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DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE - vLw NRW eV

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Januar 2010<br />

G 1771 / 55. Jahrgang<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong><br />

VERBAND DER LEHRERINNEN UND LEHRER AN WIRTSCHAFTS<strong>SCHULE</strong>N <strong>NRW</strong> E. V.<br />

1/10<br />

Engagement, Service und pragmatische Vernunft<br />

Mut zum Erfolg – Frauen auf dem richtigen Weg<br />

Kompetenzentwicklung mit Berufsschulreligionsunterricht<br />

Nachgehende Differenzierung


II<br />

RUBRIK<br />

INHALT<br />

Leitartikel<br />

Engagement, Service und pragmatische Vernunft 1<br />

Landtagswahl 2010<br />

Fragen an die schulpolitischen Sprecher/-innen im Landtag 2<br />

didacta 2010<br />

<strong>vLw</strong> lädt alle Kolleginnen und Kollegen ein 3<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong><br />

Begründet von<br />

OStD Dipl.-Hdl. Dr. Erich Schmitz †<br />

Herausgeber:<br />

Verband der Lehrerinnen und Lehrer<br />

an Wirtschaftsschulen in NW e. V.<br />

Völklinger Straße 9<br />

40219 Düsseldorf<br />

Telefon: (02 11) 49 10 2 08<br />

Telefax: (02 11) 49 83 4 18<br />

E-Mail: info@vlw-nrw.de<br />

Internet: http://www.vlw-nrw.de<br />

Schriftleitung:<br />

Jens Pätzold<br />

Ortli 30<br />

44265 Dortmund<br />

Telefon: (02 31) 9 71 01 22-0<br />

Telefax: (02 31) 9 71 01 22-1<br />

E-Mail: dks@vlw-nrw.de<br />

Zuschriften und Artikel – möglichst als Textdatei –<br />

bitte direkt an die Schriftleitung senden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung des Verbandes wieder.<br />

Die bibliografische Abkürzung der Zeitschrift lautet:<br />

ISSN 0724-7613<br />

Anzeigenverwaltung u. Gesamtherstellung:<br />

Gebrüder Wilke GmbH, Druckerei und Verlag,<br />

Oberallener Weg 1, 59069 Hamm<br />

Telefon (0 23 85) 4 62 90 - 0<br />

Telefax (0 23 85) 4 62 90 - 90<br />

E-Mail: info@wilke-gmbh.de<br />

Berichte<br />

dbb nrw Frauenvertretung: Mut zum Erfolg – Frauen auf dem richtigen Weg 4<br />

Religionsunterricht: Kompetenzentwicklung mit Berufsschulreligionsunterricht 5<br />

Wissenschaftsbeitrag: Nachgehende Differenzierung 8<br />

Karl-Schiller-Berufskolleg, Dortmund: Wenn Wirtschaft lebendig wird … 12<br />

Kaufmännische Schulen 2, Bochum: Europa – Chancen und Risiken für die Jugend 13<br />

Berufskolleg an der Lindenstraße, Köln: Das „faire“ Absatzwirtschaftsprojekt! 14<br />

Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg, Köln: Dissen – mit uns nicht! 15<br />

Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg, Minden: Schüler als Forscher: No risk – more fun?!? 16<br />

Joseph-DuMont-Berufskolleg: Wenn Groß- und Außenhandelskaufleute ihren<br />

Abschluss feiern … 16<br />

Berufskolleg Gladbeck: Offizielle Übergabe von Infopoints 17<br />

Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung Aachen:<br />

eTwinning-Qualitätssiegel für Aachener Schulprojekt vergeben 17<br />

Max-Weber-Berufskolleg, Düsseldorf:<br />

Deutsch-französisches Austausch-Seminar in Aix-en-Provence 19<br />

Aktuelles<br />

dpa-News: Wissenschafts- und Bildungspolitik in Bund und Ländern 20<br />

dbb: Lehrerbezahlung: Arbeitgeber lenken ein – Weitere Gespräche vereinbart 20<br />

Lehrerverbände <strong>NRW</strong> und CDU-Fraktion:<br />

Lehrerarbeitszeit muss verantwortungsvoll und gemeinsam überarbeitet werden 21<br />

Rechtssammlung: Personalakte 21<br />

iwd: Bildungsabschlüsse – Je höher, desto besser 23<br />

Medientipps<br />

Besprechung: Praktische Erlebnispädagogik 1 23<br />

Link des Monats: www.berufsbildung.nrw.de 24<br />

Pensionäre<br />

Köln: Nicht von Pappe: Die Welt des Papiers 25<br />

Regional<br />

Bezirksverband Arnsberg: Verbesserung der Beratungskompetenz 26<br />

Bezirksgruppen Bonn und Köln:<br />

Lehrerfortbildung zu aktuellen gewerkschaftlichen Themen 27<br />

OV Kleve: Auf kulinarischen Abwegen 27<br />

Zum guten Schluss …<br />

Die Qual mit dem Rotstift 28<br />

Konrad Bräsig 29<br />

Konzeption:<br />

grafik-werk · Anja Laube · www.grafik-werk.de<br />

Erscheinungsweise:<br />

Zehnmal im Jahr. Das Einzelheft kostet 2,10 €<br />

einschließlich Versandkosten. Der Bezugspreis ist im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


LEITARTIKEL 1<br />

LEITARTIKEL<br />

Engagement, Service und pragmatische Vernunft<br />

Zum Jahr 2010<br />

Schön, dass Sie auch im Jahr 2010 wieder unsere Verbandszeitschrift<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> lesen!<br />

Wir wünschen Ihnen für das neue Jahr alles Gute und möchten durch<br />

unsere Arbeit dazu beitragen! Dies tun wir insbesondere durch eine<br />

intensive Interessenvertretung als Gewerkschaft, durch unser bildungspolitisches<br />

Engagement und durch ein umfangreiches Serviceangebot:<br />

Informationsmöglichkeiten auf verschiedenen Kanälen, Fortbildungsangebote<br />

und professionelle Beratungsangebote seien hierfür nur<br />

stellvertretend genannt.<br />

Als Ihre Interessenvertretung bringen wir die Verbandsziele in den<br />

berufsbildungspolitischen Diskurs ein und setzen diese vielfach<br />

erfolgreich durch.<br />

So konnten wir bspw. Ende letzten Jahres erreichen, dass die Landesregierung<br />

bei den Neueinstellungen für Berufskollegs zum 01.02.2010<br />

kurzfristig nachbesserte 1 , wenn auch die Stellen im Vorgriff ausgewiesen<br />

wurden. Ein dramatisches Signal gegenüber unseren Referendarinnen<br />

und Referendaren konnte somit erfolgreich abgewendet<br />

werden.<br />

Die Erfüllung weiterer Forderungen, wie z. B. die Abschaffung der<br />

Kopfnoten für Berufsschüler und die Heraufsetzung der Verbeamtungsgrenze<br />

2 , machen deutlich, dass wir kompetent, vorausschauend,<br />

pragmatisch und zielorientiert die Interessen unserer Mitglieder<br />

vertreten. Dabei werden wir nicht den Versuchungen erliegen, aus<br />

öffentlichkeitswirksamen Gründen plakativ-populistische Forderungen<br />

zu stellen bzw. zu folgen und entsprechend zu handeln.<br />

Allerdings lassen wir es auch nicht an klaren Worten fehlen, wenn<br />

eine Entwicklung in die falsche Richtung geht. So wie etwa bei der<br />

Forderung anderer Lehrergewerkschaften nach dem „Einheitslehrer“<br />

und dem „Einheitslohn“, der der umfassenden Ausbildung der Lehrkräfte<br />

und dem komplex-differenzierten Anforderungsprofil an<br />

Berufskollegs nicht gerecht würde. Eine ausführliche Abgrenzung hat<br />

unsere Landesvorsitzende Elke Vormfenne im Leitartikel der Ausgabe<br />

12/2009 dieser Zeitschrift vorgestellt.<br />

Auch die Beharrlichkeit unseres <strong>vLw</strong>-Bundesverbandes zeigte noch<br />

Ende 2009 Wirkung: So fordert die KMK im Sinne einer gleichberechtigten<br />

Partnerschaft der Lernorte Berufsschule und Betrieb, dass die<br />

in der Berufsschule erbrachten Leistungen bei der Berufsabschlussprüfung<br />

angemessen berücksichtigt werden. 3 Eine Kernforderung<br />

des <strong>vLw</strong> bekommt Kontur. Die Umsetzung dieser Forderung ist der<br />

nächste Schritt, der intensiv und konstruktiv begleitet wird.<br />

Im Jahre 2010 stehen Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen an, die<br />

für uns Landesbeschäftigte von besonderer Bedeutung sind. Um<br />

einen Überblick über die parteipolitischen Positionen zur Schulpolitik,<br />

zur Besoldungsfrage etc. zu bekommen, haben wir – wie im Vorfeld<br />

vergangener Landtagswahlen auch – sogenannte Wahlprüfsteine<br />

aufgelegt, deren Beantwortung durch die Parteienvertreter wir Ihnen<br />

in unserer März-Ausgabe präsentieren werden.<br />

Schwerpunkte sind die folgenden vier Themenbereiche:<br />

• Attraktivität des Lehrerberufs an Berufskollegs (Verbeamtung,<br />

Eingangsamt, grundständige Ausbildung …)<br />

• Qualitätsentwicklung an Berufskollegs (Gleichwertigkeit von<br />

Bildungsabschlüssen, Bildungsstandards, Durchlässigkeit, …)<br />

• Rahmenbedingungen eigenverantwortlicher Berufskollegs (Altersteilzeit<br />

nach 2012, Schulleiterbesetzungsverfahren, …)<br />

• Bildungspolitische Rahmenbedingungen (Entwicklung der Fachschulen,<br />

„Kienbaumlücke“ durch Demografiegewinne schließen, …) 4<br />

Nach den Landtagswahlen werden so manche „Büchsen“ geöffnet<br />

werden. Wir hoffen, dass Sie sich nicht als Büchsen der vielzitierten<br />

Pandora erweisen werden. Und wenn doch: Wir nehmen die Herausforderungen<br />

an und setzen auf Vernunft.<br />

Das Jahr 2010 steht aber nicht nur im Zeichen der Landtagswahlen.<br />

Auch im <strong>vLw</strong> stehen Wahlen auf allen Landesebenen an. Dies ist<br />

