Das pädiatrische Komitee und die Prüfpläne - Pädiatrix

Das pädiatrische Komitee und die Prüfpläne - Pädiatrix Das pädiatrische Komitee und die Prüfpläne - Pädiatrix

18.11.2014 Aufrufe

Quelle: NASA/bmp Ein Jahr ist es nun her, dass am 26. Januar 2007 die lang ersehnte neue Kinderarzneimittelverordnung (EU 1901/2006) in Kraft getreten ist. Zwar wurde schon 2000 der dringende Handlungsbedarf vom Europäischen Parlament festgestellt, doch erst sieben Jahre später war es so weit. Der Kern dieses Beschlusses: Bei Antrag auf Zulassung für neue Arzneimittel muss der Antragsteller in Zukunft ein pädiatrisches Prüfkonzept (Paediatric Investigation Plans, PIP) durch einen speziellen Pädiatrieausschuss, das „pädiatrische Komitee“ genehmigen lassen (siehe Pädiatrix 1/2006, Seiten 30 bis 33, und 5/2006, Seiten 23 bis 27). Das pädiatrische Komitee tagte erstmals Anfang Juli. Es setzt sich aus je einem Hauptmitglied eines jeden EU-Mitgliedstaates zusammen (27) plus jeweils einem Vertreter. Deutschland wird durch Dr. Dirk Mentzer, Referatsleiter Pharmakovigilanz des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Langen, vertreten. Anlässlich des 35. Herbst-Seminar-Kongresses 2007 des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V., Bad Orb, berichtete Mentzer über den aktuellen Stand und den Einfluss der Kinderarzneimittelverordnung auf die Umsetzung der Pharmakovigilanz bei Kindern. Das pädiatrische Komitee und die Prüfpläne Einmal monatlich tagt das pädiatrische Komitee, dessen Kernaufgabe die Bearbeitung der etwa 30 pädiatrischen Prüfpläne ist, die von den Firmen monatlich vorgelegt werden. Darin stellen die Firmen dar, wie sie ihren für die Zulassung vorgesehenen Wirkstoff in klinischen Studien bei Kindern prüfen wollen. Sollten Arzneimittel für Kinder nicht vorgesehen sein oder möchte der Hersteller einen Aufschub der klinischen Studien für Kinder erwirken, muss er dies entsprechend begründen. Das pädiatrische Komitee prüft den Antrag, stimmt dem Prüfplan zu oder fordert das Unternehmen auf, den Prüfplan zu überarbeiten. Wie Mentzer auf Anfrage mitteilte, sind etwa 50 Prozent der Anträge mit einer Zurückstellung der klinischen Prüfung in mindestens einer Altersgruppe (bei Kindern und Jugendlichen werden vom Neugeborenen bis zum Jugendlichen normalerweise Studien in fünf definierten Altersgruppen notwendig) versehen. Der Grund kann zum Beispiel sein, dass es die Krankheit in der Altersgruppe der Jugendlichen nicht gibt oder die Prüfung beispielsweise bei Neugeborenen aufgrund der Sicherheitsdaten noch zu risikoreich ist. Bei etwa einem von Dr. Corinna Volz-Zang Pädiatrix 2/2008

Quelle: NASA/bmp<br />

Ein Jahr ist es nun her, dass am 26. Januar 2007<br />

<strong>die</strong> lang ersehnte neue Kinderarzneimittelverordnung<br />

(EU 1901/2006) in Kraft getreten ist.<br />

Zwar wurde schon 2000 der dringende Handlungsbedarf<br />

vom Europäischen Parlament festgestellt,<br />

doch erst sieben Jahre später war es so<br />

weit.<br />

Der Kern <strong>die</strong>ses Beschlusses: Bei Antrag auf<br />

Zulassung für neue Arzneimittel muss der Antragsteller<br />

in Zukunft ein pädiatrisches Prüfkonzept<br />

(Paediatric Investigation Plans, PIP)<br />

durch einen speziellen Pädiatrieausschuss, das<br />

„pädiatrische <strong>Komitee</strong>“ genehmigen lassen<br />

(siehe Pädiatrix 1/2006, Seiten 30 bis 33, <strong>und</strong><br />

5/2006, Seiten 23 bis 27).<br />

<strong>Das</strong> pädiatrische <strong>Komitee</strong> tagte erstmals Anfang<br />

