zur Ophase - Fachschaft Informatik
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Uni und Studium Das Wesen der Informatik Andreas Marc Klingler Eine kleine Geschichte über das Wesen der Informatik. Das Wesen der Informatik ist nun seit jeher das Logo der Fachschaft Informatik. Ein kleines Baby, das mit einem unschuldigen Grinsen auf einem Hocker sitzt – mit einem Maschinengewehr in der Hand. Einige Leute haben mit Verwunderung nachgefragt, was das denn soll. Hier ist die Antwort: Das Wesen der Informatik ist alt. Das sage ich nur, um eines klarzustellen: Das Wesen hat nichts mit Egoshootern zu tun. Die gab es damals nämlich noch gar nicht, vielleicht ähnliche Spiele, aber der Hype war mit Sicherheit nicht so groß wie heute. Was passiert, wenn man einem Baby ein Maschinengewehr in die Hand drückt? Es spielt damit rum, ohne zu wissen, was es eigentlich tut. Als es 1986 vom damaligen Chefredakteur Andreas Zeller des Inforz aufgegriffen wurde, war dies eigentlich unbeabsichtigt. Man suchte einen neuen Titelschriftzug für das Inforz, man hatte noch eine Grafik übrig und packte das Wesen provokant auf die Titelseite. Einige Leute beschwerten sich und man erklärte ihnen, das Wesen stünde für die Gefahren der noch so „jungen“ Informatik. So wurde das Wesen mit der Zeit auch zum offiziellen Maskottchen der Fachschaft Informatik. Im Jahr 2012 haben wir hier in Darmstadt Feierlichkeiten zu 40 Jahren Informatik in Deutschland. 40 Jahre, damit ist die Informatik im Vergleich zu anderen Wissenschaften (Physik (Newton), Biologie (Darwin), Philosophie (Sokrates)) wirklich recht jung. Außerdem kann wohl niemand die Konsequenzen richtig abschätzen, die diese Wissenschaft mit sich bringt. Es geht in der Informatik meistens darum, Probleme einfacher und effizienter automatisch zu losen als bisher. Zu wenig denkt man daran, dass sich dadurch neue, unerwartete Möglichkeiten bieten, die in den Händen der falschen Leute durchaus gefährlich sein können. Und das, obwohl es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Was hat uns die Informatik gebracht? Wir können auf passive RFID-Chips Daten speichern, sogar in unserem Körper oder denen unserer Haustiere. Wir können alle Einkäufe im Internet erledigen und müssen nicht mehr vor die Tür. Wir haben fast alle Kommunikation ins Internet ausgelagert und verbringen im Durchschnitt täglich zwei Stunden am Computer. Wir können Verbrecher überwachen und so die Gesellschaft schützen. Oder sie hinter Türen sperren, die mit biometrischen Sicherheitsverfahren für Unbefugte unpassierbar gemacht wurden. Aber: Machen wir wirklich alles richtig? • Röntgengerät Therac-25: Inkorrekte Strahlungsdosierung des Computers. Mehrere Patienten wurden verstrahlt oder starben. < 16 Inforz zur Ophase 2012
Uni und Studium • At&T Telefonnetz: Switches stören sich nach einem Neustart durch gegenseitiges „Pingen“ und das Netz bricht zusammen. • Airbus Crash 1993: Bodenkontakt wird nicht korrekt erkannt und die Bremsung erfolgt zu spät. • Ariane Flug 501: Rakete „zu schnell“ für den gewählten Datentyp. $500.000.000 Schaden. Diese Auflistung ließe sich noch lange fortsetzen, Sachschäden und Tote aufsummieren. Doch wo liegt die Schuld? Trägt nicht jeder Informatiker eine Verantwortung für sein Handeln? Auch im kleinen Maßstab sollten wir uns der gesellschaftlichen Auswirkungen unserer Programme, Produkte TU München und Innovationen bewusst sein. So beispielsweise beim Datenschutz, wenn wir die Gefahr des „gläsernen“ Bürgers einzuschätzen versuchen. Oder bei der Sicherheit, wenn wir neue Kommunikationsnetze konzipieren. Wäre der „Arabische Frühling“ ohne das Internet ebenso rasant über den Nahen Osten hereingebrochen? Egal ob A- riane, Arabien oder das anarchistische Anonymous-Kollektiv: Ethisch verantwortlich handeln kann nur, wer sich der langfristigen sozialen und politischen Auswirkungen einer so mächtigen Disziplin wie der Informatik bewusst wird. Andreas Marc Klingler überarbeitet von Patrick Toschka und Martin Tschirsich Inforz zur Ophase 2012 xkcd.com 17 >
