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Link 05. Geschichtliche Darstellung des Landes ... - Draheim, Horst

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Besondere Bedeutung zur Geschichte <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Draheim</strong> im XVII.Jh. haben die Dokumente zur Übernahme<br />

<strong>des</strong>selben durch den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Das Findbuch über den<br />

umfangreichen Aktenbestand dazu ist in Abschnitt 2. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin<br />

aufgeführt.<br />

Eine populäre Schilderung aus den 30er Jahren und der Bericht über die Ergebnisse der Ausgrabungen durch die<br />

Archäologische Gesellschaft in Koszalin von 1971, werden nachfolgend wiedergegeben.<br />

Aus: Prospekt der Hotel und Pension „Zur Starostenburg” in Alt <strong>Draheim</strong>, etwa 1930, verfasst von einem<br />

zeitgenössischen Chronisten mit den Initialen C.S.:<br />

Die Geschichte der Ruine Alt <strong>Draheim</strong> ist eng verbunden mit der <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Tempelburg: 1286 schenkte<br />

Przemislaus II. von Polen das Gebiet um den Dratzigsee den Tempelherren, diese besaßen die Herrschaft bis zur<br />

Aufhebung <strong>des</strong> Ordens. 1345 wurden die Johanniter mit dem Lande belehnt, und diese haben vermutlich die erste<br />

Burg <strong>Draheim</strong> gebaut. 1366 bzw. 1368 kam das Land Tempelburg, und damit die Burg <strong>Draheim</strong>, unter die<br />

Oberhoheit und bald in den festen Besitz der Polen, durch welche die Johanniter <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> verlustig erklärt<br />

wurden. Aus dieser Zeit der Polenherrschaft stammt vermutlich die jetzige Ruine <strong>Draheim</strong>. Die Burg war damals<br />

Sitz eines Starosten, eines polnischen Edelmannes, der das königliche Gut zu Lehen hatte und auch die<br />

Gerichtsbarkeit in dem Bezirke ausübte. Zwar kämpften die Johanniter um ihren Besitz, doch er blieb bis 1657<br />

polnisch und galt in Pommern und Brandenburg als berüchtigtes Raubnest.<br />

Im Bromberger Vertrage (1657) verpfändete der Polenkönig Johann Kasimir die Starostei <strong>Draheim</strong> für 120.000<br />

Rhein-Taler an den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Als man ihm seinen neuen Besitz<br />

vorenthielt, nahm er die Feste 1668 mit Gewalt. Dieser energische Herrscher hat die Burg <strong>Draheim</strong> fast neu<br />

aufgebaut und zeitgemäß befestigt. Aber schon gegen Ende seines Lebens zeigte sie sich stark reparaturbedürftig,<br />

so dass der Sturmkasten und zwei Blockhäuser abgerissen werden mussten, 1758 steckten zudem die Russen auf<br />

ihrem Rückzug nach der Schlacht bei Zorndorf die Burg in Brand. Obgleich alle Ausbesserungen stets nur<br />

notdürftig ausgeführt wurden, behielt <strong>Draheim</strong> eine Besatzung, für die sogar bis 1778 Gottesdienst gehalten wurde.<br />

Nachdem bei der ersten Teilung Polens (1778) dieses endgültig auf das 1657 ausbedungene Rückkaufsrecht<br />

verzichtet hatte, verlor <strong>Draheim</strong> seine Bedeutung als Grenzfeste: Reparaturen wurden nicht mehr vorgenommen,<br />

die Besatzung wurde aufgehoben, die Gebäude verfielen allmählich oder wurden abgerissen. Schon 1784 wollte<br />

man die Umfassungsmauern niederlegen und aus dem Material eine Kirche bauen, doch der Plan wurde<br />

aufgegeben; aber 1818 verkaufte Preußen das Vorwerk <strong>Draheim</strong> mit Ruine in private Hände. Als 1851 der<br />

damalige Besitzer Steine aus dem Fundament herausbrechen wollte, erblickte der Staat darin eine Gefahr für die<br />

an der Burg vorbeiführende Verkehrsstraße, und darum erwarb der Fiskus die Ruine zurück. An die Zeit <strong>des</strong><br />

