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HYDRAULIK UND HYDROMECHANIK Übungsteil - Department ...

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<strong>HYDRAULIK</strong> <strong>UND</strong> <strong>HYDROMECHANIK</strong> – ÜBUNGSTEIL<br />

Sowohl CHADWICK und MORFETT als auch BOLLRICH und PREISZLER weisen darauf hin,<br />

dass reale Überfallströmungen von den modellhaften idealer Flüssigkeiten insbesondere aus folgenden<br />

Gründen abweichen:<br />

– die (vertikale) Druckverteilung ist selbst bei Freistrahlen keinesfalls konstant Null,<br />

– die Geschwindigkeitsverteilung entspricht nicht dem Modell<br />

– bei der Überfallströmung realer Flüssigkeiten treten Verluste auf, die in den Beziehungen zusätzlich<br />

berücksichtigt werden müssen.<br />

Diesen im Ansatz vernachlässigten, insbesondere auf der Reibung beruhenden Einflüssen wird von<br />

CHADWICK und MORFETT dadurch Rechnung getragen, indem das Modell für den Zusammenhang<br />

zwischen dem Abfluss an einem Wehr und der Überfallhöhe – einer Beziehung, die die gleiche<br />

Bedeutung wie die Schlüsselkurve eines offenen Gerinnes besitzt und als Überfallcharakteristik<br />

bezeichnet werden kann – um einen Faktor, dem so genannten Überfallbeiwert µ erweitert wird. Sie<br />

nehmen also an, dass der sich aus Formel 8-9 ergebende Fluss zum realen Fluss über ein bestimmtes<br />

Wehr proportional ist:<br />

µ = Q real<br />

Q<br />

.<br />

ideal<br />

BOLLRICH und PREISZLER ersetzen einfach den die oberwasserseitige Strahlabsenkung repräsentierenden<br />

Faktor [1 − (1 − n) 3/2 ] durch den Überfallbeiwert und erwähnen, dass in µ außerdem<br />

noch die im Ansatz vernachlässigten Einflüsse (Reibung, genaue Druck- und Geschwindigkeitsverteilung<br />

infolge Stromfadenkrümmung usw.) erfasst werden, was auf den Ansatz<br />

µ ≈ 1 − (1 − n) 3/2<br />

hinausläuft. Dass µ für BOLLRICH und PREISZLER eine Funktion des Absenkfaktors n ist – aber<br />

auch anderer Einflüsse – geht auch aus dem Kommentar zur Weisbach-Formel (Seite 404) hervor,<br />

in dem sie extra erwähnen, dass bei der Ableitung der Weisbach-Formel der augenscheinliche Einfluss<br />

der Strahlabsenkung nicht gesondert erfasst und von vornherein im Überfallbeiwert enthalten<br />

sei. Für die Betrachtungsweise µ = f (n) spricht, dass die Strahlabsenkung n selbst ein Ausdruck des<br />

Reibungseinflusses ist und daher durch deren Messung bzw. Bestimmung ein guter Näherungswert<br />

für µ gefunden werden kann und zur Berücksichtigung der anderweitigen Einflüsse, die von der<br />

Absenkung nicht widerspiegelt werden, nur noch abgeändert werden muss. Wie groß diese anderweitigen<br />

Einflüsse im Verhältnis zur Absenkung sind, wird von den beiden Autoren nicht erwähnt.<br />

Es wird von ihnen auch keine umgekehrte Aussage getroffen, wie genau sich die Absenkung aus<br />

dem Überfallbeiwert angeben lässt bzw. wie genau man mit der Kenntnis der Abflusshöhe über<br />

dem Wehrscheitel und des Überfallbeiwertes µ mittels der Beziehungen n = f (µ) und h = h Scheitel /n<br />

den Abfluss bestimmen kann.<br />

Vermutlich um einen Richtwert für die Größe von µ zu erhalten, benutzen BOLLRICH und<br />

PREISZLER [1992] die Annahme, dass genau auf der Überfallkrone die Grenztiefe auftritt, woraus<br />

sich n = 2/3 ergäbe. Dieser Schluss setzt stillschweigend die Annahmen für die Grenztiefe in einem<br />

(unendlich) breiten Rechteckprofil mit schwach ungleichförmigem Verlauf voraus, nämlich eine<br />

hydrostatische Druckverteilung und eine konstante Geschwindigkeit über die Tiefe – also Annahmen,<br />

die in krassem Gegensatz zu denen für die Formel 8-10 oder 8-9 stehen. Im Übrigen ist ein<br />

schwach ungleichförmiger Verlauf bei rundkronigen Wehren und bei Messwehren oberwasserseitig<br />

keinesfalls gegeben, sodass der Wasserspiegelverlauf bzw. die zur Abfuhr eines bestimmten Flusses<br />

Q erforderliche Überfallhöhe h aus der Grenztiefenformel bestenfalls abgeschätzt werden kann. Die<br />

Anwendbarkeit des Konzeptes der Grenztiefe bzw. der minimalen Energiehöhe – das für schwach<br />

ungleichförmige Gerinne entwickelt wurde – für stark ungleichförmige Strömungen bzw. für freie<br />

Überfallströmungen muss generell bezweifelt werden. Im Gegensatz dazu würde eine potenzialtheoretische<br />

Berechnung selbst mit der Bernoulli-Gleichung als stark vereinfachtes Modell schon zu<br />

relativ plausiblen Druck- und Geschwindigkeitsverteilung bzw. Wasserspiegellagen führen<br />

[CHADWICK und MORFETT, 1993]. Die Annahme von BOLLRICH und PREISZLER (n = 2/3)<br />

erscheint unter diesen Gesichtspunkten relativ weit hergeholt und wurde demgemäß von den Autoren<br />

wohl eher als Richtgröße für den Überfallbeiwert denn als gültige Beziehung zwischen Abfluss-<br />

Anhang – Überfallbeiwert bei freien Überfällen und bei breitkronigen Wehren S. 93

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