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04.11.2012 Aufrufe

20 KUNST & KULTUR GENERATIONplus+ Alida Gundlach bei einem Auftritt in der „Aktuellen Schaubude“ . . . . . . und mit Kati Witt und Guido Westerwelle. Warum ist der Austausch zwischen den Generationen so wichtig? Weil wir einander ergänzen und uns gegenseitig viel zu geben haben. Ein konstruktives Miteinander ist auch wichtig, damit Älterwerden nicht als etwas Negatives gesehen wird. Und sich verfestigte Schlagzeilen – „wer zahlt wessen Rente“ und „warum haben junge Leute keine Manieren“ – in Luft auflösen, um Platz für die positiveren Dinge zu machen. Nur so, also über die kleinen Zellen, funktioniert das große Ganze. Bewegend und für alle sichtbar ist Ihre Bindung an die Großeltern. Ein Geschenk, welches Sie weitergeben möchten auf dem Weg des Lebens? Ohne meine Großeltern hätte ich mich ganz anders entwickelt; sie haben mich geprägt und ich denke voller Liebe an sie. Heute muss man sich um solche Bindungen regelrecht bemühen, denn jetzt guckt Oma nicht mal eben über den Gartenzaun oder macht spontan Gemeinsames mit der Familie. Jetzt müssen alle flexibel und mobil sein, die Großfamilie stirbt aus. Sogar in Südeuropa, wo ich lange gelebt habe. Hinzu kommt, dass sich auch sonst viel geändert hat. Ich sehe das an meinen fünf Enkelkindern. Schon Zehnjährige wissen alles über Sex, sind dauernd verliebt, haben aber wenig Ahnung von Zärtlichkeit. Sie kennen sich super mit Technik aus, besitzen ihr eigenes Handy, bedienen den PC, finden aber kaum Worte für ihr Innerstes. Das, was ich dagegen setzen möchte – gegen frühes Gefühlschaos und zu viel Technikeinfluss – ist zum Beispiel Natur. Ich gehe mit den Kindern raus und zeige ihnen die Maserung eines Blattes, Tiere und Vegetation; so wie ich es von meinen Großeltern gelernt habe. Aber es ist mühsam. Mich hat es fasziniert, wenn mein Großvater mir die Natur erklärt hat. Doch bei meinen Enkelkindern muss ich schon irre Geschichten dazu erfinden, um sie bei Laune zu halten. Trotzdem ist es eine gute Groß - elternaufgabe, Emotionen zu wecken, den Enkeln zuzuhören, ein bisschen Natur, ein bisschen Wertegefühl, Ruhe und Geduld in ihren fordernden Alltag zu bringen. Was wir von unseren Eltern vorgelebt bekommen, ist prägend für den Respekt und die Wertigkeiten im Umgang mit Menschen und Beziehungen. Trifft das den Kern dessen, was Sie meinen? Mir geht es vor allem um das „Vorgelebte“. Das kann genau so gut von den Großeltern kommen wie von Lehrern oder Freunden. Selbst Hilfsorganisationen könnten im Not - fall diese Aufgabe übernehmen. Wichtig ist mir eher das sichtbar gute Beispiel als das Runterleiern von Verboten. Ich erinnere mich an meine Kindheit wie an einen großen Abenteuerspielplatz, auf dem es immer eine Ansprechperson gab. Fiel jemand aus, war gleich wer anders da, während die Kinder heute ja oft nicht mal einen einzigen Menschen haben, der sie ernst nimmt, dem sie ihre kleinen Geschichten erzählen können. Also bleiben sie allein mit ihren Problemen, weil beide Eltern arbeiten und die Großeltern weit weg sind. In sozialschwachen, kinderreichen Familien nimmt die Vernachlässigung enorm zu, ebenso wie die gesellschaftliche und emotionale Kinder - armut. Mit Zahlen, die einem Tränen in die Augen treiben. Ich bin u. a. Botschafterin der mitKids-Patenschaften in der Ehlerding- Stiftung, die benachteiligten Kindern engagierte Paten zur Seite stellt und damit großen Erfolg hat. Auch das ist ein vorbildliches Miteinander. Träume bewahren und eine Sicht aus Kinderaugen kann der älteren Generation helfen? Träume sind herrlich! Ich zum Beispiel habe ein Leben lang gesungen, aber erst mit 65 meine erste CD aufgenommen. Frei wie ein Vogel und passend zu meiner Generationen - show „Zeit“. Wenn das kein erfüllter Traum ist … der noch dazu andere inspiriert hat. Träume realisieren zu wollen ist ein wunderbarer Impuls, der unseren Mut und unser Selbstbewusstsein fördert. Auch das können Ältere den Jungen in Verbindung mit vorgelebten Werten weitergeben. Umgekehrt bekommen wir durch die kids Einblick in aktuelle Entwicklungen, in ihre Zukunfts -

