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Marine - Strategie und Technik

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<strong>Marine</strong><br />

Bordhubschrauber<br />

der <strong>Marine</strong><br />

Aufgaben im Einsatz –<br />

Vielfalt <strong>und</strong> Wandel<br />

Sönke Nielsen<br />

In den 1980er Jahren erhielten erstmals deutsche Fregatten der Klasse 122 Bordhubschrauber (BHS) vom<br />

Typ Sea Lynx Mk 88. Sie dienten vorrangig zur U-Jagd, doch in den folgenden Jahren wurde ihr Einsatz- <strong>und</strong><br />

Aufgabenspektrum erweitert. Das galt auch für den landgestützten Hubschrauber vom Typ Sea King Mk 41.<br />

Beide Hubschraubertypen besitzen heute ein vielseitiges <strong>und</strong> umfangreiches Einsatzspektrum. Ein Nachfolgehubschrauber<br />

als Mehrzweckhubschrauber wird von der Deutschen <strong>Marine</strong> dringend gefordert.<br />

A<br />

m 1. Oktober 1981 wurde die<br />

3. Staffel des <strong>Marine</strong>fliegergeschwaders<br />

3 „Graf Zeppelin“<br />

(MFG 3) einsatzbereit <strong>und</strong> konnte den<br />

Fregatten die BHS vorrangig für die Einsatzrolle<br />

U-Jagd bereitstellen. Später<br />

wurde das Einsatzspektrum der Sea Lynx<br />

um Transport von Personal <strong>und</strong> Material,<br />

Lagebilderstellung sowie Einsatz als<br />

Fremdorter für den Flugkörperverschuss<br />

der Überwassereinheiten erweitert. Der<br />

Falklandkrieg 1982 zeigte erweiterte Einsatzmöglichkeiten<br />

von Bordhubschraubern<br />

auf: Bekämpfung von Überwasserzielen<br />

mit dem Lenkflugkörper vom Typ<br />

Sea Skua.<br />

Mitte 1987 wurden die landgestützten<br />

22 Hubschrauber vom Typ Sea King<br />

Mk 41 des <strong>Marine</strong>fliegergeschwaders 5<br />

(MFG 5) kampfwertgesteigert. Neben ihren<br />

ursprünglichen Aufgaben SAR (Search<br />

and Rescue) <strong>und</strong> Transport erhielten sie<br />

den Lenkflugkörper Sea Skua sowie neue<br />

Radargeräte. Damit konnten sie Überwasserziele<br />

bekämpfen <strong>und</strong> dienten damals<br />

den Schnellbooten als Fremdorter (Over<br />

The Horizon Targeting, OTHT). Ab 1990<br />

Autor<br />

wurde ihr Einsatzprofil um die Fähigkeit zur<br />

Seeraumüberwachung <strong>und</strong> Lagebilderstellung<br />

sowie -übermittlung erweitert.<br />

Einsätze<br />

Nach Ende des ersten Golfkrieges 1991<br />

wurden die Sea Kings im Rahmen der Minenräumoperation<br />

„Südflanke“ erstmals<br />

außerhalb Deutschlands/Nordeuropas<br />

im Arabischen Golf eingesetzt. Drei Hubschrauber<br />

versorgten vom Abstützpunkt<br />

Manama/Bahrain aus die in See stehenden<br />

multinationalen Minenabwehrfahrzeuge<br />

vor der Küste Kuwaits. Der Einsatz bedeutete<br />

ein Fliegen unter extremen Bedin-<br />

(Foto: SuT Archiv)<br />

Kapitänleutnant Sönke Nielsen ist<br />

Hubschrauberpilot im <strong>Marine</strong>fliegergeschwader<br />

5 (MFG 5) in Kiel.<br />

Anfang der 1980er Jahre erhielten die Fregatten der Klasse 122 erstmals<br />

Bordhubschrauber Sea Lynx Mk88; hier zwei Sea Lynx im Hangar bzw. auf<br />

dem Flugdeck der Fregatte BREMEN<br />

<strong>Strategie</strong> & <strong>Technik</strong> · Oktober 2011 39


(Foto: PIZ/M)<br />

<strong>Marine</strong><br />

Der Sea King bei einer SAR-Übung vor Helgoland<br />

gungen (u.a. Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit,<br />

