1. Thessalonicher 2,17-3,13 - Friedenshofwerk
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<strong>1.</strong> <strong>Thessalonicher</strong> 2,<strong>17</strong>-3,<strong>13</strong><br />
Liebe Gemeinde,<br />
beim Lesen dieses ersten Briefes, den Paulus und seine Mitarbeiter<br />
an die christliche Gemeinde in Thessalonich geschrieben haben,<br />
gewinnen wir einen sehr persönlichen Eindruck. Uns begegnet eine<br />
große Vertrautheit und eine ganz herzliche Beziehung. Der<br />
Abschnitt, den ich uns jetzt lesen will, verstärkt diese<br />
Wahrnehmung.<br />
Textlesung aus der Hoffnung für alle<br />
Das hört sich sehr beeindruckend an. Diese Zeilen müssen die<br />
Christen in Thessalonich nachhaltig ermutigt und beglückt und<br />
aufgebaut haben. Ich will noch mal ein paar Gedanken aus diesem<br />
Briefabschnitt mit meinen Worten wiederholen:<br />
„Wir haben es kaum ausgehalten, euch so lange nicht zu sehen und<br />
nichts von euch zu hören. Und obwohl ich alles drangesetzt habe, zu<br />
euch zu kommen, hat mir der Satan immer wieder einen Strich<br />
durch die Rechnung gemacht. Aber nichts desto trotz bin ich so stolz<br />
auf euch, ich bin so dankbar für euch. Allerdings bin ich auch<br />
besorgt. Geht es euch gut? Setzen euch die Bedrängnisse wegen des<br />
Glaubens an Jesus zu? Werdet ihr von dem Sturm der Probleme<br />
umgehauen? Seid ihr noch bei der Stange geblieben?<br />
Als Timotheus vorhin zurückgekommen ist und uns Bericht erstattet<br />
hat, da war unsere Freude unbeschreiblich. Das war für uns das<br />
reinste Evangelium. Ihr habt am Glauben festgehalten, ihr habt nicht<br />
aufgegeben, ihr lebt euer Christsein. Und die Freude aneinander<br />
und die Sympathie füreinander beruhen auf Gegenseitigkeit. Das hat<br />
uns unglaublich getröstet und lässt uns regelrecht aufblühen. Wir<br />
danken Gott, dass es euch gibt. Und wir bitten ihn darum, dass ihr<br />
im Glauben und in der Liebe wachsen könnt, dass ihr gestärkt<br />
werdet und dann makellos unserem Herrn Jesus bei seiner<br />
Wiederkunft begegnen könnt.“<br />
Alle Achtung, was für ein super Mut machender Brief, was für ein<br />
herzliches Miteinander. Ja, das ist beachtlich und zeigt uns zum
<strong>1.</strong> <strong>Thessalonicher</strong> 2,<strong>17</strong>-3,<strong>13</strong> Seite 2<br />
einen, dass der Apostel Paulus mehr war als nur so ein intelligenter,<br />
forscher Theologe und Missionar gewesen ist. Er war auch ein sehr<br />
menschlicher Christ, der auch in starkem Maße gute Beziehungen<br />
und menschliche Nähe gebraucht hat.<br />
Zum anderen entdecken wir in diesem Abschnitt einige Aspekte<br />
christlicher Gemeinschaft, die wir uns nun mal miteinander<br />
anschauen wollen.<br />
<strong>1.</strong> So natürlich und menschlich? Ja<br />
Der erste Eindruck ist tatsächlich der, dass Paulus sich nicht fromm<br />
oder geistlich überhöht mit den Glaubensgeschwistern im Herrn<br />
vereinigen will zur Gemeinschaft der Heiligen unter dem Schutz<br />
seines Blutes. Nein. Zuerst will Paulus einfach nur mit den Leuten<br />
zusammen sein, die er mag und die ihm sympathisch sind. Denn<br />
Paulus hatte eine ganz besondere Beziehung zu den Leuten in der<br />
Gemeinde dort. Sie waren es, die seine Predigt von Jesus gehört<br />
