Diesmal - GEW Bezirksverband Frankfurt
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<strong>Bezirksverband</strong> der <strong>GEW</strong> · 60313 <strong>Frankfurt</strong> · Bleichstraße 38a · Postvertriebsstück · Gebühr bezahlt<br />
FLZ Nr. 1/04 D 6402 SEITE F 1<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Lehrerzeitung<br />
Zeitung für Kolleginnen und Kollegen im Sozial,- Erziehungs- und Bildungsbereich<br />
FLZ Nr. 1 – 25. Jg. Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft – <strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong> am Main März 2004<br />
– Mit Extra-Seiten: Personalratswahlen am 11. / 12. Mai –<br />
<strong>Diesmal</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong>er Grundschulen .............. S. 2, 3<br />
Schul- u. Lehrerbildungsgesetz ...... S. 4, 5<br />
Selbstverantwortung PLUS .............. S. 6, 7<br />
GPRLL-Info ......................................... S. 8<br />
Extraseiten: Personalratswahlen .... S. 9 -12<br />
HPRLL-Info ......................................... S. 13<br />
Internationaler Frauentag (8. März) S. 14<br />
Hauptschulen / Weiterbildung ......... S. 15<br />
<strong>Frankfurt</strong> ........................................... S. 16, 17<br />
EU-Verfassung ................................... S. 18<br />
Europäischer Aktionstag (3. April) .. S. 19<br />
Tipps und Termine ............................ S. 20<br />
Während mit der EU-Verfassung die bisherigen demokratischen<br />
Standards beseitigt werden sollen, arbeiten<br />
Kommunen und Länder mit Hochtouren an der Privatisierung<br />
des Öffentlichen Dienstes.<br />
Deshalb rufen wir zur Teilnahme an den europaweiten<br />
Demonstrationen am 3.April in Berlin, Köln oder Stuttgart<br />
und zur Auseinandersetzung mit dem brisanten<br />
Thema in den Bildungseinrichtungen auf. Seite 19<br />
„Selbstverantwortung Plus“...<br />
... ein neuer Modellversuch letztlich nicht nur für die Beruflichen<br />
Schulen, der die Schulen fit machen soll für den<br />
Wettbewerb auf dem privaten Bildungsmarkt. Arbeitszeit,<br />
Bezahlung und Inhalte von Bildung stehen mittelfristig<br />
zur Disposition. Seite 6<br />
Erfolgreicher Schulstreik und die „Unterrichtsgarantie“<br />
Kommunikation mit Elternbeiräten, behutsamer Umgang<br />
mit pädagogischen Prinzipien bei Personallenkungsmaßnahmen<br />
– meist Fehlanzeige beim Staatlichen Schulamt,<br />
wie die Beispiele an der Schule am Hang, der<br />
Astrid-Lindgren- und Willemer-Schule wieder gezeigt<br />
haben. Anscheinend helfen nur drastische Maßnahmen<br />
wie der Schulstreik der Eltern der Schule am Hang. Das<br />
Prinzip der „gleich kurzen Decke für alle“ ist jedenfalls<br />
keine Qualitätsmaßnahme! Seite 2<br />
Gerade jetzt brauchen wir<br />
starke Personalräte<br />
Wie trotz wiederholter Beschneidung der Mitbestimmung<br />
durch die CDU das Hessische Personalvertretungsgesetz<br />
weiterhin für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen<br />
genutzt werden kann, zeigt eindrucksvoll der Tätigkeitsbericht<br />
des Gesamtpersonalrats.<br />
Mit den jetzt aufgestellten Kandidatinnen und Kandidaten<br />
für die nächste Wahlperiode haben wir wieder engagierte<br />
und erfahrene KollegInnen aus allen Schulformen<br />
gewonnen. Seite 9 - 12<br />
Schul- und LehrerInnenbildungsgesetze beschneiden Freiheiten<br />
und Bildungschancen weiter<br />
„Optimierung des Schulangebots im Interesse eines effektiveren<br />
Ressourceneinsatzes“ bedeutet übersetzt: die<br />
CDU-Landesregierung beschneidet mit neuen Schul- und<br />
Lehrerbildungsgesetzen erneut Freiheiten der LehrerInnen<br />
und Bildungschancen der SchülerInnen.<br />
Zwangsfortbildung bei gleichzeitiger Abschaffung<br />
des HeLP, mehr Überwachung der Lehrkräfte durch die<br />
Schulleiter, permanente Leistungsvergleiche von Schulen<br />
sollen installiert werden. Hinter dem „Qualitäts“-Begriff<br />
verbergen sich Effizienz-Kennziffern, die eine neue Form<br />
von Rechenschaftslegung hervorbringen werden: Standardisierung,<br />
Überprüfen der Standards, Vergleichen, Berichtswesen.<br />
Die FLZ hat das Werk einer ersten Einschätzung unterzogen<br />
und bringt die wichtigsten (aber nicht alle) Änderungen<br />
im Wortlaut. Seite 4
SEITE 2<br />
FRANKFURTER GRUNDSCHULEN<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
Schule am Hang:<br />
Erfolgreicher Schulstreik!<br />
Eltern ringen Ministerium Zugeständnisse ab<br />
Bezirksdelegiertenversammlung<br />
(BDV) der <strong>GEW</strong>-<strong>Frankfurt</strong><br />
Nachdem am 27.11.2003 auf einer<br />
Landesdelegiertenversammlung die<br />
Listen für die Hauptpersonalratswahl<br />
beschlossen worden waren, bei<br />
dem aus dem <strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
Susanne Hoeth (Grundschule)<br />
und Herbert Storn (Berufliche Schule)<br />
auf aussichtsreichen Plätzen nominiert<br />
wurden, hat die Bezirksdelegiertenversammlung<br />
am 17.2.04<br />
den Listenvorschlag der <strong>Frankfurt</strong>er<br />
<strong>GEW</strong> für die Gesamtpersonalratswahl<br />
beim Staatlichen Schulamt<br />
<strong>Frankfurt</strong> beschlossen (s.S. 9). Mit<br />
den aufgestellten KandidatInnen haben<br />
wir aus allen Schulformen und<br />
Beschäftigungsgruppen aktive und in<br />
der Personalratstätigkeit erfahrene<br />
KollegInnen. Diese brauchen wir<br />
auch, um den Abbau der Mitbestimmung<br />
durch die hessische Landesregierung<br />
wieder auszugleichen.<br />
Denn in Zukunft wird unser<br />
„Markenzeichen“, die Verbindung<br />
von Personalratsarbeit und gewerkschaftlicher<br />
Arbeit, noch an Bedeutung<br />
gewinnen.<br />
Aber erst mit dem Basisbezug,<br />
der engen Verbindung zwischen Personalräten<br />
und <strong>GEW</strong>-Vertrauensleuten<br />
vor Ort, der Verbindung von<br />
GPRLL und dem HPRLL dient die<br />
Personalratsarbeit unmittelbar den<br />
Interessen der KollegInnen in der jeweiligen<br />
Bildungseinrichtung.<br />
Dass auch die Zusammenarbeit<br />
mit den Elternbeiräten für uns einen<br />
hohen Stellenwert hat, das hat der<br />
Besuch von Elternbeiräten der Willemerschule<br />
und der Schule am Hang<br />
auf der BDV gezeigt. An ihren Erfahrungen<br />
waren die Delegierten sehr<br />
interessiert, wie die lebhafte Debatte<br />
gezeigt hat. Red.<br />
Der sechsjährige Philipp Scholl<br />
geht am 4. Februar wie jeden Tag<br />
zur Schule. Doch vor dem Schultor<br />
bleibt er stehen. Dort stehen schon<br />
andere Kinder aus seiner Klasse<br />
und deren Eltern mit großen Transparenten.<br />
Darauf fordern sie mehr<br />
Lehrer und bessere Unterrichtsbedingungen.<br />
Die Schule ist für Philipp<br />
heute tabu, denn seine Klasse<br />
streikt. Statt dessen steigt er mit<br />
seinen Klassenkameraden in einen<br />
großen Reisebus. Den hat der Schul-<br />
Elternbeirat gechartert. Er bringt<br />
die Kinder wenige hundert Meter<br />
den Berg hoch in ein Hotel. „Der<br />
Bus bietet uns größtmögliche Sicherheit,<br />
dass den Kindern auf dem<br />
Weg nichts passiert.“, erklärt die<br />
Vorsitzende des Schul-Elternbeirats<br />
Antje Trieschmann. Lange hatten die<br />
Eltern überlegt, wie sie sich absichern<br />
können. Denn die Kinder sind nur<br />
auf dem Schulweg versichert. „Wir<br />
haben versucht, an alles zu denken,<br />
um eine möglichst breite Unterstützung<br />
der Eltern zu bekommen“, so<br />
Trieschmann. Das ist dem Schul-Elternbeirat<br />
gelungen. Die gesamte<br />
Elternschaf unterstützt den Streik.<br />
Bei einer Elternversammlung hatte<br />
der Schul-Elternbeirat für den Streik<br />
geworben. Die rund hundert anwesenden<br />
erklärten noch am gleichen<br />
Abend schriftlich, dass sich<br />
ihr Kind am Streik beteiligen wird.<br />
Die Unterschriften der anderen Eltern<br />
wurden in den nächsten Tagen<br />
durch die Klassen-Elternbeiräte<br />
eingesammelt.<br />
Und so steigt der kleine Philipp<br />
in den Bus, während seine Mutter<br />
mit anderen Eltern und den Transparenten<br />
vor dem Bus herläuft. Begleitet<br />
von Reportern und Kamerateams.<br />
Am Hotel angekommen,<br />
werden die Kinder in einen Konferenzraum<br />
geführt. Dort werden sie<br />
vier Stunden lang von pensionierten<br />
Lehrern unterrichtet: Deutsch,<br />
Rechnen, Kunst und Musik. „Das<br />
war uns wichtig.“, sagt Elternbeirat<br />
Christof Schiederig, „Wir wollten<br />
deutlich machen, dass der<br />
Streik für uns keine Gaudi ist. Die<br />
Kinder bekommen hier einen verlässlichen,<br />
für die Eltern kalkulierbaren<br />
Unterricht.“ Das zu garantieren<br />
wäre eigentlich der Job des<br />
Staatlichen Schulamts, würde aber<br />
offenbar nicht funktionieren.<br />
Zwar sei die Schule nach den<br />
Planspielen des Kultusministeriums<br />
und des Schulamts im Moment<br />
zu hundert Prozent besetzt.<br />
Aber die vergangenen Monate hätten<br />
gezeigt, wie schwer es ist, ausreichend<br />
Lehrer an die Schule zu<br />
bekommen. Als sich im Sommer<br />
vergangenen Jahres abzeichnete,<br />
dass eine Lehrerin in den Vorruhestand<br />
gehen würde und ein Lehrer<br />
eine Rektoren-Stelle an einer anderen<br />
Schule einnimmt, hätten sich<br />
die Schulleitung und später auch<br />
die Elternvertreter intensiv um Er-<br />
Fortsetzung auf Seite 3<br />
Nichts verstanden!<br />
Die Androhung von Geldbußen gegen<br />
die Eltern der Schule am Hang<br />
und von Disziplinarmaßnahmen gegen<br />
die pensionierten Lehrkräfte, die<br />
den Ersatzunterricht betreuen, durch<br />
den Leiter des Staatlichen Schulamts<br />
und den Staatssekretärs im Kultusministerium<br />
zeigen, dass beide das<br />
Anliegen der Eltern nicht verstanden<br />
haben.<br />
Den Eltern geht es nicht um<br />
eine Kennziffer in der Unterrichtsstatistik,<br />
mit der eine rechnerische<br />
Unterrichtsversorgung „nachgewiesen“<br />
wird, sondern um pädagogische<br />
Kontinuität von LehrerInnen,<br />
die sich um die Kinder nachhaltig<br />
kümmern können. Ständige<br />
Lücken und ständiger Wechsel infolge<br />
unzureichender Personalplanung<br />
für die je spezifischen Bedürfnisse<br />
der Schulen und einer grundsätzlich<br />
zu knapp gehaltenen Personaldecke<br />
sind Gift für ein pädagogisches<br />
Lernklima.<br />
Wenn ein Lehrer, eine Lehrerin<br />
ohne Ersatz vorzeitig von der Schule<br />
wegversetzt wird, reißt dies ein<br />
schwer aufzufangendes Loch.<br />
Wenn der Sportlehrer ersatzlos<br />
wegfällt, wenn Personalausfälle<br />
durch kurzfristige Abordnungen<br />
von KollegInnen „aufgefüllt“ werden,<br />
die vielleicht selbst nach wenigen<br />
Monaten aus dem Dienst<br />
ausscheiden, wenn die berüchtigten<br />
Halbjahresvertretungsverträge zur<br />
„Unterrichtsversorgung“ herhalten<br />
müssen, wenn sogar noch Referendare<br />
für Unterrichtsausfälle mobilisiert<br />
werden, dann ist etwas faul<br />
im Bildungswesen des Landes Hessen.<br />
Die <strong>GEW</strong> erinnert Kultusministerin<br />
Wolff daran, dass sie vor nicht<br />
allzu langer Zeit eine „Qualitätsoffensive“<br />
im „Bildungsland<br />
Hessen“ angekündigt<br />
hat. Jetzt wird genau<br />
diese Qualität von den<br />
streikenden Eltern der<br />
Schule am Hang eingefordert.<br />
Die ist aber nicht<br />
zum Nulltarif zu haben!<br />
Die Antworten von<br />
Schulamt („Ich verstehe<br />
die Welt nicht mehr“ )<br />
und Kultusministerium<br />
(„Schule personell einwandfrei<br />
versorgt“ – beides<br />
FAZ vom 3.2.04) zeigen<br />
entweder eine Ignoranz<br />
gegenüber der tatsächlichen<br />
Situation vor<br />
Ort oder eine buchhalterische<br />
Betrachtungsweise,<br />
die den „Versorgungs-<br />
Kennziffern“ vertraut.<br />
Den Eltern, die auf<br />
keinen ihrer Briefe ans<br />
Staatliche Schulamt eine<br />
Antwort erhielten, wird statt einer<br />
Lösung eine Drohung angeboten.<br />
Damit geht es ihnen wie schon<br />
Ende Januar den Eltern und Kindern<br />
der Astrid-Lindgren-Schule<br />
und wie den Eltern und Kindern<br />
der Willemerschule im November<br />
letzten Jahres.<br />
Sie alle engagierten und engagieren<br />
sich für die Belange ihrer<br />
Kinder und kommen damit ihrer<br />
vornehmsten Pflicht nach.<br />
Ein Schulamt, das seine Türen<br />
verschließt, ein Kultusministerium,<br />
das Geldbußen und Disziplinarverfahren<br />
androht, scheint dies nicht<br />
begriffen zu haben.<br />
Pressemitteilung vom 5.2.2004<br />
Antwort des Kollegen Georg-Lilling (Musterschule)<br />
Herrn B. Melzer (...) 23.2.04, Ihr<br />
dienstliches Verhalten<br />
Sehr geehrter Herr Melzer !<br />
Zunächst teile ich ihnen mit, dass<br />
ich mich über die Schnelligkeit Ihrer<br />
– wenn auch verdrehten – Reaktion<br />
freue.<br />
Ich werde in meiner Eigenschaft<br />
als Gewerkschaftsbeauftragter<br />
dem GPRLL mitteilen, wie<br />
umgehend Sie / Ihre Behörde reagieren<br />
kann. Diese erfreuliche Besserung<br />
– wohl im Rahmen der<br />
NVS –, sollte auch den KollegInnen<br />
als Kunden zugute kommen,<br />
die früher manchmal wochen- der<br />
monatelang auf für sie wichtige Informationen<br />
warten mussten.<br />
Die von Ihnen aufgestellten Behauptungen<br />
beziehen sich nach Ihren<br />
eigenen Aussagen auf die erste<br />
Februarwoche.<br />
Ihr am 11.2.2004 datierter Brief<br />
erreichte mich postalisch am 12.2.<br />
Eine solche Eile wäre in diesem Fall<br />
doch gar nicht nötig gewesen, denn<br />
die Demonstrationsmaßnahmen der<br />
Eltern wurden doch schon durch<br />
die Verhandlungen der Eltern mit<br />
höchsten Repräsentanten des StSA<br />
und des HKM und deren Zusagen<br />
auf Abhilfe am 9.2.04 erfolgreich beendet.<br />
Vielleicht haben Sie ja auch<br />
„Feststellungen“ getroffen wie das<br />
verfassungsmäßige Recht der Kinder<br />
und Eltern auf Unterricht durch Un-<br />
terversorgung und unverständlichen<br />
Lehrerwechsel (nicht nur) in der<br />
Schule am Hang verletzt worden waren.<br />
– Wenn nicht, wenden Sie sich<br />
doch bitte an die Elternvertreter, die<br />
ihnen das gerne noch mal erläutern.<br />
Ihre Vorgesetzten jedenfalls haben<br />
nach den Elternprotesten zugesagt,<br />
die Beschwerden zu beheben.<br />
Übrigens: wenn Sie im ersten<br />
Absatz von „Feststellungen“ Ihrerseits<br />
reden, so sollte Ihnen als Jurist<br />
eine solche Vokabel nicht so leicht<br />
vom Munde gehen; es sei denn, sie<br />
hätten auch Beweise gesichert: Protokollierte<br />
oder schriftliche Aussagen,<br />
speziell von Tätern oder Tatzeugen.<br />
Bitte liefern Sie diese Beweise,<br />
wenn man Ihre Behauptungen ernst<br />
nehmen soll!<br />
Ihre Behauptung, ich hätte mitgewirkt,<br />
„Schülerinnen und Schüler<br />
der Schule am Hang …der Erfüllung<br />
der gesetzlichen Vollzeitschulpflicht<br />
zu entziehen“ stehen die o.a. Tatsachen<br />
der Verletzung des Rechts auf<br />
Unterricht durch Ihre und die Ihnen<br />
vorgesetzte Behörde entgegen. Ihrer<br />
Behauptung, dass jemand, der während<br />
eines solchen Protests – gegen<br />
Verfassungsverletzungen – Kinder<br />
kostenlos und sachkundig betreut,<br />
„Achtung und Vertrauen, die der<br />
(Lehrer-) Beruf erfordert, verletzt…“<br />
ist eine realitätsferne Phantasie. Die<br />
Reaktion der Medien und die der tatsächlich<br />
oder potentiell betroffenen<br />
Eltern beweisen das Gegenteil!<br />
Schließlich sollte auch Ihnen als<br />
langjährigem Juristen (...) bekannt<br />
sein, dass das willkürliche Herausgreifen<br />
einzelner Sätze – wie des Satzes<br />
3 § 69 HBG – angesichts eines<br />
komplexen Zusammenhangs mit<br />
tangierten Verfassungsrechten eher<br />
wilhelminisch-hohltönend als demokratisch-sachlich<br />
ist.<br />
Mit freundlichen Grüßen ... Im<br />
eigenen, einsichtsvollen Auftrag<br />
Rainer Georg-Lilling
FLZ Nr. 1/04 FRANKFURTER GRUNDSCHULEN<br />
SEITE 3<br />
Schule am Hang …<br />
satz bemüht. Doch alle Schreiben<br />
blieben unbeantwortet und persönliche<br />
Besuche im staatlichen<br />
Schulamt ohne Ergebnis. Erst unmittelbar<br />
vor den Weihnachtsferien<br />
hätte das Staatliche Schulamt<br />
zugesagt, die beiden Stellen dauerhaft<br />
zu besetzen.<br />
Doch nach den Ferien stand die<br />
Klasse 2c dann doch ohne Lehrer<br />
da. Die von einer anderen Schule<br />
abgeordnete Lehrerin konnte ihren<br />
Dienst erst zwei Wochen später antreten.<br />
Erfahren hatte sie von ihrer<br />
Versetzung drei Tage vor Ende der<br />
Ferien. „Als wir dann hörten, dass<br />
diese Lehrerin nach einem halben<br />
Jahr wieder geht, weil sie ein Sabbat-Jahr<br />
nimmt, ist uns der Geduldsfaden<br />
gerissen“, sagt Christof<br />
Schiederig. „Da war uns klar, so<br />
kann es nicht weiter gehen.“<br />
Auch die andere Stelle der Lehrerin,<br />
die in Vor-Ruhestand ging, sei<br />
erstmal nicht mit der vollen Stundenzahl<br />
besetzt worden, weil sie bis<br />
zum Sommer noch an ihrer alten<br />
Schule mehrere Stunden die Woche<br />
unterrichten muß. Für die Klasse<br />
von Philipp Scholl, die 1a, bedeutet<br />
das: die neue Klassenlehrerin ist<br />
an einem Tag überhaupt nicht da,<br />
an einem Tag gibt es nur zwei Stunden<br />
Unterricht, an einem anderen Tag<br />
gleich sechs Stunden. Dazu seine Mutter<br />
Kathrin: „Das sind doch keine vernünftigen<br />
Unterrichtsbedingungen!“<br />
Und die Vorsitzende des Schul-Elternbeirats<br />
ergänzt, dass in den nächsten<br />
Monaten weitere sechs Lehrer und<br />
Lehrerinnen inklusive der Schulleiterin<br />
und ihres Stellvertreters die Schule<br />
verlassen werden. Da hätten die Eltern<br />
befürchtet, dass das Chaos ausbricht<br />
und sich den medienwirksamen<br />
Streik ausgedacht. Das Medien-<br />
Echo war enorm. Radio, Fernsehen,<br />
Zeitungen, alle brachten über mehrere<br />
Tage die Geschichte von den aufmüpfigen<br />
Eltern und ihrer ungewöhnlichen<br />
Aktion. Auch von Bußgeldandrohung<br />
des Kultusministeriums ließen<br />
sich die Eltern nicht abhalten.<br />
„Ich glaube die sehen in uns so was<br />
wie die Bewohner des kleinen gallischen<br />
Dorfs.“ lacht Antje Trieschmann.<br />
Mit einer professionell vorbereiteten<br />
Pressekonferenz hatten die Eltern<br />
am ersten Streiktag auf ihre Aktion<br />
aufmerksam gemacht.<br />
Philipp Scholl ist mit Eifer bei<br />
der Sache. Der Unterricht im Hotel<br />
ist mal was anderes. Die Lehrer haben<br />
die Eltern teils durch private<br />
Kontakte, teils über die <strong>GEW</strong> organisiert.<br />
Man habe ganz bewußt die<br />
aktiven Lehrer an der Schule aus<br />
der Aktion draußen lassen wollen,<br />
erklärt Elternbeirat Schiederig.<br />
Man habe niemanden in<br />
Konflikt mit seinem Dienstherrn.<br />
bringen wollen. Nach dem Unterricht<br />
werden die Kinder von den<br />
Elternbeiräten und einigen Müttern<br />
und Vätern zu Fuß zur Schule<br />
begleitet. Freiwillige Helfer gibt<br />
es offenbar genug. Vor allem<br />
Mütter, die nicht berufstätig sind<br />
machen mit. Aber früh am morgen<br />
waren auch einige Väter<br />
dabei, wie der Vater von Philipp.<br />
„Die haben das hier super organisiert.<br />
Da ist es Ehrensache, dass<br />
ich mir die halbe Stunde vor der<br />
Arbeit Zeit nehme“, meint er. Das<br />
Engagement der Eltern hat sich<br />
letztlich gelohnt. Das Kultusministerium<br />
hat ihnen zugesichert,<br />
die frei werdenden Planstellen in<br />
vollem Umfang und dauerhaft zu<br />
besetzen. Ihren ursprünglich auf<br />
drei Wochen angelegten Streik<br />
konnten Eltern und Schüler dadurch<br />
nach einer Woche beenden.<br />
Und Philipp geht wieder ganz<br />
normal zur Schule. Seine Lehrerin<br />
wird auch nach den Ferien<br />
noch für ihn da sein – das hat das<br />
Ministerium versprochen.<br />
FLZ-Redaktion<br />
Zwangsumsetzung und ihre Folgen<br />
Die Willemerschule im Stadtteil<br />
Sachsenhausens musste auf Weisung<br />
des Staatlichen Schulamtes<br />
mitten im laufenden Schuljahr<br />
drei 2. Klassen mit 18, 18, 17<br />
Kindern zu zwei Klassen mit 27<br />
und 26 Kindern zusammen legen.<br />
Die dabei „frei gewordene“<br />
Kollegin sollte an eine Schule mit<br />
„großem Minus“ umgesetzt werden.<br />
Erfahren haben dies Eltern,<br />
Kinder und die Kolleginnen einen<br />
Tag vor den Herbstferien. Unmittelbar<br />
nach den Ferien wurde das<br />
Vorhaben des Staatlichen Schulamtes<br />
umgesetzt. Entsprechend<br />
groß war die Verärgerung.<br />
Die Elternschaft machte durch<br />
vielfältige Aktionen ihren Ärger öffentlich<br />
und trug den Protest auch<br />
nach außen:<br />
■ Es wurde ein Streik von den Eltern<br />
der betroffenen Klassen organisiert<br />
und man zog gemeinsam<br />
zum Staatlichen Schulamt, um<br />
eine Unterschriftenliste gegen die<br />
Umsetzung und die Klassenzusammenlegung<br />
zu überreichen.<br />
■ Es fand eine öffentliche Schulversammlung<br />
im Haus der Jugend<br />
statt.<br />
■ Eine Exkursion zum Staatlichen<br />
Schulamt mit Eltern und<br />
Kindern wurde ein zweites Mal<br />
unternommen, um mit dem Schulamtsleiter<br />
zu sprechen.<br />
■ Es wurde ein Elternstammtisch<br />
ins Leben gerufen.<br />
■ An einem Samstagvormittag<br />
wurden durch einen Info-Stand Interessierte<br />
im Stadtteil informiert.<br />
Alle pädagogischen Argumente<br />
wurden vom Schulamt entweder<br />
ignoriert oder mit Achselzucken<br />
und dem Fingerzeig nach Wiesbaden<br />
beiseite geschoben.<br />
Im Hau-Ruck-Verfahren wurde<br />
eine Umsetzungsverfügung erlassen,<br />
die keine pädagogischen Planungen<br />
mit der Schule, den Lehrern, den<br />
Eltern und insbesondere mit den<br />
Kindern möglich machte!<br />
Die von der Abordnung betroffene<br />
Kollegin der Willemerschule bekam<br />
ihre Umsetzungsverfügung per<br />
Fax am Freitag, dem 7.11.03 und<br />
sollte am Montag, dem 10.11. 03 an<br />
die neue Schule umgesetzt werden.<br />
Durch den Verlust ihrer Schülerinnen<br />
und Schüler, die enge Bindung<br />
an die Schulgemeinde (Eltern und<br />
Kollegium) und die Art und Weise des<br />
Umgangs mit ihr wurde die Kollegin<br />
krank und dienstunfähig.<br />
Das Staatliche Schulamt hegte<br />
Zweifel an der Gültigkeit der vorgelegten<br />
Atteste und forderte die<br />
Kollegin nach 14 Tagen auf, ihre<br />
Dienstfähigkeit vom Amtsarzt überprüfen<br />
zu lassen. Der Amtsarzt bestätigte<br />
das Attest, stellte die Dienstunfähigkeit<br />
bis Mitte Februar fest<br />
und hielt eine Wiederaufnahme der<br />
Unterrichtstätigkeit mit reduzierter<br />
Stundenzahl an der bisherigen Schule,<br />
also der Willemerschule, für zumutbar.<br />
Die Verantwortlichen des<br />
Staatlichen Schulamtes hatten<br />
wohl mit einem anderen Votum gerechnet<br />
und hinterfragten jetzt das<br />
von ihnen selbst in Auftrag gegebene<br />
Gutachten. Die Kollegin gab<br />
ihr Einverständnis zu näheren Auskünften<br />
durch den Amtsarzt, um<br />
zu ihren Lasten gehende Fehlinterpretationen<br />
des Staatlichen Schulamtes<br />
entgegenzutreten.<br />
Auch die erweiterten Auskünfte<br />
veranlasste das Staatliche Schulamt<br />
nicht, die einmal getroffene<br />
Entscheidung zu revidieren und die<br />
Kollegin gemäß der Aussage des<br />
Amtsarztes an ihrer alten Schule arbeiten<br />
zu lassen.<br />
Die Kollegin musste jetzt ihren<br />
Dienst an der zugewiesenen Schule<br />
antreten. Welche Auswirkungen<br />
diese Anordnung auf die Wiederherstellung<br />
der Gesundheit hat,<br />
kann nicht abgeschätzt werden.<br />
Über den konkreten Fall hinaus<br />
ist jedoch für alle Kolleginnen<br />
und Kollegen von besonderer Bedeutung:<br />
Welchen Wert besitzen<br />
Gutachten von Amtsärzten, wenn<br />
sich der Dienstherr nicht daran hält<br />
bzw. nicht daran halten muss!<br />
Gesamtpersonalrat und <strong>GEW</strong><br />
werden sich um die Klärung der<br />
Frage im Interesse der Kollegin<br />
und wegen seiner allgemeinen Bedeutung<br />
sowohl juristisch als<br />
auch politisch kümmern!<br />
Elke Lamprecht,<br />
Willemerschule<br />
<strong>GEW</strong> macht Gegenrechnung auf<br />
Prozentangaben täuschen über Qualität<br />
Anlässlich des Schulstreiks an der<br />
Schule am Hang und der Unzufriedenheit<br />
von Eltern an weiteren<br />
Grundschulen macht die <strong>Frankfurt</strong>er<br />
<strong>GEW</strong> eine qualitätsbezogene<br />
Gegenrechnung zur tatsächlichen<br />
„Unterrichtsversorgung“ an den<br />
72 <strong>Frankfurt</strong>er Grundschulen auf.<br />
Das Staatliche Schulamt (SSA)<br />
gibt die Unterversorgung der<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Grundschulen zum<br />
1.2.04 mit rund 1.800 Unterrichtsstunden<br />
an. Dies entspricht rund<br />
62 fehlenden Lehrerstellen.<br />
Zum Jahreswechsel wurde die<br />
Unterrichtsverpflichtung der LehrerInnen<br />
erhöht, was an den <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Grundschulen 716 Unterrichtsstunden<br />
mehr erbringt (wobei<br />
es Schwierigkeiten gibt, diese an<br />
der jeweiligen Schule sinnvoll unterzubringen,<br />
weil die Stundenverpflichtung<br />
der Lehrkräfte die der<br />
Schüler übersteigt). Durch diese<br />
Arbeitszeitverlängerung sparte das<br />
Kultusministerium die Einstellung<br />
von rund 25 ausgebildeten ReferendarInnen<br />
ein und senkte die Unterversorgung<br />
auf 37 Stellen, die sie<br />
mit kurzfristigen Vertretungsverträgen<br />
im Umfang von rund 35<br />
Stellen und kurzfristigen Abordnungen<br />
auffüllte.<br />
Dies mag rein rechnerisch eine<br />
100%ige Unterrichtsversorgung<br />
suggerieren, hat aber mit einer normalen<br />
Unterrichtsqualität nichts<br />
mehr zu tun.<br />
100% ist nicht gleich 100%:<br />
Der Hauptpersonalrat der Lehrerinnen<br />
und Lehrer (HPRLL) kritisierte<br />
bereits bei der Lehrerzuweisung<br />
zum Schuljahr 2003/2004<br />
letztes Jahr, dass bei der Grundzuweisung<br />
für die Grundunterrichtsversorgung<br />
1.244 Planstellen zu<br />
wenig zugewiesen wurden.<br />
Das bedeutet für <strong>Frankfurt</strong><br />