Anlass für uns, auch wieder für die Mitarbeit in den Verbandsgremien<br />

zu werben.<br />

Wir freuen uns, dass wir einen regelmäßigen Mitgliederzuwachs<br />

verzeichnen können und wünschen uns für das Jahr 2010 u. a., dass<br />

wir vermehrt auf neue Gesichter in den Gremien setzen können, sodass<br />

auch im nächsten Jahrzehnt die Interessenvertretung der Lehrerinnen<br />

und Lehrer an kaufmännischen Berufskollegs kompetent gesichert<br />

ist. Für Gespräche und individuelle Beratungen auch zu diesem<br />

Thema werden wir Ihnen vom 16. bis 20.03.2010 auf der didacta 2010<br />

in Köln zur Verfügung stehen, zu der wir alle Mitglieder des <strong>vLw</strong> herzlich<br />

einladen. 5<br />

Verbandsarbeit bindet – je nach Position – unterschiedlich Zeit. Ja –<br />

aber sie ermöglicht den Blick über den Tellerrand, über die eigenen<br />

Berufskollegmauern hinaus. Dies hilft, Zusammenhänge zu verstehen<br />

und die eigene Arbeit in einem anderen Licht zu sehen.<br />

Anmerkungen<br />

1 Vgl. <strong>vLw</strong>-aktuell vom 11.11.09.<br />

2 Vgl. Leitanträge unserer Delegiertentage.<br />

3 KMK-Pressemitteilung vom 10. Dezember 2009.<br />

4 Der gesamte Fragenkatalog ist auf den folgenden Seiten abgebildet. Sie können ihn aber auch<br />

unter www.vlw-nrw.de in der Rubrik DKS aktuell/Hintergrund einsehen bzw. herunterladen.<br />

5 Siehe auch Artikel „didacta 2010 – <strong>vLw</strong> lädt alle Kolleginnen und Kollegen ein“ in der<br />

Ausgabe 12/2009, S. 6 dieser Zeitschrift.<br />

Frank Flanze, Jörg Gebel, Hilmar von Zedlitz & Jens Pätzold <br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


2<br />

LANDTAGSWAHL 2010<br />

LANDTAGSWAHL 2010<br />

Fragen an die schulpolitischen Sprecher/-innen im Landtag<br />

Auch als Grundlage für die Podiumsdiskussion auf unserem Delegiertentag am 19. März 2010 in Bochum<br />

Die nachfolgend aufgeführten Fragen stellen eine Auswahl dar und<br />

folgen dem Ziel einer Schwerpunktsetzung.<br />

1. Attraktivität des Lehrerberufs an Berufskollegs<br />

• Die derzeitige CDU/FDP-Regierung hat den Beamtenstatus im<br />

Schulgesetz verankert. Die Gesetzesvorgaben der vorherigen SPD/<br />

Die Grünen-Regierung hingegen sahen die Abschaffung des Beamtenstatus<br />

für Lehrkräfte vor.<br />

Wie positionieren Sie sich zur Verbeamtung von Lehrkräften?<br />

• Die Ausbildung von Lehrkräften für Berufskolleg zeichnet sich im<br />

Vergleich zu anderen Schulformen durch zusätzliche, mindestens<br />

einjährige Praxisanteile aus und ist schwerpunktmäßig fachwissenschaftlich<br />

ausgerichtet. Abwanderungsmöglichkeiten in die freie<br />

Wirtschaft sind möglich. Zukünftige Bewerber werden nur bei<br />

einer attraktiven Besoldung das Lehramt an Berufskollegs anstreben.<br />

Werden Sie die bestehenden Strukturen des Besoldungsrechts bewahren<br />

und den Verbleib der Lehrkräfte an Berufskollegs in der Laufbahn<br />

des höheren Dienstes mindestens mit dem Eingangsamt A13 sichern?<br />

• Lehramtsbewerber für Berufskollegs sind aufgrund ihrer Biografie<br />

nicht selten lebensälter, da sie sich häufig nach Jahren der Berufspraxis<br />

in der freien Wirtschaft für ein Lehramtsstudium entscheiden.<br />

Mitentscheidend für den Berufswechsel ist die Möglichkeit der<br />

Einstellung als Beamte.<br />

Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Verbeamtungsgrenze auch in<br />

<strong>NRW</strong> auf 45 Jahre angehoben wird?<br />

• Nach unserer derzeitigen Einschätzung wird es zunehmend auch<br />

an kaufmännischen Berufskollegs schwierig werden, grundständig<br />

ausgebildeten Nachwuchs zu gewinnen. Der momentan forcierte<br />

Seiteneinstieg kann ja nur eine Übergangslösung sein.<br />

Welche Maßnahmen werden Sie unterstützen, um die Attraktivität der<br />

grundständigen Ausbildung zu fördern?<br />

2. Qualitätsentwicklung in Berufskollegs<br />

• Gemäß Schulgesetz sind Schulen und Schulaufsicht zur kontinuierlichen<br />

Entwicklung und Sicherung der Qualität schulischer Arbeit<br />

verpflichtet. Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung haben<br />

sich auf die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit zu erstrecken.<br />

Wie haben Sie bisher die Berufskollegs in dieser Arbeit unterstützt? –<br />

Welche weitere politischen Setzungen werden Sie in Angriff nehmen,<br />

um die Qualitätsentwicklungsprozesse an Berufskollegs deutlicher zu<br />

unterstützen?<br />

• Ca. 280.000 der knapp 510.000 Schülerinnen und Schüler des<br />

Sekundarbereichs II (Vollzeit) besuchen Bildungsgänge des Berufskollegs<br />

und erwerben dort sowohl allgemeine Berechtigungen als<br />

auch berufsqualifizierende Abschlüsse.<br />

Was werden Sie unternehmen, damit …<br />

… die Gleichwertigkeit von Bildungsabschlüssen – unter Zugrundelegung<br />

gleichwertiger, aber eigenständiger Bildungsstandards (!) im<br />

Medium des Berufs – an Berufskollegs für allgemeine Berechtigungen<br />

bzw. Abschlüsse auch im Rahmen von zentralen Abschlussprüfungen<br />

gewährleistet bleibt?<br />

… Berufskollegs einen noch größeren Beitrag zur Durchlässigkeit hin<br />

zum Abitur bieten können?<br />

… die differenzierten Angebote der Berufskollegs in der Bildungslandschaft<br />

gemäß ihrem quantitativen und qualitativen Stellenwert<br />

einer breiteren Öffentlichkeit nahegebracht werden, um so jungen<br />

Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Bildungsbiografien effektiver<br />

und effizienter zu gestalten?<br />

3. Rahmenbedingungen eigenverantwortlicher Berufskollegs<br />

• Die Instrumente Altersteilzeit und voraussetzungslose Teilzeit<br />

ermöglichen dienst- und lebensälteren Kolleginnen mehr Flexibilität<br />

und Selbstbestimmung bezüglich ihrer Arbeitszeit. Sie sind<br />

damit auch geeignet, die Zahl der vorzeitigen Zurruhesetzungen<br />

von Lehrkräften zu vermindern. Die Altersteilzeit wurde nur bis<br />

2012 verlängert.<br />

Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die voraussetzungslose Teilzeit<br />

erhalten bleibt und die Altersteilzeit auch nach 2012 angeboten wird?<br />

• Im Rahmen des Schulleiterbesetzungsverfahrens hat die aktuelle<br />

Rechtsprechung einen erheblichen Widerspruch zwischen dem<br />

Konzept der eigenverantwortlichen Schule und den beamtenrechtlichen<br />

Grundsätzen offengelegt.<br />

Wie sehen Sie die Rolle der Schulkonferenz im Schulleiterbesetzungsverfahren<br />

und wie werden Sie Ihre Vorstellungen umsetzen?<br />

4. Bildungspolitische Rahmenbedingungen<br />

• Im Rahmen der Entwicklung des deutschen Qualifikationsrahmens<br />

ist es sehr wichtig, die Qualifizierungsarbeit der beruflichen Schulen<br />

angemessen zu platzieren. Damit die anspruchsvolleren Berufe des<br />

dualen Systems nicht in die Hochschulen abwandern und damit ein<br />

Ausbluten der beruflichen Schulen erfolgt, ist ein klares Signal<br />

notwendig.<br />

Wie kann dies nach Ihrer Auffassung aussehen?<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


DIDACTA 2010<br />

3<br />

• Um den Weg zum Abitur über die beruflichen Schulen attraktiver<br />

zu machen, wäre die Einführung eines „Europäischen Wirtschaftsabiturs“<br />

und entsprechender Qualifikationen in den anderen<br />

Berufsbereichen mit Blick auf Schaffung von Mobilitätsanreizen und<br />

Synergieeffekten sehr hilfreich.<br />

Wie können Sie dieses Anliegen unterstützen und befördern?<br />

• Die Fachschulen leisten einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />

des lebenslangen Lernens in Deutschland. Mit einer Weiterentwicklung<br />

der Fachschulen wird der bei uns im EU-Vergleich<br />

noch defizitäre Bereich deutlich verbessert werden können.<br />

Wie ist Ihre Vorstellung zur Weiterentwicklung und Positionierung der<br />

Fachschulen?<br />

• Bereits Anfang der neunziger Jahre wurde im Zuge der Kienbaum-<br />

Untersuchung festgestellt, dass die Stellenrelation für die Berufsschule<br />

nicht ausreicht, um den Unterricht gemäß Stundentafel<br />

planmäßig anbieten zu können. Der Landesrechnungshof hat dies<br />

beanstandet.<br />

• Lehrkräfte an Berufskollegs sind aufgrund der Begleiterscheinungen<br />

durch die Vielfalt der Bildungsgänge und der einhergehenden<br />

Heterogenität der Schülerschaft an sich und der Schülerklientel<br />

in den Klassen im Speziellen auch psychisch besonders<br />

gefordert und belastet.<br />

Wie stellen Sie sich zu der Forderung des <strong>vLw</strong>, die im System erwirtschafteten<br />

