Ein Tumor (Auf Deutsch) Ed Atkins - Whitechapel Gallery

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15.11.2014 Aufrufe

Soweit das Auge reicht, reihen sich Hügel aus matschiger Kloake aneinander, reichlich bestückt mit parfümiertem, lila Toilettenpapier; eine SORGEN- FALTE (von der Piccoloflöte illustriert) schmiert das Parfum eines Zeitschriftenprobepäckchens über ein Meer aus schwitzenden Glatzköpfen; eine dichte Wand aus UNGEPFLEGTEN GENITALIEN, besudelt mit Fettfarben! (...) Das alles fällt, unvermeidlich, im Mund zu einem Geschmack zusammen, zum Würgen, Röcheln, Kotzen, immer wieder (Die Aufrichtigkeit, die dazu nötig ist! Der Nervenkitzel! (Pisse schwappt in Zeitlupenwellen, bildet Schaum an den Rändern, blaut dann ein, vermischt sich mit besonders zähflüssigem Domestos; Flöße, Schlauchboote, Plastikkajaks, die als Klosteine und Dufttabletten getarnt sind, werden herumgeschleudert, bemannt mit Leprakranken, Eidechsen in putzigen Matrosenanzügen, fetten, nackten Affen, deiner gleichgültigen Mutter, etc.) (Sobald ein Junge oder ein Mädchen groß genug oder alt ge- nug ist (fett, jugendlich), wird ein Palo-tle-ton be- reit gelegt, das AUSSCHLIESS- LICH er oder sie benutzen dürfen. Hier haben wir einen Umhang vor uns, feinsäuberlich aus einer einzigen Büffelhaut gearbeitet, dessen Kopf mit den LIPPEN am Kopfende eines Weidenbettes befestigt wird, das als Wohnzimmer dient. Der gewöhnliche Überwurf für das Bett heißt On-ta-koi. Das hier ist nur ein halber Umhang, sehen Sie, und AUSSERDEM am Hals abgeschnitten. Beim Pa-lo-tle-ton wird das Fell mit großer Sorgfalt entfernt, es erfordert die ganze Kunst des Präparators, den Kopf als komplette Umhüllung zu erhalten, sogar die Hörner, Augen und OHREN UND LIPPEN, wie auch die Beine bis hinab zu den Hufen, und manchmal werden sogar die Hufe erhalten — vielleicht sogar langsam trocknende Gras- und Erdklumpen, die wie Keile aus den Sohlen der Hufe ragen — manchmal ist sogar das Skelett eines Neandertaler-Foetus’ dabei, das dann schlaff an so einem Stiletto-Absatz aus Erde baumelt. Darunter ist Zeitungspapier ausgelegt (der Sportteil), um die Dreckbrocken aufzufangen, die mehr oder weniger gründlich mit einem Buttermesser zwischen den unterentwickelten Zehenknochen herausgeschabt werden. Ja, so läuft das. Harte Arbeit, der Scheiß hier.) [...] Wird eine angemessene Menge von Terrakotta-Ton zur Verfügung gestellt (im Unterschied zu diesem grauen Zeugs in Gesamtschu- len), führt das dazu, wie Beobach- tungen eindeutig belegen, dass insbesondere der Anteil der älteren Ambulanzpatienten, die damit eine verdammt-beinahe runde Kugel zwischen ihren Handrücken rollen, deutlich höher ist als die Zahl derjenigen, die es bleiben lassen. Diese Form ist jedoch vergänglich: Fast

Soweit das Auge reicht, reihen sich Hügel aus<br />

matschiger Kloake aneinander, reichlich bestückt mit<br />

parfümiertem, lila Toilettenpapier; eine SORGEN-<br />

FALTE (von der Piccoloflöte illustriert) schmiert das<br />

Parfum eines Zeitschriftenprobepäckchens über ein<br />

Meer aus schwitzenden Glatzköpfen; eine dichte<br />

Wand aus UNGEPFLEGTEN GENITALIEN, besudelt<br />

mit Fettfarben! (...) Das alles fällt, unvermeidlich, im<br />

Mund zu einem Geschmack zusammen, zum Würgen,<br />

Röcheln, Kotzen, immer wieder (Die <strong>Auf</strong>richtigkeit,<br />

die dazu nötig ist! Der Nervenkitzel! (Pisse schwappt<br />

in Zeitlupenwellen, bildet Schaum an den Rändern,<br />

blaut dann ein, vermischt sich mit besonders zähflüssigem<br />

Domestos; Flöße, Schlauchboote, Plastikkajaks,<br />

die als Klosteine und Dufttabletten getarnt<br />

sind, werden herumgeschleudert, bemannt mit Leprakranken,<br />

Eidechsen<br />

in putzigen Matrosenanzügen,<br />

fetten, nackten<br />

Affen, deiner<br />

gleichgültigen<br />

Mutter, etc.)<br />

(Sobald ein<br />

Junge oder<br />

ein Mädchen<br />

groß genug<br />

oder alt ge-<br />

nug ist (fett,<br />

jugendlich),<br />

wird ein Palo-tle-ton<br />

be-<br />

reit gelegt, das<br />

AUSSCHLIESS-<br />

LICH er oder<br />

sie benutzen dürfen.<br />

Hier haben wir einen<br />

Umhang vor uns, feinsäuberlich aus einer einzigen<br />

Büffelhaut gearbeitet, dessen Kopf mit den LIPPEN<br />

am Kopfende eines Weidenbettes befestigt wird, das<br />

als Wohnzimmer dient. Der gewöhnliche Überwurf für<br />

das Bett heißt On-ta-koi. Das hier ist<br />

nur ein halber Umhang, sehen Sie, und AUSSERDEM<br />

am Hals abgeschnitten. Beim Pa-lo-tle-ton wird das<br />

Fell mit großer Sorgfalt entfernt, es erfordert die<br />

ganze Kunst des Präparators, den Kopf als komplette<br />

Umhüllung zu erhalten, sogar die Hörner, Augen und<br />

OHREN UND LIPPEN, wie auch die Beine bis hinab<br />

zu den Hufen, und manchmal werden sogar die Hufe<br />

erhalten — vielleicht sogar langsam trocknende<br />

Gras- und Erdklumpen, die wie Keile aus den Sohlen<br />

der Hufe ragen — manchmal ist sogar das Skelett eines<br />

Neandertaler-Foetus’ dabei, das dann schlaff an<br />

so einem Stiletto-Absatz aus Erde baumelt. Darunter<br />

ist Zeitungspapier ausgelegt (der Sportteil), um die<br />

Dreckbrocken aufzufangen, die mehr oder weniger<br />

gründlich mit einem Buttermesser zwischen den<br />

unterentwickelten Zehenknochen herausgeschabt<br />

werden. Ja, so läuft<br />

das. Harte Arbeit,<br />

der Scheiß hier.)<br />

[...]<br />

Wird eine<br />

angemessene<br />

Menge<br />

von Terrakotta-Ton<br />

zur<br />

Verfügung<br />

gestellt (im<br />

Unterschied<br />

zu diesem<br />

grauen Zeugs<br />

in Gesamtschu-<br />

len), führt das<br />

dazu, wie Beobach-<br />

tungen eindeutig<br />

belegen, dass insbesondere der Anteil der älteren<br />

Ambulanzpatienten, die damit eine verdammt-beinahe<br />

runde Kugel zwischen ihren Handrücken rollen,<br />

deutlich höher ist als die Zahl derjenigen, die es bleiben<br />

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