Marktplatz 2007.11.xpd
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Goldenes Laub<br />
Auf der Höhe der Tostner Burg ist ein ebener Platz, der<br />
von den Kindern gern zum Spielen benutzt wird. Einmal<br />
im Herbst, als schon das meiste Laub von den<br />
Bäumen gefallen war, hatten die Kinder mit dem vielen<br />
Laub am Boden mancherlei Zeitvertreib. Da fand eins<br />
der Kinder ein Weihwasserkesselein, das ganz mit<br />
Laub gefüllt war. Es wischte das Laub sauber heraus,<br />
bis auf drei Blättlein, die kleben blieben. Als das Kind<br />
daheim ankam, hatten sich die drei Blättlein in Gold<br />
verwandelt. (Im Sagenwald, Nr. 251, S. 147)<br />
Und der Herbst ist natürlich auch die Zeit, in welcher<br />
das genossen wird, was übers Jahr an Ess- und Trinkbarem<br />
produziert wurde:<br />
Das Fenggenhirtle<br />
Im Galgenuel hütete ein fremdes, wildes Knechtle die<br />
Geißen. Alle Tage kam es bis zu einem hohlen Stein<br />
nah beim Dorfe, aber weiter keinen Schritt. Dort wartete<br />
es auf die Hab, trieb sie auf die Allma und abends<br />
wohlbehalten wieder heim. So diente es sommerlang.<br />
Im Herbst aber fragten es die Galgenueler, was es<br />
zum Lohn begehre? Da erwiderte es munter:<br />
"Gitziligäß, Zimbiligara,<br />
gib mr Gäßlar an Ziger mara,<br />
lega undara hohla Ste,<br />
kan-i-n-a mara met mr neh!"<br />
Weil die Leute solches Begehren bescheiden dünkte,<br />
legten sie zum Ziger eine Marentbulga mit Wacholderschnaps<br />
und ein rotes Schlüttle. Am nächsten Morgen<br />
stellte das Männle sich richtig wieder ein beim hohlen<br />
Stein. Wohlgefällig sah es alles, schloff ins schöne<br />
Röckle, drehte sich rundum und rief:<br />
"Bui-bui weideli Ma,<br />
d'Gäß nömma hüete ka,<br />
Hanseli hüetet nömma d'Gäß,<br />
Hanseli ist da Gäßa z'wäch!"<br />
Und mit der Marentbulga und dem Ziger sprang es<br />
fort und ließ sich nimmer blicken.<br />
(Im Sagenwald, Nr. 537, S. 287f)<br />
Sollten Sie wider Erwarten nicht wissen, was Ziger,<br />
Marentbulga und Schlüttle sind, dann fragen sie doch<br />
auf dem Herbstmarkt einmal herum. Vielleicht kommen<br />
Sie bei einem Wacholderschnaps dahinter.<br />
Übrigens: Falls Sie auf einem Spaziergang durch Wolfurt<br />
einen Abstecher bei der goldenen Schlange von Burg<br />
Kojen (oder Kuia) machen wollen, sind sie jetzt im<br />
Herbst leider schon etwas zu spät dran. Die ist nämlich<br />
schon im Winterschlaf.<br />
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