DIE KAUFMÃNNISCHE SCHULE - vLw NRW eV
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Januar 2010<br />
G 1771 / 55. Jahrgang<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong><br />
VERBAND DER LEHRERINNEN UND LEHRER AN WIRTSCHAFTS<strong>SCHULE</strong>N <strong>NRW</strong> E. V.<br />
1/10<br />
Engagement, Service und pragmatische Vernunft<br />
Mut zum Erfolg – Frauen auf dem richtigen Weg<br />
Kompetenzentwicklung mit Berufsschulreligionsunterricht<br />
Nachgehende Differenzierung
II<br />
RUBRIK<br />
INHALT<br />
Leitartikel<br />
Engagement, Service und pragmatische Vernunft 1<br />
Landtagswahl 2010<br />
Fragen an die schulpolitischen Sprecher/-innen im Landtag 2<br />
didacta 2010<br />
<strong>vLw</strong> lädt alle Kolleginnen und Kollegen ein 3<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong><br />
Begründet von<br />
OStD Dipl.-Hdl. Dr. Erich Schmitz †<br />
Herausgeber:<br />
Verband der Lehrerinnen und Lehrer<br />
an Wirtschaftsschulen in NW e. V.<br />
Völklinger Straße 9<br />
40219 Düsseldorf<br />
Telefon: (02 11) 49 10 2 08<br />
Telefax: (02 11) 49 83 4 18<br />
E-Mail: info@vlw-nrw.de<br />
Internet: http://www.vlw-nrw.de<br />
Schriftleitung:<br />
Jens Pätzold<br />
Ortli 30<br />
44265 Dortmund<br />
Telefon: (02 31) 9 71 01 22-0<br />
Telefax: (02 31) 9 71 01 22-1<br />
E-Mail: dks@vlw-nrw.de<br />
Zuschriften und Artikel – möglichst als Textdatei –<br />
bitte direkt an die Schriftleitung senden.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung des Verbandes wieder.<br />
Die bibliografische Abkürzung der Zeitschrift lautet:<br />
ISSN 0724-7613<br />
Anzeigenverwaltung u. Gesamtherstellung:<br />
Gebrüder Wilke GmbH, Druckerei und Verlag,<br />
Oberallener Weg 1, 59069 Hamm<br />
Telefon (0 23 85) 4 62 90 - 0<br />
Telefax (0 23 85) 4 62 90 - 90<br />
E-Mail: info@wilke-gmbh.de<br />
Berichte<br />
dbb nrw Frauenvertretung: Mut zum Erfolg – Frauen auf dem richtigen Weg 4<br />
Religionsunterricht: Kompetenzentwicklung mit Berufsschulreligionsunterricht 5<br />
Wissenschaftsbeitrag: Nachgehende Differenzierung 8<br />
Karl-Schiller-Berufskolleg, Dortmund: Wenn Wirtschaft lebendig wird … 12<br />
Kaufmännische Schulen 2, Bochum: Europa – Chancen und Risiken für die Jugend 13<br />
Berufskolleg an der Lindenstraße, Köln: Das „faire“ Absatzwirtschaftsprojekt! 14<br />
Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg, Köln: Dissen – mit uns nicht! 15<br />
Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg, Minden: Schüler als Forscher: No risk – more fun?!? 16<br />
Joseph-DuMont-Berufskolleg: Wenn Groß- und Außenhandelskaufleute ihren<br />
Abschluss feiern … 16<br />
Berufskolleg Gladbeck: Offizielle Übergabe von Infopoints 17<br />
Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung Aachen:<br />
eTwinning-Qualitätssiegel für Aachener Schulprojekt vergeben 17<br />
Max-Weber-Berufskolleg, Düsseldorf:<br />
Deutsch-französisches Austausch-Seminar in Aix-en-Provence 19<br />
Aktuelles<br />
dpa-News: Wissenschafts- und Bildungspolitik in Bund und Ländern 20<br />
dbb: Lehrerbezahlung: Arbeitgeber lenken ein – Weitere Gespräche vereinbart 20<br />
Lehrerverbände <strong>NRW</strong> und CDU-Fraktion:<br />
Lehrerarbeitszeit muss verantwortungsvoll und gemeinsam überarbeitet werden 21<br />
Rechtssammlung: Personalakte 21<br />
iwd: Bildungsabschlüsse – Je höher, desto besser 23<br />
Medientipps<br />
Besprechung: Praktische Erlebnispädagogik 1 23<br />
Link des Monats: www.berufsbildung.nrw.de 24<br />
Pensionäre<br />
Köln: Nicht von Pappe: Die Welt des Papiers 25<br />
Regional<br />
Bezirksverband Arnsberg: Verbesserung der Beratungskompetenz 26<br />
Bezirksgruppen Bonn und Köln:<br />
Lehrerfortbildung zu aktuellen gewerkschaftlichen Themen 27<br />
OV Kleve: Auf kulinarischen Abwegen 27<br />
Zum guten Schluss …<br />
Die Qual mit dem Rotstift 28<br />
Konrad Bräsig 29<br />
Konzeption:<br />
grafik-werk · Anja Laube · www.grafik-werk.de<br />
Erscheinungsweise:<br />
Zehnmal im Jahr. Das Einzelheft kostet 2,10 €<br />
einschließlich Versandkosten. Der Bezugspreis ist im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
LEITARTIKEL 1<br />
LEITARTIKEL<br />
Engagement, Service und pragmatische Vernunft<br />
Zum Jahr 2010<br />
Schön, dass Sie auch im Jahr 2010 wieder unsere Verbandszeitschrift<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> lesen!<br />
Wir wünschen Ihnen für das neue Jahr alles Gute und möchten durch<br />
unsere Arbeit dazu beitragen! Dies tun wir insbesondere durch eine<br />
intensive Interessenvertretung als Gewerkschaft, durch unser bildungspolitisches<br />
Engagement und durch ein umfangreiches Serviceangebot:<br />
Informationsmöglichkeiten auf verschiedenen Kanälen, Fortbildungsangebote<br />
und professionelle Beratungsangebote seien hierfür nur<br />
stellvertretend genannt.<br />
Als Ihre Interessenvertretung bringen wir die Verbandsziele in den<br />
berufsbildungspolitischen Diskurs ein und setzen diese vielfach<br />
erfolgreich durch.<br />
So konnten wir bspw. Ende letzten Jahres erreichen, dass die Landesregierung<br />
bei den Neueinstellungen für Berufskollegs zum 01.02.2010<br />
kurzfristig nachbesserte 1 , wenn auch die Stellen im Vorgriff ausgewiesen<br />
wurden. Ein dramatisches Signal gegenüber unseren Referendarinnen<br />
und Referendaren konnte somit erfolgreich abgewendet<br />
werden.<br />
Die Erfüllung weiterer Forderungen, wie z. B. die Abschaffung der<br />
Kopfnoten für Berufsschüler und die Heraufsetzung der Verbeamtungsgrenze<br />
2 , machen deutlich, dass wir kompetent, vorausschauend,<br />
pragmatisch und zielorientiert die Interessen unserer Mitglieder<br />
vertreten. Dabei werden wir nicht den Versuchungen erliegen, aus<br />
öffentlichkeitswirksamen Gründen plakativ-populistische Forderungen<br />
zu stellen bzw. zu folgen und entsprechend zu handeln.<br />
Allerdings lassen wir es auch nicht an klaren Worten fehlen, wenn<br />
eine Entwicklung in die falsche Richtung geht. So wie etwa bei der<br />
Forderung anderer Lehrergewerkschaften nach dem „Einheitslehrer“<br />
und dem „Einheitslohn“, der der umfassenden Ausbildung der Lehrkräfte<br />
und dem komplex-differenzierten Anforderungsprofil an<br />
Berufskollegs nicht gerecht würde. Eine ausführliche Abgrenzung hat<br />
unsere Landesvorsitzende Elke Vormfenne im Leitartikel der Ausgabe<br />
12/2009 dieser Zeitschrift vorgestellt.<br />
Auch die Beharrlichkeit unseres <strong>vLw</strong>-Bundesverbandes zeigte noch<br />
Ende 2009 Wirkung: So fordert die KMK im Sinne einer gleichberechtigten<br />
Partnerschaft der Lernorte Berufsschule und Betrieb, dass die<br />
in der Berufsschule erbrachten Leistungen bei der Berufsabschlussprüfung<br />
angemessen berücksichtigt werden. 3 Eine Kernforderung<br />
des <strong>vLw</strong> bekommt Kontur. Die Umsetzung dieser Forderung ist der<br />
nächste Schritt, der intensiv und konstruktiv begleitet wird.<br />
Im Jahre 2010 stehen Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen an, die<br />
für uns Landesbeschäftigte von besonderer Bedeutung sind. Um<br />
einen Überblick über die parteipolitischen Positionen zur Schulpolitik,<br />
zur Besoldungsfrage etc. zu bekommen, haben wir – wie im Vorfeld<br />
vergangener Landtagswahlen auch – sogenannte Wahlprüfsteine<br />
aufgelegt, deren Beantwortung durch die Parteienvertreter wir Ihnen<br />
in unserer März-Ausgabe präsentieren werden.<br />
Schwerpunkte sind die folgenden vier Themenbereiche:<br />
• Attraktivität des Lehrerberufs an Berufskollegs (Verbeamtung,<br />
Eingangsamt, grundständige Ausbildung …)<br />
• Qualitätsentwicklung an Berufskollegs (Gleichwertigkeit von<br />
Bildungsabschlüssen, Bildungsstandards, Durchlässigkeit, …)<br />
• Rahmenbedingungen eigenverantwortlicher Berufskollegs (Altersteilzeit<br />
nach 2012, Schulleiterbesetzungsverfahren, …)<br />
• Bildungspolitische Rahmenbedingungen (Entwicklung der Fachschulen,<br />
„Kienbaumlücke“ durch Demografiegewinne schließen, …) 4<br />
Nach den Landtagswahlen werden so manche „Büchsen“ geöffnet<br />
werden. Wir hoffen, dass Sie sich nicht als Büchsen der vielzitierten<br />
Pandora erweisen werden. Und wenn doch: Wir nehmen die Herausforderungen<br />
an und setzen auf Vernunft.<br />
Das Jahr 2010 steht aber nicht nur im Zeichen der Landtagswahlen.<br />
Auch im <strong>vLw</strong> stehen Wahlen auf allen Landesebenen an. Dies ist<br />
Anlass für uns, auch wieder für die Mitarbeit in den Verbandsgremien<br />
zu werben.<br />
Wir freuen uns, dass wir einen regelmäßigen Mitgliederzuwachs<br />
verzeichnen können und wünschen uns für das Jahr 2010 u. a., dass<br />
wir vermehrt auf neue Gesichter in den Gremien setzen können, sodass<br />
auch im nächsten Jahrzehnt die Interessenvertretung der Lehrerinnen<br />
und Lehrer an kaufmännischen Berufskollegs kompetent gesichert<br />
ist. Für Gespräche und individuelle Beratungen auch zu diesem<br />
Thema werden wir Ihnen vom 16. bis 20.03.2010 auf der didacta 2010<br />
in Köln zur Verfügung stehen, zu der wir alle Mitglieder des <strong>vLw</strong> herzlich<br />
einladen. 5<br />
Verbandsarbeit bindet – je nach Position – unterschiedlich Zeit. Ja –<br />
aber sie ermöglicht den Blick über den Tellerrand, über die eigenen<br />
Berufskollegmauern hinaus. Dies hilft, Zusammenhänge zu verstehen<br />
und die eigene Arbeit in einem anderen Licht zu sehen.<br />
Anmerkungen<br />
1 Vgl. <strong>vLw</strong>-aktuell vom 11.11.09.<br />
2 Vgl. Leitanträge unserer Delegiertentage.<br />
3 KMK-Pressemitteilung vom 10. Dezember 2009.<br />
4 Der gesamte Fragenkatalog ist auf den folgenden Seiten abgebildet. Sie können ihn aber auch<br />
unter www.vlw-nrw.de in der Rubrik DKS aktuell/Hintergrund einsehen bzw. herunterladen.<br />
5 Siehe auch Artikel „didacta 2010 – <strong>vLw</strong> lädt alle Kolleginnen und Kollegen ein“ in der<br />
Ausgabe 12/2009, S. 6 dieser Zeitschrift.<br />
Frank Flanze, Jörg Gebel, Hilmar von Zedlitz & Jens Pätzold <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
2<br />
LANDTAGSWAHL 2010<br />
LANDTAGSWAHL 2010<br />
Fragen an die schulpolitischen Sprecher/-innen im Landtag<br />
Auch als Grundlage für die Podiumsdiskussion auf unserem Delegiertentag am 19. März 2010 in Bochum<br />
Die nachfolgend aufgeführten Fragen stellen eine Auswahl dar und<br />
folgen dem Ziel einer Schwerpunktsetzung.<br />
1. Attraktivität des Lehrerberufs an Berufskollegs<br />
• Die derzeitige CDU/FDP-Regierung hat den Beamtenstatus im<br />
Schulgesetz verankert. Die Gesetzesvorgaben der vorherigen SPD/<br />
Die Grünen-Regierung hingegen sahen die Abschaffung des Beamtenstatus<br />
für Lehrkräfte vor.<br />
Wie positionieren Sie sich zur Verbeamtung von Lehrkräften?<br />
• Die Ausbildung von Lehrkräften für Berufskolleg zeichnet sich im<br />
Vergleich zu anderen Schulformen durch zusätzliche, mindestens<br />
einjährige Praxisanteile aus und ist schwerpunktmäßig fachwissenschaftlich<br />
ausgerichtet. Abwanderungsmöglichkeiten in die freie<br />
Wirtschaft sind möglich. Zukünftige Bewerber werden nur bei<br />
einer attraktiven Besoldung das Lehramt an Berufskollegs anstreben.<br />
Werden Sie die bestehenden Strukturen des Besoldungsrechts bewahren<br />
und den Verbleib der Lehrkräfte an Berufskollegs in der Laufbahn<br />
des höheren Dienstes mindestens mit dem Eingangsamt A13 sichern?<br />
• Lehramtsbewerber für Berufskollegs sind aufgrund ihrer Biografie<br />
nicht selten lebensälter, da sie sich häufig nach Jahren der Berufspraxis<br />
in der freien Wirtschaft für ein Lehramtsstudium entscheiden.<br />
Mitentscheidend für den Berufswechsel ist die Möglichkeit der<br />
Einstellung als Beamte.<br />
Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Verbeamtungsgrenze auch in<br />
<strong>NRW</strong> auf 45 Jahre angehoben wird?<br />
• Nach unserer derzeitigen Einschätzung wird es zunehmend auch<br />
an kaufmännischen Berufskollegs schwierig werden, grundständig<br />
ausgebildeten Nachwuchs zu gewinnen. Der momentan forcierte<br />
Seiteneinstieg kann ja nur eine Übergangslösung sein.<br />
Welche Maßnahmen werden Sie unterstützen, um die Attraktivität der<br />
grundständigen Ausbildung zu fördern?<br />
2. Qualitätsentwicklung in Berufskollegs<br />
• Gemäß Schulgesetz sind Schulen und Schulaufsicht zur kontinuierlichen<br />
Entwicklung und Sicherung der Qualität schulischer Arbeit<br />
verpflichtet. Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung haben<br />
sich auf die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit zu erstrecken.<br />
Wie haben Sie bisher die Berufskollegs in dieser Arbeit unterstützt? –<br />
Welche weitere politischen Setzungen werden Sie in Angriff nehmen,<br />
um die Qualitätsentwicklungsprozesse an Berufskollegs deutlicher zu<br />
unterstützen?<br />
• Ca. 280.000 der knapp 510.000 Schülerinnen und Schüler des<br />
Sekundarbereichs II (Vollzeit) besuchen Bildungsgänge des Berufskollegs<br />
und erwerben dort sowohl allgemeine Berechtigungen als<br />
auch berufsqualifizierende Abschlüsse.<br />
Was werden Sie unternehmen, damit …<br />
… die Gleichwertigkeit von Bildungsabschlüssen – unter Zugrundelegung<br />
gleichwertiger, aber eigenständiger Bildungsstandards (!) im<br />
Medium des Berufs – an Berufskollegs für allgemeine Berechtigungen<br />
bzw. Abschlüsse auch im Rahmen von zentralen Abschlussprüfungen<br />
gewährleistet bleibt?<br />
… Berufskollegs einen noch größeren Beitrag zur Durchlässigkeit hin<br />
zum Abitur bieten können?<br />
… die differenzierten Angebote der Berufskollegs in der Bildungslandschaft<br />
gemäß ihrem quantitativen und qualitativen Stellenwert<br />
einer breiteren Öffentlichkeit nahegebracht werden, um so jungen<br />
Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Bildungsbiografien effektiver<br />
und effizienter zu gestalten?<br />
3. Rahmenbedingungen eigenverantwortlicher Berufskollegs<br />
• Die Instrumente Altersteilzeit und voraussetzungslose Teilzeit<br />
ermöglichen dienst- und lebensälteren Kolleginnen mehr Flexibilität<br />
und Selbstbestimmung bezüglich ihrer Arbeitszeit. Sie sind<br />
damit auch geeignet, die Zahl der vorzeitigen Zurruhesetzungen<br />
von Lehrkräften zu vermindern. Die Altersteilzeit wurde nur bis<br />
2012 verlängert.<br />
Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die voraussetzungslose Teilzeit<br />
erhalten bleibt und die Altersteilzeit auch nach 2012 angeboten wird?<br />
• Im Rahmen des Schulleiterbesetzungsverfahrens hat die aktuelle<br />
Rechtsprechung einen erheblichen Widerspruch zwischen dem<br />
Konzept der eigenverantwortlichen Schule und den beamtenrechtlichen<br />
Grundsätzen offengelegt.<br />
Wie sehen Sie die Rolle der Schulkonferenz im Schulleiterbesetzungsverfahren<br />
und wie werden Sie Ihre Vorstellungen umsetzen?<br />
4. Bildungspolitische Rahmenbedingungen<br />
• Im Rahmen der Entwicklung des deutschen Qualifikationsrahmens<br />
ist es sehr wichtig, die Qualifizierungsarbeit der beruflichen Schulen<br />
angemessen zu platzieren. Damit die anspruchsvolleren Berufe des<br />
dualen Systems nicht in die Hochschulen abwandern und damit ein<br />
Ausbluten der beruflichen Schulen erfolgt, ist ein klares Signal<br />
notwendig.<br />
Wie kann dies nach Ihrer Auffassung aussehen?<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
DIDACTA 2010<br />
3<br />
• Um den Weg zum Abitur über die beruflichen Schulen attraktiver<br />
zu machen, wäre die Einführung eines „Europäischen Wirtschaftsabiturs“<br />
und entsprechender Qualifikationen in den anderen<br />
Berufsbereichen mit Blick auf Schaffung von Mobilitätsanreizen und<br />
Synergieeffekten sehr hilfreich.<br />
Wie können Sie dieses Anliegen unterstützen und befördern?<br />
• Die Fachschulen leisten einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />
des lebenslangen Lernens in Deutschland. Mit einer Weiterentwicklung<br />
der Fachschulen wird der bei uns im EU-Vergleich<br />
noch defizitäre Bereich deutlich verbessert werden können.<br />
Wie ist Ihre Vorstellung zur Weiterentwicklung und Positionierung der<br />
Fachschulen?<br />
• Bereits Anfang der neunziger Jahre wurde im Zuge der Kienbaum-<br />
Untersuchung festgestellt, dass die Stellenrelation für die Berufsschule<br />
nicht ausreicht, um den Unterricht gemäß Stundentafel<br />
planmäßig anbieten zu können. Der Landesrechnungshof hat dies<br />
beanstandet.<br />
• Lehrkräfte an Berufskollegs sind aufgrund der Begleiterscheinungen<br />
durch die Vielfalt der Bildungsgänge und der einhergehenden<br />
Heterogenität der Schülerschaft an sich und der Schülerklientel<br />
in den Klassen im Speziellen auch psychisch besonders<br />
gefordert und belastet.<br />
Wie stellen Sie sich zu der Forderung des <strong>vLw</strong>, die im System erwirtschafteten<br />
Demografiegewinne für eine Arbeitszeitentlastung besonders<br />
beanspruchter Lehrergruppen zu nutzen?<br />
• Vor der Landtagswahl 2005 haben sich alle Parteien für die Schaffung<br />
eines neuen Dienstrechts ausgesprochen.<br />
Welches sind für Sie die maßgeblichen Eckpunkte, die im Rahmen<br />
einer Reform des öffentlichen Dienstrechts a) unverzichtbar und b)<br />
wünschenswert sind?<br />
Anmerkung<br />
Die Reaktionen der Parteien werden in der März-Ausgabe unserer<br />
Verbandszeitschrift <strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> veröffentlicht.<br />
Wie stellen Sie sich zu der Forderung des <strong>vLw</strong>, eintretende sogenannte<br />
