18.11.2014 Aufrufe

Von der Arbeitsvorbereitung zur Fertigungsplanung der Baustelle

Von der Arbeitsvorbereitung zur Fertigungsplanung der Baustelle

Von der Arbeitsvorbereitung zur Fertigungsplanung der Baustelle

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong><br />

<strong>Baustelle</strong><br />

Dipl.-Ing. Ralf Bottek<br />

WOLFF & MÜLLER Spezialbau GmbH<br />

Abstract: Man baut seit Menschengedenken. Die Art und Weise, wie man baut, hat sich aber<br />

kaum verän<strong>der</strong>t.<br />

24.1. Planung und Ausführung<br />

Man baut seit Menschengedenken. Die Art<br />

und Weise, wie man baut, hat sich aber<br />

kaum verän<strong>der</strong>t.<br />

24.1.1 Bauliche Planung als Produktplanung<br />

Die Erstellung eines jeden Produkts, so auch<br />

eines Bauwerks, beinhaltet u. a. zwei wesentliche<br />

Phasen: Planung und Produktion<br />

(vgl. Abbildung 1).<br />

Abbildung 1 Phasen im Bauwerkslebenszyklus<br />

Im Bauwesen existiert oft eine klare Trennung<br />

zwischen den beiden Phasen, denn die<br />

Planung und die Produktion (Ausführung)<br />

werden von unterschiedlichen Organisationen<br />

erbracht.<br />

Die bauliche Planung hat sich im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit grundlegend verän<strong>der</strong>t. Die Planer<br />

arbeiten heute fast ausschließlich digital. Es<br />

kommen dreidimensionale Modelle <strong>zur</strong> Anwendung,<br />

die die Arbeitsergebnisse <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Fachplaner zusammenfassen,<br />

Kollisionspunkte aufzeigen und einen räumlichen<br />

Eindruck vermitteln können. Die fertig<br />

geplanten Bauwerke können schon vor<br />

ihrer Errichtung räumlich dargestellt und virtuell<br />

begangen werden. Zum Teil arbeiten<br />

die Planer schon in gemeinsamen virtuellen<br />

Arbeitsräumen. Internet, Computer und weltweite<br />

Vernetzung haben die Planungsarbeit<br />

auf diese Weise revolutioniert.<br />

24.1.2 Planung <strong>der</strong> Ausführung: Übersehener<br />

Planungsbedarf?<br />

Alle diese Än<strong>der</strong>ungen betreffen aber nur die<br />

Planung – die Beschreibung <strong>der</strong> zu bauenden<br />

Bauwerke, <strong>der</strong> fertigen Produkte. Alle diese<br />

Werkzeuge geben keine begründete Auskunft<br />

darüber, wie diese Bauwerke unter<br />

konkreten Bedingungen kostengünstig entstehen<br />

können. Die Planung erfolgt heute<br />

oftmals völlig losgelöst von den Aspekten<br />

<strong>der</strong> baulichen Umsetzung. Sie wird lediglich<br />

als fertig gestellte Leistung den Ausführenden<br />

übergeben. Bei <strong>der</strong> Planung wird oftmals


240 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

keine Rücksicht auf die technischen Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> beteiligten Unternehmen, den<br />

Stand <strong>der</strong> Bautechnik in <strong>der</strong> Umsetzung und<br />

die aktuelle Situation auf dem Lieferantenmarkt<br />

genommen.<br />

Die Aufgabe, die Erkenntnisse über die<br />

Kosten des Bauwerks, die Herstellungsdauer,<br />

die Ausschreibungen und Vergaben bei<br />

Generalunternehmer-Leistungen und die optimalen<br />

Bauverfahren zu gewinnen, steht im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Ausführung<br />

an. Sie wird in <strong>der</strong> Baubranche mit dem Begriff<br />

„<strong>Arbeitsvorbereitung</strong>“ umschrieben.<br />

Durch die <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> wird die Voraussetzung<br />

geschaffen, dass<br />

Arbeitskräfte, Betriebsmittel, Baustoffe,<br />

Nachunternehmer<br />

<strong>zur</strong> richtigen Zeit, in <strong>der</strong> notwendigen<br />

Menge und am richtigen Ort<br />

<strong>zur</strong> Verfügung stehen (vgl. Drees 1990,<br />

S. I/2).<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> beinhalten<br />

eine Zusammenfassung <strong>der</strong> Überlegungen<br />

zu den Produktionsverfahren, die<br />

Planung <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong>neinrichtung, die Terminplanung<br />

und sind us. Voraussetzung für<br />

die Kalkulation.<br />

Bei dem Umfang und den Aufgaben <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitsvorbereitung</strong> eines Bauunternehmens<br />

gibt es Unterschiede in Abhängigkeit davon,<br />

welche Vergabeart <strong>der</strong> Auftraggeber anstrebt.<br />

Hier sind die Generalunternehmervergabe<br />

und die gewerkeweise Vergabe, wie sie<br />

z. B. von <strong>der</strong> öffentlichen Hand praktiziert<br />

wird, zu unterscheiden.<br />

Die Unterschiede für die <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

beziehen sich bei <strong>der</strong> Generalunternehmervergabe<br />

v. a. auf die „fremden“ Gewerke,<br />

die nicht vom Generalunternehmer selbst<br />

ausgeführt werden, son<strong>der</strong>n an die Nachunternehmer<br />

ausgeschrieben und vergeben<br />

werden. Hierbei ist insbeson<strong>der</strong>e auf eine<br />

präzise Definition <strong>der</strong> Schnittstellen - die<br />

Abgrenzung <strong>der</strong> zu erbringenden Leistung zu<br />

und zwischen den Nachunternehmern - zu<br />

achten.<br />

Ein weiterer Unterschied <strong>der</strong> beiden Vergabearten<br />

besteht in <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Ausführungsplanung.<br />