rund 124 Stellen zu wenig und umgerechnet<br />
auf die Grundschulen<br />
mit einem Anteil von rund 23% an<br />
den gesamten Planstellen in <strong>Frankfurt</strong><br />
(4430) rund 30 Stellen zu wenig.<br />
Der Unterricht von LehrerInnen<br />
in Ausbildung darf nicht als<br />
Unterrichtsversorgung angerechnet<br />
werden:<br />
Mindestens 20 Lehrerstellen<br />
werden den <strong>Frankfurt</strong>er Grundschulen<br />
zu wenig zugewiesen, weil<br />
der Referendarunterricht mit über<br />
20 Stellen auf die „Unterrichtsversorgung“<br />
angerechnet wird.<br />
Regulären Grundschulunterricht<br />
mit Halbjahresverträgen im<br />
Umfang von 35 Stellen „abzudecken“,<br />
widerspricht grundlegenden<br />
pädagogischen Prinzipien, ebenso<br />
kurzfristige Abordnungen, die<br />
noch dazu meist ein Loch an der<br />
abgebenden Schule reißen.<br />
Damit fehlen an <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Grundschulen rund 87 Stellen für<br />
fertig ausgebildete und langfristige<br />
beschäftigte Lehrkräfte für den<br />
nach Stundentafel geschuldeten<br />
Unterricht.Dabei sind Ausfälle wegen<br />
vorübergehender Beurlaubungen<br />
oder Erkrankungen noch gar<br />
nicht berücksichtigt. Dafür fordert<br />
die <strong>GEW</strong> seit Jahren, eine 10-%-<br />
Vertretungsreserve in Form von zusätzlichen<br />
Planstellen bereitzustellen,<br />
hilfsweise auch in Form einer<br />
Lehrerfeuerwehr, wie sie in Ansätzen<br />
bereits existiert. Dafür müsste<br />
die Landesregierung für die <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Grundschulen noch einmal<br />
rund 100 Lehrkräfte einstellen.<br />
Dann erst kann man von einer Unterrichtsgarantie<br />
sprechen.<br />
Ein weiteres Problem wirft die<br />
von Ministerpräsident Koch verfügte<br />
Reduzierung von Ersatzeinstellungen<br />
auf ein Drittel der ausscheidenden<br />
Lehrkräfte auf.<br />
Für das gesamte Jahr 2004<br />
rechnet das SSA mit Abgängen von<br />
Lehrkräften, die den „Gewinn“ der<br />
110 Stellen aus der Arbeitszeitverlängerung<br />
vollständig wieder „auffressen“.<br />
Da die Landesregierung verfügt<br />
hat, dass nur noch jede dritte<br />
frei werdende Stelle durch Neueinstellung<br />
wieder ersetzt wird, droht<br />
in 2004 eine weitere Unterversorgung<br />
für alle <strong>Frankfurt</strong>er Schulen<br />
von rund 110 Stellen und für die<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Grundschulen von 25<br />
Stellen.<br />
Daraus leiten wir ab:<br />
1. Die Situation in den Schulen ist<br />
unzureichender als es die offiziellen<br />
Kennziffern vorgeben. Die Unterrichtsqualität<br />
ist gefährdet!<br />
2. Insbesondere GrundschülerInnen<br />
benötigen pädagogische Kontinuität<br />
durch feste Lehrkräfte.<br />
3. Klassenzusammenlegungen,<br />
weil Lehrkräfte zum Löcherstopfen<br />
abgeordnet werden, kurzfristige<br />
Verschiebungen, kurzfristige Vertretungsverträge<br />
und die Anrechnung<br />
des Unterrichts von Referendaren<br />
dürfen eine vollständige Zuweisung<br />
von Lehrkräften nicht ersetzen.<br />
4. Eine bereits in der Stellenzuweisung<br />
enthaltene Vertretungsreserve<br />
erweist sich als überfällig.<br />
Karola Stötzel/ Herbert Storn<br />
Auf der Demonstration (7.2.04) zeigten Eltern, was sie von Bußgeldandrohungen<br />
halten (s.S.3 „Nichts verstanden“)
SEITE 4<br />
GESETZENTWURF<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
Bereits im Vorwort zum Gesetzentwurf<br />
wird die Lehrkraft in ihrer gesamten<br />
Berufstätigkeit verplant, ausgerichtet<br />
und standardisiert, damit<br />
sie möglichst effektiv für die Schule<br />
neuen Typs arbeiten kann. Hinter<br />
dem Qualitätsbegriff verbergen sich<br />
Effizienz-Kennziffern, die eine neue<br />
Form von Rechenschaftslegung hervorbringen<br />
werden: Standardisierung,<br />
Überprüfen der Standards,<br />
Vergleichen, Berichtswesen.<br />
Die scheinbar damit einhergehenden<br />
neuen Freiheiten entpuppen<br />
sich als Schritte, sich der Welt<br />
der weitgehend unterbezahlten und<br />
ungesicherten Arbeitsverhältnisse<br />
des privaten Bildungsmarktes anzunähern<br />
und die noch vom Staat<br />
bereit gestellten Ressourcen möglichst<br />
effizient an dem erstrebten<br />
Output auszurichten. (Anmerkung:<br />
Hervorhebungen FLZ)<br />
Das Artikelgesetz regelt in Artikel<br />
1 die hessische Lehrerbildung (und<br />
zwar Aus-, Fort- und Weiterbildung),<br />
ändert in Artikel 2 zum wiederholten<br />
Male das Hessische<br />
Schulgesetz, ändert in Artikel 3 das<br />
Hessische Hochschulgesetz, in Art.<br />
4 das Hessische Besoldungsgesetz<br />
und zerschlägt in Art.5 das Hessische<br />
Landesinstitut für Pädagogik.<br />
Art. 6 regelt die Übergangs- und<br />
Schlussbestimmungen.<br />
Dabei hat es die CDU ziemlich<br />
eilig, denn bisher hat sich die Erstellung<br />
des Gesetzentwurfs weitgehend<br />
hinter verschlossenen Türen<br />
abgespielt und die geänderten<br />
Gesetze würden einen Rattenschwanz<br />
an Rechtsverordnungen<br />
nach sich ziehen.<br />
Artikel 6, Übergangs- und<br />
Schlussbestimmungen.<br />
§ 4 In-Kraft-Treten<br />
Artikel 1, Artikel 2 Nr. 51, Artikel<br />
4 und Artikel 5 treten am Tage nach<br />
der Verkündung dieses Gesetzes in<br />
Kraft; im Übrigen tritt dieses Gesetz<br />
am 1. August 2005 in Kraft.<br />
Die zwangsfortgebildete<br />
Lehrkraft wird umfassend<br />
„betreut“<br />
„Lehrkräfte sind verpflichtet, ihre<br />
lehramtsbezogene Grundqualifikation<br />
zu erhalten und weiterzuentwickeln.<br />
Über die Wahl der hierfür<br />
geeigneten Fortbildungsangebote<br />
Neue Schul- und Lehrerbildungsgesetze aus Wiesbaden:<br />
„Optimierung des Schulangebots im<br />
Interesse eines<br />
effektiveren Ressourceneinsatzes“<br />
CDU beschneidet Freiheiten und Bildungschancen weiter<br />
„Clusterpreise“, „Qualifizierungs-Portfolios“,<br />
„Akkreditierungsverfahren“, mehr Querversetzungsmöglichkeiten,<br />
permanente Leistungsvergleiche<br />
von Schulen, Zerschlagung<br />
und Privatisierung der Lehrerfortbildung und<br />
eine „umfassende Experimentierklausel“ für<br />
die selbständige Verwaltung des Mangels,<br />
das sind nur einige Stichworte (Zitate HKM)<br />
entscheiden die Lehrkräfte in eigener<br />
Verantwortung.<br />
Die Lehrkräfte dokumentieren<br />
die von ihnen wahrgenommene<br />
Fortbildung und Qualifizierung<br />
sowie auf Wunsch weitere die Berufslaufbahn<br />
fördernde Kompetenzen<br />
in einem Qualifizierungsportfolio,<br />
das sie auf Anforderung<br />
der Schulleitung vorlegen.<br />
Die Auswertung der Qualifizierungsportfolios<br />
ist Bestandteil<br />
von Mitarbeitergesprächen. Die<br />
Teilnahme an akkreditierter Fortbildung<br />
wird im Qualifizierungsportfolio<br />
durch eine Bescheinigung<br />
des Trägers über Inhalte,<br />
Zeitumfang und Erfolg der Fortbildung<br />
nachgewiesen.<br />
Die im Qualifizierungsportfolio<br />
dokumentierte Fortbildung<br />
und Qualifizierung kann unter<br />
stimmter Fortbildungsmaßnahmen<br />
verpflichten.<br />
Die Fortbildung soll in der unterrichtsfreien<br />
Zeit stattfinden. In<br />
besonderen Fällen kann die Schulleitung<br />
für vom Land Hessen akkreditierte<br />
Fortbildungsveranstaltungen<br />
Dienstbefreiung gewähren,<br />
sofern dienstliche Erfordernisse<br />
nicht entgegen stehen.<br />
Alle Lehrkräfte haben im Rahmen<br />
der Mitarbeitergespräche das<br />
Recht auf Laufbahnberatung als<br />
Grundlage einer gezielten Förderung<br />
von Qualifikationsschwerpunkten.<br />
Art und Umfang der Teilnahme<br />
an entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen<br />
werden in<br />
Zielvereinbarungen zwischen Staatlichem<br />
Schulamt, Schulleitung<br />
und Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern<br />
festgelegt. Der Nachweis<br />
den Gesichtspunkten ihrer Bedeutung<br />
für die beruflichen Anforderungen<br />
und ihres zeitlichen Umfangs<br />
mittels Leistungspunkten<br />
gewichtet werden. Über die Grundsätze<br />
der Zuweisung von Leistungspunkten<br />
für Fortbildungsangebote<br />
entscheidet das Kultusministerium<br />
auf Vorschlag des Amtes<br />
für Lehrerbildung bei der Akkreditierung<br />
von Fortbildungsangeboten.<br />
Unbeschadet der Bestimmungen<br />
des Abs. 1 kann die Schulleitung<br />
Lehrkräfte nach Auswertung<br />
der jeweiligen Qualifizierungsportfolios<br />
und der Mitarbeitergespräche<br />
zur Wahrnehmung beder<br />
erfolgreichen Teilnahme an<br />
aufgaben- und funktionsbezogenen<br />
Qualifizierungsmaßnahmen soll in<br />
der Regel zur Voraussetzung für die<br />
Übernahme von Funktionsstellen<br />
in Schule und Bildungsverwaltung<br />
auf Zeit oder auf Dauer gemacht<br />
werden.“ (Artikel 1 Hessisches<br />
Lehrerbildungsgesetz § 64)<br />
„Die Schule legt als Teil des Schulprogramms<br />
in einem Fortbildungsplan<br />
die schulbezogenen Qualifizierungsanforderungen<br />
fest. Der<br />
Fortbildungsplan berücksichtigt<br />
sowohl Entwicklungsschwerpunkte<br />
des Schulprogramms als auch die<br />
Bewertung der Qualifizierungsportfolios<br />
durch die Schulleitung.<br />
aus dem Mitte Februar 2004 der Öffentlichkeit<br />
vorgestellten Entwurf eines sogenannten<br />
Artikelgesetzes, das Kultusministerin Wolff,<br />
CDU das „3.Gesetz zur Qualitätssicherung in<br />
hessischen Schulen“ nennt.<br />
Die FLZ hat das Werk einer ersten Einschätzung<br />
unterzogen und bringt die wichtigsten<br />
(aber nicht alle) Änderungen im Wortlaut.<br />
Der Fortbildungsplan bezieht<br />
das in der Schule vorhandene Kompetenzprofil<br />
auf die Anforderungen<br />
der innerschulischen Entwicklung.<br />
Zur Umsetzung des Fortbildungsplans<br />
steht der Schule nach<br />
Maßgabe des Haushaltsgesetzes<br />
ein Fortbildungsbudget zur Verfügung.“<br />
(Artikel 1 Hessisches Lehrerbildungsgesetz<br />
§ 65)<br />
Lückenlose Überwachung der<br />
Fortbildungspflicht und Kontrolle<br />
des Fortbildungserfolges …<br />
„Trägereinrichtungen der Lehrerbildung“<br />
sind gemäß § 4 die Universitäten,<br />
die Studienseminare,<br />
das Amt für Lehrerbildung, die<br />
Staatlichen Schulämter und die<br />
Schulen selbst. Sie haben ihren<br />
Fortbildungsbedarf genauestens zu<br />
planen und den Fortbildungserfolg<br />
intern und extern zu evaluieren<br />
bzw. evaluieren zu lassen.<br />
„Die Schulen … beschließen im Rahmen<br />
des Schulprogramms über<br />
schuleigene Fortbildungspläne nach<br />
§ 65. Die Schulleitungen beziehen<br />
die schulischen Fortbildungspläne<br />
und die individuellen Fort- und Weiterbildungswünsche<br />
sowie die Portfolios<br />
der Lehrerinnen und Lehrer<br />
nach § 64 in die Mitarbeitergespräche<br />
ein und schließen mit ihnen Zielvereinbarungen<br />
über die Teilnahme<br />
an Qualifizierungsmaßnahmen ab.“<br />
(Artikel 1 Hessisches Lehrerbildungsgesetz<br />
§ 4)<br />
„Überprüfung der institutionellen<br />
Leistungen<br />
Die staatlichen Trägereinrichtungen<br />
der Lehrerbildung haben die Aufgabe,<br />
Qualität und Erfolg ihrer Arbeit regelmäßig<br />
intern zu ermitteln und zu bewerten<br />
(Evaluierung). Die Absolventen<br />
der Trägereinrichtungen sind hierbei zu<br />
beteiligen. Die der Evaluierung zu<br />
Grunde gelegten Qualitätsstandards<br />
und die Grundzüge des Bewertungsverfahrens<br />
sind mit dem jeweiligen Ministerium<br />
zu vereinbaren.<br />
Das Amt für Lehrerbildung berichtet<br />
dem Kultusministerium regelmäßig<br />
über die Ergebnisse der<br />
Evaluierung. Es berichtet insbesondere<br />
über die bei Prüfungen erbrachten<br />
Leistungen der Absolventen.<br />
Der Bericht soll auch Aussagen<br />
zu Wirtschaftlichkeit und Angemessenheit<br />
des Mitteleinsatzes<br />
der Lehrerbildungsmaßnahmen<br />
enthalten. (...)<br />
Das Kultusministerium und<br />
das Ministerium für Wissenschaft<br />
und Kunst veranlassen jeweils für<br />
ihre Aufsichtsbereiche die externe<br />
Evaluierung der Leistungen der<br />
staatlichen Trägereinrichtungen<br />
der Lehrerbildung.“<br />
(Artikel 1 Hessisches Lehrerbildungsgesetz<br />
§ 5)<br />
... bei gleichzeitigem Abbau der<br />
staatlichen Lehrerfortbildung<br />
und der Übertragung auf private<br />
Unternehmen.<br />
„Träger berufsbegleitender Fortbildung<br />
können neben den in § 4 genannten<br />
Einrichtungen der Lehrerbildung<br />
Fach- und Berufsverbände,<br />
Einrichtungen der Wirtschaft, Stiftungen<br />
und weitere freie Träger sein.<br />
Ob und inwieweit Veranstaltungen<br />
freier Träger und die private<br />
Fortbildung der Lehrkräfte Anerkennung<br />
finden können und ob<br />
eine gegebenenfalls auch anteilige<br />
Kostenübernahme aus dienstlichem<br />
Interesse in Betracht kommt, entscheidet<br />
das Institut für Qualitätsentwicklung<br />
in Verbindung mit<br />
dem Akkreditierungsverfahren.“<br />
(Artikel 1 Hessisches Lehrerbildungsgesetz<br />
§ 62)<br />
„Vertiefte Wirkungsanalyse<br />
der Fortbildung“ –<br />
der feste Glaube der neuen<br />
Bildungsökonomen an die<br />
Outputsteuerung<br />
„Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote<br />
zum Erhalt und zur Erweiterung<br />
der lehramtsbezogenen Qualifikation<br />
und zur Vorbereitung auf<br />
neue oder erweiterte Aufgaben bedürfen<br />
der Akkreditierung, durch die<br />
die Eignung der Maßnahme für die<br />
jeweilige Aufgabe nachgewiesen ist.<br />
Voraussetzungen der Akkreditierung<br />
sind insbesondere: (…) die<br />
Zustimmung zu einer vertieften<br />
Wirkungsanalyse der Fortbildung.“<br />
(Artikel 1 Hessisches Lehrerbildungsgesetz<br />
§ 63)<br />
Das Hessische Landesinstitut<br />
für Pädagogik (HeLP) wird<br />
aufgelöst. An seine Stelle tritt<br />
das „Institut für Qualitätsentwicklung“,<br />
die Regionalstellen<br />
werden in die Staatlichen Schulämter<br />
eingegliedert.<br />
„§ 95 (Untere Schulaufsichtsbehörden)<br />
wird wie folgt geändert:<br />
a) In Abs. 1 wird nach Satz 1 folgender<br />
Satz eingefügt: „Es gestaltet<br />
die regionale Lehrerfort- und -<br />
weiterbildung.“ (Artikel 2 Änderung<br />
des hessischen Schulgesetzes)<br />
Die Studienseminare, die<br />
durch Zusammenlegungen erst<br />
vor einigen Jahren rationalisiert<br />
wurden, erhalten zusätzliche<br />
Aufgaben:<br />
„Die Studienseminare unterstützen<br />
neben anderen Trägereinrichtungen<br />
durch besondere Veranstaltungen<br />
das berufsbegleitende Lernen der<br />
Lehrkräfte.<br />
Das Amt für Lehrerbildung übt<br />
die Aufsicht über die Studienseminare<br />
aus. Es ist für die Qualifizierung<br />
des Ausbildungspersonals der Studi-
GESETZENTWURF<br />
FLZ Nr. 1/04 SEITE 5<br />
enseminare verantwortlich und führt<br />
Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
für Lehrkräfte durch.<br />
Es ist zuständig für die Ausgestaltung<br />
der Anforderungsprofile<br />
von Qualifizierungsprogrammen<br />
für Funktionsstellen in Schule und<br />
Bildungsverwaltung. Es qualifiziert<br />
Lehrkräfte für Beratungsund<br />
Fortbildungstätigkeit und im<br />
Zusammenhang besonderer Vorhaben<br />
der Schulentwicklung des<br />
Landes. (Artikel 1 Hessisches Lehrerbildungsgesetz<br />
§ 4)<br />
Die Schulleitung erhält<br />
zusätzliche Aufgaben:<br />
„Die Fortbildung und Personalentwicklung<br />
in den ersten beiden Berufsjahren<br />
dienen insbesondere der<br />
Einführung in die Kollegial- und Arbeitsstrukturen<br />
der Schulen und vertiefen<br />
und erweitern die erworbenen<br />
Qualifikationen zur Mitwirkung an<br />
den innerschulischen Gestaltungsaufgaben.<br />
Darüber hinaus sollen<br />
bereits individuelle Qualifikationsschwerpunkte<br />
im Hinblick auf die<br />
weitere Berufslaufbahn gezielt gefördert<br />
werden. Zuständig hierfür ist<br />
die Schulleitung, sie wird von den in<br />
§ 62 genannten Einrichtungen unterstützt.“<br />
(Artikel 1 Hessisches Lehrerbildungsgesetz<br />
§ 61)<br />
Die Schulleitung kontrolliert<br />
mehr:<br />
§ 88 (Schulleiterin und Schulleiter)<br />
Abs. 2 wird wie folgt geändert:<br />
In Satz 2 Nr. 1 werden nach<br />
dem Wort „Schulprogramms“ die<br />
Worte „sowie für die innere Evaluation“<br />
eingefügt.<br />
In 2 Satz 2 Nr. 5 wird nach dem<br />
Wort „fördern“ der Punkt durch ein<br />
Komma ersetzt und die Worte „und<br />
sie erforderlichenfalls zur Wahrnehmung<br />
bestimmter Fortbildungsmaßnahmen<br />
zu verpflichten“ angefügt.<br />
Konnten bisher die SchulleiterInnen<br />
den Unterricht der Lehrkräfte<br />
besuchen, „soweit dies zur<br />
Erfüllung der Aufgaben erforderlich<br />
ist“, so heißt es im Entwurf:<br />
„jederzeit“. (Artikel 2 Änderung<br />
des hessischen Schulgesetzes)<br />
Nebenbei soll das Modell<br />
der Kollegialen Schulleitung<br />
an der Ernst-Reuter-Schule II<br />
aufgelöst werden, das immerhin<br />
21 Jahre alt geworden ist.<br />
§ 3 Aufheben von Rechtsvorschriften:<br />
„Die Verordnung über die kollegiale<br />
Schulleitung an der Ernst-<br />
Reuter-Schule 2 in <strong>Frankfurt</strong> am<br />
Main-Nordweststadt vom 7. Juli<br />
1983 (GVBl. I S. 121) wird aufgehoben.“<br />
(Artikel 6 Übergangs- und<br />
Schlussbestimmungen)<br />
verpflichtend; die Entscheidung<br />
darüber trifft die Schulkonferenz.“<br />
Über die Einrichtung einer<br />
Ganztagsschule entscheidet der<br />
Schulträger im Rahmen des Förderplanes<br />
des Landes nach § 146<br />
mit der Maßgabe, dass die Ganztagsschule<br />
keine Grundlage im<br />
Schulentwicklungsplan (§145) haben<br />
muss.“ (Artikel 2 Änderung des<br />
hessischen Schulgesetzes: § 15 neu)<br />
Differenzierung und/oder<br />
Beschleunigung?<br />
Dem § 20 wird folgender Satz angefügt:<br />
„Darin können Grundschulen<br />
ermächtigt werden, die Jahrgangsstufen<br />
1 und 2 curricular und unterrichtsorganisatorisch<br />
in dem<br />
durch Lehrplan und Stundentafel<br />
gesetzten Rahmen zu einer pädagogischen<br />
Einheit zu entwickeln, die<br />
die Schülerinnen und Schüler nach<br />
ihrem jeweiligen Leistungs- und<br />
Entwicklungsstand in einem Schuljahr<br />
oder in drei Schuljahren<br />
durchlaufen können; für diese<br />
Schulen entfällt die Möglichkeit<br />
der Zurückstellung nach § 58 Abs.<br />
3.“ (Artikel 2 Änderung des hessischen<br />
Schulgesetzes)<br />
Die Durchlässigkeit des Schulsystems<br />
wird weiter erschwert<br />
und Entwicklungschancen für<br />
Schüler gekappt. „Durchlässigkeit“<br />
wird ersetzt durch „Anschlussfähigkeit<br />
bei einem Wechsel“<br />
(Artikel 2 Änderung des hessischen<br />
Schulgesetzes: § 4 und 9 neu)<br />
§ 22 (Förderstufe) wird wie folgt<br />
geändert:<br />
„Der Übergang unmittelbar in<br />
die Jahrgangsstufe 7 des gymnasialen<br />
Bildungsganges setzt voraus,<br />
dass dafür in der Förderstufe die<br />
curricularen und unterrichtsorganisatorischen<br />
Voraussetzungen gegeben<br />
sind.“<br />
Die Bestellung eines Förderstufenleiters<br />
oder einer –leiterin soll<br />
entfallen.<br />
Ob in der Förderstufe „auf den<br />
Übergang in die Jahrgangsstufe 7<br />
des gymnasialen Bildungsgangs<br />
vorbereitet wird“, entscheidet die<br />
Schulkonferenz. (Artikel 2 Änderung<br />
des hessischen Schulgesetzes)<br />
betrieben kann eine Schwerpunktsetzung<br />
in Lerngruppen mit erhöhtem<br />
Praxisbezug als Fördermaßnahme<br />
erfolgen.“ (Artikel 2 Änderung<br />
des hessischen Schulgesetzes)<br />
Querversetzungen ausgedehnt<br />
In § 75 Abs. 3 wird nach Satz 3 folgender<br />
Satz eingefügt:<br />
„Eine Querversetzung am Ende<br />
der Jahrgangsstufen 6 bis 8 ist zulässig,<br />
wenn eine erfolgreiche Mitarbeit<br />
im Unterricht des gewählten Bildungsganges<br />
nicht zu erwarten ist<br />
und die Wiederholung der Jahrgangsstufe<br />
die Schülerin oder den<br />
Schüler in der Entwicklung erheblich<br />
beeinträchtigen würde. Satz 3 gilt<br />
entsprechend.“ (Artikel 2 Änderung<br />
des hessischen Schulgesetzes)<br />
Ein neuer Namen:<br />
Sonderschulen werden umbenannt<br />
in „Förderschulen“.<br />
Kostenpflichtiger Berufsschulunterricht<br />
für Benachteiligte und<br />
Einführung eines „Höchstalters“<br />
für die Aufnahme:<br />
§ 62 wird wie folgt geändert: Abs.<br />
3 erhält folgende Fassung:<br />
„Jugendliche, die in keinem<br />
Ausbildungsverhältnis stehen, sind<br />
nach Erfüllung der verlängerten<br />
Vollzeitschulpflicht für die Dauer<br />
von drei Jahren zum Besuch der Berufsschule<br />
berechtigt.“<br />
Dem Abs. 4 wird folgender Satz<br />
angefügt:<br />
„Für die Teilnahme am Unterricht<br />
kann eine dem Aufwand angemessene<br />
Gebühr erhoben werden.“<br />
(Artikel 2 Änderung des hessischen<br />
Schulgesetzes)<br />
§ 70 wird wie folgt geändert: Abs.<br />
4 wird wie folgt geändert: Nr. 4<br />
erhält folgende Fassung:<br />
„4. die Aufnahme davon abhängig<br />
zu machen, dass ein für den<br />
jeweiligen Bildungsgang vertretbares<br />
Höchstalter nicht überschritten<br />
wird und bei beruflichen Schulen<br />
nach dem Ergebnis einer Untersuchung<br />
die körperliche Eignung für<br />
den Beruf gegeben ist, für den ausgebildet<br />
wird.“ (Artikel 2 Änderung<br />
des hessischen Schulgesetzes)<br />
Volljährigkeit der Schüler wird<br />
relativiert.<br />
Vollendung des 21. Lebensjahres<br />
über wesentliche, das Schulverhältnis<br />
betreffende Sachverhalte, insbesondere<br />
über Versetzungsgefährdungen<br />
und Nichtversetzungen sowie<br />
über Ordnungsmaßnahmen<br />
nach § 82 Abs. 2 Nr. 5 bis 8 und<br />
Abs. 8 zu informieren, sofern die<br />
volljährige Schülerin oder der volljährige<br />
Schüler dem nicht widersprochen<br />
hat. Über den Widerspruch<br />
werden die Eltern von der<br />
Schule informiert. Die Schülerinnen<br />
und Schüler sind auf diese<br />
Regelung hinzuweisen.“ (Artikel 2<br />
Änderung des hessischen Schulgesetzes)<br />
Ausblick auf neue Arbeitszeitmodelle?<br />
§ 91 Abs. 2 erhält folgende Fassung:<br />
„Durch Rechtsverordnung wird<br />
die Arbeitszeit der Lehrkräfte unter<br />
Berücksichtigung der unterschiedlichen<br />
Anteile der unterrichtlichen<br />
und außerunterrichtlichen Tätigkeit<br />
festgelegt.“ (Artikel 2 Änderung<br />
des hessischen Schulgesetzes)<br />
Standardisieren, Vergleichen,<br />
kontrollieren<br />
§ 92 Abs. 2 Satz 1 erhält folgende<br />
Fassung:<br />
„Die Schulaufsichtsbehörden<br />
haben die Aufgabe, die Qualität<br />
der schulischen Arbeit, insbesondere<br />
die Erfüllung der Standards,<br />
und die Vergleichbarkeit der Abschlüsse<br />
auch durch Verfahren der<br />
Evaluation (§ 98) und die Anschlussfähigkeit<br />
der Bildungsgänge<br />
zu gewährleisten.“ (Artikel 2<br />
Änderung des hessischen Schulgesetzes)<br />
Evaluationsagenturen<br />
Als § 98 wird eingefügt:<br />
„Evaluation<br />
(1) Bei der Konzeption, Durchführung<br />
und Auswertung der internen<br />
Evaluation (§ 127 b Abs. 3)<br />
kann sich die Schule Dritter bedienen.<br />
(2) Die Schulen sind verpflichtet,<br />
an den durch die Schulaufsichtsbehörden<br />
veranlassten Verfahren<br />
zur externen Evaluation der<br />
einzelnen Schule und der Schulen<br />
im Vergleich zueinander, gemessen<br />
an den Standards der Bildungsgänge,<br />
für Zwecke der Qualitätsentwicklung<br />
ihres Unterrichts und<br />
ihrer Organisationsentwicklung,<br />
insbesondere an landesinternen,<br />
gen, mitzuwirken. Die anonymisierten<br />
Ergebnisse der Evaluation<br />
dürfen veröffentlicht werden. Werden<br />
Dritte mit der externen Evaluation<br />
beauftragt, müssen die Verfahren<br />
eine Beteiligung der Schulaufsichtsbehörden<br />
in der Wahrnehmung<br />
der Fachaufsicht (§ 92 Abs.<br />
2 und § 93) gewährleisten.“ (Artikel<br />
2 Änderung des hessischen<br />
Schulgesetzes)<br />
§ 99b erhält folgende Fassung:<br />
„Institut für Qualitätsentwicklung<br />
(1) Das Institut für Qualitätsentwicklung<br />
unterstützt die Qualitätsentwicklung<br />
der Schulen und berät<br />
das Kultusministerium bei Maßnahmen<br />
der Weiterentwicklung des<br />
Schulwesens durch folgende Leistungen:<br />
1. Planung, Durchführung und<br />
Auswertung landesweiter Vorhaben<br />
der Schulentwicklung,<br />
2. Unterstützung des Kultusministeriums<br />
bei der Festlegung und Sicherung<br />
von Qualitätsstandards für<br />
Schulen, Gewinnung und Auswertung<br />
von Befunden der Schul- und<br />
Unterrichtsforschung, Berichterstattung<br />
zu Entwicklungsständen im<br />
Schulwesen, Konzeption von Instrumenten<br />
und Verfahren der Qualitätssicherung.<br />
3. Akkreditierung von Fortbildungs-<br />
und Qualifizierungsangeboten<br />
zum Erhalt und zur Erweiterung<br />
der lehramtsbezogenen Qualifikationen.“<br />
(Artikel 2 Änderung des<br />
hessischen Schulgesetzes)<br />
Fit für die Privatisierung? Oder:<br />
die neuen Scheinfreiheiten<br />
Als § 127c wird eingefügt:<br />
„Weiterentwicklung der Selbstverwaltung<br />
(1) Zur Weiterentwicklung des<br />
Schulwesens und zur Erprobung neuer<br />
Modelle erweiterter Selbstverwaltung<br />
und Eigenverantwortung sowie<br />
rechtlicher Selbstständigkeit kann<br />
Schulen auf der Grundlage einer Kooperationsvereinbarung<br />
zwischen<br />
ihnen und dem Staatlichen Schulamt<br />
und sofern erforderlich mit dem<br />
Schulträger gestattet werden, abweichend<br />
von den bestehenden Rechtsvorschriften<br />
bei der Stellenbewirtschaftung,<br />
Personalverwaltung,<br />
Sachmittelverwaltung sowie in der<br />
Unterrichtsorganisation und inhaltlichen<br />
Ausgestaltung des Unterrichts<br />
selbstständige Entscheidungen zu<br />
treffen. Abweichungen bei der Unterrichtsorganisation<br />
und -gestaltung<br />
sind insbesondere bei der Bildung<br />
von Lerngruppen, bei Formen der<br />
äußeren Differenzierung, der Ausgestaltung<br />
der Leistungsnachweise sowie<br />
bei den Lehrplänen und Stundentafeln<br />
zulässig, sofern die Standards<br />
der Bildungsgänge eingehalten werden.<br />
(2) In den Modellen können<br />
neue Formen der Schulleitung und<br />
