Expertenstandard Schmerz
Expertenstandard Schmerz
Expertenstandard Schmerz
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31.08.2011<br />
•Das <strong>Schmerz</strong>management in der<br />
Pflege – unter Berücksichtigung des<br />
<strong>Expertenstandard</strong>s<br />
•Herausforderung: Palliative Pflege<br />
<strong>Schmerz</strong>definition<br />
•„<strong>Schmerz</strong> ist das, was der Betroffene über die<br />
<strong>Schmerz</strong>en mitteilt. Sie sind vorhanden, wenn<br />
der Patient mit <strong>Schmerz</strong>en sagt, das er<br />
<strong>Schmerz</strong>en hat.“<br />
•„<strong>Schmerz</strong> ist eine unangenehme sensorische<br />
und gefühlsmäßige Erfahrung, die mit akuter<br />
oder potenzieller Gewebsschädigung<br />
einhergeht, oder in Form solcher Schädigung<br />
beschrieben wird.“<br />
Tabea Kaiser<br />
1<br />
Tabea Kaiser<br />
2<br />
Aussagen des <strong>Expertenstandard</strong>s zur<br />
Zielsetzung:<br />
Auszug aus dem <strong>Expertenstandard</strong>:<br />
- Neben der Entwicklung von Pflegequalität<br />
soll der spezifische Beitrag der Pflege in<br />
zentralen Fragen der Gesundheitsversorgung<br />
geklärt werden<br />
- Außerdem werden Qualitätsindikatoren<br />
zur Sicherung der Pflegequalität<br />
festgelegt<br />
„Der vorliegende <strong>Expertenstandard</strong><br />
beschreibt den pflegerischen Beitrag<br />
zum <strong>Schmerz</strong>management und hat<br />
zum Ziel, die <strong>Schmerz</strong>wahrnehmung<br />
der Pflegefachkräfte zu verbessern<br />
und so die Zeit zwischen dem<br />
Auftreten von <strong>Schmerz</strong>en und deren<br />
Linderung deutlich zu verkürzen.“<br />
Tabea Kaiser<br />
3<br />
Tabea Kaiser<br />
4<br />
Auszug aus dem <strong>Expertenstandard</strong>:<br />
„Jeder Patient mit akuten oder<br />
tumorbedingten chronischen<br />
<strong>Schmerz</strong>en sowie zu erwartenden<br />
<strong>Schmerz</strong>en erhält ein angemessenes<br />
<strong>Schmerz</strong>management, das dem<br />
entstehen von <strong>Schmerz</strong>en vorbeugt,<br />
sie auf ein erträgliches Maß reduziert<br />
oder beseitigt.“<br />
Ein konsequentes <strong>Schmerz</strong>management bei<br />
akuten <strong>Schmerz</strong>en dient auch der<br />
Verhinderung einer <strong>Schmerz</strong>chronifizierung.<br />
Akuter <strong>Schmerz</strong><br />
Chronischer <strong>Schmerz</strong><br />
Tabea Kaiser<br />
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Tabea Kaiser<br />
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1
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nozizeptiv<br />
<strong>Schmerz</strong>typen<br />
neuropathisch<br />
Der <strong>Expertenstandard</strong> geht insbesondere<br />
auf folgende Patientengruppen ein:<br />
Somatisch<br />
In Knochen,<br />
Gelenken<br />
Dumpf, drückend,<br />
stechend, gut<br />
lokalisierbar<br />
viszeral<br />
Dumpf,<br />
krampfartig, oft<br />
kolikartig, schlecht<br />
lokalisierbar<br />
Neuralgieform:<br />
einschießend,<br />
elektrisierend<br />
Schädigung /<br />
Irritationen des<br />
Nervensystems<br />
Dauerschmerz,<br />
brennend,<br />
kribbelnd,<br />
Deafferenzierungs<br />
schmerz<br />
• An Demenz erkrankte Patienten<br />
• Patienten im Koma<br />
• Beatmete Patienten<br />
• Kinder und Säuglinge<br />
• Angehörige, als Bezugspersonen und Mitbetroffene<br />
Dauerschmerz,<br />
oft mit<br />
bewegungsabhängigem<br />
<strong>Schmerz</strong><br />
Vegetative<br />
Begleitsymptome<br />
Meist mit neurologischen<br />
Störungen einhergehend<br />
Tabea Kaiser<br />
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Tabea Kaiser<br />
8<br />
Struktur<br />
Prozess<br />
Ergebnis<br />
Die Pflegefachkraft<br />
verfügt über das<br />
notwendige Wissen zur<br />
systematischen<br />
<strong>Schmerz</strong>einschätzung.<br />
Instrumente zur<br />
Einschätzung +<br />
Dokumentation sind<br />
vorhanden<br />
PFK<br />
• erhebt zu Beginn<br />
des pflegerischen<br />
Auftrages, ob der<br />