Demografiegewinne u. a. unverzüglich im Berufskolleg für den Abbau<br />
der ‚Kienbaumlücke‘ zu verwenden?<br />
DIDACTA 2010 – VLW LÄDT ALLE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN EIN<br />
VON A WIE ARBEITSSCHUTZ BIS V WIE VERSORGUNGSFRAGEN – GUTSCHEINE FÜR ALLE VLW-MITGLIEDER<br />
Die Koelnmesse hat die Bildungsmesse bereits viermal – in den Jahren 2000, 2002, 2004 und 2007 – ausgerichtet und dabei mit jeweils<br />
rund 90.000 Besuchern die erfolgreichsten Veranstaltungen in der bisherigen Geschichte der Wandermesse durchgeführt.<br />
Veranstalter und Aussteller laden im kommenden Frühjahr alle Kolleginnen und Kollegen ein, die Bildungsmesse vom 16.03. bis zum<br />
20.03.2010 in Köln zu besuchen.<br />
1. Der Rahmen<br />
Aufgrund der Erfahrungen aus den vergangenen Bildungsmessen setzt sich das Messeangebot des <strong>vLw</strong> auf der Bildungsmesse didacta<br />
2010 in Köln aus den beiden Dimensionen „öffentliche Veranstaltungen im Konferenzzentrum“ und „Einzelberatungen am Messestand“<br />
zusammen.<br />
Daneben wird ein weiterer, wichtiger Bestandteil der didacta 2010 das anspruchsvolle Rahmenprogramm mit über 1.700 Kongressen,<br />
Seminaren, Arbeitskreisen und Foren ausfüllen. Hier werden in einer Vielzahl von Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen sowie in<br />
persönlichen Gesprächen Informationen und Erfahrungen ausgetauscht, die den Alltag von Lehrenden und Lernenden entscheidend<br />
verbessern werden.<br />
2. Veranstaltungen am Stand<br />
Auf dem Gemeinschaftsstand „Das Plus für Bildung“ werden wir, gemeinsam mit dem vlbs, in der Schulbuch-Halle individuelle Beratungen<br />
durchführen. Darüber hinaus konnte der <strong>vLw</strong> hochkarätige Referentinnen und Referenten verpflichten, die den interessierten<br />
Gästen unterschiedliche Einblicke in Themen wie z. B. in die Lehrerausbildung oder in das Schul- und Dienstrecht vermitteln werden.<br />
Der <strong>vLw</strong> richtet sich mit folgenden, ca. einstündigen Veranstaltungen an alle Interessentinnen und Interessenten des kaufmännischen<br />
Schulwesens:<br />
• Mi., 17. März 2010, 15.30 Uhr; Konferenzraum J, CC Nord, Wie werde ich Lehrer am Berufskolleg? Die erste Phase der Lehrerausbildung<br />
in <strong>NRW</strong>, Referent: Georg Senn (<strong>vLw</strong>).<br />
• Do., 18. März 2010, 12.00 Uhr; Konferenzraum G, CC Nord, Ich werde Lehrer am Berufskolleg. Der <strong>vLw</strong> gibt Praxistipps für Referendare,<br />
Referent: Willi Herweg (<strong>vLw</strong>) und Seminarvertreter.<br />
• Fr., 19. März 2010, 12.00 Uhr: Konferenzraum L, CC Nord, Auswirkungen des deutschen Qualifikationsrahmens DQR auf die Berufskollegs<br />
– der <strong>vLw</strong> informiert, Referent: Dr. Ernst G. John (<strong>vLw</strong>).<br />
Darüber hinaus stehen interessierten Besucherinnen und Besuchern täglich Mitglieder aus den Personalräten und aus dem Landesvorstand<br />
für Individualberatungen und Einzelgespräche zur Verfügung.<br />
Der <strong>vLw</strong> bietet seinen Mitgliedern wieder die Möglichkeit, Gutscheine für einen kostenfreien Eintritt zur Bildungsmesse über die<br />
Ortsverbandsvorsitzenden zu beziehen.<br />
Weitere Informationen sind unter www.vlw-nrw.de bzw. www.didacta-koeln.de abrufbar.<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
4<br />
BERICHTE<br />
DBB <strong>NRW</strong> FRAUENVERTRETUNG<br />
Mut zum Erfolg – Frauen auf dem richtigen Weg<br />
Am 01.10.2009 fand in Düsseldorf die 4. Fachtagung der dbb nrw<br />
Frauenvertretung statt. Auf dem Weg dorthin stellte ich mir durchaus<br />
die Frage, wie viel und welcher Mut erforderlich sein soll, um Erfolg<br />
zu haben. Zudem fragte ich mich der Gerechtigkeit halber, ob<br />
Männer auf dem Erfolgsweg nicht auch Mut haben müssen.<br />
Rednerinnen und Redner der Fachtagung waren: Andrea Sauer-<br />
Schnieber, Vorsitzende der dbb nrw Frauenvertretung, Frau Dr.<br />
Angela Maas, Moderatorin, Frau Claudia Zimmermann-Schwarz, Ministerialdirigentin,<br />
Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb-Frauenvertretung,<br />
und Meinolf Guntermann, Vorsitzender dbb nrw.<br />
Die Frage nach dem erforderlichen Mut stand auch nicht lange im<br />
Raum. Natürlich müssen auch Männer Mut zum Erfolg haben, aber sie<br />
hatten in der Vergangenheit die besseren Rahmenbedingungen.<br />
Der Arbeitstitel der Fachtagung bringt laut Andrea Sauer-Schnieber<br />
die derzeitige Situation auf den Punkt. Wir sind auf dem richtigen<br />
Weg, denn unsere Chancen auf Erfolg haben sich verbessert. Hierbei<br />
spielen auf der einen Seite gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen<br />
eine Rolle, aber auch der individuelle Wille.<br />
Die demografische Entwicklung – man betrachte hier nur einmal die<br />
Statistiken in Bezug auf männliche und weibliche Schulabgänger der<br />
verschiedenen Schulformen – zeigt deutlich, dass Frauen für unsere<br />
Wirtschaft eine wichtige Funktion einnehmen (werden). Einige Unternehmen<br />
haben in der Vergangenheit schon erkannt, dass sie die<br />
Rahmenbedingungen hier schaffen müssen, um die qualifizierten<br />
weiblichen Fachkräfte im Unternehmen zu halten. Hierbei geht es in<br />
erster Linie sicherlich um die Kinderbetreuung. Denn trotz guter<br />
Abschlüsse sind Frauen in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland liegt hier im europäischen<br />
Vergleich auf dem drittletzten Platz. Schlusslicht bildet die Türkei.<br />
Die Gründe hierfür sind vielfältig: Kinder, Pflege der Eltern etc. In der<br />
Gesellschaft erleben wir seit Jahren, dass immer weniger Kinder<br />
geboren werden. Dies kann ja nicht von der Gesellschaft gewollt sein.<br />
Es gibt jedoch weitere interessante Barrieren, so sind Eigenschaften<br />
wie Belastbarkeit und Durchsetzungsfähigkeit von Geschlechterstereotypen<br />
belastet. Bei Beurteilungen in Bezug auf diese Kriterien<br />
steht man Männern unbewusst positiver gegenüber als Frauen.<br />
Was sollen wir also tun. Helene Wildfeuer machte in ihrer Rede drei<br />
konkrete Vorschläge:<br />
1. diskriminierungsfreie Räume schaffen, heißt mit anderen Worten,<br />
dass eine Geschlechterstatistik notwendig ist, um Diskriminierung<br />
nachweisen zu können,<br />
2. Netzwerke schaffen, um sich gegen männliche Seilschaften durchsetzen<br />
zu können,<br />
3. sich gegenseitig helfen und fördern.<br />
Frau Dr. Angela Maas wies im weiteren Verlauf des Vormittags darauf<br />
hin, dass eine neue Generation von Frauen heranwächst. Eine Generation,<br />
die ganz eindeutig den Wunsch formuliert, Beruf und Kinder<br />
miteinander zu vereinen. Die einen Beruf im Chefsessel will. Frauen,<br />
die von ihren jeweiligen Partnern nicht nur Unterstützung erhoffen,<br />
sondern diese einfordern. Sie wollen ihre Männer fordern (nicht<br />
fördern), ebenso wie sie sich selbst fordern. Diese neue Generation<br />
von Frauen wird auch Alpha-Mädchen genannt.<br />
Das Wissen um das eigene Können reicht, betrachtet man die<br />
erwähnten Barrieren, häufig nicht aus. Wir brauchen Mut, Mut um<br />
Risiken einzugehen, Mut um Verantwortung zu übernehmen und Mut,<br />
um Entscheidungen zu treffen. Wir müssen unser schlechtes Gewissen<br />
bekämpfen, wenn der Haushalt neben der Arbeit leidet, und lernen,<br />
einen Teil dessen auch an unsere Männer abzugeben. Um dies zu<br />
erreichen, sollten wir Klartext reden. Es heißt nicht mehr: „Es wäre<br />
schön, wenn …“ Das verstehen die Männer nicht. Es muss heißen:<br />
„Ich will …“ Es gibt hierbei nur ein kleines Problem. Der Kampfplatz ist<br />
häufig das Zuhause, der Gegner der Mann, den wir lieben. Es ist in<br />
dieser Situation wesentlich schwieriger, seine Ziele ohne Schuldgefühle<br />
durchzusetzen, als für den Weltfrieden zu kämpfen.<br />
Für uns Frauen ist es nicht wichtig, dass jede von uns Karriere macht.<br />
Aber die Wahlfreiheit ist immens wichtig. Wir wollen die Chance einer<br />
Karriere haben, ohne uns rechtfertigen zu müssen, ohne den Stempel<br />
des Mannweibes, der Zicke, der Rabenmutter oder eben auch der<br />
Frau ohne Kind. Dies verstehen wir als echte Chancengleichheit!<br />
Spanien · Italien<br />
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Dagmar Ammann <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
BERICHTE<br />
5<br />
RELIGIONSUNTERRICHT<br />
Kompetenzentwicklung mit<br />
Berufsschulreligionsunterricht<br />
Dr. Hermann-Josef Stratomeier<br />
arbeitet seit 1997 als Religions- und<br />
Deutschlehrer an Berufskollegs in<br />
<strong>NRW</strong> und lehrte vier Jahre Deutsch<br />
als Fremdsprache in Singapur<br />
Ausgangspunkt des vorliegenden Artikels ist eine religionspädagogische<br />
Studie zur Lehrplanentwicklung im Fach Katholische Religionslehre<br />
an der Berufsschule seit ca. 1900. 1 Hierbei wurden die katholischen<br />
und evangelischen Lehrpläne in ihrem Bedingungsgefüge<br />
beurteilt; die historische Übersicht zur Lehrplanentwicklung zeigte,<br />
dass der Religionsunterricht in dieser Schulform schon früh sein rein<br />
katechetisches Profil ablegte und sich zu einem adressaten- und<br />
berufsbezogenen Unterricht weiterentwickelte. Das Fach, so macht<br />
die Studie deutlich, war von seinem Anspruch her bestrebt, genuinen<br />
Anteil am Bildungsprozess junger Erwerbstätiger zu haben.<br />
Der Begriff der Handlungskompetenz<br />
Seit etwa drei Jahrzehnten hat die Diskussion um neue Formen des<br />
Lehrens und Lernens auch das berufsbildende Schulsystem ins Blickfeld<br />
der Pädagogik gerückt. Gewinnt man einen Überblick über die<br />
seit Mitte der 1970er-Jahre geführte Diskussion um den Stellenwert<br />
des Erfahrungslernens und die Kritik an der unterrichtlichen Fachsystematik,<br />
so ist festzustellen, dass die angestrebten Umstrukturierungen<br />
des Unterrichts sowie dessen theoretische Grundlegungen<br />
auf eine größere Effektivität desselben zielen. Es gilt, die Frage zu<br />
beantworten, wie sich die Lerninhalte optimal vermitteln lassen,<br />
sodass Berufsschüler das Gelernte auch in ihrem Alltag außerhalb der<br />
Schule, also im Betrieb oder in der Freizeit, im Sinne von umfassender<br />
Handlungskompetenz umsetzen können. Seit Mitte der 1990er-Jahre<br />
wird in diesem Zusammenhang ebenfalls für die Ausbildungsberufe<br />
ein neues Konzept der Vermittlung von Lerninhalten diskutiert,<br />
erprobt und evaluiert, welches in den Fachklassen des dualen<br />
Systems der Berufsausbildung verbindlich geworden ist. Die Einführung<br />
des Lernfeldkonzepts sollte den neuen Qualifikationsanforderungen<br />
in einem verstärkten (internationalen) Wettbewerb Rechnung<br />
tragen. 2 Der Unterricht in den Fachklassen des dualen Systems der<br />
Berufsausbildung wird in Lernfeldern organisiert, wobei der durch die<br />
Fachsystematik bedingte traditionelle Fächerkanon im berufsbezogenen<br />
Lernbereich aufzulösen ist. Andererseits soll verstärkt handlungsorientiert<br />
im Unterricht vorgegangen werden, um den Lernerfolg<br />
und die praktische Verwendbarkeit des gelernten Stoffs (vor<br />
allem im Sinne von ganzheitlicher Handlungskompetenz) deutlich zu<br />
erhöhen.<br />
Was ist also mit Handlungskompetenz gemeint und welche Rolle<br />
spielt sie im Unterricht in den Fachklassen des dualen Systems der<br />
Berufsausbildung? Im „Lexikon für Theologie und Kirche“ wird (Handlungs-)Kompetenz<br />
als „Befähigung zu einem bestimmten, in spezifischen<br />
Situationen erforderlichen Wahrnehmen, Beurteilen, Sprechen<br />
oder Handeln“ 3 definiert. Theologisch-ethisch bezeichnet sie die<br />
Fähigkeit zu eigenverantwortlichem Handeln sowie zum sittlichen<br />
Entwurf und zu sittlicher Gestaltung des eigenen Lebens im Kontext<br />
der Mit- und Umwelt. 4 Lassen sich diese Bestimmungen von lebensbedeutsamer<br />
und bildungsrelevanter Kompetenz auch in schulischen<br />
Lernprozessen wiederfinden? Handlungskompetenz gilt heute als<br />
Leitziel der Berufsausbildung,<br />
sie wird aber auch für alle Schulformen<br />
des beruflichen Schulsystems<br />
(d. h. alle Vollzeitschulformen)<br />
und für die betriebliche<br />
Weiterbildung als Zielbestimmung<br />
herangezogen. Im Jahr<br />
1974 wurde zum ersten Mal<br />
vom Deutschen Bildungsrat, der<br />
Reformen im deutschen<br />
Bildungssystem maßgeblich<br />
mitbestimmt hat, im Zuge der Neuordnung der Sekundarstufe II im<br />
Sinne der Gleichwertigkeit von beruflicher und gymnasialer Bildung<br />
der Kompetenzbegriff mit Blick auf die Verknüpfung von allgemeiner<br />
und beruflicher Bildung als Ziel aller Lernprozesse benannt: „Jeder<br />
Bildungsgang muss die über das spezielle Ausbildungsinteresse<br />
hinausreichende menschliche Entwicklung des Jugendlichen sichern.<br />
Dafür sind integrierte Lernprozesse erforderlich, die mit der Fachkompetenz<br />
zugleich humane und gesellschaftlich-politische Kompetenzen<br />
vermitteln.“ 5 Dieter Mertens, damaliger Direktor des Instituts<br />
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, verstand unter Schlüsselqualifikationen<br />
noch „solche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />
welche nicht unmittelbaren und begrenzten Bezug zu bestimmten,<br />
disparaten praktischen Tätigkeiten erbringen, sondern vielmehr a)<br />
die Eignung für eine große Zahl von Positionen und Funktionen als<br />
alternative Optionen zum gleichen Zeitpunkt, und b) die Eignung für<br />
die Bewältigung einer Sequenz von (meist unvorhersehbaren) Änderungen<br />
und Anforderungen im Laufe des Lebens“ 6 . Im Zuge dieser<br />
Schlüsselqualifikationsdebatte und der Neuorientierung der Berufsausbildung<br />
seit Mitte der 1980er-Jahre hat die Präzisierung der Zielbestimmung<br />
beruflicher Bildung schließlich dazu geführt, verantwortungsbewusstes<br />
Arbeiten, Persönlichkeitsbildung und die kontinuierliche<br />
Weiterbildung der Auszubildenden in den Mittelpunkt des<br />
Lernprozesses zu rücken. Mithin werden berufliche und personale<br />
Handlungskompetenz auf drei Dimensionen zurückgeführt: „Fachkompetenz“,<br />
„Personalkompetenz“ und „Sozialkompetenz“. Diese<br />
drei Dimensionen werden „verstanden als die Bereitschaft und Fähigkeit<br />
des Einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten<br />
Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial<br />
verantwortlich zu verhalten“ 7 . Fachkompetenz zielt dabei – als berufsspezifische<br />
Kompetenz – auf die Fähigkeit, Aufgabenstellungen selbstständig<br />
und fachgerecht zu bearbeiten und das Ergebnis zu bewerten.<br />
Personalkompetenz meint die Bereitschaft, sich als Individuum in<br />
Beruf, Familie und öffentlichem Leben durchdacht und entsprechend<br />
moralischen Leitlinien und Normen zu verhalten, gesellschaftliche<br />
Entwicklungen zu beurteilen und persönliche Lebenspläne fortzuentwickeln.<br />
Ebenso gehört hierzu ein Arbeitsethos, das sich in Genauigkeit,<br />
Zuverlässigkeit und Qualität der Arbeit widerspiegelt. Sozialkompetenz<br />
bezieht sich auf ein Leben in sozialen Bezügen, d. h. die Fähigkeit,<br />
Interessenlagen, Zuwendungen und Spannungen zu erfassen, zu<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
6<br />
BERICHTE<br />
verstehen und sich mit anderen rational, kooperativ, tolerant und<br />
verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen. 8 So definiert beziehen<br />
sich die beiden letzten Kompetenzen – als berufsbegleitende<br />
Kompetenzen verstanden – auf eine entscheidende biografische<br />
Phase der Auszubildenden, in der diese nämlich in ein Arbeitsverhältnis<br />
eintreten, sich mit ihrem Beruf idealerweise identifizieren und in<br />
Arbeitsgruppen einordnen müssen. Die Entwicklung von Handlungskompetenz<br />
(d. h. Fach-, Personal- und Sozialkompetenz) ist Leitziel<br />
des Unterrichts und als ein lebenslanger Prozess zu verstehen, den<br />
die Berufsausbildung zu unterstützen hat und deren Fortführung<br />
auch über die Berufsausbildung hinaus grundzulegen ist.<br />
Der Beitrag des Religionsunterrichts zur Kompetenzbildung<br />
Ein dem didaktischen Konzept der Handlungskompetenz verpflichteter<br />
Unterricht wird versuchen, die an Mündigkeit und Bildung orientierte<br />
Persönlichkeitsentwicklung zu verbinden mit dem ökonomisch<br />
bestimmten Ziel der Vermittlung von Kenntnissen, die auf dem<br />
Arbeitsmarkt hilfreich sind. 9 Dabei ist nicht an eine Zurichtung von<br />
Arbeitskräften nach vom Beschäftigungssystem nachgefragten Qualifikationen<br />
zu denken, das verbietet sich schon mit Blick auf die<br />
„Verfallsgeschwindigkeit spezialisierten Wissens und Könnens“ 10 . Vielmehr<br />
geht es um die Flexibilität beim Reagieren auf veränderte<br />
Berufslagen, vermittelt durch eine ganzheitliche berufliche Bildung<br />
im Sinne der Einübung umfassender beruflicher und außerberuflicher<br />
Handlungskompetenz. Eine Balance von Ökonomie und Bildung<br />
sowie die Verbindung von berufsbezogenem und berufsübergreifendem<br />
Lernen ist also das Ideal jeder beruflichen Ausbildung und Erziehung,<br />
wobei das Bedenken gesellschaftlicher Implikationen beruflichen<br />
Handelns nicht einfach Verzierung, sondern eine wesentliche<br />
Dimension beruflicher Leistungsfähigkeit und Verantwortung ist.<br />
Nach Reinhard Bader ist der Religionsunterricht daher ein integraler<br />
Bestandteil im Prozess der Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz.<br />
11 Auch die gemeinsame Erklärung „Berufsausbildung in<br />
Nordrhein-Westfalen: Kompetenzbildung mit Religionsunterricht“<br />