Sandstürme). Getankt wurde während der<br />

achtstündigen Flüge nur auf Schiffen befre<strong>und</strong>eter<br />

Nationen, u.a. amerikanischen<br />

Hubschrauberträgern, britischen Landungsschiffen<br />

oder auch japanischen Versorgern.<br />

Die Erfahrungen aus dem Einsatz<br />

führten zu einer Ergänzung der Ausstattung<br />

der Hubschrauber; Sandfilter (Engine<br />

Air Particle Separation, EAPS), modernere<br />

Navigations- <strong>und</strong> Kommunikationsausstattung<br />

sowie Anpassungen in der Ausbildung<br />

waren angezeigt.<br />

1993 begannen in der Adria die Embargoeinsätze<br />

gegen Restjugoslawien unter<br />

Beteiligung deutscher Fregatten. Dieser<br />

Einsatz erweiterte erneut das Einsatzspektrum<br />

der BHS. Die intensive weiträumige<br />

Seeraumüberwachung <strong>und</strong> das Verbringen<br />

von Boardingteams zur Kontrolle von Handelsschiffen<br />

wurde Einsatzrealität. Mit der<br />

Evakuierung deutscher Heeressoldaten aus<br />

Somalia 1993, durchgeführt von Sea Lynx<br />

Mk88, begann erstmals eine seegestützte<br />

Evakuierungsoperation mit Hubschraubern.<br />

Mittlerweile sind die Hubschrauber<br />

Sea King fester Bestandteil in der Planung<br />

<strong>und</strong> Durchführung militärischer Evakuierungsoperationen.<br />

Mit der Einführung der Fregatten der Klasse<br />

123 ergab sich 1995 ein weiterer Bedarf an<br />

BHS, da die Beschaffung des Hubschraubers<br />

MH90 sich absehrbar verzögerte. So<br />

wurden sieben zusätzliche Sea Lynx Mk<br />

88A beschafft, die dem MFG 3 ab dem<br />

Jahr 2000 zur Verfügung standen. Die bereits<br />

vorhandenen Hubschrauber wurden<br />

auf den Ausrüstungsstand Mk 88A modifiziert.<br />

Neben einem modernen, digitalen<br />

(Foto: PIZ/M)<br />

360° Seeraumüberwachungsradar wurde<br />

ein EO/IR-Sensor integriert <strong>und</strong> ferner die<br />

Verschussmöglichkeit von Seezielflugkörpern<br />

Sea Skua realisiert. Zudem wurden ein<br />

schweres Maschinengewehr (sMG M3M)<br />

<strong>und</strong> Vorkehrungen für einen modularen<br />

ballistischen Schutz eingerüstet.<br />

Mit der Planung der Einsatzgruppenversorger<br />

(EGV) als Konsequenz aus den jetzt<br />

länger andauernden <strong>und</strong> nunmehr weltweiten<br />

Einsätzen der Flotte sowie aufgr<strong>und</strong><br />

der in den vergangenen Einsätzen gewonnen<br />

Erkenntnisse, begann 1997 im MFG 5<br />

die Ausbildung mit dem Sea King im Bordflugbetrieb.<br />

Mit der Indienststellung des<br />

EGV BERLIN im Jahr 2001 wurde der Sea<br />

King Mk41 integraler Bestandteil des EGV.<br />

Die Einsatzoption der <strong>Marine</strong>hubschrauber<br />

wurde um die Schnittstelle See-Land für<br />

den taktischen Lufttransport ergänzt. Damit<br />

konnte die sonst landgeb<strong>und</strong>ene Transportkomponente<br />

dem Einsatzverband der<br />

Flotte direkt zur Verfügung gestellt werden.<br />

Das Verbringen von Boardingteams <strong>und</strong> das<br />

Absetzen von Spezialkräften in unterschiedlichen<br />

Verfahren erweitern hier die Einsatzmöglichkeiten<br />

der Streitkräfte. Mit dem <strong>Marine</strong>einsatzrettungszentrum<br />

(MERZ) an Bord<br />

wird die sanitätsdienstliche Versorgung der<br />

Soldaten im Einsatz verbessert. Es werden<br />

damit aber auch Kapazitäten für die humanitäre<br />

Hilfe <strong>und</strong> den Katastrophenschutz unmittelbar,<br />