Juli. Es setzt sich aus je einem Hauptmitglied<br />

eines jeden EU-Mitgliedstaates zusammen<br />

(27) plus jeweils einem Vertreter. Deutschland<br />

wird durch Dr. Dirk Mentzer, Referatsleiter<br />

Pharmakovigilanz des Paul-Ehrlich-Instituts<br />

(PEI), Langen, vertreten.<br />

Anlässlich des 35. Herbst-Seminar-Kongresses<br />

2007 des B<strong>und</strong>esverbandes der Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendärzte e.V., Bad Orb, berichtete<br />

Mentzer über den aktuellen Stand <strong>und</strong> den<br />

Einfluss der Kinderarzneimittelverordnung<br />

auf <strong>die</strong> Umsetzung der Pharmakovigilanz<br />

bei Kindern.<br />

<strong>Das</strong> pädiatrische <strong>Komitee</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Prüfpläne<br />

Einmal monatlich tagt das pädiatrische <strong>Komitee</strong>,<br />

dessen Kernaufgabe <strong>die</strong> Bearbeitung der<br />

etwa 30 pädiatrischen Prüfpläne ist, <strong>die</strong> von<br />

den Firmen monatlich vorgelegt werden. Darin<br />

stellen <strong>die</strong> Firmen dar, wie sie ihren für <strong>die</strong> Zulassung<br />

vorgesehenen Wirkstoff in klinischen<br />

Stu<strong>die</strong>n bei Kindern prüfen wollen. Sollten<br />

Arzneimittel für Kinder nicht vorgesehen sein<br />

oder möchte der Hersteller einen Aufschub der<br />

klinischen Stu<strong>die</strong>n für Kinder erwirken, muss<br />

er <strong>die</strong>s entsprechend begründen. <strong>Das</strong> pädiatrische<br />

<strong>Komitee</strong> prüft den Antrag, stimmt dem<br />

Prüfplan zu oder fordert das Unternehmen auf,<br />

den Prüfplan zu überarbeiten.<br />

Wie Mentzer auf Anfrage mitteilte, sind<br />

etwa 50 Prozent der Anträge mit einer Zurückstellung<br />

der klinischen Prüfung in mindestens<br />

einer Altersgruppe (bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

werden vom Neugeborenen bis zum Jugendlichen<br />

normalerweise Stu<strong>die</strong>n in fünf definierten<br />

Altersgruppen notwendig) versehen.<br />

Der Gr<strong>und</strong> kann zum Beispiel sein, dass es <strong>die</strong><br />

Krankheit in der Altersgruppe der Jugendlichen<br />

nicht gibt oder <strong>die</strong> Prüfung beispielsweise<br />

bei Neugeborenen aufgr<strong>und</strong> der Sicherheitsdaten<br />

noch zu risikoreich ist. Bei etwa einem<br />

von<br />

Dr. Corinna Volz-Zang<br />

Pädiatrix 2/2008


18<br />

Arzneimittelsicherheit<br />

Viertel der Anträge wird mindestens in einer<br />

Altersklasse eine komplette Freistellung der<br />

klinischen Prüfung bei Kindern beantragt.<br />

Europäisch geht’s besser<br />

Was ist aber mit Arzneimitteln für seltene Erkrankungen<br />

bei Kindern, für <strong>die</strong> sich Zulassungsstu<strong>die</strong>n<br />