Alida Gundlach liest aus ihrem Kinderbuch „Wolkengeschichten“. Alida Gundlach mit Kindern beim Tanz. perspektiven, und lernen quasi nebenbei noch die Technik-Bedie - nung. Ohne meine Enkel wären PC oder Handy für mich Bücher mit sieben Siegeln geblieben. Bewegen und bewegt werden im Kreislauf verschiedenster Altersklassen, aufeinander zugehen und miteinander kommunizieren, jung mit alt und alt mit jung, ist ein großes Anliegen von Ihnen? Eines geht nicht ohne das Andere. Wenn ältere Leute nur unter sich sind und zur Jugend kaum noch Zugang haben, und auch umgekehrt Junge nichts über Ältere wissen, dann werden Vorurteile nie abgebaut. Je mehr man miteinander zu tun hat und je mehr man erkennt, dass jede Generation ihre eigenen Wege geht, desto besser funktioniert das Miteinander. Man sollte eben auf beiden Seiten bereit sein, mit dem, was der andere bietet, respektvoll umzugehen. Ich glaube außerdem, dass alles Aktive, Neugierige jung hält. Und zwar nicht durch chirurgische Eingriffe oder Nachplappern von Jugendslang, sondern durch die Art, wie wir die Welt sehen. Ob man sich am Geschehen beteiligt und ob man sich selbst noch irgendwie fit hält, indem man so gut wie möglich Geist und Körper trainiert, anstatt im Sessel zu sitzen und fern zu sehen. Ich versuche auf jeden Fall, zusammen mit den Kindern und Enkeln neugierig zu bleiben. Sie bereiten gerade ein Schulprojekt vor. Worum geht es? Um das, womit die nächste Generation fertig werden muss: Probleme, die ihr Alltag sein werden. Für vieles davon hat meine Generation den Grundstein gelegt. Vom Jugendwahn bis hin zu Klimaschäden. Aber es geht auch um die wichtigste Klammer im Miteinander: Um den Respekt vor der Schöpfung. Umwelt, Mensch und Tier brauchen die nachfolgenden Generationen. In kleinen Rollenspielen und anschaulichen Geschichten will ich das vermitteln, und damit das Bewusstsein für andere Lebewesen erweitern. Wenn das nur bei Einem aus jeder Klasse hängen bleibt, freue ich mich schon. GENERATIONplus+ KUNST & KULTUR 21 Alida Gundlach mit Retriever Rasmus und Kater Garfield. Als große Tierfreundin sind Sie bekannt. Wie geht es Ihrem Tierpark? Glücklicherweise ganz gut. Wir haben gerade einen Neuzugang aus der Ukraine, wo zur Fußball-EM über 10.000 Streuner bestialisch getötet und nur wenige gerettet werden. Eine traumatisierte Hündin lebt nun bei uns, doch auch sonst habe ich viel gegen solche Zustände unternommen und gerade meinen Verein „tierwork e.V.“ gegründet, der in Deutschland und Süd- wie Osteuropa Kastrations- Aktionen finanziert, Projekte für Tierheime unterstützt und vieles mehr. Das habe ich bisher immer allein geregelt. Aber es nimmt ja nie ein Ende mit dem, was man Miteinander besser machen könnte. Und darum freue ich mich über jedes Mitglied. Aktuell habe ich noch ein Katzen-Patenschaftsprogramm entwickelt, das ich den Tierheimen kostenlos zur Verfügung stelle – auch das funktioniert nur im Miteinander. Wer mehr über das alles wissen will, kann bei uns Informationen anfordern (siehe ganz unten). Wenn ich an Göttingen denke, denke ich an . . . . . . an Modeschauen in der Stadthalle, an den Scotch-Club, in dem ich als junge Frau mal tanzen war, an ein gemütliches Café mitten in der Innenstadt, dessen Namen ich vergessen habe, an den Stadtteil Nikolausberg, in dem Freunde wohnten. Früher war mir Göttingen sehr vertraut, inzwischen habe ich den Zugang zur Stadt verloren. Mit meinem Programm oder meinen Lesungen von 12 Büchern bin ich bundesweit zwischen Flensburg, Berlin und Stuttgart fast überall aufgetreten, nur Göttingen war nie dabei. Alida Gundlach n CD „Zeit” mit 11 authentischen Songs zu allen Lebenszeiten. n Hörbuch „Socke & Konsorten, tierische Geschichten aus Mallorca“ n „tierwork e.V.“ iG Projekte zur Tierhilfe. Infos über Assunta TV. n Alles über ASSUNTA TV, Postfach 1221, 21263 Jesteburg. n Die 12 Bücher von Alida Gundlach über den Handel. www.alidagundlach.de Foto: „Aktion der Bayer AG gegen Zecken und Flöhe“

