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DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE - vLw NRW eV

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BERICHTE<br />

Abb. 2: Gemeinsam erarbeitender Unterricht<br />

Das heißt, der Schüler, der sich noch nicht viel zutraut, kann mit der<br />

Bearbeitung des leichten Textes bis zu einem ,Befriedigend’ kommen.<br />

Mit dem mittelschweren und schweren Text ist ein ,Gut’ oder ,Sehr<br />

gut’ möglich. Natürlich könnte man die Punktansetzung auch variieren.<br />

Hier geht es um ein Beispiel, dessen Darstellung im Übrigen auch<br />

großrahmiger verwendet werden könnte (ganze Unterrichtseinheiten,<br />

Module). Die innere Differenzierung – hier in der Variante des<br />

parallelen Arbeitens – soll die Chancen des zielerreichenden Lernens<br />

verbessern, dem Schüler seine temporär eingeschätzten Bearbeitungslevel<br />

sichern.<br />

4. Doppelinstruktionen: Karteisysteme/Computerlernprogramme<br />

Bekannt ist das Phänomen, dass bei einer Erstinstruktion durch einen<br />

Lehrer / eine Lehrerin – auch wenn sie gut gemacht ist – längst nicht<br />

alle Schüler/-innen einer Klasse das Neue gleich verstehen, es sich noch<br />

nicht gleich aneignen können. Von daher ist eine schnelle nachgehende<br />

Instruktion bzw. Übung/Wiederholung für einen erfolgreichen Lernprozeß<br />

ganz wichtig. Sie ist heutzutage leicht zu realisieren mit Hilfssystemen<br />

wie Karteikartensystemen oder Computerlernprogrammen.<br />

Instruktions-, Übungs- und Wiederholungskarteien gibt es für<br />

verschiedene Lernbereiche (Rechtschreiben, Schriftgestaltung,<br />

Mathematik, Sachunterricht). Computerlernprogramme stehen ebenfalls<br />

für viele Lernanliegen bereit und sind durch ihre einfallsreiche<br />

Gestaltung (Instruktionen, Fragen, unmittelbare Antwortkontrolle,<br />

Bestätigung/Lob, systematische Fehleranalyse, Motivationselemente,<br />

interaktive Strategien) mehr noch als Karteisysteme für individuelles<br />

Lernen geeignet.<br />

Unterrichtlich gesehen sind drei Bedingungselemente wichtig:<br />

Einmal sind regelmäßig individuelle Lernzeiten (1) einzurichten (bei<br />

einem Langfach mit vier Wochenstunden z. B. mit einem 3+1- oder<br />

gar 2+2-Modell). Drei oder zwei Stunden dienen dem herkömmlichen<br />

Unterricht, ein oder zwei Stunden pro Woche sind für das individuelle/kooperative<br />

Lernen reserviert. Zweitens müssen genug Lernangebote<br />

(genügend viele Karteiexemplare, genügend viele Computerlernplätze<br />

oder Laptops) vorhanden sein (2). Drittens – und dies wird<br />

bis heute häufig vernachlässigt – müssen die temporären Lernstände<br />

und die direkt anschließenden Lernangebote zur Passung gebracht<br />

werden, wenn das individuelle Lernen nicht zufällig bleiben soll (3).<br />

Das ist vielleicht der schwierigste Punkt. Wenn ein Lehrer einschätzen<br />

bzw. diagnostizieren kann, wo ein Schüler steht (Verständnis, Fehlerhäufigkeiten,<br />

Lernschwierigkeiten), kann er die Passung herbeiführen.<br />

A la longue ist es sicher besser, selbstreferenzielle Kompetenzen zu<br />

fördern und dafür selbstdiagnostische Angebote zu machen. Das<br />

heißt, dass ein Schüler selbst sein Können bzw. seine Schwierigkeiten<br />

identifizieren lernen muss, um zu wissen, zu welchen Karteiteilen bzw.<br />

Lernprogrammen er greifen muss. Wenn z. B. in Mathematik mit der<br />

Erarbeitung des neuen Stoffes die dazugehörende Leistungskontrolle<br />

von vornherein bekanntgemacht wird, kann er an den Aufgaben der<br />

Leistungskontrolle ausprobieren, ob er sie schon lösen kann oder<br />

eben noch nicht. Wenn die „Schlüssel“ zu Lernhilfen (Karteien,<br />

Computerlernprogramme) leicht nachvollziehbar sind, kann er zügig<br />

die im Moment notwendigen Lernhilfen finden. An den Wänden des<br />

Klassenraums hängen in großer Schrift geschrieben die Inhaltsverzeichnisse<br />

mit den entsprechenden Fundstellen, sodass der Zugriff<br />

ohne längeres und evtl. unsystematisches Suchen möglich wird.<br />

Lässt sich dieses didaktische Konstrukt (Selbstdiagnostik und Selbstorganisation<br />

des Lernens) mithilfe der genannten Elemente realisieren,<br />

bekommt das den Lernprozess vervollständigte Lernen eine<br />

ganz eigene Qualität, mit Sicherheit eine höhere Effektivität. Erst- und<br />

Zweitinstruktion schaffen bessere Voraussetzungen. Im Schema<br />

noch einmal verdeutlicht:<br />

Kurze Bilanz<br />

Die Idee der nachgehenden Differenzierung wird sicher häufig realisiert.<br />

Sie dient im Grundsatz dazu, noch unvollständige Lernprozesse<br />

zu einer den Unterrichtszielen entsprechenden Vollständigkeit zu<br />

bringen. Bleibt sie auf die Eröffnung von Wegen beschränkt, ist<br />

immer die Gefahr, dass sie nicht besonders effektiv ist. Die hier entwickelten<br />

Vorschläge sollen Abhilfe schaffen. Die didaktische Hoffnung<br />

ist nicht klein: Wenn der Unterricht nur einfallsreich genug ist, kann<br />

der größte Teil der Schüler/-innen einer Klasse die gesetzten Lernziele<br />

erreichen! Die Infrastrukturen des Unterrichts müssen dafür wohl<br />

noch genauer ausgearbeitet werden. Die vier explizierten Vorschläge<br />

sollen dafür eine Hilfe sein. Bei näherem Zusehen zeigt sich, dass sie<br />

im Detail gar nicht so leicht zu realisieren sind. Um des erfolgreichen<br />

Lernens willen aber lohnt es sich, in diese Richtung zu arbeiten!<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10

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