verweist in diesem Zusammenhang auf die profilbildenden Beiträge<br />
des Religionsunterrichts in der Berufsschule, indem „(...) sie einen<br />
wichtigen Beitrag zur Stärkung der Persönlichkeit und zur weiteren<br />
Herausbildung einer umfassenden Handlungskompetenz [leisten]“ 12 .<br />
Seine Orientierung am Subjekt, sowohl bei den Inhalten als auch<br />
beim Zugang zu den Schülern, prädestiniert ihn dafür, die Persönlichkeitsentwicklung<br />
im Sinne von ganzheitlicher Bildung mit einer<br />
Qualifizierung für den Arbeitsmarkt zu verbinden. Themen wie „Sinnvolle<br />
Lebensgestaltung“, „Identifikation mit Arbeit und Beruf“, „Soziale<br />
Gerechtigkeit und Solidarität“ sind nur einige von vielen, die sich<br />
in diesem Zusammenhang anbieten. Hiermit korrespondieren auch<br />
die Lebenssituationen der Schüler, die in die Berufswelt eintreten:<br />
Existenzielle Fragen in neuen (beruflichen) Kontexten, verantwortliches<br />
Handeln und dessen Konsequenzen, gesellschaftliche und soziale<br />
Pflichten und Möglichkeiten des beruflichen Scheiterns verweisen<br />
auf berufsspezifische Lebenszusammenhänge und sind vom Religionsunterricht<br />
aufzunehmen. Ebenso ergeben sich existenzielle<br />
Fragen des persönlichen Horizonts, z. B. durch die Annahme und<br />
Wertschätzung durch bzw. Erwartungen an den eigenen Partner, die<br />
Ausrichtung des eigenen Lebensplans nach einem individuellen<br />
Wertesystem, aber auch durch die Frage nach Gott und dem Sinn des<br />
Lebens. 13 So heißt es diesbezüglich im neuen Lehrplan für das Fach<br />
Katholische Religionslehre in den Fachklassen des dualen Systems<br />
der Berufsausbildung: „Der Religionsunterricht versteht seine<br />
Bildungsarbeit als Beitrag zur umfassenden Handlungskompetenz,<br />
wie sie in den Fachklassen des dualen Systems angestrebt wird. Die<br />
im Rahmen des katholischen Religionsunterrichts verbindlich zu<br />
entwickelnden Kompetenzen zeigen ein Spektrum an Fähigkeiten,<br />
die Entwicklungen persönlicher Art anstoßen, begleiten und offenhalten<br />
hin auf eine tragende Lebensperspektive. Sie ermöglichen,<br />
sinnhafte Deutungen von Lebenssituationen auf der Basis des kirchlichen<br />
Glaubens zu entwerfen und daraus abgeleitet Motive für eigenes<br />
Handeln zu gewinnen.“ 14<br />
Berufsschulreligionsunterricht – sein Auftrag<br />
Welcher Auftrag kommt dem Religionsunterricht in der Berufsschule<br />
im Rahmen von Kompetenzentwicklung zu; was vermag das Fach<br />
also zu leisten? Im Zusammenhang mit dem didaktischen Konzept<br />
der Handlungskompetenz wird vor allem Verantwortungsbereitschaft<br />
als eine Ausprägung von Sozial- und Personalkompetenz immer<br />
wieder genannt. Verantwortliches Handeln ist aber in einer metaphysisch<br />
nicht mehr abgesicherten Welt unbestimmt und revidierbar. 15<br />
Wo Traditionen wegbrechen, an denen sich früher noch selbstverständlich<br />
religiöse Identität und gesellschaftliche Lebensformen<br />
ausrichten konnten, sind personale und soziale Kompetenzen ganz<br />
besondere Grundvoraussetzungen für das (Über-)Leben in einer<br />
pluralisierten Gesellschaft. Günter Pätzold fordert in diesem Zusammenhang,<br />
dass die berufliche Bildung wettmachen muss, was<br />
komplexe gesellschaftliche Verhältnisse an Durchschaubarkeit schuldig<br />
bleiben; die berufliche Tätigkeit sollte im Gesamtgefüge ihrer<br />
Wirkungen gesehen und auch ethisch bewertet werden. 16 Was berufliche<br />
Bildung ohne Frage leisten muss, ist die Orientierung der Schüler<br />
an planendes und begründet abschätzendes Handeln, welches<br />
auch für die voraussehbaren Folgen einzustehen hat und sich nicht<br />
auf eine bloße Funktionstüchtigkeit reduziert. So gesehen besteht<br />
hier für den Religionsunterricht die Möglichkeit der Kompensation<br />
und Vertiefung des berufsbezogenen Unterrichts, indem er Sinnangebote<br />
und moralisch begründete Sichtweisen thematisiert. Dass der<br />
Religionsunterricht das berufsbezogene Lernfeld komplettiert, ist<br />
eine Idealvorstellung, welche sich dann verwirklicht, wenn seine<br />
(Bildungs-)Angebote auch angenommen oder zumindest wahrgenommen<br />
werden. „Einfallstore und Öffnungen für Religion und Glauben<br />
bilden gerade in der Jugendzeit erlebte Unterbrechungen, Unerwartetes,<br />
Grenzerfahrungen, Lebensübergänge und auch Abbrüche.<br />
Sie treten auf in verschiedenen Teilbereichen des privaten, sozialen<br />
und beruflichen Lebens.“ 17 Religiöse Gespräche und weiterfragende<br />
Dialoge verknüpfen die Suche nach Identität in der Jugendphase mit<br />
der Suche nach Persönlichkeitsentfaltung im Beruf, indem die<br />
„subjektbezogenen Ansprüche an Arbeit sowohl als Lebensperspektive<br />
als auch gegenüber der betrieblichen Arbeitsumwelt“ 18 nicht<br />
allein nach ihrer beruflichen Verwertbarkeit befragt werden, sondern<br />
in einen theologisch-anthropologischen Kontext gestellt werden. Die<br />
Berufsorientierung im Religionsunterricht kann somit als berufsdurchdringendes,<br />
berufsreflektierendes und berufsbegleitendes Lernen<br />
charakterisiert werden.<br />
Rückblick und Ausblick<br />
Das didaktische Prinzip der Berufsorientierung im Religionsunterricht<br />
trägt, indem die Arbeitswelt der Auszubildenden sowie ihre dort<br />
gemachten Erfahrungen zur Sprache kommen, zu einer Persönlich-<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
BERICHTE<br />
7<br />
keitsbildung bei, wobei die Schüler seine Identifikationsangebote<br />
erkennen und annehmen. Werte und Normen – von Religionen transportiert<br />
– können zu gut begründeten Entscheidungen in beruflichen,<br />
gesellschaftlichen und privaten Situationen befähigen. Die<br />
Leistung des berufsschulischen Religionsunterrichts ist es, dass er<br />
gerade weniger Wert auf den Erwerb umfassenden theologischen<br />
Wissens legt, sondern vielmehr Orientierungshilfe für das Leben sein<br />
will. Das soziale Lernen – wie die Förderung zwischenmenschlicher<br />
Problemlösungen und das Erkennen eines Zusammenhangs von in<br />
der Ausbildung erworbener Lebenserfahrungen und christlich motivierter<br />
Handlungsoptionen – steht hier vornehmlich im Mittelpunkt<br />
des unterrichtlichen Interesses. Dem, wie Pätzold es formuliert,<br />
„moralpädagogischen Auftrag der Berufsschule“ 19 muss sich der Religionsunterricht<br />
angesichts der verschärften Orientierungslosigkeit<br />
vieler junger Menschen stellen. Wo moralisches Desinteresse und<br />
Analphabetismus weiter in unserer Gesellschaft Platz greifen, da<br />
müssen Jugendliche einen Raum haben, die persönlichen und sozialen<br />
Folgen ihres Tuns zu reflektieren. Der berufsschulische Religionsunterricht<br />
kann diese Forderung im handlungsorientierten Unterricht<br />
umsetzen, da hier einerseits Besprochenes und Erfahrenes sowohl im<br />
Betrieb als auch in der Freizeit eingeübt, andererseits aber auch<br />
außerschulische Lebens- und Handlungszusammenhänge im Unterricht<br />
aufgegriffen und reflektiert werden. Seine zentrale Aufgabe ist<br />
die personale Glaubens- und Gewissensbildung, die eben nicht nur<br />
die individuelle Lebensgestaltung des jungen Menschen in privaten<br />
Lebenssituationen in den Blick nehmen will, sondern auch dessen<br />
Verantwortung für die Aufgaben des beruflichen und öffentlichen<br />
Lebens aufweist. Dabei geht der Religionsunterricht jedoch nicht im<br />
Berufsbezug auf, da Fachlichkeit und überfachliches Lernen, individuelle<br />
und soziale Erfahrungen, Praxisbezug und die Einbeziehung in<br />
das gesellschaftliche Umfeld miteinander zu verknüpfen sind. Religionsunterricht<br />
in der Berufsschule kann seine Lebensrelevanz einbringen,<br />
indem er Kenntnisse vermittelt, Zusammenhänge erschließt und<br />
christliche Deutungen eröffnet, „die für außerunterrichtliches Leben<br />
funktional sind und eine Partizipation an politischen, ökonomischen,<br />
kulturellen und natürlich religiösen Strukturen und Institutionen<br />
erleichtern oder gar erst ermöglichen“ 20 .<br />
Anmerkungen<br />
1 Vgl. dazu besonders Stratomeier, Religionsunterricht, 74–224.<br />
2 Vgl. MSWF, APO-BK, § 1 (3).<br />
3 Winger, Kompetenz I, 228.<br />
4 Vgl. ders., Kompetenz II, 228.<br />
5 Bildungsrat, Empfehlungen, 49. Damit wurden schon vom Bildungsrat die drei Kompetenzbereiche<br />
definiert, die auch heute maßgeblich zur Bestimmung von Handlungskompetenz<br />
herangezogen werden.<br />
6 Mertens, Schlüsselqualifikation, 566.<br />
7 Sekretariat der KMK, Handreichungen, 9.<br />
8 Vgl. Bader, Handlungskompetenz, 70 f.; Bader/Müller, Leitziel, 178; Pätzold, Fächer, 40;<br />
Schelten, Aufgaben, 14.<br />
9 Vgl. Bader, Handlungskompetenz, 72. So sieht es auch die gemeinsame Erklärung „Berufsausbildung<br />
in Nordrhein-Westfalen: Kompetenzbildung mit Religionsunterricht“.<br />
Vgl. dazu Büro, Kompetenzbildung, Nr. 3 und Nr. 4.<br />
10 Bader, Handlungskompetenz, 73.<br />
11 Vgl. dazu ebd. 79.<br />
12 Büro, Kompetenzbildung, Nr. 6.<br />
13 Vgl. dazu ebd.<br />
14 MSW, Katholische Religionslehre, 14.<br />
15 Vgl. Pätzold, Fächer, 40.<br />
16 Vgl. ebd. 41 f.<br />
17 Jakobi, Paradies, 7.<br />
18 Pätzold, Fächer, 51.<br />
19 Ebd. 52.<br />
20 Wächter, Handlungsorientierung, 46.<br />
Literatur<br />
Bader, R., Berufliche Handlungskompetenz und ihre didaktischen Implikationen, in: Comenius-Institut<br />
u. a. (Hgg.), Handbuch Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen, Gütersloh<br />
1997, 69–80.<br />
Ders./Müller, M., Leitziel der Berufsbildung: Handlungskompetenz, in: Die berufsbildende<br />
Schule, 54 (2002) 176–182.<br />
Büro der Evangelischen Landeskirchen Düsseldorf/Katholisches Büro <strong>NRW</strong>, Kommissariat der<br />
Katholischen (Erz-)Bistümer in <strong>NRW</strong> (Hgg.), Berufsausbildung in Nordrhein-Westfalen:<br />
Kompetenzbildung mit Religionsunterricht. Gemeinsame Erklärung der (Erz-)Bistümer und<br />
der evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen, des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />
Landesbezirk Nordrhein-Westfalen, der Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände<br />
Nordrhein-Westfalen, der Vereinigung der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-<br />
Westfalen, des Westdeutschen Handwerkskammertages und des Nordrhein-Westfälischen<br />
Handwerkstages, Düsseldorf 42004.<br />
Deutscher Bildungsrat, Empfehlungen der Bildungskommission: Zur Neuordnung der Sekundarstufe<br />
II. Konzept für eine Verbindung von allgemeinem und beruflichem Lernen, Bonn<br />
1974.<br />
Jakobi, J., Zwischen Paradies und Apokalypse. Religionsunterricht im Berufskolleg, Münster<br />
1998.<br />
Mertens, D., Schlüsselqualifikation. Thesen zur Schulung für eine moderne Gesellschaft, in:<br />
ders. (Hg.), Wirtschaft – Arbeit – Beruf – Bildung. Schriften und Vorträge 1968 bis 1987, Nürnberg<br />
1991, 559–572.<br />
Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.), Lehrplan<br />
für das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen: Katholische Religionslehre. Fachklassen des<br />
dualen Systems der Berufsausbildung, Düsseldorf 2007.<br />
Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.),<br />
Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs<br />
(Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg – APO-BK) vom 26.5.1999, Düsseldorf<br />
1999.<br />
Pätzold, G., Fächer des berufsübergreifenden Bereichs im Kontext beruflicher Erstausbildung,<br />
in: rabs, 29 (1997) 39–55.<br />
Schelten, A., Aufgaben der Berufsschule, in: Wirtschaft und Berufserziehung, 50 (1998) 13–16.<br />
Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik<br />
Deutschland (Hg.), Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre<br />
Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe.<br />
Vom 5.2.1999, Bonn 2000.<br />
Stratomeier, H.-J., Religionsunterricht an der Berufsschule – im Spiegel seiner Lehrplanentwicklung.<br />
Von der katechetischen Unterweisung zum adressaten- und berufsbezogenen Religionsunterricht,<br />
Münster 2009.<br />
Wächter, J.-D., Handlungsorientierung. Ansätze, Perspektiven, Grenzen, in: rabs, 30 (1998)<br />
42–47.<br />
Winger, W., Kompetenz I. Begriff, in: Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 6: Kirchengeschichte<br />
bis Marxismus, Freiburg/B. u. a. 1997, 228.<br />
Ders., Kompetenz II. Theologisch-ethisch, in: Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 6: Kirchengeschichte<br />
bis Marxismus, Freiburg/B. u. a. 1997, 228–229.<br />
Hermann-Josef Stratomeier <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
8<br />
BERICHTE<br />
WISSENSCHAFTSBEITRAG<br />
Nachgehende Differenzierung<br />
Das Problem<br />
Wenn es um innere Differenzierung (Binnendifferenzierung) geht, ist<br />
die Diskussionslage etwas diffus. Es gibt vielerlei Ideen und Praxisberichte,<br />
die sich aber unter systematischer Perspektive häufig schwer<br />
einordnen lassen. Eine Grundidee ist immer wieder, dass über<br />
Wochenpläne, Freiarbeitsmaterialien, Bearbeitungsvielfalt das<br />
Lernen aus einer strengen Linearität (alle folgen nach dem Geleitzugprinzip<br />
dem Unterricht des Lehrers / der Lehrerin) zu befreien,<br />
um das selbstständige und eher interessenorientierte Lernen zu<br />
fördern. Die Frage ist, ob diese hehre und im Prinzip zu befürwortende<br />
Idee ausreicht, um das Thema „innere Differenzierung“<br />
entscheidend voranzubringen. Wenn z. B. wohlgemeinte Differenzierungsmaßnahmen<br />
ständig durch Leistungsbewertungsverfahren<br />
„abgefangen“ werden, die von allen Schüler(innen)n einer Klasse<br />
einheitlich und zu immer dem gleichen Zeitpunkt absolviert werden<br />
müssen, könnte man diese Differenzierungsaktivitäten unter der<br />
Rubrik „aufgelockerter Unterricht“ rubrizieren. Ein löbliches, aber zu<br />
kurz greifendes Anliegen!<br />
Systematisierung<br />
Es ist daher dringend notwendig, eine Systematisierungshilfe zu<br />
entwickeln, die dem Anliegen „erfolgreicheres Lernen durch Differenzierung“<br />
folgt. Der Vorschlag ist folgender:<br />
• Mit dem Begriff der nachgehenden Differenzierung werden alle<br />
Maßnahmen gefasst, die dem herkömmlichen lehrerorientierten<br />
vermittelnder arbeitenden Unterricht folgen und der zentralen<br />
Intention dienen, die Lernprozesse der Schüler/-innen zu den für<br />
alle gesetzten Lernzielen möglichst erfolgreich zu gestalten, um<br />
dann die in absehbarer Zeit angesetzten Leistungskontrollen positiv<br />
bestehen zu können. Das heißt, differenzierende Maßnahmen<br />
sind zweckorientiert. Sie sollen besser als der lehrerorientierte<br />
Unterricht gesetzte Lernziele erreichen helfen.<br />
• Der Differenzierungsansatz ist grundsätzlich ein anderer, der über<br />
die Differenzierung der Lernziele (für die einen anspruchsvoller<br />
und komplexer, für die anderen weniger anspruchsvoll und<br />
einfacher) Lernprozesse initiiert. In der Konsequenz dieses Ansatzes<br />
liegt der Verzicht auf gleiche Klassenarbeiten für alle Schüler/-innen<br />
einer Klasse (Konzept der Zieldifferenzierung).<br />
• Ein dritter Ansatz liegt vor, wenn an eine vielfältige und arbeitsteilige<br />
Lernarbeit zu Unterrichtsthemen gedacht ist (Bearbeitungsdifferenzierung),<br />
wenn interessen- und wahlorientiert gearbeitet<br />
werden soll. Das bei diesem Ansatz häufig ungelöste Problem ist<br />
mit der Frage zu formulieren: Was sollen denn am Ende alle kennen<br />
und können und in welcher Weise sind exemplarisch zu denkende<br />
Schwerpunkte (von Gruppe zu Gruppe, von Schüler zu Schüler<br />
unterschiedlich) mit elementarem Allgemeinwissen für alle zu<br />
verbinden?<br />
• Wiederum anders ist der Differenzierungsansatz, der die Ziele,<br />
Kompetenzen und Lernbereiche vorgibt und den Lernenden dann<br />
freistellt, die Lernwege und -aktivitäten selbstständig in Richtung<br />
der Vorgaben zu organisieren, dabei sowohl die Wege wie die Zeit<br />
als auch die Leistungskontrollen in die Entscheidung/Planung der<br />
Lernenden gibt. Mit dem Begriff des kompetenzorientierten<br />
Unterrichts wird dieser Ansatz belegt. Er wird Zukunft haben. Wenn<br />
man ihn konsequent verfolgt, wird sich die Heterogenität der Lernstände<br />
(sie ist gewollt!) und die Differenziertheit der Lernarbeit in<br />
einer Klasse verstärken. Ein Schüler bearbeitet den Mathematikstoff<br />
des 5. Schuljahres, ein anderer ist möglicherweise schon beim<br />
Mathematikstoff des 6. Schuljahres). Es handelt sich um die Variante<br />
der sog. freigebenden Differenzierung.<br />
Die These ist, dass es für die innere Differenzierung diese vier Ansätze<br />
gibt. In der konkreten Realisierung müssen sich praktische Differenzierungsmaßnahmen<br />
nach dem einen oder anderen Ansatz identifizieren<br />
lassen. Sonst wäre Zufälligkeit das Prinzip! Für die äußere Differenzierung<br />
ist die Problemlage eine andere. Sie wird hier nicht<br />
verfolgt.<br />
Konkrete Subkonzepte nachgehender Differenzierung<br />
Hat man den Orientierungsrahmen, kann man sich auf die Frage<br />
einlassen, welche Varianten/Subkonzepte für die nachgehende Differenzierung<br />
denkbar sind. Einige sollen dargestellt werden.<br />
1. Der UNIT-Plan<br />
Gewissermaßen ein klassischer Fall von nachgehender Differenzierung<br />
ist der sog. UNIT-Plan im Fremdsprachenunterricht. Dieser ist<br />
zumeist lehrgangsmäßig organisiert und an einem Lehrwerk orientiert.<br />
Wenn man davon ausgehen kann, dass eine UNIT (eine Unterrichtseinheit,<br />