der Mitwirkung der Lehrkräfte, Eltern,<br />
Schülerinnen und Schüler sowie<br />
Dritter und Formen rechtlicher<br />
Selbstständigkeit erprobt werden, die<br />
der erweiterten Selbstständigkeit<br />
angemessen sind. Außerdem können<br />
über § 2 hinaus gehende Aufgaben,<br />
insbesondere im Bereich der Fortund<br />
Weiterbildung, wahrgenommen<br />
werden, wenn die Aufgaben mit den<br />
Zielen der Schule vereinbar sind und<br />
ihre Finanzierung gesichert ist.<br />
(3) Die jeweiligen Modelle müssen<br />
gewährleisten, dass die Standards<br />
der Abschlüsse den an den anderen<br />
Schulen erworbenen entsprechen<br />
und die Anerkennung der Abschlüsse<br />
in den Ländern der Bundesrepublik<br />
Deutschland gesichert<br />
CDU setzt jetzt bei Betreuung<br />
und Ganztagsangeboten auch<br />
auf „Zusammenarbeit mit freien<br />
Trägern, den Eltern oder<br />
qualifizierten Personen“ …<br />
Die „Formen der Betreuung und<br />
der ganztägigen Angebote“ setzen<br />
jetzt auf die „Zusammenarbeit mit<br />
freien Trägern, den Eltern oder<br />
qualifizierten Personen“.<br />
Nur die „Ganztagsschule in<br />
gebundener Form“ (...) „erweitert<br />
über die Angebote der offenen<br />
Form hinaus den der Schule zur<br />
Verfügung stehenden zeitlichen<br />
Rahmen, um die pädagogischen<br />
und in Förderschulen auch sonderpädagogischen<br />
Belange ganzheitlich<br />
berücksichtigen zu können.<br />
Die Teilnahme an den Ange-<br />
Der Praxisanteil in der Hauptschule<br />
wird erhöht:<br />
§ 23 wird wie folgt geändert: dem § 72 wird wie folgt geändert: Als<br />
Abs. 1 wird folgender Satz angefügt: neuer Abs. 4 wird eingefügt:<br />
„In Zusammenarbeit mit der „Die Eltern volljähriger Schülerinnen<br />
und Schüler sind bis zur tionalen Vergleichsuntersuchun-<br />
Fortsetzung auf Seite<br />
länderübergreifenden und interna-<br />
ist. Ferner muss bei Modellen zur<br />
boten ist teilweise oder vollständig Berufsschule und den Ausbildungs-<br />
5
SEITE 6<br />
SELBSTVERANTWORTUNG PLUS<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
Analyse<br />
Auffällig ist, dass in allen Papieren<br />
die Qualitätsverbesserung der beruflichen<br />
Schulen das zentrale Anliegen<br />
zu sein scheint.<br />
Was aber macht die „Qualität“<br />
einer beruflichen Schule aus?<br />
■ Ist es die Zahl der bestandenen<br />
Abschlussprüfungen der Auszubildenden?<br />
■ Ist es die Arbeitszufriedenheit<br />
der Beschäftigten?<br />
■ Ist es die Frage, ob eine berufliche<br />
Schule möglichst viele Schulformen<br />
anbietet?<br />
■ Ist es die Zufriedenheit der<br />
Auszubildenden, weil sie sich akzeptiert<br />
und gefördert fühlen?<br />
■ Oder geht es eher um die Frage,<br />
wie die Effizienz der Mittelverwendung<br />
bei der Erstellung des<br />
Produktes „Bildung“ erhöht werden<br />
kann?<br />
Wenn man die Qualität der beruflichen<br />
Bildung bemängelt, muss es<br />
irgendwelche Anzeichen für eine<br />
solch mangelhafte Qualität geben.<br />
Schule wird von den Lehrkräften<br />
gemacht, denn sie tragen den Unterricht.<br />
Liegen die Mängel also bei<br />
uns?<br />
■ Wir haben jahrelang an Schulprogrammen<br />
gearbeitet. (Hierfür hat<br />
es meist nur unzureichende oder<br />
überhaupt keine Entlastung gegeben.)<br />
■ Wir arbeiten an der Revision<br />
von Lehrplänen mit.<br />
■ Wir hatten und haben uns auf<br />
die Unterrichtsorganisation in<br />
Lernfeldern umzustellen (zumeist<br />
ohne hinreichende Schulung).<br />
■ Wir müssen uns ständig auf neue<br />
Berufsbilder einstellen. (Wo kommt<br />
das Unterrichtsmaterial her?)<br />
■ Wir haben zunehmend mit<br />
schwierigem Schülerverhalten umzugehen,<br />
anstelle Unterricht tritt häufig<br />
Sozialarbeit.<br />
■ Wir müssen neue vollschulische<br />
Ausbildungsgänge ausgestalten. usw.<br />
usw.<br />
Natürlich läuft dies alles nicht<br />
immer reibungslos bzw. zufriedenstellend.<br />
Aber wie soll das unter<br />
den gegebenen Bedingungen auch<br />
gehen?<br />
Schulen als „Bildungsdienstleister“<br />
mit Billigarbeitskräften?<br />
Zum geplanten hessischen Schulversuch „Selbstverantwortung plus“<br />
■ Die Klassen werden größer,<br />
■ Die Ausstattung der Schulen ist<br />
zum Teil katastrophal,<br />
■ Fortbildungsangebote sucht<br />
man beim HeLP meist vergebens,<br />
■ Die Arbeitszeit wird verlängert<br />
und damit die Kollegien noch mehr<br />
ausgepowert,<br />
■ Zusatzaufgaben müssen ohne<br />
bzw. bei unzureichender Entlastung<br />
wahrgenommen werden.<br />
Können die obigen Vorstellungen/<br />
Konzepte dies verbessern?<br />
Die Antwort ist nein, denn es<br />
geht überhaupt nicht um Verbesserung<br />
der Arbeitsbedingungen für<br />
die Lehrkräfte oder um eine bessere<br />
Schule für die Auszubildenden..<br />
Man kann den Schulversuch bzw.<br />
die Vorstellungen der Arbeitgeber<br />
in diesem Zusammenhang nicht<br />
isoliert betrachten, vielmehr müssen<br />
solche Überlegungen in den<br />
Zusammenhang NVS – Wettbewerb<br />
– Effizienz gestellt werden!<br />
Und auch diese Ansätze stehen<br />
Als am 18.9.2003 der Landtag – einstimmig –<br />
ein Reformmodell für die Beruflichen Schulen<br />
in seinen Grundzügen beschloss, wurden die<br />
ersten KollegInnen an den Beruflichen Schulen<br />
nervös. Aber erst als Details aus einem vom<br />
HKM auf dieser Grundlage geplanten Schulversuch<br />
bekannt wurden – aus der Rede des<br />
Staatsekretärs Jacobi im September auf dem<br />
glb-Berufsschultag und einem Vortrag im<br />
November auf einem AG-Treffen von BerufsschuldirektorInnen<br />
– wurde die einschneidende<br />
Weichenstellung voll wahrgenommen.<br />
Der HPRLL als Interessenvertretung aller Lehrerinnen<br />
und Lehrer bekam diese Informationen<br />
erst auf drängende Nachfrage am 22.1.<br />
2004.<br />
Der <strong>GEW</strong>-<strong>Bezirksverband</strong> sieht diesen<br />
Schulversuch nicht isoliert von den Umbauversuchen<br />
in anderen Bundesländern wie Bremen,<br />
wo Berufliche und Sonderschulen in eine<br />
GmbH überführt werden sollen, oder Hamburg,<br />
wo die Beruflichen Schulen in einer Stiftung<br />
teilprivatisiert werden sollen.<br />
Allen gemeinsam ist die Absicht, staatliche<br />
Bildung dem Markt und Wettbewerb zu öffnen,<br />
staatliche Bildungsausgaben zu senken, Arbeitsund<br />
Tarifnormen aufzuweichen, die Aus- und<br />
Fortbildung der Lehrkräfte zu vereinfachen,<br />
an betriebwirtschaftlichen Vorgaben orientierte<br />
Schulleitungen zu installieren und die Bildungsinhalte<br />
an den Bedürfnissen der Unternehmen<br />
auszurichten.<br />
Das ist aber nicht das, was eine Gesellschaft<br />
benötigt, die solidarisch und emanzipativ<br />
ihre Probleme lösen und nicht länger<br />
auf falsche Versprechungen vertrauen will.<br />
Die <strong>GEW</strong> sieht mit diesem Schulversuch<br />
grundsätzlich alle Schulformen betroffen, weil<br />
es erklärte Absicht ist, Ergebnisse des Versuchs<br />
auch auf andere Schulformen zu übertragen.<br />
Im Folgenden wird die Position der Bezirksfachgruppe<br />
Berufliche Schulen veröffentlicht.<br />
natürlich unter dem allumfassenden<br />
Primat der Kapitalverwertung<br />
(heute vor allem des Shareholder-<br />
Values), das über die steuerliche<br />
Bevorzugung der Großunternehmen<br />
und Vermögensbesitzer leere<br />
Staatskassen zur Folge hat, was<br />
dazu führt, dass der Staat versucht,<br />
alle kostenträchtigen Bereiche (also<br />
z.B. den gesamten Sozial- und Bildungsbereich)<br />
„abzugeben“. Auf<br />
der anderen Seite ist das Kapital<br />
seit einiger Zeit in Verwertungsnot<br />
und wird folgerichtig auch in diesen<br />
vom Staat aufgegebenen Bereich<br />
hineingehen. Zur Verbesserung<br />
von Schule? Natürlich nicht,<br />
wenn Kapitalinteressen ins Spiel<br />
kommen, geht es um Gewinne!<br />
Zu den vermeintlich positiven<br />
Aspekten: Mehr Selbständigkeit<br />
für die Schulen bzw. erweiterte Gestaltungsfreiräume<br />
sind Ziele, die<br />
von den meisten Lehrkräften grundsätzlich<br />
bejaht werden dürften. –<br />
Aber:<br />
Im Schulversuch werden tatsächlich<br />
fast ausschließlich die<br />
Schulleitungen angesprochen, und<br />
es mag einigen verlockend erscheinen,<br />
endlich aus dem Korsett von<br />
Verordnungen, Vorschriften und<br />
Verwaltungsabläufen herauskommen<br />
zu können.<br />
Es sei aber gewarnt: In der vorgestellten<br />
Konstruktion stehen die<br />
Schulleiter mit Beginn des Versuchs<br />
unter ökonomischem Erfolgszwang,<br />
der durch interne Evaluation erzeugt<br />
und durch externe Evaluation verschärft<br />
wird. Was geschieht eigentlich,<br />
wenn die (bisher nirgendwo<br />
konkret definierten) Ziele nicht erreicht<br />
werden? Abmahnung? Verweis?<br />
Rückstufung? Später vielleicht<br />
sogar Entlassung?<br />
Es kann jedenfalls nicht mit einem<br />
achselzuckenden „Außer Spesen<br />
nichts gewesen.“ abgetan werden!<br />
In einem System wie dem geplanten<br />
sind auch Schulleiter nicht<br />
unangreifbar und stehen für ihr<br />
„Unternehmen“ in der Renditeverantwortung.<br />
Für die Lehrkräfte bedeutet der<br />
Versuch dagegen tendenziell den<br />
Abbau von Mitbestimmung (von<br />
den Konferenzen zum Schulbeirat),<br />
zunehmenden Erfolgsdruck (Effizienzdenken)<br />
und auf Dauer unsichere<br />
Beschäftigungsverhältnisse (Selbständigkeit<br />
in der Personalentwicklung<br />
und -gewinnung).<br />
„Optimierung des Schulangebots ...“<br />
Erprobung anderer Leitungsstrukturen<br />
und Formen rechtlicher<br />
Selbstständigkeit eine den Erfordernissen<br />
der §§ 92 und 93 entsprechende<br />
staatliche Schulaufsicht gewährleistet<br />
sein.<br />
(4) Die Erprobung des Modells<br />
gestattet das Kultusministerium auf<br />
Antrag der Schule. Über die Stellung<br />
des Antrags entscheidet die Schulkonferenz<br />
auf der Grundlage einer<br />
die personellen, sächlichen und unterrichtsorganisatorischen<br />
Möglichkeiten<br />
der Schule berücksichtigenden<br />
Konzeption.“ (Artikel 2 Änderung<br />
des hessischen Schulgesetzes)<br />
„Das regionale Schulangebot auf<br />
seine Effizienz und Effektivität zu<br />
überprüfen“ oder Verhinderung<br />
integrierter Systeme?<br />
§ 144a Abs. 1 erhält folgende Fassung:<br />
„(1) Schulen sollen eine Größe haben,<br />
die eine Differenzierung des<br />
Unterrichts ermöglicht und eine<br />
sinnvolle Unterrichts- und Erziehungsarbeit<br />
erlaubt. Die Errichtung<br />
von Hauptschulen oder Hauptschulzweigen<br />
einer schulformbezogenen<br />
(kooperativen) Gesamtschule<br />
setzt in der Regel voraus, dass sie<br />
voraussichtlich mindestens einzügig,<br />
die Errichtung von Realschulen und<br />
Gymnasien oder den entsprechenden<br />
Zweigen einer schulformbezogenen<br />
(kooperativen) Gesamtschule,<br />
dass sie voraussichtlich mindestens<br />
zweizügig, die Einrichtung von Förderstufen,<br />
dass sie voraussichtlich<br />
mindestens dreizügig und die Errichtung<br />
von schulformübergreifenden<br />
(integrierten) Gesamtschulen, dass<br />
sie voraussichtlich mindestens vierzügig<br />
geführt werden können. Es<br />
muss ferner gesichert sein, dass die<br />
Schülerzahl in den Klassen der Jahrgangsstufen<br />
5 oder 7 den Richtwert<br />
für die Klassenbildung erreicht. Die<br />
Errichtung einer gymnasialen Oberstufe<br />
setzt in der Regel voraus, dass<br />
in der Jahrgangsstufe der Einführungsphase<br />
voraussichtlich eine<br />
Jahrgangsbreite von mindestens 80<br />
Schülerinnen und Schülern erreicht<br />
wird. Reicht die Zahl der Schülerinnen<br />
und Schüler nicht aus, eine<br />
eigene gymnasiale Oberstufe zu<br />
bilden, soll diese in einem Verbundsystem<br />
mit einer anderen<br />
Schule mit gymnasialem Bildungsgang<br />
geführt werden. In beruflichen<br />
Schulen dürfen Vollzeitformen<br />
nur eingerichtet werden, wenn<br />
gesichert ist, dass die Schülerzahl<br />
in der Eingangsklasse den Richtwert<br />
für die Klassenbildung erreicht.“<br />
(Artikel 2 Änderung des<br />
hessischen Schulgesetzes)<br />
Ökonomisierung der<br />
Lehrerausbildung<br />
§ 55 (Lehrerbildung) (4) wird wie<br />
folgt geändert:<br />
„In der Zielvereinbarung zwischen<br />
Ministerium und Universität werden<br />
die Ausbildungsverpflichtungen<br />
der Universität in der Lehrerbildung<br />
festgelegt. Auf der Grundlage<br />
der auf die Lehrerbildung<br />
entfallenden Anzahl der Soll-Studierenden<br />
in der Regelstudienzeit<br />
nach Fächerclustern und unter Berücksichtigung<br />
der im Landeshaushaltsplan<br />
ausgewiesenen Clusterpreise<br />
und dem vom Ministerium<br />
zur Verfügung gestellten Budget<br />
schließt das Präsidium mit dem<br />
Zentrum Zielvereinbarungen über<br />
die in der Lehrerbildung einzusetzenden<br />
Ressourcen. Über die Bewirtschaftung<br />
der Ressourcen entscheidet<br />
das Direktorium des Zentrums;<br />
dieses schließt Zielvereinbarungen<br />
mit den einzelnen Fachbereichen<br />
über die in Lehre und<br />
Forschung abzugeltenden Leistungen.<br />
Das Direktorium berichtet<br />
dem Ministerium jährlich über die<br />
Durchführung der Lehrerbildung<br />
und die dafür eingesetzten Ressourcen;<br />
§ 92 bleibt davon unberührt.“<br />
(Artikel 3 Gesetz zur Änderung des<br />
Hochschulgesetzes)<br />
Der Radikalschnitt: Artikel 5<br />
Gesetz zur Errichtung des Instituts<br />
für Qualitätsentwicklung<br />
„§ 1<br />
Das Institut für Qualitätsentwicklung<br />
wird am 1. Januar 2005 in<br />
<strong>Frankfurt</strong> am Main errichtet. Bis<br />
zu diesem Zeitpunkt werden die<br />
Aufgaben nach § 99b des Hessischen<br />
Schulgesetzes vom Hessischen<br />
Landesinstitut für Pädagogik<br />
wahrgenommen.<br />
§ 2<br />
Das Hessische Landesinstitut für<br />
Pädagogik wird mit Ablauf des 31.<br />
Dezember 2004 aufgehoben.“<br />
Herbert Storn
SELBSTVERANTWORTUNG PLUS<br />
FLZ Nr. 1/04 SEITE 7<br />
Schulen als Bildungsdienstleiser …<br />
Thesen<br />
■ Die Änderungsvorstellungen gemäß<br />
Landtagsbeschluss und Schulversuch<br />
sind ausschließlich unter<br />
dem Diktat der Kostenersparnis zu<br />
sehen.<br />
■ Die angestrebte Qualitätsverbesserung<br />
bezieht sich augenscheinlich<br />
nur auf das Verhältnis von Aufwand<br />
und (nicht definiertem) Ertrag.<br />
■ Die Ökonomisierung der Bildung<br />
ist erklärtes Ziel, d.h. aus den<br />
Schulen sollen Unternehmen werden,<br />
die miteinander im Wettbewerb<br />
stehen und nach den Regeln<br />
des Marktes arbeiten.<br />
■ Der schulische Bereich soll<br />
schrittweise aus der finanziellen<br />
(und damit notwendigerweise auch<br />
aus der inhaltlichen) Verantwortung<br />
des Staates entlassen werden.<br />
■ Hauptziel ist Entlastung der öffentlichen<br />
Kassen, nicht die Verbesserung<br />
von Schule. (Nebeneffekt:<br />
Das anlagesuchende Kapital findet<br />
mit dem „freigesetzten“ – dann<br />
nicht mehr öffentlichen – Schulwesen<br />
eine weitere Gewinnerzielungsmöglichkeit).<br />
■ Gesamtfazit: Bildung wird auf<br />
mittlere Sicht nur noch das sein,<br />
was „sich lohnt“, d.h. nur die am<br />
Markt unmittelbar verwertbaren<br />
Inhalte werden auf Dauer verkäuflich<br />
sein. Die Bildung wird endgültig<br />
auf Qualifizierung reduziert,<br />
und dies je nach Bedarf der Nachfrager<br />
zunehmend selektiv, also<br />
modular!<br />
Ergebnis und Beschluss<br />
■ Der Schulversuch wird in der<br />
vorgestellten Form abgelehnt.<br />
■ Vor Einführung eines Schulversuchs<br />
fordert die Fachgruppe eine<br />
Studie zur Analyse der vermuteten<br />
bzw. unterstellten Qualitätsschwächen<br />
der beruflichen Schulen.<br />
■ Aus dem Ergebnis der Studie<br />
sind evtl. erforderliche Maßnahmen<br />
stringent, nachvollziehbar<br />
und ohne Renditediktat abzuleiten.<br />
Unabhängig vom Ergebnis der Studie<br />
fordern wir zur Verbesserung<br />
der Arbeitsbedingungen sowohl<br />
für SchülerInnen als auch für Lehrkräfte<br />
und sonstiges Schulpersonal<br />
■ menschenfreundliche und den<br />
Bestimmungen des Gesundheitsund<br />
Arbeitsschutzes entsprechende<br />
Gebäude,<br />
■ dem Stand der Technik entsprechende<br />
Ausstattung der Schulen,<br />
■ eine Ausbildung der Lehrkräfte<br />
, die durch größere Praxisnähe<br />
sowie eine sinnvolle Kombination<br />
von fachwissenschaftlichen und<br />
pädagogischen Anteilen dahingehend<br />
zu verändern ist, dass tatsächlich<br />
auf den Alltag in der Schule<br />
vorbereitet wird,<br />
■ Fortbildungsmöglichkeiten, die<br />
sowohl die Weiterentwicklung in<br />
den bestehenden Fachgebieten als<br />
auch die Einarbeitung in neue Bereiche<br />
(neue Berufe, zusätzliche<br />
Schulformen usw.) erlauben,<br />
■ die Selbstverwaltung des Vermögens-<br />
und Verwaltungshaushalts<br />
jeder Schule bei gegenseitiger<br />
Deckungsfähigkeit ohne Auflagen<br />
des Schulträgers.<br />
Folgende Maßnahmen werden generell<br />
abgelehnt:<br />
■ Einführung von Konkurrenz<br />
zwischen Schulen („Wettbewerb“)<br />
■ Schwächung der Gesamtkonferenz/Schulkonferenz<br />
(„Schulbeirat“)<br />
■ Ausweitung der Schulleiter-Befugnisse,<br />
insbesondere der personalrechtlichen<br />
Befugnisse (Forderung:<br />
Partizipation statt „Herr-im-<br />
Haus-Prinzip“, Problem: Gefahr<br />
der Ausweitung unterwertiger Beschäftigungsverhältnisse)<br />
■ Umdefinierung des Schulauftrags:<br />
von der Bildungseinrichtung<br />
zum Wirtschaftsbetrieb („Effektivität<br />
und Effizienz des Ressourceneinsatzes“,<br />
„Bildungsdienstleister“)<br />
■ Pervertierung des Bildungsbegriffs<br />
(„Bildung als Produkt bzw.<br />
als Dienstleistung“)<br />
■ Jegliche Schritte, die zum Ziel/<br />
Ergebnis haben, das Schulsystem<br />
aus der staatlichen Verantwortung<br />
und Trägerschaft zu entlassen.<br />
(„Überprüfung der Rechtsform“)<br />
■ Alle Maßnahmen, die dazu geeignet<br />
sind, die schulischen Abläufe<br />
sowie Unterrichtsinhalte<br />
durch die Wirtschaft beeinflussen<br />
bzw. diktieren zu lassen. („Einbindung<br />
von Ausbildern in konkrete<br />
Lernsituationen“, Kooperationsmodelle“)<br />
Fachgruppe Berufliche Schulen<br />
im <strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
der <strong>GEW</strong><br />
Anmerkungen zum Schulversuch<br />
„Selbstverantwortung plus“ aus Sicht<br />
der Weiterbildung<br />
Schulische „Reformvorhaben“,<br />
wie der Schulversuch „Selbstverantwortung<br />
plus“, können nicht<br />
aus einer Binnensicht der betroffenen<br />
Schulen angemessen beurteilt<br />
werden, sondern sie müssen in die<br />
aktuelle Gesamtentwicklung des<br />
Bildungswesens in Deutschland<br />
eingeordnet werden.<br />
Selbstverantwortung plus“ ist<br />
der Versuch, Schule als Betrieb zu<br />
organisieren. Wenn „Wettbewerb“<br />
zum Prinzip erhoben wird, muss es<br />
Verlierer und Gewinner geben. Alleine<br />
das schon widerspricht dem<br />
Anspruch auf Chancengleichheit<br />
für alle Schülerinnen und Schüler.<br />
Schule als Betrieb im Wettbewerb<br />
bedeutet in der Konsequenz,<br />
daß alles, was wir gegenwärtig in<br />
den Betrieben der sog. „freien Wirtschaft“<br />
erleben, auch auf die Schulen<br />
zukommt: Entlassungen, Pleiten,<br />
Arbeitsdruck, Lohndruck.<br />
Arbeitsdruck und Lohndruck gibt<br />
es bereits, das wird sich steigern.<br />
Die Zusammenhänge, in die<br />
der Schulversuch gestellt wird (regionale<br />
Bildungsnetzwerke), werden<br />
momentan bundesweit hergestellt.<br />
Als „Lernende Regionen“<br />
werden derzeit 73 Regionen vom<br />
BMBF (Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung) mit 118 Mio<br />
Euro gefördert. (Einzelheiten<br />
www.lernende-regionen.info)<br />
Schule als Betrieb ist der Versuch,<br />
„Bildung“ in viel, viel größerem<br />
Stil marktfähig zu machen, als<br />
das heute bereits der Fall ist. Es<br />
geht dabei nicht nur um „Verbetriebswirtschaftlichung“<br />
im Binnenverhältnis,<br />
um Schulen im kapitalistischen<br />
Sinne „effizienter“ zu<br />
machen und staatliche Gelder zu<br />
kürzen. Es geht um den weltweiten<br />
Export deutscher Angebote der beruflichen<br />
Bildung, um damit Geld<br />
zu verdienen und dem „arbeitslosen“<br />
Kapital neue Anlagemöglichkeiten<br />
zu verschaffen (wie bei der<br />
Privatisierung von Post, Bahn,<br />
Wasser, Elektrizität usw. auch).<br />
Erklärtes Ziel des BMBF ist,<br />
„berufliche Aus- und Weiterbildung<br />
‚Made in Germany` weltweit<br />
besser zu vermarkten,“ da der<br />
„globale Bildungsmarkt einen Wert<br />
von rund zwei Billionen Euro“ hat<br />
(Pressemitteilung BMBF 121/03).<br />
(Im gleichen Zusammenhang stehen<br />
übrigens die Anstrengungen,<br />
die deutsche Hochschulbildung<br />
weiter zu „internationalisieren“, z.<br />
B. mit der German University Cairo<br />
etc.)<br />
Hintergrund ist GATS. „In der<br />
bis zum 1.1.2005 abzuschließenden<br />
Verhandlungsrunde der WTO<br />
steht die weitgehende Deregulierung<br />
und Öffnung der Bildungsmärkte<br />
auf einer Agenda, der<br />
Deutschland bereits in der Uruguay-Runde<br />
faktisch zugestimmt<br />
hat. Es geht also nicht mehr darum,<br />
ob hier noch ‚Handelshemmnisse’<br />
aufrechterhalten werden sollen<br />
oder können...Es geht nur noch darum,<br />
ob die Freiräume...von deutschen<br />
Trägern auch ausgefüllt werden,<br />
oder ob sie fast nur von amerikanischen<br />
Universitäten, niederländischen<br />
Zeitarbeitsunternehmen<br />
und britischen eLearning-Produzenten<br />
genutzt werden.“ (Deutsche<br />
Weiterbildungsanbieter auf internationalen<br />
Märkten, BMBF<br />
2003, S. 7)<br />
Das BMBF arbeitet mit vielen<br />
100 Millionen Euro an der Weltmarktfähigkeit<br />
des deutschen Bildungssystems,<br />
was seinen Umbau<br />
voraussetzt. „Bereits hier und heute<br />
ist Weiterbildung internationalisiert<br />
– allerdings in einer ungleichen<br />
Verteilung. Während die Vereinigten<br />
Staaten von Amerika<br />
bereits Bildungsdienstleistungen im<br />
Wert von 9 Milliarden USD exportieren,<br />
haben deutsche und die<br />
Mehrzahl der europäischen Anbieter<br />
noch nicht einmal eine auf internationales<br />
Engagement abzielende<br />
Startposition eingenommen.<br />
Die Globalisierung der Weiterbildungsmärkte<br />
konfrontiert deutsche<br />
Bildungsanbieter mit einer<br />
Reihe von Herausforderungen,<br />
denen sie sich zu stellen haben,<br />
wenn sie nicht in naher Zukunft<br />
auf regionale Restmärkte verwiesen<br />
sein wollen.“ (ebd., S. 5)<br />
Der Umbau des deutschen Bildungswesens<br />
hin zur Marktgängigkeit<br />
ist ein langwieriger Prozess,<br />
der Jahrzehnte dauern kann. In der<br />
Bevölkerung ist er nicht populär,<br />
bei den meisten Gewerkschaftsmitgliedern<br />
schon gar nicht, weil Bildungschancen<br />
eine soziale Errungenschaft<br />
sind. Dies hat zur Folge,<br />
dass verschleiert werden muss.<br />
Hauptmethode der Verschleierung<br />
ist gegenwärtig, dass Zusammenhänge<br />
negiert werden. Überall im<br />
Bildungswesen wuchern momentan<br />
benachbart neue Bäume (NVS,<br />
Schulautonomie, Bildungsgutscheine,<br />
Betreuungsangebote, lernende<br />
Regionen, Rankings, Rechtsformänderungen,<br />
Studiengebühren, Kompetenzzentren,<br />
...), sie sollen aber<br />
nicht als ein heranwachsender<br />
Dschungel erkannt werden.<br />
H. Dröll / H. G. Klindt,<br />
Referat Weiterbildung und Bildungsmarkt<br />
der <strong>GEW</strong>-Hessen
SEITE 8<br />
Informationen aus dem Gesamtpersonalrat<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
<strong>GEW</strong>-Fraktion im GPRLL<br />
Vorne von links nach rechts: Klaus Schermelleh, Sybille Helbig, Marianne Friemelt, Susanne Hoeth, Hans Wedel,<br />
Jose Mantecon; dahinter: Jürgen Lamprecht, Gertrud Bickel, Christiane Treffert, Monika Preiß, Silvia Boczek-<br />
Wronker, Bernd Engelhardt, Rainer Koch, Valentin Wiedemann, Ute Seeger.<br />
Name und Dienststelle Privatadresse / Aufgaben Tel. / Fax priv. / e-mail<br />
Friemelt, Marianne (Vorsitzendendenteam)<br />
Wilh.-Merton 56 40 00<br />
Treffert, Christiane (Fraktionssprecherin)<br />
Ernst-Reuter-II 2123 - 55 31<br />
Hoeth, Susanne<br />
Frauenhof 2123 - 30 59<br />
Bickel, Gertrud<br />
G-Hauptmann 2123 - 52 63<br />
Seeger, Ute<br />
Th.-Ziegler 2123 - 87 55<br />
Boczek-Wronker, Silvia<br />
Max-Beckmann 2123 - 69 64<br />
Preis, Monika<br />
Carl-Schurz 2123 - 38 40<br />
Helbig, Sybille<br />
Frauenhof 212 - 330 59<br />
Wedel, Hans (Vorsitzendendenteam)<br />
Helmholtz 2123 - 52 84<br />
Engelhardt, Bernd<br />
Stauffenberg 2123 - 52 74<br />
Koch, Rainer<br />
G-A-Zinn 2123 - 61 00<br />
Schermelleh, Klaus (Vorsitzendenteam)<br />
Bergius 2123 - 30 50<br />
Lamprecht, Jürgen<br />
Sophien 2123 - 52 93<br />
Buck, Inge<br />
Kirchner 2123 - 52 63<br />
Mantecon, Jose<br />
Ziehen 2123 - 41 47<br />
Stötzel, Karola<br />
<strong>GEW</strong> Land 971 29 30<br />
Storn, Herbert<br />
Hans-Böckler 21 23 - 44 09<br />
Ortmeyer, Benjamin<br />
Uni <strong>Frankfurt</strong> 21 23 - 44 09<br />
Hokamp, Ulrich<br />
Wöhler 21 23 - 53 33<br />
<strong>GEW</strong> Beamte<br />
Am Hollerbusch 41b, 60437 Ffm<br />
Berufsschule, Statistik, Einstellungen<br />
An den Postwiesen 46, 60488 Ffm<br />
Gesamtschule<br />
Offenbacher Landstr.1, 60599 Ffm<br />
Grundschule, Versetzungskommission<br />
Kleine Höllbergstr.5, 60431 Ffm<br />
Haupt- und Realschule,<br />
Versetzungskommission<br />
Heerstr. 308, 60488 Ffm<br />
Grundschule<br />
Voelckerstr. 5, 60322 Ffm<br />
Gymnasium, Versetzungskommission<br />
Lortzingstr. 14a, 60318 Ffm<br />
Gymnasium, Frauen<br />
Dreikönigstr. 47, 60594 Ffm<br />
Grundschule<br />
Winterbachstr. 12, 60320 Ffm<br />
Gymnasium, Rechtsberatung<br />
Gladiolenstr. 27, 60437 Ffm<br />
Berufsschule, A 14, Versetzungen<br />
Schenckstr. 79, 60489 Ffm<br />
Arbeitsschutz / Gesundheit,<br />
Gesamtschule<br />
Bussardweg 30, 61118 Bad Vilbel<br />
Berufsschule, A 14, Schulungen<br />
Neuwiesenstr. 44, 60528 Ffm<br />
Hauptschule<br />