Diese wird bei einer Generalunternehmervergabe<br />

im Regelfall vom<br />

GU erbracht und ist Bestandteil des Bauauftrages.<br />

Die Erstellung <strong>der</strong> Ausführungsplanung<br />

ist aber nicht die Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong>.<br />

24.1.3 Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

Im Bauwesen, wie auch in an<strong>der</strong>en Industriezweigen<br />

stellt ein reibungsloser und wirtschaftlich<br />

optimaler Produktionsablauf hohe<br />

Ansprüche an die vorausgehende Produktionsplanung.<br />

Auch bei einem geplanten Ablauf<br />

treten ungeplante Ereignisse auf, die die<br />

wirtschaftliche Bauausführung stark beeinträchtigen<br />

können.<br />

Bei einem geplanten Arbeitsablauf lassen<br />

sich aber leichter die Auswirkungen<br />

übersehen und wirksame Gegenmaßnahmen<br />

treffen, als bei einem ungeplanten<br />

(vgl. Drees 1990, S. 1).<br />

Es geht nicht nur um die Planung <strong>der</strong> Termine<br />

und <strong>der</strong> Abfolge <strong>der</strong> Ereignisse. Auch die<br />

Liefer- und Lagerlogistik und die Auslastung<br />

<strong>der</strong> internen und externen Ressourcen müssen<br />

geplant und optimiert werden (vgl. Abbildung<br />

2).<br />

Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e bei Projekten mit<br />

beengten Platzverhältnissen. Da es sich bei<br />

Bauprojekten um Unikate handelt und <strong>der</strong><br />

Bauprozess ständig fortschreitet, müssen die<br />

verschieden Bauphasen in <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

geplant werden. Hierbei müssen die<br />

ständig wechselnden Lagerflächen ebenso<br />

berücksichtigt werden, wie die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

einzelner Flächen um diese mit den Hebezeugen<br />

zu bedienen.<br />

Bei GU- Aufträgen müssen in <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

die Vorrausetzungen für<br />

die Vergabe <strong>der</strong> einzelnen Gewerke an die<br />

Nachunternehmer geschaffen werden. Hierzu<br />

sind die Leistungen präzise (positionsweise<br />

o<strong>der</strong> pauschal) zu beschreiben und die<br />

Schnittstellen zu an<strong>der</strong>en Gewerken zu definieren.<br />

Dieser Festlegung kommt in Bezug<br />

auf die reibungslose und wirtschaftliche<br />

Abwicklung große Bedeutung zu.


<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong> 241<br />

Abbildung 2 Beispiel Bereitstellungsplanung für den Personaleinsatz im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

(vgl. Berner et al. 2008, S. 203)<br />

Bei <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Abläufe ist auf eine<br />

angemessene und möglichst gleichmäßige<br />

Auslastung <strong>der</strong> Ressourcen <strong>der</strong> Nachunternehmer<br />

zu achten. Dies wird heute in den<br />

wenigsten Fällen betrachtet und in die Risikosphäre<br />

des Nachunternehmers verlagert.<br />

Bereits zu diesem Zeitpunkt werden deshalb<br />

die Grundlagen für Ablaufstörungen geschaffen.<br />

Auch die Abstimmung <strong>der</strong> Werkstattplanungen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Gewerke ist eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

mit großem Optimierungspotential.<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> technischen Verfahren<br />

basiert auf den Ausschreibungsunterlagen,<br />

die vom Auftraggeber o<strong>der</strong> seinen Planern<br />

<strong>zur</strong> Verfügung gestellt werden. Diese Unterlagen<br />

stellen das fertige Produkt, also das zu<br />

erstellende Bauwerk, dar. Informationen zu<br />

den Überlegungen während des Planungsprozesses<br />

wie dieses Ergebnis erreicht werden<br />

kann, sind nicht enthalten. In <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

sind diese Planungen in<br />

Bauverfahren umzusetzen und in einzelne<br />

Vorgänge zu zerlegen.<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> baulichen Verfahren ist dabei<br />

entscheidend, denn sie dient als Grundlage<br />

für die Kalkulation, die Terminplanung<br />

und die Planung <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong>neinrichtung.<br />

24.1.4 Genauigkeit <strong>der</strong> arbeitsvorbereitenden<br />

Planung<br />

In <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> werden die<br />

Grundlagen für die Erarbeitung eines Angebotes<br />

geschaffen. Schon <strong>zur</strong> Abgabe eines<br />

Angebots werden Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

benötigt.<br />

Die Tiefe und <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Planung<br />