eine Lektion) Lernziele in Bezug auf Wortschatz, Grammatik,<br />
Textverständnis, Lesevermögen genügend genau expliziert,<br />
können die zur Verfügung stehenden Vokabellisten, Zusammenstellungen<br />
von Redemitteln, Tonkassetten, Hörtexte u. a. m. Grundlage<br />
für einen Set sog. activities (Aufgaben) sein. Alle Schüler/-innen<br />
bekommen eine Liste mit den activities. Sie enthält Ankreuzungsmöglichkeiten<br />
(verpflichtend/wahlfrei). Die activities gliedern sich<br />
nach den entsprechenden Inhalten der UNIT: z. B. 1. Reading (Höre<br />
dir den Text an und lies ihn dabei leise mit! Versuche, alles zu verstehen.<br />
Wenn du Wörter nicht kennst, schlage auf Seite 159/160 oder im<br />
alphabetischen Wörterverzeichnis nach! usw.) 2. Grammar (simple<br />
past): Es geht darum, den Gebrauch des simple past zu lernen (die<br />
Regeln dazu stehen im Buch auf S. 32/33. Gehe sie ggf. noch einmal<br />
durch! Schreibe dann die Sätze zu „What things did she do last week?<br />
usw.) 3. Writing (Schreibe einen Text zum Thema „clothes“! Die Seiten<br />
92/93 in deinem Buch und S. 43 in deinem Workbook geben dir Anregungen,<br />
usw.)<br />
Unter dem Differenzierungsaspekt ist wichtig, dass die activities nicht<br />
einfach vorgeschrieben werden (fremdbestimmtes Arbeiten),<br />
sondern dass sie ein Angebot sind, aus dem Schüler/-innen nach<br />
Maßgabe der Einschätzung ihres Könnens/Noch-nicht-Könnens, ihrer<br />
Fehler activities wählen, die sie zur Vervollständigung ihrer Lernprozesse<br />
bringen. Dafür brauchen sie ein verlässliches Instrument. Das<br />
kann ein Kompetenzraster sein oder, wenn ein solches noch nicht<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
BERICHTE<br />
9<br />
vorliegt, die nächste Leistungskontrolle, die die Anforderungen<br />
aufzeigt. Die Grundidee hier also ist, Lernzeiten und Lernangebote für<br />
die Nachsteuerung des eigenen Lernprozesses zu geben, um das,<br />
was aus der gemeinsamen Erarbeitung noch unvollständig/fehlerhaft<br />
ist, zu lernen.<br />
2. Arbeits- und Übungsstunden (Silentium, Hausaufgabenhilfe)<br />
Vor allem an Ganztagsschulen, aber zum Teil auch an anderen Schulen<br />
gibt es am frühen Nachmittag Arbeits- und Übungsstunden,<br />
Silentien, Hausaufgabenhilfe. Sie werden genutzt anstelle der sonst<br />
üblichen Hausaufgaben, bieten aber auch Zeit für andere Lernanliegen.<br />
Bekannt ist, dass Hausaufgaben unter didaktisch-methodischen<br />
Gesichtspunkten häufig ein Problem darstellen. Immer wieder wird<br />
konstatiert, dass sie kaum Lerneffekte haben. Sie werden häufig recht<br />
lieblos und in großer Eile am Ende einer Unterrichtsstunde gestellt.<br />
Sie schließen nicht paßgenau an die Lernstände der Schüler/-innen<br />
an und werden routiniert und ohne großes Engagement erledigt.<br />
Individuell oder mindestens gruppenweise gestellte Hausaufgaben<br />
gibt es selten. Hier liegt also ein ungenutztes Feld nachgehender<br />
Differenzierung (vgl. Abb. 1: Erarbeitender Unterricht):<br />
Abb. 1: Erarbeitender Unterricht<br />
Die Zeitmargen der genannten schulischen Veranstaltungen sind<br />
über das Schuljahr hinweg gesehen beträchtlich. Deshalb wäre es<br />
sinnvoll, sie in den skizzierten Rahmen zu bringen mit der Chance,<br />
das Lernen nachgehend und gezielt zu fördern.<br />
3. Paralleles Arbeiten – eine Form der inhaltlichen<br />
Differenzierung<br />
Immer wieder spannend ist die Frage, inwieweit eine qualitativinhaltliche<br />
Differenzierung möglich wäre. Diese Differenzierungsvariante<br />
ist vor allem für die Sachunterrichtsfächer interessant. Die<br />
Grundidee ist hier, unter einer gemeinsamen Fragestellung unterschiedlich<br />
schwere Texte anzubieten, die in ihrem Informationsgehalt<br />
in den wesentlichen Punkten übereinstimmen, sich aber in der<br />
Diktion, in der Fülle der Details und im Abstraktionsgrad unterscheiden.<br />
Die Texte könnten als leicht, mittel oder schwer gekennzeichnet<br />
werden (vgl. Texte und Aufgaben in den blauen Kästen). Die Schüler<br />
sehen sich zunächst alle Texte an, um selbst entscheiden zu können,<br />
mit welchem Text sie arbeiten wollen. Die Fähigkeit der Selbsteinschätzung<br />
wird dabei immer wieder ein Problem sein. Aus der<br />
Perspektive einer nachgehenden Differenzierung ist aber wichtig,<br />
dass es nicht nur darum geht, dass schließlich alle im gemeinsamen<br />
Gespräch Beiträge einbringen können, sondern dass auch den Bearbeitern<br />
des leichten Textes das Erreichen der Fundamentum-Lernziele<br />
möglich wird. Innere Differenzierung heißt nicht „Abkoppelung“<br />
in verschiedene Anspruchs- und Leistungslevels, sondern unterschiedlich<br />
anspruchsvolle Zugänge zu einer Thematik anzubieten, um<br />
die Lernzielerreichung zu ermöglichen. An einem Beispiel (nächste<br />
Seite) sei dies zusammen mit den Konsequenzen, die dieser Ansatz<br />
hat, verdeutlicht.<br />
Man sieht in der Übersicht auf der nächsten Seite, dass die Textangebote<br />
recht unterschiedlich im Anspruch sind (Umfang, Sprache,<br />
Detailreichtum). Das Lernziel ist für alle gleich: Im Rahmen des<br />
Themas „Leben im Mittelalter“ – Unterthema „Grundherrschaft“ –<br />
sind hier die Abgaben und Arbeiten, die Bauern zu leisten hatten,<br />
mithilfe der Texte zu identifizieren. Dies soll im Prinzip mit allen drei<br />
Texten möglich sein. Natürlich könnte es bei einer sog. Bearbeitungsdifferenzierung<br />
bleiben (von dem jeweils gewählten Text kann<br />
jeder von seinen Ergebnissen berichten). Ein wesentliches Problem<br />
aber bliebe unberücksichtigt: Kann diese Variante der Differenzierung<br />
bis zur Leistungsbewertung durchgehalten werden? Nimmt man die<br />
innere Differenzierung ernst, kann sie nicht durch eine für alle gleiche<br />
Leistungsbeurteilung wieder „eingeebnet“ werden (wir arbeiten zwar<br />
an unterschiedlich schweren Texten, die Klassenarbeit aber ist für alle<br />
wieder gleich). Dieses Problem war früher schon angesprochen<br />
worden. In zweierlei Hinsicht entstünden Ungerechtigkeiten. Mit dem<br />
leichten Text müsste man alle erreichbaren Punkte erlangen können.<br />
Wer sich für den schweren Text entschieden hat, hat im Grunde<br />
nichts davon. Deshalb wird hier die Differenzierungsfrage bis zu einer<br />
differenzierten Leistungsbewertung geführt.<br />
Der Vorschlag, der im Übrigen den Schülern von vornherein mit der<br />
Aufgabenstellung und den Texten bekanntgemacht werden müsste,<br />
ist folgender. Es wird ein Bewertungsschema folgenden Inhalts den<br />
Aufgaben und Texten hinzugefügt:<br />
Bewertungsschema<br />
• Es sind bei der erfolgreichen Bearbeitung der Aufgaben insgesamt<br />
20 Punkte zu erreichen.<br />
• Je 4 Punkte gibt es für die vollständige (dem Text entsprechend)<br />
Nennung der jährlichen Abgaben, Frondienste und weiteren Belastungen.<br />
• 4 Punkte gibt es zusätzlich bei der Wahl des mittelschweren Textes.<br />
• 8 Punkte gibt es zusätzlich bei der Wahl des schweren Textes.<br />
• Die Umsetzung in Noten erfolgt nach diesem Schema:<br />
Tabelle Bewertungen<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
10<br />
BERICHTE<br />
Abb. 2: Gemeinsam erarbeitender Unterricht<br />
Das heißt, der Schüler, der sich noch nicht viel zutraut, kann mit der<br />
Bearbeitung des leichten Textes bis zu einem ,Befriedigend’ kommen.<br />
Mit dem mittelschweren und schweren Text ist ein ,Gut’ oder ,Sehr<br />
gut’ möglich. Natürlich könnte man die Punktansetzung auch variieren.<br />
Hier geht es um ein Beispiel, dessen Darstellung im Übrigen auch<br />
großrahmiger verwendet werden könnte (ganze Unterrichtseinheiten,<br />
Module). Die innere Differenzierung – hier in der Variante des<br />
parallelen Arbeitens – soll die Chancen des zielerreichenden Lernens<br />
verbessern, dem Schüler seine temporär eingeschätzten Bearbeitungslevel<br />
sichern.<br />
4. Doppelinstruktionen: Karteisysteme/Computerlernprogramme<br />
Bekannt ist das Phänomen, dass bei einer Erstinstruktion durch einen<br />
Lehrer / eine Lehrerin – auch wenn sie gut gemacht ist – längst nicht<br />
alle Schüler/-innen einer Klasse das Neue gleich verstehen, es sich noch<br />
nicht gleich aneignen können. Von daher ist eine schnelle nachgehende<br />
Instruktion bzw. Übung/Wiederholung für einen erfolgreichen Lernprozeß<br />
ganz wichtig. Sie ist heutzutage leicht zu realisieren mit Hilfssystemen<br />
wie Karteikartensystemen oder Computerlernprogrammen.<br />
Instruktions-, Übungs- und Wiederholungskarteien gibt es für<br />
verschiedene Lernbereiche (Rechtschreiben, Schriftgestaltung,<br />
Mathematik, Sachunterricht). Computerlernprogramme stehen ebenfalls<br />
für viele Lernanliegen bereit und sind durch ihre einfallsreiche<br />
Gestaltung (Instruktionen, Fragen, unmittelbare Antwortkontrolle,<br />
Bestätigung/Lob, systematische Fehleranalyse, Motivationselemente,<br />
interaktive Strategien) mehr noch als Karteisysteme für individuelles<br />
Lernen geeignet.<br />
Unterrichtlich gesehen sind drei Bedingungselemente wichtig:<br />
Einmal sind regelmäßig individuelle Lernzeiten (1) einzurichten (bei<br />
einem Langfach mit vier Wochenstunden z. B. mit einem 3+1- oder<br />
gar 2+2-Modell). Drei oder zwei Stunden dienen dem herkömmlichen<br />
Unterricht, ein oder zwei Stunden pro Woche sind für das individuelle/kooperative<br />
Lernen reserviert. Zweitens müssen genug Lernangebote<br />
(genügend viele Karteiexemplare, genügend viele Computerlernplätze<br />
oder Laptops) vorhanden sein (2). Drittens – und dies wird<br />
bis heute häufig vernachlässigt – müssen die temporären Lernstände<br />
und die direkt anschließenden Lernangebote zur Passung gebracht<br />
werden, wenn das individuelle Lernen nicht zufällig bleiben soll (3).<br />
Das ist vielleicht der schwierigste Punkt. Wenn ein Lehrer einschätzen<br />
bzw. diagnostizieren kann, wo ein Schüler steht (Verständnis, Fehlerhäufigkeiten,<br />
Lernschwierigkeiten), kann er die Passung herbeiführen.<br />
A la longue ist es sicher besser, selbstreferenzielle Kompetenzen zu<br />
fördern und dafür selbstdiagnostische Angebote zu machen. Das<br />
heißt, dass ein Schüler selbst sein Können bzw. seine Schwierigkeiten<br />
identifizieren lernen muss, um zu wissen, zu welchen Karteiteilen bzw.<br />
Lernprogrammen er greifen muss. Wenn z. B. in Mathematik mit der<br />
Erarbeitung des neuen Stoffes die dazugehörende Leistungskontrolle<br />
von vornherein bekanntgemacht wird, kann er an den Aufgaben der<br />
Leistungskontrolle ausprobieren, ob er sie schon lösen kann oder<br />
eben noch nicht. Wenn die „Schlüssel“ zu Lernhilfen (Karteien,<br />
Computerlernprogramme) leicht nachvollziehbar sind, kann er zügig<br />
die im Moment notwendigen Lernhilfen finden. An den Wänden des<br />
Klassenraums hängen in großer Schrift geschrieben die Inhaltsverzeichnisse<br />
mit den entsprechenden Fundstellen, sodass der Zugriff<br />
ohne längeres und evtl. unsystematisches Suchen möglich wird.<br />
Lässt sich dieses didaktische Konstrukt (Selbstdiagnostik und Selbstorganisation<br />
des Lernens) mithilfe der genannten Elemente realisieren,<br />
bekommt das den Lernprozess vervollständigte Lernen eine<br />
ganz eigene Qualität, mit Sicherheit eine höhere Effektivität. Erst- und<br />
Zweitinstruktion schaffen bessere Voraussetzungen. Im Schema<br />
noch einmal verdeutlicht:<br />
Kurze Bilanz<br />
Die Idee der nachgehenden Differenzierung wird sicher häufig realisiert.<br />
Sie dient im Grundsatz dazu, noch unvollständige Lernprozesse<br />
zu einer den Unterrichtszielen entsprechenden Vollständigkeit zu<br />
bringen. Bleibt sie auf die Eröffnung von Wegen beschränkt, ist<br />
immer die Gefahr, dass sie nicht besonders effektiv ist. Die hier entwickelten<br />
Vorschläge sollen Abhilfe schaffen. Die didaktische Hoffnung<br />
ist nicht klein: Wenn der Unterricht nur einfallsreich genug ist, kann<br />
der größte Teil der Schüler/-innen einer Klasse die gesetzten Lernziele<br />
erreichen! Die Infrastrukturen des Unterrichts müssen dafür wohl<br />
noch genauer ausgearbeitet werden. Die vier explizierten Vorschläge<br />
sollen dafür eine Hilfe sein. Bei näherem Zusehen zeigt sich, dass sie<br />
im Detail gar nicht so leicht zu realisieren sind. Um des erfolgreichen<br />
Lernens willen aber lohnt es sich, in diese Richtung zu arbeiten!<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
BERICHTE<br />
11<br />
Leichter Text<br />
Aus einer alten Urkunde erfahren wir, dass die Bauern des Dorfes<br />
Münchweiler am Schwarzwald im 12. Jh. gegenüber dem nahe gelegenen<br />
Kloster St. Marien (heute Ettenheimmünster) eine große Zahl von<br />
Verpflichtungen hatten. Jeder Bauer, der einen Hof besaß, musste alljährlich<br />
im November den Mönchen ein Schwein abliefern. Dazu kamen im<br />
Dezember zwei Scheffel (etwa zwei Sack) Hafer und im Frühjahr Hühner<br />
und Eier.<br />
Außerdem war er an zwei Tagen in der Woche zur Arbeit auf den Feldern<br />
des Klosters verpflichtet. Wer einen Pflug oder einen Zugochsen besaß,<br />
musste damit viermal im Jahr für das Kloster pflügen. Die Frau des Bauern<br />
hatte jährlich ein großes Stück Tuch zu weben, bekam die Wolle allerdings<br />
vom Kloster gestellt.<br />
Mittlerer Text<br />
Den Umfang der Abgaben und Dienste kann man einem Bericht des<br />
Klosters Prüm in der Eifel aus dem Jahr 893 entnehmen. Zu diesem Kloster<br />
gehörten auch 30 hörige Bauern in Rommersheim. Einer dieser Bauern war<br />
Widrad. Von ihm schreibt der Abt des Klosters:<br />
Widrad gibt an das Kloster jedes Jahr 1 Eber, 1 Pfund Garn, 3 Hühner, 18<br />
Eier. Er fährt 5 Wagenladungen von seinem Mist auf unsere Äcker, bringt 5<br />
Bündel Baumrinde für die Beleuchtung und fährt 12 Wagenladungen Holz<br />
zum Kloster. Dieses Holz dient im Winter zum Heizen. Ferner liefert Widrad<br />
50 Latten und 100 Schindeln für Dachreparaturen. Sein Brot bäckt Widrad<br />
in unserem Backhaus und das Bier braut er in unserem Brauhaus. Hierfür<br />
zahlt er an das Kloster eine Gebühr. Eine Woche in jedem Jahr verrichtet er<br />
Hirtendienst bei unserer Schweineherde im Wald. Er bestellt 3 Morgen<br />
Land das ganze Jahr hindurch, jede Woche 3 Tage. Das bedeutet: Er muss<br />
bei der Einzäunung unserer Äcker und Weiden helfen, zur rechten Zeit<br />
pflügen, säen, ernten und die Ernte in die Scheune bringen. Bis zum<br />
Dezember, wenn das Getreide gedroschen wird, muss er es mit anderen<br />
Hörigen bewachen, damit es nicht von Brandstiftern angezündet wird.<br />
Wachdienst muss ebenfalls geleistet werden, wenn der Abt kommt, um ihn<br />
vor nächtlicher Gefahr zu beschützen. Wenn Widrad 15 Nächte den Wachdienst<br />
verrichtet, das Heu geerntet und auf unseren Äckern gepflügt hat,<br />
erhält er in einem guten Erntejahr Brot, Bier und Fleisch; in anderen Jahren<br />
erhält er nichts. Die Frau Widrads muss leinene Tücher aus reinem Flachs<br />
anfertigen, acht Ellen lang und zwei Ellen breit. Sie fertigt daraus die Hosen<br />
für die Mönche an.<br />
Aufgaben für alle<br />
1. Wähle einen Text aus; wenn dir die Entscheidung schwerfällt, sprich mit<br />
mir darüber.<br />
2. Lies den Text sorgfältig durch. Verschaffe dir einen Überblick über<br />
Abgaben und Arbeiten, die Bauern im Mittelalter zu leisten hatten.<br />
Richte dir eine Tabelle ein und fülle sie aus.<br />
3. Welche weiteren Belastungen gab es für die Bauern? Trage auch sie in<br />
deine Tabelle ein!<br />
Schwerer Text<br />
In dem Güter- und Abgabenverzeichnis (= Urbar) des Grafen von Ravensberg,<br />
dem sog. „Ravensberger Urban“ aus dem Jahr 1556, ist über den<br />
Besitzer eines alten und großen Hofes in der Nähe von Bielefeld Folgendes<br />
ausgeführt:<br />
Johann Meier zu Selhausen ist ein Vollspänner 1 , er ist dem Gnädigen<br />
Herrn 2 zu eigen, aber Weib und Kinder gehören dem Stift Schildesche 3 zu<br />
eigen. Die Abgaben bei Erbteilung und Besitzwechsel stehen also meinem<br />
Gnädigen Herrn (des Mannes wegen) und dem Jungfrauenstift von Schildesche<br />
(der Frau wegen) zu. Die Hofstelle umfasst Haus, Garten und einen<br />
Graben um das Haus.<br />
Saatland: 2 große, 6 mittlere und 6 kleine Felder von insgesamt 22 Molt 4<br />
Roggen.<br />
Mast 5 : Wenn es gut wächst, hat er für 50 Schweine Mast im Eichenwald; im<br />
Buchenwald hat er, wenn es voll trägt, für 200 Schweine Mast. Sieben<br />
Männer haben das Recht zur Mastzeit jeweils 7 Schweine in den Berg der<br />
Buchenmast zu treiben, nämlich Johann zur Westerheide, … Dieselben<br />
dürfen auch im Berg abgestorbenes und herumliegendes Holz zum Feuern<br />
sammeln…<br />
Wiese: Eine Wiese von 6 Fuder Heu.<br />
Teiche und Weiher: Alter Hofteich und Backhausteich sowie zwei Wasserlöcher<br />
von geringem Wert.<br />
Sonstiger Grundbesitz: 3 Waldstücke.<br />
Jährliche Abgaben: Gibt meinem Gnädigen Herrn 7 Goldgulden 6 und 10<br />
Schillinge, 4 Scheffel Roggen, 1 Molt Hafer, 3 Schuldschweine, 1 Schlachtkuh,<br />
1 Schaf, wenn er es hat, 3 paar Hühner; dem Jungfrauenstift zu Schildesche<br />
gibt er 3 Molt Gerste, 8 Molt Hafer minus 3 Scheffel, 3 Scheffel<br />
Weizen, gibt ihnen auch den 9. Teil von einem Fass Butter, 16 Schillinge<br />
Opfergeld, 2 Paar Hühner, 4 Schafe. Deshalb zahlt er keinen Zehnten; von<br />
den obengenannten Köttern 7 nimmt er den Zehnten.<br />
Dienst: Tut meinem Gnädigen Herrn jede Woche einmal mit dem Gespann<br />
Dienst.<br />
1<br />
Hof mit vollständigem Pferdegespann, d. h. mit vier Pferden.<br />
2<br />
Graf von Ravensberg<br />
3<br />