<strong>GEW</strong> Angestellte<br />
Steinbacher Hohl 115, 60488 Ffm<br />
Angestellte, MigrantInnen,<br />
Privatisierung, Altersteilzeit<br />
Seilerstr. 5, 63303 Dreieich<br />
Angestellte, MigrantInnen<br />
Gewerkschaftsbeauftragte<br />
T: 507 42 11<br />
Friemelt-<strong>Frankfurt</strong>@t-online.de<br />
T: 76 62 91<br />
F: 76 72 57 63<br />
T: 61 47 06<br />
T: 52 34 71<br />
F: 53 99 48<br />
gertrud@sersch.de<br />
T: 76 15 30<br />
rolute@web.de<br />
T: 55 63 44<br />
Sboczek_wronker@hotmail.com<br />
T: 59 51 24<br />
preis.baumann@t-online.de<br />
T: 61 59 08<br />
T+F: 569 07 72<br />
hanswedel@web.de<br />
T+F: 507 41 30<br />
be@engelhardt-frankfurt.de<br />
T: 789 15 67<br />
Rainer.J.Koch@t-online.de<br />
T: 061 01 - 49 73 27<br />
F: 061 01 - 49 73 25<br />
Klaus.Schermelleh@t-online.de<br />
T: 96 74 15 68<br />
juergen.lamprecht<br />
@naturfreunde-hessen.de<br />
T: 97 67 17 58<br />
F: 75 65 93 19<br />
T: 061 03 - 678 71<br />
F: 061 03 - 96 32 93<br />
Am Weingarten 14, 60487 Ffm T: 77 84 28<br />
Am Hang 81, 61118 Bad Vilbel T: 061 01 - 50 02 68<br />
F: 061 01 - 50 02 69<br />
Herbert.Storn@t-online.de<br />
Danneckerstraße 4, 60594 Ffm T+F: 61 42 91<br />
Bortmeyer@t-online.de<br />
Schwerbehinderten-Vertreter<br />
Im Trollinger 15, 65760 Eschborn T+F: 061 73 - 31 89 30<br />
Uli.Hokamp@t-online.de<br />
Der Gesamtpersonalrat ist dienstags von 10 bis 13 Uhr im Raum A 3.22, Stuttgarter Str. 18-24, 60329 <strong>Frankfurt</strong><br />
zu erreichen. (Tel. 389 89 - 185, Fax 389 89 - 612, e-mail gprl@f.ssa.hessen.de)<br />
Bericht aus dem GPRLL<br />
Hauptthema 2004 war die Unterrichtsversorgung<br />
in Folge der Arbeitszeiterhöhung.<br />
Bekanntlich war die<br />
Zuweisung für 2003/04 bereits so eng<br />
gezurrt, dass viele Schulen gerade noch<br />
so eben den Pflichtunterricht anbieten<br />
konnten, nur durfte niemand krank<br />
werden.<br />
Im Zuweisungserlass wird zwar<br />
der Bedarf anhand von Schülerzahlen<br />
und Stundentafeln ermittelt, jedoch<br />
wird diesem Bedarf nur vermindert<br />
(2003: 96 %) entsprochen. Deputate,<br />
die den Schulen zustehen, werden nicht<br />
in vollem Umfang durch Ersatzzuweisung<br />
ausgeglichen, Referendare werden<br />
angerechnet, Poolstunden wurden<br />
in Regelzuweisung umgewidmet und<br />
verschiedene Tricks mehr – alles Dinge,<br />
die zu einer auf dem Papier vorgegaukelten<br />
Unterrichtsgarantie führen,<br />
in Wirklichkeit aber eine eklatante<br />
Mangelsituation verschleiern. Das<br />
Staatliche Schulamt spielt dieses Spiel<br />
mit, indem man dort eifrig bemüht ist,<br />
den Mangel gleichmäßig zu verteilen.<br />
Z.B. muss eine Schule, die nur 8 %<br />
Mangel hat, abgeben an eine andere<br />
Schule, die 12 % Mangel hat. Dies<br />
wird als „gerecht“ verkauft, führt aber<br />
ReferendarInnen sollen noch<br />
stärker auf Stellenzuweisung<br />
angerechnet werden<br />
An die Hessische Kultusministerin<br />
Frau Karin Wolff<br />
vor Ort, wo auch der 8%ige Mangel<br />
spürbar ist, zu berechtigter Empörung.<br />
Die Situation verschärfte sich zu Halbjahresbeginn,<br />
da die Nichteinstellungspolitik<br />
auf Grund der Arbeitszeiterhöhung<br />
zu vermehrten Personallenkungen<br />
führte, um erneut eine Gleichverteilung<br />
des Mangels herzustellen. Auffällig<br />
dabei ist, dass teilweise nicht<br />
nachvollziehbar abgeordnet wird, mit<br />
Fahrten quer durch <strong>Frankfurt</strong>, ohne Berücksichtigung<br />
der Einsetzbarkeit der<br />
abgeordneten Person, ohne Berücksichtigung<br />
sozialer oder gar gesundheitlicher<br />
Belange. Nur die Zahlen müssen<br />
stimmen. Mit Kopfschütteln quittiert<br />
der Gesamtpersonalrat dieses behördliche<br />
Handeln. Das Schulamt zeigt sich<br />
teils geprächsbereit, aber nie einsichtig.<br />
Statten Eltern und Lehrkräfte oder gar<br />
Kinder dem Amt einen Besuch ab, wird<br />
auch schon mal die Zugbrücke hochgezogen<br />
– äh, die Tür abgeschlossen<br />
oder bewacht. Übertrumpft der Wunsch,<br />
in Wiesbaden endlich einmal Musterknabe<br />
zu sein, alle Vernunft? Schade!<br />
Denn wenn es wirklich um die Kinder<br />
und um die KollegInnen ginge, könnte<br />
man ja auch vereint Druck auf<br />
Wiesbaden ausüben.<br />
Sehr geehrte Frau Staatsministerin<br />
Wolff,<br />
kaum hat das Land Hessen gegen den<br />
erbitterten Widerstand der Beschäftigten<br />
Gehaltskürzungen und Arbeitszeitverlängerungen<br />
durchgesetzt sowie die<br />
Personalvertretungsrechte bis zur Unkenntlichkeit<br />
gestutzt, wird schon die<br />
nächste Verschlechterung, die die Schulen<br />
hart treffen wird, geplant. Uns liegt<br />
ein erster Entwurf des Zuweisungserlasses<br />
2004 vor. Aus diesem Erlass geht<br />
hervor, dass künftig der Unterricht, den<br />
Referendarinnen und Referendare an<br />
den Schulen halten, mit noch mehr<br />
Stunden angerechnet werden soll.<br />
Es ist noch nicht lange her, dass<br />
Ausbildungsschulen für die Ausbildungsarbeit,<br />
die sie leisteten, dadurch<br />
„belohnt“ wurden, dass sie eine etwas<br />
bessere Unterrichtsversorgung bieten<br />
konnten, weil der Unterricht der LiA´s<br />
gar nicht angerechnet wurde.<br />
Seit ca. 3 Jahren werden den Schulämtern<br />
Lehrkräfte in Ausbildung mit<br />
je 4,3 Stunden angerechnet. Dies bedeutete<br />
z.B. für das Staatliche Schulamt<br />
<strong>Frankfurt</strong>, dass 85 Stellen dort schlagartig<br />
als „besetzt“ galten, so dass auf<br />
dem Papier eine bessere Unterrichtsversorgung<br />
gezeigt werden konnte. Rein<br />
faktisch wurde jedoch nicht eine einzige<br />
Stunde mehr gehalten. Allerhöchstens<br />
erhöhte dies den Druck auf die LiA´s,<br />
nun auch wirklich eigenverantwortlich<br />
eingesetzt zu werden. Wir Personalräte<br />
haben diesen Rechentrick damals<br />
heftig kritisiert und auf die Schwierigkeiten<br />
hingewiesen, die den Schulen,<br />
insbesondere den Grundschulen, durch<br />
die Anrechnung entstehen. Doch im<br />
Kultusministerium regierte die Taubheit,<br />
alles wurde dem Gebot der Unterrichtsgarantie<br />
untergeordnet, einer Unterrichtsgarantie<br />
freilich, die, wie man<br />
an diesem Beispiel sieht, eine reine Zahlenspielerei<br />
ist und mit der Wirklichkeit<br />
an den Schulen nichts gemein hat.<br />
Im neuen Zuweisungserlass plant<br />
Hessen nun eine Anrechnung von 6,5<br />
Wochenstunden pro LiA. Dies entspricht<br />
einer um 50 % erhöhten Anrechnung<br />
und bedeutet für das Staatliche<br />
Schulamt <strong>Frankfurt</strong> ca. 43 Stellen.<br />
Stellen, die im nächsten Jahr nur auf<br />
dem Papier besetzt sein werden. Stellen,<br />
die den fertig ausgebildeten Lehrkräften<br />
nicht zur Verfügung stehen, um sich<br />
darauf bewerben zu können. Verloren<br />
gegangene Einstellungsmöglichkeiten,<br />
die zu denjenigen, die durch die Arbeitszeiterhöhung<br />
eingespart werden,<br />
noch dazu kommen. Stellen jedoch, mit<br />
denen Sie sich wahrscheinlich vor der<br />
Presse brüsten wollen.<br />
Sehr geehrte Frau Kultusministerin,<br />
Ihre Unterrichtsgarantie ist eine<br />
Farce. In Hessens Schulen werden keine<br />
Papier-Lehrkräfte, sondern Menschen<br />
aus Fleisch und Blut, die gesund<br />
sind und sich den Herausforderungen<br />
mit hoher Motivation stellen, benötigt.<br />
Ihre Politik aber geht genau in die andere<br />
Richtung: Resignation und Frustration<br />
machen sich breit angesichts des<br />
Zynismus, der von Wiesbaden aus in<br />
die Schulen getragen wird. Lehrkräfte<br />
werden krank oder entziehen sich dem<br />
Druck, der durch zu große Klassen, zu<br />
kleine Räume, ungesunde Arbeitsbedingungen,<br />
zu viele außerunterrichtliche<br />
schulische Verpflichtungen und<br />
vieles mehr ausgeübt wird, auf andere<br />
Weise. Personallenkungsmaßnahmen,<br />
von denen auf Grund fehlender Einstellungsmöglichkeiten<br />
verstärkt Gebrauch<br />
gemacht wird, erweisen sich als<br />
ungeeignet, weil an der abgebenden<br />
Schule neue Löcher aufgerissen werden,<br />
während an der aufnehmenden Schule<br />
der Bedarf höchstens quantitativ,<br />
aber nicht wirklich befriedigt wird.<br />
Schulen brauchen aber einen Puffer, mit<br />
dem Engpässe abgefangen werden können.<br />
Auch brauchen Schulen junge<br />
Lehrkräfte, um Schülerinnen und Schüler<br />
eine Mischung der Generationen<br />
und ihrer Zugänge zu jungen Menschen<br />
bieten zu können. All das wird<br />
verhindert, wenn Sie die Einstellungsmöglichkeiten<br />
weiter beschneiden. Wir<br />
fordern Sie daher auf: Nehmen Sie die<br />
Erhöhung der Anrechnung zurück!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
M. Friemelt, K. Schermelleh, H. Wedel
FLZ Nr. 1/04 PR-WAHL-INFO<br />
SEITE 9<br />
Gesamtpersonalratswahlen am 11./12.5.04<br />
Wahl-Info des <strong>GEW</strong>-<strong>Bezirksverband</strong>es-<strong>Frankfurt</strong> und der <strong>GEW</strong>-Fraktion<br />
im Gesamtpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer<br />
Auf der Bezirksdelegiertenversammlung am<br />
17. Februar 2004 verabschiedeten die<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Delegierten den <strong>GEW</strong>-Listen-<br />
vorschlag für die Wahl des Gesamtpersonalrats<br />
der Lehrerinnen und Lehrer für die Stadt<br />
<strong>Frankfurt</strong> am Main.<br />
Lfd. Nr. Name Vorname<br />
■ Gruppe der Beamtinnen und Beamten<br />
■ Frauen<br />
1. Friemelt Marianne Berufl. Schule<br />
2. Treffert Christiane Gesamtschule<br />
3. Seeger Ute Grundschule<br />
4. Bickel Gertrud Haupt- u. Realschule<br />
5. Boczek-Wronker Silvia Gymnasium<br />
6. Lamprecht Elke Grundschule<br />
7. Hirn Hanne Berufl.Schule<br />
8. Helbig Sybille Grundschule<br />
9. Preis Monika Gymnasium<br />
10. Affeln-Attert Vera Sonderschule<br />
11. Stein Astrid Gesamtschule<br />
12. Lilling Beate Gymnasium<br />
13. Hayer Eva Grundschule<br />
14. Gertz Gisela Berufl.Schule<br />
15. Wahl Angelika Gesamtschule<br />
16. Sitals Gisela Sonderschule<br />
17. Trenkle-Freund Regine Grund-/Haupt- u.<br />
Realschule<br />
18. Dröll Marita Realschule<br />
19. Laumeier-Kienert Gisela Berufl.Schule<br />
20. Sperr-Straub Christa Grundschule<br />
21. Preuß Annette<br />
Christiane Treffert, Valentin Wiedemann, Rainer Koch<br />
Ute Seeger, Sybille Helbig, Elke Lamprecht<br />
Klaus Schermelleh, Hanne Hirn, Bernd Engelhardt,<br />
Marianne Friemelt<br />
Monika Preis, Silvia Boczek-Wronker, Hans Wedel<br />
■ Männer<br />
Wedel Hans Gymnasium<br />
1. Schermelleh Klaus Berufl.Schule<br />
2. Koch Rainer Gesamtschule<br />
3. Guttmann Sebastian Sonderschule<br />
4. Lamprecht Jürgen Haupt- u. Realschule<br />
5. Wiedemann Valentin Gesamtschule<br />
6. Engelhardt Bernd Berufl.Schule<br />
7. Becker Heiner Gymnasium<br />
8. Roth Stefan Berufl.Schule<br />
9. Sachs Thomas Gymnasium<br />
10. Müller Franz Berufl.Schule<br />
11. Prescher Hartmut Hauptschule<br />
12. Göttmann Gerhard Gymnasium<br />
13. Schrimpf Josef Gymnasium<br />
■ Gruppe der Angestellten<br />
■ Frauen<br />
1. Roth Eva Grundschule<br />
2. Gabriele Desiderata Grundschule<br />
■ Männer<br />
1. Klingel Karlfried Berufl.Schule<br />
2. Mantecon Jose Gymnasium<br />
3. Zeidlewitz Albin<br />
Gertrud Bickel, Jürgen Lamprecht<br />
Elke Lamprecht und Eva Roth<br />
Wir, die -Personalräte vertreten unsere Kolleginnen und Kollegen<br />
an den <strong>Frankfurt</strong>er Schulen in engem Kontakt und enger Abstimmung<br />
mit den Schulpersonalräten. Wir stehen für Transparenz und<br />
Mitbestimmung. Wir halten Kontakt zu den Fach- und Personengruppen<br />
der <strong>GEW</strong> und nutzen unsere Einflussmöglichkeiten auf allen<br />
Ebenen der gewerkschaftlichen Arbeit. Wir arbeiten eng mit dem<br />
Hauptpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer zusammen und erarbeiten<br />
auf allen personalrätlichen Ebenen Initiativen.<br />
Als stärkste Fraktion im Gesamtpersonalrat sorgen wir dafür,<br />
dass der Gesamtpersonalrat für die Interessen der Kolleginnen und<br />
Kollegen and den Schulen eintritt. Das Basisvotum der Schulpersonalräte<br />
ist dabei unsere maßgebliche Richtschnur.<br />
demokratisch, streitbar<br />
und kompetent
SEITE 10<br />
PR-WAHL-INFO 2004<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
Tätigkeitsbericht der <strong>GEW</strong>-Fraktion im GPRLL<br />
2000 – 2004<br />
A wie Abordnungen<br />
In den 3 1/2 zurückliegenden Jahren<br />
unserer Amtsperiode haben wir vom<br />
Staatlichen Schulamt ca. 700 Abordnungen<br />
von einer <strong>Frankfurt</strong>er Schule<br />
zu einer anderen vorgelegt bekommen.<br />
Die beiden betroffenen Schulpersonalräte<br />
werden in jedem Abordnungsfall<br />
von uns angesprochen,<br />
ebenso wie auch der/die betroffene<br />
Kollege/in. Die meisten Fälle verlaufen<br />
problemlos. In einer beträchtlichen<br />
Anzahl von Fällen müssen jedoch<br />
auch Fragen und Unstimmigkeiten<br />
geklärt werden. Häufig erfahren<br />
die örtlichen Personalräte erst<br />
durch uns von der an ihrer Schule geplanten<br />
Personalmaßnahme. Der<br />
Kontakt mit dem GPRLL bietet dem<br />
örtlichen Personalrat die Möglichkeit,<br />
weitere, auch andere Fragen zu<br />
klären. Umgekehrt gewinnt das<br />
GPRLL-Mitglied einen Überblick<br />
über die Verhältnisse an den Schulen.<br />
Dieser Informationsaustausch erhöht<br />
die Wachsamkeit und kann bei<br />
später auftauchenden Problemen als<br />
Basis für die weitere Zusammenarbeit<br />
genutzt werden. In einer Reihe<br />
von Fällen haben wir die Abordnung<br />
abgelehnt, was allerdings formal keine<br />
Auswirkungen hatte, da Abordnungen<br />
bis zu einem Jahr laut Gesetz<br />
von der formalen Mitbestimmung<br />
ausgenommen waren. Diese Beschneidung<br />
bei der Mitbestimmung<br />
wurde mit dem neuen HPVG auf<br />
Abordnungen bis zu 2 Jahren, sofern<br />
diese unter der Hälfte der Stundenzahl<br />
liegen, ausgedehnt. Dies wird<br />
uns jedoch nicht daran hindern, den<br />
notwendigen Informationsaustausch<br />
mit den örtlichen Personalräten<br />
weiterhin zu pflegen.<br />
Abteilungsleiterstellen<br />
und sonstige Funktionsstellen<br />
innerhalb der<br />
erweiterten Schulleitung<br />
Im beruflichen Bereich waren die<br />
Berufsschul-VertreterInnen regelmäßig<br />
einbezogen bei der Neuausschreibung<br />
freigewordener Stellen. Es gab<br />
einen Stau bei der Wiederbesetzung,<br />
weil das Staatliche Schulamt <strong>Frankfurt</strong><br />
Abteilungsleiterstellen an andere<br />
Schulämter abgeben musste, so dass<br />
darüber beraten werden musste, welche<br />
Schulen frei gewordene Stellen<br />
wieder besetzen konnten und welchen<br />
ein längeres Warten zugemutet<br />
werden konnte. Weniger Transparenz<br />
gab es in anderen Schulformen<br />
— hier muss zukünftig die Information<br />
des GPRLL stärker eingefordert<br />
werden.<br />
Abschlussprüfungen<br />
(Berufliche Schulen)<br />
Der Versuch der IHK, die Prüfungen<br />
in den letzten Tagen der Sommerferien<br />
durchzuführen, konnte auf<br />
Grund unserer nachdrücklichen Intervention<br />
abgewehrt werden. Damit<br />
wurde einerseits einer Verlängerung<br />
der Ausbildungszeit entgegengewirkt,<br />
andererseits konnte die Einführung<br />
vom „Feriendienst“ für die<br />
betroffenen Lehrkräfte verhindert<br />
werden.<br />
A 14<br />
Der GPRLL hat für alle Schulformen,<br />
an denen Beförderungen nach<br />
A14 stattfinden, Kommissionen gebildet,<br />
um bei der Verteilung der<br />
A14-Stellen auf die Schulen die Interessen<br />
der Kolleginnen und Kollegen<br />
einzubringen. Es wäre illusorisch,<br />
zu glauben, dass es hierbei eine<br />
„absolute Gerechtigkeit“ gibt, denn<br />
je nachdem, welchen Schlüssel man<br />
anlegt, wird mal die eine Gruppe und<br />
mal die andere Gruppe bevorzugt.<br />
Ein qualifiziertes Beteiligungsrecht<br />
für den GPRLL ist nicht gegeben, so<br />
dass das Schulamt in eigener Machtvollkommenheit<br />
entscheiden kann,<br />
welcher Schlüssel benutzt wird. Der<br />
GPRLL hat mehrfach an das Schulamt<br />
appelliert, jenseits des angewendeten<br />
Schlüssels auch auf das Ergebnis<br />
der Verteilung zu achten.<br />
Insbesondere wenn sich bei mehreren<br />
Beförderungsterminen mehrere<br />
Stellen bei ein und derselben Schule<br />
häufen, wird dies von den KollegInnen<br />
an anderen Schulen, die seit 20<br />
und mehr Jahren auf eine Beförderung<br />
warten, nicht mehr als „gerecht“<br />
empfunden. Gegenüber diesen<br />
Argumenten zeigt sich das Schulamt<br />
jedoch uneinsichtig und versteckt<br />
sich hinter Zahlen, die im übrigen<br />
einer Überprüfung nicht immer<br />
Stand halten. Der GPRLL sieht seine<br />
Aufgabe darin, auf Transparenz<br />
bei den Zahlen zu achten und diese<br />
an die Basis weiter zu geben. Proteste<br />
von dort unterstützen wir nach Kräften.<br />
Alkoholismus<br />
Im Arbeitsschutzausschuss wurde<br />
eine Vereinbarung über den Umgang<br />
mit Alkoholismus getroffen.<br />
Diese Vereinbarung ist an alle<br />
Schulleitungen und Personalräte<br />
geschickt worden.<br />
Angestellte<br />
von A wie Abordnungen bis Z wie Zuweisungen<br />
Bei der Durchsetzung von Anträgen<br />
auf Altersteilzeit gab es bei Angestellten<br />
eine Reihe von Problemen<br />
und Ungereimtheiten. Der<br />
GPRLL hat in allen Fällen hartnäckig<br />
auf Klärung gedrungen und<br />
diese auch erreicht.<br />
Die KollegInnen, die im herkunftssprachlichen<br />
Unterricht arbeiten,<br />
wurden von unseren Angestellten-<br />
vertreterInnen im GPRLL intensiv<br />
betreut, so dass Probleme beim<br />
Einsatz ohne Ausnahme gelöst werden<br />
konnten.<br />
Dasselbe gilt für KollegInnnen<br />
aus dem herkunftssprachlichen<br />
Unterricht, die sich für den Einsatz<br />
im Fremdsprachenunterricht weiter<br />
qualifiziert haben und neue Wirkungsstätten<br />
suchten.<br />
Arbeitsschutzausschuss<br />
Zur Umsetzung des Arbeitsschutzund<br />
Arbeitssicherheitsgesetzes wurde<br />
ein Initiativantrag zur Einrichtung<br />
eines Arbeitsschutzausschusses beim<br />
Staatlichen Schulamt <strong>Frankfurt</strong> gestellt.<br />
Dieser Arbeitsschutzausschuss<br />
tagt auf unseren Druck hin mittlerweile<br />
regelmäßig vier Mal im Jahr.<br />
Die Teilnahme der kommunalen<br />
Verteter (Stadt <strong>Frankfurt</strong>) als Verwalter<br />
der Gebäude in diesem Ausschuss<br />
ist allerdings mangelhaft.<br />
Die Zusammenarbeit mit BAD und<br />
Fachkräften für Arbeitssicherheit<br />
hat sich positiv entwickelt. Wir haben<br />
durch hartnäckig immer<br />
wieder vorgetragene Aufforderungen<br />
erreicht, dass der für <strong>Frankfurt</strong><br />
zuständige Arbeitsmediziner und<br />
die Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
sich auf Schulleiterdienstversammlungen<br />
bekannt machen konnten.<br />
Arbeitszeitverlängerung<br />
Das unsägliche Wort „Produktivitätsgewinn“<br />
ist nach unserem Einschreiten<br />
aus den Papieren des<br />
Staatlichen Schulamtes verschwunden.<br />
Durch Resolutionen und Briefe<br />
hat sich der GPRLL im Vorfeld<br />
der Unverschämtheiten gegenüber<br />
dem Ministerpräsidenten und den<br />
Parteien im Landtag geäußert. Die<br />
meisten Mitglieder des Arbeitsschutzausschusses<br />
haben einen<br />
Brief an Koch unterschrieben, in<br />
In der vorliegenden, alphabetisch geordneten<br />
Dokumentation berichten wir als <strong>GEW</strong>-Fraktion<br />
im GPRLL zusammenfassend über unsere<br />
Arbeit in den letzten 3 1/2 Jahren. Angesichts<br />
des neuen HPVG, das die Mitbestimmung bis<br />
zur Unkenntlichkeit verstümmelt, ist ein optimistischer<br />
Blick in die Zukunft nicht unbedingt<br />
selbstverständlich. Angesichts politischer<br />
Verhältnisse, die die Rechte der Schulleitungen<br />
stärken und<br />
Entwicklungen in Steuerungs- und Projektgruppen,<br />
Schulleiter-AGs und –fortbildungen<br />
verlagern, den Personalräten aber nur allzu<br />
oft die Teilhabe verweigern, ist die „vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit“, wie sie das HPVG<br />
vorschreibt, nur noch eine Schimäre.<br />
Und dennoch: gerade in solchen Zeiten zeigen<br />
sich unsere über Jahre aufgebauten Stärken.<br />
Unsere beständigen Kontakte zu den örtlichen<br />
Personalräten und dem Hauptpersonalrat<br />
führen zu einem dicht geknüpften Netz, das<br />
gegenseitige Information,<br />
Einbeziehung des Basiswillens und Unterstützung<br />
der Anliegen von Kolleginnen und Kollegen<br />
auf allen Ebenen fördert und sicherstellt.<br />
Unserem jeweiligen behördlichen<br />
Gegenüber treten wir mit kritischer Distanz<br />
entgegen und fordern Transparenz über alle<br />
Vorhaben ein. Dies mag an den verschiedenen<br />
Stellen unterschiedlich gut gelingen, jedoch<br />
sind wir eine Größe, mit der bei den Schulleitungen<br />
und in den Ämtern gerechnet wird,<br />
die sich einmischt und Beteiligung einfordert.<br />
In diesem Sinne wird die <strong>GEW</strong>-Fraktion im<br />
GPRLL auch die nächsten vier Jahre gestalten.<br />
dem auf die gesundheitlichen Gefahren<br />
durch immer weiter gehende<br />
Arbeitszeitverlängerung und –<br />
verdichtung hingewiesen wurde.<br />
Die Auseinandersetzung mit der<br />
nunmehr verordneten Arbeitszeitverlängerung<br />
beschäftigt uns auch<br />
bei der Personaleinsatzplanung,<br />
denn sie führt vermehrt zu Abordnungen<br />
und damit Unruhe und<br />
Frustration an den Schulen.<br />
Bwie Besuch beim<br />
Amtsarzt<br />
Der GPRLL hat bewirkt, dass KollegInnen,<br />
die zum Amtsarzt geschickt<br />
werden, durch das amtliche<br />
Schreiben umfassend über die möglichen<br />
sich daraus ergebenden Optionen<br />
informiert werden.<br />
Dwie Depressionen<br />
Zu dieser Krankheit, die bei Lehrerinnen<br />
und Lehrern überdurchschnittlich<br />
häufig auftritt, wurden<br />
wir von der FR interviewt. Aus<br />
unseren Aussagen wurde ein, wie<br />
wir meinen, sensibler und verständnisvoller<br />
Artikel.<br />
F<br />
wie<br />
<strong>Frankfurt</strong>er<br />
Lehrerzeitung<br />
Der GPRLL hat unter der Rubrik<br />
„Nachrichten aus dem Gesamtpersonalrat“<br />
in der <strong>Frankfurt</strong>er Lehrerzeitung<br />
regelmäßig über seine<br />
Aktivitäten berichtet, so dass sich<br />
jedes <strong>GEW</strong>-Mitglied ein Bild von<br />
unserer Arbeit machen konnte.<br />
Darüber hinaus kann man aus der<br />
FLZ unsere Telefonnummern entnehmen,<br />
so dass Kontakte zwischen<br />
den Kolleginnen und Kollegen<br />
vor Ort und den GPRLL-Mitgliedern<br />
leicht herzustellen sind.<br />
Frauen<br />
Wir haben die Arbeit der Frauenbeauftragten<br />
beim Staatlichen Schulamt<br />
wohlwollend begleitet und unterstützt.<br />
Immer wieder haben wir<br />
darauf hingewiesen, dass Frauen, die<br />
aus Elternzeit zurückkommen, kein<br />
Verschiebepotenzial bei Personallenkungen<br />
sind. Auch haben wir<br />
Vorschläge für die Förderung der<br />
Gender-Kompetenz von amtierenden<br />
Schulleitungsmitgliedern gemacht<br />
und auf die Gleichverteilung<br />
von Frauen und Männern z.B. bei<br />
Fortbildungsmaßnahmen geachtet.<br />
Die Vorschrift aus dem Hessischen<br />
Gleichberechtigungsgesetz, dass auch<br />
in den Gremien die Geschlechter<br />
gleich repräsentiert sein sollen, ist<br />
zwar im GPRLL selbst gegeben,<br />
denn das HPVG sieht eine Repräsentanz<br />
der Geschlechter in den Pesonalräten<br />
relativ zu ihrem Auftreten bei<br />
den Beschäftigten vor. Bei der Teilnahme<br />
in Arbeitsgruppen des Staatlichen<br />
Schulamtes zeigt es sich jedoch<br />
immer wieder, dass auf dieser Ebene<br />
noch viel zu tun bleibt: denn hier<br />
sind unsere weiblichen GPRLL-Mitglieder<br />
nur allzu oft die einzigen<br />
Frauen.<br />
Funktionsstellen<br />
Der GPRLL hat seit seinem Amtsantritt<br />
die Mitbestimmung bei ca. 150<br />
Besetzungen von Funktionsstellen<br />
für SchulleiterInnen und StellvertreterInnen<br />
wahrgenommen. Bei diesen<br />
Verfahren ist der gute und kontinuierliche<br />
Kontakt zu den Schulpersonalräten<br />
besonders wichtig, da es ja<br />
die Schulgemeinden sind, die letztlich<br />
mit den Funktionsstellen-InhaberInnen<br />
leben müssen. Gegenseitige Beratung<br />
über Möglichkeiten der Einmischung<br />
wie auch intensive gegenseitige<br />
Information sind hier unabdingbar.<br />
Das neue HPVG hat die Mitbestimmung<br />
bei Schulleiter-Stellen<br />
abgeschafft. Ob die Verwaltung<br />
sich damit einen Gefallen getan<br />
hat, wird die Zukunft zeigen. Die<br />
Transparenz, die durch die Teilnahme<br />
des Personalrats garantiert war,<br />
fällt ersatzlos weg. Dies wird in erhöhtem<br />
Maße zu Konkurrentenklagen<br />
führen, da nur auf diesem<br />
Wege noch festgestellt werden<br />
kann, ob die Auswahlentscheidung<br />
nach den Bestimmungen der „Bestenauslese“<br />
erfolgt ist. Auf das<br />
Recht, rechtzeitig und eingehend<br />
informiert zu werden, um die vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit zu<br />
wahren, wird aber kein Personalrat<br />
verzichten, und gerade bei der<br />
Besetzung von Funktionsstellen ergeben<br />
sich hier zahlreiche Ansatzpunkte<br />
(s. auch nächsten Absatz).<br />
Funktionsstellenerlass<br />
Das Staatliche Schulamt hat eine<br />
Handreichung zur Umsetzung des<br />
Funktionsstellenerlasses erarbeitet.<br />
Der GPRLL hat in mehreren Verhandlungsrunden<br />
erreicht, dass in<br />
diese Handreichung auch die Beteiligung<br />
der Personalräte an den verschiedenen<br />
Stellen aufgenommen<br />
und damit offiziell akzeptiert wurde.<br />
Diese Beteiligung reicht von Information<br />
bei der Erstellung des<br />
Schulsituationsberichtes über Mitwirkung<br />
beim Anforderungsprofil<br />
bis hin zur Mitbestimmung bei der<br />
Besetzung und endgültigen Ernennung.<br />
Auch unter dem neuen HP-<br />
VG bleiben alle Rechte erhalten,<br />
die im Rahmen der vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit und der Pflicht<br />