<strong>der</strong> zu erbringenden Bauleistung müssen hier<br />

wirtschaftlichen Überlegungen standhalten<br />

und angemessen für Art und Umfang des<br />

Projektes sein.<br />

„Die Wirksamkeit <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

beruht darauf, dass bei einem geplanten<br />

(vorgedachten) Arbeitsablauf<br />

rechtzeitig alle Maßnahmen ergriffen<br />

werden können, die für eine optimale<br />

Bauausführung notwendig sind. Demgegenüber<br />

ist bei einem ungeplanten Arbeitsablauf<br />

stets mit Mehrkosten zu rech-


242 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

nen, die einer maximalen Wirtschaftlichkeit<br />

im Wege stehen.“ (Drees 1990, S. 1)<br />

Begründet durch die große Anzahl <strong>der</strong> Angebote<br />

einerseits und die relativ geringe<br />

Trefferquote an<strong>der</strong>erseits, entstehen jedem<br />

Bauunternehmen hohe Akquisitionskosten.<br />

Dies führt dazu, dass Bauunternehmen versuchen<br />

die Kosten zu reduzieren, indem die<br />

Tiefe <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> in <strong>der</strong> Kalkulationsphase<br />

reduziert wird.<br />

Ebenso führen die oftmals zu kurzen Angebotsbearbeitungsfristen<br />

zwischen <strong>der</strong> Investitionsentscheidung<br />

und <strong>der</strong> Vergabe dazu,<br />

dass die Bauunternehmen nicht ausreichend<br />

die Möglichkeit haben, sich mit<br />

dem Projekt in erfor<strong>der</strong>licher Tiefe auseinan<strong>der</strong><br />

zu setzen. In <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

vor <strong>der</strong> Auftragsvergabe werden deshalb viele<br />

Parameter überschlägig bemessen o<strong>der</strong><br />

einfach geschätzt. Als Grundlage dieser<br />

Schätzungen dient dabei vor allem die eigene<br />

Erfahrung <strong>der</strong> Ingenieure. Es findet also<br />

eine Übertragung <strong>der</strong> bekannten Sachverhalte<br />

und die Annahme <strong>der</strong>en Gültigkeit für die<br />

Zukunft statt.<br />

Die zweite Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

betrifft den angemessenen Umfang<br />

<strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> zu erbringenden Bauleistung.<br />

Vor allem die <strong>Baustelle</strong>neinrichtung,<br />

die Logistik und die Zusammenarbeit<br />

mit den Nachunternehmern leiden darunter.<br />

So werden beispielsweise bei <strong>Baustelle</strong>n mit<br />

großem Platzangebot die Lage und die verschiedenen<br />

ablaufbedingten Phasen <strong>der</strong> Lager-,<br />

Produktions- und Bewegungsflächen<br />

oft vernachlässigt. Es wird nur überschlägig<br />

sichergestellt, dass die Flächen in ausreichen<strong>der</strong><br />

Menge <strong>zur</strong> Verfügung stehen. Die<br />

dynamische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Flächen in <strong>der</strong><br />

Art und Zugänglichkeit werden kaum berücksichtigt.<br />

Auch wird <strong>der</strong> Bedarf <strong>der</strong><br />

Nachunternehmer bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong>nleitgeräte<br />

häufig vernachlässigt, und<br />

dies insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Angebotsbearbeitung.<br />

Sind die Bedürfnisse des Nachunternehmers<br />

jedoch im Angebot nicht berücksichtigt,<br />

wird er im Auftragsfall häufig nicht<br />

wirtschaftlich produzieren können.<br />

24.1.5 Ergebnisqualität <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

Die <strong>Arbeitsvorbereitung</strong>, die das <strong>Baustelle</strong>ngeschehen<br />

weitestgehend dominiert, hat in<br />

ihrer heutigen Form <strong>zur</strong> Folge, dass es zu<br />

Störungen kommen kann. Dies hat ein hartes<br />

nachträgliches Gegensteuern auf den Projekten<br />

<strong>zur</strong> Folge.<br />

Logistische Probleme entstehen häufig,<br />

wenn die Nachunternehmer nicht rechtzeitig<br />

in die Planung <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong>nlogistik einbezogen<br />

werden. Ebenso führen fehlende Abstimmungen<br />

mit den Lieferanten zu Verzögerungen<br />

bei <strong>der</strong> Lieferung, zu Fehlern beim<br />

Abladen und <strong>der</strong> Lagerung. Die dynamische<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong>n wird nur selten<br />

in Phasenplänen dargestellt. Somit werden<br />

die Lagerflächen eher zufällig und auf <strong>der</strong><br />

Basis entsprechen<strong>der</strong> Erfahrung zugewiesen.<br />

Ebenso verhält es sich mit den ggf. verän<strong>der</strong>lichen<br />

Standorten von Geräten. Auch hier<br />

wird oftmals auf Erfahrungswerte <strong>zur</strong>ückgegriffen.<br />

Vor allem bei den <strong>Baustelle</strong>n mit größeren<br />

Ausmaßen o<strong>der</strong> knappem Platzangebot<br />

kann es dazu führen, dass überproportional<br />

viel Zeit für die Suche nach Material verschwendet<br />

wird. Bei dem folgenden zusätzlichen<br />

und eigentlich unnötigen Transport<br />

innerhalb <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong> werden Transportmittel<br />