für Pharmaunternehmen nicht<br />

lohnen bzw. bei denen der Patentschutz bereits<br />

abgelaufen ist?<br />

Die EMEA hat mit der Vorgängergruppe des<br />

Pädiatrischen <strong>Komitee</strong>s, der „Paediatric Working<br />

Party“ bei der Erhebung des Bedarfsplans<br />

von Arzneimitteln in der Pädiatrie festgestellt,<br />

dass Arzneimittel in Europa unterschiedlich<br />

zugelassen sind. So hat Finnland beispielsweise<br />

ein Arzneimittel bereits ab einem Alter von<br />

sechs Monaten zugelassen, in Deutschland erst<br />

ab ein bzw. zwei Jahren. Auch gibt es zum Teil<br />

unterschiedliche Darreichungsformen <strong>und</strong> Dosierungen.<br />

In England beispielsweise gibt es<br />

sehr viele flüssige Applikationen von Arzneimitteln.<br />

Die europäische Zusammenarbeit macht<br />

hier manches leichter. Mit dem gegenseitigen<br />

Anerkennungsverfahren, der „Mutual Recognition<br />

Procedure“, erkennen <strong>die</strong> EU-Mitgliedsländer<br />

<strong>die</strong> Zulassung des erstzulassenden Mitgliedslandes<br />

an <strong>und</strong> ersparen sich damit ein<br />

vollständiges Zulassungsverfahren im eigenen<br />

Land. „Bei den Standards, <strong>die</strong> in Europa herrschen,<br />

ist es in der Regel so, dass man sich gegenseitig<br />

<strong>die</strong> Zulassungsbescheide anerkennen<br />

kann“, erläutert Mentzer.<br />

Kinderstu<strong>die</strong>n für Nachbewertung<br />

Ein weiterer Weg, der zu mehr zugelassenen<br />

Kinderarzneimitteln führen soll, ist <strong>die</strong> Nachbewertung<br />

von Arzneimitteln: Bis Ende Januar<br />

2008 müssen <strong>die</strong> Pharmaunternehmen alle Informationen<br />

zu Stu<strong>die</strong>n vorlegen, an denen Kinder<br />

beteiligt waren. Für Arzneimittel mit „well<br />

established use“, <strong>die</strong> also auch ohne Zulassung<br />

für Kinder schon lange in der Praxis eingesetzt<br />

werden <strong>und</strong> auch von den verschiedenen Fachkreisen<br />

akzeptiert sind, könnte es bei geeigneten<br />

Stu<strong>die</strong>ndaten Zulassungen geben.<br />

„Da wird es sicher für einige der Arzneimittel,<br />

<strong>die</strong> im täglichen Gebrauch genutzt werden,<br />

eine Nachzulassung für Kinder geben, sodass<br />

sie aus dem Off-Label-Use in den zugelassenen<br />

Bereich wandern.“ Während bei national<br />

zugelassenen Arzneimitteln <strong>die</strong>se Nachbewertung<br />

von den einzelnen Ländern vorgenommen<br />

werden muss, geschieht <strong>die</strong>s bei zentral<br />

zugelassenen Arzneimitteln durch <strong>die</strong> europäische<br />

Zulassungsbehörde EMEA. Damit nicht<br />

alle Länder parallel <strong>die</strong> Daten prüfen, gibt es<br />

für einzelne Arzneimittelgruppen „Reference<br />

Member States“, also Referenzstaaten, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

zentrale Anlaufstelle für Fragen zu <strong>die</strong>sen Produkten<br />

sind. Die Nachbeurteilung wird dann<br />

durch das entsprechende Referenzland <strong>und</strong><br />

damit durch den entsprechenden Rapporteur<br />

erfolgen, der wiederum der jeweiligen nationalen<br />

Zulassungsbehörde angehört <strong>und</strong> sich bei<br />

Fragen im Bereich der Pädiatrie an sein nationales<br />

Mitglied im pädiatrischen <strong>Komitee</strong> wenden<br />

wird.<br />

<strong>Das</strong> pädiatrische <strong>Komitee</strong> hat sich hier ehrgeizige<br />

Ziele gesetzt: Bis spätestens Ende 2009<br />

will es <strong>die</strong> Nachbewertung der in Frage kommenden<br />

Substanzen durchgeführt haben.<br />

EU gibt Geld für klinische Stu<strong>die</strong>n<br />

bei Kindern<br />

Doch auch mit gegenseitiger Anerkennung <strong>und</strong><br />

Nachbewertung werden Lücken bleiben – für<br />

wichtige Arzneimittel, <strong>die</strong> in der Erwachsenenmedizin<br />

schon lange etabliert sind <strong>und</strong> damit<br />

keinen Patentschutz mehr genießen. Von der<br />

Europäischen Kommission werden deshalb<br />

jährlich etwa 30 Millionen Euro zur Verfügung<br />

gestellt, um für wichtige Wirkstoffe in der Pädiatrie<br />

klinische Stu<strong>die</strong>n durchzuführen. Pro<br />

Jahr können mit <strong>die</strong>sem Etat etwa 10 bis 15 Projekte<br />

durchgeführt werden. Im September 2007<br />

wurde eine Prioritätenliste verabschiedet, <strong>die</strong><br />

als Gr<strong>und</strong>lage für <strong>die</strong> Bewertung von Anträgen<br />

