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Pädagogische Förderung und Therapie von aggressiven Kindern ...

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ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Pädagogische Förderung <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendlichen<br />

Franz Petermann<br />

Universität Bremen<br />

Zentrum für Klinische Psychologie <strong>und</strong> Rehabilitation (ZKPR)<br />

Salzburg, 13.07.2012<br />

1


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Ursachen <strong>von</strong> Verhaltensstörungen<br />

ZKPR<br />

Erziehungsfaktoren<br />

ineffektive Erziehung,<br />

wenig Anregung<br />

Kindfaktoren<br />

soziale Fertigkeiten,<br />

schwieriges<br />

Temperament<br />

Je mehr Risikofaktoren<br />

vorhanden sind, desto<br />

größer ist das Risiko für<br />

eine Verhaltensstörung.<br />

Kontextfaktoren<br />

Armut, psychische<br />

Störungen <strong>und</strong><br />

Eheprobleme<br />

der Eltern<br />

Einfluss <strong>von</strong> Gleichaltrigen<br />

Aggression in der Gruppe,<br />

Ablehnung durch Gleichaltrige<br />

Früh auftretende<br />

Verhaltensstörungen<br />

Quelle: Webster-Stratton & Taylor (2001)


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

ADHS Und Aggression<br />

Frühe Kindheit Jugendalter Junges Erwachsenenalter<br />

Depression<br />

Oppositionelles<br />

Verhalten<br />

Antisoziale<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

Substanzmissbrauch<br />

Aggressivdissoziales<br />

Verhalten<br />

Aufmerksamkeits-/<br />

Hyperaktivitätsstörung


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Wesentliche Risikofaktoren <strong>aggressiven</strong> Verhaltens<br />

im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter:<br />

I. Kindbezogene Faktoren<br />

ZKPR<br />

• Schwangerschafts- <strong>und</strong> Geburtskomplikationen<br />

• Neuropsychologische Defizite (wie mangelnde Inhibition<br />

<strong>und</strong> Planung <strong>von</strong> Handlungen)<br />

• Schwieriges Temperament (Irritabilität, mangelnde<br />

Emotionsregulation)<br />

• Geringe sprachliche Intelligenz


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Wesentliche Risikofaktoren <strong>aggressiven</strong> Verhaltens<br />

im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter: II. Familiäre Faktoren<br />

ZKPR<br />

• Störungen der Eltern-Kind-Interaktion (wie unsichere<br />

oder desorganisierte Bindung)<br />

• Negatives Erziehungsverhalten (inkonsistent, Einsatz<br />

körperlicher Bestrafung, Misshandlung)<br />

• Erkrankungen oder psychische Störungen der Eltern (wie<br />

depressive Mutter)<br />

• Partnerschafts- oder Ehekonflikte<br />

• Geringer Sozialstatus (geringe Schulausbildung,<br />

finanzielle Probleme)


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

aus Petermann, F. & Petermann, U. (2000). Aggressionsdiagnostik. Göttingen: Hogrefe


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Wesentliche Risikofaktoren <strong>aggressiven</strong> Verhaltens<br />

im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter:<br />

III. Soziale Faktoren<br />

ZKPR<br />

• Ablehnung durch Gleichaltrige<br />

• Anschluss an auffällige Gleichaltrige<br />

• Geringe Anbindung an die Schule<br />

• Geringe Qualität der Nachbarschaft (wenig Austausch <strong>und</strong><br />

Hilfe untereinander)<br />

• Armut <strong>und</strong> Kriminalität im sozialen Umfeld


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Formen der Aggression im Kindesalter<br />

Formen: Reaktive vs. proaktive Aggression<br />

ZKPR<br />

Reaktive Aggression<br />

Das Verhalten erfolgt ungeplant<br />

sowie häufig nach Zurückweisung<br />

<strong>und</strong> Enttäuschung.<br />

Merkmale:<br />

• Impulsiv<br />

• Reaktiv<br />

• Feindselig<br />

• Affektiv<br />

Proaktive Aggression<br />

Geplantes Verhalten, das durch<br />

den erreichten Erfolg gesteuert<br />

wird.<br />

Merkmale:<br />

• Kontrolliert<br />

• Proaktiv<br />

• Instrumentell<br />

• Räuberisch


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Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Formen der Aggression im Kindesalter<br />

