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Cybercrime - Kompetenzzentrum - Gewerkschaft der Polizei

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10 Mein Statement<br />

Experten im Cluster<br />

Interview mit Helmut Picko, Dezernatsleiter<br />

im <strong>Cybercrime</strong>-<strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

Eins im Gespräch mit Kriminalrat Helmut Picko, Leiter des neuen Dezernates 41<br />

im Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen über die Bedeutung <strong>der</strong> richtigen<br />

Organisation, die Kommunikation <strong>der</strong> Zukunft und Tage im Schnee<br />

Das Gespräch führten<br />

Bernd Günther,<br />

Christian Mirgel und<br />

Jörg König<br />

Herr Picko, wie fühlt es sich an, eine<br />

Expertengruppe anzuführen?<br />

Ich habe vor <strong>der</strong> Neuorganisation als Leiter<br />

des Dezernats 12 „Wirtschaftskriminalität<br />

und Computerkriminalität im engeren Sinne“<br />

bereits mit Spezialisten gearbeitet. Insofern ist<br />

das Gefühl nicht neu.<br />

Die einzelnen Dienststellen gab es vorher<br />

auch schon. Wo liegt <strong>der</strong> Vorteil <strong>der</strong> neuen<br />

Struktur?<br />

Hier sind alle Spezialisten des LKA, die sich<br />

mit IuK-Kriminalität befassen, zentralisiert.<br />

Unter einheitlicher Führung können alle<br />

Prozesse leichter aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt, die<br />

Zusammenarbeit geför<strong>der</strong>t und alle Aktivitäten<br />

an gemeinsamen Strategien ausgerichtet<br />

werden. Dabei reicht es nicht aus, in einer<br />

nun verän<strong>der</strong>ten Aufbauorganisation die alten<br />

Arbeitsabläufe beizubehalten. Wir werden<br />

deutlich durchlässigere Binnenstrukturen<br />

und flexiblere Formen <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

schaffen. Je<strong>der</strong> muss Jeden unterstützen und<br />

Foto:<br />

niemand bleibt mit seiner Aufgabe alleine.<br />

Strikte Abgrenzungen <strong>der</strong> Sachgebiete wird es<br />

nicht geben. Durch diese Möglichkeit, in einer<br />

Organisationseinheit temporär alle Kräfte zu<br />

bündeln, können neben den bisherigen dann<br />

auch neue Aufgaben bewältigt werden, wie<br />

z.B. die IuK-Lageunterstützung.<br />

Wie stellen Sie denn sicher, dass diese<br />

guten Effekte <strong>der</strong> Zusammenarbeit auch<br />

aufkommen?<br />

Bei <strong>der</strong> Führung hoch spezialisierter<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spielen<br />

gegenseitiges Vertrauen und Akzeptanz sowie<br />

das Schaffen eines leistungsför<strong>der</strong>nden<br />

Umfelds eine entscheidende Rolle. Kleinteilige<br />

Vorgaben o<strong>der</strong> Kontrollen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Arbeitsabläufe wirken sich negativ auf die<br />

Motivation und das Innovationspotenzial aus.<br />

Die Führungskräfte müssen die Bedingungen<br />

schaffen, die eine enge Zusammenarbeit aller<br />

Experten ermöglichen. Eine Schlüsselfunktion<br />

kommt dabei <strong>der</strong> Informationssteuerung<br />

zu. Nur wenn die Spezialisten wissen,<br />

womit sich die Kolleginnen und Kollegen<br />

gerade befassen, können sie sich in die<br />

Lösung von Problemen aktiv einbringen. Im<br />

Zusammenspiel so vieler Spezialisten ist da<br />

nicht selten auch die Mo<strong>der</strong>ationsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Führungskräfte gefragt.<br />

SPOC ?<br />

Der „Single-Point-of-Contact“ ist zunächst<br />

einmal eine Telefonnummer und eine<br />

E-Mailadresse, die 24 Stunden am Tag und<br />

sieben Tage die Woche erreichbar sind. Hier<br />

können Bürger, Wirtschaft, Wissenschaft aber<br />

auch die <strong>Polizei</strong>en an<strong>der</strong>er Bundeslän<strong>der</strong>,<br />

des Bundes o<strong>der</strong> aus dem Ausland einen<br />

kompetenten Ansprechpartner zu allen Fragen<br />

<strong>der</strong> IuK-Kriminalitätsbekämpfung in NRW<br />

erreichen. Bei bedeutenden Angriffen gegen<br />

IT-Systeme können wir ohne Zeitverzug<br />

Maßnahmen einleiten. Das bedeutet aber<br />

auch, dass es aufwendige interne Strukturen<br />

gibt, die das gewährleisten müssen. Alle<br />

Führungskräfte des Dezernats sowie<br />

ausgewählte Mitarbeiter sind daran beteiligt<br />

und werden außerhalb <strong>der</strong> Bürozeiten in<br />

<strong>der</strong> Kommunikationssteuerung durch den<br />

Lagedienst des LKA unterstützt. Neben vielen<br />

For<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Wirtschaft ergibt sich<br />