flexibel <strong>und</strong> schnell vorgehalten.<br />

Während der Tsunami-Hilfe in Indonesien<br />

2004/ 2005 konnten diese Fähigkeiten mit<br />

den BHS belegt werden. Auch jüngst vor<br />

der libyschen Küste stand diese Option im<br />

Einsatzverband bereit.<br />

Die Anforderungen an Mensch <strong>und</strong> Material<br />

im Bordflugbetrieb sind extrem,<br />

reichen doch die Einsätze von den kalten<br />

<strong>und</strong> stürmischen nördlichen Breiten des<br />

Atlantiks bis in tropische Gewässer mit<br />

Temperaturen von weit über 35° C <strong>und</strong> einer<br />

Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent.<br />

„Fliegen, wo die Flotte fährt“ ist das Motto<br />

der <strong>Marine</strong>flieger. Heutige asymmetrische<br />

Bedrohungen stellen dabei ein unkalkulierbares<br />

Risiko dar. Dies erfordert u.a die<br />

Ausstattung des Hubschraubers mit passiven<br />

<strong>und</strong> aktiven Eigenschutzmitteln zur<br />

Überlebensfähigkeit im Einsatz.<br />

Sea Lynx beim Boarding-Einsatz während der Operation „Enduring Freedom“<br />

am Horn von Afrika<br />

40<br />

Oktober 2011 · <strong>Strategie</strong> & <strong>Technik</strong>


Aus der <strong>Marine</strong><br />

(Foto: PIZ/M)<br />

(Foto: PIZ/M)<br />

Mit der Indienststellung der Einsatzgruppenversorger (EGV) wurde der Sea<br />

King integraler Bestandteil des Schiffes<br />

Bordhubschrauber stellen ein unverzichtbares<br />

Seekriegsmittel dar, da sie flexibel in<br />

unterschiedlichen Rollen eingesetzt werden.<br />

Mit ihren Einsatzoptionen <strong>und</strong> der<br />

Reichweite ihrer Sensoren <strong>und</strong> Effektoren<br />

vergrößern sie den Wirkungsbereich der<br />

seegehenden Einheiten. Zudem stellen sie<br />

die Fähigkeit des schnellen Lufttransportes<br />

zur Verfügung.<br />

Unterwasserseekriegführung (ASW)<br />

Ortung <strong>und</strong> Bekämpfung von U-Booten<br />

sind eine Gr<strong>und</strong>befähigung für die BHS<br />

der Fregatten. Der Einsatz von Tauchsonargeräten<br />

muss zukünftig durch einen<br />

zeitgleichen Sono-Bojen-Einsatz ergänzt<br />

werden. Diese multistatische U-Jagd ist<br />

besonders in küstennahen Gewässern eine<br />

Herausforderung. Aufgr<strong>und</strong> seiner großen<br />

Sensorreichweite muss der BHS befähigt<br />

werden, zeitgleich Effektoren mitzuführen,<br />

um reaktionsschnell die Bekämpfung eines<br />

erkanntes Ziels aufnehmen zu können. Eine<br />

Trennung von Sensorträger <strong>und</strong> Effektorträger<br />

ist nicht mehr bedrohungsgerecht,<br />

da die Fähigkeiten von konventionellen<br />

U-Booten zur weitreichenden Seezielbekämpfung<br />

ein unverzügliches Bekämpfen<br />

eines entdeckten U-Bootes erforderlich<br />

machen.<br />

Überwasserseekriegsführung<br />

(ASuW)<br />

Der Überwasserseekrieg beginnt bereits<br />

mit der Seeraumüberwachung, d.h. mit<br />

der Klassifizierung <strong>und</strong> Identifizierung von<br />

Schiffen. Dabei muss ein tageszeitunabhängiges<br />

Lagebild erstellt <strong>und</strong> gehalten<br />

werden. Dafür wird eine permanente taktische<br />

Datenlinkanbindung (i.d.R. Link 11)<br />

<strong>und</strong> eine kontinuierliche 360° Radarabdeckung<br />

benötigt. Eine weitere Aufgabe ist<br />

das Beobachten von Kontakten mit modernen,<br />

leistungsstarken EO/IR-Sensoren.<br />