haben. Sie haben sich mit ihm darüber unterhalten. Ihnen hat er<br />
erzählt, was Jesus ihm bedeutet. Und diese Leute, die Jesus in ihr<br />
Herz aufgenommen haben, die sind ihm ans Herz gewachsen. Weil<br />
sie ihm so sympathisch sind, weil sie ihm so lieb geworden sind,<br />
deswegen sehnt sich Paulus danach, mit ihnen zusammen zu sein.<br />
So normal und natürlich ist es, dass wir Leute haben, die uns ans<br />
Herz gewachsen sind. Dietrich Bonhoeffer hat in seinem Buch<br />
„Gemeinsames Leben“ dazu sinngemäß geschrieben, dass wir als<br />
Menschen aus Fleisch und Blut natürlich auch das menschliche<br />
Bedürfnis haben, gerne mit solchen Menschen zusammen zu sein,<br />
die wir mögen. Wörtlich hat er geschrieben (der Sprachstil ist nun<br />
mal der vom Anfang des letzen Jahrhunderts): „Es bedeutet keine<br />
Beschämung für den Gläubigen, als sei er noch gar zu sehr im<br />
Fleische, wenn es ihn nach dem leiblichen Antlitz anderer Christen<br />
verlangt.“ Dieses ganz natürliche Bedürfnis, mit Menschen<br />
zusammen zu sein, die man mag, das ganz menschliche Verlangen,<br />
mit sympathischen Christen zusammen zu sein, ist also ganz in
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Ordnung. So natürlich und so menschlich ist das zunächst mal mit<br />
der christlichen Gemeinschaft.<br />
2. So fromm und geistlich? Ja!<br />
Das Verlangen nach der Gemeinschaft mit den Leuten aus<br />
Thessalonich lässt sich aber nicht nur auf die Sympathiewerte<br />
reduzieren. Was die Apostel und die Briefempfänger vor allem<br />
verbindet ist der Glaube an Jesus. Die gemeinsame Ausrichtung auf<br />
das Leben mit Jesus Christus führt die unterschiedlichsten Leute<br />
zusammen. Deswegen sehnt sich Paulus nach den <strong>Thessalonicher</strong>n<br />
nicht nur, weil sie so nett und so sympathisch, so liebevoll und<br />
charmant, so freundlich und so angenehm sind. Sondern da sind<br />
Menschen, die die gleiche Lebensmitte haben wie er. Da sind Leute,<br />
die Jesus lieben, genau wie er. Da sind Christen, die auch ihrem Gott<br />
die Ehre geben wollen. Da sind Kinder Gottes, die Gottes gutes<br />
Walten in dieser Welt sichtbar machen wollen. Da sind buchstäblich<br />
Brüder und Schwestern, die den gleichen himmlischen Vater haben<br />
wie Paulus, wie du und ich.<br />
Bonhoeffer hat deswegen geschrieben: „Die leibliche Gegenwart<br />
anderer Christen ist dem Gläubigen eine Quelle unvergleichlicher<br />
Freude und Stärkung.“ Denn mit denen teile ich das wesentliche,<br />
das maßgebliche meines Lebens.<br />
Für Christen ist es schlicht und ergreifend nötig, dass sie mit<br />
anderen Christen das teilen, was ihr Leben existenziell ausmacht.<br />
Wir sind darauf angewiesen, dass andere Christen uns das Wort<br />
Gottes mitteilen. Noch einmal Bonhoeffer: „Darum braucht der<br />
Christ den Christen, der ihm Gottes Wort sagt, er braucht ihn<br />
immer wieder, wenn er ungewiss und verzagt wird; denn aus sich<br />
selbst kann er sich nicht helfen, ohne sich um die Wahrheit zu<br />
betrügen. Er braucht den Bruder als Träger und Verkündiger des<br />
göttlichen Heilswortes.“<br />
Wie wertvoll das ist, das merkt man meistens erst dann, wenn<br />
einem dieses Geschenk weggenommen wird. Darum hat Bonhoeffer<br />