Damenstift bei Bielefeld<br />
4<br />
Das Hohlmaß „Molt“, dem 12 Scheffel entsprechen, wird hier als Flächenmaß<br />
benutzt. Weil es für eine bestimmte Menge Getreide zur Aussaat notwendig<br />
war, hat man früher häufig Hohlmaße auch als Flächenmaße benutzt. 1<br />
Scheffel = ca. 41 Liter<br />
5<br />
Die Schweine wurden mit Eicheln und Bucheckern der Wälder gefüttert, d. h.<br />
„gemästet“.<br />
6<br />
1 Gulden = 18 Schilling; zur Orientierung: 1 Pferd war 3 Gulden, 1 Kuh<br />
2 Gulden wert.<br />
7<br />
Bewohner eines kleinen Bauernhauses (Kotten); die sieben Kötter hatten<br />
zusammen ca. 15 Molt Saatland.<br />
Literatur<br />
Bönsch, M.: Praxishandbuch Gute Schule. Baltmannsweiler 2000<br />
Bönsch, M.: Nachhaltiges Lernen durch Üben und Wiederholen. Baltmannsweiler<br />
2005<br />
Bönsch, M.: Gesamtschule. Die Schule der Zukunft mit historischem<br />
Hintergrund. Baltmannnsweiler 2006<br />
Bönsch, M. (Hrsg.): Selbstgesteuertes Lernen in der Schule. Braunschweig<br />
2006<br />
Bönsch, M.: Variable Lernwege. Ein Lehrbuch der Unterrichtsmethoden.<br />
St. Augustin 2008, 4. Aufl.<br />
Bönsch, M.: Intelligente Unterrichtstrukturen. Baltmannsweiler 2008,<br />
3. Aufl.<br />
Freytag, G.: Leistungsdifferenziert interpretieren und produzieren? In:<br />
Praxis Schule 5–10, 1993, S. 18–22<br />
Hanke, P.: Öffnung des Unterrichts in der Grundschule. Münster 2005<br />
Hein, A. K.: Differenzierung. In: Jürgens, E. / Standop, J. (Hrsg.):<br />
Taschenbuch Grundschule, Bd. 1. Baltmannsweiler 2008<br />
Heinzel, F. / Prengel, A. (Hrsg.): Heterogenität, Integration und Differenzierung<br />
in der Primarstufe. Opladen 2002<br />
Klafki, W. / Stöcker, H.: Innere Differenzierung des Unterrichts. In: Klafki, W.:<br />
Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Weinheim/Basel 1996, 5. Aufl.<br />
Meister, H.: Differenzierung von A–Z. Stuttgart 2000<br />
Meyer, Chr. / Schittko, K.: Berichte aus Gesamtschulen in Niedersachsen:<br />
Innere Differenzierung und fächerübergreifender Unterricht.<br />
Hannover o. J., hrsg. vom Niedersächs. Kultusministerium<br />
Paradies, L. / Linser, H. J.: Differenzieren im Unterricht. Berlin 2001<br />
Prengel, A.: Pädagogik der Vielfalt. Opladen 2006, 3. Aufl.<br />
Preuß, E. (Hrsg.): Zum Problem der inneren Differenzierung. Bad<br />
Heilbrunn 1976<br />
Schaare, J.: Zum Einsatz von Arbeitskarteien im Unterricht. In: Grundschule,<br />
1993, S. 19–20<br />
Wahl, D.: Lernumgebungen erfolgreich gestalten. Bad Heilbrunn, 2006, 2. Aufl.<br />
Prof. Dr. Manfred Bönsch <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
12<br />
BERICHTE<br />
KARL-SCHILLER-BERUFSKOLLEG, DORTMUND<br />
Wenn Wirtschaft lebendig wird ...<br />
... dann gründen Schüler des Karl-Schiller-Berufskollegs in Dortmund virtuelle Unternehmen<br />
Dass Wirtschaft nicht langweilige Theorie sein muss, sondern höchst<br />
spannende Praxis sein kann, haben zwanzig Schülerinnen und Schüler<br />
der Jahrgangsstufe 13 des Bildungsgangs Allgemeine Hochschulreife<br />
am Karl-Schiller-Berufskolleg in Dortmund erfahren. Sie nahmen<br />
seit dem Schuljahr 2006/2007 mit ihrem Differenzierungskurs an<br />
einem dreijährigen Comenius-Schulprojekt teil, das von der Europäischen<br />
Union im Rahmen des Programms „Lebenslanges Lernen“<br />
unterstützt wurde. Weitere an dem Projekt beteiligte Schulen waren<br />
zwei Berufskollegs aus Gent und Veurne (Belgien), ein Berufskolleg<br />
aus Imatra (Finnland) sowie ein Berufskolleg aus Lučenec (Slowakei).<br />
In dem Projekt „Be Your Boss – how to start a business of your own in<br />
the EU” haben Schülerinnen und Schüler aus Belgien, Deutschland,<br />
Finnland und der Slowakei gelernt, wie man ein Unternehmen gründet<br />
und leitet, wobei sie Ähnlichkeiten und Unterschiede bei der<br />
Unternehmensgründung in den teilnehmenden Ländern erfahren<br />
haben.<br />
Die Schülerinnen und Schüler gründeten ihre eigenen virtuellen<br />
Unternehmen, erstellten einen Geschäftsplan und untersuchten in<br />
diesem Zusammenhang unterschiedliche gesetzliche Vorgaben wie<br />
z. B. Finanzierung, Besteuerung und staatliche Förderung. Mit ihren<br />
gegründeten virtuellen Unternehmen in den Branchen Getränke,<br />
Bekleidung, Sportartikel sowie Beratung zur Nutzung von regenerativen<br />
Energien haben sie unter Zuhilfenahme der modernen Kommunikationstechnologien<br />
wie z. B. Skype, E-Mail und E-Commerce untereinander<br />
Handel betrieben. Den Abschluss des Projekts bildete eine<br />
reale Handelsmesse in Gent, Sitz der koordinierenden Schule.<br />
Abschlusstreffen am Visitatie Mariakerke, Gent (Belgien), Februar 2009<br />
Im ersten Projektjahr lernten die Schülerinnen und Schüler sich und<br />
die teilnehmenden Partnerländer kennen. „Surprise Boxes“, die<br />
typische Gegenstände über die jeweilige Region enthielten, wurden<br />
an die Partnerschulen verschickt, und ein gemeinsames Logo zur<br />
Förderung der Gruppenidentität wurde ausgewählt.<br />
Im zweiten Projektjahr untersuchten die Schülerinnen und Schüler<br />
Unternehmertum in ihrem eigenen Land und tauschten ihre Erfahrungen<br />
mit den Partnerschulen aus. Das Ergebnis war eine Power-<br />
Point-Präsentation über die „Top 4“-Unternehmen in jeder Region<br />
sowie die gesetzlichen Vorgaben bei einer Unternehmensgründung.<br />
Im dritten Projektjahr gründeten die Schülerinnen und Schüler<br />
schließlich ihre eigenen virtuellen Unternehmen, mit denen sie untereinander<br />
Handel betrieben. Sie erstellten Kataloge, verschiedene<br />
Formulare und eine Website. Auf der Handelsmesse in Gent, die den<br />
Abschluss des gemeinsamen Projekts bildete, konnten sie ihr erworbenes<br />
Wissen anwenden und real untereinander Handel treiben. Im<br />
Verlauf des Projekts haben mehrere Projekttreffen u. a. in Veurne und<br />
Gent (Belgien), Imatra (Finnland), Lučenec (Slowakei) und Dortmund<br />
stattgefunden.<br />
Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 am Karl-Schiller-<br />
Berufskolleg mit dem EU-Abgeordneten Bernhard Rapkay, der<br />
Koordinato rin des Projekts Andrea Wulfert, sowie der stellvertretenden<br />
Schulleiterin Petra Jaeger (v. l.)<br />
Während der Projekttreffen standen nicht nur das Kennenlernen von<br />
anderen Ländern und die gemeinsame Projektarbeit im Vordergrund.<br />
Es fand ferner jeweils ein reger europäischer Austausch über die<br />
Kultur, Politik und unterschiedlichen Schul- und Ausbildungssysteme<br />
statt. Bei den organisierten Betriebsbesichtigungen haben die Schülerinnen<br />
und Schüler Einblicke in die Arbeitswelt der anderen Länder<br />
gewonnen. Durch das am Karl-Schiller-Berufskolleg durchgeführte<br />
Projekt haben sowohl Schüler als auch Lehrer Erfahrungen für ihren<br />
Schulalltag und ihr europäisches Verständnis gesammelt.<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
BERICHTE<br />
13<br />
Die Schülerinnen und Schüler waren für die Zeit des Aufenthalts in<br />
Gastfamilien untergebracht. So lernten sie das Leben in einer ausländischen<br />
Familie kennen, Vorurteile wurden abgebaut und die interkulturelle<br />
Kompetenz wurde gefördert.<br />
Die im Zusammenhang mit dem Projekt entstandenen Kontakte<br />
werden auch nach dem offiziellen Ende des Comenius-Projekts<br />
aufrechterhalten und sollen dazu genutzt werden, untereinander<br />
Praktika für Schülerinnen und Schüler aus den teilnehmenden Partnerschulen<br />
zu organisieren.<br />
Somit hat das von der Europäischen Union geförderte Projekt nachhaltigen<br />
Einfluss auf die jeweiligen Einrichtungen als Ganzes, weil es<br />
die außerunterrichtlichen Aktivitäten an den Partnerschulen belebt<br />
und bereichert.<br />
Interessierte, die ein ähnliches Projekt durchführen möchten, können<br />
sich auf der Website des Projekts informieren. (http://my.twinspace.<br />
etwinning.net/beyourboss)<br />
Andrea Wulfert Handelsmesse in Gent (Belgien), Februar 2009<br />
KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong>N 2, BOCHUM<br />
Europa – Chancen und Risiken für die Jugend<br />
Besuch von Dr. Edmund Stoiber im Rahmen des Projekts „Herausforderung Zukunft“<br />
Was Europa bedeutet, versuchte Stoiber den rund 100 Berufsschülern<br />
zunächst mit einem historischen Rückblick über die Entstehung der<br />
europäischen Gemeinschaft zu verdeutlichen. Doch verweilte er nicht<br />
nur in der Geschichte, sondern verwies auch auf die Möglichkeiten im<br />
heutigen Europa – angefangen bei der Reisefreiheit durch die<br />
Öffnung der Grenzen bis zu den Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Der CSU-Politiker, der zurzeit eine Arbeitsgruppe zum EU-Bürokratie-<br />
V. l.: Lothar Hagemann, Detlev Hofmann (stellv. Schulleiter), David<br />
Fischer, Prof. Dr. Jürgen Gramke, Dr. Meglena Plugtschieva (Botschafterin<br />
der Republik Bulgarien), Sascha Hellen, Ministerpräsident a. D.<br />
Dr. Edmund Stoiber, Maria Anna Reen (Schulleiterin)<br />
„Europa – Chancen und Risiken für die Jugend“ lautete das Thema für<br />
die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines zweistündigen Workshops<br />
an der Kaufmännischen Schule 2 in Bochum. Hierzu hatten sich<br />
der frühere bayerische Ministerpräsident und CSU-Ehrenvorsitzende<br />
Dr. Edmund Stoiber sowie der frühere Staatsminister Prof. Dr. Jürgen<br />
Gramke an dem Berufskolleg, das zu den sechs Partnerschulen des<br />
Projekts „Herausforderung Zukunft“ gehört, eingefunden.<br />
Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
14<br />
BERICHTE<br />
abbau in Brüssel leitet, rief seine jungen Zuhörer dazu auf, stärker<br />
europäisch zu denken und zu handeln: „Europa ist eure Chance!“<br />
Sein Co-Referent, Jürgen Gramke, bedauerte in seinem Beitrag das<br />
fehlende EU-Bewusstsein sowohl in den Familien als auch an Schulen<br />
und Universitäten. Der Ex-Staatsminister ermutigte die Lernenden,<br />
Europa beispielsweise in Form von Austauschprogrammen kennenzulernen.<br />
In der anschließenden Diskussion kamen aber ebenso die Sorgen und<br />
Bedenken der Schüler zu den Schattenseiten der EU-Erweiterung und<br />
der fortschreitenden Globalisierung zum Ausdruck. Insbesondere die<br />
Themen Nokia und Opel und der damit verbundene Verlust bzw.<br />
Abbau von Arbeitsplätzen standen an der Bochumer Schule im<br />
Mittelpunkt. Stoiber wies in diesem Zusammenhang vor allem auf<br />
den enormen Image-Verlust des Handy-Herstellers hin. Andererseits<br />
würde in Deutschland aber auch gerne die Schuld in Europa bei<br />
Misserfolgen gesucht. Er appellierte in diesem Zusammenhang für<br />
ein neues Verhältnis zu Europa.<br />
Thorsten Seifert <br />
BERUFSKOLLEG AN DER LINDENSTRASSE, KÖLN<br />
Das „faire“ Absatzwirtschaftsprojekt!<br />
Die Studierenden der Wirtschaftsfachschule entwickelten ein Kommunikationskonzept für den Weltladen Köln<br />
Mit dem unterrichtsbegleitenden Projekt „Wir erstellen ein Kommunikationskonzept<br />
für den Weltladen Köln“ erlernten die Studierenden<br />
(Schwerpunkt Absatzwirtschaft) am Berufskolleg an der Lindenstraße<br />
die direkte Verknüpfung von Theorie und Praxis. Hierbei lag der<br />
Fokus zum einen auf der Vorbereitung für die eigenständige, praxisbezogene<br />
Studienabschlussarbeit am Ende des fünften Semesters<br />
sowie in der Anwendung und Vertiefung fachtheoretischer Kenntnisse.<br />
Darüber hinaus konnte eine intensive Sensibilisierung sowie<br />
die Förderung der Humankompetenz der Studenten hinsichtlich der<br />
Thematik des fairen und weltweit gerechten Handels erzielt werden.<br />
Zu Beginn des dreimonatigen Projektes lernten die Studierenden<br />
zunächst anhand einer umfangreichen Erkundung und die daran<br />
anschließende informative Gesprächsrunde mit Herrn Matschke<br />
(leitender Mitarbeiter Weltladen Köln), das vielfältige Sortiment und<br />
die außergewöhnliche Philosophie des Weltladens Köln kennen. Als<br />
zusätzliche Arbeitsgrundlage diente den Studierenden ferner ein<br />
profundes schriftliches Briefing, sodass sie in der Lage waren, die Ist-<br />
Situation mithilfe der SWOT-Analyse eigenständig zu generieren.<br />
Unter Beachtung der Positionierung gegenüber dem Wettbewerb<br />
sowie der Kernzielgruppe wurde im Folgenden die Kommunikationsstrategie<br />
für den Projektpartner realisiert. In diesem Zusammenhang<br />
entwickelten die Studierenden eine grundlegende Copy-Strategie,<br />
welche als Ausgangspunkt für die Konzeption der einzelnen Kommunikationsinstrumente<br />
diente.<br />
Vertreter unseres Kooperationspartners Weltladen Köln mit den Studierenden<br />
der WF 73, Schwerpunkt Absatzwirtschaft, und Lehrer<br />
Zum Abschluss des Projektes konnten die Studierenden ihre kreativen<br />
und ideenreichen Kommunikationsmaßnahmen dann erfolgreich<br />
Herrn Matschke und dem Vorstand des Weltladens Köln unter<br />
Verwendung einer Power-Point-Präsentation im BkaL öffentlich<br />
vortragen.<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
BERICHTE<br />
15<br />
Neben der Einführung eines innovativen Online-Shops in Kooperation<br />
mit den Handelspartnern und der Realisierung des „Fairnetzt-<br />
Forum“ im Segment des Online-Marketings fand beim Projektpartner<br />
auch die mögliche Steigerung der Kundenfrequenz durch exklusive<br />
Probier- und Verkostungsmaßnahmen innerhalb des Weltladens im<br />
Rahmen von VKF-Maßnahmen hohen Anklang.<br />
Hier sollten weitergehend, laut Ausarbeitung der Studenten, gezielte<br />
PR-Aktionen wie die Darbietung südamerikanischer Live-Musik oder<br />
Aufführungen von kleineren Theaterstücken zur Thematik eines<br />
gerechteren Handels in den Räumen des Weltladens unterstützend<br />
und vernetzend wirken. Abschließend zog die Beteiligten die<br />
Guerilla-Marketing-Briefeinwurfaktion „Suresh“ in ihren Bann. Die<br />
Studenten konnten in diesem Zusammenhang darlegen, dass durch<br />
Kreativität und Ideenreichtum, aber auch durch geringen finanziellen<br />
Mitteleinsatz spektakuläre Marketing-Aktionen konzipiert werden<br />
können.<br />
Doch die „fairen Wochen“ am BkaL endeten nicht mit der Übergabe<br />
des umfangreichen, schriftlichen Kommunikationskonzeptes an den<br />
Projektpartner oder mit dem positiven Feedback des Weltladens Köln,<br />
einige der von den Studenten entwickelten Kommunikationsmaßnahmen<br />
in der Praxis umsetzen zu wollen. – Sie werden bereits mit<br />
der Planung eines gemeinsamen Standes auf dem Afrika-Schulfest<br />
am BkaL im März 2010 weitergeführt!<br />
Weitere Informationen zum Afrika-Schulfest am Berufskolleg an der<br />
Lindenstraße unter www.bkal.de sowie zum Weltladen Köln: www.<br />
weltladen.de/weltladenkoeln/.<br />
Arnd Gartzke / Brigitte Mahr-Potthast <br />
ALFRED-MÜLLER-ARMACK-BERUFSKOLLEG, KÖLN<br />
Dissen – mit uns nicht!<br />
Kreativ gegen Rassismus und Diskriminierung<br />
Unter diesem Motto stand ein Wettbewerb, der von den „Brothers<br />
Keepers“, der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern<br />
und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA), den Anti-Diskriminierungs-Büros<br />
in Köln sowie der Aktion „Schule ohne Rassismus –<br />
Schule mit Courage“ veranstaltet wurde.<br />
Die FL 822 (Fachlageristen Oberstufe) des Alfred-Müller-Armack-<br />
Berufskollegs in Köln nahm diesen Wettbewerb zum Anlass, sich mit<br />
der Thematik „Diskriminierung“ auseinanderzusetzen. Die Schüler<br />
entschieden sich für eine Collage, in der verschiedene alltägliche<br />
Formen der Diskriminierung fotografisch festgehalten wurden. Die<br />
Mit dieser Collage<br />
gegen Rassismus<br />
und Diskriminierung<br />
(Detaillierte<br />
Darstellung unter<br />
www.vlw-nrw.de)<br />
Auszubildenden<br />
zeigten sich bei<br />
der Plakatgestaltung<br />
sehr kreativ<br />
und hatten<br />
großes Interesse<br />
daran, eigene<br />
Erfahrungen in<br />
den Fotos zum<br />
Ausdruck zu bringen.<br />
Das Projektthema<br />
formulierten sie<br />
dabei in „Dissen –<br />
mit uns nicht“<br />
um. Auf der linken Seite ihres Plakats wird das „Dissen“ in alltäglichen<br />
Situationen in Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentiert. Im Kontrast<br />
dazu sind auf der Gegenseite ähnliche Alltagsmomente unter der<br />
Prämisse „mit uns nicht“ abgebildet, und zwar mit anschaulichen<br />
Farbfotos. (Hier leider nicht darstellbar, aber im Internet unter<br />
www.vlw-nrw.de > Aktuell > DKS aktuell > Hintergründe.<br />
Anmerk. der Red.)<br />
Hintere Reihe (v.l.): H. Dielmann (stellv. Schulleitung), Dr. A. Klein (Schuldezernentin),<br />
M. Bredehorst (Sozialdezernentin), G. Wallraff (Schriftsteller)<br />
Vordere Reihe (v. l.): M. Körver (Klassenlehrer), S. Tuna, O. Akbaba, Ü. Bayraktar<br />
(Schüler)<br />
Die Jury, u. a. der Schriftsteller Günter Wallraff, hob hervor, dass sich<br />
der Wettbewerbsbeitrag des Alfred-Müller-Armack-Berufskollegs<br />
gerade durch diese Kontrastierung alltäglicher Diskriminierungen<br />
und positiver Gegenbeispiele von anderen Beiträgen abhob. Sie<br />
belohnte die Arbeit mit dem zweiten Platz: einer Klassenfahrt nach<br />
Berlin, wo die Auszubildenden u. a. mit der Bundespolitikerin Renate<br />
Künast zusammentreffen werden.<br />
Marc Körver <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
16<br />
BERICHTE<br />
FREIHERR-VOM-STEIN-BERUFSKOLLEG, MINDEN<br />
Schüler als Forscher:<br />
No risk – more fun?!?<br />
Wissenschaftsprojekt BWL in OWL<br />
„Wie risikofreudig sind Sie im Umgang mit Geld?“ Mit dieser Fragestellung<br />
beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe<br />
