HYDRAULIK UND HYDROMECHANIK Übungsteil - Department ...
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<strong>HYDRAULIK</strong> <strong>UND</strong> <strong>HYDROMECHANIK</strong> – ÜBUNGSTEIL<br />
tiefe am Wehrscheitel und Überfallhöhe bzw. als Ansatz für die Berechnung der erforderlichen<br />
Überfallhöhe verstanden. Wie auch immer, die beiden Autoren folgern nun<br />
µ = 1 − (1 − 2/3) 3/2 = 0,808<br />
und implizieren somit, dass in der Absenkung sämtliche Einflüsse enthalten sind bzw. keine anderen<br />
existieren.<br />
Man erhält letzten Endes aus beiden Herleitungen die so genannte Poleni-Formel<br />
Q = 2 3 ·µ ·B · 2 ·g ·h 3/2 ,<br />
[Q] = m 3·s −1 Wehrabfluss<br />
[µ] = dim.los Überfallbeiwert<br />
[B] = m Länge der Wehrkrone (Breite des Abflusses über dem Wehr)<br />
[h] = m Überfallhöhe; Höhe des unbeeinflussten Oberwasserspiegels über dem Wehrscheitel;<br />
ist etwa im Horizontalabstand 3·h bis 4·h vor der Wehrkrone zu messen<br />
in der die Abflussbreite B und die Überfallhöhe h relativ einfach gemessen werden können. Die Abflussberechnung<br />
bei Überfällen läuft demnach auf die genaue Erfassung der die jeweilige geometrische<br />
Form kennzeichnenden Überfallbeiwerte hinaus [BOLLRICH und PREISZLER, 1992].<br />
Im Vergleich zum „Richtwert“ für µ = 0,808 wird für das unterdruckfreie Standardprofil (ein rundkroniges<br />
Wehr) ein Wert von µ = 0,745 angegeben, also ein ähnlicher Wert, während LOISKANDL<br />
für ein scharfkantiges Messwehr µ ≈ 0,64 nach POLENI angibt. Daraus folgt, dass µ = 0,808 den<br />
Abfluss für die meisten Wehre überschätzt. Aus der Diskrepanz zwischen µ = 0,808 und µ ≈ 0,64<br />
folgt nicht zwangsläufig, dass beim scharfkantigen Messwehr n ≠ 2/3 sein muss, weil durchaus<br />
denkbar ist, dass die anderen, nicht von der Absenkung widerspiegelten Einflüsse – die im Wert<br />
0,808 als nicht vorhanden erachtet wurden – eben zu der Reduktion auf 0,64 führen.<br />
Wie auch immer, BOLLRICH und PREISZLER geben dimensionslose Koordinaten des Überfallstrahles<br />
über ein scharfkantiges Wehr an, die auch für das Standardprofil gültig sind. An der vorderen,<br />
oberwasserseitigen Kante des Wehres, die sich im Horizontalabstand 0,3·h vor dem etwas höher<br />
liegenden Scheitel befindet, beträgt die Wassertiefe 0,126·h + 0,831·h, also insgesamt 0,957·h<br />
über der Kante bzw. 0,831·h über dem Scheitel; direkt über dem Scheitel beträgt die Wassertiefe<br />
0,740·h. Die Absenkung auf 2/3·h wird erst unterwasserseitig im Horizontalabstand von etwa 0,2·h<br />
erreicht (vertikale Wassertiefe gemessen von der Wasseroberfläche bis zum Scheitelniveau). Man<br />
sieht also, dass sich die Wassertiefe über dem Wehrscheitel in horizontaler Richtung stark ändert<br />
und daher eine genaue Messung – egal ob an der oberwasserseitigen Wehrvorderkante oder genau<br />
über dem Scheitel – kaum möglich ist. Darüber hinaus hängt die Absenkung von der geometrischen<br />
Ausführung des Wehres ab und ebenso vom Abfluss – während beim Bemessungsabfluss der Druck<br />
am Wehrrücken genau Null sein sollte, ist er bei kleinerem Q positiv und bei größerem negativ.<br />
In Erwägung dieser Umstände sollte die Wassertiefe über dem Überfall nur dann zur Abschätzung<br />
des Wehrabflusses herangezogen werden, wenn die Überfallhöhe schlecht gemessen werden kann.<br />
CHADWICK und MORFETT [1993] gehen übrigens auf die Absenkung überhaupt nicht ein; sie<br />
erwähnen weder, dass sich über dem Wehr annähernd die Grenztiefe – oder vielmehr ein minimaler<br />
Energiezustand – einstellt, noch dass daraus die Absenkung abgeschätzt werden könnte.<br />
NAUDASCHER [1987] beschreibt unter anderem die Abhängigkeit des Überfallbeiwertes bei Abweichungen<br />
von der Standard-Wehrform und bei Unter/Überdrücken am Wehrrücken; die Größe<br />
der Wassertiefe über dem Wehrrücken tritt als Parameter überhaupt nicht auf.<br />
Anhang – Überfallbeiwert bei freien Überfällen und bei breitkronigen Wehren S. 94