Proaktiv-kalte Aggression: Psychopathie schon bei<br />

<strong>Kindern</strong>?<br />

‣Mangel an Reue oder Schuldgefühlen<br />

‣Mangel an Empathie: Missachtet die Gefühle anderer<br />

oder zeigt sich den Gefühlen anderer gegenüber<br />

gleichgültig<br />

‣Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Leistung: Zeigt<br />

keine Besorgnis bei schlechten Leistungen in der Schule,<br />

der Arbeit oder in anderen wichtigen Bereichen


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Formen der Aggression im Kindesalter<br />

Proaktiv-kalte Aggression: Psychopathie schon bei<br />

<strong>Kindern</strong>?<br />

‣ Oberflächliche <strong>und</strong> defizitäre Emotionalität: Keine<br />

Gefühlsäußerung; Emotionen werden dazu eingesetzt,<br />

um z.B. andere zu manipulieren oder einzuschüchtern.<br />

Prognose: Sehr ungünstig, da<br />

‣ Elterntrainings unwirksam sind,<br />

‣ eine hohe Tendenz zur Delinquenz besteht <strong>und</strong><br />

‣ eine hohe Rückfallquote auftritt.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Verlauf<br />

Early Starter (Life-course-persistent Typus)<br />

‣ Beginn vor dem 10. Lebensjahr<br />

‣ Bis zu 50 % dieser Kinder entwickeln im<br />

Erwachsenenalter eine antisoziale Persönlichkeitsstörung<br />

Late Starter (Adolescent-limited Typus)<br />

‣ Beginn nach dem 10. Lebensjahr<br />

‣ Nur 5 % dieser Jugendlichen entwickeln im<br />

Erwachsenenalter eine antisoziale Persönlichkeitsstörung


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Verlauf<br />

1. Als Kriterium für den Verlauf <strong>aggressiven</strong> Verhaltens<br />

ist der Manifestationszeitpunkt entscheidend!<br />

2. Early Starters sind durch einen ungünstigen Verlauf<br />

gekennzeichnet: Persönlichkeitsstörungen,<br />

strafrechtliche Delikte, Inhaftierung <strong>und</strong><br />

Drogenmissbrauch<br />

Schlussfolgerung<br />

Diese Gruppen früh herausfinden dann spezifische<br />

Präventionsmaßnahmen anbieten


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Verlauf<br />

Der „Doppel-Schlag“: ADHS <strong>und</strong> SSV<br />

Nach einer Metaanalyse <strong>von</strong> Witthöft et al. (2010) ist das<br />

Risiko eines Kindes mit ADHS, auch im weiteren<br />

Entwicklungsverlauf eine Störung des Sozialverhaltens<br />

herauszubilden, um den Faktor 21 erhöht – verglichen mit<br />

einem unauffälligen Kind (in der Allgemeinbevölkerung).


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

<strong>Therapie</strong>methoden im Überblick<br />

Empirisch gestützte Methoden bei sozialen Kompetenztrainings<br />

Methode<br />

Erläuterung<br />

Einübung <strong>von</strong><br />

Selbstbeobachtung <strong>und</strong><br />

Selbstbewertung<br />

Die Kinder lernen, sich selbst<br />

zu beobachten <strong>und</strong> das eigene<br />

Verhalten zu bewerten<br />

Selbstinstruktionstraining<br />

Die Kinder lernen, durch<br />

„inneres Sprechen“ Gefühle zu<br />

regulieren <strong>und</strong> eigenes<br />

Verhalten zu steuern<br />

Nach Bloomquist & Schnell (2005)


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

<strong>Therapie</strong>methoden im Überblick<br />

ZKPR<br />

Empirisch gestützte Methoden bei sozialen Kompetenztrainings<br />

Methode<br />

Erläuterung<br />

Training der sozialen<br />

Problemlösefähigkeiten<br />

Die Kinder lernen, verschiedene<br />

Schritte zur Lösung zwischenmenschlicher<br />

Konflikte anzuwenden<br />

Einüben <strong>von</strong> Sozialverhalten<br />

<strong>und</strong><br />

Kommunikationsfertigkeiten<br />

Die Kinder lernen, prosoziales<br />

Verhalten sowie verbale <strong>und</strong><br />

nonverbale Kommunikationsfertigkeiten<br />

anzuwenden<br />

Nach Bloomquist & Schnell (2005)