Demografiegewinne für eine Arbeitszeitentlastung besonders<br />

beanspruchter Lehrergruppen zu nutzen?<br />

• Vor der Landtagswahl 2005 haben sich alle Parteien für die Schaffung<br />

eines neuen Dienstrechts ausgesprochen.<br />

Welches sind für Sie die maßgeblichen Eckpunkte, die im Rahmen<br />

einer Reform des öffentlichen Dienstrechts a) unverzichtbar und b)<br />

wünschenswert sind?<br />

Anmerkung<br />

Die Reaktionen der Parteien werden in der März-Ausgabe unserer<br />

Verbandszeitschrift <strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> veröffentlicht.<br />

Wie stellen Sie sich zu der Forderung des <strong>vLw</strong>, eintretende sogenannte<br />

Demografiegewinne u. a. unverzüglich im Berufskolleg für den Abbau<br />

der ‚Kienbaumlücke‘ zu verwenden?<br />

DIDACTA 2010 – VLW LÄDT ALLE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN EIN<br />

VON A WIE ARBEITSSCHUTZ BIS V WIE VERSORGUNGSFRAGEN – GUTSCHEINE FÜR ALLE VLW-MITGLIEDER<br />

Die Koelnmesse hat die Bildungsmesse bereits viermal – in den Jahren 2000, 2002, 2004 und 2007 – ausgerichtet und dabei mit jeweils<br />

rund 90.000 Besuchern die erfolgreichsten Veranstaltungen in der bisherigen Geschichte der Wandermesse durchgeführt.<br />

Veranstalter und Aussteller laden im kommenden Frühjahr alle Kolleginnen und Kollegen ein, die Bildungsmesse vom 16.03. bis zum<br />

20.03.2010 in Köln zu besuchen.<br />

1. Der Rahmen<br />

Aufgrund der Erfahrungen aus den vergangenen Bildungsmessen setzt sich das Messeangebot des <strong>vLw</strong> auf der Bildungsmesse didacta<br />

2010 in Köln aus den beiden Dimensionen „öffentliche Veranstaltungen im Konferenzzentrum“ und „Einzelberatungen am Messestand“<br />

zusammen.<br />

Daneben wird ein weiterer, wichtiger Bestandteil der didacta 2010 das anspruchsvolle Rahmenprogramm mit über 1.700 Kongressen,<br />

Seminaren, Arbeitskreisen und Foren ausfüllen. Hier werden in einer Vielzahl von Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen sowie in<br />

persönlichen Gesprächen Informationen und Erfahrungen ausgetauscht, die den Alltag von Lehrenden und Lernenden entscheidend<br />

verbessern werden.<br />

2. Veranstaltungen am Stand<br />

Auf dem Gemeinschaftsstand „Das Plus für Bildung“ werden wir, gemeinsam mit dem vlbs, in der Schulbuch-Halle individuelle Beratungen<br />

durchführen. Darüber hinaus konnte der <strong>vLw</strong> hochkarätige Referentinnen und Referenten verpflichten, die den interessierten<br />

Gästen unterschiedliche Einblicke in Themen wie z. B. in die Lehrerausbildung oder in das Schul- und Dienstrecht vermitteln werden.<br />

Der <strong>vLw</strong> richtet sich mit folgenden, ca. einstündigen Veranstaltungen an alle Interessentinnen und Interessenten des kaufmännischen<br />

Schulwesens:<br />

• Mi., 17. März 2010, 15.30 Uhr; Konferenzraum J, CC Nord, Wie werde ich Lehrer am Berufskolleg? Die erste Phase der Lehrerausbildung<br />

in <strong>NRW</strong>, Referent: Georg Senn (<strong>vLw</strong>).<br />

• Do., 18. März 2010, 12.00 Uhr; Konferenzraum G, CC Nord, Ich werde Lehrer am Berufskolleg. Der <strong>vLw</strong> gibt Praxistipps für Referendare,<br />

Referent: Willi Herweg (<strong>vLw</strong>) und Seminarvertreter.<br />

• Fr., 19. März 2010, 12.00 Uhr: Konferenzraum L, CC Nord, Auswirkungen des deutschen Qualifikationsrahmens DQR auf die Berufskollegs<br />

– der <strong>vLw</strong> informiert, Referent: Dr. Ernst G. John (<strong>vLw</strong>).<br />

Darüber hinaus stehen interessierten Besucherinnen und Besuchern täglich Mitglieder aus den Personalräten und aus dem Landesvorstand<br />

für Individualberatungen und Einzelgespräche zur Verfügung.<br />

Der <strong>vLw</strong> bietet seinen Mitgliedern wieder die Möglichkeit, Gutscheine für einen kostenfreien Eintritt zur Bildungsmesse über die<br />

Ortsverbandsvorsitzenden zu beziehen.<br />

Weitere Informationen sind unter www.vlw-nrw.de bzw. www.didacta-koeln.de abrufbar.<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


4<br />

BERICHTE<br />

DBB <strong>NRW</strong> FRAUENVERTRETUNG<br />

Mut zum Erfolg – Frauen auf dem richtigen Weg<br />

Am 01.10.2009 fand in Düsseldorf die 4. Fachtagung der dbb nrw<br />

Frauenvertretung statt. Auf dem Weg dorthin stellte ich mir durchaus<br />

die Frage, wie viel und welcher Mut erforderlich sein soll, um Erfolg<br />

zu haben. Zudem fragte ich mich der Gerechtigkeit halber, ob<br />

Männer auf dem Erfolgsweg nicht auch Mut haben müssen.<br />

Rednerinnen und Redner der Fachtagung waren: Andrea Sauer-<br />

Schnieber, Vorsitzende der dbb nrw Frauenvertretung, Frau Dr.<br />

Angela Maas, Moderatorin, Frau Claudia Zimmermann-Schwarz, Ministerialdirigentin,<br />

Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb-Frauenvertretung,<br />

und Meinolf Guntermann, Vorsitzender dbb nrw.<br />

Die Frage nach dem erforderlichen Mut stand auch nicht lange im<br />

Raum. Natürlich müssen auch Männer Mut zum Erfolg haben, aber sie<br />

hatten in der Vergangenheit die besseren Rahmenbedingungen.<br />

Der Arbeitstitel der Fachtagung bringt laut Andrea Sauer-Schnieber<br />

die derzeitige Situation auf den Punkt. Wir sind auf dem richtigen<br />

Weg, denn unsere Chancen auf Erfolg haben sich verbessert. Hierbei<br />

spielen auf der einen Seite gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen<br />

eine Rolle, aber auch der individuelle Wille.<br />

Die demografische Entwicklung – man betrachte hier nur einmal die<br />

Statistiken in Bezug auf männliche und weibliche Schulabgänger der<br />

verschiedenen Schulformen – zeigt deutlich, dass Frauen für unsere<br />

Wirtschaft eine wichtige Funktion einnehmen (werden). Einige Unternehmen<br />

haben in der Vergangenheit schon erkannt, dass sie die<br />

Rahmenbedingungen hier schaffen müssen, um die qualifizierten<br />

weiblichen Fachkräfte im Unternehmen zu halten. Hierbei geht es in<br />

erster Linie sicherlich um die Kinderbetreuung. Denn trotz guter<br />

Abschlüsse sind Frauen in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland liegt hier im europäischen<br />