zur rechtzeitigen Information ein-
FLZ Nr. 1/04 PR-WAHL-INFO 2004<br />
SEITE 11<br />
gefordert werden können. Die Verhandlungsergebnisse<br />
des GPRLL in<br />
Bezug auf die „weichen“ Möglichkeiten<br />
der Einmischung gewinnen<br />
angesichts der gekürzten formalen<br />
Mitbestimmungsrechte sogar noch<br />
an Bedeutung.<br />
P<br />
wie Personalräte-AG<br />
Gymnasien<br />
KollegInnen dieser Schulform treffen<br />
sich mehrmals jährlich. Dabei nimmt<br />
auch regelmäßig ein GPRLL-Mitglied<br />
Teil, so dass aktuelle Informationen<br />
ausgetauscht und Aktivitäten<br />
vereinbart werden können.<br />
G wie Ganzheitliche<br />
Nachmittagsangebote<br />
Wir haben die Einrichtung dieser Angebote<br />
durch mehrmaliges Nachhaken<br />
begleitet und mit daran gewirkt, dass<br />
eine Reihe von Fragen, die in den<br />
Schulen auftauchten (z.B. Auswahl<br />
der Schulen, Honorarfragen, Einbindung<br />
in die Schulgemeinde, Vertragsgestaltung,<br />
Rechte der Personalräte)<br />
geklärt werden konnten.<br />
Gebäudemängel<br />
Sofern wir durch die Kollegien und<br />
Personalräte über unerträgliche Zustände<br />
an Schulen erfuhren, haben<br />
wir diese im Arbeitsschutzausschuss<br />
angesprochen. Hierbei handelt es<br />
sich um ein besonders hart zu bohrendes<br />
Brett, denn das immer wiederkehrende<br />
Argument der Stadt ist das<br />
fehlende Geld. Hartnäckigkeit ist<br />
hier besonders gefragt, die angeschnittenen<br />
Probleme verschwinden<br />
nicht von der Tagesordnung…<br />
Gefährdungsanalyse<br />
Rechtliche Grundlagen der Gefährdungsanalysen<br />
wurden auf Personalräteschulungen<br />
dargestellt. Eine<br />
Broschüre der Unfallkasse Hessen,<br />
die einen Fragebogen für die Gefährdungsanalyse<br />
an Schulen enthält,<br />
wurde auf Grund unseres<br />
Drängens im Arbeitsschutzausschuss<br />
an alle Schulleitungen und<br />
alle Schulpersonalräte verschickt.<br />
Sodann wurden mehrere, nach<br />
Schultypen sortierte „Mustergefährdungsanalysen“<br />
an ausgewählten<br />
Schulen durchgeführt, zu denen<br />
Schulleitungen und Personalräte<br />
zur Fortbildung eingeladen waren.<br />
Dabei diente die erwähnte Broschüre<br />
als wichtige Orientierung,<br />
und der Arbeitsmediziner des BAD<br />
sowie die Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
gaben in Vorträgen wichtige<br />
Hinweise.<br />
Dann kam der Tag, an dem das<br />
Staatliche Schulamt <strong>Frankfurt</strong> auf<br />
Weisung des KM die Broschüre verbot<br />
bzw. als ungeeignet zur Durchführung<br />
einer Gefährdungsanalyse<br />
erklärte. Man stieß sich an dem Fragebogen<br />
zur psychischen Belastung<br />
der Kolleginnen und Kollegen, vermutlich,<br />
weil man Angst vor den zu<br />
erwartenden Ergebnissen hatte.<br />
Der GPRLL hat heftig gegen diese<br />
Zensur protestiert, konnte aber<br />
deren Wiedereinführung nicht<br />
durchsetzen, da sich das SSA hinter<br />
dem Kultusministerium versteckte.<br />
Da jede Schule über diese Broschüre<br />
in zweifacher Ausfertigung verfügt,<br />
kann sich jedoch jeder ein Urteil<br />
bilden, welch harmlose Fragen<br />
dem Schulamt bzw. KuMi bereits zu<br />
weit gehen …<br />
Es ist klar, dass die Durchführung<br />
einer Gefährdungsanalyse<br />
ohne die Einbeziehung der psychischen<br />
Belastungen unvollständig<br />
bleibt. Deshalb haben wir im Februar<br />
04 einen erneuten Initiativan-<br />
trag mit dem Ziel eingebracht, einen<br />
„Fragebogen zur Erhebung der<br />
Belastungen am Arbeitsplatz Schule“,<br />
der vom niedersächsischen KM<br />
unter Beteiligung des dortigen<br />
Hauptpersonalrats in Zusammenarbeit<br />
mit der Uni Hannover erarbeitet<br />
wurde, als wertvolles Hilfsmittel<br />
in die Gefährdungsanalyse miteinbeziehen<br />
zu können. Diesen Fragebogen<br />
werden wir, unabhängig davon<br />
wie das Staatliche Schulamt entscheidet,<br />
bei der nächsten Fortbildung<br />
vorstellen und verteilen.<br />
I wie Impfungen<br />
Die kostenfreie Impfung besonders<br />
gefährdeter Kolleginnen und Kollegen<br />
gegen Hepatitis, vornehmlich<br />
an Sonderschulen, wurde von uns<br />
unterstützt, die Nachimpfung neu<br />
hinzu gekommener KollegInnen<br />
eingefordert.<br />
IT-Support<br />
Mehrfach und oft auch differenziert<br />
nach Schulformen haben sowohl<br />
der GPRLL das Schulamt als<br />
auch der HPRLL das KM auf die<br />
erhöhten Leistungen, die den KollegInnen<br />
abverlangt werden und im<br />
Zusammenhang mit dem Einsatz<br />
von Computern an Schulen stehen<br />
(technischer Support, pädagogischer<br />
Support), hingewiesen. Das<br />
Resultat der Bemühungen auf allen<br />
PR-Ebenen war zwar nicht umwerfend,<br />
aber immerhin gehen (zwar<br />
sehr geringe) Beträge an die Schulen<br />
für den pädagogischen Support,<br />
und es gibt inzwischen die Unterstützung<br />
durch die Werner-von-Siemens-Schule<br />
und die Fraline.<br />
J<br />
Jahresgespräch<br />
Unser starkes Team für die kommende Wahlperiode<br />
/<br />
Mitarbeitergespräch/<br />
Eine Verordnung des Innenministeriums<br />
aus dem Jahre 1995 verpflichtet<br />
die Dienststellen, mit allen Beschäftigten<br />
„Mitarbeitergespräche“<br />
zu veranstalten, wie sie in der Privatwirtschaft<br />
üblich sind. Aus den<br />
verschiedensten Gründen, die die<br />
<strong>GEW</strong> per Flugblatt an die Schulen<br />
versandt hat, stehen wir diesen Gesprächen<br />
sehr kritisch gegenüber.<br />
Um die Personalräte und Kollegien<br />
zu informieren, haben wir ein Rollenspiel<br />
erarbeitet und auf Personalräteschulungen<br />
vorgespielt, das die<br />
Auseinandersetzung mit diesem Thema<br />
leichter macht. Das Rollenspiel<br />
kann von der Internetseite der <strong>GEW</strong><br />
Hessen heruntergeladen werden und<br />
wurde schon auf zahlreichen Personalversammlungen<br />
genutzt.<br />
Durch die starke Problematisierung,<br />
die wir gegenüber dem Schulamt<br />
zum Ausdruck gebracht haben,<br />
konnten wir erreichen, dass mit der<br />
Einführung des Mitarbeitergesprächs<br />
an den Schulen nun doch<br />
vorsichtiger umgegangen wird. Das<br />
Schulamt plant nun zunächst Mitarbeitergespräche<br />
mit den Schulleitern,<br />
und wir sind zuversichtlich, dass<br />
dadurch auch in diesem Personenkreis<br />
das Problembewusstsein steigen<br />
wird.<br />
Unbestritten ist ferner, dass das<br />
Verfahren der Durchführung von<br />
Mitarbeitergesprächen mitbestimmungspflichtig<br />
ist. Dies gilt für alle<br />
Personalratsebenen.<br />
M wie Mobbing<br />
Von mehreren Kolleginnen und Kollegen<br />
wurden wir wegen Mobbing,<br />
mobbingähnlichen Situationen und/<br />
oder Bossing um Hilfe gebeten. In<br />
diesen Situationen ist intensivste Einzelberatung,<br />
Betreuung über einen<br />
meist längeren Zeitraum und die<br />
Suche nach individuell tragbaren<br />
Lösungen sowie deren Durchsetzung<br />
nötig und war in den meisten Fällen<br />
auch erfolgreich. Zum Thema Mobbing<br />
haben sich die GPRLL-Mitglieder<br />
im März 2001 in einer ganztägigen<br />
Fortbildung informiert.<br />
Modellregion <strong>Frankfurt</strong><br />
In die Steuergruppe dieses Modellvorhabens<br />
des Landes Hessen zur<br />
Qualitätsverbesserung in Schulen<br />
und Schulsystemen (QuiSS) entsendet<br />
der GPRLL mit dem Teamvorsitzenden<br />
Hans Wedel seinen Vertreter,<br />
der an allen Sitzungen beobachtend,<br />
beratend, abstimmend teilnimmt.<br />
Ziel des Reformvorhabens,<br />
weitgehend finanziert durch die<br />
Bund-Länder-Konferenz, ist es, die<br />
Kooperation der sog. Unterstützungssysteme<br />
zu verbessern. In 7<br />
Teilprojekten werden aktuelle Probleme<br />
der regionalen Schulentwicklung<br />
zusammen mit Schulen bearbeitet.<br />
Dabei entwickeln Mitarbeiter<br />
aus dem Staatlichen Schulamt, dem<br />
HELP, den Studienseminaren und<br />
den Schulen – auch unter Beteiligung<br />
von externen Fachleuten – neue<br />
Konzepte zur Erprobung für den jeweiligen<br />
Bereich. Diese Zielsetzung<br />
und die engagierte Arbeit der Teil-<br />
Projekt -Mitglieder sowie der beteiligten<br />
Lehrkräfte an den Schulen finden<br />
die Unterstützung des GPRLL.<br />
Drei Arbeitsbereiche seien hervorgehoben:<br />
Kooperation zur Qualitätsverbesserung<br />
im mathem.- naturwiss.<br />
Unterricht (TP 1). Pädagogisierung<br />
der Übergänge zur Grundschule<br />
und zur Sek.I (TP 2). Schulische<br />
Lern- und Kooperationsangebote<br />
im Berufswahlprozess (TP 5).<br />
Die größte Aufmerksamkeit<br />
des GPRLL galt dem TP 3: „Weiterentwicklung<br />
des Führungsmanagements<br />
in <strong>Frankfurt</strong>er Schulen“,<br />
dessen zentrale Innovation<br />
die sog. Potenzialanalysen darstellen.<br />
Hier achtet der GPRLL – obwohl<br />
sonst bedauerlicherweise nicht<br />
beteiligt – auf die Einhaltung vereinbarter<br />
Kriterien bzgl. Zulassung<br />
und Ablehnung von Bewerber/<br />
innen, also auf Gleichbehandlung<br />
von Frauen und Männern, der<br />
Schulformen usw. Bei Feed back-<br />
Veranstaltungen zu einzelnen Potenzialanalysen<br />
konnte der Vertreter<br />
des GPRLL überaus positive<br />
Rückmeldungen an die Veranstalter<br />
vernehmen.<br />
Gegenwärtig wird überlegt,<br />
wie nach Beendigung des Modellvorhabens<br />
im Sommer 2004 bestimmte<br />
Projekte weitergeführt<br />
werden können.<br />
Personalrätehelfer<br />
Zu Beginn der Amtsperiode hat die<br />
<strong>GEW</strong>-Fraktion des GPRLL einen<br />
„Personalrätehelfer“ herausgegeben.<br />
Dabei handelt es sich um eine<br />
Lose-Blatt-Sammlung zu verschiedenen<br />
Stichworten, die den Personalräten<br />
die Alltagsarbeit erleichtern<br />
soll. Die Broschüre wurde allen<br />
Schulpersonalräten zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Personalräteschulungen<br />
Die Personalräteschulungen, die die<br />
<strong>GEW</strong>-Fraktion des GPRLL mit den<br />
örtlichen Personalräten mehrmals im<br />
Jahr durchführt, sehen wir als das<br />
wichtigste Bindungselement zur gewerkschaftlichen<br />
und personalrätlichen<br />
Basis an. Hier finden nicht nur<br />
Grundsatzschulungen zum Kennenlernen,<br />
Verständnis und Umgang mit<br />
dem HPVG statt, sondern die örtlichen<br />
Personalräte können sich auch<br />
über aktuelle Vorhaben des Staatlichen<br />
Schulamtes informieren. Über<br />
die „großen Linien“ der hessischen<br />
Politik und deren Auswirkungen auf<br />
die Beschäftigten vor Ort wird<br />
genauso informiert wie andererseits<br />
am Rande der Veranstaltungen die<br />
Möglichkeit besteht, Einzelprobleme<br />
zu klären und Kontakte zwischen<br />
GPRLL-Mitgliedern und örtlichen<br />
Personalräten, die sich häufig nur<br />
vom Telefon kennen, zu festigen.<br />
Auch für die GPRLL-Mitglieder<br />
stellen die Schulungstage Highlights<br />
ihrer Tätigkeit dar, denn hier<br />
erfahren sie auf breiter Ebene über<br />
die Stimmung an den Schulen und<br />
haben die Gelegenheit, ambivalente<br />
Fragestellungen zu diskutieren<br />
und zu erfahren, wohin die Reise<br />
nach Ansicht der Schulpersonalräte<br />
gehen soll.<br />
Psychische Belastungen<br />
siehe „Gefährdungsanalyse“<br />
R wie Rechtsnachhilfe<br />
Hin und wieder benötigen die Juristen<br />
im Staatlichen Schulamt ein<br />
wenig Nachhilfe in Rechtsangelegenheiten.<br />
Die <strong>GEW</strong> verfügt bekanntlich<br />
über ein gut ausgebautes<br />
Netz an ehrenamtlicher Rechtsberatung,<br />
kombiniert mit professioneller<br />
Unterstützung von der Landesrechtsstelle.<br />
Deshalb unterstützen<br />
wir das Schulamt gern bei<br />
Rechtsunsicherheiten. So musste<br />
dieses eine „Verfügung über<br />
Dienstgespräche“ nach Einschreiten<br />
des GPRLL komplett zurückziehen<br />
und neu fassen. In dieser<br />
Verfügung waren „Dienstgespräche“<br />
(= Gespräche, die SchulleiterInnen<br />
tagtäglich je nach Bedarf<br />
mit Lehrkräften führen) und „Mitarbeitergespräche“<br />
(= einmal jährlich<br />
durchgeführte Personalentwicklungsgespräche,<br />
die derzeit
SEITE 12 PR-WAHL-INFO 2004<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
nere Umstrukturierungen sowie Kooperationen<br />
haben wir zustimmend<br />
begleitet, so weit diese dem Willen<br />
der Beteiligten entsprachen.<br />
Schulentwicklungsplan S<br />
– Sonderpädagogische<br />
Förderung<br />
Bisher ist außer einer Bestandsaufnahme<br />
noch nicht allzu viel passiert.<br />
Der GPRLL begleitet die<br />
Entwicklung.<br />
Schulleiter-<br />
Dienstversammlungen<br />
Der GPRLL nimmt – so sichert es<br />
der Schulamtsleiter zu – an Schulleiter-Dienstversammlungen<br />
Teil,<br />
um zu erfahren, mit welchen Informationen<br />
und Anweisungen die<br />
SchulleiterInnen durch das Schulamt<br />
ausgestattet werden.<br />
Dies Verfahren läuft mehr oder<br />
weniger gut, denn hin und wieder<br />
wird es einfach „vergessen“, den<br />
GPRLL einzuladen, und manchmal<br />
erfahren wir es auf Umwegen.<br />
Teilweise schätzen die Schulleitungen<br />
sogar die Anwesenheit der<br />
GPRLL-Mitglieder, jedoch z.B. die<br />
beruflichen Schulen pflegen sich<br />
nebenbei noch in einer „AG“ zu treffen,<br />
die nicht unter der offiziellen<br />
Ägide des Schulamtes stattfindet,<br />
gleichwohl während der Dienstzeit,<br />
und bei der vermutlich die wirklich<br />
wichtigen Dinge besprochen werden,<br />
bei denen man die Personalräte<br />
nicht gerne dabei hat.<br />
Der GPRLL hat diese undemokratische<br />
Praxis mehrfach kritisiert,<br />
leider ohne Erfolg.<br />
Schulversuch<br />
„Selbstverantwortung<br />
plus“<br />
Die beruflichen Schulen sollen in<br />
Ausführung des Landtagsbeschlusses<br />
vom 18.9.03 zu „regionalen<br />
Kompetenzzentren“ weiterentwickelt<br />
werden, die künftig eigenverantwortlich<br />
handeln sollen. Stichworte<br />
wie „Bildung als Produkt“,<br />
„Wettbewerb“, „Effektivität und<br />
Effizienz des Ressourceneinsatzes“,<br />
„Überprüfung der Rechtsform“,<br />
Bildungsdienstleister“ aus diesem<br />
Konzept machen deutlich, dass es<br />
hier um die Ökonomisierung von<br />
Bildung und nicht einfach um Zunahme<br />
von Verantwortung geht!<br />
Gemeinsam mit „mehr Selbständigkeit<br />
bei der Personalentwicklung<br />
und –gewinnung“ bedeutet<br />
dies, dass wir die Vorgänge der<br />
nächsten Zeit sehr aufmerksam<br />
und kritisch verfolgen müssen. Jeglichen<br />
Bestrebungen, Bildung zur<br />
Ware zu machen, unterwertige Beschäftigungsverhältnisse<br />
zu etablieren<br />
oder die Mitbestimmung der<br />
Schulgremien zu beschneiden,<br />
muss energisch entgegen getreten<br />
werden!<br />
Twie Team<br />
Hessenweit einzigartig ist unser in<br />
<strong>Frankfurt</strong> praktiziertes Modell eines<br />
Vorsitzendenteams im GPRLL. Die<br />
Idee war, für die drei Vorsitzenden<br />
durch gleiche Entlastung gleiche Arbeitsbedingungen<br />
und damit auch<br />
Karlfried Klingel, Marianne Friemelt, Hanne Hirn, Sebastian Guttmann<br />
gemeinsam getragene Verantwortung<br />
zu schaffen. Alle drei Teammitglieder<br />
sind mit halber Pflichtstundenzahl<br />
in ihrer Stammschule präsent<br />
und können so den Kontakt zur<br />
Basis aufrecht erhalten. Bei der Personalratsarbeit<br />
überwiegen eindeutig<br />
die Vorteile des Teamgedankens:<br />
jedes Teammitglied arbeitet in dem<br />
Bereich, in dem die eigenen Stärken<br />
liegen und überlässt Schwächen, die<br />
es bei sich sieht, einem der anderen<br />
Teammitglieder. Fragen zu Vorgehensweisen<br />
werden gemeinsam diskutiert<br />
und gemeinsam getragen.<br />
Koordinationsprobleme gibt es zwar<br />
immer wieder einmal, sie werden<br />
aber weitgehend zufriedenstellend<br />
gelöst.<br />
Nachdem der dritte im Team,<br />
Rainer Georg-Lilling, im Sommer<br />
2003 in die Altersteilzeitphase<br />
„Null“ eintrat, übernahm Klaus<br />
Schermelleh seinen Platz. Seine<br />
Einarbeitung innerhalb des bewährten<br />
Konzepts verlief so glücklich,<br />
dass wir als Dreier-Team<br />
wieder antreten. Rainer Georg sei<br />
an dieser Stelle noch einmal für die<br />
vielen Initiativen, die er auf den<br />
Weg gebracht hat, für die einfühlsame<br />
Betreuung einzelner Menschen<br />
und für die Organisation und<br />
Konzeption der Personalräteschulungen<br />
gedankt.<br />
Teilzeitbeschäftigte<br />
Teilzeitbeschäftigte halten proportional<br />
zu ihrem geringeren Verdienst<br />
weniger Pflichtstunden – das ist klar.<br />
Was aber ist mit den außerunterrichtlichen<br />
Pflichten wie Elternarbeit,<br />
Klassenfahrten, Pausenaufsichten<br />
usw.? Der GPRLL hat durch einen<br />
Initiativantrag erreicht, dass das<br />
Schulamt eine von uns vorgeschlagene<br />
Richtlinie an die Schulen sandte,<br />
wie die teilbaren und die nicht teilbaren<br />
dienstlichen Aufgaben für Teilzeitbeschäftigte<br />
organisiert werden<br />
können. Die konkrete Regelung<br />
muss an der Schule selbst stattfinden,<br />
in der Richtlinie werden die Schulleitungen<br />
aber aufgefordert, faire Regelungen<br />
zu schaffen, und es werden<br />
auch mögliche Lösungen angeboten.<br />
Ü<br />
wie Übergänge von<br />
den allgemeinbildenden<br />
zu den beruflichen<br />
Schulen<br />
Besonders zum Schuljahr 2003/04<br />
wurde deutlich, dass die Situation<br />
für viele Schüler/-innen, die keinen<br />
Schulabschluss erreicht haben bzw.<br />
die keinen Ausbildungsplatz erhalten<br />
konnten, völlig unzumutbar<br />
war. Viele wurden von Schule zu<br />
Schule geschoben, es existiert keine<br />
zentrale Übersicht über die Bewerbungslage,<br />
z.B. bei Mehrfachbewerbungen,<br />
die Schüler/-innen<br />
waren nur unzureichend über ihre<br />
Möglichkeiten informiert – kurz,<br />
sie wurden allein gelassen. Auf<br />
Anregung des GPRLL hin wurde<br />
vom Staatlichen Schulamt eine Arbeitsgruppe<br />
eingerichtet, die sich<br />
dieser Problematik annehmen soll<br />
(zunächst Sonder-, Haupt- und Gesamtschulen,<br />
später auch Realschulen<br />
mit Vertretern der Beruflichen<br />
Schulen).<br />
Unterrichtsgarantie plus<br />
Die Mitarbeit des GPRLL in einer<br />
AG aus SchulleiterInnen und<br />
Schulamtsvertretern und die permanente<br />
Rückkoppelung mit den<br />
betroffenen Schulen hatte als Ergebnis,<br />
dass die wolkigen Pläne des<br />
KM sehr schnell als Rohrkrepierer<br />
entlarvt werden konnten, denn in<br />
der Praxis erwiesen sie sich als untauglich,<br />
ebenso wie die zum selben<br />
Zeitpunkt zum x-ten Male wieder<br />
aufgewärmten Pläne zur Bilanzierung<br />
von ausgefallenen und damit<br />
nachzuholenden Unterrichtsstunden.<br />
Vwie Verfügungen des<br />
Staatlichen Schulamts<br />
Es existiert eine Zusage von Herrn<br />
Eifert, den GPRLL über Verfügungen<br />
seines Hauses zu informieren.<br />
Diese wird – meist, zumindest wenn<br />
es sich um unwichtige Verfügungen<br />
handelt – eingehalten. Von anderen<br />
Verfügungen erfahren wir häufig<br />
auch über KollegInnnen. Mehrfach<br />
haben wir darauf hingewiesen, dass<br />
das Schulamt gut beraten wäre, strittige<br />
Verfügungen mit uns vorher zu<br />
beraten (siehe hierzu auch Stichwort<br />
„Rechtsnachhilfe“).<br />
Versetzungen<br />
In den 3 1/2 Jahren unserer Amtsperiode<br />
haben wir uns mit ca. 350<br />
Versetzungen innerhalb <strong>Frankfurt</strong>s<br />
befasst. Für das Verfahren siehe<br />
auch unter dem Stichpunkt „Abordnungen“.<br />
Im Gegensatz zu den<br />
Abordnungen hat der GPRLL bei<br />
Versetzungen nach wie vor ein qualifiziertes<br />
Mitbestimmungsrecht.<br />
Dies wird vom Schulamt dadurch<br />
umgangen, dass in strittigen Fällen<br />
zunächst einmal eine Abordnung<br />
vorgenommen wird.<br />
Darüber hinaus hat der GPRLL<br />
eine Versetzungskommission eingerichtet,<br />
die mit den jeweiligen DezernentInnen<br />
schulamtsübergreifende<br />
Versetzungen berät. Dies bedeutet<br />
für deren Mitglieder intensive<br />
Recherche, Rückkoppelung<br />
mit den betroffenen KollegInnen<br />
und Einzelfallarbeit.<br />
Versetzungswilligen KollegInnen<br />
ist zu raten, sich mit dem<br />
GPRLL rechtzeitig in Verbindung<br />
zu setzen.<br />
Versorgung<br />
Der GPRLL hat eine Veranstaltung<br />
über Versorgungsfragen angeregt,<br />
die das Schulamt mit Versorgungsexperten<br />
durchführte. Die hohe Beteiligung<br />
zeigte, welch große Nachfrage<br />
und auch beachtliche Verunsicherung<br />
zu diesem Thema besteht.<br />
Vertretungsverträge<br />
Rückwirkend ab 1999 haben wir<br />
erstmals im September 2001 die<br />
Zahl der Vertretungsverträge und<br />
die betroffenen Personen erfasst<br />
und diese Datensammlung regelmäßig<br />
ergänzt. Die Dokumentation<br />
des Geschehens im Ablauf der<br />
Jahre macht deutlich, wie gerade<br />
diese Beschäftigungsverhältnisse<br />
am Rande des Schulgeschehens der<br />
jeweiligen politischen Wetterlage<br />
ausgesetzt sind. Die Flut der Vertretungsverträge<br />
kurz vor der Hessenwahl<br />
half Koch und seiner absoluten<br />
CDU-Mehrheit in den Sattel,<br />
aber genauso schnell wurden die<br />
Verträge angesichts „leerer Kassen“<br />
im nächsten Halbjahr zurückgefahren.<br />
Im Rahmen der Gesamtunterrichtsversorgung<br />
lässt sich<br />
aufzeigen, dass 2-3 % der „Unterrichtsgarantie“<br />
mit diesen Verträgen<br />
bewältigt werden. Was dies für<br />
die Betroffenen, aber auch die<br />
Schulen, Kinder und Eltern bedeutet,<br />
wurde auf mehreren Veranstal-<br />
tungen der <strong>GEW</strong>, in Presseveröffentlichungen<br />
von <strong>GEW</strong> und<br />
GPRLL, aber auch im Elternprotest<br />
zu Beginn des Jahres 2003 eindrucksvoll<br />
deutlich.<br />
Der GPRLL hat – jenseits der<br />
prinzipiellen Ablehnung dieser prekären<br />
Verträge – sich für die Verbesserung<br />
der Situation der einzelnen<br />
KollegInnen eingesetzt. Mit<br />
unserem Initiativantrag, die Bezahlung<br />
schon während der letzten 3<br />
Sommerferienwerktage beginnen<br />
zu lassen, waren wir im Stufenverfahren<br />
erfolgreich. Gegenüber dem<br />
Staatlichen Schulamt haben wir<br />
ferner angeregt, ein Informationsblatt<br />
mit den wichtigsten rechtlichen<br />
Regelungen für diesen Personenkreis<br />
zu erstellen. Jedoch sahen<br />
sich die SchulamtsjuristInnen dazu<br />
nicht in der Lage, so dass wir selbst<br />
nach bestem Wissen eine Arbeitshilfe<br />
zusammengestellt haben.<br />
W<br />
wie Weiterqualifizierung<br />
Der GPRLL achtet bei allen Angeboten<br />
auf Gleichbehandlung, gerechte<br />
Verteilung und offenen Zugang<br />
zu Maßnahmen (z.B. Intel,<br />
GS-Lehrkräfte zu HR-Lehramt).<br />
Z wie Zuweisung<br />
Der Dauerbrenner im Staatlichen<br />
Schulamt ist die Unterrichtsversorgung,<br />
und demnach ist dies ein<br />
Thema, das den GPRLL fast kontinuierlich<br />
beschäftigt. Gebetsmühlenartig<br />
appellieren wir an<br />
die Behörde, die Planungen so<br />
frühzeitig zu beginnen, dass die<br />
Schule am ersten Tag nach den<br />
Sommerferien auch wirklich losgehen<br />
kann, dass Lehrkräfte einen<br />
Stundenplan haben, der<br />
bleibt, und dass Schulleitungen<br />
nicht während der ersten zwei<br />
Wochen alle zwei Tage neu planen<br />
müssen. Doch alle Bemühungen,<br />
alle Beschleunigungsvorschläge<br />
waren vergebens.<br />
In der „Datengruppe“, einer<br />
vom SSA eingerichteten Arbeitsgruppe,<br />
legen die Planer des<br />
Schulamtes Daten darüber vor,<br />
wie die <strong>Frankfurt</strong> zustehenden<br />
Stellen auf die einzelnen Schulformen<br />
verteilt werden und wie<br />
demgemäß die Einstellungsmöglichkeiten<br />
sind. Im Berufsschulbereich<br />
erfolgt rechtzeitige Information<br />
auch über die Verteilung auf<br />
einzelne Schulen. Unser Appell an<br />
rechtzeitige und eingehende Information<br />
auch aus den anderen<br />
Schulbereichen verhallt – die Beteiligungsrechte<br />
sind hier nur<br />
schwach, und Herrschaftswissen<br />
gibt das Schulamt nur ungern,<br />
und wenn, dann zu spät weiter.<br />
Nichtsdestotrotz wird von Jahr<br />
zu Jahr beteuert, es werde jetzt<br />
alles transparenter – nun ja,<br />
„schauen wir mal!“<br />
Verantwortlich für dieses Wahl-Info:<br />
Marianne Friemelt, Hans Wedel, Klaus<br />
Schermelleh – Fotos: Salentin
FLZ Nr. 1/04 SEITE 13<br />
Informationen aus dem Hauptpersonalrat<br />
Neuer Vorsitz im HPRLL<br />
Bedingt durch das Ausscheiden des<br />
Kollegen Knipfer – bisher stellvertretender<br />
HPRLL-Vorsitzender –<br />
wurde eine Nachwahl erforderlich.<br />
Gewählt wurde der <strong>GEW</strong>-Kollege<br />
Schwanz aus Schwalmstadt.<br />
Arbeitszeitkommission<br />
Nachdem in der letzten Sitzung die<br />
Ergebnisse der „Fächerfaktorisierung“<br />
ausgebreitet wurden, zeichnet<br />
sich ein breiter Widerstand gegen<br />
diese Form der Grundlage für eine<br />
Neuregelung der Arbeitszeit ab.<br />
Das HKM wurde aus der AG<br />
heraus aufgefordert, vor der nächsten<br />
Sitzung die Eckpunkte bzw. die<br />
Voraussetzungen für ein Arbeitszeitmodell<br />
vorzulegen, weil ohne diese<br />
Grundlage eine weitere Arbeit als<br />
nicht sehr sinnvoll erscheine.<br />
Angestellte Lehrkräfte:<br />
Austritt des Landes Hessen<br />
aus der Tarifgemeinschaft<br />
deutscher Länder (TdL)<br />
zum 31.3.2004<br />
Im Kasten ist der Runderlass des<br />
HMdI zum Austritt aus der TdL im<br />
Original abgedruckt.<br />
Hieraus ergibt sich, dass derzeit<br />
alle neuen Arbeitsverträge, auch<br />
wenn sie nach dem 1.04.04<br />
beginnen, zu den bisherigen Bedingungen<br />
abgeschlossen werden müssen.<br />
Falls es nach dem 1.4.04 zu<br />
neuen Tarifentscheidungen innerhalb<br />
des BAT käme wäre Hessen<br />
an diese nicht mehr gebunden.<br />
Einstellungen auf<br />
57 ErzieherInnenstellen<br />
Für den Bereich der therapeutischen<br />
Versorgung von SchülerInnen mit<br />
sonderpädagogischem Förderbedarf<br />
werden zum 1.4.2004 57 ErzieherInnen<br />