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

<strong>Therapie</strong>methoden im Überblick<br />

Empirisch gestützte Methoden bei sozialen Kompetenztrainings<br />

Methode<br />

Training sozialer<br />

Perspektivenübernahme<br />

Erläuterung<br />

Die Kinder lernen, Emotionen <strong>und</strong><br />

Gedanken anderer zu<br />

berücksichtigen<br />

Ärger–Management-Training<br />

Die Kinder lernen, eigenen Ärger <strong>und</strong><br />

eigene Wut wahrzunehmen <strong>und</strong><br />

damit angemessen umzugehen<br />

Nach Bloomquist & Schnell (2005)


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

<strong>Therapie</strong>programme im Überblick<br />

ZKPR<br />

Autor Titel Inhalt Wirksamkeit<br />

Grasmann &<br />

Stadler<br />

(2011)<br />

VIA<br />

Verhaltenstherapeutisches<br />

Intensivprogramm<br />

zur Reduzierung<br />

<strong>von</strong> Aggression<br />

Gruppenintensivprogramm<br />

für<br />

Kinder zwischen 8<br />

<strong>und</strong> 14 Jahren mit<br />

begleitendem<br />

Elterntraining<br />

Signifikante<br />

Reduzierung der<br />

oppositionellen<br />

Verhaltensprobleme<br />

<strong>und</strong> der ADHS-<br />

Symptomatik in der<br />

Interventionsgruppe<br />

Grasmann, D. & Stadler, C. (2011). VIA – Intensivtherapeutischer Behandlungsansatz bei Störungen des Sozialverhaltens.<br />

Zeitschrift für Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie, 39, 23-21.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

<strong>Therapie</strong>programme im Überblick<br />

ZKPR<br />

Autor Titel Inhalt Wirksamkeit<br />

Rhiner, Graf,<br />

Dammann,<br />

Fürstenau<br />

(2011)<br />

MST<br />

Multisystemische<br />

<strong>Therapie</strong><br />

Maßgeschneiderte<br />

handlungsorientierte<br />

Interventionen im<br />

familiären <strong>und</strong> sozialen<br />

Umfeld des<br />

Jugendlichen<br />

Statistisch<br />

hochsignifikante<br />

Verbesserungen im<br />

Gesamtproblemwert<br />

(SDQ & GAS)<br />

Startbasis: Eltern<br />

Rhiner, B., Graf, T., Dammann, G. & Fürstenau, U. (2011). Multisystemische <strong>Therapie</strong> (MST) für Jugendliche mit schweren<br />

Störungen des Sozialverhaltens. Zeitschrift für Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie, 39, 33-39.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Training mit<br />

<strong>aggressiven</strong><br />

<strong>Kindern</strong><br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Ablauf<br />

5 Sitzungen Einzeltraining<br />

(100 Minuten)<br />

7 Sitzungen Gruppentraining<br />

(100 Minuten)<br />

3 Sitzungen Diagnostik<br />

(50 Minuten)<br />

Alternativ: 10 Sitzungen<br />

(50 Minuten)<br />

Alternativ: 14 Sitzungen<br />

(50 Minuten)<br />

Kind<br />

Interventionsebene<br />

Eltern<br />

Lehrer<br />

2 Diagnostiksitzungen<br />

mit den Eltern<br />

1. Lehrerkontakt<br />

(45 Minuten)<br />

Minimal 4 Kontakte im Rahmen der trainingsbegleitenden<br />

Eltern- <strong>und</strong> Familienberatung à 100 Minuten<br />

2. Lehrerkontakt<br />

(45 Minuten)<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 98). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Struktur einer Trainingssitzung<br />