Bordhubschrauber mit langen Flugzeiten<br />

eignen sich hierfür besonders, da große<br />

Seegebiete bei Tag <strong>und</strong> Nacht aufgeklärt<br />

<strong>und</strong> beobachtet werden können. Die Sensorik<br />

<strong>und</strong> die Sensorkorrelation (Datenverarbeitung)<br />

muss dazu ausgelegt sein,<br />

ein erstelltes Lagebild sicher über einen<br />

langen Zeitraum zu halten. Der BHS ermöglicht<br />

den Fregatten, ein großes Seegebiet<br />

zu überwachen <strong>und</strong> zielgerichtet zu<br />

agieren. Die aktuellen Einsätze im Rahmen<br />

der EU-geführten Operation „Atalanta“<br />

zur Piratenbekämpfung belegen die gewaltige<br />

Ausdehnung der zu überwachenden<br />

Seeräume. Beim Anti-Piraterie-Einsatz<br />

steht bei beiden Bordhubschraubertypen<br />

das sMG als Wirkmittel zur Verfügung.<br />

Auch eine moderne Flugkörperbewaffnung<br />

für den Kampf gegen größere Überwassereinheiten<br />

ist heute für den BHS ein<br />

erforderliches Wirkmittel.<br />

Personal-/Materialtransport<br />

Personal- <strong>und</strong> Materialtransport ist Bestandteil<br />

sowohl des Gr<strong>und</strong>betriebes als<br />

auch von Stabilisierungs- <strong>und</strong> Eingreifoperationen<br />

der Flotte. Transportaufgaben<br />

werden innerhalb eines Einsatzverbandes,<br />

wie auch an der Schnittstelle See-<br />

Land (z.B. Besatzungstausch bei Schiffen)<br />

wahrgenommen. Der Materialtransport<br />

(als Innen- <strong>und</strong>/oder Außenlast) dient<br />

zur Versorgung der Einheiten mit Verbrauchsgütern<br />

<strong>und</strong> Ersatzteilen. Zukünftig<br />

wird hier der Transport von palletierten<br />

Gütern/Boxpaletten angestrebt, der den<br />

Flugkörper RBS15 Mk3<br />

Die Ausrüstung der Korvetten K130 mit<br />

den hochmodernen Flugkörpern RBS15<br />

Mk3 ist angelaufen. Am 22. September<br />

2011 fand in Kiel das sogenannte „Rollout“,<br />

d.h. die Übergabe der Flugkörper<br />

an die Deutsche <strong>Marine</strong> statt. Die see<strong>und</strong><br />

landzielfähigen Flugkörper werden<br />

auf allen Korvetten der Klasse 130 eingerüstet.<br />

Die Korvette BRAUNSCHWEIG ist<br />

das erste Schiff ihrer Klasse, das die Flugkörper<br />

bereits an Bord geladen hat. Im<br />

Sommer 2012 ist ein Flugkörperschießen<br />

mit dem RBS15 Mk3 in schwedischen<br />

Schießgebieten vorgesehen.<br />

Flottenchef von Bord<br />

Seit 1956 gab es 18 Befehlshaber der Flotte<br />

im Flottenkommando. Der letzte Befehlshaber,<br />

Vizeadmiral Manfred Nielson,<br />

hat seinen Dienstposten in Glücksburg<br />

nunmehr verlassen, um in Berlin in der Reformkommission<br />

als Leiter Planung/Rüstung<br />

die Neuausrichtung der B<strong>und</strong>eswehr<br />

maßgeblich mitzugestalten. Die Führung<br />

der Flotte hat der bisherige Stellvertreter<br />

des Flottenchefs, Konteradmiral Michael<br />

Mollenhauer, übernommen. Mollenhauer<br />

wird das Flottenkommando in das<br />

vorgesehene neue <strong>Marine</strong>kommando<br />

überführen, das in Kiel oder in Rostock<br />

aufgebaut werden soll. Die Flotte unterhält<br />

zur Zeit noch 73 Schiffe <strong>und</strong> Boote.<br />

Die künftige Flotte soll nur noch 50 Einheiten<br />

umfassen.<br />

Aktueller Einsatz der Flotte<br />

EU-Operation „Atalanta“:<br />

<br />

<br />

UNIFIL-Verband:<br />

<br />

<br />