20 KUNST & KULTUR GENERATION<strong>plus</strong>+<br />

Alida Gundlach bei einem Auftritt in der „Aktuellen Schaubude“ . . . . . . und mit Kati Witt und Guido Westerwelle.<br />

War<strong>um</strong> ist der Austausch zwischen den<br />

<strong>Generation</strong>en so wichtig?<br />

Weil wir einander ergänzen und uns gegenseitig<br />

viel zu geben haben. Ein konstruktives<br />

Miteinander ist auch wichtig, damit Älterwerden<br />

nicht als etwas Negatives gesehen<br />

wird. Und <strong>sich</strong> verfestigte Schlagzeilen –<br />

„wer zahlt wessen Rente“ und „war<strong>um</strong> haben<br />

junge Leute keine Manieren“ – in Luft auflösen,<br />

<strong>um</strong> Platz für <strong>die</strong> positiveren Dinge zu<br />

machen. Nur so, also über <strong>die</strong> kleinen Zellen,<br />

funktioniert das große Ganze.<br />

Bewegend und für alle <strong>sich</strong>tbar ist Ihre<br />

Bindung an <strong>die</strong> Großeltern.<br />

Ein Geschenk, welches <strong>Sie</strong> weitergeben<br />

möchten auf dem Weg des Lebens?<br />

Ohne meine Großeltern hätte ich mich ganz<br />

anders entwickelt; sie haben mich geprägt<br />

und ich denke voller Liebe an sie. Heute<br />

muss man <strong>sich</strong> <strong>um</strong> solche Bindungen regelrecht<br />