<strong>die</strong>nt (siehe Tabelle Seite 19). Wenn ein Arzneimittel<br />

auf der Liste steht <strong>und</strong> ein nicht kommerzielles<br />

Forschungsinstitut klinische Stu<strong>die</strong>n<br />

durchführen möchte, hat es gute Chancen, <strong>die</strong>s<br />

finanziert zu bekommen.<br />

Wie Dr. Raunhild Butzer, Koordinierungszentrale<br />

des Pädiatrischen Netzwerks (PAED-<br />

Net) am Koordinierungszentrum für Klinische<br />

Stu<strong>die</strong>n, Mainz, mitteilte, sind einzelne<br />

Module des Netzwerks an Anträgen anderer<br />

Antragsteller beteiligt. <strong>Das</strong> PAED-Net (www.<br />

paed-net.org/index.php?article_id=14) ist ein<br />

vom B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF) gefördertes Netzwerk mit dem<br />

Ziel, Infrastruktur <strong>und</strong> Expertise für Arzneimittelstu<strong>die</strong>n<br />

in der Pädiatrie aufzubauen, um zur<br />

Verbesserung von Arzneimitteltherapie <strong>und</strong><br />

-sicherheit in Deutschland beizutragen (siehe<br />

Pädiatrix 2/2008


Prioritätenliste für Stu<strong>die</strong>n mit patentfreien pädiatrischen Arzneimitteln<br />

(modifiziert nach [1])<br />

19<br />

Erkrankung<br />

Migräne<br />

Krämpfe/Epilepsie<br />

(generalisierte <strong>und</strong> partielle<br />

epileptische Anfälle)<br />

maligne Erkrankungen<br />

(hier wird darauf<br />

hingewiesen, dass es für<br />

einige der Wirkstoffe zugelassene<br />

Indikationen<br />

bei Kindern gibt)<br />

• gastroösophagealer<br />

Reflux (GER)<br />

• Ösophagitis<br />

• peptisches Ulkus<br />

Betablocker<br />

Topiramat<br />

Clobazam<br />

Wirkstoffe<br />

Actinomycin D, Carboplatin, Cisplatin, Cladibrin, Cyclophosphamid,<br />

Cytarabin, Daunorubicin, Doxorubicin,<br />

Etopophos, Etoposid, Fludarabin, Gemcitabin, Idarubicin,<br />

Ifosfamid, Lomustin, Mercaptopurin, Methotrexat,<br />

Mitoxanton, Retinoide, Temozolomid, Thioguanin,<br />

Thiotepa, Topotecan, Vinblastin, Vincristin, Vindesin,<br />

Vinorelbin<br />

Protonenpumpen-Inhibitoren<br />

H 2<br />

-Rezeptorantagonisten<br />

spezifische<br />

Fragestellung<br />

Pharmakokinetik, Wirksamkeit<br />

<strong>und</strong> Sicherheit<br />

Pharmakokinetik, Wirksamkeit<br />

<strong>und</strong> Sicherheit, altersadäquate<br />

Arzneimittelformulierung<br />

Pharmakokinetik, Wirksamkeit<br />

<strong>und</strong> Sicherheit, teilweise auch<br />

Bestimmung altersadäquater<br />

Arzneimittelformulierungen<br />

atopische Dermatitis topische Steroide Langzeitsicherheit<br />

bronchopulmonale<br />

Dysplasie (BPD)<br />

chronisch obstruktive<br />

Lungenkrankheit<br />

Asthma<br />

Tubulopathien<br />

Se<strong>die</strong>rung<br />

Schmerz<br />

chronische Hypertonie<br />

Steroide<br />

Beta 2<br />

-Agonisten<br />

inhalative Steroide<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> Sicherheit<br />

(inklusive Langzeitsicherheit)<br />

Altersgruppe<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

> 6 Jahre<br />

< 3 Jahre<br />

unterschiedliche Altersgruppen,<br />

teilweise unter<br />

2, 3 oder 6 Jahren, einige<br />

auch für alle Altersgruppen,<br />

genauer siehe [1]<br />

Neonaten <strong>und</strong> Säuglinge<br />

< 1 Jahr<br />

Steroide (inhalativ, oral) Langzeitsicherheit alle Altersgruppen<br />

Beta 2<br />

-Agonisten<br />

Indometacin<br />

Hydrochlorothiazid<br />

Chloralhydrat<br />

Clonidin (Anwendung in der Intensivmedizin)<br />

Propofol<br />

Clonidin, Diclofenac, Fentanyl, Ipuprofen, Ketoprofen,<br />

Morphin, Nalbuphin IV, S-Ketamin (oral), Tramadol<br />

ACE-Inhibitoren, Betablocker, Kalziumkanalblocker,<br />

Dihydralazin, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Prazosin,<br />

