Cybercrime - Kompetenzzentrum - Gewerkschaft der Polizei

22 Glosse
Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht
Fernöstliche Weisheit contra illegale Fußwege
Von
Christian Mirgel
Wer eigene Kinder hat oder solche Menschen
mit Kindern kennt, bekommt es mit. Die
Verantwortlichen statten ihren geliebten
Nachwuchs mit guten Ratschlägen für
den Lebensweg aus. Dabei gibt es je
nach Kulturkreis und Gesinnung sehr viele
Varianten des „rechten Weges“.
Für die einen ist er schmal und gerade, die
anderen glauben an Führung durch eine
übergeordnete, zum Teil auch göttliche
Institution. Manche berichten von dem
einen oder anderen Schritt nach links oder
rechts in Richtung Graben oder Dickicht und
Verwegene gehen hin und wieder sogar auf
der „wild side“.
Beamtenwege sind in vielen Texten
beschrieben. Es gibt Karrierepfade zu
Selbstverwirklichung, Glück und hohem
Einkommen und den Dienstweg. Dieser
verhindert, dass sehr wichtige Informationen
nicht an jemandem vorübergehen, den diese
dringend interessieren. Und die dieser auch
unbedingt haben möchte.
knallgrün / photocase.com
Beinahe banal ist es dabei, den alltäglichen
Weg vom Parkplatz ins Büro zu erwähnen.
Jeder geht ihn, die Meisten sogar, ohne sich
diese Tatsache richtig bewusst zu machen.
Die Konzentration gilt dabei nicht den
Füßen, die sich Schritt für Schritt in Richtung
Eingang vorarbeiten, sondern dem Sortieren
der Schlüssel, dem Grußwink zum Kollegen
oder dem Ordnen der Tageszeitung.
Ein Beispiel: Der “Fußweg“ auf der Ostseite
des LKA war kein Fußweg. Jetzt wird es
kompliziert: Ein „Weg“ ist vorhanden. Er ist
asphaltiert, Arbeiter benutzen ihn, wenn sie
den einzelnen Sträuchern um das Haus den
richtigen Schnitt verpassen möchten.
Auch andere Anzeichen deuten an, dass der
Fußgänger auf legalem Terrain geht.
Ein Notausgang mündet auf diesen „Weg“
und wer zur Sammelzone laufen möchte,
muss ihn benutzen. Ohne dieses Stück
Asphalt wäre es manchem, der nicht
fliegen kann auch unmöglich, sein arglos
abgestelltes Fahrrad wieder zu erreichen.
Und dennoch handelte es sich nicht um einen
Weg. Wer sich für den Beinbruch ein solches
Fleckchen Erde aussucht, hat insofern Pech,
da der dienstliche Unfallschutz nicht greift.
Das wussten Sie nicht? Ich auch nicht.
Keine Schranke, kein Einweiser mit
Warnweste, nicht einmal ein Hinweiszeichen
signalisierte uns, dass wir uns in eine
rechtliche Grauzone hineinbewegten. Wollen
wir in solchen Situationen alle einen Umweg
gehen oder bei den monatlichen Feuer -
Alarmen aus dem Gebäude schweben?
Kein Problem, denn wo ein Wille ist, ist auch
ein Weg.
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