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Das Wesen der <strong>Informatik</strong><br />
Andreas Marc Klingler<br />
Eine kleine Geschichte über das<br />
Wesen der <strong>Informatik</strong>.<br />
Das Wesen der <strong>Informatik</strong> ist nun seit jeher<br />
das Logo der <strong>Fachschaft</strong> <strong>Informatik</strong>. Ein<br />
kleines Baby, das mit einem unschuldigen<br />
Grinsen auf einem Hocker sitzt – mit einem<br />
Maschinengewehr in der Hand. Einige Leute<br />
haben mit Verwunderung nachgefragt, was<br />
das denn soll. Hier ist die Antwort:<br />
Das Wesen der <strong>Informatik</strong> ist alt. Das sage<br />
ich nur, um eines klarzustellen: Das Wesen<br />
hat nichts mit Egoshootern zu tun. Die gab es<br />
damals nämlich noch gar nicht, vielleicht<br />
ähnliche Spiele, aber der Hype war mit Sicherheit<br />
nicht so groß wie heute. Was passiert,<br />
wenn man einem Baby ein Maschinengewehr<br />
in die Hand drückt? Es spielt damit<br />
rum, ohne zu wissen, was es eigentlich tut.<br />
Als es 1986 vom damaligen Chefredakteur<br />
Andreas Zeller des Inforz aufgegriffen wurde,<br />
war dies eigentlich unbeabsichtigt. Man<br />
suchte einen neuen Titelschriftzug für das Inforz,<br />
man hatte noch eine Grafik übrig und<br />
packte das Wesen provokant auf die Titelseite.<br />
Einige Leute beschwerten sich und man<br />
erklärte ihnen, das Wesen stünde für die Gefahren<br />
der noch so „jungen“ <strong>Informatik</strong>. So<br />
wurde das Wesen mit der Zeit auch zum offiziellen<br />
Maskottchen der <strong>Fachschaft</strong> <strong>Informatik</strong>.<br />
Im Jahr 2012 haben wir hier in Darmstadt<br />
Feierlichkeiten zu 40 Jahren <strong>Informatik</strong> in<br />
Deutschland. 40 Jahre, damit ist die <strong>Informatik</strong><br />
im Vergleich zu anderen Wissenschaften<br />
(Physik (Newton), Biologie (Darwin), Philosophie<br />
(Sokrates)) wirklich recht jung. Außerdem<br />
kann wohl niemand die Konsequenzen<br />
richtig abschätzen, die diese Wissenschaft<br />
mit sich bringt. Es geht in der <strong>Informatik</strong><br />
meistens darum, Probleme einfacher und effizienter<br />
automatisch zu losen als bisher. Zu<br />
wenig denkt man daran, dass sich dadurch<br />
neue, unerwartete Möglichkeiten bieten, die<br />
in den Händen der falschen Leute durchaus<br />
gefährlich sein können. Und das, obwohl es<br />
auf den ersten Blick nicht so aussieht.<br />
Was hat uns die <strong>Informatik</strong> gebracht?<br />
Wir können auf passive RFID-Chips Daten<br />
speichern, sogar in unserem Körper oder denen<br />
unserer Haustiere. Wir können alle Einkäufe<br />
im Internet erledigen und müssen<br />
nicht mehr vor die Tür. Wir haben fast alle<br />
Kommunikation ins Internet ausgelagert und<br />
verbringen im Durchschnitt täglich zwei<br />
Stunden am Computer. Wir können Verbrecher<br />
überwachen und so die Gesellschaft<br />
schützen. Oder sie hinter Türen sperren, die<br />
mit biometrischen Sicherheitsverfahren für<br />
Unbefugte unpassierbar gemacht wurden.<br />
Aber: Machen wir wirklich alles<br />
richtig?<br />
• Röntgengerät Therac-25:<br />
Inkorrekte Strahlungsdosierung des Computers.<br />
Mehrere Patienten wurden verstrahlt<br />
oder starben.<br />
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