Spironolacton<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> Sicherheit<br />

(inklusive Langzeitsicherheit)<br />

teilweise altersadäquate Formulierung,<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong><br />

Sicherheit<br />

alle Altersgruppen<br />

von < 6 Monaten bis alle<br />

Altersgruppen (Details<br />

siehe [1]<br />

alle Altersgruppen<br />

akute Hypertonie Nicardipin, Nitroprussid, Nitroglyzerin alle Altersgruppen<br />

Herzinsuffizienz (akut<br />

<strong>und</strong> chronisch)<br />

kardiale Arrhythmien<br />

ACE-Inhibitoren, Carvedilol, Digoxin, Dobutamin,<br />

Dopamin, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Milrinon,<br />

Nitroprussid, Vasopressin (kardiovaskulärer Schock)<br />

Adrenalin<br />

Noradrenalin<br />

Sotalol<br />

Amiodaron<br />

Adenosin<br />

Daten zu Sicherheit <strong>und</strong><br />

Wirksamkeit<br />

Hypercholesterinämie HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren Risikopatienten < 8 Jahre<br />

alle Altersgruppen<br />

jüngere Altersgruppen<br />

alle Altersgruppen<br />

Infektionen Ciprofloxacin Antibiotikaresistenz Frühgeborene<br />

Pilzinfektionen<br />

Meningitis<br />

Tuberkulose<br />

Herpesviren<br />

(systemische Infektionen,<br />

Enzephalitis)<br />

Itraconazol<br />

Amphoterin B<br />

Fluconazol<br />

Meropenem<br />

vorhandene Wirkstoffe<br />

Foscarnet<br />

Daten zu Pharmakokinetik,<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> Sicherheit;<br />

altersadäquate Formulierungen<br />

HIV-Infektion antiretrovirale Wirkstoffe altersadäquate Formulierungen alle Altersgruppen<br />

Psychosen Risperidon Daten zu Wirksamkeit Kinder, Jugendliche<br />

Glaukom-IOP<br />

Timolol (Augentropfen)<br />

Arzneimittelsicherheit<br />

Pädiatrix 2/2008


20<br />

Arzneimittelsicherheit<br />

Abbildung:<br />

Meldewege für<br />

unerwünschte<br />

Wirkungen durch<br />

Arzneimittel<br />

AKdÄ: Arzneimittelkommission<br />

der<br />

deutschen Ärzteschaft<br />

AMG: Arzneimittelgesetz<br />

BfArM: B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Arzneimittel<br />

<strong>und</strong> Medizinprodukte<br />

PEI: Paul-Ehrlich-<br />

Institut<br />

IfSG: Infektionsschutzgesetz<br />

Quelle:<br />

modifiziert nach<br />

Dr. Dirk Mentzer, PEI<br />

Ansprechpartner bei Fragen<br />

zu Pharmakovigilanz<br />

Paul-Ehrlich-Institut<br />

Pharmakovigilanz I<br />

Referatsleiter: Dr. Dirk Mentzer<br />

Kontakt: Tel. +49 6103 77 1011<br />

Fax: +49 6103 77 1263<br />

E-Mail: arzneimittelsicherheit@pei.de<br />

Paul-Ehrlich-Institut<br />

Paul-Ehrlich-Straße 51-59<br />

63225 Langen<br />

Deutschland<br />

Pädiatrix 1/2006, Seiten 30 bis 33). Aufgr<strong>und</strong><br />

der Komplexität <strong>die</strong>ser Anträge sei jedoch für<br />

das Netzwerk, das vor allem zum Aufbau von<br />

regionalen Infrastrukturen für pädiatrische<br />

Prüfungen gefördert wird <strong>und</strong> das an den sechs<br />

Standorten zudem noch jeweils unterschiedliche<br />

Indikationsschwerpunkte hat, ein eigener<br />

EU-Antrag nicht realisierbar.<br />

Noch lassen sich keine Aussagen darüber<br />

machen, wie sich <strong>die</strong> Anzahl der klinischen Stu<strong>die</strong>n<br />