belegt, die infolgedessen für die produktiven<br />

Arbeiten nicht <strong>zur</strong> Verfügung stehen.<br />

Hinzu kommt das oftmals nicht sachgerechte<br />

Lagern <strong>der</strong> für den Ausbau benötigten<br />

Materialien. Dieses führt zu direkten Verlusten<br />

durch Beschädigung o<strong>der</strong> Diebstahl.<br />

Am Anfang <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong> kann <strong>der</strong> Eindruck<br />

entstehen, dass es sich bei den vielen<br />

kleinen logistischen Verzögerungen um Einarbeitungseffekte<br />

handelt. Dabei geht es<br />

eher um einen Kampf mit <strong>der</strong> Planlosigkeit.<br />

Wird dies zu spät erkannt und hat dieser<br />

Kampf bereits begonnen, sind die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Maßnahmen entsprechend teuer o<strong>der</strong><br />

bei entsprechendem Projektfortschritt nicht<br />

mehr realisierbar (vgl. Abbildung 4).<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ungen bei einer Generalunternehmervergabe<br />

verhalten sich ähn-


<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong> 243<br />

lich. In <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> des Generalunternehmers<br />

werden die zahlreichen<br />

Nachunternehmer eher selten einbezogen.<br />

Dies führt nicht nur dazu, dass die vorhandene<br />

Kompetenz <strong>der</strong> Firmen und das Potential<br />

<strong>der</strong> Spezialisten nicht <strong>zur</strong> Optimierung<br />

<strong>der</strong> Bauprozesse genutzt wird, auch müssen<br />

sich die Nachunternehmer auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

orientieren und sich auf die schon existierenden<br />

Gegebenheiten und vorgegebenen<br />

Prozesse einstellen.<br />

Die fehlende detaillierte Planung des<br />

Nachunternehmereinsatzes lässt sich nicht in<br />

vollem Umfang durch die Bauleitungskoordination<br />

auf dem Projekt kompensieren. So<br />

entstehen nicht selten Spannungen zwischen<br />

den verschiedenen Nachunternehmen und<br />

zwischen den Nachunternehmen und dem<br />

Generalunternehmer. Ebenso entstehen Behin<strong>der</strong>ungen<br />

aus Überschneidungen bei den<br />

Lager- o<strong>der</strong> Produktionsflächen o<strong>der</strong> dem<br />

Zugang zu den gemeinsam genutzten <strong>Baustelle</strong>ngeräten<br />

(wie z. B. Kran). Nicht selten<br />

häufen sich solche Behin<strong>der</strong>ungen und stören<br />

dabei nicht nur die gesamte <strong>Baustelle</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n auch das Verhältnis zwischen Bauherr<br />

und dem Generalunternehmer, da die<br />

Ursache für die entstandenen zusätzlichen<br />

Kosten strittig gestellt wird.<br />

Warum schenkt man also einem so bedeutsamen<br />

Planungsvorgang wie <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

so wenig Beachtung? Warum<br />

gibt es hier kaum Innovationen zu<br />

verzeichnen und was ist die Alternative?<br />

Die <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> gilt als einer <strong>der</strong><br />

konservativsten Arbeitsprozesse überhaupt.<br />

Die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> werden<br />

zum größten Teil durch die Anwendung<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Vergangenheit gemachten Erfahrungen<br />

und mit Durchführung überschlägiger<br />

Berechnungen gelöst.<br />

Dieses Vorgehen wird durch<br />

die Einmaligkeit <strong>der</strong> zu bauenden Unikate,<br />

die Komplexität <strong>der</strong> Beziehungen zwischen<br />

den vielen Beteiligten und<br />

dem Kosten- und Zeitdruck<br />

gerechtfertigt. Da sich diese drei Faktoren<br />

seit Jahrzehnten in ihrer Ausprägung kaum<br />

verän<strong>der</strong>t haben, hat man keinen Anlass gesehen,<br />

den Ablauf <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

grundlegend zu verän<strong>der</strong>n. Man hat sich damit<br />

abgefunden, dass <strong>der</strong> Bau an<strong>der</strong>s und anscheinend<br />

„unverbesserlich“ ist.<br />

Dabei hat man den Anschluss an die an<strong>der</strong>en<br />

Industriebranchen verpasst, die sich<br />

die zahlreichen Möglichkeiten <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

EDV-Technologien zunutze machen. Entsprechend<br />

wird in Zeit und damit in Mitarbeiter<br />

investiert, um die Arbeitsprozesse zu<br />

verbessern und die Fertigung präzise zu planen.<br />

Es gibt keinen Industriezweig, in dem<br />

sich die Hersteller unter dem herrschenden<br />

Konkurrenzdruck einen nennenswerten Stillstand<br />

o<strong>der</strong> Verzug leisten können, <strong>der</strong> aus<br />

nicht abgestimmten Arbeitsprozessen resultiert.<br />

In an<strong>der</strong>en Branchen ist also eine detaillierte<br />

<strong>Fertigungsplanung</strong> die Grundlage und<br />

die Voraussetzung für eine wirtschaftliche<br />

und weitestgehend reibungslose Abwicklung<br />

mit weniger Verschwendung. Der höhere<br />

Planungsaufwand ist so gerechtfertigt.<br />

Wäre das nicht eine Alternative auch für<br />

die Baubranche?<br />

24.2. <strong>Fertigungsplanung</strong> als qualitative<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