eingestellt. Diese sollen<br />
– entgegen anderslautenden<br />
Meldungen aus Staatlichen Schulämtern<br />
– nicht auf den „Einstellungskorridor“<br />
angerechnet werden.<br />
Das zeitliche Zusammentreffen<br />
des Austritts aus der TdL und der<br />
Einstellungstermin 1.4.04 für die<br />
ErzieherInnen ist nach jetziger Einschätzung<br />
zufällig. Das HKM hat<br />
definitiv zugesagt, dass neue Arbeitsverträge<br />
zu den gleichen Konditionen<br />
wie bisher abgeschlossen<br />
werden.<br />
Schwieriger ist es, die Frage<br />
nach der Arbeitszeit der ErzieherInnen<br />
zu klären.<br />
Während aus 2 Staatlichen<br />
Schulämtern geäußert wurde, die<br />
Arbeitszeit von 38,5 auf 43 und<br />
mehr Zeitstunden pro Woche (Ferienvor-<br />
und –nacharbeit) erhöhen<br />
zu wollen, gibt es aus dem HKM<br />
die Zusage, dass die Arbeitsbedingungen<br />
der ErzieherInnen landesweit<br />
gleich bleiben sollen.<br />
Von Seiten der <strong>GEW</strong> soll ein<br />
Gespräch mit dem Fachreferenten<br />
des HKM geführt werden.<br />
Bis Ende des Monats wird es<br />
weitere Informationen für Personalräte<br />
geben.<br />
Für den 13.März wird eine<br />
zentrale Tagung zur Erziehertätigkeit<br />
/ -arbeitszeit geplant, auf der<br />
über Strategien beraten werden<br />
soll.<br />
Verzögerungen durch SAP<br />
Zu Verzögerungen bei der Terminierung<br />
der Referendarkommissionen<br />
kam es, weil mit SAP keine<br />
Bewerberlisten gedruckt werden<br />
könnten. Das Problem sei bekannt.<br />
Anfrage zur Vergabe von<br />
Vertretungsverträgen<br />
Der HPRRL thematisierte die Frage,<br />
inwiefern ausreichend Vertretungsmittel<br />
bereit gestellt worden<br />
seien und in Zukunft würden, inwieweit<br />
die Budgets hierfür bereits<br />
überschritten seien und wie das<br />
HKM einem drohenden Unterrichtsausfall<br />
im kommenden Schuljahr<br />
begegnen wolle.<br />
Quereinsteiger in Mangelfächern<br />
In einer ersten Erörterung befasste<br />
sich der HPRLL mit einem Erlass,<br />
in dem die Möglichkeit des<br />
Quereinstiegs in den hessischen<br />
Schuldienst geregelt werden soll.<br />
Für die Beruflichen Schulen wurde<br />
die vorgesehene Form der 15-monatigen<br />
berufsbegleitenden Ausbildung<br />
in den Oster- und Sommerferien<br />
und als „Praxisphase“ mit einem<br />
um nur 8 Wochenstunden reduzierten<br />
normalen Unterrichtspensum<br />
als unhaltbar kritisiert.<br />
Antragsruhestandsversetzung<br />
Nach dem HGB werden LehrerInnen<br />
zum Ende des Schuljahres in den<br />
Ruhestand versetzt. Diese Regelungen<br />
war aber bisher schon so modifiziert<br />
worden, dass die Antragsruhestandsversetzung<br />
auch zum Schulhalbjahr<br />
erfolgen konnte, mit der<br />
Option, bis zum Ende des Schuljahres<br />
im Dienst bleiben zu können. Die<br />
Dienststelle will sich mit dem Staatlichen<br />
Schulamt <strong>Frankfurt</strong> in Verbindung<br />
setzen, um diese Regelung auch<br />
dort zu praktizieren.<br />
Vorzeitige Pensionierungen<br />
Die Dienststelle informierte darüber,<br />
dass im Schuljahr 2002/03 359 Anträge<br />
auf vorzeitige Pensionierung<br />
wegen Krankheit gestellt worden<br />
seien. Aktuelle Zahlen sollen bis<br />
Ende März vorliegen.<br />
HeLP-Fortbildung kostenpflichtig?<br />
Anlässlich des von der HeLP-Regionalstelle<br />
Fulda für den „Grundschultag<br />
2004“ erhobenen „Unkostenbeitrags“<br />
zwischen 3 und 10<br />
Euro stellte der HPRLL eine Reihe<br />
von grundsätzlichen Fragen zur<br />
Kostenfreiheit bei HeLP-Veranstaltungen<br />
und wies auf den Widerspruch<br />
zu der vom HKM eingeforderten<br />
Pflicht zur Fortbildung hin.<br />
Richtlinie für ganztägig<br />
arbeitende Schulen<br />
Die bis heute nicht in Kraft gesetzte<br />
Richtlinie schmort bereits seit fünf<br />
Monaten in der Schublade des<br />
HKM. Der HPRLL möchte in einer<br />
dringlichen Anfrage an die<br />
Dienststelle u.a. wissen, welche<br />
Anträge bereits genehmigt wurden<br />
und auf welcher Grundlage. Au-<br />
ßerdem fragte er, ob es richtig sei,<br />
dass Hessen bisher kaum Gebrauch<br />
von den Fördermitteln des<br />
Bundes gemacht habe.<br />
Schulen für Erwachsene<br />
Auf dem Hintergrund einer Reihe<br />
von Fragen und Problemen im Zusammenhang<br />
mit der Umstrukturierung<br />
der Schulen für Erwachsene im<br />
Sinne der Neuen Verwaltungssteuerung<br />
wurde u.a. die geplante Mittelzuweisung<br />
auf der Grundlage von<br />
Abschlüssen erörtert. Nach Aussage<br />
der Dienststelle gebe es Schulen, die<br />
200 Studierende aufnähmen und 30<br />
zum Abitur brächten, während andere<br />
nur 100 aufnähmen, aber 50<br />
zum Abitur führten. Bei dem ab<br />
2006 geplanten „Produkthaushalt“<br />
stünden Effizienzgesichtspunkte an<br />
vorderster Stelle.<br />
In diesem Zusammenhang problematisierte<br />
der HPRLL den damit<br />
eingebauten Zwang zur Auslese bei<br />
der Aufnahme von Studierenden<br />
(Definition von Risikogruppen?).<br />
Auf diesem Hintergrund gewinne<br />
auch eine Umfrage nach den Lebensund<br />
Arbeitsbedingungen der Studierenden<br />
eine brisante Aktualität.<br />
Modellversuch<br />
„Selbstverantwortung plus“<br />
(s.a. Artikel auf S. 6/7)<br />
Nachdem bereits im Herbst 2003<br />
ausgewählte Personenkreise über<br />
den geplanten Modellversuch informiert<br />
worden waren, nicht aber der<br />
HPRLL, kritisierte dieser eine derartige<br />
Informationspolitik. Zwischenzeitlich<br />
wurden dem HPRLL die<br />
angesprochenen Unterlagen übergeben.<br />
In der ersten Erörterung stellte<br />
sich heraus, dass ein Ausschreibungstext<br />
noch nicht vorliege (Stand<br />
19.2.04) und für den Modellversuch<br />
Mittel im Haushalt 2005 eingestellt<br />
werden nüssten. Dem Landtag (und<br />
zeitgleich dem HPRLL) solle noch im<br />
Februar eine Kurzbeschreibung des<br />
Modellversuchs zugeleitet werden.<br />
Die Dienststelle hält es noch für verfrüht,<br />
über die Inhaltlichkeit des Projektes<br />
zu sprechen und wolle dieses<br />
auch mit dem HPRLL erörtern.<br />
Der HPRLL wies auf eine Reihe<br />
von Widersprüchen und Problemen<br />
hin, u.a. auch in Zusammenhang<br />
mit einem inzwischen gegründeten<br />
„Weiterbildungsverein“, der<br />
beim Wirtschaftsministerium angesiedelt<br />
ist.<br />
Es sei daran gedacht, sagte die<br />
Dienststelle, die Beruflichen Schulen<br />
an ein „Qualitätssiegel“ des<br />
Vereins anzuschließen. Der HPRLL<br />
sieht darin nach der IT-Akademie<br />
bereits die zweite Institution außerhalb<br />
des bisherigen Systems, die die<br />
Beruflichen Schulen von außen<br />
kontrolliert.<br />
Geplante Änderungen der<br />
Schulpraktika für Lehramtsstudierende<br />
an der<br />
Johann Wolfgang Goethe-<br />
Universität, <strong>Frankfurt</strong><br />
Der HPRLL hat in seinen Sitzungen<br />
im Januar und Februar 2004<br />
die Planungen der J.W.Goethe-<br />
Universität, <strong>Frankfurt</strong> angesprochen<br />
und – wegen der anstehenden<br />
Praktikumstermine – eine schnelle<br />
Klärung durch das HKM eingefordert.<br />
Die Dienststelle hat den HPRLL<br />
darüber informierte, dass die Praktikumsordnung<br />
von 1998 nach wie<br />
vor Gültigkeit habe.<br />
Die jetzigen Vorhaben der Johann<br />
Wolfgang Goethe-Universität,<br />
<strong>Frankfurt</strong> seien rechtswidrig, gravierendster<br />
Punkt sei dabei die fehlende<br />
Vor- und Nachbetreuung der Studierenden.<br />
Das HKM werde mit<br />
dem Ministerium für Wissenschaft<br />
und Kunst entsprechende Gespräche<br />
führen.<br />
Damit ist eine erfreulich klare<br />
Entscheidung von Seiten des HKM<br />
getroffen worden, so dass man<br />
davon ausgehen kann, dass diese<br />
Kontroverse nicht zu Lasten der Studierenden<br />
ausgetragen wird.<br />
Am 19.2.04 informierte die<br />
Dienststelle dann darüber, dass sie<br />
die Staatlichen Schulämter auf datenschutzrechtliche<br />
Bestimmungen<br />
und Probleme hingewiesen habe. Die<br />
Universität habe ihre Haltung geändert<br />
und gehe davon aus, dass Datenschutz<br />
und Betreuung gewährleistet<br />
seien.<br />
Neue Gesetz- und<br />
Verordnungsentwürfe<br />
Zur nächsten Sitzung erwartet der<br />
HPRLL eine Synopse des Artikelgesetzes<br />
(s.a. Artikel auf S. ) sowie<br />
der Verordnungen über die gymnasiale<br />
Oberstufe und das Berufliche<br />
Gymnasium.<br />
Weitere Anfragen<br />
Zu den Auswirkungen der Arbeitszeiterhöhung<br />
im Bereich Grundschule<br />
und zu den Erfahrungen mit der<br />
„Mobilen Vertretungsreserve“ an<br />
den Grundschulen hat der HPRLL<br />
eine Reihe von Fragen gestellt.<br />
Herbert Storn<br />
Die aktuelle Fassung des Hessischen Personalvertretungsgesetzes<br />
(HPVG) kann in der Geschäftsstelle der <strong>GEW</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong> (Bleichstr. 38a in 60313 <strong>Frankfurt</strong>) für 2,20 Euro<br />
erworben werden.<br />
Hessisches Ministerium des Innern und für Sport<br />
Datum: 23. Januar 2004<br />
Austritt des Landes Hessen aus der Tarifgemeinschaft<br />
deutscher Länder<br />
Wie Ihnen bereits aus Pressemitteilungen<br />
bekannt ist, hat das<br />
Land Hessen am 22. Dezember<br />
2003 seinen Austritt aus der Tarifgemeinschaft<br />
deutscher Länder<br />
(TdL) erklärt. Nach den Satzungsbestimmungen<br />
der TdL<br />
wird dieser Austritt mit Ablauf<br />
des Monats März 2004 wirksam.<br />
Das Land Hessen ist demzufolge<br />
bis Ende der vorgenannten Frist<br />
Verbandsmitglied mit unveränderten<br />
Rechten und Pflichten.<br />
Dies schließt die Fortgeltung des<br />
Verbandstarifrechts und somit<br />
die Bindung der Landesdienststellen<br />
an die bisher bestehenden Tarifvorschriften<br />
ein. Vorsorglich<br />
weise ich darauf hin, dass auch<br />
nach dem wirksam gewordenen<br />
Verbandsaustritt ab 1. April<br />
2004 die vor diesem Tag abgeschlossenen,<br />
Tarifverträge der<br />
TdL auf Grund der Vorgaben des<br />
Tarifvertragsgesetzes weiter gelten;<br />
dies betrifft insbesondere den<br />
Bundes-Angestelltentarifvertrag<br />
(BAT), den Manteltarifvertrag<br />
für Arbeiterinnen und Arbeiter<br />
des Bundes und der Länder<br />
(MTArb) sowie den Manteltarifvertrag<br />
für Waldarbeiter der Länder<br />
und Mitglieder der Gemeinden<br />
(MTV) nebst ergänzenden<br />
Tarifverträgen. Zur Rechtslage<br />
im Einzelnen nach dem Verbandsaustritt<br />
werde ich Ihnen<br />
Ende März/Anfang April 2004<br />
weitere Erläuterungen zukommen<br />
lassen. Ich leite Ihnen dieses<br />
Rundschreiben zur Kenntnisnahme<br />
zu und bitte um Erteilung inhaltsgleicher<br />
Auskünfte bei Anfragen<br />
aus Ihrem Ressortbereich.<br />
Die Weiterleitung dieses Schreibens<br />
an Ihre nachgeordneten Personalverwaltungsdienststellen<br />
stelle ich anheim.<br />
Im Auftrag (Kunz)
SEITE 14<br />
8. MÄRZ – INTERNATIONALER FRAUENTAG<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
Brot und Rosen<br />
1986 feierte der Frauentag seinen<br />
75. Geburtstag. Dieser Frauentag<br />
stand unter dem Motto: Wir wollen<br />
Brot und Rosen!<br />
Brot steht für:<br />
■ Recht auf Arbeit<br />
■ Gerechte Entlohnung<br />
■ Gleiche Bildungs- und Ausbildungschancen<br />
■ Menschengerechte Arbeitsbedingungen<br />
■ Berufliche Entfaltung und<br />
Fortentwicklung<br />
■ Eigenständige soziale Sicherung<br />
für die Frau<br />
Rosen steht für:<br />
■ Die Möglichkeit mit Kindern<br />
zu leben und berufstätig zu sein<br />
■ Familiengerechte Arbeitszeiten<br />
■ Die Befriedigung kultureller Be<br />
dürfnisse<br />
■ Eine menschenwürdige Wohnund<br />
Lebensumwelt<br />
■ Die gleichberechtigte Teilhabe<br />
von Männern an Hausarbeit<br />
und Kindererziehung<br />
■ Humane Politikformen<br />
■ Toleranz<br />
■ Frieden<br />
Diese Forderungen haben bis zum<br />
heutigen Tage nicht an Aktualität<br />
verloren. Ganz im Gegenteil treffen<br />
die Maßnahmen der Landesregierung<br />
Frauen besonders hart.<br />
Dass besonders für teilzeitbeschäftigte<br />
Lehrerinnen die Notwendigkeit<br />
besteht, sich gewerkschaftlich<br />
zu organisieren, sich zur Wehr zu<br />
setzen und für ihre Rechte alle<br />
Möglichkeiten auszuschöpfen,<br />
mag auch an diesen beiden Beispielen<br />
deutlich werden.<br />
Gerade hat die <strong>GEW</strong> ein Urteil<br />
gegen das Land Hessen und die sogenannten<br />
Versorgungsabschläge<br />
für teilzeitbeschäftigte Beamtinnen<br />
(und Beamte) vor dem Europäischen<br />
Gerichtshof erreicht. Ein Gewinn<br />
für teilzeitbeschäftigte Frauen,<br />
die aufgrund der nunmehr für<br />
rechtswidrig erklärten Regelungen<br />
überproportionale Kürzungen der<br />
Versorgung hinnehmen mussten,<br />
wenn sie sich im Laufe ihrer Berufsbiographie<br />
insbesondere aus<br />
familiären Gründen beurlauben<br />
ließen. Wenn frau jetzt aber denkt,<br />
die Hessische Landesregierung<br />
habe die Absicht, das EuGH-Urteil<br />
umzusetzen, so irrt sie. Ganz nach<br />
Gutsherrenart weigert sich das<br />
Land Hessen, das Urteil des Europäischen<br />
Gerichtshofs umzusetzen,<br />
obwohl die vom EuGH vorgenommene<br />
Auslegung des EU-<br />
Vertrages und der hierzu ergangenen<br />
Richtlinien alle Vertragsstaaten,<br />
deren Parlamente, Regierungen<br />
und Gerichte bindet. Damit<br />
zwingt die Landesregierung die<br />
Klägerin ein Verfahren (noch bei<br />
der Verwaltungsgerichtskammer<br />
<strong>Frankfurt</strong> anhängig) weiterzuführen,<br />
dessen Ausgang feststeht. Sie<br />
verschleudert außerdem öffentliche<br />
Mittel, weil sie zusätzliche Prozesse<br />
provoziert.<br />
Gleiches – nämlich ihre Rechte<br />
durchzusetzen – gilt auch für die<br />
Mehrarbeit teilzeitbeschäftigter<br />
Lehrerinnen. Diese sind, da sich<br />
ihre außerunterrichtlichen Tätigkeiten<br />
nicht automatisch proportional<br />
zur reduzierten Unterrichtsverpflichtung<br />
reduzieren, besonders<br />
benachteiligt. Eine Reihe<br />
von personalrätlichen und GE-<br />
Werkschaftlichen Initiativen hat<br />
in den vergangenen Jahren zu<br />
Verbesserungen geführt. Bisher<br />
haben nur angestellte Lehrerinnen<br />
einen gerichtlich abgesicherten<br />
Anspruch auf anteilige Vergütung<br />
geleisteter Mehrarbeit<br />
(BAG, AZR 200/98). Jedoch ist in<br />
einem bundesweiten Musterverfahren<br />
durch das Oberverwaltungsgericht<br />
Münster mit Urteil<br />
vom 30.6.2003 entschieden, dass<br />
auch teilzeitbeschäftigte Beamtinnen<br />
(und Beamte) einen Anspruch<br />
auf anteilige Besoldung bei Mehrarbeit<br />
haben, sofern kein Zeitausgleich<br />
erfolgt bzw. erfolgt ist.<br />
„Teilzeitbeschäftigte Lehrkräfte im<br />
Beamtenverhhältnis können bei<br />
Mehrarbeit über die vereinbarte<br />
Teilzeitbeschäftigung hinaus für<br />
jede geleistete Mehrarbeitsstunde<br />
(bis zum Erreichen der Pflichtsstundenzahl<br />
bei Vollbeschäftigung)<br />
eine anteilige Besoldung verlangen.“,<br />
heißt es in der Begründung.<br />
Leider ist nicht davon auszugehen,<br />
dass das Land Hessen das Urteil<br />
des Oberverwaltungsgerichts<br />
Münster ohne weitere rechtliche<br />
Verfahren akzeptieren wird. Werden<br />
in Hessen gemachte Ansprüche<br />
zurückgewiesen, wird die <strong>GEW</strong><br />
vorsorglich Musterverfahren zur<br />
weiteren rechtlichen Klärung unterstützen.<br />
Der Anspruch auf die<br />
Zahlung anteiliger Besoldung ist –<br />
rückwirkend bis zum 1.2.2000 –<br />
schriftlich geltend zu machen. Die<br />
Landesgeschäftsstelle (9712930<br />
bzw. info@gew.hessen.de) gibt<br />
gerne ausführliche Informationen<br />
und Musteranträge an <strong>GEW</strong> Mitglieder<br />
weiter.<br />
Personengruppe Frauen im Landesverband Hessen<br />
FACHTAGUNG<br />
Was (Teilzeit-)Lehrerinnen unbedingt<br />
wissen müssen<br />
ab 8:30 Uhr Offener Beginn<br />
9:00 Uhr Begrüßung<br />
ab 9:15 Uhr Arbeitsgruppen in Form eines Zirkeltrainings:<br />
AG 1: Versorgungsfragen in Teilzeit beschäftigter<br />
Lehrerinnen,<br />
Referentin: Annette Loycke, <strong>GEW</strong> Hessen<br />
AG 2:<br />
Teilzeitvereinbarung u. andere frauenspezifische<br />
Fragen<br />
Referentinnen: Marianne Friemelt,<br />
Hannelore Hirn, BV-Ffm<br />
AG 3<br />
Rollenspiele zum Umgang zwischen<br />
Kolleginnen und Schulleitung in<br />
Konfliktsituationen, Referentin:<br />
Frau Martines, Gallitheater <strong>Frankfurt</strong><br />
5:15 Uhr Abschlussplenum<br />
Die Fachtagung wurde vom Hessischen Institut für Pädagogik<br />
(HeLP) als dienstbezogene Fortbildungsveranstaltung<br />
anerkannt. Es wird ein Kostenbeitrag von 8 Euro (<strong>GEW</strong>-<br />
Mitglieder) bzw. 10 Euro (Nichtmitglieder) erhoben.<br />
Anmeldung bitte bis zum 27.4.2004 an die<br />
<strong>GEW</strong> Hessen, Zimmerweg 12, 60325 <strong>Frankfurt</strong><br />
(069/97 12 93 0), Fax 069/97 12 93 93 oder per e-mail:<br />
ischipper@hessen.gew.de<br />
Dienstag, 4. Mai 2004, 8.30 Uhr Bürgerhaus Griesheim, <strong>Frankfurt</strong> a. M.
HAUPTSCHULEN / WEITERBILDUNG<br />
FLZ Nr. 1/04 SEITE 15<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Hauptschullehrerinnen und<br />
Hauptschullehrer fordern kleinere Klassen<br />
Vertreterinnen und Vertreter von 9<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Hauptschulen trafen<br />
sich am 12.2.04 in der Sophienschule<br />
zum Austausch von Informationen<br />
über ihre Arbeitsbedingungen.<br />
Themen waren der Inhalt einer<br />
aktuellen Pressemitteilung der Hessischen<br />
Kultusministerin zur Hauptschule,<br />
die Übergänge von der<br />
Grundschule in die Hauptschule und<br />
von der Hauptschule ins berufliche<br />
Schulwesen und Abordnungen von<br />
Lehrerinnen und Lehrern zur<br />
Abdeckung von Unterrichtsbedarf.<br />
Als geradezu zynisch<br />
empfanden die Kolleginnen<br />
und Kollegen die in der Presseerklärung<br />
von Frau Wolf<br />
propagierte Stärkung der Hauptschule.<br />
Das Gegenteil verspüren sie<br />
angesichts der angeordneten Arbeitszeiterhöhung<br />
und gleichzeitiger<br />
Mehrarbeit z. B. durch Projekt- und<br />
Abschlussprüfungen und vor allem<br />
durch die Ausschöpfung der Klassenhöchstzahl<br />
von 28 Schülerinnen<br />
und Schülern.<br />
Es wurde deshalb beschlossen,,<br />
einen Offenen Brief an die Kultusministerin<br />
zu verfassen, in dem sie<br />
u.a. eine Senkung der Klassenhöchstgrenzen<br />
und eine Doppelbesetzung<br />
in den Klassen durch den<br />
zusätzlichen Einsatz von Sonderpädagogen<br />
fordern.<br />
Die Forderung begründet sich<br />
durch die Tatsache der ständig steigenden<br />
Anzahl verhaltensauffälliger<br />
Schülerinnen und Schüler in<br />
den Hauptschulen. Im Gegensatz<br />
zu anderen Schulformen müssen sie<br />
die Schüler letztlich aufnehmen.<br />
Die Hauptschulen haben kaum<br />
Grafik aus dem Newsletter der <strong>GEW</strong>-Offenbach<br />
eine Chance diese Schüler abzulehnen.<br />
Erschwerend kommt hinzu,<br />
dass auch die beruflichen Schulen<br />
zunehmend Schüler zurückweisen<br />
und diese damit auch an den<br />
Hauptschulen verbleiben.<br />
Die Kolleginnen und Kollegen<br />
wollen deshalb sowohl die Kooperation<br />
mit den Grundschulen verbessern<br />
(Elternberatung) als auch<br />
die Probleme bei den Treffen der<br />
Hauptschulkoordinatoren mit den<br />
Berufsschulen thematisieren.<br />
Unabhängig von diesen Versuchen,<br />
eine immanente Verbesserung<br />
der Lern- und Arbeitssituation an<br />
den Hauptschulen zu erreichen, soll<br />
bei den nächsten Treffen immer auch<br />
die Möglichkeit der Umsetzung zentraler<br />
Grundsatzforderungen wie<br />
nach der Reduzierung der Klassenhöchstzahlen<br />
und einer verbesserten<br />
Lehrerzuweisung diskutiert<br />
werden. In diesem Zusammenhang<br />
wurde auch die zunehmende Praxis<br />
des Staatlichen Schulamts<br />
kritisiert, Löcher in der<br />
Lehrerversorgung an <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Schulen durch Abordnungen<br />
von rechnerisch<br />
scheinbar besser versorgten<br />
Schulen zu stopfen.<br />
Der Arbeitskreis <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Hauptschullehrerinnen und Hauptschullehrer<br />
trifft sich wieder am<br />
Donnerstag, dem 1.4.2004, 14.30<br />
Uhr in der Sophienschule. Als Themen<br />
sind vorgesehen: Projekt- und<br />
Abschlussprüfungen, Ab- und Übergänge<br />
nach den Klassen 9 und 10<br />
und der Umgang mit schwierigen<br />
Schülern.<br />
Jürgen Lamprecht,<br />
Sophienschule<br />
Richtigstellung:<br />
Hauptschulen werteten den Tag der Verweigerung<br />
aus (in FLZ 3/03)<br />
Mit Verwundern musste ich bei<br />
der Lektüre der FLZ bemerken,<br />
dass unter meinem Namen ein<br />
Bericht mit dem Titel „Hauptschulen<br />
werteten den Tag der Verweigerung<br />
aus“ zu finden war.<br />
Bei diesem Bericht handelt es<br />
sich um ein von mir verfasstes internes<br />
Protokoll eines Hauptschultreffens<br />
in der Sophienschule,<br />
bei dem leider nur sieben Schulen<br />
vertreten waren. Der Weg des<br />
Protokolls zu Euch und dessen lückenhafte<br />
Veröffentlichung ist<br />
mir nicht nachvollziehbar.<br />
Wie stehe ich denn gegenüber<br />
den KollegInnen da, die sich auf<br />
meine Protokollführung verlassen<br />
haben. Im Übrigen befasste sich<br />
lediglich ein Tagesordnungspunkt<br />
mit dem Thema 18.11.. Die Beschreibung<br />
der Streikaktivitäten an<br />
den vertretenen Schulen wurde von<br />
Euch weggelassen, wohl weil dieser<br />
Punkt nicht bei allen so positiv<br />
ausfällt. Die Situation an den<br />
Hauptschulen sieht gar nicht gut<br />
aus: überlastete, verzweifelte und<br />
resignierte KollegInnen bestimmen<br />
das Bild. Da hilft es überhaupt<br />
nicht, wenn kampfbereite Kollegien<br />
suggeriert werden.<br />
Es gilt der Realität ins Auge zu<br />
sehen und gut zu überlegen, wie<br />
den KollegInnen Perspektiven eröffnet<br />
werden können. Und dazu<br />
gehört ganz sicher als erster Schritt,<br />
dass man sich in Ruhe ohne utopische<br />
Zielsetzungen verfolgen zu<br />
müssen, austauschen kann, dass<br />
man offen darüber miteinander<br />
redet, wie sich die Arbeitssituation<br />
an den einzelnen Schulen zeigt.<br />
Mit kollegialen Grüßen<br />
Michael Gutacker-Müller<br />
Die Redaktion hat sich mittlerweile<br />
beim Kollegen Gutacker-Müller entschuldigt.<br />
Da es nicht beabsichtigt war,<br />
ohne Absprache mit ihm einen Beitrag<br />
abzudrucken. Dass wir nur die positiven<br />
Aspekte herausgepickt haben ist<br />
richtig, war aber eher motivierend für<br />
andere HR-KollegInnen gemeint. Wir<br />
werden den Hinweis in Zukunft berücksichtigen<br />
und der Realität ins<br />
Auge sehen. Die Redaktion<br />
Korwisi GmbH:<br />
Vergabepraxis der Arbeitsagentur vernichtet<br />
Arbeitsplätze<br />
Erstmals sind sog. „Trainingsmaßnahmen“<br />
des Arbeitsamtes, Verzeihung:<br />
der Bundesagentur für Arbeit,<br />
hessenweit ausgeschrieben<br />
worden. Die „Regionaldirektion<br />
Hessen“, vulgo das Landesarbeitsamt,<br />
erhoffte sich dadurch laut einer<br />
Presseerklärung „mehr Wettbewerb,<br />
höhere Qualitätsstandards<br />
und im Ergebnis auch geringere<br />
Kosten.“ Mehr Wettbewerb und<br />
geringere Kosten sind zweifelsohne<br />
erreicht worden. Gerüchtweise<br />
hört man von Stundensätzen, die<br />
bis auf 99 Cent gesackt sind. Noch<br />
vor einem halben Jahr waren weit<br />
über 2 Euro üblich. Wie dadurch<br />
allerdings die Qualität gesteigert<br />
werden kann, müßten die marktwirtschaftlichen<br />
Quacksalber mit<br />
dem chicen neuen Namen erst noch<br />
erklären. – Viele Träger hatten sich<br />
zu Bietergemeinschaften zusammengeschlossen.<br />
Die kamen allerdings<br />
im <strong>Frankfurt</strong>er Raum nicht<br />
zum Zuge, was für Empörung<br />
sorgt – und Arbeitsplätze kostet.<br />
Alleine bei der Korwisi GmbH<br />
werden 12 befristete Stellen nicht<br />
verlängert, weitere 5 Dauerarbeitsplätze<br />
und 5 Honorarstellen sind<br />
akut bedroht. Man sieht: Die Reformen<br />
greifen. Hajo Dröll<br />
Seit 2002 können die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der DEK-<br />
RA-Akademie das Roulettspiel der<br />
Führungskräfte „Wir strukturieren<br />
uns vom Bildungsmarkt“ in der 3.<br />
Runde miterleben. Inkompetenz<br />
gepaart mit Arroganz sind kein<br />
Weg, dieser Herausforderung auf<br />
dem Bildungsmarkt sachlich und<br />
fachlich gerecht zu werden.<br />
Man hat sich auch bei der DE-<br />
KRA-AKADEMIE an den bundesweiten<br />
RE-Umstrukturierungen<br />
der Arbeitgeber beteiligt, ohne seine<br />
Hausaufgaben für das eigene<br />
Unternehmen zu machen. Es werden<br />
Strukturveränderungen der Organisation<br />
durchgeführt, mit dem<br />
Erfolg, dass die DEKRA-AKADE-<br />
MIE an den Brennpunkten des wirtschaftlichen<br />
Geschehens handlungsunfähig<br />
wird. Ziel- und planlos,<br />
ohne Perspektiven, der notwendigen<br />
Entscheidung vor Ort enthoben,<br />
stehen die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter vor einem Trümmerhaufen,<br />
der einmal ein wirtschaftlich<br />
erfolgreiches Weiterbildungsunternehmen<br />
darstellte.<br />
Die verantwortlichen Führungskräfte<br />
sind, ohne für ihr katastrophales<br />
Missmanagement Rechenschaft<br />
ablegen zu müssen,<br />
Kehraus im DEKRA-Haus<br />
noch in Amt und Würde- oder<br />
haben mit einer „Erfolgsprämie“<br />
das Unternehmen verlassen. Ganz<br />
im Gegensatz zu den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die ihren<br />
Arbeitsplatz in der DEKRA-AKA-<br />
Die DEKRA Akademie GmbH<br />
In einem bundesweiten Netz von Bildungszentren<br />
werden jährlich über<br />
100.000 Teilnehmer auf veränderte<br />
oder gänzlich neue berufliche Anforderungen<br />
vorbereitet. Die Angebote<br />
reichen vom eintägigen Seminar<br />
bis zur mehrjährigen Umschulung,<br />
von der individuellen Qualifizierung<br />
bis zum unternehmensspezifischen<br />
Aus- und Weiterbildungskonzept.<br />