bzw. Zulassungen für Arzneimittel auch<br />

für Kinder durch <strong>die</strong> neue Gesetzgebung verändern<br />

wird – hier müsse man mit einem Vorlauf<br />

von etwa zwei Jahren rechnen, schätzt Mentzer.<br />

Ein erster Eindruck, ob Stu<strong>die</strong>n bei Kindern<br />

wirklich deutlich zunehmen, wird vielleicht<br />

schon Ende 2008 zu bekommen sein, wenn <strong>die</strong><br />

Abteilung für klinische Prüfungen <strong>die</strong> Anzahl<br />

klinischer Stu<strong>die</strong>n bei Kindern vor <strong>und</strong> seit der<br />

neuen Gesetzgebung vergleicht.<br />

Die Zulassung allein reicht nicht aus<br />

Es ist ein wichtiger Schritt, Arzneimittel speziell<br />

für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche zuzulassen, also<br />

<strong>die</strong> entsprechenden klinischen Stu<strong>die</strong>n durchzuführen.<br />

„Wir sind aber darauf angewiesen,<br />

Informationen über <strong>die</strong> Arzneimittel in der<br />

täglichen Praxis zu bekommen“, erläutert Mentzer.<br />

<strong>Das</strong> gilt gr<strong>und</strong>sätzlich, aber es gilt ganz besonders<br />

in der Pädiatrie. Denn durch <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Altersgruppen, <strong>die</strong> berücksichtigt<br />

werden müssen, sind bei den Zulassungsstu<strong>die</strong>n<br />

<strong>die</strong> Patientengruppen in der Regel klein – es<br />

kann sich durchaus auch um nur zehn oder<br />

zwanzig Kinder pro Gruppe handeln. „Da werden<br />

Sie keine seltenen Nebenwirkungen sehen,<br />

sondern nur <strong>die</strong> häufigen, <strong>die</strong> im Bereich von<br />

mehr als zehn Prozent liegen“, betont Mentzer.<br />

Darum ist es so wichtig, nach der Zulassung <strong>die</strong><br />

Informationen zu sammeln <strong>und</strong> <strong>die</strong>s geschieht<br />

Pädiatrix 2/2008


21<br />

über verschiedene Systeme (siehe Abbildung<br />

Seite 20). <strong>Das</strong> eine ist <strong>die</strong> Arzneimittelkommission<br />

der Deutschen Ärzteschaft (AKdÄ), <strong>die</strong><br />

nach Paragraph 6 der Berufsordnung vorsieht,<br />

dass alle unerwünschten Arzneimittelwirkungen,<br />

<strong>die</strong> in der Behandlung des Patienten vom<br />

Arzt als Verdachtsfälle gesehen werden, an <strong>die</strong><br />

AKdÄ gemeldet werden sollen.<br />

Gemäß dem Infektionsschutzgesetz sind zudem<br />

<strong>die</strong> Ärzte verpflichtet, alle im Rahmen einer<br />

Impfung über das übliche Maß hinausgehende<br />

Reaktionen als Verdachtsfälle zu melden. Diese<br />

Meldungen müssen an <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heitsämter<br />

erfolgen, <strong>die</strong> dann anonymisiert an das Paul-<br />

Ehrlich-Institut (PEI) weitermelden. Seit das Infektionsschutzgesetz<br />

2001 in Kraft getreten ist,<br />

wurden <strong>die</strong> gemeldeten Nebenwirkungen im<br />

PEI in einer Datenbank erfasst. Unter www.pei.<br />

de/db-verdachtsfaelle können sie eingesehen<br />

werden. Zudem sind unter <strong>die</strong>sem Link auch<br />

wichtige Informationen zur Meldepflicht <strong>und</strong><br />

Pharmakovigilanz erhältlich.<br />

Während Deutschland bei der Meldung von<br />

Nebenwirkungen von Arzneimitteln für Erwachsene<br />

im europäischen Vergleich den dritten<br />

Platz belegt, liegt es bei der Meldung von<br />

Nebenwirkungen bei Kindern nur im hinteren<br />

Mittelfeld. Da <strong>die</strong> Meldewege bekannt sind,<br />

vermutet Mentzer dahinter <strong>die</strong> Sorge bei Pädiatern,<br />

dass Nebenwirkungen bei Anwendung im<br />

Off-Label-Bereich als Behandlungsfehler ausgelegt<br />

werden könnten. Und genau <strong>die</strong>se Angst<br />

möchte Mentzer seinen Kollegen nehmen, denn<br />

<strong>die</strong> Meldung kann anonym erfolgen, wenn <strong>die</strong><br />