mit Recht geschrieben: „Freilich, was für den Einsamen
<strong>1.</strong> <strong>Thessalonicher</strong> 2,<strong>17</strong>-3,<strong>13</strong> Seite 4<br />
unaussprechliche Gnade Gottes ist, wird von dem täglich<br />
Beschenkten leicht missachtet und zertreten. … es ist Gnade, nichts<br />
als Gnade, dass wir heute noch in der Gemeinschaft christlicher<br />
Brüder (und Schwestern) leben dürfen.“ Das wusste auch Paulus.<br />
Auch er war ja darauf angewiesen zu hören und zu erleben, dass<br />
Gott ihn durch die Glaubensgeschwister anspricht und ermutigt.<br />
Meine Gedanken in diesem Zusammenhang sind, ob wir uns dieser<br />
Gnade, dieses Geschenkes tatsächlich bewusst sind. Ich schlage<br />
darum vor, dass wir es uns mal ganz fest vornehmen, dass wir als<br />
Christen uns nicht nur über das Wetter und den Beruf und den<br />
Urlaub unterhalten, sondern tatsächlich auch darüber reden, wie es<br />
uns in unserem Leben mit Jesus geht. Dann lasst uns doch auch das<br />
teilen, was unser Leben ausmacht. Dazu braucht es sicher ein Stück<br />
Übung, da ist auch eine fröhliche Gelassenheit nötig, dass das Ganze<br />
nicht zum Krampf wird. Aber die geistliche Gemeinschaft von<br />
geistlichen Menschen sollte nichts aufgesetztes sein.<br />
Ein alte Frau hat regelmäßig den Gottesdienst ihrer Gemeinde<br />
besucht, obwohl sie fast nichts mehr verstehen konnte von den<br />
Lesungen, Gebeten und der Predigt. Als sie gefragt wurde, warum<br />
sie dennoch kommt, antwortete sie kurz und bündig: „Gemeinschaft<br />
der Heiligen!“<br />
3. So angefochten und umkämpft? Ja!<br />
So sehr Paulus sich rein menschlich danach gesehnt hat, die Freunde<br />
in Thessalonich wieder zu sehen, so sehr es ihm ein geistliches<br />
Bedürfnis war, mit anderen Christen zusammen zu sein und<br />
geistliche Gemeinschaft mit ihnen zu haben - so sehr gab es<br />
dagegen Widerstand. Paulus ordnet es so ein: „Ich wollte zu euch<br />
kommen. Aber der Satan hat alles dran gesetzt, dass der Besuch<br />
nicht zustande kommen konnte.“ Wenn der Teufel aber so massiv<br />
dagegen schießt, dass Christen sich gegenseitig ermutigen und<br />
stärken, trösten und aufbauen, dann muss das wohl eine sehr<br />
gewichtige Angelegenheit sein, nicht wahr!?
<strong>1.</strong> <strong>Thessalonicher</strong> 2,<strong>17</strong>-3,<strong>13</strong> Seite 5<br />
Der Teufel weiß in der Tat, wie nötig die Gemeinschaft unter<br />
Christen ist. Er ist sich dessen ganz und gar bewusst, dass uns in der<br />
geistlichen Gemeinschaft mit anderen Christen Christus selbst<br />
begegnet. Denn der Mitchrist bringt mir das Wort Gottes. Besser als<br />
Bonhoeffer kann ich es auch nicht sagen, deswegen will ich ihn noch<br />
ein weiteres Mal zitieren: „Der Christus im eigenen Herzen ist<br />
schwächer als der Christus im Worte des Bruders; jener ist<br />
ungewiss, dieser ist gewiss. Damit ist zugleich das Ziel aller<br />
Gemeinschaft der Christen deutlich: sie begegnen einander als<br />
Bringer der Heilsbotschaft. Als solche lässt Gott sie<br />
zusammenkommen und schenkt ihnen Gemeinschaft.“ Nach dieser<br />
Gemeinschaft hat sich Paulus gesehnt. Diese Gemeinschaft konnte<br />
der Teufel - wie auch immer - für den Moment verhindern.<br />