Vergleich auf dem drittletzten Platz. Schlusslicht bildet die Türkei.<br />

Die Gründe hierfür sind vielfältig: Kinder, Pflege der Eltern etc. In der<br />

Gesellschaft erleben wir seit Jahren, dass immer weniger Kinder<br />

geboren werden. Dies kann ja nicht von der Gesellschaft gewollt sein.<br />

Es gibt jedoch weitere interessante Barrieren, so sind Eigenschaften<br />

wie Belastbarkeit und Durchsetzungsfähigkeit von Geschlechterstereotypen<br />

belastet. Bei Beurteilungen in Bezug auf diese Kriterien<br />

steht man Männern unbewusst positiver gegenüber als Frauen.<br />

Was sollen wir also tun. Helene Wildfeuer machte in ihrer Rede drei<br />

konkrete Vorschläge:<br />

1. diskriminierungsfreie Räume schaffen, heißt mit anderen Worten,<br />

dass eine Geschlechterstatistik notwendig ist, um Diskriminierung<br />

nachweisen zu können,<br />

2. Netzwerke schaffen, um sich gegen männliche Seilschaften durchsetzen<br />

zu können,<br />

3. sich gegenseitig helfen und fördern.<br />

Frau Dr. Angela Maas wies im weiteren Verlauf des Vormittags darauf<br />

hin, dass eine neue Generation von Frauen heranwächst. Eine Generation,<br />

die ganz eindeutig den Wunsch formuliert, Beruf und Kinder<br />

miteinander zu vereinen. Die einen Beruf im Chefsessel will. Frauen,<br />

die von ihren jeweiligen Partnern nicht nur Unterstützung erhoffen,<br />

sondern diese einfordern. Sie wollen ihre Männer fordern (nicht<br />

fördern), ebenso wie sie sich selbst fordern. Diese neue Generation<br />

von Frauen wird auch Alpha-Mädchen genannt.<br />

Das Wissen um das eigene Können reicht, betrachtet man die<br />

erwähnten Barrieren, häufig nicht aus. Wir brauchen Mut, Mut um<br />

Risiken einzugehen, Mut um Verantwortung zu übernehmen und Mut,<br />

um Entscheidungen zu treffen. Wir müssen unser schlechtes Gewissen<br />

bekämpfen, wenn der Haushalt neben der Arbeit leidet, und lernen,<br />

einen Teil dessen auch an unsere Männer abzugeben. Um dies zu<br />

erreichen, sollten wir Klartext reden. Es heißt nicht mehr: „Es wäre<br />

schön, wenn …“ Das verstehen die Männer nicht. Es muss heißen:<br />

„Ich will …“ Es gibt hierbei nur ein kleines Problem. Der Kampfplatz ist<br />

häufig das Zuhause, der Gegner der Mann, den wir lieben. Es ist in<br />

dieser Situation wesentlich schwieriger, seine Ziele ohne Schuldgefühle<br />

durchzusetzen, als für den Weltfrieden zu kämpfen.<br />

Für uns Frauen ist es nicht wichtig, dass jede von uns Karriere macht.<br />

Aber die Wahlfreiheit ist immens wichtig. Wir wollen die Chance einer<br />

Karriere haben, ohne uns rechtfertigen zu müssen, ohne den Stempel<br />

des Mannweibes, der Zicke, der Rabenmutter oder eben auch der<br />

Frau ohne Kind. Dies verstehen wir als echte Chancengleichheit!<br />

Spanien · Italien<br />

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Dagmar Ammann <br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


BERICHTE<br />

5<br />

RELIGIONSUNTERRICHT<br />

Kompetenzentwicklung mit<br />

Berufsschulreligionsunterricht<br />

Dr. Hermann-Josef Stratomeier<br />

arbeitet seit 1997 als Religions- und<br />

Deutschlehrer an Berufskollegs in<br />

<strong>NRW</strong> und lehrte vier Jahre Deutsch<br />

als Fremdsprache in Singapur<br />

Ausgangspunkt des vorliegenden Artikels ist eine religionspädagogische<br />

Studie zur Lehrplanentwicklung im Fach Katholische Religionslehre<br />

an der Berufsschule seit ca. 1900. 1 Hierbei wurden die katholischen<br />

und evangelischen Lehrpläne in ihrem Bedingungsgefüge<br />

beurteilt; die historische Übersicht zur Lehrplanentwicklung zeigte,<br />

dass der Religionsunterricht in dieser Schulform schon früh sein rein<br />

katechetisches Profil ablegte und sich zu einem adressaten- und<br />

berufsbezogenen Unterricht weiterentwickelte. Das Fach, so macht<br />

die Studie deutlich, war von seinem Anspruch her bestrebt, genuinen<br />

Anteil am Bildungsprozess junger Erwerbstätiger zu haben.<br />

Der Begriff der Handlungskompetenz<br />

Seit etwa drei Jahrzehnten hat die Diskussion um neue Formen des<br />

Lehrens und Lernens auch das berufsbildende Schulsystem ins Blickfeld<br />

der Pädagogik gerückt. Gewinnt man einen Überblick über die<br />

seit Mitte der 1970er-Jahre geführte Diskussion um den Stellenwert<br />

des Erfahrungslernens und die Kritik an der unterrichtlichen Fachsystematik,<br />

so ist festzustellen, dass die angestrebten Umstrukturierungen<br />

des Unterrichts sowie dessen theoretische Grundlegungen<br />

auf eine größere Effektivität desselben zielen. Es gilt, die Frage zu<br />

beantworten, wie sich die Lerninhalte optimal vermitteln lassen,<br />

sodass Berufsschüler das Gelernte auch in ihrem Alltag außerhalb der<br />

Schule, also im Betrieb oder in der Freizeit, im Sinne von umfassender<br />

Handlungskompetenz umsetzen können. Seit Mitte der 1990er-Jahre<br />

wird in diesem Zusammenhang ebenfalls für die Ausbildungsberufe<br />

ein neues Konzept der Vermittlung von Lerninhalten diskutiert,<br />

erprobt und evaluiert, welches in den Fachklassen des dualen<br />

Systems der Berufsausbildung verbindlich geworden ist. Die Einführung<br />

des Lernfeldkonzepts sollte den neuen Qualifikationsanforderungen<br />

in einem verstärkten (internationalen) Wettbewerb Rechnung<br />

tragen. 2 Der Unterricht in den Fachklassen des dualen Systems der<br />

Berufsausbildung wird in Lernfeldern organisiert, wobei der durch die<br />

Fachsystematik bedingte traditionelle Fächerkanon im berufsbezogenen<br />

Lernbereich aufzulösen ist. Andererseits soll verstärkt handlungsorientiert<br />

im Unterricht vorgegangen werden, um den Lernerfolg<br />

und die praktische Verwendbarkeit des gelernten Stoffs (vor<br />

allem im Sinne von ganzheitlicher Handlungskompetenz) deutlich zu<br />

erhöhen.<br />

Was ist also mit Handlungskompetenz gemeint und welche Rolle<br />

spielt sie im Unterricht in den Fachklassen des dualen Systems der<br />

Berufsausbildung? Im „Lexikon für Theologie und Kirche“ wird (Handlungs-)Kompetenz<br />

als „Befähigung zu einem bestimmten, in spezifischen<br />

Situationen erforderlichen Wahrnehmen, Beurteilen, Sprechen<br />

oder Handeln“ 3 definiert. Theologisch-ethisch bezeichnet sie die<br />

Fähigkeit zu eigenverantwortlichem Handeln sowie zum sittlichen<br />

Entwurf und zu sittlicher Gestaltung des eigenen Lebens im Kontext<br />

der Mit- und Umwelt. 4 Lassen sich diese Bestimmungen von lebensbedeutsamer<br />

und bildungsrelevanter Kompetenz auch in schulischen<br />

Lernprozessen wiederfinden? Handlungskompetenz gilt heute als<br />

Leitziel der Berufsausbildung,<br />

sie wird aber auch für alle Schulformen<br />

des beruflichen Schulsystems<br />

(d. h. alle Vollzeitschulformen)<br />

und für die betriebliche<br />

Weiterbildung als Zielbestimmung<br />

herangezogen. Im Jahr<br />

1974 wurde zum ersten Mal<br />

vom Deutschen Bildungsrat, der<br />

Reformen im deutschen<br />

Bildungssystem maßgeblich<br />

mitbestimmt hat, im Zuge der Neuordnung der Sekundarstufe II im<br />

Sinne der Gleichwertigkeit von beruflicher und gymnasialer Bildung<br />

der Kompetenzbegriff mit Blick auf die Verknüpfung von allgemeiner<br />

und beruflicher Bildung als Ziel aller Lernprozesse benannt: „Jeder<br />

Bildungsgang muss die über das spezielle Ausbildungsinteresse<br />

hinausreichende menschliche Entwicklung des Jugendlichen sichern.<br />

Dafür sind integrierte Lernprozesse erforderlich, die mit der Fachkompetenz<br />

zugleich humane und gesellschaftlich-politische Kompetenzen<br />

vermitteln.“ 5 Dieter Mertens, damaliger Direktor des Instituts<br />

für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, verstand unter Schlüsselqualifikationen<br />

noch „solche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />

welche nicht unmittelbaren und begrenzten Bezug zu bestimmten,<br />

disparaten praktischen Tätigkeiten erbringen, sondern vielmehr a)<br />

die Eignung für eine große Zahl von Positionen und Funktionen als<br />

alternative Optionen zum gleichen Zeitpunkt, und b) die Eignung für<br />

die Bewältigung einer Sequenz von (meist unvorhersehbaren) Änderungen<br />

und Anforderungen im Laufe des Lebens“ 6 . Im Zuge dieser<br />

Schlüsselqualifikationsdebatte und der Neuorientierung der Berufsausbildung<br />

seit Mitte der 1980er-Jahre hat die Präzisierung der Zielbestimmung<br />

beruflicher Bildung schließlich dazu geführt, verantwortungsbewusstes<br />

Arbeiten, Persönlichkeitsbildung und die kontinuierliche<br />

Weiterbildung der Auszubildenden in den Mittelpunkt des<br />

Lernprozesses zu rücken. Mithin werden berufliche und personale<br />

Handlungskompetenz auf drei Dimensionen zurückgeführt: „Fachkompetenz“,<br />

„Personalkompetenz“ und „Sozialkompetenz“. Diese<br />

drei Dimensionen werden „verstanden als die Bereitschaft und Fähigkeit<br />

des Einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten<br />

Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial<br />

verantwortlich zu verhalten“ 7 . Fachkompetenz zielt dabei – als berufsspezifische<br />

Kompetenz – auf die Fähigkeit, Aufgabenstellungen selbstständig<br />

und fachgerecht zu bearbeiten und das Ergebnis zu bewerten.<br />

Personalkompetenz meint die Bereitschaft, sich als Individuum in<br />

Beruf, Familie und öffentlichem Leben durchdacht und entsprechend<br />

moralischen Leitlinien und Normen zu verhalten, gesellschaftliche<br />

Entwicklungen zu beurteilen und persönliche Lebenspläne fortzuentwickeln.<br />

Ebenso gehört hierzu ein Arbeitsethos, das sich in Genauigkeit,<br />

Zuverlässigkeit und Qualität der Arbeit widerspiegelt. Sozialkompetenz<br />

bezieht sich auf ein Leben in sozialen Bezügen, d. h. die Fähigkeit,<br />

Interessenlagen, Zuwendungen und Spannungen zu erfassen, zu<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