24.2.1 <strong>Fertigungsplanung</strong> wird den hohen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht<br />

Nach den vorher genannten Ausführungen<br />

stellt eine tiefe und genaue Planung <strong>der</strong> baulichen<br />

Fertigung – die <strong>Fertigungsplanung</strong> –<br />

eine sinnvolle Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

dar.<br />

Die <strong>Fertigungsplanung</strong> wird durch folgende<br />

Eigenschaften beschrieben:<br />

Tiefe, umfangreiche und bis <strong>zur</strong> Ausführung<br />

fertig gestellte Planung aller Bauabläufe<br />

und -prozesse (vgl. Abbildung 3).<br />

Einbindung <strong>der</strong> gesamten Bauwerkserstellungskette<br />

mit damit verbundener Optimierung<br />

sowohl <strong>der</strong> Fertigung an sich,<br />

als auch <strong>der</strong> Bauwerksplanung.<br />

Genaue Planung von Ressourceneinsatz –<br />

Personal, Geräte, Flächen aller beteiligten<br />

Unternehmen.


244 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

Abbildung 3 Anzustrebende Tiefe <strong>der</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> – im Minutenbereich<br />

Durchgehende Planung <strong>der</strong> Logistik innerhalb<br />

und außerhalb <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong>, optimiert<br />

unter <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Interessen aller beteiligten Unternehmen.<br />

Laufen<strong>der</strong> Soll-Ist-Wird-Vergleich im<br />

Rahmen des <strong>Baustelle</strong>ncontrollings.<br />

Diese Weiterentwicklung ist nicht nur<br />

zweckmäßig, son<strong>der</strong>n auch unumgänglich,<br />

will man die Bauabläufe besser strukturieren,<br />

qualitativ und quantitativ verbessern. Sie<br />

würde sowohl eine genaue Vorstellung über<br />

die zu erbringende Leistung ermöglichen, als<br />

auch sicherstellen, dass diese Leistung wirtschaftlich<br />

und technisch optimal erbracht<br />

werden kann. Die <strong>Fertigungsplanung</strong> hätte<br />

die gleichen Aufgaben, wie die <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

im klassischen Sinne, würde sie<br />

aber präziser lösen.<br />

24.2.2 Folgen <strong>der</strong> genauen <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

Die <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> hat ein umfassendes<br />

Aufgabenspektrum. Zu den einzelnen Aufgaben<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> gehören<br />

(s. Berner et al., 2008, S 3):<br />

Ablauf- und Terminplanung,<br />

Auswahl und Planung <strong>der</strong> Bauverfahren,<br />

Planung von Sicherheit und Gesundheitsschutz,<br />

Planung des Umweltschutzes,<br />

Planung <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong>neinrichtung, Versorgung<br />

und <strong>der</strong> Logistik,<br />

Planung des Ressourceneinsatzes,<br />

Planung <strong>der</strong> Liquidität und <strong>der</strong> Finanzmittel.<br />

Den Mehrwert, <strong>der</strong> durch die <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

erreicht werden kann, wird in folgenden<br />

Punkten zusammengefasst:<br />

1. Genauere, realistischere und vor allem<br />

verlässliche Ablauf- und Terminplanungen<br />

Die feine Terminplanung ist ein wesentliches<br />

Produkt <strong>der</strong> detaillierten <strong>Fertigungsplanung</strong>.<br />

Die Terminplanung soll<br />

v. a. auf <strong>der</strong> durch die <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

definierten Ressourcenauslastung<br />

basieren und ist eine Grundvoraussetzung<br />

des wirtschaftlichen Erfolgs je<strong>der</strong><br />

<strong>Baustelle</strong>. Die <strong>Fertigungsplanung</strong> ermöglicht<br />

eine Optimierung <strong>der</strong> Auslastung<br />

von eigenem Personal, Geräten und<br />

Nachunternehmerkapazitäten. Sie stellt<br />

sicher, dass es zu keinen Überschneidungen<br />

bei <strong>der</strong> Beanspruchung <strong>der</strong> Geräte<br />

o<strong>der</strong> Doppelbelegungen <strong>der</strong> Flächen<br />

kommt. Außerdem bildet sie eine<br />

Grundlage für die ausführliche Logistikplanung.<br />

Auch bei Anordnung von<br />

geän<strong>der</strong>ten Leistungen o<strong>der</strong> unvorhergesehenen<br />