Spätestens die intensiven Bemühungen des Widersachers zeigen<br />
uns, wie groß der Wert christlicher Gemeinschaft ist.<br />
4. So dringend nötig? Ja!<br />
Weil Paulus selbst nicht nach Thessalonich reisen kann, schickt er<br />
seinen Mitarbeiter Timotheus. Timotheus soll die Christen dort<br />
stärken und ermutigen. Auch das ist so nötig. Heute gibt es leider<br />
den Trend zu dem Lebensmotto: „My home is my castle!“ Auf gut<br />
Deutsch: Mein Zuhause, mein Privatbereich ist meine Festung. Wie<br />
es mir geht, das geht nur mich und meinen Herrn Jesus etwas an.<br />
Aber Gott sieht das gar nicht so. Er will uns ermutigen, er will uns<br />
beistehen, er will uns helfen und stärken. Und er will das tun mittels<br />
anderer Christen. Er will, dass wir im Vertrauen zu ihm wachsen.<br />
Und die Wachstumshilfen will er uns durch andere Christen<br />
zuteilwerden lassen. Er will uns unterweisen, sicher durch die Bibel<br />
und die persönliche Stille vor ihm. Aber Christen sind keine<br />
Autodidakten, sondern wir sind auf Lehre und Einsichten und<br />
Erkenntnisse anderer angewiesen. Und weil wir angefochten sind in<br />
unserem Christenalltag, deswegen ist für uns die Ermahnung auch<br />
nötig. Paulus wusste sehr genau um diese Notwendigkeiten. Darum<br />
war er so darauf erpicht, dass die Christen in Thessalonich
<strong>1.</strong> <strong>Thessalonicher</strong> 2,<strong>17</strong>-3,<strong>13</strong> Seite 6<br />
unbedingt einen Mut machenden Besuch bekommen sollten. Denn<br />
das zurechtbringende und aufrichtende und helfende Wort können<br />
wir uns nicht selbst sagen, das muss uns von anderen gesagt<br />
werden.<br />
5. So erstaunlich und beglückend!<br />
Timotheus hat seine Aufgabe erfüllt und kommt nun zurück, um<br />
Paulus und Silas zu berichten. Da können die drei nicht anders als<br />
Gott zu rühmen und zu preisen, weil es in Thessalonich Kinder<br />
Gottes gibt. Das ist erstaunlich und beglückend. Hier sind Menschen,<br />
die Jesus zum Mittelpunkt ihres Lebens haben. Natürlich sind sie<br />
ganz und gar unterschiedlich. Natürlich gibt es da solche, die eher<br />
schüchtern und zurückhaltend sind. Aber sie gehören zu Jesus. Dann<br />
gibt es sehr nüchterne und sachliche Menschen. Aber sie gehören zu<br />
Jesus. Und auch in Thessalonich gab es sicher chaotische und<br />
oberflächliche Leute. Aber auch die haben sich Jesus verschrieben.<br />
Und dann gab es da fleißig und emsige und disziplinierte Leute.<br />
Auch die gehören zu Jesus, weil Jesus ihnen seine Gnade geschenkt<br />
hat. Wir lesen am Ende des Briefes, dass es in der Gemeinde<br />
Christen gab, die aus dem Tritt geraten sind, es gab sehr entmutigte<br />
und auch schwache Leute. Aber allen Schwächen zum Trotz waren<br />
diese Menschen vor allem anderen Kinder Gottes.<br />
Wenn Christen zusammen kommen und sich gegenseitig besuchen<br />
oder irgendwie Gemeinschaft erleben, dann sind Kinder Gottes<br />
zusammen. Über alle Unterschiede hinweg ist das entscheidend.<br />
Ungeachtet aller Sympathie und Antipathie verbindet das mehr als<br />
alles andere, dass wir zu Jesus gehören.<br />
Das ist aus Gottes Sicht und nach seinem Willen so. Dass wir es auch<br />
so sehen und auch so leben, das ist mein Wunsch an uns.<br />
AMEN