6<br />

BERICHTE<br />

verstehen und sich mit anderen rational, kooperativ, tolerant und<br />

verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen. 8 So definiert beziehen<br />

sich die beiden letzten Kompetenzen – als berufsbegleitende<br />

Kompetenzen verstanden – auf eine entscheidende biografische<br />

Phase der Auszubildenden, in der diese nämlich in ein Arbeitsverhältnis<br />

eintreten, sich mit ihrem Beruf idealerweise identifizieren und in<br />

Arbeitsgruppen einordnen müssen. Die Entwicklung von Handlungskompetenz<br />

(d. h. Fach-, Personal- und Sozialkompetenz) ist Leitziel<br />

des Unterrichts und als ein lebenslanger Prozess zu verstehen, den<br />

die Berufsausbildung zu unterstützen hat und deren Fortführung<br />

auch über die Berufsausbildung hinaus grundzulegen ist.<br />

Der Beitrag des Religionsunterrichts zur Kompetenzbildung<br />

Ein dem didaktischen Konzept der Handlungskompetenz verpflichteter<br />

Unterricht wird versuchen, die an Mündigkeit und Bildung orientierte<br />

Persönlichkeitsentwicklung zu verbinden mit dem ökonomisch<br />

bestimmten Ziel der Vermittlung von Kenntnissen, die auf dem<br />

Arbeitsmarkt hilfreich sind. 9 Dabei ist nicht an eine Zurichtung von<br />

Arbeitskräften nach vom Beschäftigungssystem nachgefragten Qualifikationen<br />

zu denken, das verbietet sich schon mit Blick auf die<br />

„Verfallsgeschwindigkeit spezialisierten Wissens und Könnens“ 10 . Vielmehr<br />

geht es um die Flexibilität beim Reagieren auf veränderte<br />

Berufslagen, vermittelt durch eine ganzheitliche berufliche Bildung<br />

im Sinne der Einübung umfassender beruflicher und außerberuflicher<br />

Handlungskompetenz. Eine Balance von Ökonomie und Bildung<br />

sowie die Verbindung von berufsbezogenem und berufsübergreifendem<br />

Lernen ist also das Ideal jeder beruflichen Ausbildung und Erziehung,<br />

wobei das Bedenken gesellschaftlicher Implikationen beruflichen<br />

Handelns nicht einfach Verzierung, sondern eine wesentliche<br />

Dimension beruflicher Leistungsfähigkeit und Verantwortung ist.<br />

Nach Reinhard Bader ist der Religionsunterricht daher ein integraler<br />

Bestandteil im Prozess der Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz.<br />

11 Auch die gemeinsame Erklärung „Berufsausbildung in<br />

Nordrhein-Westfalen: Kompetenzbildung mit Religionsunterricht“<br />

verweist in diesem Zusammenhang auf die profilbildenden Beiträge<br />

des Religionsunterrichts in der Berufsschule, indem „(...) sie einen<br />

wichtigen Beitrag zur Stärkung der Persönlichkeit und zur weiteren<br />

Herausbildung einer umfassenden Handlungskompetenz [leisten]“ 12 .<br />

Seine Orientierung am Subjekt, sowohl bei den Inhalten als auch<br />

beim Zugang zu den Schülern, prädestiniert ihn dafür, die Persönlichkeitsentwicklung<br />

im Sinne von ganzheitlicher Bildung mit einer<br />

Qualifizierung für den Arbeitsmarkt zu verbinden. Themen wie „Sinnvolle<br />

Lebensgestaltung“, „Identifikation mit Arbeit und Beruf“, „Soziale<br />

Gerechtigkeit und Solidarität“ sind nur einige von vielen, die sich<br />

in diesem Zusammenhang anbieten. Hiermit korrespondieren auch<br />

die Lebenssituationen der Schüler, die in die Berufswelt eintreten:<br />

Existenzielle Fragen in neuen (beruflichen) Kontexten, verantwortliches<br />

Handeln und dessen Konsequenzen, gesellschaftliche und soziale<br />

Pflichten und Möglichkeiten des beruflichen Scheiterns verweisen<br />

auf berufsspezifische Lebenszusammenhänge und sind vom Religionsunterricht<br />

aufzunehmen. Ebenso ergeben sich existenzielle<br />

Fragen des persönlichen Horizonts, z. B. durch die Annahme und<br />

Wertschätzung durch bzw. Erwartungen an den eigenen Partner, die<br />

Ausrichtung des eigenen Lebensplans nach einem individuellen<br />

Wertesystem, aber auch durch die Frage nach Gott und dem Sinn des<br />

Lebens. 13 So heißt es diesbezüglich im neuen Lehrplan für das Fach<br />

Katholische Religionslehre in den Fachklassen des dualen Systems<br />

der Berufsausbildung: „Der Religionsunterricht versteht seine<br />

Bildungsarbeit als Beitrag zur umfassenden Handlungskompetenz,<br />

wie sie in den Fachklassen des dualen Systems angestrebt wird. Die<br />

im Rahmen des katholischen Religionsunterrichts verbindlich zu<br />

entwickelnden Kompetenzen zeigen ein Spektrum an Fähigkeiten,<br />

die Entwicklungen persönlicher Art anstoßen, begleiten und offenhalten<br />

hin auf eine tragende Lebensperspektive. Sie ermöglichen,<br />

sinnhafte Deutungen von Lebenssituationen auf der Basis des kirchlichen<br />

Glaubens zu entwerfen und daraus abgeleitet Motive für eigenes<br />

Handeln zu gewinnen.“ 14<br />

Berufsschulreligionsunterricht – sein Auftrag<br />

Welcher Auftrag kommt dem Religionsunterricht in der Berufsschule<br />

im Rahmen von Kompetenzentwicklung zu; was vermag das Fach<br />

also zu leisten? Im Zusammenhang mit dem didaktischen Konzept<br />

der Handlungskompetenz wird vor allem Verantwortungsbereitschaft<br />

als eine Ausprägung von Sozial- und Personalkompetenz immer<br />

wieder genannt. Verantwortliches Handeln ist aber in einer metaphysisch<br />

nicht mehr abgesicherten Welt unbestimmt und revidierbar. 15<br />

Wo Traditionen wegbrechen, an denen sich früher noch selbstverständlich<br />

religiöse Identität und gesellschaftliche Lebensformen<br />

ausrichten konnten, sind personale und soziale Kompetenzen ganz<br />

besondere Grundvoraussetzungen für das (Über-)Leben in einer<br />

pluralisierten Gesellschaft. Günter Pätzold fordert in diesem Zusammenhang,<br />

dass die berufliche Bildung wettmachen muss, was<br />

komplexe gesellschaftliche Verhältnisse an Durchschaubarkeit schuldig<br />

bleiben; die berufliche Tätigkeit sollte im Gesamtgefüge ihrer<br />

Wirkungen gesehen und auch ethisch bewertet werden. 16 Was berufliche<br />

Bildung ohne Frage leisten muss, ist die Orientierung der Schüler<br />

an planendes und begründet abschätzendes Handeln, welches<br />

auch für die voraussehbaren Folgen einzustehen hat und sich nicht<br />

auf eine bloße Funktionstüchtigkeit reduziert. So gesehen besteht<br />

hier für den Religionsunterricht die Möglichkeit der Kompensation<br />

und Vertiefung des berufsbezogenen Unterrichts, indem er Sinnangebote<br />

und moralisch begründete Sichtweisen thematisiert. Dass der<br />

Religionsunterricht das berufsbezogene Lernfeld komplettiert, ist<br />

eine Idealvorstellung, welche sich dann verwirklicht, wenn seine<br />

(Bildungs-)Angebote auch angenommen oder zumindest wahrgenommen<br />

werden. „Einfallstore und Öffnungen für Religion und Glauben<br />

bilden gerade in der Jugendzeit erlebte Unterbrechungen, Unerwartetes,<br />

Grenzerfahrungen, Lebensübergänge und auch Abbrüche.<br />

Sie treten auf in verschiedenen Teilbereichen des privaten, sozialen<br />

und beruflichen Lebens.“ 17 Religiöse Gespräche und weiterfragende<br />

Dialoge verknüpfen die Suche nach Identität in der Jugendphase mit<br />

der Suche nach Persönlichkeitsentfaltung im Beruf, indem die<br />

„subjektbezogenen Ansprüche an Arbeit sowohl als Lebensperspektive<br />

als auch gegenüber der betrieblichen Arbeitsumwelt“ 18 nicht<br />

allein nach ihrer beruflichen Verwertbarkeit befragt werden, sondern<br />

in einen theologisch-anthropologischen Kontext gestellt werden. Die<br />

Berufsorientierung im Religionsunterricht kann somit als berufsdurchdringendes,<br />

berufsreflektierendes und berufsbegleitendes Lernen<br />

charakterisiert werden.<br />

Rückblick und Ausblick<br />

Das didaktische Prinzip der Berufsorientierung im Religionsunterricht<br />

trägt, indem die Arbeitswelt der Auszubildenden sowie ihre dort<br />

gemachten Erfahrungen zur Sprache kommen, zu einer Persönlich-<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


