2010 Sommer - Hoffnungstaler Anstalten Lobetal
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Joel darf für die Therapie noch nicht aus dem Inkubator genommen<br />
werden. Deshalb öffnet Friederike Haslbeck die runde<br />
Seiten klappe des Brutkastens und legt ganz vorsichtig ihre Hand<br />
auf die Brust und den Bauch des Jungen. Joel ist wach. Sein<br />
Gesicht zeigt, dass er nörgelt, doch eine Stimme fehlt ihm noch.<br />
Die Therapeutin beginnt zu singen. Dabei achtet sie genau auf<br />
den Atemrhythmus des Frühgeborenen. Immer drei bis vier<br />
Atem züge werden begleitet von einem langen Ton. In der Höhe<br />
variiert der Gesang nur minimal. Eine besondere Stimmung<br />
ent steht. Es ist, als würde eine Fee ein Wiegenlied summen.<br />
Wie eine hüllende Decke legen sich die Töne über die anderen<br />
Geräusche. Die Atmung des Babys wird gleich mä ßiger, sein<br />
Gesicht entspannt sich. Nur die winzigen Finger bewegen sich<br />
sanft hin und her. Dann seufzt es und schlummert ein.<br />
Die Kinder entwickeln sich besser<br />
Noch eine Weile ruht die Hand der Frau auf der Brust des Frühgeborenen.<br />
„Das war eine ganz schöne Therapie“, flüstert sie.<br />
„Schlaf ist so wichtig für die Kleinen. So bleibt ihnen viel mehr<br />
Energie, um zu wachsen.“ Viele Studien hätten inzwischen<br />
ge zeigt, dass Musiktherapie dabei hilft, dass sich die Kinder<br />
besser entspannen. Oft könnten sie früher entlassen werden und<br />
sich besser entwickeln als Kinder, die keine Therapie bekommen<br />
haben, berichtet Friederike Haslbeck. Dennoch wird Musiktherapie<br />
für Frühchen in nur wenigen Kliniken in Deutsch land<br />
angeboten. In Bethel kann sie dank Spenden finanziert werden.<br />
Joels Mutter Natalia Wölk ist froh über alles, was ihrem Sohn<br />
hilft. Jeden Tag ist sie bei ihm, berührt ihn, spricht mit ihm. „Am<br />
Anfang hatte ich etwas Angst, ihn anzufassen, so klein war er“,<br />
erzählt die junge Mutter. „Aber ich bin einfach glücklich über<br />
unser Kind. Wir wissen, dass die Entscheidung über sein Leben<br />
bei Gott liegt. Das gibt uns Kraft und Ruhe.“ Joel scheint das zu<br />
spüren. Er schlummert und wächst.<br />
Ganz sanft berührt die Musiktherapeutin den winzigen Jungen.<br />
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