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04.11.2012 Aufrufe

44 VERMISCHTES GENERATIONplus+ FRAU KRAUSES KLEINE WELT. SELTENES THEMA HEUTE: FALLSUCHT ODER EXTREMSPORT? Was das Thema angeht, bin ich auf jeden Fall weder süchtig noch pervers. Da man sich also nicht vor lauter Freude aufs Pflaster schmiegt, muss es andere Ursachen geben. Mein Alter kann es nicht sein. Ab 40 ging die Karriere ja schon los. Fällt man nicht erst ab 70? Oder wer früher fällt, stürzt länger? Jenes möchte ich eigentlich nicht. Ich bin mit viel Elan in das Hobby eingestiegen. Vor 20 Jahren auf einem Spa ziergang in Norditalien habe ich mir die Etappe profiartig eingeteilt. Einmal auf dem Hinweg und noch mal auf dem Rückweg lang gemacht. Mein Gatte war entsetzt und bohrte unablässig nach dem Grund meiner Showeinlage. Keine Ahnung! Nächster Auftritt: Licht im Treppenhaus sparen! Blödsinnige Idee, da die letzten zwei Stufen im Dunkeln plötzlich verschwunden waren. Gatte macht Licht an und bekommt ein fragendes Gesicht, als er mich unterhalb der Briefkästen liegend vorfindet. Das nächste Mal wollte ich einen Jägerzaun bezwingen, schwinge das rechte Bein hinüber und stelle überrascht fest, dass die Sache plötzlich rechts abschüssig ist. Ein Zurück gab es nicht. Das Leben als Würstchen auf dem Spieß beenden? Ohne mich. Letzte Chance: Ich mach’ auf sportlich und zerre das linke Bein mit Schmackes rüber. Aua, dass tat weh! Den Schwung hab ich genutzt, das Gleichgewicht zu verlieren, den Abhang im Sturz zu nehmen, um dann telegen rücklings auf den Acker zu klatschen. Gott sei Dank, diese peinliche Showeinlage fand ohne Publikum statt. Neulich haben meine Gummisohlen mich daran gehindert, die zehn Stufen bis zur Haustür wie ein normaler Mensch runter zu gehen. Mein Oberkörper zog verdächtig nach vorne. Beine mit Füssen wie fest gemauert. Die Aussichten: die 10 Stufen im flotten Fall nehmen, mit Option auf Friedwald Plesse oder aber die Sache wieder sportlich zu regeln. Letzteres tat ich mit zwei Riesensprüngen. Unten zwar kurz vorm Herzinfarkt angekommen, zitternd vor Schreck, aber weiter lebend! Dem Himmel sei Dank, ich muss nicht alleine Stürzen. Meine Freundin kann sich für diese Extremsportart auch erwärmen. Dem lieben Gatten passt das gar nicht. Er ist immer so erschrocken. Wenn seine Holde ohne Ansage plötzlich von seiner Seite Richtung Pflaster einfach so wegbricht. Und immer diese entrüstete Frage: „Was machst Du denn?“ Aber auch die Herren machen immer öfter mit. Da hätten wir noch meinen beratungsresistenten Gatten. Angesagt war eine Wanderung im Harzer Hochland. Schwie riges Gelände mit Gestöckel über Stock, Stein und Moor. Die Route laut Wanderkarte ausgewiesen für Fortgeschrittene mit Wanderschuhen! Bocklos auf Bevormundung durch die Marschbroschüre setzt der Gatte auf Turnschuhe. Völlig unerwartet, ungewohnt sowie untypisch: Frau bleibt stumm und denkt sich: das wird noch großes Kino! Mir war klar, ich brauch’ nur zu warten. Und endlich, Vorhang auf: Bürschchen knickt um, versinkt fast im Moor und kann sich ab da an nur noch strunkelig humpelnd auf dünnem Gebein übers felsige Terrain bis zum Gasthaus zu Mettwurstbrot und Bierchen schleppen. Nach gefühlten 500 g Stracke auf einer 20-Gramm-Scheibe Brot sah die Welt schon wieder anders aus. Gatte wurde richtig witzig und gab an, eigentlich hätte er ja mal seine neuen Wanderschuhe anziehen können und warum ich ihn denn nicht . . . ! Ja, stimmt, hätte ich machen können, aber so hatte ich mehr davon. Im Übrigen: das Jahr 2012 habe ich, dank Glatteis, schon eingestürzt. Rechtes Knie blau. Verdammt, und das Jahr ist noch so lang! Bis zum nächsten Mal! Ihre Frau Krause