12 von fünf verschiedenen Schulen aus OWL in Kooperation mit<br />
der Universität Bielefeld im Rahmen einer einwöchigen Sommerschule<br />
in Bad Wünnenberg. Im Projekt „BWL in OWL“, welches von<br />
der Robert-Bosch-Stiftung gefördert wird, wurde mithilfe von Experimenten<br />
das finanzielle Risikoverhalten der Teilnehmer bestimmt.<br />
Alles fing mit der Auftaktveranstaltung in der Universität Bielefeld mit<br />
rund 300 Schülern des Einstein-Gymnasiums Rheda-Wiedenbrück,<br />
des Städtischen Gymnasiums Gütersloh, des Rudolf-Rempel-Berufskollegs<br />
Bielefeld, des Freiherr-vom-Stein-Berufskollegs Minden und<br />
des Friedrich-List-Berufskollegs Herford an, bei der die Professoren<br />
Jahnke und Decker das Projekt vorstellten. Die Sommerschule wurde<br />
für 40 besonders interessierte und qualifizierte Schülerinnen und<br />
Schüler durch drei weitere Veranstaltungen an der Universität Bielefeld<br />
unter Anleitung von Silvia Raskovic und Christian Ullrich vorbereitet.<br />
Dort wurde unter anderem der Umgang mit einem Statistikprogramm<br />
eingeübt und Experimente ausgearbeitet. Während der<br />
Sommerschule wurden die Teilnehmer vor Entscheidungssituationen<br />
gestellt, bei denen sie sich entweder für einen sicheren Gewinn oder<br />
für die Teilnahme an einem Lotteriespiel mit der Chance auf einen<br />
höheren Gewinn entschließen mussten.<br />
Aus den Ergebnissen wurde für jeden Schüler die individuelle Risikobereitschaft<br />
ermittelt. Eine Schülerin zog folgendes Fazit: „Ich kann<br />
Projektleiter und Präsentationsteam (v. l.): Prof. Dr. Decker, Marc de Baat<br />
Doelmann, Tim Schürmann, Fabian Schindler, Tharaniya Thanabalasingam,<br />
Pascal Heuer, Lennart Gießelmann, Prof. Dr. Jahnke<br />
nur jedem empfehlen, sich in Zukunft bei Geldanlagen stärker über<br />
das Risiko zu informieren und insgesamt vorsichtiger vorzugehen.“<br />
Eine interessante Abwechslung bildete die Unternehmensbesichtigung<br />
in Paderborn bei Wincor Nixdorf. Neben einer umfangreichen<br />
Betriebsführung wurde die Produktpalette vorgestellt und eine Übersicht<br />
über die Ausbildungsmöglichkeiten gegeben.<br />
Professor Decker betonte, dass es auch in diesem Jahr wieder gelungen<br />
sei, Schüler für betriebswirtschaftliche Themen zu begeistern, mit<br />
denen sie im Alltag kaum konfrontiert werden. Ferner hob Professor<br />
Jahnke hervor: „Alle Bereiche, von der Vorbereitung der Experimente<br />
über die Auswertung bis hin zur Präsentation und Pressearbeit<br />
wurden durch die verschiedenen Schülergruppen abgedeckt.“ Die<br />
Forschungsergebnisse wurden am 19. November 2009 in einer<br />
Abschlusspräsentation in Minden der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Lea Schelpmeier & Ann-Christin Weinekötter <br />
JOSEPH-DUMONT-BERUFSKOLLEG<br />
Wenn Groß- und Außenhandelskaufleute ihren Abschluss feiern …<br />
Berufsabschlussfeier als Projekt<br />
Zum ersten Mal feierten die „frisch examinierten“ Groß- und Außenhandelskaufleute<br />
des Joseph-DuMont-Berufskollegs ihren Berufsabschluss<br />
im feierlichen Rahmen.<br />
Die Oberstufenklassen dieses Ausbildungsberufes haben es sich nicht<br />
nehmen lassen, ihren Berufsabschluss mit festlichem Flair zu feiern.<br />
Die IHK-Abschlussprüfung, auf die sie alle so lange hingearbeitet<br />
hatten, sollte angemessen gewürdigt werden – gemeinsam mit ihren<br />
Ausbildern, mit humorvollen Ansprachen und trockenem Sekt, mit<br />
internationaler Musik und regionalem Catering.<br />
„Die angehenden Kaufleute kalkulierten zunächst die konkreten<br />
Kosten der Feier und planten dann die Finanzierung“, so der Projektleiter<br />
Michael Saul, Lehrer am Joseph-DuMont-Berufskolleg.<br />
Am 26. November 2009 startete um 13.30 Uhr die Abschlussfeier im<br />
Pädagogischen Zentrum des Joseph-DuMont-Berufskollegs. Nach<br />
den Begrüßungsreden des Schulleiters Lothar Scheffel und des<br />
Bildungsbereichsleiters Peter Landscheidt folgten die Glückwünsche<br />
von Herrn Haas (Autoteile Hess), der im Namen der Ausbildungsbetriebe<br />
sprach. Auch die Schüler/-innen wussten über die zurückliegende<br />
Berufsschulzeit etwas zu sagen. Nach der Zeugnisausgabe<br />
rundete ein musikalisches Rahmenprogramm die Feier ab … bevor<br />
der kulinarische Höhepunkt aus der neuen Schulküche des Joseph-<br />
DuMont-Berufskollegs lockte. Wenn also Groß- und Außenhandelskaufleute<br />
ihren Abschluss feiern, dann verstehen sie es wirklich, auch<br />
bei Festen groß und außergewöhnlich zu handeln.<br />
Claus J. Vaaßen <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
BERICHTE<br />
17<br />
BERUFSKOLLEG GLADBECK<br />
Offizielle Übergabe von Infopoints<br />
Kooperation mit der RWW – Einbau erfolgt durch Auszubildende<br />
Am Samstag, dem 14. November, fand am Gladbecker Berufskolleg<br />
der diesjährige Tag der offenen Tür statt. Wie auch im Jahr zuvor gab<br />
es für Interessierte die Gelegenheit, durch unterschiedliche Angebote<br />
die Schule kennenzulernen. So konnten Schüler/-innen und deren<br />
Eltern am Probeunterricht teilnehmen, Schulrundgänge machen, die<br />
Schulband spielte, und es gab Mitmachangebote z. B. der Maler und<br />
Lackierer. Im Rahmen dieser Veranstaltung erfolgte die offizielle<br />
Übergabe von sechs Infopoints durch Ulrich Schallwig von der Rheinisch-Westfälischen<br />
Wasserwerksgesellschaft mbH. Standort der<br />
Geräte ist das Foyer im Berufskolleg, sodass Schülerinnen und Schüler<br />
der Schule nun während der Pausen und Freistunden Zugang zu<br />
ausgewählten Internetseiten haben, Mails verschicken und Informationen<br />
suchen können.<br />
sondern auch das Material zur festen Verankerung finanziert werden.<br />
Der Einbau der Geräte in ansprechende Unterbauten erfolgte wie die<br />
Planung und Erstellung durch die Oberstufe der Auszubildenden der<br />
Tischler am Berufskolleg in einem Unterrichtsprojekt.<br />
Sabine Röttgers <br />
Die Übergabe fand einige Wochen nach der tatsächlichen Inbetriebnahme<br />
statt, sodass bereits jetzt festgestellt werden kann, dass sich<br />
die Infopoints eines regen Zuspruchs bei Schülerinnen und Schülern<br />
erfreuen.<br />
Die Übergabe der Computer ist Bestandteil eines Kooperationsvertrages<br />
zwischen der RWW und dem Berufskolleg. Aus dem Förderprogramm<br />
„Jugend – Bildung – Zukunft“ des Unternehmens erhielt das<br />
Berufskolleg Sponsoringmittel zum Aufbau einer Mediathek und der<br />
Infopoints. Durch das Geld konnten nicht nur die Geräte selbst,<br />
RWW-Pressesprecher Ulrich Schallwig, Schulleiter Klaus Bunse und die<br />
Schülerin Lisa Maehe (v. l.)<br />
BERUFSKOLLEG FÜR WIRTSCHAFT UND VERWALTUNG AACHEN<br />
eTwinning-Qualitätssiegel für Aachener Schulprojekt vergeben<br />
Annäherung durch grenzüberschreitendes Arbeiten innerhalb europäischer Schulpartnerschaften<br />
Kaufmännische Assistenten mit der Fachrichtung Informationsverarbeitung<br />
des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung in Aachen,<br />
Lothringer Straße, wurden wieder für ihr eTwinning-Projekt ausgezeichnet.<br />
Sie erhielten das begehrte nationale und europäische<br />
eTwinning-Qualitätssiegel.<br />
In diesem Schuljahr wurde dieses Projekt nun als eines von insgesamt<br />
25 bundesweiten Projekten von den jeweiligen Vertretern der<br />
Bildungsministerien der Länder im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung<br />
im Kölner Media-Park ausgezeichnet.<br />
„Die eTwinning-Jury ist sich einig, dass dieses herausragende, nachahmenswerte<br />
Projekt aufgrund der Kriterien pädagogische Innovation,<br />
Kreativität, Integration in den Lehrplan und Nachhaltigkeit das<br />
nationale sowie das europäische Qualitätssiegel 2009 verdient hat.<br />
Hierzu gratulieren wir herzlichst!“, so die hochkarätige Jury.<br />
Aus den Händen von Frau Fabry (Bezirksregierung Düsseldorf, Fachbereich<br />
Internationaler Austausch) und Frau Kammertöns (nationale<br />
eTwinning-Koordinierungsstelle, Bonn) erhielten die Lehrerin Natascha<br />
Wolter, die das Projekt betreut hat, und der Schulleiter Dr.<br />
Günter Scherer die Urkunde sowie einen Scheck über 400,00 €. Der<br />
Scheckbetrag wird dem Projektteam im Rahmen einer dreitägigen<br />
Klassenfahrt nach Berlin zugutekommen.<br />
eTwinning ist eine Aktion der Europäischen Union, die im Rahmen<br />
des EU-Programms für lebenslanges Lernen Schulpartnerschaften<br />
über das Internet fördert. Derzeit sind ca. 70.000 aktive Mitglieder<br />
und 2.700 Europaprojekte bei eTwinning registriert, davon ungefähr<br />
500 allein in Deutschland.<br />
Seit Juni 2008 arbeiteten die Schüler und Schülerinnen der Klasse I30<br />
in enger und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Klassen aus<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
18<br />
BERICHTE<br />
Pamplona und Nijmegen an ihrem Projekt Trade and logistics<br />
between countries of the European Union – Handel und Logistik<br />
zwischen Ländern der Europäischen Union. Sie kooperierten mit zwei<br />
spanischen und zwei niederländischen Schülergruppen.<br />
Ein ganzes Schuljahr wurden jeweils dienstags in der ersten und<br />
zweiten Stunde über das Internet Export- und Importgeschäfte<br />
zwischen den beteiligten Partnerländern simuliert. Insgesamt sechs<br />
Partnergruppen nahmen dabei abwechselnd sowohl die Rolle der<br />
Exporteure als auch die der Importeure ein. Es musste eine Verkaufsstrategie<br />
entwickelt, eine Preisliste erstellt und die Ware auf der<br />
eTwinning-Homepage angeboten werden.<br />
Dabei wurde mit typischen Produkten der jeweiligen Herkunftsregionen<br />
Süßigkeiten, Käse, Getränke, Blumen, Notebooks und Fernseher<br />
gehandelt.<br />
„Wir erstellten in unseren Gruppen ein Angebot unter besonderer<br />
Berücksichtigung von Mengenrabatten, Skonti, Bezugskosten inklusive<br />
geltender Incoterms für den europäischen Transport“, bemerkt<br />
Yvonne Breuer aus der Projektklasse I30.<br />
„Daraufhin folgten dann Preisverhandlungen, bis das Angebot von<br />
den Importeuren akzeptiert wurde. In einem letzten Schritt wurde<br />
dann die Rechnung ausgestellt, die es dann seitens der Importeure zu<br />
prüfen galt“, führt sie fort.<br />
V. l.: Schulleiter Dr. Günter Scherer, Studienrätin Natascha Wolter<br />
(Projektbetreuerin), Frau Kammertöns (nationale eTwinning-Koordinierungsstelle,<br />
Bonn), Frau Fabry (Bezirksregierung Düsseldorf, Fachbereich<br />
Internationaler Austausch)<br />
„Wir haben während der Projektarbeit vieles über wirtschaftliche<br />
Beschaffungsprozesse gelernt und außerdem neue Erfahrungen mit<br />
Klassenkameraden aus Europa gesammelt. Das hat uns besonders<br />
viel Spaß gemacht“, betont Sabine Jung, die ebenfalls am Projekt<br />
beteiligt war. „Ein eTwinning-Projekt würden wir jederzeit gerne<br />
wieder durchführen“, fügt sie hinzu.<br />
Künftig wird das eTwinning-Logo auf dem Namensschild des Schulgebäudes<br />
zu sehen sein und das Berufskolleg für Wirtschaft und<br />
Verwaltung deutlich und überzeugend als innovative und zukunftsorientierte<br />
Schule ausweisen.<br />
In diesem Schuljahr startete das Projekt wieder mit neuen Klassen aus<br />
Spanien und den Niederlanden in eine weitere Runde. Die kaufmännischen<br />
Assistenten der Klasse I31 entwerfen bereits ihre ersten<br />
Verkaufsstrategien. Diesmal wird ein besonderes Augenmerk auf die<br />
Durchführung von Videokonferenzen – via Skype – gerichtet.<br />
Die erfolgreiche Klasse I30<br />
„Mithilfe einer PowerPoint-Präsentation informierten wir uns gegenseitig<br />
über die Projektarbeit in den anderen Gruppen. So wussten wir<br />
immer, womit sich die anderen beschäftigten. In diesem Zusammenhang<br />
konnten wir auch das sichere Vortragen vor der Klasse üben“, so<br />
Yvonne Breuer.<br />
Der Austausch zwischen spanischen, niederländischen und deutschen<br />
Schülern fand auf Englisch statt. Hierfür wurde nicht nur das<br />
offizielle eTwinning-Forum genutzt, sondern auch über private<br />
E-Mails begeistert und rege ausgetauscht.<br />
Natascha Wolter <br />
Alle Daten auch im Internet<br />
unter<br />
www.vlw-nrw.de<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
BERICHTE<br />
19<br />
Der <strong>vLw</strong> wünscht seinen Mitgliedern<br />
für 2010 alles Gute<br />
– unserer Unterstützung können Sie<br />
dabei gewiss sein!<br />
MAX-WEBER-BERUFSKOLLEG, DÜSSELDORF<br />
Deutsch-französisches Austausch-Seminar in Aix-en-Provence<br />
Europaklasse erweitert nicht nur interkulturelle Horizonte<br />
Zum ersten Mal fand ein deutsch-französisches Austausch-Seminar<br />
für Schüler des Max-Weber-Berufskollegs in Aix-en-Provence,<br />
Südfrankreich, bei der neuen Partnerschule, dem „Lycée Professionnel<br />
Gambetta“, statt.<br />
Am 26. September 2009 flog eine Gruppe von 12 Schülern und Schülerinnen<br />
(größtenteils aus dem Französisch-Kurs) der „Europaklasse“<br />
unter der Leitung von Frau Kretschmann und in Begleitung von Herrn<br />
Eschweiler für eine Woche in die Provence, um dort Einblicke in das<br />
französische Schulsystem und in die neue französische Partnerschule<br />
selbst zu bekommen. In diesem Rahmen hatten die Schüler/-innen<br />
auch die Gelegenheit, die französischen Partnerschüler/-innen zu<br />
treffen und am Unterricht der französischen Schule teilzunehmen.<br />
Das Austausch-Seminar wurde mit der finanziellen und pädagogischen<br />
Unterstützung des deutsch-französischen Jugendwerkes<br />
durchgeführt. Eine bilinguale pädagogische Assistentin leitete die<br />
deutschen und französischen Schüler/-innen zum gemeinsamen<br />
Fremdsprachentraining an.<br />
Ein Höhepunkt war der offizielle Empfang der deutschen Gruppe<br />
durch die französische Schulleitung, bei dem auch Inspektoren und<br />
Vertreter der „Académie Aix-Marseille“ (dortige Bezirksregierung)<br />
vertreten waren.<br />
Weitere Programmpunkte waren Besichtigungen von den französischen<br />
Unternehmen „Carrefour“, („hypermarché“, größtes Einzelhandelsunternehmen<br />
Europas) und „Les Calissons d’Aix“,<br />
berühmtester Confiserie-Produzent der dortigen Region, eine Stadtrallye<br />
durch Aix-en-Provence und Ausflüge auf den imposanten Berg<br />
„Mont Sainte-Victoire“ und ans Meer. Hierbei boten sich den Schülern<br />
und Schülerinnen viele Gelegenheiten, ihre Sprachkenntnisse in<br />
Eine eindrucksvolle Woche erlebten die deutschen und französischen<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
Alltagssituationen in der jeweiligen Fremdsprache anzuwenden und<br />
zu erweitern und typische Redewendungen der Alltagssprache zu<br />
erlernen. Außerdem wurde durch den Aufenthalt in Frankreich der<br />
interkulturelle Horizont der Schüler/-innen erweitert.<br />
Insgesamt war die Woche von eindrucksvollen und erlebnisreichen<br />
Ereignissen geprägt, und die Schüler/-innen zeigten sich begeistert<br />
und bestätigten den Zuwachs ihrer Französisch-Kenntnisse. Ein<br />
Gegenbesuch der französischen Schüler/-innen ist für März/April<br />
2010 geplant.<br />
Sandra Kretschmann <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
20<br />
AKTUELLES<br />
DPA-<strong>DIE</strong>NST FÜR KULTURPOLITIK<br />
Wissenschafts- und Bildungspolitik in Bund und Ländern<br />
Dezember 2009 – Redaktionelle Bearbeitung: Harald Fielenbach<br />
Gipfel-Milliarden in weiter Ferne:<br />
Auf dem ersten Bildungsgipfel, der vor einem Jahr in Dresden stattfand,<br />
wurden die Erwartungen hoch gesteckt. Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel sowie die Ministerpräsidenten der Länder einigten<br />
sich auf künftige Bildungsausgaben in Höhe von 10 Prozent des<br />
Bruttoinlandsproduktes. Davon ist man – auch in den kommenden<br />
Jahren – weit entfernt. Schuld daran seien u. a. die Einbrüche im<br />
Steuerbereich. Eine endgültige Entscheidung wird jedoch erst in der<br />
zweiten Jahreshälfte des kommenden Jahres erwartet.<br />
<br />
Enormer Schaden durch sogenannte Risikoschüler<br />
Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Risikoschüler, also<br />
solche, die mit 15 Jahren bezüglich der Lese- und Rechenkompetenz<br />
nur Grundschulniveau aufweisen, entsteht, ist enorm hoch. Zu<br />
diesem Ergebnis kam eine Studie des fio-Instituts. Davon betroffen<br />
seien immerhin rund 20 % der 15-Jährigen in Deutschland. Daher<br />
wird eine Intensivierung der Bemühungen gefordert und ein Mehr an<br />
Ausgaben in diesem Bereich. Dies zahle sich, so ein Sprecher des<br />
Instituts, in jedem Falle aus.<br />
<br />
Lehrer brauchen mehr Zeit für Weiterbildung:<br />
Die Europäische Kommission klagt einen Mangel an Fort- und Weiterbildung<br />
im Lehrberuf an. Nach eigenen Aussagen seien viele Lehrer<br />
bereit, an derartigen Maßnahmen teilzunehmen, jedoch sei dies auf -<br />
grund organisatorischer, vor allem stundenplantechnischer Restriktionen<br />
kaum möglich. Ob eine Änderung in Zukunft zu erwarten ist,<br />
bleibt abzuwarten.<br />
<br />
Mehr Anerkennung für Lehrer gefordert:<br />
Bundespräsident Horst Köhler lobte zum anstehenden Jahreswechsel<br />
die deutsche Lehrerschaft. Man solle, so Köhler, die Bildungsmisere in<br />
der Bundesrepublik Deutschland nicht auf ein Versagen der Lehrer<br />
zurückführen. Sie seien oft verkannte „Helden des Alltags“. Diese<br />
Berufsgruppe verdiene besonderen Respekt und Anerkennung.<br />
<br />
Deutschland bei PISA weiter dabei:<br />
Auch in den Jahren 2012 und 2015 wird Deutschland wieder an den<br />
