
Da der Stall weit genug von der Grundstückgrenze<br />
entfernt ist, sind die Tiere ungestört<br />
und können von Passanten <strong>nicht</strong> angefasst<br />
werden. Vereinzelte Impfbakterien, die<br />
trotz der umfangreichen und gründlichen<br />
Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen<br />
in die Umwelt gelangen würden, wären<br />
vollkommen ungefährlich, weil sie keine<br />
Krankheit mehr auslösen können. Natürliche<br />
R.-equi-Bakterien sind dort <strong>nicht</strong> mehr und<br />
<strong>nicht</strong> weniger vorhanden als anderswo,<br />
da das Bakterium ja überall in der Natur<br />
vorkommt.<br />
n Keine industrielle <strong>Pferde</strong>haltung<br />
Es wurde behauptet, die Möglichkeit<br />
einer Impfung würde eine industrielle<br />
<strong>Pferde</strong>haltung fördern. Diese Behauptung<br />
trifft in keiner Weise zu: Vorbeugende<br />
Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit<br />
sind immer besser als eine Behandlung<br />
einer bereits ausgebrochenen Krankheit.<br />
Zudem macht industrielle <strong>Pferde</strong>haltung in<br />
Zucht und Sport keinen Sinn. Das Gestüt<br />
Lewitz züchtet Sportpferde. Diese können<br />
nur nach guter Aufzucht und Haltung auch<br />
Leistungen zeigen. Die Erfolge des Gestüts<br />
sprechen eine deutliche Sprache. 2011<br />
stellte das Gestüt als Züchter den Bundes-<br />
Sieger bei den 5-jährigen und den 6-jährigen<br />
Springpferden, wie auch bereits 2010 bei<br />
den 6-jährigen Springpferden, und mehrere<br />
seiner Junghengste wurden prämiert<br />
(Redefin [M/V], Oldenburg, Hannover).<br />
Das Gestüt stellt 90 Prozent seines<br />
Futterbedarfes selbst her und hält die <strong>Pferde</strong><br />
in einer für das Herdentier artgerechten<br />
Gruppenhaltung. Den 3500 <strong>Pferde</strong>n des<br />
Die Laufställe des Gestüts bieten den <strong>Pferde</strong>n optimale Bedingungen.<br />
Gesamtgestütes stehen über 2000 ha<br />
Grünland zur Verfügung. Von industrieller<br />
Tierhaltung kann dabei <strong>nicht</strong> die Rede sein.<br />
Eine vorbeugende Impfung gegen<br />
die bei Fohlen weltweit leider recht<br />
häufig auftretende Infektion mit<br />
R. equi würde einen großen<br />
Fortschritt in der Tiermedizin<br />
darstellen. Das Gestüt Lewitz und<br />
der Impfstoff-Hersteller Intervet<br />
wollen ihren konstruktiven Beitrag<br />
dazu leisten.<br />
18 19
Eine rundum gute Sache<br />
• Rhodococcus equi ist für Fohlen<br />
eine ernsthafte Bedrohung.<br />
• Der von Intervet entwickelte<br />
Lebendimpfstoff wirkt.<br />
• Der Impfstoff kann weder<br />
Menschen, noch <strong>Pferde</strong> oder andere<br />
Tiere krank machen.<br />
• Die Fohlen müssen wegen der<br />
Untersuchung <strong>nicht</strong> <strong>leiden</strong>.<br />
• Für die Umwelt entsteht kein<br />
zusätzliches Risiko.<br />
Haben Sie weitere Fragen? Kontaktieren Sie uns.<br />
E-Mail: <strong>info</strong>@intervet.com<br />
Photos auf Seite 3 & 4 mit Genehmigung von Dr. Monica Venner<br />
Herausgeber:<br />
Intervet International bv, Wim de Körverstraat 35, P.O. Box 31, NL-5830 AA Boxmeer, Niederlande<br />
März 2013