‣ Auswertung des Detektivbogens<br />

‣ Entspannung: Kapitän-Nemo-Geschichte<br />

‣ Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

‣ Spielzeit


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Methoden <strong>und</strong> Materialien<br />

des Trainings mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> -<br />

Einzeltraining<br />

Detektiv- Kapitän-Nemo- Trainingsphase Token-<br />

Bogen Geschichten mit spezifischen programm<br />

Inhalten


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

‣ Zum Sammeln <strong>von</strong> Beweisen<br />

Detektivbogen<br />

Was habe ich diese<br />

Woche alles geschafft?<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S.119). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Kapitän-Nemo-Geschichten: Geschichten gegen Angst <strong>und</strong> Stress<br />

Folgen<br />

‣ Der Korallenwald<br />

‣ Die Delphinherde<br />

‣ Die warme<br />

Unterwasserfontäne<br />

‣ Der Delphinritt<br />

‣ Die Schatzkarte<br />

‣ Die Schatzsuche<br />

‣ Die Seepferdchenherde<br />

‣ Die Unterwasserstadt Atlantis<br />

‣ Die Riesenschildkröten<br />

‣ Die Muschelsuche<br />

‣ Die Walfamilie<br />

‣ Der Unterwasserwald<br />

‣ Das versunkene Piratenschiff<br />

‣ Die Unterwasserhöhle<br />

Petermann, U. (2011). Die Kapitän Nemo- Geschichten. Geschichten gegen Angst <strong>und</strong> Stress (16. Aufl.). Freiburg: Herder.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Kapitän-Nemo-Geschichten: Geschichten gegen Angst <strong>und</strong> Stress<br />

Instruktionskarte:<br />

Kapitän-Nemo-Spruch<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 373). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Module des Einzeltrainings<br />

‣ Mit aggressivem Verhalten auseinander setzen<br />

(Videofilmbearbeitung).<br />

‣ Vertraut werden mit Selbstverbalisierungstechnik<br />

(Fuchsgeschichte & Fuchssprüche).<br />

‣ Verschieden angemessene Konfliktlösungen<br />

unterscheiden <strong>und</strong> Konsequenzen vorhersehen lernen<br />

(Fotogeschichten).


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Module des Einzeltrainings<br />

‣ Beschreibung einer nur bildlich dargestellten<br />

Konfliktgeschichte sowie der Gedanken, Gefühle <strong>und</strong><br />

Worte der darin behandelten Person (Spiel „Vertragen<br />

<strong>und</strong> nicht schlagen“).<br />

‣ Vorlesen einer Geschichte, das Kind erzählt sie genau<br />

nach (BAS <strong>und</strong> EAS).


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Fuchsgeschichte<br />

Liebe Kinder!<br />

Wisst ihr, wer ich bin? Ich bin der schlaue Fuchs!<br />

Sieht man mir das etwa nicht an?<br />

Ich habe doch ein ganz fuchsiges Gesicht,<br />

bin schnell wie ein Pfeil <strong>und</strong><br />

habe viele Tricks drauf!<br />

Wenn ich zum Beispiel in einer schwierigen<br />

Situation bin, dann fällt mir garantiert<br />

das Richtige ein, was ich tun muss!<br />

Das war aber nicht immer so.<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 308 ff.). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Fuchsgeschichte<br />

Als ich noch klein war, wusste ich nicht, dass ich zur Familie der<br />

schlauen Füchse gehöre. Ich fand oft keinen Ausweg, wenn ich geärgert<br />

wurde, traurig war, Angst hatte oder etwas nicht konnte. Ich war<br />

wieder einmal in Schwierigkeiten; da besuchte ich den alten Fuchs. Er<br />

sah mir gleich an, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich erzählte ihm<br />

<strong>von</strong> meinem Kummer, dass ich mich zum Beispiel viel zu leicht ärgern<br />

lasse <strong>und</strong> dann wütend reagiere; oder ich denke oft, die anderen wollen<br />

mich reinlegen. Der alte Fuchs sah mir lange tief in die Augen <strong>und</strong><br />

schwieg. Ich fühlte mich deswegen unwohl <strong>und</strong> wurde immer nervöser.<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 308 ff.). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Fuchsgeschichte<br />