weltweiten Schülertests PISA mitmachen. Darauf einigten sich die<br />
Kultusminister der Länder. Dabei hatte es in der Vergangenheit nicht<br />
nur aufgrund des schlechten Abschneidens der Bundesrepublik,<br />
sondern vor allem wegen der unterschiedlichen Auffassung bezüglich<br />
der Auslegung und Interpretation der Ergebnisse, Auseinandersetzungen<br />
zwischen den Initiatoren der OECD und deutschen PISA-<br />
Forschern gegeben.<br />
<br />
DBB<br />
Lehrerbezahlung: Arbeitgeber lenken ein –<br />
Weitere Gespräche vereinbart<br />
Stöhr: „Vernunft hat gesiegt“<br />
Auf eine Fortsetzung der Tarifverhandlungen über eine tarifrechtlich<br />
verankerte Bezahlung der bundesweit rund 200.000 angestellten<br />
Lehrerinnen und Lehrer haben sich die dbb tarifunion und die<br />
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am 8. Dezember<br />
2009 in Berlin mit den Arbeitgebern der Tarifgemeinschaft deutscher<br />
Länder (TdL) geeinigt.<br />
„Die Arbeitgeber haben ihre Verweigerungshaltung in Sachen Lehrerbezahlung<br />
aufgegeben und sich konstruktiv gezeigt. Die Vernunft hat<br />
gesiegt“, resümierte Frank Stöhr, 1. Vorsitzender der dbb tarifunion,<br />
die erste Verhandlungsrunde. Die Gewerkschaften kämpfen für eine<br />
verbesserte Bezahlung der Lehrkräfte nach Tarifvertrag: „Es kann<br />
nicht angehen, dass die tarifbeschäftigten Lehrkräfte im Gegensatz<br />
zu allen anderen Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst der Länder<br />
noch immer nach Arbeitgeberrichtlinien bezahlt werden“, so Stöhr.<br />
„Arbeitgeber dürfen nicht weiterhin im Alleingang entscheiden, wie<br />
Lehrkräfte eingruppiert werden und was sie verdienen. Hier müssen<br />
endlich klare und gerechte Regeln für alle her.“ Dazu gehörten auch<br />
eine einheitliche Eingruppierung aller Lehrer mit gleichwertiger<br />
Tätigkeit und wissenschaftlicher Qualifikation, eine einheitliche<br />
Bezahlung in Ost und West sowie die volle Anerkennung der Lehrerausbildungen<br />
der ehemaligen DDR, betonte Stöhr.<br />
Für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen hatten die Gewerkschaften<br />
bundesweite Protestmaßnahmen auch innerhalb der<br />
Unterrichtszeit angedroht. Die nächsten Verhandlungsrunden<br />
sollen nun am 26./27. Januar 2010 und 17./18. Februar 2010 in Berlin<br />
stattfinden.<br />
dbb-newsletter 078/2009 vom 08.12.2009 <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
AKTUELLES<br />
21<br />
LEHRERVERBÄNDE <strong>NRW</strong> UND CDU-FRAKTION<br />
Lehrerarbeitszeit muss verantwortungsvoll und gemeinsam<br />
überarbeitet werden<br />
Zum Umgang mit der Lehrerarbeitszeit und der Arbeitsbelastung der<br />
Lehrkräfte äußern der schulpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion,<br />
Klaus Kaiser, und der Sprecher der Lehrerverbände <strong>NRW</strong>,<br />
Peter Silbernagel:<br />
„Wir wollen ein transparentes und flexibles Arbeitszeitmodell für die<br />
Lehrerinnen und Lehrer, in dem sich alle Schulen wiederfinden<br />
können. Wichtig ist dabei, dass wir bei der Einführung auf Augenhöhe<br />
miteinander verhandeln und das Modell wissenschaftlich erproben.“<br />
Mehr Transparenz in der Lehrerarbeitszeit schafft Verständnis bei den<br />
Bürgerinnen und Bürgern für die Arbeitsbelastung der Lehrerschaft.<br />
Mehr Flexibilität erhöht die Attraktivität des Modells und schafft individuelle<br />
Lösungen für die Betroffenen. Ein neuer Umgang mit der<br />
Lehrerarbeitszeit muss insbesondere der Lehrergesundheit dienen.<br />
So könnte man sich auch beispielsweise vorstellen, dass im Rahmen<br />
eines „Lehrerarbeitszeitmodells“ Stunden „angespart“ werden, die zu<br />
einem späteren Zeitpunkt angerechnet werden.<br />
Klaus Kaiser: „Für die CDU-Fraktion ist wichtig, dass wir ein solches<br />
Modell nicht gegen, sondern nur gemeinsam mit den Lehrerinnen<br />
und Lehrern einführen. Auch müssen sich alle Fächergruppen wiederfinden<br />
können.“<br />
Peter Silbernagel ergänzt: „Es muss klar sein, welches Ziel mit einem<br />
neuen Arbeitszeitmodell verfolgt wird. Zu den entscheidenden<br />
Voraussetzungen gehören realistische und plausible Berechnungsvorgaben<br />
sowie eine ergebnisoffene Evaluation am Ende einer Erprobungszeit.<br />
Eine ggf. erforderliche Aufgabenkritik muss den Blick nicht<br />
nur auf die Lehrerarbeitszeit, sondern insgesamt auf die Lehrerarbeit<br />
lenken.“<br />
Seit langer Zeit sind die CDU-Fraktion, der Philologen-Verband, der<br />
Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs und der<br />
Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen im<br />
Gespräch miteinander. Arbeitszeitmodelle werden zurzeit nur punktuell<br />
erprobt. Die ihnen zugrunde liegenden Setzungen blockieren<br />
bisher eine stärkere Akzeptanz. Eine substanzielle Überarbeitung und<br />
Weiterführung der bisherigen Jahresarbeitszeitmodelle bringt jetzt<br />
eine neue Qualität in die Diskussion.<br />
Kaiser und Silbernagel abschließend: „Wir sind uns einig, dass die Zeit<br />
reif ist, einen großen Pilotversuch zu starten. Die Lehrerinnen und<br />
Lehrer lehnen dabei jede Indoktrination ab, erwarten glaubwürdige<br />
Rahmenbedingungen, eine ehrliche Bestandsaufnahme und seriöse<br />
Auswertung.“<br />
Düsseldorf, 14.12.2009<br />
Peter Silbernagel, Sprecher der Lehrerverbände <strong>NRW</strong> <br />
RECHTSSAMMLUNG<br />
Personalakte<br />
Rechtliche Regelungen durch<br />
• Landesbeamtengesetz, § 13 BAT<br />
• Landesdisziplinargesetz <strong>NRW</strong><br />
• Verwaltungsverordnungen zum LBG<br />
• Verordnung über die Tilgung von Eintragungen in der Personalakte<br />
Inhalt<br />
Vorgänge über die dienstlichen und persönlichen Verhältnisse der<br />
beamteten und angestellten<br />
• Lehrkraft zu ihrem Dienstherrn, verursacht durch<br />
• ihre Rechtstellung<br />
• ihre dienstliche Verwendung<br />
• Wahrnehmung der Rechte und Pflichten aus dem Beamten- bzw.<br />
Angestelltenverhältnis<br />
Gliederung der Personalakten<br />
Die Personalakten sind nach Unterordnern gegliedert in Stehordner<br />
(DIN A 4) einzuordnen.<br />
Die Personalakten gliedern sich in eine Grundakte und Teilakten.<br />
Grundakte:<br />
Unterordner A – Farbe: Rot<br />
• Vorgänge über die Begründung, Gestaltung und Beendigung des<br />
Dienstverhältnisses z. B. Lebenslauf, Urkunden über Personen- und<br />
Familienstand, Prüfungszeugnisse, Vorgänge über Einstellungen,<br />
Anstellungen, Beförderungen, Ein- und Höhergruppierungen, Beendigung<br />
des Dienstverhältnisses, Nachweise über Dienst in der<br />
Bundeswehr oder im zivilen Einsatzdienst, dienstliche Beurteilungen,<br />
Vorgänge über Abordnungen und Versetzungen, Festsetzung<br />
des Besoldungsdienstalters, Dienstzeitberechnungen,<br />
Aufnahme und Beendigung von Nebentätigkeiten<br />
• ein vollständiges Verzeichnis der Teilakten, Nebenakten und Beiakten<br />
• ein Umschlag „Ärztliche Gutachten“ mit ärztlichen Gutachten,<br />
Auszügen aus der Krankheitsgeschichte und ärztliche Äußerungen<br />
von ähnlicher Bedeutung, auch, soweit sie im Zusammenhang mit<br />
Beihilfen und Dienstunfällen entstehen<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
22<br />
AKTUELLES<br />
Teilakten:<br />
Unterordner B – Farbe: Grün:<br />
• Vorgänge über wiederkehrende Angelegenheiten z. B. Vorgänge,<br />
die sich auf die Besoldung beziehen (ohne BDA), Unterhaltszuschüsse,<br />
Vorschüsse, Urlaub, Krankmeldungen<br />
• Unterlagen über Beihilfe sind als Beiakte zum Unterordner B zu<br />
führen<br />
Unterordner C – Farbe: Violett:<br />
• Vorgänge über Aus- und Fortbildung während des Dienstverhältnisses,<br />
z. B. Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen<br />
Unterordner D – Farbe: Grau:<br />
• Vorgänge über Dienstpflichtverletzungen<br />
• Vorgänge über Haftpflicht-, Regress- und Erstattungsverfahren<br />
• Mitteilungen in gerichtlichen Verfahren<br />
• Eingaben, Beschwerden und Gegenvorstellungen, die sich gegen<br />
das persönliche Verhalten der Lehrkraft im Dienst richten<br />
Nebenakten:<br />
Unterordner E – Farbe: Gelb:<br />
• Vorgänge, die zur rechtmäßigen Aufgabenerledigung der Beschäftigungsbehörde<br />
oder sonst zuständigen Behörde erforderlich sind<br />
z. B. Nebenakte LBV enthält Versicherungszeiten, Unterlagen zur<br />
technischen Abwicklung von Besoldung und Vergütung bzw. Ruhegehalt<br />
und Rente. Prüfungsakten sind keine Personalakten! Sie<br />
werden bei den Prüfungsämtern geführt und aufbewahrt.<br />
Führung von Personalakten<br />
• bei der zuständigen Bezirksregierung (nicht beim Schulträger, nicht<br />
an der Schule)<br />
• in chronologischer Reihenfolge (Seiten müssen fortlaufend<br />
nummeriert werden)<br />
• nach dem Prinzip der Vollständigkeit, Kontinuität , Offenheit und<br />
Wahrheit<br />
Einsichtnahme in die Personalakte<br />
• der/die Beschäftigte selbst, bevollmächtigte Dritte (z. B. Personalratsmitglieder),<br />
Hinterbliebene<br />
• berechtigte Personen wie Behördenleiter, Dezernenten, Sachbearbeiter<br />
bei der Bezirksregierung, Dezernenten und Sachbearbeiter<br />
beim Schulträger (nur mit Einverständnis der/des Betroffenen),<br />
Dezernenten und Sachbearbeiter bei anderen Bezirksregierungen<br />
im Wege der Amtshilfe<br />
Rechte der/des Beschäftigten<br />
• Anhörung vor Aufnahme von Beschwerden, Behauptungen und<br />
Beurteilungen (§ 86 LBG)<br />
• persönliche Einsichtnahme in die vollständige Personalakte<br />
(§ 87 LBG)<br />
• Tilgung negativer Inhalte<br />
– nach zwei Jahren Eintragungen über Verwarnungen, Verweise u. Ä.<br />
– nach drei Jahren Eintragungen über Gehaltskürzungen<br />
Das betrifft nicht dienstliche Beurteilungen<br />
• Aufnahme von Gegendarstellungen zu Beurteilungen<br />
• Abschriften oder Ablichtungen von einzelnen Schriftstücken<br />
• nach Datenschutzgesetz Recht auf Auskunft über Speicherung und<br />
Verarbeitung personenbezogener Daten, die Inhalte der Personalakte<br />
sind<br />
Jeder sollte Einsicht in seine Personalakte nehmen!<br />
Anmerkung<br />
Diese Zusammenstellung wurde nach bestem Wissen erstellt.<br />
Rechtsansprüche sind hieraus nicht abzuleiten.<br />
Alle Informationen und mehr auch unter www.vlw-nrw.de<br />
Stand April 2009<br />
Christiane Lechtermann <br />
Rechtssammlung des <strong>vLw</strong><br />
Von A wie Altersteilzeit bis Z wie Zusatzversorgung.<br />
Für Mitglieder unter<br />
www.vlw-nrw.de<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
ME<strong>DIE</strong>NTIPPS<br />
23<br />
IWD<br />
Bildungsabschlüsse – Je höher, desto besser<br />
Während Akademiker selten arbeitslos und meist erwerbstätig sind,<br />
ist es bei Menschen ohne Berufsausbildung umgekehrt. Das gilt für<br />
die Bundesrepublik ebenso wie für andere Länder. Die Wirtschaftskrise<br />
setzt den Höherqualifizierten allerdings im Osten Deutschlands<br />
stärker zu als im Westen.<br />
Schulbildung<br />
Bundesweit hatte im Jahr 2007 etwa jeder achte Erwachsene im Alter<br />
von 25 bis 64 Jahren einen Haupt- oder Realschulabschluss als<br />
höchstes Zeugnis – und damit keinen Berufsabschluss. Von diesen<br />
Geringqualifizierten stand nur gut jeder zweite im Job; nahezu jeder<br />
fünfte, der Arbeit suchte, fand keine. Zwar standen im vergangenen<br />
Aufschwung mehr Geringqualifizierte in Lohn und Brot als zuvor, sie<br />
haben dennoch die schlechtesten Arbeitsmarktchancen. Mit einer<br />
Quote von 17 Prozent war der Anteil An- und Ungelernter an der<br />
Bevölkerung in Bremen und dem Saarland am höchsten – am<br />
seltensten erwerbstätig waren sie in Sachsen.<br />
Berufsausbildung<br />
Aktuell verfügt jeder zweite 25- bis 64-Jährige in Deutschland über<br />
eine abgeschlossene Berufsausbildung als höchstes Qualifikationsniveau.<br />
Knapp drei von vier dieser Absolventen hatten im Jahr 2007<br />
einen Arbeitsplatz. Den größten Anteil an der Bevölkerung hatten die<br />
Fachkräfte in Ostdeutschland, in den Stadtstaaten Hamburg und<br />
Berlin war ihr Anteil am niedrigsten. Am häufigsten erwerbstätig<br />
waren Absolventen mit abgeschlossener Berufsausbildung hingegen<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Hochschulbildung<br />
Fast jeder sechste Deutsche zwischen 25 und 64 Jahren besaß 2007<br />
einen Hochschulabschluss; in Berlin hatte sogar jeder vierte Einwohner<br />
ein solches Examen bzw. eine Promotion. Bundesweit standen<br />
gut acht von zehn Akademikern im Berufsleben, in Baden-Württemberg<br />
sogar fast 90 Prozent dieser Fachkräfte.<br />
iwd Nr. 48 vom 26. November 2009 <br />
BESPRECHUNG<br />
Praktische Erlebnispädagogik 1<br />
Bewährte Sammlung motivierender Interaktionsspiele<br />
Annette Reiners befasst sich in Band 1 zur „Praktischen Erlebnispädagogik“<br />
mit Spielen und Übungen für die Gruppenarbeit mit Kindern<br />
und Jugendlichen in Schule, Jugendarbeit und Freizeit, die sich aber<br />
auch gut in der Erwachsenenbildung und Personalentwicklung<br />
einsetzen lassen. Dazu stellt sie in einem ersten Teil die Grundlagen<br />
der Erlebnispädagogik auf theoretischer Ebene dar, bevor sie in<br />
einem zweiten Teil erprobte Interaktionsspiele mit Anwendungshinweisen<br />
beschreibt.<br />
Der theoretische Teil I zur Erlebnis- und Interaktionspädagogik klärt<br />
die Fragen (1.) „Was ist Erlebnispädagogik?“ und (2.) „Was sind Interaktionsspiele?“,<br />
bevor in einem (3.) Gliederungsabschnitt „Die<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
24<br />
ME<strong>DIE</strong>NTIPPS<br />
Verknüpfung von Interaktionspädagogik<br />
(bzw. Interaktionsspielen)<br />
und Erlebnispädagogik“<br />
erfolgt. Bereits hier wird<br />
deutlich, wie konstruktiv sich<br />
Erlebnis- und Interaktionspädagogik<br />
mit ihren Maßnahmen<br />
und Spielen gegenseitig beeinflussen<br />
können. Im vierten<br />
Kapitel (4.) „Resümee, Kritik,<br />
Schlussgedanke“ fasst Reiners<br />
zusammen und greift kritische<br />
Anmerkungen auf. Sie skizziert<br />
ein Modell, das den Zusammenhang<br />
zwischen verschiedenen<br />
Stufen der Interaktionspädagogik und erlebnispädagogischen<br />
Elementen verdeutlicht. Abschließend arbeitet Reiners in (5.) „Die<br />
Qualifikationen eines Erlebnispädagogen“ ein Anforderungsprofil für<br />
einen idealen Erlebnispädagogen heraus.<br />
Teil II des Buches „Interaktionsspiele: erlebt, beschrieben und bewertet“<br />
befasst sich auf über 100 Seiten mit der praktischen Anwendung<br />
von Interaktionsspielen. Zu Anfang werden (1.) „Schritte beim Einsatz<br />
von Interaktionsspielen in der pädagogischen Arbeit“, also Grundregeln<br />
der Spielanleitung und hilfreiche Basisstrategien, besprochen.<br />
Anschließend werden im Gliederungsabschnitt (2.) Interaktionsspiele<br />
der verschiedenen Stufen (warming up, Kommunikationsspiele,<br />
Vertrauensspiele, Problemlösungsspiele) erläutert und spielerische<br />
Nachbesprechungshilfen/-übungen gegeben. Die überwiegende Zahl<br />
der Spiele wird durch die Aspekte Ziel, Teilnehmer(-zahl), Alter,<br />
(benötigtes) Material, Beschreibung, Variationen und Erfahrungen auf<br />
weniger als zwei Seiten erklärt.<br />
Die Spiele und Übungen sind gut einsetzbar für die Klientel an<br />
Berufskollegs, teilweise bieten sie sich auch für den Einsatz im Fachschulbereich<br />
an.<br />
Anmerkung<br />
Reiners, Annette: Praktische Erlebnispädagogik. Bewährte Sammlung<br />
motivierender Interaktionsspiele Band 1, 169 Seiten / 70 Spiele und<br />
Übungen, ISBN 978-3-937210-93-3 (Softcover), Preis 17,80 EUR.<br />
Daniel Müller <br />
Möchten Sie auch ein Buch, einen Link<br />
oder ein sonstiges Lehr-/Lernmedium vorstellen?<br />
Dann melden Sie sich unter<br />
dks@vlw-nrw.de<br />
LINK DES MONATS<br />
www.berufsbildung.nrw.de<br />
Das Berufskolleg – ein „Buch mit sieben Siegeln“? Wer kennt schon alle Möglichkeiten?<br />
„Das Berufskolleg ist die Schulform mit dem breitesten Angebot an<br />
schulischen Abschlüssen, die in der Regel mit einer beruflichen Qualifizierung<br />
verbunden werden … Das Bundesland Nordrhein-Westfalen<br />
setzt darauf, die Qualität an seinen Schulen weiterzuentwickeln, zu<br />
sichern, und so die Bildungschancen aller Schülerinnen und Schüler<br />
zu erhöhen …“ 1<br />
Vielleicht, gerade weil es so ist, fällt es schwer, nicht zuletzt auch den<br />
Lehrkräften dieser Schulform Berufskolleg, alle Möglichkeiten der<br />
möglichen Schulabschlüsse bzw. Qualifizierungen den Lernenden,<br />
Erziehungsberechtigten, Ausbildungsbetrieben und den Lehrkräften<br />
der anderen Schulformen aufzuzeigen und zu erläutern. Das beginnt<br />
schon mit dem Problem, Begriffe wie Berufsschule, Berufskolleg,<br />
Fachschule, Fachoberschule, Höhere Handelsschule usw. auseinanderzuhalten<br />
und zu erklären. Kolleginnen und Kollegen der Berufskollegs,<br />
die als Beratungskräfte an die „Zubringerschulen“ gehen,<br />
können ein Lied davon singen.<br />
Dabei gibt es auf den Seiten des Ministeriums für Schule und Weiterbildung<br />
<strong>NRW</strong> hervorragende Informationen über die Schulform<br />
Berufskolleg. 2<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
PENSIONÄRE<br />
25<br />
So findet man unter der Rubrik „Das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen“<br />
nicht nur detaillierte Übersichten über die Struktur des Berufskollegs,<br />
sondern z. B. auch eine ausgezeichnete FAQ-Liste, die u. a.<br />
auf solche Fragen wie „Ich habe die Fachhochschulreife oder allgemeine<br />
Hochschulreife und interessiere mich für die Fachrichtung<br />
Wirtschaft und Verwaltung. Kann ich dann den einjährigen Lehrgang<br />