die Notwendigkeit nach einem SPoC auch<br />

unmittelbar aus <strong>der</strong> bundeseinheitlichen<br />

Strategie zur Bekämpfung <strong>der</strong> IuK-Kriminalität<br />

für alle LKÄ und das BKA.<br />

Welche rechtlichen Voraussetzungen<br />

brauchen Sie für erfolgreiche Ermittlungen?<br />

Ein Dauerthema ist natürlich die<br />

Mindestdatenspeicherung. Nicht<br />

selten können wir ohne gespeicherte<br />

Verbindungsdaten nur mit einem enormen<br />

Aufwand o<strong>der</strong> sogar gar nicht zum<br />

Ermittlungserfolg kommen. Das sollte<br />

je<strong>der</strong> wissen, <strong>der</strong> sich gegen eine maßvolle<br />

Regelung sperrt. Darüber hinaus sind<br />

aber auch an<strong>der</strong>e Rahmenbedingungen<br />

wichtig, wie z.B. die internationalen<br />

Rechtshilfeabkommen. Aber auch die Frage,<br />

wie effektiv wir Ermächtigungen anwenden<br />

können ist wichtig. Die Staatsanwaltschaft<br />

und die <strong>Polizei</strong> müssen bei <strong>der</strong> Bekämpfung<br />

<strong>der</strong> IuK-Kriminalität eng zusammenarbeiten.<br />

Dazu bedarf es kompatibler Strukturen<br />

und Sachkunde auf beiden Seiten. Hier<br />

haben einige Bundeslän<strong>der</strong> mit speziellen<br />

Schwerpunktstaatsanwaltschaften bereits<br />

einen guten Weg eingeschlagen.<br />

Wie werden Sie mit an<strong>der</strong>en Behörden<br />

konkret zusammenarbeiten?<br />

Die rasante Entwicklung <strong>der</strong> IuK-Kriminalität<br />

zwingt uns auch zukünftig, umfangreiche<br />

und komplexe Aufgaben gemeinsam mit<br />

Partnern zu bewältigen. Dazu zählen die<br />

Kreispolizeibehörden in NRW ebenso wie das<br />

BKA, die LKÄ und an<strong>der</strong>e Organisationen. Hier<br />

müssen wir zeitgemäße und sachgerechte<br />

neue Formen <strong>der</strong> Zusammenarbeit schaffen.<br />

Nehmen wir einmal ein Beispiel aus <strong>der</strong><br />

Praxis. Wir haben in einer Kooperation mit<br />

dem LKA Baden-Württemberg gemeinsam<br />

gegen eine internationale Bande in einem<br />

Phishing-Verfahren ermittelt. Zur Durchführung<br />

umfangreicher Besprechungen haben<br />

sich die Beamten anfangs regelmäßig in<br />

einen Wagen gesetzt und auf dem Weg zu<br />

ihren Treffen einige Zeit auf <strong>der</strong> Autobahn<br />

verbracht. Dennoch gab es vermeidbare<br />

Informationsdefizite. Um die Zusammenarbeit<br />

durch den Einsatz von Technik zu optimieren,<br />

haben wir eine Kommunikationsplattform<br />

eingerichtet. Damit können mehrere<br />

Helmut Picko<br />

Lebenslauf<br />

1989 Versetzung vom Bundesgrenzschutz<br />

zur <strong>Polizei</strong> NRW<br />

1995-1997 Fachhochschule für öffentliche<br />

Verwaltung NRW<br />

bis 2005 spezialisierter Sachbearbeiter für<br />

Computerkriminalität<br />

2002-2003 Mitglied <strong>der</strong> Landesarbeitsgruppe<br />

Computerkriminalität NRW<br />

2005-2007 Deutsche Hochschule <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong><br />

in Münster<br />

2007-2009 Leiter <strong>der</strong> Einsatzunterstützung beim<br />

PP Mönchengladbach<br />

2009-2010 Leiter des Leitungsstabs beim PP<br />

Mönchengladbach<br />

2010-2011: Dezernatsleiter 12 beim LKA NRW<br />

(Wirtschaftskriminalität und IuK-<br />

Kriminalität)<br />

ab 2011: Dezernatsleiter 41 im<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> <strong>Cybercrime</strong><br />

eins Winter 2012<br />

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