BERICHTE<br />

7<br />

keitsbildung bei, wobei die Schüler seine Identifikationsangebote<br />

erkennen und annehmen. Werte und Normen – von Religionen transportiert<br />

– können zu gut begründeten Entscheidungen in beruflichen,<br />

gesellschaftlichen und privaten Situationen befähigen. Die<br />

Leistung des berufsschulischen Religionsunterrichts ist es, dass er<br />

gerade weniger Wert auf den Erwerb umfassenden theologischen<br />

Wissens legt, sondern vielmehr Orientierungshilfe für das Leben sein<br />

will. Das soziale Lernen – wie die Förderung zwischenmenschlicher<br />

Problemlösungen und das Erkennen eines Zusammenhangs von in<br />

der Ausbildung erworbener Lebenserfahrungen und christlich motivierter<br />

Handlungsoptionen – steht hier vornehmlich im Mittelpunkt<br />

des unterrichtlichen Interesses. Dem, wie Pätzold es formuliert,<br />

„moralpädagogischen Auftrag der Berufsschule“ 19 muss sich der Religionsunterricht<br />

angesichts der verschärften Orientierungslosigkeit<br />

vieler junger Menschen stellen. Wo moralisches Desinteresse und<br />

Analphabetismus weiter in unserer Gesellschaft Platz greifen, da<br />

müssen Jugendliche einen Raum haben, die persönlichen und sozialen<br />

Folgen ihres Tuns zu reflektieren. Der berufsschulische Religionsunterricht<br />

kann diese Forderung im handlungsorientierten Unterricht<br />

umsetzen, da hier einerseits Besprochenes und Erfahrenes sowohl im<br />

Betrieb als auch in der Freizeit eingeübt, andererseits aber auch<br />

außerschulische Lebens- und Handlungszusammenhänge im Unterricht<br />

aufgegriffen und reflektiert werden. Seine zentrale Aufgabe ist<br />

die personale Glaubens- und Gewissensbildung, die eben nicht nur<br />

die individuelle Lebensgestaltung des jungen Menschen in privaten<br />

Lebenssituationen in den Blick nehmen will, sondern auch dessen<br />

Verantwortung für die Aufgaben des beruflichen und öffentlichen<br />

Lebens aufweist. Dabei geht der Religionsunterricht jedoch nicht im<br />

Berufsbezug auf, da Fachlichkeit und überfachliches Lernen, individuelle<br />

und soziale Erfahrungen, Praxisbezug und die Einbeziehung in<br />

das gesellschaftliche Umfeld miteinander zu verknüpfen sind. Religionsunterricht<br />

in der Berufsschule kann seine Lebensrelevanz einbringen,<br />

indem er Kenntnisse vermittelt, Zusammenhänge erschließt und<br />

christliche Deutungen eröffnet, „die für außerunterrichtliches Leben<br />

funktional sind und eine Partizipation an politischen, ökonomischen,<br />

kulturellen und natürlich religiösen Strukturen und Institutionen<br />

erleichtern oder gar erst ermöglichen“ 20 .<br />

Anmerkungen<br />

1 Vgl. dazu besonders Stratomeier, Religionsunterricht, 74–224.<br />

2 Vgl. MSWF, APO-BK, § 1 (3).<br />

3 Winger, Kompetenz I, 228.<br />

4 Vgl. ders., Kompetenz II, 228.<br />

5 Bildungsrat, Empfehlungen, 49. Damit wurden schon vom Bildungsrat die drei Kompetenzbereiche<br />

definiert, die auch heute maßgeblich zur Bestimmung von Handlungskompetenz<br />

herangezogen werden.<br />

6 Mertens, Schlüsselqualifikation, 566.<br />

7 Sekretariat der KMK, Handreichungen, 9.<br />

8 Vgl. Bader, Handlungskompetenz, 70 f.; Bader/Müller, Leitziel, 178; Pätzold, Fächer, 40;<br />

Schelten, Aufgaben, 14.<br />

9 Vgl. Bader, Handlungskompetenz, 72. So sieht es auch die gemeinsame Erklärung „Berufsausbildung<br />

in Nordrhein-Westfalen: Kompetenzbildung mit Religionsunterricht“.<br />

Vgl. dazu Büro, Kompetenzbildung, Nr. 3 und Nr. 4.<br />

10 Bader, Handlungskompetenz, 73.<br />

11 Vgl. dazu ebd. 79.<br />

12 Büro, Kompetenzbildung, Nr. 6.<br />

13 Vgl. dazu ebd.<br />

14 MSW, Katholische Religionslehre, 14.<br />

15 Vgl. Pätzold, Fächer, 40.<br />

16 Vgl. ebd. 41 f.<br />

17 Jakobi, Paradies, 7.<br />

18 Pätzold, Fächer, 51.<br />

19 Ebd. 52.<br />

20 Wächter, Handlungsorientierung, 46.<br />

Literatur<br />

Bader, R., Berufliche Handlungskompetenz und ihre didaktischen Implikationen, in: Comenius-Institut<br />

u. a. (Hgg.), Handbuch Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen, Gütersloh<br />

1997, 69–80.<br />

Ders./Müller, M., Leitziel der Berufsbildung: Handlungskompetenz, in: Die berufsbildende<br />

Schule, 54 (2002) 176–182.<br />

Büro der Evangelischen Landeskirchen Düsseldorf/Katholisches Büro <strong>NRW</strong>, Kommissariat der<br />

Katholischen (Erz-)Bistümer in <strong>NRW</strong> (Hgg.), Berufsausbildung in Nordrhein-Westfalen:<br />

Kompetenzbildung mit Religionsunterricht. Gemeinsame Erklärung der (Erz-)Bistümer und<br />

der evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen, des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

Landesbezirk Nordrhein-Westfalen, der Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände<br />

Nordrhein-Westfalen, der Vereinigung der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-<br />

Westfalen, des Westdeutschen Handwerkskammertages und des Nordrhein-Westfälischen<br />

Handwerkstages, Düsseldorf 42004.<br />

Deutscher Bildungsrat, Empfehlungen der Bildungskommission: Zur Neuordnung der Sekundarstufe<br />

II. Konzept für eine Verbindung von allgemeinem und beruflichem Lernen, Bonn<br />

1974.<br />

Jakobi, J., Zwischen Paradies und Apokalypse. Religionsunterricht im Berufskolleg, Münster<br />

1998.<br />

Mertens, D., Schlüsselqualifikation. Thesen zur Schulung für eine moderne Gesellschaft, in:<br />

ders. (Hg.), Wirtschaft – Arbeit – Beruf – Bildung. Schriften und Vorträge 1968 bis 1987, Nürnberg<br />

1991, 559–572.<br />

Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.), Lehrplan<br />

für das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen: Katholische Religionslehre. Fachklassen des<br />

dualen Systems der Berufsausbildung, Düsseldorf 2007.<br />

Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.),<br />

Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs<br />

(Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg – APO-BK) vom 26.5.1999, Düsseldorf<br />

1999.<br />

Pätzold, G., Fächer des berufsübergreifenden Bereichs im Kontext beruflicher Erstausbildung,<br />

in: rabs, 29 (1997) 39–55.<br />

Schelten, A., Aufgaben der Berufsschule, in: Wirtschaft und Berufserziehung, 50 (1998) 13–16.<br />

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik<br />

Deutschland (Hg.), Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre<br />

Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe.<br />

Vom 5.2.1999, Bonn 2000.<br />

Stratomeier, H.-J., Religionsunterricht an der Berufsschule – im Spiegel seiner Lehrplanentwicklung.<br />

Von der katechetischen Unterweisung zum adressaten- und berufsbezogenen Religionsunterricht,<br />

Münster 2009.<br />

Wächter, J.-D., Handlungsorientierung. Ansätze, Perspektiven, Grenzen, in: rabs, 30 (1998)<br />

42–47.<br />

Winger, W., Kompetenz I. Begriff, in: Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 6: Kirchengeschichte<br />

bis Marxismus, Freiburg/B. u. a. 1997, 228.<br />

Ders., Kompetenz II. Theologisch-ethisch, in: Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 6: Kirchengeschichte<br />

bis Marxismus, Freiburg/B. u. a. 1997, 228–229.<br />

Hermann-Josef Stratomeier <br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


8<br />

BERICHTE<br />

WISSENSCHAFTSBEITRAG<br />

Nachgehende Differenzierung<br />

Das Problem<br />

Wenn es um innere Differenzierung (Binnendifferenzierung) geht, ist<br />

die Diskussionslage etwas diffus. Es gibt vielerlei Ideen und Praxisberichte,<br />

die sich aber unter systematischer Perspektive häufig schwer<br />

einordnen lassen. Eine Grundidee ist immer wieder, dass über<br />

Wochenpläne, Freiarbeitsmaterialien, Bearbeitungsvielfalt das<br />

Lernen aus einer strengen Linearität (alle folgen nach dem Geleitzugprinzip<br />

dem Unterricht des Lehrers / der Lehrerin) zu befreien,<br />

um das selbstständige und eher interessenorientierte Lernen zu<br />

fördern. Die Frage ist, ob diese hehre und im Prinzip zu befürwortende<br />

Idee ausreicht, um das Thema „innere Differenzierung“<br />

entscheidend voranzubringen. Wenn z. B. wohlgemeinte Differenzierungsmaßnahmen<br />

ständig durch Leistungsbewertungsverfahren<br />

„abgefangen“ werden, die von allen Schüler(innen)n einer Klasse<br />

einheitlich und zu immer dem gleichen Zeitpunkt absolviert werden<br />

müssen, könnte man diese Differenzierungsaktivitäten unter der<br />

Rubrik „aufgelockerter Unterricht“ rubrizieren. Ein löbliches, aber zu<br />

kurz greifendes Anliegen!<br />

Systematisierung<br />

Es ist daher dringend notwendig, eine Systematisierungshilfe zu<br />

entwickeln, die dem Anliegen „erfolgreicheres Lernen durch Differenzierung“<br />

folgt. Der Vorschlag ist folgender:<br />

• Mit dem Begriff der nachgehenden Differenzierung werden alle<br />

Maßnahmen gefasst, die dem herkömmlichen lehrerorientierten<br />

vermittelnder arbeitenden Unterricht folgen und der zentralen<br />

Intention dienen, die Lernprozesse der Schüler/-innen zu den für<br />

alle gesetzten Lernzielen möglichst erfolgreich zu gestalten, um<br />

dann die in absehbarer Zeit angesetzten Leistungskontrollen positiv<br />

bestehen zu können. Das heißt, differenzierende Maßnahmen<br />

sind zweckorientiert. Sie sollen besser als der lehrerorientierte<br />

Unterricht gesetzte Lernziele erreichen helfen.<br />

• Der Differenzierungsansatz ist grundsätzlich ein anderer, der über<br />

die Differenzierung der Lernziele (für die einen anspruchsvoller<br />

und komplexer, für die anderen weniger anspruchsvoll und<br />

einfacher) Lernprozesse initiiert. In der Konsequenz dieses Ansatzes<br />

liegt der Verzicht auf gleiche Klassenarbeiten für alle Schüler/-innen<br />

einer Klasse (Konzept der Zieldifferenzierung).<br />

• Ein dritter Ansatz liegt vor, wenn an eine vielfältige und arbeitsteilige<br />