Ereignissen können die Folgen<br />

durch die Anpassung <strong>der</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

genauer dokumentiert und vom<br />

Bauherrn nachvollzogen werden.<br />

2. Einbringung <strong>der</strong> Kompetenz <strong>der</strong> ausführenden<br />

Firmen<br />

Die Bauunternehmen besitzen eine nicht<br />

zu unterschätzende Kompetenz in <strong>der</strong><br />

Planung und Optimierung <strong>der</strong> Bauvorhaben.<br />

Den Beweis dazu liefern Son<strong>der</strong>vorschläge<br />

und Nebenangebote, die von<br />

den Bauunternehmen bei schon bestehen<strong>der</strong><br />

Bauwerksplanung eingereicht


<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong> 245<br />

werden. Sie stellen in <strong>der</strong> Regel eine<br />

günstigere Alternative <strong>zur</strong> Erstellung <strong>der</strong><br />

Bauwerke dar o<strong>der</strong> bieten mehr Qualität<br />

bei gleichbleibenden Kosten. Dabei erscheint<br />

es nur sinnvoll und konsequent,<br />

dass nicht nur die Generalunternehmer<br />

eingebunden werden, son<strong>der</strong>n die gesamte<br />

Unternehmenskette. Sie kann<br />

durch einen Generalunternehmer o<strong>der</strong><br />

auch eine Arbeitsgemeinschaft vertreten<br />

und koordiniert sein. Durch die Berücksichtigung<br />

dieser umfangreichen Kompetenzen<br />

und Erfahrungen aller am<br />

Bauvorhaben beteiligten Unternehmen<br />

kann sichergestellt werden, dass das<br />

vollständige Optimierungspotential ausgeschöpft<br />

wird. So wird es bei <strong>der</strong> Ausführung<br />

<strong>der</strong> baulichen Leistung zu keinen<br />

Lücken in <strong>der</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

o<strong>der</strong> Informationsverlusten kommen.<br />

3. Planung einer detaillierten Logistik<br />

Durch die umfangreiche <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

und eine rechtzeitige Einbindung<br />

<strong>der</strong> beteiligten Verbraucher und Lieferanten<br />

wird eine Optimierung <strong>der</strong> Logistik<br />

auf und außerhalb <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong> ermöglicht.<br />

Dies ermöglicht, mindestens<br />

in Teilen, eine Belieferung <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

nach dem Prinzip „Just-in-time“. Dadurch<br />

lassen sich unnötige Warte- und<br />

Lagerzeiten bei den Lieferungen einsparen.<br />

Auch werden Fehllieferungen und<br />

die Lagerflächen reduziert. Durch das<br />

Reduzieren von Verschwendung, verursacht<br />

z. B. durch die Suche nach Material,<br />

wird die produktive Arbeitszeit erhöht.<br />

4. Planung <strong>der</strong> dynamischen <strong>Baustelle</strong>neinrichtung<br />

Durch die <strong>Fertigungsplanung</strong> werden<br />

auch die sich ständig än<strong>der</strong>nden Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die <strong>Baustelle</strong>neinrichtung<br />

genau beschrieben. Dies ermöglicht eine<br />

dynamische Planung von Geräteauslastung<br />

und -bedarf, <strong>der</strong> Lager-, Produktions-<br />

und Transportflächen sowie die<br />

Optimierung <strong>der</strong> Wege auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong>.<br />

Die so sichergestellte ständige Anpassung<br />

des Betriebes an den Bedarf in<br />

<strong>der</strong> Produktion bewirkt eine wirtschaftliche<br />

Fertigung und eine bedarfsgerechte<br />

Vorhaltung <strong>der</strong> kostenintensiven Geräte<br />

und Flächen <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong>neinrichtung.<br />

5. Die Planung des Ressourceneinsatzes aller<br />

beteiligten Unternehmen im Rahmen<br />

<strong>der</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> bewirkt ein hohes<br />

Maß an Kostensicherheit.<br />

Abbildung 4 Gegensteuerungsmaßnahmen bei erkanntem Verzug am Projektende (vgl. Berner et<br />

al., 2008, S. 204)


246 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

Eine wesentliche Voraussetzung <strong>zur</strong><br />

Minimierung <strong>der</strong> Kosten <strong>der</strong> ausführenden<br />

Unternehmen ist eine möglichst<br />

gleichmäßige Auslastung <strong>der</strong> im Unternehmen<br />

vorhandenen Kapazitäten. Dies<br />

trifft sowohl für die Beschäftigten, als<br />

auch für die Betriebsmittel (Baugeräte,<br />

Rüst- und Schalmaterial, Fuhrpark<br />

etc.) zu. (Spranz 2003)<br />

Die teuren „Gegensteuerungsmaßnahmen“<br />

am Projektende entfallen<br />

(vgl. Abbildung 4).<br />

6. Klärung <strong>der</strong> Fragen <strong>der</strong> Machbarkeit <strong>der</strong><br />

Ausführung vor <strong>der</strong> Umsetzung<br />

Im Zuge <strong>der</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> und v.<br />

a. <strong>der</strong> umfassenden Ablaufplanung wird<br />

das Bauwerk auch auf seine Umsetzbarkeit<br />

mit den vorgeplanten Maßnahmen<br />

geprüft. So werden unangenehme Überraschungen<br />

bei <strong>der</strong> Ausführung, wie<br />

aufwendige Nachbesserungen o<strong>der</strong><br />

Planän<strong>der</strong>ungen ausgeschlossen.<br />

7. Planung <strong>der</strong> Liquidität <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

Die Planung <strong>der</strong> Liquidität erreicht<br />

durch die Präzision <strong>der</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