Standing NATO MCM Groups:<br />

<br />

<br />

Standing NATO Maritime Group 2:<br />

<br />

<strong>Strategie</strong> & <strong>Technik</strong> · Oktober 2011 41


(Foto: PIZ/M)<br />

Xxxx<br />

des Luftfahrzeugs angezeigt. Unabhängig<br />

vom Operationsraum (See, Küstenvorfeld)<br />

werden folgende Einsatzoptionen unterschieden.<br />

Verbringen von Boarding Teams<br />

Bei Maritime lnterdiction Operations<br />

(MIO), wie sie im Golf von Aden bei der<br />

Operation Enduring Freedom (OEF) praktiziert<br />

wurden, werden komplette Boarding-<br />

Teams (14 Soldaten) an Bord verdächtiger<br />

Schiffe verbracht. Das Risiko für Boarding-<br />

Team <strong>und</strong> Hubschrauber bis zur Sicherung<br />

des Fahrzeugs erfordert eine adäquate<br />

Bewaffnung des Hubschraubers <strong>und</strong> einen<br />

eingerüsteten ballistischen Schutz mindestens<br />

für die Besatzung. Mit den Piratenüberfällen<br />

auf Schiffe zeichnet sich ab, dass<br />

Boardingmaßnahmen auch unter konkreter<br />

Bedrohung durchgeführt werden müssen.<br />

Sogenannte „Citadel Boarding Operations“,<br />

in der ein Handelsschiff, dessen<br />

Besatzung sich sicher in einem Schutzraum<br />

befindet, aus der Hand von Piraten befreit<br />

werden soll, erfordern neben der reinen<br />

Transport- auch eine Unterstützungsleistung<br />

(u.a. durch Scharfschützenüberwachung<br />

aus dem Hubschrauber).<br />

Sea Lynx in der U-Jagdrolle; Einsatz eines Tauchsonars<br />

Umschlag/Transport erleichtert. Beim<br />

Lufttransport an der Schnittstelle See-<br />

Land kann es durchaus auch notwendig<br />

werden, in ein Gebirge einzufliegen. Dies<br />

stellt für Besatzung <strong>und</strong> Hubschrauber<br />

eine besondere Herausforderung dar, da<br />

Wetter- <strong>und</strong> vor allem Windbedingungen<br />

im Gebirge schwer einzuschätzen sind<br />

<strong>und</strong> ein erhebliches Risiko darstellen können.<br />

Das MFG 5 konnte in den vergangenen<br />

Jahren bei Ausbildungsabschnitten in<br />

Norwegen in Kooperation mit den Heeresfliegern<br />

umfangreiche Erfahrungen im<br />

Gebirgsflug gewinnen.<br />

Militärische Evakuierungsoperationen<br />

Einsatzgruppenversorger sind für militärische<br />

Evakuierungsmaßnahmen geeignete<br />

Plattformen. Neben ihrer langen Stehzeit<br />

im Einsatzgebiet können sie viele Menschen<br />

an Bord unterbringen <strong>und</strong> versorgen.<br />

Die Einrüstung des MERZ ermöglicht<br />

hierbei eine adäquate sanitätsdienstliche<br />

Versorgung. Der BHS fungiert hierbei als<br />

Lufttransportkomponente. Je mehr Persobei<br />

Nacht durchzuführen, d.h. unter Nutzung<br />

von Nachtsichtgeräten. Gleichwohl<br />

ist eine umfangreiche Eigenschutzausstattung<br />

zum Schutz der Besatzungen <strong>und</strong><br />

(Foto: Frank Findler)<br />

Taktischer Lufttransport<br />

Der taktische Lufttransport beschreibt den<br />

Transport von Personal/Material unter taktischen<br />

Einsatzbedingungen/Bedrohungen.<br />

Die jeweiligen Einsatzgrenzen bzgl.<br />

Reichweite <strong>und</strong> Transportkapazität sind<br />

sehr unterschiedlich <strong>und</strong> werden durch<br />

die einsatzspezifischen Ausrüstungsvarianten<br />

bestimmt. In Abhängigkeit der Bedrohungslage<br />

ist taktischer Lufttransport<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Bedrohungsminimierung<br />