HEIKO PRODLIK-OLBRICH PLASTIK · MALEREI ZEICHNUNG · RADIERUNG Im Rahmen des „Wittenburger Kultursommers“ sind in einem 230 Quadratmeter großen, leerstehenden Kirchenraum aus dem 15. Jahrhundert bis Mitte September Arbeiten des Künstlers Heiko Prodlik zu sehen: Altes und Neues, Männliches und Weibliches, Apollinisches und Dionysisches, Himmlisches und Belzebübisches . . . aus seiner bildnerischen Werkstatt. GENERATIONplus+ VERANSTALTUNGEN 45 THOP: WAS VOM HIMMEL FÄLLT VON JAMES GRAHAM (DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG) „Mir Raumstation, April 2005, fällt in den Südpazifik, nahe Fiji. BeppoSAX. Niederländisch-italienischer Satellit, verließ außerplanmäßig die Erdumlaufbahn. Januar 1997. Frau, Oklahoma, auf den Kopf getroffen von orbitalen Trümmern. Was rauf geht, muss runter kommen“. Angst. Sie ist allgegenwärtig und zeigt sich in den verschiedensten Facetten. Auch Robin hat Angst. Seit ihm als Junge ein Schuh auf dem Kopf gefallen ist, ist er traumatisiert. Er hat Keraunothen - tophobie – Angst vor herabstürzenden Satelliten. Seine Mutter und die Psychiaterin Joanna versuchen Robin diese Angst zu nehmen, – erfolglos. Unter der dicken und Sicherheit versprechenden Platte des Esszimmertisches hockend, wird Robin zunehmend zum Beobachter des Lebens außerhalb der Wohnung. Eigentlich ist Robin damit sehr zufrieden. Doch dann lernt er im Internet die junge lebenslustige Jaqui kennen, die unter denselben Ängsten leidet wie er und nur 5 Minuten entfernt wohnt. Es entwickelt sich eine Romanze, die beide bald vor die Frage stellt, ob eine virtuelle Beziehung genug ist. Jaqui will zurück ins reale Leben und so wagen die Verliebten das Unmögliche und beschließen, sich zu treffen... Das Theater im OP (ThOP) Göttingen präsentiert im Juni 2012 “Was vom Himmel fällt” von James Graham erstmals in deutscher Sprache. Seien Sie Zeuge einer modernen, etwas skurrilen und sehr unterhaltsamen Liebesgeschichte und lassen Sie sich mitnehmen in die Welt unter dem Esszimmertisch. Aber passen Sie auf, dass Sie danach nicht auch unter Keraunothentophobie leiden. Es spielen: Christopher Seltmann, Ayse Bolik, Jella Böhm, Ralf Kollarz- Beuermann, Christa Gaisbichler, Ursula Dettmer, Julian Giro. Auf den Fotos: Christopher Seltmann als Robin. Foto: Maren Zeiss. Inszenie - rung: Maren Zeiss. Premiere: 16.06.2012 um 20.15 Uhr. Weitere Aufführungen: 19.06., 20.06., 23.06., 24.06., 27.06., 29.06., 30.06., 03.07., 04.07., 06.07., 07.07., jeweils um 20.15 Uhr, Einlass ab ca. 19.30 Uhr. Theater im OP, Käte-Hamburger-Weg 3, 37073 Göttingen (Einlass über den Zuschauereingang im Heinrich-Düker-Weg) Preise: EUR 9,00 (Ermäßigte EUR 6,00). Karten unter 0551 / 39 70 77 oder www.thop-online.de. Vorverkauf: Mo. – Sa. 12.00 – 14.00 Uhr im ZHG der Universität. Mo. – Sa. 10.00 – 18.00 Uhr im Alten Rathaus

44 VERMISCHTES GENERATION<strong>plus</strong>+<br />

FRAU KRAUSES KLEINE WELT. SELTENES THEMA HEUTE:<br />

FALLSUCHT ODER EXTREMSPORT?<br />

Was das Thema angeht, bin ich auf jeden Fall<br />

weder süchtig noch pervers. Da man <strong>sich</strong><br />

also nicht vor lauter Freude aufs Pflaster<br />

schmiegt, muss es andere Ursachen geben.<br />

Mein Alter kann es nicht sein. Ab 40 ging <strong>die</strong><br />

Karriere ja schon los. Fällt man nicht erst ab<br />

70? Oder wer früher fällt, stürzt länger? Jenes<br />

möchte ich eigentlich nicht.<br />

Ich bin mit viel Elan in das Hobby eingestiegen.<br />

Vor 20 Jahren auf einem Spa ziergang in<br />

Norditalien habe ich mir <strong>die</strong> Etappe profiartig<br />

eingeteilt. Einmal auf dem Hinweg und<br />

noch mal auf dem Rückweg lang gemacht.<br />

Mein Gatte war entsetzt und bohrte unablässig nach dem Grund<br />

meiner Showeinlage. Keine Ahnung!<br />

Nächster Auftritt: Licht im Treppenhaus sparen! Blödsinnige Idee, da<br />

<strong>die</strong> letzten zwei Stufen im Dunkeln plötzlich verschwunden waren.<br />