eine höhere Genauigkeit. Somit<br />

lassen sich einerseits Mittelabflüsse mit<br />

den Auftraggebern genauer abstimmen<br />

und an<strong>der</strong>erseits die Zahlungen an Lieferanten<br />

und Nachunternehmer definieren,<br />

sodass ausreichende Liquidität für<br />

alle Unternehmen sichergestellt ist<br />

8. Besseres Controlling<br />

Auch die <strong>Fertigungsplanung</strong> bleibt eine<br />

Planung. Jede Planung beinhaltet naturgemäß<br />

eine gewisse Unschärfe. Aber die<br />

Verfolgung von Abweichungen im Bauablauf<br />

o<strong>der</strong> aus geän<strong>der</strong>ten Leistungen<br />

ermöglicht im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

eine rechtzeitige und optimale<br />

Anpassung des Betriebes an die modifizierten<br />

Produktionsbedingungen. So<br />

wird <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>liche Aufwand genau<br />

prognostiziert und durch die detaillierte<br />

Planung möglichst gering gehalten.<br />

9. Planung <strong>der</strong> Sicherheit, des Gesundheits-<br />

und Umweltschutzes<br />

Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz<br />

gewinnen durch die <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

an Genauigkeit. Somit kann mit<br />

weniger Aufwand mehr Wirkung in <strong>der</strong><br />

Umsetzung erzielt werden.<br />

10. <strong>Fertigungsplanung</strong> mit Bauwerksdaten.<br />

Die <strong>Fertigungsplanung</strong> benötigt eine<br />

Fülle an Bauwerksdaten und stellt auch<br />

viele Informationen über die <strong>Baustelle</strong>nprozesse<br />

<strong>zur</strong> Verfügung. Sie ermöglicht<br />

somit eine sinnvolle Einbindung<br />

<strong>der</strong> existierenden EDV-Planungsplattformen,<br />

wie z. B. BIM (Building Information<br />

Modelling).<br />

Die aufgeführten Vorteile <strong>der</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

ermöglichen eine neue Perspektive in<br />

<strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> traditionellen Abläufe<br />

auf den <strong>Baustelle</strong>n. Diese Vorteile haben jedoch<br />

auch ihren Preis.<br />

24.2.3 Voraussetzungen <strong>der</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

Eine detaillierte und tiefgehende <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

gibt es nicht umsonst. Den oben genannten<br />

Vorteilen solcher Planung stehen<br />

wirtschaftliche Überlegungen gegenüber. So<br />

muss die arbeitsintensive, und damit Kostenund<br />

Zeitintensive, <strong>Fertigungsplanung</strong> mit<br />

entsprechend hohem Aufwand erstellt und<br />

die daraus resultierenden Kosten gedeckt<br />

werden. Nicht viele Bauherren werden bereit<br />

sein, die geordneten Abläufe auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

zusätzlich zu vergüten. Es bedarf großer<br />

Überzeugungsarbeit, den Bauherrn für das<br />

Thema zu sensibilisieren und ihm bewusst<br />

zu machen, dass die wirtschaftliche Fertigung<br />

auch in seinem Interesse sein kann.<br />

Mittelfristig wird sich bei Einzelvergaben<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlich geplante Ablauf in den angebotenen<br />

Preisen nie<strong>der</strong>schlagen.<br />

Bei Generalunternehmervergaben ist es<br />

im Interesse des GU’s, die Abläufe auf den<br />

Projekten zu optimieren. Hier muss sicherlich<br />

kurzfristig in verän<strong>der</strong>te Bauprozesse<br />

investiert werden, um langfristig höhere<br />

Renditen zu erwirtschaften.<br />

Eine weitere organisatorische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

stellt die Objekt- und Fachplanung<br />

dar, die im Vorfeld o<strong>der</strong> baubegleitend er-


<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong> 247<br />

stellt wird. In Abhängigkeit des Gebäudetyps,<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Büro- und Verwaltungsbau<br />