Patient <strong>Schmerz</strong>en<br />
hat.<br />
•Befragt alle Pat. bei<br />
Aufnahme<br />
•Führt bei <strong>Schmerz</strong>en<br />
systematische<br />
Ersteinschätzung<br />
durch<br />
•Wiederholt<br />
<strong>Schmerz</strong>einschätzung<br />
regelmäßig<br />
Eine aktuelle,<br />
systematische<br />
<strong>Schmerz</strong>einschätzung<br />
und Verlaufskontrolle<br />
liegen vor.<br />
Die VAS gilt als die am Besten<br />
evaluierteste Skala und ist auch bei<br />
leicht kognitiv eingeschränkten<br />
Patienten einsetzbar.<br />
Tabea Kaiser 9<br />
Tabea Kaiser<br />
10<br />
Numerische Ratingskala<br />
(NRS)<br />
VRS – verbale Ratingskala<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Kein<br />
<strong>Schmerz</strong><br />
Maximal<br />
vorstellbarer<br />
<strong>Schmerz</strong><br />
• Sehr starker,<br />
unerträglicher<br />
<strong>Schmerz</strong>,<br />
• Starker <strong>Schmerz</strong><br />
• Mittelstarker <strong>Schmerz</strong><br />
• Leichter <strong>Schmerz</strong><br />
Wichtig:<br />
Immer die<br />
gleiche<br />
Wortwahl<br />
wählen!<br />
• Kein <strong>Schmerz</strong><br />
Tabea Kaiser<br />
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Tabea Kaiser<br />
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Wenn Patienten bei Abfrage der<br />
<strong>Schmerz</strong>intensität einen Wert von<br />
mehr als 3/10 auf der NRS angeben,<br />
sollte die <strong>Schmerz</strong>therapie<br />
eingeleitet bzw. die Therapie<br />
angepasst werden.<br />
Tabea Kaiser<br />
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<strong>Schmerz</strong>erfassung<br />
Lokalisation<br />
Intensität<br />
Sensorische Empfindungen<br />
Zeitliche Entwicklung<br />
<strong>Schmerz</strong>verstärkende und schmerzreduzierende<br />
Faktoren<br />
Auswirkungen auf das Alltagsleben<br />
Bisherige Therapien<br />
Begleitsymptome<br />
Information über das soziale Umfeld<br />
Tabea Kaiser<br />
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Beachte:<br />
Folgende Faktoren haben immer Einfluss auf das<br />
<strong>Schmerz</strong>geschehen!<br />
- Physische (Kraftlosigkeit, Schlaflosigkeit, Erbrechen)<br />
- Psychische (Angst, Depressionen)<br />
- Soziale (Rollen, Beziehung, Arbeitsunfähigkeit)und<br />
- Spirituelle (Religiösität, Gottesbild, Leiden,<br />
Schuldgefühle) Faktoren<br />
BESD – Beurteilung von <strong>Schmerz</strong>en bei Demenz<br />
• Atmung normal (0), gelegentlich angestrengt, kurze<br />
Phasen von Hyperventilation (1), lautstark angestrengt, lange<br />
Phasen von Hyperventilation (2)<br />
• Negative Lautäußerung keine (0), gelegentliches<br />
stöhnen oder ächtzen, sich leise negativ oder missbilligend<br />
äußern (1), wiederholt beunruhigt rufen, laut stöhnen, weinen<br />
(2)<br />
• Gesichtsausdruck lächelnd, nichtssagend (0), traurig,<br />
ängstlich, sorgenvoll (1), grimassierend (2)<br />
• Körpersprache entspannt (0), angespannt, nervös hin u.<br />
hergehen, nesteln (1), Körpersprache starr, geballte<br />
Fäuste…(2)<br />
• Trost nicht notwendig (0), ablenken oder beruhigen möglich<br />
(1), trösten, ablenken, beruhigen nicht möglich(2)<br />
Tabea Kaiser<br />
15<br />
Tabea Kaiser<br />
16<br />
Struktur<br />
Prozess<br />
Ergebnis<br />
Prinzipien der medikamentösen<br />
Die Einrichtung<br />
verfügt über eine<br />
interproffessionelle<br />
Verfahrensregelung<br />
zur medik.<br />
<strong>Schmerz</strong>therapie<br />
PFK<br />
•Holt spätestens bei<br />
<strong>Schmerz</strong>en >3<br />
NRS/VAS ärztl.<br />
Anordnung ein bzw.<br />
setzt<br />
Verfahrensregelung<br />
um<br />
Patient ist<br />
schmerzfrei<br />
bzw. hat<br />
<strong>Schmerz</strong>en<br />
von max. 3/10<br />
NRS/VAS<br />
<strong>Schmerz</strong>therapie<br />
Auswahl der Medikamente nach dem WHO-Stufenplan<br />
Individuelle Analgetikadosierung – Verlaufskontrolle/Symptomkontrolle<br />
Verabreichen der Medikamente ohne zeitlichen Verzug<br />
•Überprüft<br />