Lernarbeit zu Unterrichtsthemen gedacht ist (Bearbeitungsdifferenzierung),<br />

wenn interessen- und wahlorientiert gearbeitet<br />

werden soll. Das bei diesem Ansatz häufig ungelöste Problem ist<br />

mit der Frage zu formulieren: Was sollen denn am Ende alle kennen<br />

und können und in welcher Weise sind exemplarisch zu denkende<br />

Schwerpunkte (von Gruppe zu Gruppe, von Schüler zu Schüler<br />

unterschiedlich) mit elementarem Allgemeinwissen für alle zu<br />

verbinden?<br />

• Wiederum anders ist der Differenzierungsansatz, der die Ziele,<br />

Kompetenzen und Lernbereiche vorgibt und den Lernenden dann<br />

freistellt, die Lernwege und -aktivitäten selbstständig in Richtung<br />

der Vorgaben zu organisieren, dabei sowohl die Wege wie die Zeit<br />

als auch die Leistungskontrollen in die Entscheidung/Planung der<br />

Lernenden gibt. Mit dem Begriff des kompetenzorientierten<br />

Unterrichts wird dieser Ansatz belegt. Er wird Zukunft haben. Wenn<br />

man ihn konsequent verfolgt, wird sich die Heterogenität der Lernstände<br />

(sie ist gewollt!) und die Differenziertheit der Lernarbeit in<br />

einer Klasse verstärken. Ein Schüler bearbeitet den Mathematikstoff<br />

des 5. Schuljahres, ein anderer ist möglicherweise schon beim<br />

Mathematikstoff des 6. Schuljahres). Es handelt sich um die Variante<br />

der sog. freigebenden Differenzierung.<br />

Die These ist, dass es für die innere Differenzierung diese vier Ansätze<br />

gibt. In der konkreten Realisierung müssen sich praktische Differenzierungsmaßnahmen<br />

nach dem einen oder anderen Ansatz identifizieren<br />

lassen. Sonst wäre Zufälligkeit das Prinzip! Für die äußere Differenzierung<br />

ist die Problemlage eine andere. Sie wird hier nicht<br />

verfolgt.<br />

Konkrete Subkonzepte nachgehender Differenzierung<br />

Hat man den Orientierungsrahmen, kann man sich auf die Frage<br />

einlassen, welche Varianten/Subkonzepte für die nachgehende Differenzierung<br />

denkbar sind. Einige sollen dargestellt werden.<br />

1. Der UNIT-Plan<br />

Gewissermaßen ein klassischer Fall von nachgehender Differenzierung<br />

ist der sog. UNIT-Plan im Fremdsprachenunterricht. Dieser ist<br />

zumeist lehrgangsmäßig organisiert und an einem Lehrwerk orientiert.<br />

Wenn man davon ausgehen kann, dass eine UNIT (eine Unterrichtseinheit,<br />

eine Lektion) Lernziele in Bezug auf Wortschatz, Grammatik,<br />

Textverständnis, Lesevermögen genügend genau expliziert,<br />

können die zur Verfügung stehenden Vokabellisten, Zusammenstellungen<br />

von Redemitteln, Tonkassetten, Hörtexte u. a. m. Grundlage<br />

für einen Set sog. activities (Aufgaben) sein. Alle Schüler/-innen<br />

bekommen eine Liste mit den activities. Sie enthält Ankreuzungsmöglichkeiten<br />

(verpflichtend/wahlfrei). Die activities gliedern sich<br />

nach den entsprechenden Inhalten der UNIT: z. B. 1. Reading (Höre<br />

dir den Text an und lies ihn dabei leise mit! Versuche, alles zu verstehen.<br />

Wenn du Wörter nicht kennst, schlage auf Seite 159/160 oder im<br />

alphabetischen Wörterverzeichnis nach! usw.) 2. Grammar (simple<br />

past): Es geht darum, den Gebrauch des simple past zu lernen (die<br />

Regeln dazu stehen im Buch auf S. 32/33. Gehe sie ggf. noch einmal<br />

durch! Schreibe dann die Sätze zu „What things did she do last week?<br />

usw.) 3. Writing (Schreibe einen Text zum Thema „clothes“! Die Seiten<br />

92/93 in deinem Buch und S. 43 in deinem Workbook geben dir Anregungen,<br />

usw.)<br />

Unter dem Differenzierungsaspekt ist wichtig, dass die activities nicht<br />

einfach vorgeschrieben werden (fremdbestimmtes Arbeiten),<br />

sondern dass sie ein Angebot sind, aus dem Schüler/-innen nach<br />

Maßgabe der Einschätzung ihres Könnens/Noch-nicht-Könnens, ihrer<br />

Fehler activities wählen, die sie zur Vervollständigung ihrer Lernprozesse<br />

bringen. Dafür brauchen sie ein verlässliches Instrument. Das<br />

kann ein Kompetenzraster sein oder, wenn ein solches noch nicht<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


BERICHTE<br />

9<br />

vorliegt, die nächste Leistungskontrolle, die die Anforderungen<br />

aufzeigt. Die Grundidee hier also ist, Lernzeiten und Lernangebote für<br />

die Nachsteuerung des eigenen Lernprozesses zu geben, um das,<br />

was aus der gemeinsamen Erarbeitung noch unvollständig/fehlerhaft<br />

ist, zu lernen.<br />

2. Arbeits- und Übungsstunden (Silentium, Hausaufgabenhilfe)<br />

Vor allem an Ganztagsschulen, aber zum Teil auch an anderen Schulen<br />

gibt es am frühen Nachmittag Arbeits- und Übungsstunden,<br />

Silentien, Hausaufgabenhilfe. Sie werden genutzt anstelle der sonst<br />

üblichen Hausaufgaben, bieten aber auch Zeit für andere Lernanliegen.<br />

Bekannt ist, dass Hausaufgaben unter didaktisch-methodischen<br />

Gesichtspunkten häufig ein Problem darstellen. Immer wieder wird<br />

konstatiert, dass sie kaum Lerneffekte haben. Sie werden häufig recht<br />

lieblos und in großer Eile am Ende einer Unterrichtsstunde gestellt.<br />

Sie schließen nicht paßgenau an die Lernstände der Schüler/-innen<br />

an und werden routiniert und ohne großes Engagement erledigt.<br />

Individuell oder mindestens gruppenweise gestellte Hausaufgaben<br />

gibt es selten. Hier liegt also ein ungenutztes Feld nachgehender<br />

Differenzierung (vgl. Abb. 1: Erarbeitender Unterricht):<br />

Abb. 1: Erarbeitender Unterricht<br />

Die Zeitmargen der genannten schulischen Veranstaltungen sind<br />

über das Schuljahr hinweg gesehen beträchtlich. Deshalb wäre es<br />

sinnvoll, sie in den skizzierten Rahmen zu bringen mit der Chance,<br />

das Lernen nachgehend und gezielt zu fördern.<br />

3. Paralleles Arbeiten – eine Form der inhaltlichen<br />

Differenzierung<br />

Immer wieder spannend ist die Frage, inwieweit eine qualitativinhaltliche<br />

Differenzierung möglich wäre. Diese Differenzierungsvariante<br />

ist vor allem für die Sachunterrichtsfächer interessant. Die<br />

Grundidee ist hier, unter einer gemeinsamen Fragestellung unterschiedlich<br />

schwere Texte anzubieten, die in ihrem Informationsgehalt<br />

in den wesentlichen Punkten übereinstimmen, sich aber in der<br />

Diktion, in der Fülle der Details und im Abstraktionsgrad unterscheiden.<br />

Die Texte könnten als leicht, mittel oder schwer gekennzeichnet<br />

werden (vgl. Texte und Aufgaben in den blauen Kästen). Die Schüler<br />

sehen sich zunächst alle Texte an, um selbst entscheiden zu können,<br />

mit welchem Text sie arbeiten wollen. Die Fähigkeit der Selbsteinschätzung<br />

wird dabei immer wieder ein Problem sein. Aus der<br />

Perspektive einer nachgehenden Differenzierung ist aber wichtig,<br />

dass es nicht nur darum geht, dass schließlich alle im gemeinsamen<br />

Gespräch Beiträge einbringen können, sondern dass auch den Bearbeitern<br />

des leichten Textes das Erreichen der Fundamentum-Lernziele<br />

möglich wird. Innere Differenzierung heißt nicht „Abkoppelung“<br />

in verschiedene Anspruchs- und Leistungslevels, sondern unterschiedlich<br />

anspruchsvolle Zugänge zu einer Thematik anzubieten, um<br />

die Lernzielerreichung zu ermöglichen. An einem Beispiel (nächste<br />

Seite) sei dies zusammen mit den Konsequenzen, die dieser Ansatz<br />

hat, verdeutlicht.<br />

Man sieht in der Übersicht auf der nächsten Seite, dass die Textangebote<br />

recht unterschiedlich im Anspruch sind (Umfang, Sprache,<br />

Detailreichtum). Das Lernziel ist für alle gleich: Im Rahmen des<br />

Themas „Leben im Mittelalter“ – Unterthema „Grundherrschaft“ –<br />

sind hier die Abgaben und Arbeiten, die Bauern zu leisten hatten,<br />

mithilfe der Texte zu identifizieren. Dies soll im Prinzip mit allen drei<br />

Texten möglich sein. Natürlich könnte es bei einer sog. Bearbeitungsdifferenzierung<br />