„Ja, zum Beispiel: Cool bleiben! Ich versetze mich in die Lage des<br />

anderen! Zeige ich keine Wut, finden die anderen das gut! In einer<br />

schwierigen Situation musst du dir den richtigen Fuchsspruch sagen.<br />

Hättest du vorhin gesagt: ,Ich versetze mich in die Lage des anderen!‘,<br />

dann hättest du erkannt, dass ich dir nicht böse, sondern dir nur<br />

konzentriert in die Augen sah. Mein Schweigen war ein Überlegen. So<br />

wärst du auch nicht nervös <strong>und</strong> unsicher geworden, sondern ruhig<br />

geblieben.“ Ich begann zu verstehen. Wir sprachen noch eine Weile<br />

miteinander über die besten Fuchssprüche, <strong>und</strong> ich prägte sie mir ein.<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 308 ff.). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Instruktionen zur Selbstberuhigung<br />

Direkte verbale Beeinflussung<br />

Indirekte verbale Beeinflussung<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 310). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Instruktionen zur Reflexion<br />

Bezug ist der andere<br />

Bezug ist die eigene Person<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 311). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Selbstinstruktionstypen (für Kinder formuliert)<br />

Fuchssprüche…<br />

‣ mit denen ich direkt meine Wut beeinflussen kann!<br />

‣ mit denen ich indirekt meine Wut beeinflussen kann!<br />

‣ die mir helfen, den anderen zu berücksichtigen!<br />

‣ die mir helfen, über mich nachzudenken!<br />

‣ die mir helfen, an das „Danach“ zu denken!<br />

‣ die mir helfen, an die Zukunft zu denken!


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Fotogeschichten (I)<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 325). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Fotogeschichten (II)<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 328). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Tischfußball: Problem<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 339 ff.). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Trainingsphase mit spezifischen Materialien<br />

ZKPR<br />

Tischfußball: Lösungssequenzen<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 339 ff.). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Methoden <strong>und</strong> Materialien<br />

des Trainings mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> –<br />

Gruppentraining


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Module des Gruppentrainings<br />

‣ Kennenlernen <strong>und</strong> Wiederholen: Interviewspiel der<br />

Kinder eines Gruppentrainings; Ratespiel „Was ich schon<br />

gelernt habe!“<br />

‣ Diskussionsregeln erstellen: Sammeln <strong>von</strong> Spieler- <strong>und</strong><br />

Zuschauerregeln; Erarbeiten <strong>von</strong> Diskussionsregeln<br />

aufgr<strong>und</strong> eigener Erfahrungen<br />

‣ Einfühlungsvermögen üben: Igelspiel <strong>und</strong><br />

Instruktionskarten zur Vertiefung <strong>von</strong><br />

selbstverbalisierendem Verhalten


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Module des Gruppentrainings<br />

‣ Mit Wut fertig werden: Rollenspiel „Dirk wird<br />

gehänselt“; Erkennen <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Äußerungsformen <strong>von</strong> Wut <strong>und</strong> <strong>von</strong> Ursachen der Wut<br />

‣ Lob, Nicht-Beachtung <strong>und</strong> Tadel erfahren: „Lob-Tadel-<br />

Spiel: Drei Tage hintereinander Geburtstag“; Übung:<br />

Anderen eine positive Rückmeldung geben; Rollenspiel<br />

zur Erhöhung der Frustrationstoleranz bei negativer<br />

Kritik (Instruktionskarten)


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Module des Gruppentrainings<br />

ZKPR<br />

‣ Eigenes Verhalten widerspiegeln: Rollenspiel zu einer<br />

EAS-Geschichte ohne Konfliktlösungen <strong>und</strong> Auswertung<br />

mit Hilfe <strong>von</strong> Videoaufnahmen <strong>und</strong> dem Arbeitsblatt<br />

„Ich beobachte mich genau“<br />

‣ Angemessenes Verhalten stabilisieren <strong>und</strong><br />

Immunisieren: Rollenspielen zu selbst erlebten<br />

Geschichten mit der Kapitän-Nemo-Instruktion „Nur<br />

ruhig Blut, dann geht alles gut!“; „Gegnerspiel“ mit<br />

Argumenten für <strong>und</strong> gegen Regeln


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Aufbau einer Sitzung im Gruppentraining<br />

ZKPR<br />

‣ Analog zum Einzeltraining<br />

‣ Trainingsbereitschaft mit spezifischem Material:<br />

• Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung <strong>von</strong> Rollenspielen<br />