Gatte macht Licht an und bekommt ein fragendes Ge<strong>sich</strong>t, als er<br />

mich unterhalb der Briefkästen liegend vorfindet.<br />

Das nächste Mal wollte ich einen Jägerzaun bezwingen, schwinge<br />

das rechte Bein hinüber und stelle überrascht fest, dass <strong>die</strong> Sache<br />

plötzlich rechts abschüssig ist. Ein Zurück gab es nicht. Das Leben als<br />

Würstchen auf dem Spieß beenden? Ohne mich.<br />

Letzte Chance: Ich mach’ auf sportlich und zerre das linke Bein mit<br />

Schmackes rüber. Aua, dass tat weh! Den Schwung hab ich genutzt,<br />

das Gleichgewicht zu verlieren, den Abhang im Sturz zu nehmen, <strong>um</strong><br />

dann telegen rücklings auf den Acker zu klatschen. Gott sei Dank,<br />

<strong>die</strong>se peinliche Showeinlage fand ohne Publik<strong>um</strong> statt.<br />

Neulich haben meine G<strong>um</strong>misohlen mich<br />

daran gehindert, <strong>die</strong> zehn Stufen bis zur<br />

Haustür wie ein normaler Mensch runter zu<br />

gehen. Mein Oberkörper zog verdächtig<br />

nach vorne. Beine mit Füssen wie fest<br />

gemauert. Die Aus<strong>sich</strong>ten: <strong>die</strong> 10 Stufen im<br />

flotten Fall nehmen, mit Option auf<br />

Friedwald Plesse oder aber <strong>die</strong> Sache wieder<br />

sportlich zu regeln. Letzteres tat ich mit zwei<br />

Riesensprüngen. Unten zwar kurz vorm<br />

Herzinfarkt angekommen, zitternd vor<br />

Schreck, aber weiter lebend!<br />

Dem Himmel sei Dank, ich muss nicht alleine<br />

Stürzen. Meine Freundin kann <strong>sich</strong> für <strong>die</strong>se Extremsportart auch<br />

erwärmen. Dem lieben Gatten passt das gar nicht. Er ist immer so<br />

erschrocken. Wenn seine Holde ohne Ansage plötzlich von seiner<br />

Seite Richtung Pflaster einfach so wegbricht. Und immer <strong>die</strong>se entrüstete<br />

Frage: „Was machst Du denn?“<br />

Aber auch <strong>die</strong> Herren machen immer öfter mit. Da hätten wir noch<br />

meinen beratungsresistenten Gatten. Angesagt war eine Wanderung<br />

im Harzer Hochland. Schwie riges Gelände mit Gestöckel über Stock,<br />

Stein und Moor. Die Route laut Wanderkarte ausgewiesen für<br />

Fortgeschrittene mit Wanderschuhen! Bocklos auf Bevormundung<br />

durch <strong>die</strong> Marschbroschüre setzt der Gatte auf Turnschuhe. Völlig<br />

unerwartet, ungewohnt sowie untypisch: Frau bleibt st<strong>um</strong>m und<br />

denkt <strong>sich</strong>: das wird noch großes Kino!<br />

Mir war klar, ich brauch’ nur zu warten. Und endlich, Vorhang auf:<br />

Bürschchen knickt <strong>um</strong>, versinkt fast im Moor und kann <strong>sich</strong> ab da an<br />

nur noch strunkelig h<strong>um</strong>pelnd auf dünnem Gebein übers felsige<br />

Terrain bis z<strong>um</strong> Gasthaus zu Mettwurstbrot und Bierchen schleppen.<br />

Nach gefühlten 500 g Stracke auf einer 20-Gramm-Scheibe Brot sah<br />

<strong>die</strong> Welt schon wieder anders aus. Gatte wurde richtig witzig und gab<br />

an, eigentlich hätte er ja mal seine neuen Wanderschuhe anziehen<br />

können und war<strong>um</strong> ich ihn denn nicht . . . !<br />

Ja, stimmt, hätte ich machen können, aber so hatte ich<br />

mehr davon. Im Übrigen: das Jahr 2012 habe ich, dank<br />

Glatteis, schon eingestürzt. Rechtes Knie blau. Verdammt,<br />

und das Jahr ist noch so lang!<br />

Bis z<strong>um</strong> nächsten Mal!<br />

Ihre Frau Krause

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