Klinoskop 3/2010 - Klinikum Chemnitz
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Leben ist Leiden, Geburt führt zum Tod, schrieb Henry Kissinger. Auch die modernste Medizintechnik wird daran nichts ändern. Foto: Dynamic Graphics<br />
Zwischen Qualität und Belastung<br />
Betreuung sterbender Patienten im <strong>Klinikum</strong> <strong>Chemnitz</strong><br />
Von Mitte September bis Anfang Dezember<br />
2009 habe ich in einem Praktikum in<br />
der Pflegedirektion auf mehreren Stationen<br />
der Standorte Flemmingstraße, Küchwald<br />
und Dresdner Straße eine Befragung durchgeführt.<br />
In Zusammenarbeit mit der Pallia<br />
tive-Care-Arbeitsgruppe des <strong>Klinikum</strong>s sollte<br />
erfasst werden, wie sterbende Patienten<br />
und deren Angehörige auf den Stationen<br />
betreut werden und ob es Wünsche oder<br />
Anregungen gibt. Insgesamt nahmen 59<br />
Pflegekräfte und 15 Ärzte von 38 Stationen<br />
teil. Die Teilnehmenden wurden befragt, wie<br />
sie die Betreuung der sterbenden Patienten<br />
und ihrer Angehörigen auf ihrer Station<br />
einschätzen.<br />
sehr gut<br />
Einschätzung der Betreuung der Patienten und<br />
Angehörigen auf Station als ...<br />
(Angaben in %, M ehrfachnennungen enthalten)<br />
gut<br />
angemessen<br />
schlecht<br />
5<br />
12<br />
Wunsch nach Zeit und Personal<br />
Einige Teilnehmer gaben an, dass die Qualität<br />
der Betreuung oft von der jeweiligen<br />
räumlichen und personellen Situation abhängig<br />
und deshalb nicht immer gleich ist.<br />
Als Anregungen oder Vorschläge für die<br />
Betreuung wurden mehr Zeit sowie Personal<br />
für die intensive Betreuung und ein<br />
Psychologe als Ansprechpartner für Patien-<br />
35<br />
53<br />
ten, Angehörige und Personal genannt. Des<br />
Weiteren wurde der Wunsch nach mehr Einzelzimmern<br />
beziehungsweise nach einem<br />
Raum für die Abschiednahme auf Station<br />
mit der entsprechenden Gestaltung geäußert.<br />
In einem weiteren Punkt der Befragung<br />
sollten die Mitarbeiter die eigene Belastung<br />
durch die Betreuung von sterbenden Patienten<br />
und deren Angehörigen einschätzen.<br />
Einschätzung der persönlichen Belastung durch die Betreuung<br />
von sterbenden Patienten und ihren Angehörigen<br />
(Angaben in %, Mehrfachnennungen enthalten)<br />
sehr belastet<br />
belastet<br />
weniger belastet<br />
nicht belastet<br />
keine Angaben zur Frage<br />
Ich fühle mich ...<br />
7<br />
Rituale in der Betreuung<br />
8<br />
Viele Befragte äußerten, dass die Belastung<br />
nicht immer gleich empfunden wird.<br />
Hier ist neben dem Alter des Patienten und<br />
dem Krankheitsbild auch von Bedeutung,<br />
wie lang man die Person kennt. Für viele ist<br />
ebenso wichtig, wie gut man den Patienten<br />
und seine Angehörigen begleiten konnte:<br />
„Wenn man den Patienten seinen Wünschen<br />
entsprechend gut betreuen konnte, dann ist<br />
Gibt es auf Ihrer Station Rituale wenn ein Patient<br />
verstorben ist?<br />
die Situation weniger belastend. Wenn aber<br />
der Patient noch nicht soweit ist oder die<br />
Betreuung nicht entsprechend ist, dann ist<br />
Rituale sind vorhanden<br />
es schon sehr belastend.“ Die Möglichkeit,<br />
46%<br />
Rituale sind nicht<br />
Rituale 30% in die Betreuung sterbender vorhanden Pati-<br />
Rituale sind teilweise<br />
enten einfließen zu lassen, vorhanden wurde in einem<br />
23%<br />
1%<br />
14<br />
35<br />
keine Angaben zur Frage<br />
42<br />
Einschätzung der persönlichen Belastung durch die Betreuung<br />
von sterbenden Patienten und ihren Angehörigen<br />
(Angaben in %, Mehrfachnennungen enthalten)<br />
sehr belastet<br />
belastet<br />
weniger belastet<br />
nicht belastet<br />
keine Angaben zur Frage<br />
Ich fühle mich ...<br />
7<br />
letzten Teil der Untersuchung erfragt. Der<br />
Einsatz von Ritualen erfolgt individuell,<br />
nach den Wünschen der Patienten und Angehörigen.<br />
So werden dem Patienten die<br />
Hände gefaltet, oder es werden Blumen oder<br />
persönliche Gegenstände (Fotos, Talisman)<br />
in die Hände gegeben, ein kleines Licht wird<br />
aufgestellt.<br />
30%<br />
Neben den Ärzten und dem Pflegepersonal<br />
der Station werden nach Patientenwunsch<br />
und Bedarf noch andere Berufsgruppen in<br />
die Betreuung mit einbezogen. Den größten<br />
Anteil haben die Seelsorge und der Sozialdienst.<br />
In Einzelfällen werden auch Hospizdienste<br />
genutzt. Wer sich noch mehr zum<br />
Thema Palliative Care informieren möchte,<br />
dem steht die Arbeitsgruppe des <strong>Klinikum</strong>s<br />
gern zur Verfügung. Die gesamten Ergebnisse<br />
der Befragung können im Klinikportal<br />
nachgelesen werden.<br />
Sandra Neßmann<br />
Studentin Fachbereich Gesundheits-<br />
management<br />
Westsächsische Hochschule Zwickau (FH)<br />
8<br />
Gibt es auf Ihrer Station Rituale wenn ein Patient<br />
verstorben ist?<br />
23%<br />
1%<br />
46%<br />
14<br />
35<br />
Rituale sind vorhanden<br />
42<br />
Rituale sind nicht<br />
vorhanden<br />
Rituale sind teilweise<br />
vorhanden<br />
keine Angaben zur Frage