Behandlungserfolg<br />
Verabreichen nach festem Zeitschema<br />
Tabea Kaiser<br />
•Sorgt bei zu<br />
erwartenden<br />
<strong>Schmerz</strong>en<br />
präventiv für ein<br />
adäquates<br />
Analgesieverfahren<br />
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Bedarfsmedikation mit nichtretardierten Opiaten (1/6 bis 1/10<br />
der Tagesdosis) anordnen<br />
Nebenwirkungen beachten, Anordnungen prohylaktisch<br />
einholen<br />
Tabea Kaiser<br />
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Vorbeugung und Behandlung von<br />
schmerzmittelbedingten Nebenwirkungen<br />
Struktur<br />
PFK kennt<br />
schmerzmittelbedingte<br />
NW,<br />
deren Prophylaxe<br />
und Behandlungsmöglichkeiten<br />
Prozess<br />
Pflegekraft führt<br />
– in Absprache<br />
mit dem Arzt –<br />
Maßnahmen zur<br />
Prophylaxe und<br />
Behandlung von<br />
NW durch<br />
Ergebnis<br />
<strong>Schmerz</strong>mittelbedingte<br />
NW<br />
wurden<br />
verhindert bzw.<br />
behandelt<br />
Nebenwirkungen der Opiate:<br />
Es kommt immer zu Obstipation<br />
Es kommt häufig zu Übelkeit, Erbrechen und Sedierung<br />
- An diese Symptome gibt es nach 4-6 Tagen eine<br />
Gewöhnung. Diese Symptome lassen nach.<br />
Es kommt selten zu<br />
Verwirrtheit, Halluzination, Albträume<br />
Schwitzen, Juckreiz, Harnverhalt<br />
Myoklonien und Atemdepression sind häufig Zeichen<br />
einer Überdosierung<br />
Tabea Kaiser<br />
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Tabea Kaiser<br />
20<br />
Therapieplan: 51J, Bronchialkarzinom, Knochenmetastasen,<br />
Einsatz von Koanalgetika<br />
Pleurakarzinose, Infiltration Plexus brachialis WHO Stufe 3<br />
Hydromorphon 2 x 16mg<br />
• Bei einschießenden neuropathischen <strong>Schmerz</strong>en<br />
kommen Antikonvulsiva (Lyrica, Neurontin) zum<br />
Einsatz<br />
• Bei brennenden neuropathischen <strong>Schmerz</strong>en<br />
werden Antidepressiva (Saroten, Cymbalta)<br />
eingesetzt<br />
• Bei Nervenkompression, Leberkapselschmerz und<br />
Hirndruck kommen Kortikosteroide (Fortecotin,<br />
Dexamethason) zum Einsatz<br />
Novalgin 4 x 30 Trpf.<br />
Lyrica 2 x 75 mg<br />
Dexamethason 4 mg morgens<br />
Nexium 20 mg<br />
Haldol 3 x 5 Trpf. buccal<br />
Paspertin 3 x 30 Trpf.<br />
Movicol 1-2 Btl / Tag<br />
Laxoberal 20 Trpf.<br />
Bei Bedarf: 1(-2) Kps. Palladon akut 1,3 mg<br />
Tabea Kaiser<br />
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Tabea Kaiser<br />
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Symptomkontrolle in der Finalphase<br />
• <strong>Schmerz</strong>en<br />
• Dyspnoe (Morphine)<br />
• Angst (Benzodiazepine wie: Tavor exped.)<br />
• Verwirrtheit / Delirantes Syndrom<br />
• Dehydratation<br />
• Death Rattle (Scopolamin)<br />
Ein auf die aktuellen Symptome<br />
reduzierter Therapieplan sollte<br />
angestrebt werden.<br />
Literaturhinweise<br />
•Palliativmedizin – Grundlagen und Praxis 4. Auflage von Huseboe & Klaschik<br />
Springer Verlag<br />
•Taschenbuch der <strong>Schmerz</strong>therapie 3.Auflage - Zenz, Strumpf, Willweber-Strumpf<br />
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart<br />
•Anästhesie/Intensivmedizin/Intensivpflege 2.Auflage Leo Latsch / Eva Knipfer<br />
-Urban & Fischer<br />
•<strong>Expertenstandard</strong> <strong>Schmerz</strong>management in der Pflege - Deutsches Netzwerk für<br />
Qualitätsentwicklung in der Pflege – Hrsg.<br />
•Tabellen zur Symptomkontrolle - Herbert Kaiser -; Schriftenreihe des Vereins zur<br />
Förderung des Hospizes am Städtischen Klinikum Gütersloh – Nr.2<br />
•Thiemes Plege 10. Auflage<br />
•Dr.med.Holger Baust in Via medici 3.2007 (Mit Weidenrinde,Mohn u. Spucke)<br />
•Symptomorientierte <strong>Schmerz</strong>behandlung und Therapie bei Tumorpatienten im<br />
Erwachsenen - und Kindesalter - Dr.med.H-J.Willenbrink<br />
Tabea Kaiser<br />
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Tabea Kaiser<br />
2<br />
4<br />
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