Schwerpunkte<br />
■ Bildungsberatung und -controlling,<br />
■ Qualifizierung in den Bereichen,<br />
■ Logistik (Transport und Lager),<br />
■ Technische Sicherheit, ■ Kfz-Technologie,<br />
■ Informationstechnologie,<br />
■ Neue Medien<br />
Zielgruppen<br />
Mitarbeiter und Führungskräfte aus<br />
der privaten und öffentlichen Wirtschaft,<br />
Hochschulabsolventen, Arbeitsuchende,<br />
von Arbeitslosigkeit<br />
bedrohte Personen, BerufsrückkehrerInnen<br />
und Jugendliche.<br />
DEMIE unverschuldet verloren<br />
haben.<br />
Den Misserfolg der verantwortlichen<br />
Führungskräfte haben<br />
jetzt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
zu tragen. Rückwirkend<br />
zum 01.02.2004 wird das Urlaubsund<br />
Weihnachtsgeld, der<br />
Essensgeldzuschuss, die Veranstaltungspauschale,<br />
ein zusätzlicher<br />
freier Tag für Betriebsveranstaltungen<br />
gestrichen und die Arbeitszeit<br />
ohne Lohnausgleich von<br />
38.5 auf 40 Stunden angehoben.<br />
Betriebsvereinbarungen werden<br />
willkürlich abgeändert und der<br />
Gleichheitsgrundsatz wird außer<br />
Kraft gesetzt. Durch den Einsatz<br />
einer kollektiven Gesamtbetriebsvereinbarung<br />
versucht man, die<br />
Rechtsgrundlage von Arbeitsverträgen<br />
außer Kraft zu setzen.<br />
Letztendlich wäre nur ein Tarifvertrag<br />
ein legalen Weg. Der<br />
kommt aber in der Unternehmensphilosophie<br />
der DEKRA-Führungskräfte<br />
nicht vor.<br />
W. Gerhard<br />
Erstmalige Betriebsratswahl bei did –<br />
mit den (leider) üblichen Hindernissen<br />
did ist eine Sprachschule in Sachsenhausen<br />
mit etwa 30 Beschäftigten.<br />
Die hatten genug davon, wie mit<br />
ihnen jahrelang verfahren wurde,<br />
und sie bereiteten eine Betriebsratswahl<br />
vor, um Abhilfe zu schaffen.<br />
Das war schon der zweite Versuch.<br />
Beim ersten hatten sie sich ihre<br />
Rechte von der Geschäftsleitung<br />
zugunsten einer völlig rechtlosen<br />
„Mitarbeitervertretung“ ohne gesetzliche<br />
Grundlage abschwatzen<br />
lassen. Der Arbeitgeber verweigerte<br />
nun jede Zusammenarbeit und begann,<br />
massiven Druck gegen die<br />
Wahl zu entfalten.<br />
Eine Woche vor der geplanten<br />
Wahl des Wahlvorstandes wußten<br />
die gequälten Aktivisten nicht<br />
mehr weiter – und hatten eine rettende<br />
Idee. Sie riefen bei der <strong>GEW</strong><br />
an – und die half.<br />
Unterm Strich: Von drei<br />
schließlich gewählten Wahlvorstandsmitgliedern<br />
wurden zwei<br />
zwangsversetzt bzw. einer wurde<br />
zusätzlich fristlos gekündigt und<br />
einem wurde das Gehalt drastisch<br />
gekürzt. Der Arbeitgeber versuchte<br />
mit einer Einstweiligen Verfügung,<br />
die Wahl zu verhindern, weil<br />
auf der Wählerliste angebliche<br />
d<br />
i<br />
d<br />
Honorarkräfte aufgeführt seien,<br />
was einen drei – statt eines einköpfigen<br />
Betriebsrats zur Folge hätte.<br />
Eine Stunde vor der angesetzten<br />
Betriebsratswahl lehnte das Arbeitsgericht<br />
den Antrag des Arbeitgebers<br />
ab. Drei Stunden später<br />
waren bei einer Beteiligung von<br />
90% alle drei – zusammen mit<br />
anderen frisch eingetretenen – Kandidaten<br />
der <strong>GEW</strong> mit einem glänzenden<br />
Ergebnis gewählt.<br />
Juristisch wird es noch eine<br />
Weile dauern, bis die Verfolgungsmaßnahmen<br />
gegen Wahlvorstand<br />
und Betriebsrat abgearbeitet sind.<br />
Aber der Arbeitgeber scheint zu begreifen,<br />
daß er dabei nicht gewinnen<br />
kann und zeigt ernstzunehmende<br />
Anzeichen, sich an die bestehenden<br />
Gesetze zu halten. Demnächst<br />
wird eine erste Betriebsvereinbarung<br />
zum Konfliktthema Arbeitszeit<br />
verhandelt. Standhaftigkeit<br />
und Mut machen sich eben<br />
bezahlt.<br />
Hajo Dröll
SEITE 16<br />
FRANKFURT<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
Diskussion über Bildungsstandards und Vergleichsarbeiten<br />
Auf einem „Expertengespräch“ des <strong>GEW</strong>-<br />
Landesverbands Hessen am 26. Januar<br />
2004 zum Thema „Bildungsstandards und<br />
Vergleichsarbeiten“ wurden diese auf<br />
dem Hintergrund der Bildungsökonomisierung<br />
kontrovers diskutiert. Prof. Eiko<br />
Jürgens von der Universität Bielefeld trug<br />
folgende Thesen vor:<br />
1) Wenn es das existenzielle, grundgesetzlich<br />
verankerte Ziel der Politik ist.,<br />
die Bundesrepublik Deutschland zu einer<br />
humanen, demokratischen Gesellschaft<br />
zu entwickeln, dann bleibt Bil-<br />
scher Bildung, sondern deren Vermögen,<br />
Humanität für jeden Menschen<br />
erreichbar zu machen.<br />
4) Die Bildungsidee gewinnt ihre<br />
„zeitlose“, herausragende Bedeutung,<br />
indem sie als Chance zu verstehen ist,<br />
der wachsenden Verzweckung und<br />
Funktionalisierung des Menschen, u.a.<br />
durch immer stärkere Anpassung an<br />
ökonomische Effizienzkriterien, wirkungsvoll<br />
entgegenzuwirken.<br />
5) Bildungsstandards müssen (und<br />
können) neben weiteren diesem Bil-<br />
dung als Leitidee der Funktion von<br />
Schule unverzichtbar.<br />
2) Unter der Voraussetzung, dass das<br />
Ziel einer humanen und demokratischen<br />
Gesellschaft keine Sonntagsrede<br />
ist, sondern gelebter Alltag sein soll, ist<br />
die derzeitige Debatte um die Zuspitzung<br />
und Präzisierung des bisherigen<br />
(schulischen) Bildungsbegriffs auf einen<br />
„pragmatischen“ irreführend.<br />
3) Nicht Gewährleistung von Pragmatismus<br />
oder Idealismus ist das Prüfkriterium<br />
für die Sinnhaftigkeit schulidungsziel<br />
verpflichtet sein und sind<br />
dann selbstverständlich zu begrüßen.<br />
Entsprechende Kompetenzmodelle ließen<br />
sich entwickeln.<br />
6) Das Recht auf Bildung ist eine gesellschaftliche<br />
Aufgabe, mit der sichergestellt<br />
werden soll, dass Schülerinnen<br />
und Schüler, die die Schulpflicht abgeleistet<br />
haben, mindestens über eine<br />
vergleichbare Grundbildung verfügen<br />
können (müssen). Folgerichtig sind<br />
demgemäß Bildungsstandards als Mindeststandards<br />
zu definieren, die durch<br />
darauf aufbauende weitere Kompetenzstufen<br />
ergänzt. werden können<br />
bzw. sollten (Profilbildung). Bildungsstandards<br />
dienen ausschließlich dem<br />
Systemmonitoring. Für die Durchführung<br />
individueller Leistungsvergleiche<br />
sind sie ungeeignet …<br />
In Ergänzung veröffentlichen wir den<br />
Beitrag von Eiko Jürgens aus der<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Rundschau vom 25.11.2003<br />
Altes ein wenig aufbereitet<br />
Die Kultusministerkonferenz ist mit „Leistungsstandards“ nicht auf der Höhe der Zeit<br />
Die Kultusministerkonferenz (KMK)<br />
will Ernst machen mit dem Systemwechsel.<br />
Künftig soll bundesweit<br />
überprüft werden, über welche<br />
Kompetenzen die Jugendlichen verfügen,<br />
wenn sie ihre Schul-Laufbahn<br />
beenden. Der Anfang dazu wurde<br />
mit Entwürfen zu Bildungsstandards<br />
für den mittleren Bildungsabschluss<br />
in den Fächern Deutsch, Mathematik<br />
und erste Fremdsprache gemacht.<br />
Deren Einführung soll noch im Dezember<br />
beschlossen werden.<br />
Mit Bildungsstandards hofft<br />
man Instrumente in der Hand zu haben,<br />
mit denen der Lern- und Leistungsertrag<br />
(„Output“) der Schulen<br />
gemessen werden kann. Weil Bildung<br />
ein komplexer Begriff ist, der<br />
sehr Unterschiedliches bedeuten und<br />
mit dem Verschiedenartiges begründet<br />
werden kann, ist es wichtig, nach<br />
dem Bildungsverständnis in den<br />
KMK-Entwürfen zu fragen. Von der<br />
Antwort wird es beispielsweise entscheidend<br />
abhängen, ob die angestrebte<br />
Qualitätssteigerung der „besseren“<br />
Bildung aller Kinder und Jugendlichen<br />
zugute kommt.<br />
Sind Standards Instrumente zur<br />
Förderung oder zur Auslese? Dass<br />
diese Alternative überhaupt besteht,<br />
hängt mit der selektiven<br />
Struktur des Schulsystems und den<br />
Ergebnissen der Pisa-Studie zusammen.<br />
Denen zufolge ist nämlich im<br />
deutschen Schulsystem die Leistungsschere<br />
zwischen Schülern aus<br />
bildungsbürgerlichen und sozial<br />
benachteiligten Milieus besonders<br />
groß. Daher ist es verständlich,<br />
wenn von vornherein Skepsis gegenüber<br />
Instrumenten aufkommt,<br />
die beides sein können – Reformelemente<br />
für eine individuell förderliche<br />
Schul- und Unterrichtsentwicklung<br />
oder Werkzeuge zur besseren<br />
Steuerung von Schülerströmen<br />
und Lebenschancen.<br />
Die Idee, durch Standards das<br />
Schulsystem in seiner Bildungsqualität<br />
voranzubringen, ist international<br />
überwiegend erfolgreich verlaufen.<br />
Zumindest dort, wo man<br />
diese als normative Erwartungen,<br />
so genannte curriculare Standards,<br />
formuliert hat und diese außerdem<br />
ausschließlich für die Überprüfung<br />
der Bildungswirksamkeit der gesamten<br />
Schullandschaft („Systemmonitoring“)<br />
verwendet. Unter<br />
dieser Prämisse können Bildungsstandards<br />
als Beitrag zur Qualitätsentwicklung<br />
unserer Schulen betrachtet<br />
werden.<br />
Schulsystemübergreifende Gültigkeit<br />
von Standards ermöglicht den<br />
Schulen, die Qualität der eigenen<br />
Arbeit an Grundbildungs-Mindeststandards<br />
zu orientieren. Allerdings<br />
wird damit noch gar nichts über<br />
„Produktqualität“, über notwendige<br />
Bildung und Bildungsziele gesagt.<br />
Was könnte, was sollte dazu<br />
zählen? Bildung als Befähigung zur<br />
Mündigkeit, sich seines eigenen<br />
Verstandes selbstkritisch bedienen<br />
zu wollen und zu können. Kompetenz<br />
zu demokratischem Denken<br />
und Handeln. Das Vermögen, seine<br />
inneren und äußeren „subjektiven“<br />
Wahrheiten in Frage zu stellen.<br />
Wissen, das mit der Persönlichkeitsentfaltung<br />
verknüpft wird.<br />
Trägt man solche bildungsnormativen<br />
Erwartungen an die KMK-<br />
Entwürfe heran, macht sich Enttäuschung<br />
breit: Den geplanten Bildungsstandards<br />
für den mittleren<br />
Bildungsabschluss fehlt der Anspruch,<br />
(Selbst-)Reflexivität und<br />
(Selbst-)Distanzierung zum pädagogisch-didaktischen<br />
Prinzip zu machen.<br />
Allenfalls am Rande ist erkennbar,<br />
dass Bildung mit Humanisierung,<br />
Demokratiefähigkeit und<br />
(selbst-)befreiender Erkenntnis zu<br />
tun hat. Demgegenüber überwiegen<br />
die nach „Nützlichkeit“ ausgewählten<br />
Erwartungen, die den Schüler als<br />
funktionierendes, an fachbezogene<br />
Anforderungen angepasstes Objekt<br />
verstehen.<br />
Außerdem wird die ethische<br />
Dimension von Bildung in den<br />
KMK-Entwürfen über weite Strecken<br />
unterschlagen. Hauptsächlich<br />
geht es um fachliche Ausbildung<br />
und Qualifizierung, um Wissens-<br />
vermittlung und Wissensansammlung,<br />
um den Nachweis fachlicher<br />
Anforderungsprofile.<br />
Die KMK-Entwürfe für Bildungsstandards<br />
für den mittleren<br />
Abschluss lassen den Verdacht aufkommen,<br />
dass sie – nimmt man die<br />
Fächer Deutsch und Mathematik –<br />
vermutlich aus der Essenz eingedampfter,<br />
schon länger in Gebrauch<br />
befindlicher Lehrpläne einiger<br />
Länder gewonnen wurden.<br />
Richtigerweise sollte deshalb nicht<br />
von Bildungs-, sondern von „anforderungsbezogenen<br />
Leistungsstandards“<br />
gesprochen werden.<br />
Hinzu kommt, dass die Bildungsstandards<br />
der KMK nicht als<br />
Mindest-, sondern als Regelstandards<br />
entworfen wurden. Während<br />
Mindeststandards als Verpflichtung<br />
für jede Schule verstanden werden,<br />
dafür zu sorgen, dass alle ihre Schüler<br />
diese Linie nicht unterschreiten, steckt<br />
in der Formulierung eines Standards<br />
als Regelgröße von vornherein die<br />
Abweichung vom Durchschnitt.<br />
Regelstandards passen allerdings<br />
hervorragend in unser jetziges<br />
Schulsystem. Dort herrscht ein Menschenbild<br />
vor, das dazu herhalten<br />
muss, von vornherein eine Anzahl<br />
von Heranwachsenden in allen<br />
Schulformen als nicht hinreichend<br />
„bildungsfähig“ abzustempeln. Die<br />
KMK steht deshalb vor der politischen<br />
Entscheidung, Bildungsstandards<br />
tatsächlich für die Verbesserung<br />
der schulischen Bildung und der<br />
schulischen Laufbahnchancen aller<br />
zu nutzen – oder zur Rechtfertigung<br />
weiterer Ungleichheit. Letzteres mag<br />
künftig auf höherem „Objektivitätsniveau“<br />
funktionieren. Die fachliche<br />
Bildungsqualität dürfte so dürftig<br />
wie bisher bleiben.<br />
Was wir als demokratische Gesellschaft<br />
brauchen, ist unstrittig.<br />
Eine Schulpolitik, die die Hervorbringung<br />
von Bildungsarmut verhindern<br />
will. Richtig verstandene<br />
Standards können das.<br />
Eiko Jürgens in FR 25.11.03<br />
„Warum trifft es immer Schulen<br />
mit hohem Anteil von Migrantenkindern?“<br />
Unter diesem Titel, der letzten FLZ<br />
entlehnt, veranstaltete die Kommunale<br />
Ausländervertretung (KAV)<br />
am 7. 2. 2004 ein Hearing zu den<br />
von Schließungen bedrohten Elly-<br />
Heuss-Knapp-Schule und der<br />
Heinrich-von-Stephan-Schule –<br />
beides Berufliche Schulen – sowie<br />
der Herderschule, dem Gymnasium<br />
mit dem höchsten Anteil von<br />
Kindern mit Migrationshintergrund<br />
in <strong>Frankfurt</strong>. Von allen drei<br />
Schulen waren größere Delegationen<br />
von SchülerInnen, LehrerInnen<br />
und auch Eltern gekommen, um<br />
ihre Schulen zu verteidigen.<br />
Auf dem Bild demonstrieren SchülerInnen<br />
der Elly-Heuss-Knapp-<br />
Schule vor Beginn des Hearings vor<br />
dem Römer. Redaktion<br />
Lumpenball in <strong>Frankfurt</strong><br />
Am 24. Januar verlieh Bundes-Bildungsministerin<br />
Bulmahn im exklusiven<br />
Ambiente der <strong>Frankfurt</strong>er Alten<br />
Oper den Inovationspreis der<br />
deutschen Wirtschaft. Für 360 Euro<br />
konnten auserlesene Gäste an der<br />
Gala-Night des Wirtschaftsclub<br />
Rhein-Main teil nehmen. Vorstandsvorsitzende,<br />
Geschäftsführer und<br />
Vorstandsmitglieder frönten dem<br />
Motto „Mit Innovation gegen Stagnation“.<br />
Vor der Tür der Alten<br />
Oper sorgte ein massives Aufgebot<br />
an Ordnungskräften für den „ungestörten“<br />
Ablauf der Veranstaltung.<br />
Ca. 600 protestierende StudentInnen,<br />
GewerkschafterInnen, FriedensaktivistInnen,<br />
die sich im Aktionsbündnis<br />
„Lumpenball“ zusammengeschlossen<br />
hatten, wollten<br />
auf ihre Art am „Lumpenball“<br />
teilnehmen. Sie forderten eine soziale<br />
Umverteilung des Reichtums.<br />
Gregor Böckermann (Initiative Ordensleute<br />
für den Frieden), Angelika<br />
Wahl (<strong>Frankfurt</strong>er Bündnis gegen<br />
den Krieg), Katinka Poensgen<br />
(IG-Metall), Bettina Herold<br />
(Streikbüro der Uni-<strong>Frankfurt</strong>),<br />
Angelika Beier (DGB Hessen/Thüringen)<br />
und Rainer Roth (Fachhochschule<br />
<strong>Frankfurt</strong>) zeigten in<br />
ihren prägnanten Redebeiträgen<br />
auf, wie durch die aktuelle Steuerund<br />
Sozialpolitik Arme noch ärmer,<br />
Reiche immer reicher gemacht<br />
werden. Karola Stötzel (stellv.<br />
<strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende) moderierte<br />
und ergänzte die Kundgebungsbeiträge<br />
unter dem Motto:<br />
Umsteuern statt Sozialabbau – Abrüstung<br />
statt Bildungsklau<br />
Eingerahmt wurde die Protestveranstaltung<br />
durch kulturelle<br />
Beiträge. Erich Schaffner trug historische<br />
Zitate, Gedichte und<br />
Spottgesänge vor, die an ihrer politischen<br />
Aktualität nichts eingebüßt<br />
haben. Tucholsky und Heine<br />
hatten zu ihrer Zeit bereits den<br />
Nagel auf den Kopf getroffen.<br />
Die Metaller-Arbeitslosen-Initiative<br />
schritt zur Musik von Kurt<br />
Weill nach Szenen aus Brechts<br />
„Aufstieg und Fall der Stadt<br />
Mahagonny“ als gut gekleidete<br />
„Bourgois“ vor der Alten Oper auf<br />
und ab. (...) Ein „Goldenes Kalb“<br />
neben einem Misthaufen postiert<br />
und ein Transparent symbolisierten<br />
das Motto der Veranstaltung: „Mit<br />
dem Mist verhält es sich wie mit<br />
dem Reichtum: Gut verteilt bringt<br />
er das Land zum Blühen – auf einem<br />
Haufen stinkt’s“.<br />
Redaktion
FLZ Nr. 1/04 FRANKFURT<br />
SEITE 17<br />
30.1.2004 – Aktion vor dem Staatlichen Schulamt<br />
zum Schulhalbjahreswechsel<br />
längerung und Gehaltskürzungen<br />
bei den Lehrkräften im Dienst und<br />
Ärger an den Schulen.<br />
(...)<br />
„Natürlich könne es trotz aller<br />
Kraftanstrengungen vorkommen,<br />
dass vereinzelt einmal kurzfristig<br />
Unterricht ausfällt“, sagte<br />
Kultusministerin Wolff am Mittwoch.<br />
Wie müssen sich Eltern und Kollegien<br />
fühlen, wenn sie erleben, dass<br />
an ihrer Schule 1 Lehrkraft fehlt,<br />
eine weitere zum Halbjahreswechsel<br />
in Pension geht, eine weitere einen<br />
Monat später in Mutterschaftsurlaub<br />
geht, im Mai vielleicht eine<br />
Referendarin in die Arbeitslosigkeit<br />
entlassen wird – und dass all dies<br />
„aufgefangen“ werden soll durch die<br />
Abordnung einer Kollegin aus einer<br />
anderen Schule, einen Zweidrittel-<br />
Vertretungsvertrag und sonst nichts.<br />
Strafanzeige gegen FLZ-Autor!<br />
In Sachen VHS gehen der zuständigen<br />
Dezernentin Ebeling offenbar<br />
sämtliche Argumente aus. Abermals<br />
wurde die Justiz gegen <strong>GEW</strong>-Publikationen<br />
bemüht, um die kritische<br />
Auseinandersetzung mit den mehr<br />
als fragwürdigen Begleitumständen<br />
der damaligen VHS-Affäre zu unterbinden.<br />
<strong>Diesmal</strong> stellte der Magistrat<br />
der Stadt <strong>Frankfurt</strong>, vertreten<br />
durch das Personal- und Organisationsamt<br />
(POA), Strafanzeige wegen<br />
„übler Nachrede“ gegen Kollegen<br />
Walentowitz und alle für die kritische<br />
VHS-Berichterstattung in der<br />
FLZ 3 / 2003 verantwortlichen Personen.<br />
Eine solche Straftat kann<br />
nach § 186 StGB mit Freiheitsstrafe<br />
bis zu zwei Jahren oder aber Geldstrafe<br />
geahndet werden.<br />
Unter der Überschrift „Bespitzelungen,<br />
Denunziationen, Überwachungen<br />
und Gesinnungsschnüffelei...<br />
– Ein Lehrstück über<br />
Und wenn daraus das Schulamt eine<br />
Unterrichtsversorgung von 101%<br />
errechnet.<br />
Diese Eltern, Schüler und LehrerInnen<br />
müssen sich doch vollkommen<br />
verschaukelt fühlen.<br />
„Das Chaos findet nicht statt“<br />
sagt Frau Wolff – dank der Operation<br />
„Sichere Zukunft“.<br />
Wir wissen es besser: Das Chaos<br />
findet vor Ort statt, dort, wo beständig<br />
Klassen aufgelöst und zu-<br />
sammengelegt werden, wo das sensible<br />
Gefüge von Schulanfängern<br />
von Anfang an von dem Wind der<br />
Aktion „Finsteres Hessen“ durcheinandergewirbelt<br />
wird, wo Wurzeln<br />
ausgerissen werden, wo emotionale<br />
und pädagogische Bindungen<br />
zerrissen werden.<br />
Wer ständig an der zu kurzen<br />
Personaldecke der Schulen zieht,<br />
vergiftet das Lernklima in den<br />
Schulen.<br />
Eltern wissen sehr genau, dass<br />
in einem unübersichtlichen und bedrohlichen,<br />
weil prekären Arbeitsmarkt<br />
die Erwachsenen von morgen<br />
die besten Qualifikationen,<br />
eine sehr gute Bildung und eine<br />
gefestigte und kritische Persönlichkeitsstruktur<br />
benötigen.<br />
Was nützen uns die IGLU-Ergebnisse<br />
von gestern, wenn Bildungsabbau<br />
in der zweiten Regie-<br />
die schleichende Aushöhlung demokratischer<br />
Rechte und Gepflogenheiten<br />
an der <strong>Frankfurt</strong>er VHS<br />
unter Kuldschun und Ebeling“<br />
wurde in dem FLZ-Artikel eine<br />
ausgedehnte, von Arbeitgeberseite<br />
unterstützte Verdachts- und Überwachungskultur<br />
offengelegt und<br />
angeprangert.<br />
Dem Artikel von Walentowitz<br />
können die Anzeigensteller keine falsche<br />
Darstellung im Detail nachweisen.<br />
Sie halten den Verfasser allerdings<br />
für nicht befugt, vertrauliche<br />
Schriftwechsel und interne Vermerke<br />
öffentlich zu machen und beschweren<br />
sich über dessen angeblich<br />
inakzeptable Kommentierung der<br />
Vorgänge. Die FLZ wird die Leser/<br />
innenschaft über diesen erneuten<br />
Angriff gegen die gewerkschaftliche<br />
Presse- und Meinungsfreiheit auf<br />
dem Laufenden halten.<br />
Red.<br />
Die <strong>GEW</strong> wird heute vor dem<br />
Staatlichen Schulamt als Außenstelle<br />
des Kultusministeriums 250<br />
Luftballons platzen lassen, einen<br />
für jeden der 250 <strong>Frankfurt</strong>er Referendare,<br />
die zwischen Oktober<br />
2003 und Mai 2004 Examen machen,<br />
aber nicht eingestellt werden,<br />
obwohl sie an den Schulen dringend<br />
gebraucht werden.<br />
Stattdessen bietet Frau Wolff<br />
hochmotivierende Arbeitszeitverrungsperiode<br />
der CDU in Hessen<br />
ganz offensichtlich zum Regierungsprogramm<br />
wird!<br />
40% aller Vertretungsverträge<br />
sind in <strong>Frankfurt</strong> nicht verlängert<br />
worden, im Landesdurchschnitt<br />
waren es 22%. Das zerstört pädagogische<br />
Kontinuität!<br />
Nur 30% der ausscheidenden<br />
LehrerInnen wurden in <strong>Frankfurt</strong><br />
ersetzt.<br />
Kultusministerin Wolff setzt<br />
nicht auf ausgebildete<br />
Referendare, sie<br />
setzt auf Ausbeutung<br />
der Lehrkräfte<br />
durch Arbeitszeitverlängerung.<br />
Damit konnte sie<br />
in <strong>Frankfurt</strong> rein<br />
rechnerisch 110 Lehrerstellen<br />
einsparen.<br />
Macht 3,3 Millionen<br />
Euro für unentgeltliche<br />
Mehrarbeit<br />
allein in <strong>Frankfurt</strong><br />
und 4.500 geprellte<br />
LehrerInnen.<br />
Weitere 3 Mio<br />
Euro hat die hessische<br />
Landesregierung<br />
den Lehrkräften<br />
in <strong>Frankfurt</strong> mit<br />
den Gehaltskürzungen<br />
im Dezember<br />
abgenommen. Das<br />
entspräche immerhin<br />
dem Gegenwert von<br />
80 LehrerInnen, die<br />
aber nicht eingestellt werden.<br />
Ein fatales Signal an die im<br />
Oktober entlassenen und im Mai<br />
ausscheidenden rund 250 Referendare.<br />
Inzwischen hangelt sich die hessische<br />
Landesregierung von Halbjahr<br />
zu Halbjahr, weil sie genau<br />
weiß, dass es immer enger wird.<br />
In den meisten hessischen Schulämtern<br />
wurden sämtliche Vertretungsmittel<br />
für das Jahr 2004 bereits<br />
im Januar ausgegeben.<br />
Der Kampf um den Ersatz ausscheidender<br />
Lehrkräfte hat bereits<br />
begonnen – und er wird sich zum<br />
Schuljahreswechsel im Sommer zuspitzen.<br />
In 2005 werden es bereits<br />
rund 2.000 sein, ansteigend bis<br />
2011 mit rund 2.800 ausscheidenden<br />
LehrerInnen !<br />
Eltern, Schüler und Lehrkräfte<br />
sind weniger denn je bereit, eine<br />
„Klaa Paris Helau“ hieß es auch bei<br />
der Gruppe KLARtext, die sich beim<br />
diesjährigen Faschingsabschluss in<br />
Heddernheim einreihte. Unter dem<br />
Motto „Hartz hat seinen Superstar –<br />
Heesters schafft bis 100 Jahr“ wur-<br />
Politik durchgehen zu lassen, die<br />
den Staat und das Recht auf Bildung<br />
demontiert.<br />
Der hessische Herbst 2003<br />
wird in die Geschichte Hessens eingehen<br />
als Synonym für soziale Kälte,<br />
breitest mögliche Demotivierung<br />
im Öffentlichen Dienst und<br />
gleichzeitig weiter wachsende Zerrüttung<br />
der Staatsfinanzen in Hessen.<br />
Die Landesregierung subventioniert<br />
die Falschen. Dazu 2 Beispiele:<br />
Durch die Nichterhebung der<br />
Vermögensteuer und damit durch<br />
die Suventionierung der Reichen<br />
gehen Hessen bis zu 3 Mrd Euro<br />
pro Jahr verloren.<br />
Durch unzureichende Steuerund<br />
Betriebsprüfung gewährt die<br />
hessische Landesregierung insbesondere<br />
den Konzernen mehrere Milliarden<br />
Euro an Subventionen.<br />
Und deshalb wird das Land<br />
auch weiter in die Schuldenfalle<br />
laufen.<br />
Zum Ende der Legislaturperiode<br />
plant Ministerpräsident Koch<br />
über 5 Milliarden Euro neue Schulden.<br />
Und so sieht die Generationengerechtigkeit<br />
im Lande Hessen aus:<br />
Zerrüttete Staatsfinanzen und<br />
Bildungs- und Sozialklau!.<br />
Beides aber werden sich intelligente<br />
Menschen auf Dauer nicht<br />
bieten lassen!<br />
Der Bezirksvorsitzende Herbert<br />
Storn richtete folgende Botschaft<br />
an den Schulamtsleiter Eifert,<br />
der am Montag die protestierenden<br />
Eltern und Schüler der<br />
Astrid-Lindgren-Schule aus dem<br />
Schulamt ausgeschlossen und seine<br />
Mitarbeiter angewiesen hatte,<br />
nicht vor dem Schulamt zu den<br />
Eltern und Schülern zu sprechen:<br />
Ein Schulamt, das seine Entscheidungen<br />
oder seine Umsetzung<br />
der Wiesbadener Politik nicht mit<br />
Eltern und Schülern diskutiert und<br />
sich vor deren Protest ein-igelt, hat<br />
seinen Anspruch auf kommunikative<br />
Kompetenz verspielt.<br />
Statt mit den Betroffenen nach<br />
gemeinsamen Wegen zu suchen, ignoriert<br />
man ihre Vorstellungen,<br />
beantwortet ihre Briefe nicht, zeigt<br />
ihnen die kalte Schulter.<br />
Herbert Storn 30-1-2004<br />
den die Hartzpläne aufs Korn genommen,<br />
die eine Verlängerung der<br />
Lebensarbeitszeit vorsehen. Lauter<br />
100-jährige Heesters-Klone fanden<br />
„Rente? Wir wollen’s doch nicht<br />
übertreiben.“<br />
Weniger Arbeit<br />
oder mehr<br />
oder weniger<br />
Mehrarbeit ?<br />
Eine Irritation<br />
von Amtes wegen<br />
Vom 1. Januar 2004 ab haben<br />
Lehrkräfte eine Verringerung ihrer<br />
Unterrichtsverpflichtung um<br />
0, 5 Unterrichtsstunden, aber nur,<br />
wenn sie das 50. Lebensjahr vollendet<br />
haben.<br />
Sind sie 55 Jahre alt, die<br />
Glücklichen, dann kommt noch<br />
eine Stunde weg, aber nur, wenn<br />
sie mindestens 3/4 der wöchentlichen<br />
Stundenzahl arbeiten („Altersentlastung“).<br />
Selig die 60-Jährigen,<br />
aber nur, wenn sie noch im<br />
Dienst sind und sogar mindestens<br />
3/4 der wöchentlichen Arbeitszeit<br />
durchstehen: Verringerung der<br />
Unterrichtsverpflichtung um eine<br />