bemühen, denn jetzt guckt Oma nicht<br />

mal eben über den Gartenzaun oder macht<br />

spontan Gemeinsames mit der Familie. Jetzt<br />

müssen alle flexibel und mobil sein, <strong>die</strong><br />

Großfamilie stirbt aus. Sogar in Südeuropa,<br />

wo ich lange gelebt habe. Hinzu kommt,<br />

dass <strong>sich</strong> auch sonst viel geändert hat. Ich<br />

sehe das an meinen fünf Enkelkindern.<br />

Schon Zehnjährige wissen alles über Sex,<br />

sind dauernd verliebt, haben aber wenig<br />

Ahnung von Zärtlichkeit. <strong>Sie</strong> kennen <strong>sich</strong><br />

super mit Technik aus, besitzen ihr eigenes<br />

Handy, be<strong>die</strong>nen den PC, finden aber ka<strong>um</strong><br />

Worte für ihr Innerstes. Das, was ich dagegen<br />

setzen möchte – gegen frühes Gefühlschaos<br />

und zu viel Technikeinfluss – ist z<strong>um</strong> Beispiel<br />

Natur. Ich gehe mit den Kindern raus und<br />

zeige ihnen <strong>die</strong> Maserung eines Blattes, Tiere<br />

und Vegetation; so wie ich es von meinen<br />

Großeltern gelernt habe. Aber es ist mühsam.<br />

Mich hat es fasziniert, wenn mein<br />

Großvater mir <strong>die</strong> Natur erklärt hat. Doch bei<br />

meinen Enkelkindern muss ich schon irre<br />

Geschichten dazu erfinden, <strong>um</strong> sie bei Laune<br />

zu halten. Trotzdem ist es eine gute Groß -<br />

elternaufgabe, Emotionen zu wecken, den<br />

Enkeln zuzuhören, ein bisschen Natur, ein<br />

bisschen Wertegefühl, Ruhe und Geduld in<br />

ihren fordernden Alltag zu bringen.<br />

Was wir von unseren Eltern vorgelebt<br />

bekommen, ist prägend für den Respekt und<br />

<strong>die</strong> Wertigkeiten im Umgang mit Menschen<br />

und Beziehungen.<br />

Trifft das den Kern dessen, was <strong>Sie</strong> meinen?<br />

Mir geht es vor allem <strong>um</strong> das „Vorgelebte“.<br />

Das kann genau so gut von den Großeltern<br />

kommen wie von Lehrern oder Freunden.<br />

Selbst Hilfsorganisationen könnten im Not -<br />

fall <strong>die</strong>se Aufgabe übernehmen. Wichtig ist<br />

mir eher das <strong>sich</strong>tbar gute Beispiel als das<br />

Runterleiern von Verboten. Ich erinnere<br />

mich an meine Kindheit wie an einen großen<br />

Abenteuerspielplatz, auf dem es immer<br />

eine Ansprechperson gab. Fiel jemand aus,<br />

war gleich wer anders da, während <strong>die</strong><br />

Kinder heute ja oft nicht mal einen einzigen<br />

Menschen haben, der sie ernst nimmt, dem<br />

sie ihre kleinen Geschichten erzählen können.<br />

Also bleiben sie allein mit ihren<br />

Problemen, weil beide Eltern arbeiten und<br />

<strong>die</strong> Großeltern weit weg sind. In sozialschwachen,<br />

kinderreichen Familien nimmt <strong>die</strong><br />

Vernachlässigung enorm zu, ebenso wie <strong>die</strong><br />

gesellschaftliche und emotionale Kinder -<br />

armut. Mit Zahlen, <strong>die</strong> einem Tränen in <strong>die</strong><br />

Augen treiben. Ich bin u. a. Botschafterin der<br />

mitKids-Patenschaften in der Ehlerding-<br />

Stiftung, <strong>die</strong> benachteiligten Kindern engagierte<br />

Paten zur Seite stellt und damit großen<br />

Erfolg hat. Auch das ist ein vorbildliches<br />

Miteinander.<br />

Trä<strong>um</strong>e bewahren und eine Sicht aus<br />

Kinderaugen kann der älteren <strong>Generation</strong><br />

helfen?<br />

Trä<strong>um</strong>e sind herrlich! Ich z<strong>um</strong> Beispiel habe<br />

ein Leben lang gesungen, aber erst mit 65<br />

meine erste CD aufgenommen. Frei wie ein<br />

Vogel und passend zu meiner <strong>Generation</strong>en -<br />

show „Zeit“. Wenn das kein erfüllter Tra<strong>um</strong><br />

ist … der noch dazu andere inspiriert hat.<br />

Trä<strong>um</strong>e realisieren zu wollen ist ein wunderbarer<br />

Impuls, der unseren Mut und unser<br />

Selbstbewusstsein fördert. Auch das können<br />

Ältere den Jungen in Verbindung mit vorgelebten<br />

Werten weitergeben. Umgekehrt<br />

bekommen wir durch <strong>die</strong> kids Einblick in<br />

aktuelle Entwicklungen, in ihre Zukunfts -

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