der Berufsfachschule für Hochschulzugangsberechtigte besuchen?“<br />
oder „Ich habe nach der Klasse 9 eine duale Ausbildung (in Schule<br />
und Betrieb) begonnen und abgebrochen. Jetzt möchte ich zuerst<br />
wieder eine Schule besuchen und später einen Beruf erlernen.“ 3<br />
beantwortet.<br />
Dass die Homepage für die berufliche Bildung in <strong>NRW</strong> natürlich auch<br />
Lehrpläne und Richtlinien, Unterrichtshilfen usw. zur Verfügung stellt,<br />
ist fast schon eine Selbstverständlichkeit, wenn man sich die Mühe<br />
macht (eher den Spaß), einmal dieses „Portal“ zu besuchen und darin<br />
zu stöbern. Dann wird wohl kaum eine Frage über die Schulform<br />
Berufskolleg offenbleiben – eher die Frage: „Warum habe ich nicht<br />
schon eher dort nachgeschaut?“ aufkommen.<br />
Anmerkungen<br />
1 http://www.berufsbildung.nrw.de<br />
2 ebenda<br />
3 http://www.berufsbildung.nrw.de/ und dort – das-berufskolleg-in-nordrhein-westfalen –<br />
Bildungsgänge und Abschlüsse – Fragen und Antworten (FAQ)<br />
Reinhard Hoffmann <br />
PENSIONÄRE KÖLN<br />
Nicht von Pappe: Die Welt des Papiers<br />
Schauplatz Bergisch Gladbach<br />
… wieder on Tour. Dieses Mal allerdings nicht schon unterwegs,<br />
sondern erst im Ziel vereint: am Industriemuseum Bergisch Gladbach,<br />
genauer: an der Papiermühle Alte Dombach.<br />
25 ehemalige Kolleginnen und Kollegen hatten sich am Dienstag,<br />
dem 17. November 2009, auf Einladung von Herrn Diedrich, dem<br />
Pensionärsbeauftragten des <strong>vLw</strong> für den Regierungsbezirk Köln, individuell<br />
auf den Weg zum Schauplatz Bergisch Gladbach gemacht. Sie<br />
wurden empfangen von Fachwerkgebäuden in einer grünen Tallandschaft,<br />
Bachläufen, einem Teich und einem klappernden Mühlrad an<br />
einer fast 400 Jahre alten Papiermühle.<br />
Das Rheinische Industriemuseum in der Trägerschaft des Landschaftsverbandes<br />
Rheinland erzählt an insgesamt 6 Schauplätzen die<br />
Industrie- und Sozialgeschichte des Rheinlandes. Am authentischen<br />
Ort, in 6 ehemaligen Fabriken, lässt sich das industrielle Erbe unserer<br />
Gesellschaft und unserer Region entdecken. Diese 6 Schauplätze sind<br />
• Oberhausen (Zinkfabrik Altenberg),<br />
• Ratingen (Textilfabrik Cromford),<br />
• Solingen (Gesenkschmiede Hendrichs),<br />
• Engelskirchen (Baumwollspinnerei Ermen & Engels),<br />
• Euskirchen (Tuchfabrik Müller),<br />
• und seit 1999 Bergisch-Gladbach (Papiermühle Alte Dombach),<br />
• Köln.<br />
Im Schauplatz Bergisch Gladbach dreht sich alles um Papier, seine<br />
Herstellung und seinen Gebrauch früher und heute. Unser heutiger<br />
Alltag ohne Papier – kaum vorstellbar, obwohl uns vor nicht allzu<br />
langer Zeit das papierlose Büro versprochen wurde. Wussten Sie zum<br />
Beispiel, dass der Papierverbrauch in Deutschland von einem halben<br />
Kilogramm pro Kopf und Jahr im Jahre 1800 über 13 kg im Jahre 1900<br />
und 55 kg 1955 auf schließlich 250 kg im Jahre 2008 gestiegen ist?<br />
Kölner Pensionäre on Tour: im Rheinischen Industriemuseum fotografiert<br />
(Zum Vergleich: USA 300 kg, Belgien 340 kg). 42 % dieser riesigen<br />
Menge werden für Druckerzeugnisse verbraucht, 39 % für Verpackung,<br />
6 % für Hygiene. Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass der<br />
Alphabetisierungsgrad parallel mit den Druckerzeugnissen zwischen<br />
1800 und 1900 auf 95 % stieg.<br />
Diese ungeheure Steigerung der Papierproduktion lässt sich natürlich<br />
nur durch Mechanisierung, Industrialisierung und Automation erklären.<br />
Heute produzieren moderne Fabriken – wie z. B. die nicht weit<br />
entfernte, in der gleichen Stadt angesiedelte weltberühmte Firma<br />
Zanders (Wasserzeichen: Gohrsmühle), die dieses Museum dem Landschaftsverband<br />
zum Geschenk machte – mit elektronisch gesteuerten<br />
Maschinen mehrere hundert Tonnen Papier am Tag. Was dies für die<br />
Umwelt bedeutet, ist ebenfalls Thema des Museums.<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
26<br />
REGIONAL<br />
Wir, die Besucherinnen und Besucher, erlebten anschaulich Mühlrad,<br />
Lumpenstampfwerk und eine Laborpapiermaschine (ein Geschenk der<br />
Firma Bayer, die noch von 1957 bis 1997 in Gebrauch war) in Aktion.<br />
Bei letzterer betrug die Durchlaufzeit 4 Minuten, bei der Handschöpfung<br />
eine Woche oder einen Monat, je nach Wetter. Wir konnten auch<br />
selbst beim Papierschöpfen an der Bütte Hand anlegen.<br />
Wer vielleicht noch ein selbst gefertigtes Weihnachtsgeschenk für<br />
seine Lieben sucht, dem sei das Papierschöpfen empfohlen. Im Internet<br />
finden sich anschaulich gestaltete Anleitungen inclusive der<br />
benötigten Materialien. Es ist nicht sehr aufwendig, aber bestimmt,<br />
wenn man die Enkel einbezieht, eine herrliche Matscherei, und, wenn<br />
es gelingt, ein einzigartiges Geschenk. Einem Kollegen gelang allerdings<br />
das Gautschen (bitte googeln) nur in Ansätzen. Also, frisch ans<br />
Werk!<br />
Wir, die Pensionärinnen und Pensionäre, ließen den Nachmittag<br />
lieber mit Kaffee und Kuchen im gleichfalls zum Museum gehörenden<br />
Café ausklingen. Falls ich Ihr Interesse geweckt haben sollte: Direkt<br />
vom Museum aus lassen sich kleinere und größere Wanderungen<br />
unternehmen, einen kleinen Wanderführer gibt es im Museums-<br />
Shop. Für alle, die einen Tagesausflug in die Umgebung planen,<br />
bietet sich eine Fahrt zum knapp 10 km entfernten Altenberger Dom<br />
und (mit Enkeln) in den Märchenwald an. Auch die malerischen<br />
bergischen Fachwerk-Orte Remscheid-Lennep und Hückeswagen<br />
oder das Bergische Freilichtmuseum Lindlar liegen ganz in der Nähe.<br />
Nicht vergessen möchte ich zum Abschluss Herrn Diedrich für die<br />
wieder perfekte Vorbereitung herzlich zu danken.<br />
Karl-Heinz Schnickmann <br />
BEZIRKSVERBAND ARNSBERG<br />
Verbesserung der Beratungskompetenz<br />
Personalratsmitglieder von <strong>vLw</strong> und vlbs bilden sich gemeinsam fort<br />
Vor dem Hintergrund der gemeinsamen Arbeit („Wir“) im Personalrat<br />
traf sich die Fraktion von <strong>vLw</strong> und vlbs in Bad Sassendorf, um ihre<br />
Beratungskompetenz zu verbessern. Christiane Lechtermann (<strong>vLw</strong>)<br />
und Theo Horstkemper (vlbs) moderierten die Veranstaltung.<br />
Die Vielfalt der Einstellungsmodalitäten in den kommenden Verfahren<br />
erfordert eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema<br />
Seiteneinstieg in den Schuldienst. Regelungen nach der OBAS<br />
(Ordnung zur berufsbegleitenden Ausbildung von Seiteneinsteigerinnen<br />
und Seiteneinsteigern und der Staatsprüfung) standen am<br />
ersten Tag auf dem Programm. Zunächst wurde geklärt, welche<br />
Personengruppe sich nach der OBAS für die Einstellung an Schulen<br />
bewerben kann und wer an der berufsbegleitenden Ausbildung teilnehmen<br />
kann. Besonderen Anlass zu Nachfragen gab die gesetzliche<br />
Vorgabe, dass die Entscheidung über den Zugang zur Ausbildung für<br />
den Lehrerberuf von einer Einschätzung der Eignung der Bewerberin /<br />
… taten der<br />
guten Laune<br />
keinen Abbruch.<br />
(Fotos: jps)<br />
des Bewerbers abhängt. Diese Prognose über den Ausbildungserfolg<br />
wird von Fachleiterinnen und Fachleitern der Studienseminare abgegeben.<br />
Für die Prognose kommt es darauf an, welche Hochschulabschlüsse,<br />
fachwissenschaftliche Studien sowie einschlägige Berufserfahrungen<br />
die Bewerberinnen und Bewerber nachweisen können. Es<br />
wird aber auch eine Einschätzung der Eignung für die Arbeit mit<br />
Schülerinnen und Schülern vorgenommen.<br />
Am zweiten Tag der Fortbildung standen verschiedene Neuerungen<br />
auf der Tagesordnung: Besonderheiten bei Probezeit und Beförderungen<br />
waren ein Thema – Wartezeiten und Verkürzungen nach der<br />
neuen Laufbahnverordnung wurden an Beispielen dargestellt. Die<br />
Runde wurde unterrichtet über die Altersteilzeit ab dem 01.10.2010<br />
und die Bedeutung des Tarifabschlusses 2009 u. a. für die Stufenzuordnung.<br />
Zum nunmehr landeseinheitlichen Verfahren des BEM (Betriebliches<br />
Eingliederungsmanagement) fand ein Erfahrungsaustausch statt.<br />
Das Muster-Anschreiben an die betroffenen Personen, der Gesprächsleitfaden<br />
und der dazugehörige Antwortbogen wurden erörtert.<br />
Die gemeinsame Fortbildung der Personalratsfraktion von <strong>vLw</strong> und<br />
vlbs im Bezirk Arnsberg wurde als rundum gelungen bezeichnet. Die<br />
Beratungskompetenz wurde gestärkt, und die Beteiligten wünschen<br />
sich in der Zukunft weitere Veranstaltungen dieser Art.<br />
Zwei arbeitsintensive Tage …<br />
Doris Öqvist <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
REGIONAL<br />
27<br />
BEZIRKSGRUPPEN BONN UND KÖLN<br />
Lehrerfortbildung zu aktuellen gewerkschaftlichen Themen<br />
abgelöst hat, neu auch die Praktika während des Studiums,<br />
Eignungs-, Orientierungs-, Berufsfeldpraktikum sowie als Krönung<br />
das Praxissemester.<br />
Zum Thema „Folgen des neuen Landesbeamtengesetzes und LVO“<br />
berichtete Ralf Jeschke. Da hier nach den Landtagswahlen in 2010<br />
noch mehr zu erwarten ist, vor allem zur Versorgung, plant die<br />
Bezirksgruppe Köln bereits zum Jahresbeginn 2010 eine Infoveranstaltung.<br />
Schließlich zeigte unsere Landesvorsitzende Elke Vormfenne die Positionen<br />
des <strong>vLw</strong> zu den aktuellen Baustellen des Landesverbandes auf;<br />
und davon gibt es tatsächlich eine ganze Menge. Eines der Themen:<br />
Selbstevaluation im Unterricht – SEfU und mögliche Alternativen.<br />
Vor „ausverkauftem Hause“ wurden …<br />
Dr. Klaus Kirschbaum <br />
Am 19. und 20. November 2009 waren die Kölner und Bonner<br />
OV-Vorsitzenden zu einer gewerkschaftlichen Fortbildung eingeladen.<br />
Die Teilnehmer im „ausverkauften“ Seminar hatten die Möglichkeit,<br />
aus erster Hand Informationen zu folgenden Teilbereichen zu<br />
erhalten:<br />
Elke Morsbach, unsere Fachfrau für den Bereich der Tarifbeschäftigten<br />
im Personalrat, berichtete über die Benachteiligungen der<br />
Tarifbeschäftigten, über die sich aktuell ergebenden Möglichkeiten<br />
ihrer Verbeamtung sowie den Stand der Rechtsstreitigkeiten<br />
zwischen den TV-Beschäftigten und dem Land <strong>NRW</strong>, die von <strong>vLw</strong> und<br />
dbb finanziell unterstützt werden.<br />
Ingo Schaub vom Seminar Köln referierte über die Auswirkungen des<br />
neuen Lehrerausbildungsgesetzes. Neu dabei die OBAS (Ordnung zur<br />
berufsbegleitenden Ausbildung von Seiteneinsteigerinnen und<br />
Seiteneinsteigern und der Staatsprüfung), die die bisherige OVP-B<br />
… viele bedeutsame Themen erörtert und diskutiert.<br />
OV KLEVE<br />
Auf kulinarischen Abwegen<br />
Mitglieder testen „Katzenleckerli“<br />
Der Ortsverband Kleve hatte seine Mitglieder kurz vor den Herbstferien<br />
zu einer interessanten Betriebsbesichtigung eingeladen. Besucht<br />
wurde das 1855 gegründete Unternehmen Heinrich von Gimborn<br />
GmbH in Emmerich, ein Produzent von Tierergänzungsfutter, Pflegeund<br />
Arzneimitteln sowie Zubehör für Heimtiere.<br />
Der Einladung waren 15 Kollegen gefolgt; in einem etwa 2-stündigen<br />
Rundgang wurden Vertriebswege, Fertigungsverfahren, Marketingschwerpunkte<br />
sowie logistische Herausforderungen erläutert und<br />
anschaulich gezeigt.<br />
Wer von den Kollegen hätte schon gedacht, dass man rund ums<br />
Heimtier 600 verschiedene Produkte entwickeln kann. Zudem<br />
erstaunte auch die tägliche Forschung z. B. im Bereich „Katzenstreu“,<br />
um den Gewohnheiten der verschiedenen Rassekatzen so gut wie<br />
möglich gerecht zu werden.<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
28<br />
ZUM GUTEN SCHLUSS …<br />
Der Höhepunkt der Veranstaltung war zweifellos die Aufforderung,<br />
einmal ein „Katzenleckerli“ zu testen. Zwei Kollegen haben dann auch<br />
mal spontan probiert und festgestellt, dass man diese Nahrung<br />
unseren vierbeinigen Freunden überlassen sollte. Trotz dieser kulinarischen<br />
Verfehlung bleibt unser Dank der Firma Gimborn für einen<br />
sehr interessanten Nachmittag!<br />
Annette Vogt und Klaus-Peter Barth <br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
bei der Betriebsbesichtigung der<br />
Heinrich von Gimborn GmbH<br />
ZUM GUTEN SCHLUSS …<br />
Die Qual mit dem Rotstift<br />
Professoren hassen nichts mehr als das Korrigieren von Hausarbeiten<br />
»Schiller ist ein Kreis«. So begann eine der ersten Seminararbeiten, die<br />
ich zu korrigieren hatte. Ich hatte drei Möglichkeiten: die Arbeit ungelesen<br />
ablehnen, mit Rotstift vollpinseln oder Perlen im Misthaufen<br />
suchen und die dann lobend hervorheben. Das Erste wäre sicher<br />
berechtigt gewesen, das Zweite ehrlich, und das Dritte habe ich<br />
gemacht.<br />
Ich glaube nicht, dass ich damit allein bin: Die meisten von uns<br />
schummeln beim Korrigieren. Aber warum hassen wir Profs das Lesen<br />
von Seminararbeiten so leidenschaftlich? Laut einer Umfrage ist es<br />
die absolut unbeliebteste Tätigkeit, gefürchteter als Gremiensitzungen<br />
oder die Abrechnung von Dienstfahrten. Der Grund: Es verändert<br />
uns. Um das endlose Korrigieren zu ertragen, müssen wir in<br />
Rollen schlüpfen, die wir nicht wollen. Diese Metamorphose spiegelt<br />
sich in den Randbemerkungen wider. Verbreitet sind drei Typen von<br />
Korrektoren:<br />
Typ 1<br />
… ist der Bestrafer, der dem Autor aus einer falschen Formulierung<br />
oder Zitierweise eine Schlinge dreht und ihn dann erhängt. Meistens<br />
steht da nur »falsch«. Diese Haltung erleichtert das Korrigieren, man<br />
sucht nur Fehler – und wird so zum Unmenschen.<br />
Typ 3<br />
… macht auf Pädagoge. Dazu braucht er kaum Randbemerkungen,<br />
schreibt aber eine lobende Bemerkung ans Ende. Erst beim zweiten<br />
Lesen merkt man, dass die eigentlich auf jede und keine Seminararbeit<br />
passt. Klar: Als netter Lehrer wirft er die akademischen Standards<br />
über den Haufen.<br />
Welchem Typ man auch entspricht, das Korrigieren von Hausarbeiten<br />
macht einen schlechter, als man ist. Gibt es eine Lösung? Natürlich.<br />
Mehr Profs pro Student an die Unis. Die werden aber nicht eingestellt.<br />
Gibt es eine reale Hoffnung? In den Workshops für Hochschullehrer,<br />
die ich besuche, heißt es: Das Korrigieren sei pädagogisch<br />
gesehen ohnehin Zeitverschwendung. Die meisten Studenten (in den<br />
USA 90 Prozent) läsen die Kommentare nicht. Besser wären weniger<br />
und kürzere Seminararbeiten, die von den Studenten mehrmals überarbeitet<br />
werden. Vier oder fünf Versionen desselben Textes lesen<br />
Professoren lieber als eine Langfassung – vor allem, wenn der Text<br />
mit jeder Version besser wird.<br />
Quelle:<br />
Professoren-Kolumne von Professor Fritz Beithaupt,<br />
<strong>DIE</strong> ZEIT, 12.08.2009, Nr. 05 <br />
Typ 2<br />
… gibt sich als Schöngeist, der nur hier und dort erratische, auf jeden<br />
Fall aber unleserliche Bemerkungen einfügt. Er liest flüchtig und<br />
bleibt unangreifbar vage. Dafür muss er mit dem schlechten Gewissen<br />
leben, dass ihm seine Studenten egal sind.<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
ZUM GUTEN SCHLUSS …<br />
29<br />
NEUES AUS DEM BERUFSKOLLEG HÖSEL:<br />
Konrad Bräsig und ...<br />
FRAGEN, HINWEISE UND ANREGUNGEN:<br />
Dienstleistungstelefon des <strong>vLw</strong><br />
(02 11) 4 91 02 08<br />
oder 4 91 02 09<br />
jeweils montags 16:00 bis 19:00 Uhr<br />
(nicht während der Schulferien)<br />
Sie erreichen jeweils montags in der Geschäftsstelle des<br />
<strong>vLw</strong> bis 19:00 Uhr eine kompetente Ansprechpartnerin oder<br />
einen kompetenten Ansprechpartner Ihres Vorstandes.<br />
Sie können sich aber auch gerne persönlich in der<br />
Geschäftsstelle beraten lassen!<br />
<strong>vLw</strong>-Service<br />
Alle Daten auch im Internet<br />
unter<br />
Für Veranstaltungen von<br />
Ortsverbänden, Bezirksgruppen und Bezirken:<br />
Vorträge<br />
Über die Geschäftsstelle können Vorträge von Mitgliedern<br />
des Ausschusses Recht und Besoldung zu folgenden Themen<br />
gebucht werden:<br />
www.vlw-nrw.de<br />
• Altersteilzeit<br />
• Angestelltenrecht<br />
• Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
• Einführung in das Schulrecht<br />
• Versorgung<br />
Ralf Jeschke<br />
Monika Marx<br />
Ulrich Baltes<br />
Christiane Lechtermann<br />
Ulrich Gründling<br />
Ralf Jeschke<br />
WIR TRAUERN UM<br />
UNSERE VERSTORBENEN<br />
Mit Wünschen nach Vorträgen über weitere Themen wenden<br />
Sie sich bitte an die Geschäftsstelle.<br />
Nutzen Sie im Interesse der Mitglieder dieses Angebot!<br />
(02 11) 4 91 02 08, Fax (02 11) 4 98 34 18, E-Mail: info@vlw-nrw.de<br />
RENATE CLASEN,<br />
OV WUPPERTAL-OST<br />
REDAKTIONSSCHLUSS FÜR „<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong>“<br />
KLAUS KLEINEHAGENBROCK,<br />
OV BIELEFELD RRS<br />
Februar-Ausgabe 13. Januar 2010<br />
März-Ausgabe 10. Februar 2010<br />
April-Ausgabe 10. März 2010<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10
30<br />
RUBRIK<br />
Gebrüder Wilke · Druckerei und Verlag · Postfach 2767 · 59017 Hamm<br />
Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt · G 1771<br />
<strong>vLw</strong>-Landesverband<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Geschäftsstelle:<br />
Völklinger Straße 9<br />
40219 Düsseldorf<br />
Telefon (02 11) 4 91 02 08/9<br />
Telefax (02 11) 4 98 34 18<br />
Bitte vormerken:<br />
Delegiertentag<br />
Bochum · 19. März 2010