Stunde und zwei Stunden Altersentlastung<br />
!<br />
Die Landesregierung meint es<br />
gut mit uns älteren Kolleginnen<br />
und Kollegen und verringert unsere<br />
Arbeitszeit, damit wir Arzttermine<br />
wahrnehmen und Rückengymnastik<br />
machen können<br />
und deshalb bis 67 durchhalten<br />
können.<br />
Aber wehe den 35 – 50 Jährigen:<br />
eine Stunde mehr (auf‘s Arbeitszeitkonto)<br />
und eine Stunde<br />
mehr durch die „Operation Sichere<br />
Zukunft“! Aber es könnte auch<br />
für euch weniger sein, aber nur,<br />
wenn ihr auf Teilzeit geht. Aber<br />
bei einer Stunde auf‘s Arbeitszeitkonto<br />
gibt es kein Weniger, also<br />
auch bei Teilzeit ist es mehr oder<br />
weniger Mehrarbeit !<br />
Das alles geht nach der „Verordnung<br />
zur Änderung der Verordnung<br />
über die Pflichtstunden<br />
der Lehrkräfte...“(vom 3. Dez.<br />
2003), und die sagt uns die Details<br />
der Verminderung der Mehrarbeit.<br />
Also doch eine echte Verminderung,<br />
die sich vielleicht im §1<br />
(6) versteckt hat ? Zitieren wir, um<br />
sie zu entdecken:<br />
Bei Lehrkräften, deren<br />
Pflichtstundenzahl nach § 85 a<br />
des Hessischen Beamtengeetzes<br />
ermäßigt worden ist, verringert<br />
sich das Mindestmaß des Unterrichtseinsatzes<br />
nach Abs.2 Nr. 5<br />
Buchst. a, Nr. 6 Buchst. a, nr. 7<br />
Buchst. a, Nr. 8 Buchst. a, und Nr.<br />
9 Buchst. a entsprechend dem<br />
Umfang der ermäßigten Unterrichtsverpflichtung.“<br />
Wenn für euch immer noch<br />
keine Verminderung der Arbeitszeit<br />
in Sicht ist, dann versucht es<br />
doch einmal mit einer geschickten<br />
Kombination von Teilldienstfähigkeit<br />
mit Altersteilzeit oder einer<br />
Pflichtstunden – Ermäßigung<br />
nach § 19 oder § 20 der Pflichtstundenverordnung.<br />
Wenn das alles immer noch<br />
nichts nützt, bitte nicht verzweifeln,<br />
nicht krank werden, sondern<br />
– trotz alledem – ansparen, ansparen:<br />
das Sabbatjahr ist die geilste<br />
Arbeitszeitverminderung, die es<br />
gibt – zumindest während der<br />
langjährigen Dienstzeit.<br />
Danach kommt aber noch<br />
eine bessere: der mühsam erreichte,<br />
oft teuer bezahlte, wohlverdiente<br />
vorzeitige Ruhestand.<br />
– Bleibt gesund bis dahin !<br />
Das wünscht euch euer gewerkschaftlicher<br />
Verordnungsexperte<br />
im BV <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Hans Wedel
SEITE 18<br />
EU-VERFASSUNG<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
EU-Verfassungsentwurf –<br />
Das Ende des öffentlichen Dienstes?<br />
Offener Brief<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
unsere Vorsitzende, Kollegin Eva-<br />
Maria Stange, sprach sich anlässlich<br />
des Neujahrsempfangs des DGB am<br />
10. Januar 2004 in <strong>Frankfurt</strong>/Main<br />
für eine „Volksabstimmung“ über<br />
den Entwurf einer Verfassung für Europa<br />
(vorgelegt vom „Konvent“)<br />
aus. Sie begründete dies auch mit der<br />
Erfahrung, dass gegen alle Prinzipien<br />
der Demokratie das Grundgesetz<br />
der Bundes-republik den Menschen<br />
in den Beitrittsländern aus der ehemaligen<br />
DDR „übergestülpt“ wurde<br />
(sinngemäß).<br />
Wir – die Unterzeichner/innen<br />
– begrüßen dieses Engagement für<br />
den Respekt vor den Prinzipien der<br />
Demokratie und sind der Auffassung,<br />
dass alle Einzelgewerkschaften<br />
und der DGB jetzt, ab sofort,<br />
alle Gewerkschafter/innen und alle<br />
Arbeitnehmer/innen und die gesamte<br />
Gesellschaft über den „Konventsentwurf“<br />
informieren und<br />
über die Gefahren aufklären müssen,<br />
die mit ihm verbunden sind.<br />
Denn nur auf der Grundlage<br />
wahrheitsgemäßer Informationen<br />
sind die Arbeitnehmer in Deutschland<br />
und in Gesamteuropa in der<br />
Lage, ein ihren Interessen gemäßes<br />
Votum abzugeben.<br />
Von welchen Gefahren müssen<br />
wir sprechen ?<br />
1. Der Konvent will die „freie<br />
Marktwirtschaft mit offenem Wettbewerb“<br />
zu einem Verfassungsgebot<br />
Selbst die gewerkschaftlichen Verlautbarungen<br />
huldigen bisher nur<br />
allzu oft einem unreflektierten<br />
Wachstumsfetischismus. Es ist daher<br />
erfreulich, dass sich am 2. Februar<br />
Spitzenvertreter des Europäischen<br />
Gewerkschaftsbundes mit Sitz in<br />
Brüssel (EGB) und der Europäischen<br />
Plattform des Nichtregierungsorganisationen<br />
(NGOs) für soziale Fragen<br />
sowie des Europäischen Umweltbüros<br />
zu einer gemeinsamen Konferenz<br />
in Dublin trafen.<br />
Sie hatte das Thema „Investing<br />
in Sustainable Development“, also<br />
„Investieren in eine nachhaltige<br />
Entwicklung“ und soll die derzeitige<br />
irische EU-Präsidentschaft anspornen,<br />
den Umweltfaktor zu betonen.<br />
Auch wenn die Eröffnungsrede<br />
des DGB-Generalsekretärs<br />
John Monks recht allgemein und<br />
moderat warf, hier einige Auszüge<br />
(aus dem Englischen übersetzt):<br />
„Die Beziehung zwischen Gewerkschaften<br />
und Nichtregierungsorganisationen<br />
(NGOs) sind nicht<br />
immer reibungslos gewesen. Wir<br />
haben unterschiedliche Strukturen<br />
und Traditionen. Doch ein so wichtiges<br />
Anliegen wie die nachhaltige<br />
erheben. Das steht in totalem und<br />
unversöhnlichen Widerspruch zur<br />
„Sozialen Marktwirtschaft“ gemäß<br />
Grundgesetz. „Freie Marktwirtschaft<br />
mit offenem Wettbewerb“ bedeutet:<br />
Entfesselung der Konkurrenz<br />
unter den Arbeitnehmern, und zwar<br />
in der ganzen Europäischen Union.<br />
Ihr Zweck: Radikale Senkung der<br />
Einkommen und massenhafte Präkarisierung<br />
der Arbeitsplätze.<br />
Veranstaltungshinweis<br />
tisierung und Deregulierung bis zur<br />
völligen Zertrümmerung der öffentlichen<br />
Daseinsvorsorge.<br />
2. Das gesamte öffentliche System<br />
von Erziehung, Bildung, Unterricht<br />
wird nicht als Staatlicher Hoheitsbereich<br />
definiert und dies lässt<br />
nur einen Schluß zu: Es soll ebenfalls<br />
dem „Wettbewerb“ ausgesetzt werden,<br />
wie dies seit langem im Rahmen<br />
„Soziales Europa in dieser Verfassung?“<br />
Entwicklung macht eine Zusammenarbeit<br />
unerlässlich. Deshalb<br />
freue ich mich, diese Konferenz mit<br />
Freunden der NGO-Gemeinde zu<br />
veranstalten …<br />
Wir brauchen einen neuen Anlauf<br />
für eine nachhaltige Entwicklung,<br />
die eine substantielle Umlenkung<br />
von privaten und öffentlichen<br />
Investitionen in nachhaltige Technologien<br />
anstrebt …<br />
Europa investiert auch sehr<br />
wenig in die Ausbildung. Fast 20%<br />
der jungen Leute verlassen die<br />
Schule ohne eine Qualifikation und<br />
im Jahr 2015 wird es in Europa 1<br />
Million weniger Lehrer geben, als<br />
nötig wären …<br />
Wir glauben, dass die Investitionen<br />
in Infrastruktur und den<br />
Wissenssektor als Beitrag zu einer<br />
nachhaltigen Entwicklung ergänzt<br />
werden müssen durch Investitionen,<br />
die die städtischen Umweltprobleme<br />
lösen.... Unser gemeinsames<br />
Manifest betont die Nachhaltigkeit<br />
im Bereich des Wohnens<br />
und des Transports …<br />
Der EGB glaubt, dass eine<br />
sinnvolle Strategie folgende Punkte<br />
enthalten muss:<br />
Mit Eva Maria Stange und<br />
anderen ExpertInnen<br />
1. April 2004, 19.30 Uhr DGB-Haus, Wilh.-Leuschner-Str.<br />
12 Jahre Bilanz der Wirkungsweise<br />
der EU-Kommission und des<br />
Ministerrates auf der Grundlage des<br />
Maastrichter Vertrages belegen: Die<br />
Privatisierung und Deregulierung der<br />
früheren „Staatsmonopole“ von<br />
Post und Bahn führten nicht zu<br />
wachsendem Wohlstand, sondern zu<br />
Personalabbau, Frühverrentung,<br />
Senkung der Alterseinkommen, Senkung<br />
der Löhne und Gehälter in den<br />
„konkurrierenden“ Unternehmen,<br />
wachsende West-/Ostgefälle bei Arbeitszeit<br />
und Entlohnung einerseits<br />
und Absenkung der Qualitätsstandards<br />
bei den Leistungen<br />
zu höheren Preisen.<br />
Im „Verfassungsentwurf“<br />
taucht der Begriff<br />
Öffentlicher Dienst nicht<br />
einmal mehr auf, er ist ersetzt<br />
durch „Dienste im<br />
allgemeinen Interesse“.<br />
Die EU-Kommission lässt<br />
keinen Zweifel aufkommen,<br />
dass dies nichts anderes<br />
bedeutet als Privader<br />
GATS-Verhandlungen von der<br />
„Wissensindustrie“ gefordert wird.<br />
Wir nehmen als Belege die aktuellen<br />
Initiativen in Hamburg und<br />
Bremen in den Blick, die staatlichen<br />
Berufsschulen in Stiftungen bzw.<br />
GmbHs verwandeln und sie der<br />
Kontrolle der Privatwirtschaft unterwerfen<br />
wollen.<br />
Können wir uns durch die Hinweise<br />
auf Artikel 14 in der „Charta<br />
der Grundrechte der Union“ vom<br />
Gegenteil überzeugen lassen ? Dort<br />
wird in Absatz 1 vom „Recht auf Bildung<br />
sowie Zugang zur beruflichen<br />
Ausbildung und Weiterbildung“ und<br />
in Absatz 2 von der „Möglichkeit,<br />
unentgeltlich am Pflichtunterricht<br />
teilzunehmen“ gesprochen.<br />
Nein, denn diese sogenannten<br />
Grundrechte unterlaufen die bestehenden<br />
nationalen Gesetze, „weichen<br />
sie auf“. Zum Beispiel: In Deutschland<br />
ist die unentgeltliche Schulpflicht<br />
bis zum 18. Lebensjahr gesetzlich<br />
fixiert. Der Konvent will dies<br />
in eine „Möglichkeit“ verwandeln.<br />
Gewerkschaften und NGOs trafen sich auf<br />
europäischer Ebene<br />
■ Berücksichtigung von Umweltfragen<br />
in den Strategien für Beschäftigung<br />
auf europäischer und<br />
nationaler Ebene,<br />
■ Eine Durchsicht des Europäischen<br />
Strukturfonds und anderer<br />
Unterstützungsmaßnahmen, um sicherzustellen,<br />
dass die Umwelt-Dimension<br />
zu einem vorrangigen Element<br />
bei der Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
wird,<br />
■ Das einbeziehen einer nachhaltigen<br />
Entwicklung in den industriepolitischen<br />
Aktionsplan, den die<br />
EU-Kommission im März präsentieren<br />
wird, wie auch in alle sektoralen<br />
Aktionspläne.<br />
Wir brauchen grundsätzliche<br />
Veränderungen im Einsatz von Arbeit<br />
und Beschäftigung, hin zu einer<br />
Wirtschaft, die unsere natürlichen<br />
Ressourcen weniger intensiv<br />
verbraucht. Wir müssen Strategien<br />
für diesen Wandel aufzeichnen....“<br />
Ein bisschen dalli dalli, Herr<br />
Monks, möchte man hinzufügen,<br />
denn die galoppierende Umweltzerstörung<br />
ist bisher schneller als<br />
die Gewerkschaften, die sich abe<br />
rnun wenigstens in Bewegung setzen.<br />
Ursula Wöll<br />
Nehmen wir Absatz 3 dieses<br />
Artikels 14 noch hinzu („Freiheit<br />
zur Gründung von Lehranstalten<br />
unter Achtung der demokratischen<br />
Grundsätze...“), so wird deutlicher:<br />
Die Privatisierung von Bildung<br />
wird gefördert.<br />
Dem gegenüber verteidigen wir<br />
alle staatlichen, demokratisch kontrollierten<br />
Einrichtungen für Erziehung<br />
und Bildung gegen jeden Versuch,<br />
das Recht auf Bildung weiter<br />
einzuschränken durch Unterfinanzierung<br />
und „Eigenfinanzierung“<br />
durch Eltern, Studierende... Und<br />
endlich muß auch die <strong>GEW</strong> der<br />
geradezu unverschämt offenen Politik<br />
der EU und der sonstigen Verantwortlichen<br />
des „Lebensbegleitenden<br />
Lernens“ ihre Unterstützung<br />
entziehen. Denn sie entwertet<br />
die Bildung und Ausbildung, leugnet<br />
das Recht auf Arbeit und angemessene<br />
Entlohnung und macht<br />
die Individuen selbst verantwortlich<br />
für Arbeitslosigkeit, prekäre<br />
und befristete Beschäftigungsverhältnisse.<br />
3. Nicht die letzte und nicht die<br />
geringste Gefahr ist die drohende<br />
Entmachtung des einzig wahren<br />
Souveräns: des Volkes.<br />
Was bleibt von der Demokratie,<br />
von der Gewaltenteilung übrig,<br />
wenn nur die EU-Kommission das<br />
„Initiativrecht“ für europaweit gültige<br />
Gesetze hat ?<br />
Wenn nach Zustimmung des<br />
Ministerrates weder vom „Europaparlament“<br />
noch den nationalen<br />
Parlamenten die EU-Richtlinien (wie<br />
Was bedeutet „Privatisierung“?<br />
Privatisierung ist die Einführung<br />
gewinnorientierter Steuerung in<br />
Bereiche, die bisher an Kriterien<br />
des Gemeinwohls ausgerichtet<br />
waren. Privatisierung findet in<br />
verschiedenen Formen statt: als<br />
Überführung öffentlicher in private<br />
Unternehmen wie bei der<br />
Post, als private Bereitstellung<br />
bisher öffentlicher Dienstleistungen<br />
– etwa in der Bildung oder<br />
der Kultur – und als Übertragung<br />
sozialer Sicherung beispielsweise<br />
im Gesundheitswesen<br />
an private Finanzmärkte<br />
oder als Verwandlung von Teilen<br />
der Natur wie Wasser oder Genen<br />
in Privateigentum.<br />
Privatisierung wird in der Öffentlichkeit<br />
damit begründet, dass<br />
private, unter Konkurrenzdruck<br />
stehende Unternehmen effizienter<br />
arbeiteten als öffentliche Monopole.<br />
Tatsächlich führt Privatisierung<br />
aber oft dazu, dass öffentliche<br />
durch private Monopole ersetzt<br />
werden.<br />
Der Kern des Problems besteht<br />
darin, dass für das Verhalten<br />
privater Unternehmen nicht<br />
das öffentliche Interesse, sondern<br />
der einzelwirtschaftliche<br />
Gewinn entscheidend ist. Dies<br />
veranlasst sie immer wieder<br />
dazu, durch drastische Kostensenkungen<br />
Arbeitsplätze zu vernichten,<br />
Arbeitsbedingungen zu<br />
verschlechtern sowie die Qualität<br />
und Sicherheit der Versorgung<br />
zu vernachlässigen und zu<br />
Gesetze) verhindert oder abgeändert<br />
werden können ?<br />
Hat MdB Hermann Scheer<br />
(SPD) – „Der Entmachtungsprozess<br />
der demokratischen Institutionen<br />
der Mitgliedsländer und ihrer<br />
gewählten Politiker in den demokratischen<br />
Verfassungsstaaten<br />
wird wider alle historischen Erfahrungen<br />
und gegenwärtig erkennbare<br />
Risiken weiter getrieben...“ –<br />
nicht völlig recht?<br />
Müssen wir als Gewerkschafter/innen<br />
nicht die Konsequenzen<br />
ziehen?<br />
■ Ruft auf zur Verteidigung aller<br />
sozialen Errungenschaften! Wir können<br />
keine Absenkung des Lebensstandards<br />
hinnehmen, sondern müssen<br />
für die Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />
in allen Ländern kämpfen:<br />
■ Ruft auf zur Mobilisierung der<br />
Schüler/innen, Eltern und Lehrer/<br />
innen zur Verteidigung der staatlich<br />
finanzierten Bildungseinrichtungen<br />
und für ihren Ausbau!<br />
■ Mobilisiert für die Verwirklichung<br />
der Demokratie in Europa !<br />
Sorgen wir gemeinsam dafür, dass<br />
die Völker Europas selbst und alleine<br />
entscheiden, in welchem Europa<br />
sie leben wollen.<br />
Mit kollegialen Grüssen<br />
Karola Stoetzel, Heiner Becker,<br />
Jürgen Klausenitzer, Herbert<br />
Storn,Dr. Siegfried Buchhaupt,<br />
Lothar Ott, und andere<br />
KollegInnen aus anderen<br />
Gewerkschaften<br />
lexikon der globalisierung<br />
versuchen, Marktanteile vor allem<br />
durch Werbung zu erobern.<br />
Bisherige Erfahrungen zeigen,<br />
dass es außerordentlich schwierig<br />
ist, durch politische Kontrolle<br />
dafür zu sorgen, dass private<br />
Unternehmen Standards des öffentlichen<br />
Interesses einhalten.<br />
Privatisierung ist eine wesentliche<br />
Säule der neoliberalen<br />
Globalisierungsstrategie, die sich<br />
in den letzten beiden Jahrzehnten<br />
weltweit weitgehend durchgesetzt<br />
hat. Ihr ökonomischer<br />
Hintergrund ist die Suche nach<br />
profitablen Anlagen für privates<br />
Kapital. Sie zielt daher darauf<br />
ab, immer größere Bereiche der<br />
Gesellschaft für die private Gewinnmaximierung<br />
zu öffnen.<br />
Hierdurch werden diejenigen, die<br />
nicht genügend Geld haben, von<br />
wesentlichen öffentlichen Gütern<br />
ausgeschlossen. Das führt zu<br />
Entsolidarisierung und sozialer<br />
Polarisierung.<br />
Soziale Sicherheit, Bildung,<br />
Gesundheit, Kultur und andere<br />
Bereiche, die für das Funktionieren<br />
einer demokratischen und<br />
solidarischen Gesellschaft notwendig<br />
sind, sollten daher prinzipiell<br />
dem privaten Gewinnstreben<br />
entzogen und öffentlich organisiert<br />
und finanziert werden.<br />
Jörg Huffschmid<br />
Das Lexikon der Globalisierung<br />
entsteht in Zusammenarbeit mit<br />
dem wissenschaftlichen Beirat von<br />
Attac und erscheint jeden Montag.<br />
aus: taz Nr. 7273 vom 2.2.2004
EUROPÄISCHER AKTIONSTAG<br />
FLZ Nr. 1/04 SEITE 19<br />
Aufruf zur<br />
Verhinderung des angemeldeten<br />
NPD-Aufmarschs<br />
Der Deutsche Gewerkschaftsbund,<br />
Region <strong>Frankfurt</strong>-Rhein-Main erwartet<br />
von der Oberbürgermeisterin<br />
der Stadt <strong>Frankfurt</strong> am Main<br />
eine für den 03.04.2004 angemeldete<br />
Demonstration der NPD zu<br />
verbieten. Es darf nicht sein, so<br />
Fiedler, dass wie vor zwei Jahren<br />
Rechtsradikale im Vorfeld des 1.<br />
Mai einen Testlauf für die Verbreitung<br />
ihres rechtsradikalen Gedankengutes<br />
durchführen können. Der<br />
entscheidende Widerstand der vergangenen<br />
Jahre gegen einen Neonaziauftritt<br />
am und um den 1. Mai<br />
hat gezeigt, dass Rechtsradikale<br />
weitgehend von <strong>Frankfurt</strong> am<br />
Main ferngehalten werden können.<br />
Hier gilt es nicht nur für Gewerkschafterinnen<br />
und Gewerkschafter,<br />
Bürgerinnen und Bürger Flagge zu<br />
zeigen, sondern auch für die politisch<br />
Verantwortlichen. Der DGB,<br />
Region <strong>Frankfurt</strong> am Main, so der<br />
Vorsitzende Harald Fiedler, wird,<br />
obwohl wir selbst am 03.04.2004<br />
drei Großdemonstrationen in<br />
Stuttgart, Köln und Berlin haben,<br />
hier in <strong>Frankfurt</strong> am Main präsent<br />
sein und es nicht zulassen, dass die<br />
NPD am 03.04.2004 in <strong>Frankfurt</strong><br />
am Main aufmarschiert. Wir werden<br />
entschieden Widerstand organisieren.<br />
DGB<br />
(...) Der Demonstrationszug soll<br />
vom Hauptbahnhof zum Römer<br />
und zurück führen. Die Anti-Nazi-<br />
Koordination verurteilt diesen<br />
Plan in aller Schärfe .<br />
Es liegt auf der Hand, dass die<br />
Faschisten, wie auch schon in der<br />
Vergangenheit, die wachsende<br />
Unzufriedenheit der Bevölkerung<br />
mit der großen Koalition des Sozialabbaus<br />
nutzen wollen, um auf<br />
sich aufmerksam zu machen:<br />
(...) Wir gehen davon aus, daß<br />
die NPD versuchen wird, sich erneut<br />
im Rahmen einer Querfront-<br />
Strategie des sogenannten „nationalen<br />
Antikapitalismus“ als nationalistische<br />
und rassistische Interessenvertreterin<br />
der vom Sozialabbau<br />
Gebeutelten darzustellen.<br />
Ebenso wie auch der DGB Region<br />
Rhein-Main fordern wir die Verantwortlichen<br />
der Stadt <strong>Frankfurt</strong><br />
auf, alle Rechtsmittel auszuschöpfen,<br />
um den geplanten Nazi-Aufmarsch<br />
zu verhindern. Wir begrüßen<br />
den Aufruf des DGB und sind<br />
sicher, daß es am 3. April im gemeinsamen<br />
Zusammenwirken gelingen<br />
wird, den demagogischen<br />
Plan der Nazis zu Fall zu bringen.<br />
SprecherInnen der Anti-Nazi-<br />
Koordination M.-L. Leberke, H.<br />
C. Stoodt, K. Willkomm-Wiemer<br />
Erlebnispädagogik –<br />
Ein pädagogischer Prozess<br />
Eine berufsbegleitende Fortbildung<br />
Zielsetzung dieser Ausbildung, die<br />
von der Landesakademie für Jugendbildung<br />
in Weil der Stadt und<br />
dem Eisbär e.V. veranstaltet wird,<br />
ist die direkte und praxisbezogene<br />
Anwendung der erlebnispädagogischen<br />
Methode in allen Bereichen<br />
der Pädagogik, der Sozialarbeit<br />
und der Erwachsenenbildung. Neben<br />
der Vermittlung von Techniken<br />
und Methodenkenntnissen werden<br />
Reflexionsgespräche und das Ausloten<br />
von Möglichkeiten des Transfers<br />
in das jeweilige Praxisfeld einen<br />
Schwerpunkt der Veranstaltungen<br />
bilden.<br />
Die Fortbildung (Februar bis<br />
November 2005) umfasst fünf Wochenenden<br />
und eine dreitägige<br />
Kurseinheit, außerdem 5 Tage auf<br />
einem Floß im französischen Jura,<br />
sowie die Ausarbeitung und Präsentation<br />
eines praxisbezogenen<br />
Projekts.; insgesamt 18 Fortbildungstage<br />
mit 220 Lehreinheiten.<br />
Weitere Auskünfte und Anmeldung:<br />
Landesakademie für Jugendbildung,<br />
Postfach 1240, 71256<br />
Weil der Stadt, Tel. 070 33/52 69-0,<br />
mail: info@jugendbildung.org<br />
Eine detaillierte Beschreibung<br />
der Inhalte, des Ablaufs, der Termine<br />
und den genauen Konditionen<br />
kann bei der Landesakademie angefordert<br />
www.jugendbildung.org<br />
abgerufen werden.<br />
„Bildung für alle“ heißt für uns:<br />
• Das Recht für jedes Kind auf einen<br />
kostenfreien Kindergartenplatz, mit an<br />
Hochschulen ausgebildeten Erzieher/<br />
innen und kleinen Gruppen, damit jedes<br />
Kind zu seinem Bildungsrecht kommt.<br />
• Schulen, die ausreichend Lehrkräfte<br />
haben, damit kein Unterricht ausfällt<br />
und Kinder und Lehrkräfte Zeit zum<br />
Lernen haben.<br />
• Jeder Jugendliche hat das Recht auf<br />
einen Ausbildungsplatz. Wenn die<br />
Wirtschaft ihrer Ausbildungspflicht<br />
nicht nachkommt, muss sie dazu per<br />
Gesetz gezwungen werden.<br />
• Mehr junge Menschen müssen die Möglichkeit<br />
für eine akademische Ausbildung<br />
haben. Studiengebühren sind kontraproduktiv.<br />
Bessere Studienbedingungen<br />
heißt: bessere Betreuung, Bibliotheken<br />
und Ausstattung der Hochschulen.<br />
• Lebensbegleitendes Lernen muss allen<br />
offen stehen, denn Lernen ein Leben lang<br />
gilt nicht nur für Akademiker oder<br />
Manager.<br />
Das Recht auf „Bildung für alle“ muss<br />
endlich auch in Deutschland umgesetzt<br />
werden! Bildung ist keine Ware, die vom<br />
Geldbeutel des Einzelnen abhängig<br />
gemacht werden kann. Bildung ist nicht<br />
zum Nulltarif zu haben. Wir fordern mehr<br />
Investitionen in die Zukunft – mehr Geld<br />
für Bildung!<br />
Bildung ist<br />
ein Menschenrecht:<br />
in Deutschland – in<br />
Europa und in der Welt!<br />
Demonstrieren Sie mit Ihren Familien<br />
und Freunden für ein Europa, in dem<br />
alle Menschen die Chance auf ein sozial<br />
gerechteres, öffentliches<br />
Bildungssystem haben!<br />
Die DGB-Gewerkschaften rufen auf zum:<br />
Europäischen Aktionstag<br />
3. April 2004<br />
Demos in Berlin, Köln<br />
und Stuttgart<br />
Weitere Infos zu den Veranstaltungen unter: www.gew.de<br />
Gewerkschaft<br />
Erziehung<br />
und Wissenschaft<br />
Impressum: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hauptvorstand, verantwortlich: Ulf Rödde, Reifenberger Str. 21, 60489 <strong>Frankfurt</strong> a.M., Tel.: 069/78973-0, Fax: -102, eMail: info@gew.de, Homepage: www.gew.de, Februar 2004.<br />
Noch mehr Infos unter: www.alle-gemeinsam-gegen-sozialkahlschlag.de
SEITE 20<br />
TIPPS & TERMINE<br />
FLZ Nr. 1/04<br />
Aus der aktiven <strong>GEW</strong>-Arbeit verabschiedet<br />
wurde Inge Buck. Herbert Storn erinnerte<br />
auf der Bezirksdelegiertenversammlung an<br />
die Zeit, als Inge Buck noch städtische Vertretungslehrkraft<br />
war und die <strong>GEW</strong> die<br />
Übernahme in den Landesdienst durchsetzen<br />
konnte. Inge war aufgrund eigener Erfahrun-<br />
Vielen Dank Inge!<br />
gen eine engagierte und kompetente Interessenvertreterin<br />
für die Angestellten. Die<br />
KollegInnen des muttersprachlichen Bereichs<br />
konnten sich im Besonderen auf sie<br />
verlassen. Nicht zuletzt bedankt sich auch<br />
die FLZ-Redaktion für ihre Mitarbeit.<br />
Wir wünschen Inge weiterhin alles Gute!<br />
40 Jahre im Gewerkschafter<br />
Die Vorstandsmitglieder Marianne Friemelt<br />
und Hans Wedel gratulieren Horst Stemmler,<br />
ehem. Schulleiter der Freiherr-vom-Stein-Schule,<br />
zu 40-jähriger Gewerkschaftsmitgliedschaft<br />
in IG Metall und <strong>GEW</strong>, überreichen eine Urkunde,<br />
eine Ehrennadel und kleine Geschenke<br />
als Anerkannung und Dank der <strong>GEW</strong>. Koll.<br />
Stemmler war lange Jahre stv. Vorsitzender des<br />
<strong>Bezirksverband</strong>es <strong>Frankfurt</strong> und Vorsitzender<br />
des Gesamtpersonalrats der L. beim Staatlichen<br />
Schulamt. Die <strong>GEW</strong> <strong>Frankfurt</strong> ehrt ein<br />
Mitglied, das maßgeblichen Anteil an den zeitweilig<br />
erfolgreichen gewerkschaftlichen Kämpfen<br />
um Arbeitszeitverkürzung hatte.<br />
Ostermarsch 2004<br />
12.4.2004<br />
„Für Abrüstung statt<br />
Sozialabbau –<br />
Nein zum Krieg“<br />
Infos:<br />
www.ostermarsch.info<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Lehrerzeitung (FLZ)<br />
Herausgeber<br />
<strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong> a.M.<br />
der Gewerkschaft Erziehung und<br />
Wissenschaft (<strong>GEW</strong>) im DGB<br />
Bleichstr. 38a in 60313 <strong>Frankfurt</strong><br />
Tel.: 069 - 29 18 18, Fax: 069 - 29 18 19<br />
E-mail: <strong>GEW</strong>.BV.<strong>Frankfurt</strong>@T-Online<br />
Bürozeiten<br />
Geschäftsstelle des <strong>Bezirksverband</strong>es<br />
montags bis freitags 10.00 – 16.00 Uhr<br />
Vorsitzendenteam<br />
Karola Stötzel, Herbert Storn<br />
Rechtsberatung<br />
Hans Wedel, Thomas Sachs<br />
montags 15.30 – 17.30 Uhr,<br />
Tel.: 069 - 13 37 78 71<br />
Redaktion<br />
Roland Borst, Heiner Becker<br />
flz@gew-frankfurt.de<br />
Layout und Satz Karin Dienst<br />
Druck Caro-Druck, Auflage: ca. 3.200<br />
Erscheinungsweise 4-5- mal jährlich<br />
Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag<br />
abgegolten.<br />
Redaktioneller Hinweis: Die Redaktion freut sich<br />
über Zuschriften – möglichst als unformatierte<br />
Word-Datei. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
übernehmen wir keine Gewähr. Namentlich<br />
gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Sie<br />
behält sich das Recht der Kürzung vor.<br />
Wir danken allen Karikaturisten, Fotografen und<br />
Autoren der Bild- und Textmaterialien für die<br />
freundliche Überlassung.<br />
Fotos: GPRLL: Salentin<br />
andere: Römer, Rochel, Wedel, FLZ