erfolgt die Planung des Mieterausbaus<br />

oft erst sehr spät, da die Vermietung<br />

erst im Zuge <strong>der</strong> Ausführung erfolgt. Somit<br />

stehen auch die Daten über die zu erbringenden<br />

Leistungen <strong>der</strong> Ausbau- und TGA - Gewerke<br />

in <strong>der</strong> Regel erst in <strong>der</strong> zweiten Hälfte<br />

<strong>der</strong> Ausführungsdauer <strong>zur</strong> Verfügung, was<br />

die rechtzeitige Berücksichtigung dieser<br />

Leistungen schon im Zuge <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

<strong>Fertigungsplanung</strong> unmöglich macht.<br />

Diese Punkte stellen keine grundsätzlichen<br />

Hin<strong>der</strong>nisse dar. Es werden immer<br />

technische und wirtschaftliche Überlegungen<br />

sein, die eine geän<strong>der</strong>te Herangehensweise<br />

rechtfertigen und ggf. beschleunigen. Es besteht<br />

die Chance durch frühzeitige gemeinsame<br />

Planung des Gebäudes und <strong>der</strong> Abläufe<br />

Potentiale in Bezug auf Kosten, Qualität und<br />

Termine zu heben. Hier ist jedoch eine Betrachtung<br />

des Lebenszyklus erfor<strong>der</strong>lich, <strong>der</strong><br />

auch Einsparpotentiale aus z. B. Zwischenfinanzierungen<br />

und dem Betrieb darstellt.<br />

24.3. Fazit: Den Sprung von <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

wagen<br />

Die <strong>Arbeitsvorbereitung</strong>, wie sie heute in<br />

den Bauunternehmen praktiziert wird, existiert<br />

im Bauwesen seit Jahrzehnten und ist in<br />

ihrer Substanz kaum Än<strong>der</strong>ungen unterworfen.<br />

Lediglich die Instrumente <strong>der</strong> Ingenieursarbeit<br />

haben sich mit dem Einzug <strong>der</strong><br />

EDV gewandelt. Wurden früher die Bauablaufpläne<br />

von Hand gezeichnet, so übernehmen<br />

heute die Computerprogramme die Berechnung<br />

und machen die früher so<br />

aufwendige Netzplantechnik alltagstauglich.<br />

Aber auch heute, wie vor Jahren, vertraut<br />

man bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Bauabläufe auf eigene<br />

Erfahrung und Kreativität. Je unspektakulärer<br />

das zu errichtende Bauwerk, umso<br />

weniger macht man sich Gedanken darüber,<br />

wie genau es erstellt werden soll.<br />

Die übliche Prozessplanung <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

gibt einen groben Überblick über den Ablauf<br />

<strong>der</strong> Bauarbeiten und den Einsatz <strong>der</strong> Ressourcen.<br />

Sie wurde lange Zeit als ausreichend<br />

präzise betrachtet, denn die Erfahrung<br />

besagte, dass langfristige detaillierte Planung<br />

keine Vorteile gegenüber Grobablaufplänen<br />

bringt (vgl. Drees 1990, S. 20).<br />

Dennoch ist es unumstritten, dass <strong>der</strong> detaillierten<br />

<strong>Fertigungsplanung</strong>, insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei personalintensiven Arbeiten, eine große<br />

Bedeutung zukommt, um die Verschwendung<br />

auf den Projekten zu reduzieren.<br />

(vgl. Berner 1983, S. 132). Alle Prozesse auf<br />

<strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong> sind unabdingbar miteinan<strong>der</strong><br />

verknüpft – direkt, indem sie aufeinan<strong>der</strong><br />

folgen, o<strong>der</strong> indirekt, indem sie etwa auf die<br />

gleichen Ressourcen <strong>zur</strong>ückgreifen (wie<br />

z. B. Kran o<strong>der</strong> Produktionsflächen). Dies<br />

führt zum Schluss, dass eine detaillierte Planung<br />

<strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong> – hier als <strong>Fertigungsplanung</strong><br />

bezeichnet – für die weitere Optimierung<br />

<strong>der</strong> Bauprozesse von überlebenswichtiger<br />

Relevanz ist.<br />

Nur durch eine sorgfältige Planung und<br />

Steuerung <strong>der</strong> Fertigung ist eine wirtschaftliche<br />

Bauausführung zu erzielen<br />

(Drees 1990, S. 1).<br />

Der Weg von <strong>der</strong> klassischen <strong>Baustelle</strong> hin<br />

<strong>zur</strong> Baufabrik mit genau geplanten Abläufen<br />

muss gewagt werden. Die sich über die Jahrzehnte<br />

hinweg eingebürgerte reaktive Haltung<br />

den inner- und außerbetrieblichen Einflüssen<br />

gegenüber muss <strong>der</strong> umfangreichen<br />

und proaktiven Planung weichen.<br />

24.4. Literatur<br />

Berner, F.: Verlustquellenforschung im Ingenieurbau,<br />

Dissertation, Universität<br />

Stuttgart, 1983<br />

Berner, F., Kochendörfer, B., Schach, R.:<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Baubetriebslehre 1, Baubetriebswirtschaft,<br />

Teubner Verlag,<br />

Wiesbaden, 2007<br />

Berner, F., Kochendörfer, B., Schach, R.:<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Baubetriebslehre 2, Baubetriebsplanung,<br />

Teubner Verlag, Wiesbaden,<br />

2008<br />

Drees, G.: <strong>Fertigungsplanung</strong> und -steuerung<br />

im Bauwesen, Vorlesungsskript, Institut


248 <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fertigungsplanung</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />

für Baubetriebslehre, Universität Stuttgart,<br />

1990<br />

Krauß, S.: Die Baulogistik in <strong>der</strong> schlüsselfertigen<br />

Ausführung, In: Schriftenreihe<br />

des Instituts für Baubetriebslehre <strong>der</strong><br />

Universität Stuttgart 45, Bauwerk, Berlin,<br />

2005<br />

Spranz, D., <strong>Arbeitsvorbereitung</strong> im Ingenieurhochbau,<br />

Bauwerk, Berlin, 2003

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!