Privatbesitzes erinnern vereinzelte Obstbäume und Beerensträucher auf dem Ruinengelände. Nur unbedeutende<br />

und nicht immer sinngemäße Reparaturen wurden vorgenommen, und schließlich hat 1927 der Kreis Neustettin die<br />

Ruine für 150 RM von Preußen gekauft.<br />

Wie bietet sich die Burgruine <strong>Draheim</strong> heute dem Besucher dar? Auf dem schmalen Landstreifen zwischen dem<br />

Dratzig- und dem Sarebensee erhebt sich ein gewaltiges Mauerrechteck von 50x46 m, umgeben von Tannen,<br />

Hasel- und Holunderbüschen. Der einzige Eingang unter einem Bogen von 3 m Spannung liegt an der Nordseite.<br />

Hier kann man die Stärke der Umfassungsmauern (2,5 m) feststellen. Die Ost- und Südostseite sind am meisten<br />

verfallen, dagegen sind die Süd- und Südwestseite am höchsten und besten erhalten. Deutlich erkennt man noch<br />

die Fensteröffnungen, die etwa 8 m über dem Erdboden begannen. Die höchsten Stellen der Umfassungsmauern<br />

mögen heute etwas über 12 m messen. An der Südostecke lässt sich die Mauer erklettern, hier ist sie noch etwa 3<br />

m hoch. Dabei wird erkennbar, dass die Backsteine nur als Verblender angewandt, die Mauern innen aber aus<br />

Feldsteinen hergestellt sind.<br />

Tritt man durch das Tor in den Burghof, so fällt das Auge auf eine Quermauer von “nur” 1,20 m Stärke. Sie wird der<br />

Rest der Vorderseite eines Quergebäu<strong>des</strong> von etwa 9 m Tiefe sein. In dieser Mauer liegen 3 Flachbögen von 2 m<br />

Breite. Sie sind vermutlich die Eingänge zum Querhaus. - Auffällig ist das Fehlen der Schießscharten, nur eine<br />

konnte ich feststellen. Ich nehme an, dass diese höher als die Fensterbrüstungen gelegen haben, die höchsten<br />

Stellen der Mauern aber sind bereits abgestürzt. Innerhalb der Umfassungsmauern wachsen Holundersträucher<br />

und Dornbüsche; sie geben der Ruine ein stimmungsvolles Gepräge.<br />

Ein unvergesslich schönes Bild hat man bei Sonnenuntergang: <strong>Link</strong>s den gewaltigen Dratzig-, rechts den<br />

waldberandeten Sarebensee, vor sich das Kirchlein aus Feldsteinen und das friedliche Dorf Alt <strong>Draheim</strong>.<br />

Wie hat die Burg <strong>Draheim</strong> in alten Zeiten ausgesehen? Als der Große Kurfürst 1668 die Burg erobert hatte, ließ er<br />

das gesamte Inventar aufnehmen, 4 Jahre später zeigt eine erneute Bestandsaufnahme die gewaltigen<br />

Verbesserungen, die unter seinem Regiment getroffen waren. Die bei dieser Gelegenheit niedergelegte<br />

“Beschreibung <strong>des</strong> Hauses <strong>Draheim</strong>” gibt manchen wertvollen Aufschluss: Den besten Schutz hatte die Burg durch<br />

den Dratzigsee im Westen und den Sarebensee im Osten, von diesen beiden Seiten war sie unzugänglich. Durch<br />

Stand: 17.02.2003<br />

Autor: <strong>Horst</strong> <strong>Draheim</strong> • E-Mail: horst.draheim@web.de

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