• Auswertung mit Hilfe <strong>von</strong> Video oder Kassette<br />

• Ableiten <strong>von</strong> Regeln für den Detektivbogen


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Struktur <strong>von</strong> Rollenspielen im Gruppentraining<br />

ZKPR<br />

1. Spielen eines Konfliktes mit Lösung<br />

a) Die Kinder stellen Überlegungen zu einer<br />

vorgegebenen Geschichte oder sonstigen Aufgaben<br />

<strong>und</strong> deren genaueren Ausgestaltung an.<br />

b) Rollenbestimmung durch den Therapeuten <strong>und</strong><br />

Spielen der Geschichte oder Aufgabe.<br />

c) Nochmaliges Spielen der Geschichte oder Aufgabe<br />

nach einem Rollentausch <strong>und</strong> dem Wechsel <strong>von</strong><br />

Spielern <strong>und</strong> Zuschauern.<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S.183). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Struktur <strong>von</strong> Rollenspielen im Gruppentraining<br />

ZKPR<br />

2. Verbale Reflexionen<br />

a) Bestandsaufnahme (Wie hat das Spiel <strong>und</strong> dessen<br />

Vorbereitung geklappt?)<br />

b) Emotionsaufnahme (Wie habt ihr Euch gefühlt?)<br />

c) Regeldefinition (Wie könnt Ihr euch besser<br />

verhalten?)<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 183). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Struktur <strong>von</strong> Rollenspielen im Gruppentraining<br />

ZKPR<br />

3. Wiederholtes Spielen je nach Notwendigkeit<br />

Die Kinder durchlaufen noch mal die Punkte 1a/b/c<br />

4. Übertragung auf den Alltag<br />

Erzählt eine ähnliche Geschichte, die ihr schon einmal<br />

erlebt habt! Wie würdet ihr euch heute in der<br />

Geschichte verhalten? Spielt die Geschichte.<br />

Petermann, F. & Petermann, U. (2012). Training mit <strong>aggressiven</strong> <strong>Kindern</strong> (13., überarb. Aufl.; S. 183). Weinheim: Beltz.


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Training mit Jugendlichen


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

• Globales Ziel:<br />

Ziele<br />

– alltagsnahe Förderung <strong>und</strong> Einübung <strong>von</strong><br />

kompetenten<br />

Sozial- <strong>und</strong> Arbeitsverhaltensweisen<br />

– Optimierung des Arbeitsverhaltens <strong>von</strong> Jugendlichen<br />

• Abbau <strong>von</strong> aggressiv-dissozialen<br />

Verhaltensweisen<br />

• Abbau <strong>von</strong> initiativlosem Verhalten<br />

• Abbau <strong>von</strong> sozial unsicheren Verhaltensweisen


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

JobFit-Training<br />

1. Themenblock Einführung <strong>und</strong> Verhaltensregeln<br />

2. Themenblock Beruf <strong>und</strong> Zukunft<br />

3. Themenblock Lebensschicksale <strong>und</strong> Eigenverantwortung<br />

ZKPR<br />

4. Themenblock Schwierige Situationen <strong>und</strong> selbstsicher Widerstehen<br />

lernen<br />

5. Themenblock Gefühle, Verhalten <strong>und</strong> Einfühlungsvermögen<br />

6. Themenblock Vorstellungsgespräche: Üben <strong>und</strong> Reflektieren I<br />

7. Themenblock Vorstellungsgespräche: Üben <strong>und</strong> Reflektieren II<br />

8. Themenblock Positives Wahrnehmen <strong>und</strong> Annerkennung aussprechen<br />

9. Themenblock Außenseiter <strong>und</strong> Mobbing<br />

10. Themenblock Rückmeldung <strong>und</strong> Zertifikat


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

ZKPR<br />

Das JobFit-Training: Organisation<br />

Vorbereitung:<br />

• Zweitägige Schulung zur Durchführung des JobFit-<br />

Trainings<br />

Durchführung:<br />

• Zehn Module à 90 Minuten in einem Schulhalbjahr<br />

• Regelmäßige Trainingsdurchführung einmal pro Woche<br />

• Gegebenenfalls Kotrainer (Schulpsychologe, Praktikant<br />

etc.)


