Der Schärdinger ERFINDERGEIST - Berglandmilch
Der Schärdinger ERFINDERGEIST - Berglandmilch
Der Schärdinger ERFINDERGEIST - Berglandmilch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
INTERVIEW<br />
„Volatile Märkte<br />
bergen Risiken“<br />
BAUERNBUNDDIREKTOR JOHANNES ABENTUNG IM GESPRÄCH<br />
Fotos: Österreichischer Bauernbund<br />
DER SCHÄRDINGER: Wie beurteilt der<br />
Bauernbund die weitere Entwicklung der heimischen<br />
Milchwirtschaft nach dem Wegfall<br />
der Milchquoten ab 2015?<br />
Johannes Abentung: Das bringt Bewegung<br />
in den Markt. Experten erwarten ein Plus von<br />
etwa zwei Prozent pro Jahr. Eine Herausforderung<br />
für die Verarbeitung ist die intelligente<br />
Vermarktung und dass man sich nicht<br />
gegenseitig die Lieferanten abwirbt. Andererseits<br />
fällt die Superabgabe, zuletzt immerhin<br />
30 Millionen Euro. Auch das bringt ein Wertschöpfungsplus<br />
für die Bauern.<br />
Was brauchen die Milchbauern derzeit am<br />
dringendsten?<br />
In manchen Regionen hat die Flut den ersten<br />
Schnitt vernichtet, Wiesen und Weiden sind<br />
durch Geröll und angeschwemmtes Holz verschmutzt.<br />
Solcherart betroffene Höfe brauchen<br />
nun rasch Hilfe. Mittelfristig müssen<br />
wir die nächste GAP-Periode 2014 bis 2020<br />
unter Dach und Fach bringen. Gelder in derselben<br />
Höhe wie bisher wurden bereits gesichert.<br />
Das ist ein großer Erfolg für den Bauernbund,<br />
war doch noch 2012 von massiven<br />
Kürzungen des EU-Agrarbudgets um bis zu<br />
30 Prozent die Rede.<br />
Jeder Euro aus Brüssel<br />
wird weiterhin abgeholt<br />
und verdoppelt, daran<br />
wird nicht gerüttelt. Voraussetzung<br />
dafür ist, dass<br />
die ÖVP weiterhin in der<br />
Regierung sitzt. Langfristig<br />
ist neben dem Verlust<br />
an Agrarfläche durch Verbauung<br />
die steigende Kreditabhängigkeit der<br />
Bauern ein Problem.<br />
Das Thema Almflächenerhebung erzürnt derzeit<br />
Bergbauern vor allem in den westlichen<br />
Bundesländern. Wann rechnen Sie mit einer<br />
endgültigen Lösung der Misere?<br />
Die SOKO Alm mit Franz Fischler war eine<br />
gute Entscheidung. Sie soll offene Fälle aus<br />
früheren Jahren klären. Für 2013 klären<br />
Kammer und AMA nach SOKO-Plan die<br />
Futterfläche gemeinsam mit den Bauern. Das<br />
soll Rechtssicherheit bringen. Ich bin vorsichtig<br />
optimistisch, dass das System bis zum<br />
Sommer tragfähig neu aufgestellt werden<br />
kann.<br />
Wie kann die Politik speziell den Milchbauern<br />
helfen?<br />
Notwendig für die bäuerlichen Familienbetriebe<br />
sind Planungssicherheit, stabile Rahmenbedingungen<br />
und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
sowie die Qualitätsförderung. Um<br />
Volatilitäten abzufedern, brauchen wir weiterhin<br />
das Sicherheitsnetz der EU-Mittel.<br />
Eine starke Investförderung soll die Innovationskraft<br />
der Bauern verstärken. Bei der Tierhaltung<br />
sind nationale Alleingänge gefährlich,<br />
weil die Konkurrenzfähigkeit enorm<br />
leidet.<br />
Die Flucht zu Verarbeitern im benachbarten<br />
Ausland ist neuerdings nicht nur eine Ausnahmeerscheinung<br />
von Milchrebellen. Unter<br />
der Schirmherrschaft des früheren Agrarlandesrates<br />
von Tirol, Anton Steixner, wollen<br />
knapp 200 Tirol-Milch-Lieferanten zu einer<br />
Molkerei in Südtirol wechseln. Ihre Meinung<br />
dazu?<br />
Daran sieht man die Dynamik am Milchmarkt,<br />
die in jedem Kuhstall angekommen<br />
ist. Möge die Wechselfreudigkeit der Bauern<br />
auch langfristig belohnt werden. Leider gab<br />
es negative Erfahrungen, wo langfristige Lieferbeziehungen<br />
leichtfertig für einen verlockenden<br />
Milchpreises aufgegeben wurden.<br />
Die Freie Milch Austria als Milchsammel -<br />
unternehmen einiger Hundert Milchrebellen<br />
zahlte zuletzt ihren Lieferanten weit weniger<br />
für Milch als alle namhaften Genossenschaftsmolkereien.<br />
Welche Schlüsse muss<br />
man daraus ziehen?<br />
Das Problem der Freien Milch ist, dass sie<br />
sich auf den Spot-Märkten bewegt. Volatile<br />
Märkte bergen Risiken, die dann wohl auch<br />
die Bauern auszubaden haben.<br />
Welche Hausaufgaben muss Österreichs<br />
Milchwirtschaft dringend angehen? Und gibt<br />
aufgrund der wachsenden Nachfrage nach<br />
Milch nicht auch enorme Chancen?<br />
Österreich hat die Schweiz überholt und<br />
ist Käse-Exportweltmeister. Wichtig<br />
wäre die Einrichtung eines Branchenverbandes<br />
zur Bündelung der Kräfte – auch<br />
gegenüber dem Handel, der die Kostensituation<br />
der Bauern nicht ignorieren darf.<br />
Gebündelte Rohmilchanlieferungen oder<br />
Überschussverwertungen wären höchst<br />
sinnvoll. Bei geschickter Vermarktung lebt<br />
der Milchstandort Österreich auch in<br />
Zukunft von der unvergleichlichen<br />
Qualität der Produkte.<br />
4 Mit <strong>Schärdinger</strong> lässt sich's leben.