initiale Meldung an <strong>die</strong> AKdÄ gerichtet wird,<br />

da <strong>die</strong> AKdÄ <strong>die</strong> Meldungen ohne <strong>die</strong> Kontaktadresse<br />

weiterleitet. Natürlich kann auch<br />

namentlich gemeldet werden, zumal sich <strong>die</strong><br />

Ärzte hierbei auch vom Paul-Ehrlich-Institut<br />

beraten lassen können.<br />

<strong>Das</strong>s bei der Arzneimittelsicherheit bei<br />

Kindern noch viel passieren muss, zeigen <strong>die</strong><br />

Zahlen: Zehn Prozent der stationären Einweisungen<br />

von Kindern erfolgt aufgr<strong>und</strong> von<br />

Arzneimittelnebenwirkungen – beispielsweise<br />

durch Überdosierungen.<br />

Besteht also ein Verdacht auf eine medikamenteninduzierte<br />

Nebenwirkung, sollte unbedingt<br />

gemeldet werden. Ein Stolperstein kann<br />

hierbei der geforderte zeitliche Zusammenhang<br />

zwischen der Arzneimittelgabe <strong>und</strong> der beobachteten<br />

Nebenwirkung werden, weil Nebenwirkungen<br />

durchaus unerwartet spät auftreten<br />

können. Mentzer empfiehlt bei Zweifelsfällen,<br />

sich an seine Abteilung Pharmakovigilanz im<br />

PEI zu wenden (Kontakt siehe Kasten Seite 20).<br />

Zwar haben auch derartige Spontanberichte<br />

ihre Schwächen, weil keine Bewertungsstandards<br />

vorhanden sind <strong>und</strong> häufig der Kausalitätsnachweis<br />

schwierig ist. Trotzdem: „In Spontanberichten<br />

liegt ein riesiges Potenzial für <strong>die</strong><br />

Erkennung von Gefahren von Arzneimitteln<br />

bei Kindern“, betont Mentzer <strong>und</strong> ergänzt:<br />

„Spontanberichte sind das, was wir ausbauen<br />

müssen, insbesondere für <strong>die</strong> Erfassung der<br />

Nebenwirkungen bei der Anwendung an Kindern.“<br />

Und auch hier bietet das europäische<br />

Zusammengehen große Vorteile: „Es gibt eine<br />

große europäische Datenbank, <strong>die</strong> alle Berichte<br />

aus den europäischen Registern sammelt. Wir<br />

können jetzt auf <strong>die</strong> Erfahrung der gesamten<br />

europäischen Mitgliedsstaaten <strong>und</strong> der Pädiater<br />

in <strong>die</strong>sen Mitgliedsstaaten zurückgreifen.“<br />

Arzneimittelsicherheit<br />

Kinderärzte melden zu selten<br />

li-la li-la<br />

Licht <strong>und</strong> Lachen für kranke Kinder.<br />

Effizienz in der Medizin e.V.<br />

Veranstaltungskalender 2008<br />

1.–3. Mai 2008, Kloster Banz (D)<br />

Li-La Brainstorming<br />

8.–9. Mai 2008, Göttingen (D)<br />

PD Dr. A.-K. Hell<br />

Kinderorthopädischer Kurs I für Pädiater<br />

Norm <strong>und</strong> Normvarianten in der täglichen Praxis –<br />

Wann beginnt <strong>die</strong> Pathologie?<br />

19.–23. Mai 2008, Montecorice (I)<br />

Dr. R. Kraus<br />

Indikationen in der Kindertraumatologie<br />

Die besprechungsstabile Indikation<br />

4.–5. September 2008, Oberhof (D)<br />

Dr. P. Richter<br />

Konservativ-Technischer Kurs<br />

Korrektur von Posttraumatischen Deformitäten<br />

Oktober 2008<br />

Kinderorthopädischer Kurs II für Pädiater<br />

Norm <strong>und</strong> Normvarianten in der täglichen<br />

Praxis – Wann beginnt <strong>die</strong> Pathologie?<br />

November 2008, Karlsruhe (D)<br />

Prof. Dr. P. Schmittenbecher<br />

Prof. Dr. L. Wessel<br />

Kinderchirurgischer Kurs I<br />

Anmeldung <strong>und</strong> weitere Informationen unter:<br />

www.li-la.org • lila@conventus.de<br />

Pädiatrix 2/2008

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!