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Einzeltraining<br />

ZKPR<br />

Beispiel „Modul 1: Beruf <strong>und</strong> Zukunft“<br />

‣ Ziele:<br />

• Bewusstmachen <strong>von</strong> beruflichen Vorstellungen<br />

• Erkennen <strong>von</strong> Chancen <strong>und</strong> Grenzen für einen Beruf<br />

• Bei Problemen neue Lösungen finden<br />

• Beobachten/Einschätzen <strong>von</strong> Verhaltensweisen/<br />

Selbstkontrolle im Alltag üben


ZKPR<br />

Universität Bremen<br />

Einzeltraining<br />

ZKPR<br />

Modul 1: Beruf <strong>und</strong> Zukunft<br />

‣ Praktisches Vorgehen <strong>und</strong> Material:<br />

„Bewusstmachen <strong>von</strong> beruflichen Vorstellungen“<br />

• Vorgehen: Jugendlicher beschreibt verschiedene<br />

Bilder zu acht Berufsgruppen <strong>und</strong> assoziiert frei dazu<br />

• Materialien: Acht Cartoons, Schreibmaterial


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Modul 2: Gruppenregeln<br />

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Allgemein gültige Regeln<br />

• sich ruhig verhalten<br />

• einer nach dem anderen reden<br />

• konzentriert teilnehmen<br />

• gut zuhören<br />

• pünktlich anfangen <strong>und</strong><br />

aufhören<br />

• nicht über andere lästern<br />

• alle sollen mitarbeiten<br />

• nicht um Stühle streiten<br />

Individuelle Regeln<br />

• beim Zuhören den Redenden<br />

ansehen<br />

• lauter sprechen<br />

• ruhig bleiben: die Finger aus<br />

dem Gesicht, nicht an den<br />

Nägeln kauen<br />

• in der Gruppe mehr sagen,<br />

nicht zurückhaltend sein<br />

• geduldig bleiben; nicht wütend<br />

motzen oder unaufmerksam<br />

werden


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Modul 6: Einfühlungsvermögen üben<br />

Ziele:<br />

• Rückmeldung zur Verhaltensbeobachtung <strong>und</strong><br />

Verhaltensübung<br />

• Einfühlungsvermögen einüben<br />

• Verantwortung für andere übernehmen <strong>und</strong> sich auf<br />

einen Partner einstellen <strong>und</strong> ihm vertrauen<br />

• Verhalten <strong>und</strong> Selbstkontrolle durch individuelle Regeln<br />

einüben<br />

• Selbstbeobachtung <strong>und</strong>/oder ein spezifisches Verhalten<br />

einüben


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Modul 6: Einfühlungsvermögen üben<br />

ZKPR<br />

Praktisches Vorgehen <strong>und</strong> Material:<br />

„Einfühlungsvermögen üben“<br />

•Vorgehen: Jeder Jugendliche schätzt neun<br />

Gefühlsfotos auf ihren Aussagegehalt ein <strong>und</strong><br />

begründet, warum er ein bestimmtes Gefühl bei<br />

der Person zu erkennen glaubt.<br />

• Material: neun Fotos, Schreibmaterial


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Sieben Prinzipien eines schulbasierten Verhaltenstrainings<br />

• Der Einsatz setzt eine innere Akzeptanz des Vorgehens<br />

voraus.<br />

• Eine Fortbildung <strong>und</strong> Supervision/kollegiale<br />

Unterstützung sind nötig.<br />

• Sozial-emotionale Themen müssen im Unterricht<br />

allgegenwärtig sein.<br />

• Sozial-emotionale Inhalte müssen altersgemäß <strong>und</strong><br />

wiederholt bearbeitet werden.


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Sieben Prinzipien eines schulbasierten Verhaltenstrainings<br />

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• Genaue Kenntnisse über die sozialen Lebensumstände<br />

der Schüler sind hilfreich, um Verhaltenstraining flexibel<br />

einsetzen zu können.<br />

• Wertschätzung <strong>und</strong> Konsequenz im Unterricht müssen für<br />

alle Schüler erkennbar sein.<br />

• Durch die eigene Person Vorbild sein, positives Verhalten<br />

im Unterricht mit den Schülern einüben <strong>und</strong> loben.


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