<strong>und</strong> Reduzierung der Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

vorzugsweise<br />

Zwei Sea-Lynx mit dem Flugkörper Sea Skua<br />

42<br />

Oktober 2011 · <strong>Strategie</strong> & <strong>Technik</strong>


Xxxx<br />

Sea Lynx im Landeanflug auf eine Fregatte<br />

(Foto: PIZ/M)<br />

Das umfangreiche Aufgabenfeld <strong>und</strong> die<br />

begrenzte Anzahl von verfügbaren Hubschraubern<br />

fordern einen mehrrollenfähigen<br />

<strong>Marine</strong>hubschrauber. Neben dem<br />

kleineren, wendigen, für den Waffeneinsatz<br />

optimierten Hubschrauber wie der in<br />

Verbindung mit der Fregatte F 123 bis in<br />

die nächste Dekade einzusetzenden Sea<br />

Lynx Mk 88A, wird ein mehrrollenfähiger<br />

Hubschrauber benötigt. Neben dem<br />

Waffeneinsatz über <strong>und</strong> unter Wasser ist<br />

auch das vielseitige Aufgabenspektrum<br />

in der Transportrolle <strong>und</strong> in der Unterstützung<br />

von Spezialkräften wahrzunehnen<br />

auf einem Flug transportiert werden<br />

können, desto weniger Flüge <strong>und</strong> geringere<br />

Gefährdung.<br />

Unterstützung/Zusammenarbeit<br />

mit Spezialkräften<br />

Mit der Fregatte Klasse 125 bieten sich der<br />

<strong>Marine</strong> neue Einsatzoptionen. Das Schiff<br />

ist für Stabilisierungsoperationen ausgelegt<br />

<strong>und</strong> dient auch der Unterstützung von<br />

Operationen der Landstreitkräfte. Dabei<br />

spielt die Verbringung von Spezial- <strong>und</strong><br />

spezialisierten Kräften inkl. einsatzrelevanter<br />

Ausrüstung mit BHS an der Schnittstelle<br />

See-Land zur Vorbereitung, Durchführung<br />

<strong>und</strong> Beendigung von Operationen eine besondere<br />

Rolle. BHS werden damit zur direkten<br />

taktischen Unterstützung eingesetzt.<br />

Hierbei werden spezielle Absetzverfahren<br />

für Personal <strong>und</strong> Ausrüstung angewandt.<br />

Die im MFG 5 mit dem Sea King Mk41 aufgebaute,<br />

derzeit aber nicht zur Verfügung<br />

stehende Fähigkeit, soll mit der Einführung<br />

des Nachfolgemusters u.a. auf der Fregatte<br />

F 125 umfassend für die Streitkräfte verfügbar<br />

werden.<br />

SAR <strong>und</strong> medizinische Versorgung<br />

Ein BHS ist immer auch ein hervorragendes<br />

SAR-Mittel. Für das eigene Schiff bei<br />

„Mann über Bord“, innerhalb des Verbandes<br />

in See, aber auch für akute Notlagen<br />

von Schiffen im Einsatzgebiet. Die Unvorhersehbarkeit<br />

<strong>und</strong> häufige Dringlichkeit<br />

eines Notfalls erfordern die ständige Bereitschaft<br />

des BHS zur SAR-Rolle auch im<br />

Fluge. Eine Rettungswinde zum Abbergen<br />

ist somit permanente Ausstattung eines<br />

BHS. Damit kann dann ggf. auch die erste<br />

schnelle medizinische Versorgung für die<br />

betroffenen Personen bereitgestellt werden.<br />

Im Einsatz an Bord der EGV dient der<br />

Sea King als schnelles Transportmittel für<br />

den Kranken- <strong>und</strong> Verw<strong>und</strong>etentransport<br />

(FwdTacAirMedEvac), z.B. zum <strong>Marine</strong>einsatzrettungszentrum<br />

(MERZ), um die<br />

weiterführende medizinische Betreuung<br />

