Cybercrime - Kompetenzzentrum - Gewerkschaft der Polizei

6 Titel
eins Winter 2012 7
Gesellschaft und die sich darin
entwickelnden neuen Kriminalitätsfelder
an die Polizei stellen. In einem
Strategiepapier des BKA vom August
2009 werden die Herausforderungen
skizziert, mit denen sich die Polizei
schon jetzt und um so mehr in der nahen
Zukunft konfrontiert sieht.
Zuvorderst steht dabei die technische
Innovationskraft der Täter. Hier
entstand in den vergangenen
Jahren ein von Spezialistentum,
Dienstleistungsmentalität
und Outsourcing geprägter
Kriminalitätsbereich. Ein Bereich, in
dem von einem großen Dunkelfeld
ausgegangen werden muss -
insbesondere weil institutionelle Opfer
befürchten, mit dem Gang zur Polizei und
der Offenbarung ihrer „Schwachstellen“
einen Vertrauensverlust bei ihren Kunden
zu riskieren. Die Dunkelfeldproblematik
erschwert hier in erheblichem Maß die
Aufhellung von Deliktsmustern bzw. von
kriminellen Strukturen und mithin die
Aufklärungsarbeit.
Ein Großteil der polizeilichen Ressourcen
wird durch Phishing oder andere
“einfachere” Betrugsfälle gebunden – so
entfielen laut BKA im Jahr 2010 allein
etwa 70% der gemeldeten Cybercrime-
Delikte auf Computerbetrug und das
Ausspähen/Abfangen von Daten. Delikte,
die - zumindest aus technischer Sicht -
hochwertigerer und IuK-spezifischer sind,
können dadurch nicht so intensiv verfolgt
werden, wie es erforderlich wäre.
Der Aufbau und Betrieb von Botnetzen,
allgemein von einer kriminellen
mattes1981 / photocase.com
Infrastruktur, konnte eben so, wie der
massenhafte Spam-Versand (insb. zu
Vertriebszwecken und als Lockmittel
für präparierte Websites), vielfache
Denial of Service (DDos) - Angriffe oder
unberechtigtes Eindringen (Hacken) in
Datensysteme nur unzureichend verfolgt
werden.
Als Konsequenz wurde im LKA NRW
ein Konzept dafür entwickelt, wie die
Kriminalitätsbekämpfung aufgestellt sein
müsste, um diesen Herausforderungen
gerecht zu werden. Ergebnis ist die
neue Organisationsstruktur, in der einige
Dezernate aus anderen Abteilungen des
LKA zur Abteilung 4 verlagert wurden. Die
Dezernate 41 (Zentrale Ansprechstelle
IuK-Kriminalität, IuK-Lageunterstützung,
ZASt Kinderpornografie,
Zentrale Internetrecherche,
Ermittlungskommissionen) und 42 (TKÜ/
IuK-Ermittlungsunterstützung) bilden
das eigentliche IuK- bzw. Cybercrime-
Kompetenzzentrum.
Aber auch ins Dezernat 44 (Lagedienst,
Internetwache, Tatortgruppen,
Rechtshilfe) sind mit der Internetwache
verwandte Kompetenzen und Aufgaben
gewandert.
Das SG 41.1 ist als Zentrale
Ansprechstelle IuK-Kriminalität,
IuK-Lageunterstützung, Grundsatz,
Prävention und Gremien ein mit neuen
Aufgaben ausgestatteter Bereich.
Als „Single Point of Contact“
(SPoC) soll es u.a. für fortlaufenden
Informationsaustausch mit
unterschiedlichsten Stellen im Bund,
Land, in Verbänden oder Privatwirtschaft
sorgen und ist auch für Gremienarbeit,
Auswertungen, Analysen, Lagebilder
und Berichte zuständig. Das SG 41.2/
Zentrale Auswerte und Sammelstelle
(ZASt), Kinderpornographie und 41.3
Zentrale Internetrecherche (ZIR) sowie
die Ermittlungskommissionen sind durch
Verlagerung der kompletten Dezernate
und Aufgaben aus der Abteilung 3
entstanden. In den Sachgebieten 42.1
Telekommunikationsüberwachung
und 42.2 Landeszentrale IuK-
Ermittlungsunterstützung des Dezernats
42 sind zusätzlich ehemalige Aufgaben,
Technik und Personal des Landesamts
für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD)
eingegliedert worden.
Das Dezernat 43 (Verdeckte Ermittlungen,
Zeugenschutz) wird bis auf weiteres
unverändert in der Abteilung 4 fort
bestehen. Das neue Dezernat 44 wurde
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