auf dem Niveau eines Kreiskrankenhauses<br />

sicherzustellen; ferner für den Transport<br />

von versorgten Patienten oder Intensivpatienten<br />

zum nächsten Krankenhaus an Land<br />

(TacAirMedEvac) <strong>und</strong>/oder für den weiteren<br />

Transport mit einem MedEvac-Airbus<br />

der Luftwaffe nach Deutschland (StratAir-<br />

MedEvac).<br />

Diese Fähigkeiten zur Sicherstellung der<br />

sanitätsdienstlichen Versorgung von Soldaten<br />

im Einsatz stehen auch für zivile<br />

Hilfs- <strong>und</strong> Katastropheneinsätze zur Verfügung.<br />

Die Leistungsfähigkeit im Zusammenspiel<br />

BHS- Einsatzgruppenversorger<br />

<strong>und</strong> Feldkrankenhaus wurde während der<br />

Tsunami-Hilfe in Südostasien eindrucksvoll<br />

unter Beweis gestellt. Unter den dortigen<br />

klimatischen Bedingungen zeigten<br />

sich dabei aber auch die Leistungsgrenzen<br />

des Hubschraubers.<br />

Ausblick<br />

men. Die vor über 20 Jahren begonnene<br />

Konzeption <strong>und</strong> Entwicklung des MH-<br />

90 spiegelt nicht mehr die jetzige <strong>und</strong><br />

zukünftig zu erwartende Einsatzrealität<br />

wider. Der Beginn der Auslieferung an<br />

andere Nationen darf hier nicht den Blick<br />

verstellen. Als Ersatz für einen Hubschraubertyp<br />

Sea Lynx, AB 212 <strong>und</strong> andere<br />

stellt er für die Nationen (z.B. Niederlande,<br />

Frankreich, Italien) einen Leistungsgewinn<br />

dar. Mit der kleinen BHS-Flotte<br />

kann sich Deutschland leider nicht den<br />

Luxus leisten, mehrere unterschiedlich<br />

spezialisierte Hubschrauber zu betreiben.<br />

So stehen der italienischen <strong>Marine</strong> z.B.<br />

auch noch die Leistungsträger AW101<br />

zur Verfügung; Transportprobleme stellen<br />

sich hier nicht. Die Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> die Forderungen an einen<br />

<strong>Marine</strong>hubschrauber, der den heutigen<br />

<strong>und</strong> zukünftigen Einsatzanforderungen<br />

gerecht wird, wurden in einem streitkräftegemeinsamen<br />

Forderungskatalog<br />

formuliert. Dieser diente nach Billigung<br />

durch das B<strong>und</strong>esministerium der Verteidigung<br />

als Gr<strong>und</strong>lage für die im Frühjahr<br />

2010 durchgeführte Ausschreibung. Eine<br />

Bewertung der Angebote erfolgte. Für<br />

die <strong>Marine</strong> zeigte sich ein klares Ergebnis<br />

gespiegelt an den Forderungen. Durch<br />

die jetzt anstehende Reform der B<strong>und</strong>eswehr<br />

wurden alle Projekte auf den Prüfstand<br />

gestellt <strong>und</strong> werden neu priorisiert.<br />

Dazu gehört auch die Auswahlentscheidung<br />

für den <strong>Marine</strong>hubschrauber, die<br />

noch Ende 2011 erwartet werden könnte.<br />

Die Deutschen <strong>Marine</strong> plant, 30 <strong>Marine</strong>hubschrauber<br />

eines Typs zu betreiben.<br />

Daher ist die Auslegung als mehrrollenfähiger<br />

<strong>Marine</strong>hubschrauber, besonders<br />

für die zulaufende Schiffsklasse F 125<br />

zwingend erforderlich.<br />

<br />

<strong>Strategie</strong> & <strong>Technik</strong> · Oktober 2011 43

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