bleiben (von dem jeweils gewählten Text kann<br />

jeder von seinen Ergebnissen berichten). Ein wesentliches Problem<br />

aber bliebe unberücksichtigt: Kann diese Variante der Differenzierung<br />

bis zur Leistungsbewertung durchgehalten werden? Nimmt man die<br />

innere Differenzierung ernst, kann sie nicht durch eine für alle gleiche<br />

Leistungsbeurteilung wieder „eingeebnet“ werden (wir arbeiten zwar<br />

an unterschiedlich schweren Texten, die Klassenarbeit aber ist für alle<br />

wieder gleich). Dieses Problem war früher schon angesprochen<br />

worden. In zweierlei Hinsicht entstünden Ungerechtigkeiten. Mit dem<br />

leichten Text müsste man alle erreichbaren Punkte erlangen können.<br />

Wer sich für den schweren Text entschieden hat, hat im Grunde<br />

nichts davon. Deshalb wird hier die Differenzierungsfrage bis zu einer<br />

differenzierten Leistungsbewertung geführt.<br />

Der Vorschlag, der im Übrigen den Schülern von vornherein mit der<br />

Aufgabenstellung und den Texten bekanntgemacht werden müsste,<br />

ist folgender. Es wird ein Bewertungsschema folgenden Inhalts den<br />

Aufgaben und Texten hinzugefügt:<br />

Bewertungsschema<br />

• Es sind bei der erfolgreichen Bearbeitung der Aufgaben insgesamt<br />

20 Punkte zu erreichen.<br />

• Je 4 Punkte gibt es für die vollständige (dem Text entsprechend)<br />

Nennung der jährlichen Abgaben, Frondienste und weiteren Belastungen.<br />

• 4 Punkte gibt es zusätzlich bei der Wahl des mittelschweren Textes.<br />

• 8 Punkte gibt es zusätzlich bei der Wahl des schweren Textes.<br />

• Die Umsetzung in Noten erfolgt nach diesem Schema:<br />

Tabelle Bewertungen<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


10<br />

BERICHTE<br />

Abb. 2: Gemeinsam erarbeitender Unterricht<br />

Das heißt, der Schüler, der sich noch nicht viel zutraut, kann mit der<br />

Bearbeitung des leichten Textes bis zu einem ,Befriedigend’ kommen.<br />

Mit dem mittelschweren und schweren Text ist ein ,Gut’ oder ,Sehr<br />

gut’ möglich. Natürlich könnte man die Punktansetzung auch variieren.<br />

Hier geht es um ein Beispiel, dessen Darstellung im Übrigen auch<br />

großrahmiger verwendet werden könnte (ganze Unterrichtseinheiten,<br />

Module). Die innere Differenzierung – hier in der Variante des<br />

parallelen Arbeitens – soll die Chancen des zielerreichenden Lernens<br />

verbessern, dem Schüler seine temporär eingeschätzten Bearbeitungslevel<br />

sichern.<br />

4. Doppelinstruktionen: Karteisysteme/Computerlernprogramme<br />

Bekannt ist das Phänomen, dass bei einer Erstinstruktion durch einen<br />

Lehrer / eine Lehrerin – auch wenn sie gut gemacht ist – längst nicht<br />

alle Schüler/-innen einer Klasse das Neue gleich verstehen, es sich noch<br />

nicht gleich aneignen können. Von daher ist eine schnelle nachgehende<br />

Instruktion bzw. Übung/Wiederholung für einen erfolgreichen Lernprozeß<br />

ganz wichtig. Sie ist heutzutage leicht zu realisieren mit Hilfssystemen<br />

wie Karteikartensystemen oder Computerlernprogrammen.<br />

Instruktions-, Übungs- und Wiederholungskarteien gibt es für<br />

verschiedene Lernbereiche (Rechtschreiben, Schriftgestaltung,<br />

Mathematik, Sachunterricht). Computerlernprogramme stehen ebenfalls<br />

für viele Lernanliegen bereit und sind durch ihre einfallsreiche<br />

Gestaltung (Instruktionen, Fragen, unmittelbare Antwortkontrolle,<br />

Bestätigung/Lob, systematische Fehleranalyse, Motivationselemente,<br />

interaktive Strategien) mehr noch als Karteisysteme für individuelles<br />

Lernen geeignet.<br />

Unterrichtlich gesehen sind drei Bedingungselemente wichtig:<br />

Einmal sind regelmäßig individuelle Lernzeiten (1) einzurichten (bei<br />

einem Langfach mit vier Wochenstunden z. B. mit einem 3+1- oder<br />

gar 2+2-Modell). Drei oder zwei Stunden dienen dem herkömmlichen<br />

Unterricht, ein oder zwei Stunden pro Woche sind für das individuelle/kooperative<br />

Lernen reserviert. Zweitens müssen genug Lernangebote<br />

(genügend viele Karteiexemplare, genügend viele Computerlernplätze<br />

oder Laptops) vorhanden sein (2). Drittens – und dies wird<br />

bis heute häufig vernachlässigt – müssen die temporären Lernstände<br />

und die direkt anschließenden Lernangebote zur Passung gebracht<br />

werden, wenn das individuelle Lernen nicht zufällig bleiben soll (3).<br />

Das ist vielleicht der schwierigste Punkt. Wenn ein Lehrer einschätzen<br />

bzw. diagnostizieren kann, wo ein Schüler steht (Verständnis, Fehlerhäufigkeiten,<br />

Lernschwierigkeiten), kann er die Passung herbeiführen.<br />

A la longue ist es sicher besser, selbstreferenzielle Kompetenzen zu<br />

fördern und dafür selbstdiagnostische Angebote zu machen. Das<br />

heißt, dass ein Schüler selbst sein Können bzw. seine Schwierigkeiten<br />

identifizieren lernen muss, um zu wissen, zu welchen Karteiteilen bzw.<br />

Lernprogrammen er greifen muss. Wenn z. B. in Mathematik mit der<br />

Erarbeitung des neuen Stoffes die dazugehörende Leistungskontrolle<br />

von vornherein bekanntgemacht wird, kann er an den Aufgaben der<br />

Leistungskontrolle ausprobieren, ob er sie schon lösen kann oder<br />

eben noch nicht. Wenn die „Schlüssel“ zu Lernhilfen (Karteien,<br />

Computerlernprogramme) leicht nachvollziehbar sind, kann er zügig<br />

die im Moment notwendigen Lernhilfen finden. An den Wänden des<br />

Klassenraums hängen in großer Schrift geschrieben die Inhaltsverzeichnisse<br />

mit den entsprechenden Fundstellen, sodass der Zugriff<br />

ohne längeres und evtl. unsystematisches Suchen möglich wird.<br />

Lässt sich dieses didaktische Konstrukt (Selbstdiagnostik und Selbstorganisation<br />

des Lernens) mithilfe der genannten Elemente realisieren,<br />

bekommt das den Lernprozess vervollständigte Lernen eine<br />

ganz eigene Qualität, mit Sicherheit eine höhere Effektivität. Erst- und<br />

Zweitinstruktion schaffen bessere Voraussetzungen. Im Schema<br />

noch einmal verdeutlicht:<br />

Kurze Bilanz<br />

Die Idee der nachgehenden Differenzierung wird sicher häufig realisiert.<br />

Sie dient im Grundsatz dazu, noch unvollständige Lernprozesse<br />

zu einer den Unterrichtszielen entsprechenden Vollständigkeit zu<br />

bringen. Bleibt sie auf die Eröffnung von Wegen beschränkt, ist<br />

immer die Gefahr, dass sie nicht besonders effektiv ist. Die hier entwickelten<br />

Vorschläge sollen Abhilfe schaffen. Die didaktische Hoffnung<br />

ist nicht klein: Wenn der Unterricht nur einfallsreich genug ist, kann<br />

der größte Teil der Schüler/-innen einer Klasse die gesetzten Lernziele<br />

erreichen! Die Infrastrukturen des Unterrichts müssen dafür wohl<br />

noch genauer ausgearbeitet werden. Die vier explizierten Vorschläge<br />

sollen dafür eine Hilfe sein. Bei näherem Zusehen zeigt sich, dass sie<br />

im Detail gar nicht so leicht zu realisieren sind. Um des erfolgreichen<br />

Lernens willen aber lohnt es sich, in diese Richtung zu arbeiten!<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


BERICHTE<br />

11<br />

Leichter Text<br />

Aus einer alten Urkunde erfahren wir, dass die Bauern des Dorfes<br />

Münchweiler am Schwarzwald im 12. Jh. gegenüber dem nahe gelegenen<br />

Kloster St. Marien (heute Ettenheimmünster) eine große Zahl von<br />

Verpflichtungen hatten. Jeder Bauer, der einen Hof besaß, musste alljährlich<br />

im November den Mönchen ein Schwein abliefern. Dazu kamen im<br />

Dezember zwei Scheffel (etwa zwei Sack) Hafer und im Frühjahr Hühner<br />

und Eier.<br />

Außerdem war er an zwei Tagen in der Woche zur Arbeit auf den Feldern<br />

des Klosters verpflichtet. Wer einen Pflug oder einen Zugochsen besaß,<br />

musste damit viermal im Jahr für das Kloster pflügen. Die Frau des Bauern<br />

hatte jährlich ein großes Stück Tuch zu weben, bekam die Wolle allerdings<br />

vom Kloster gestellt.<br />

Mittlerer Text<br />

Den Umfang der Abgaben und Dienste kann man einem Bericht des<br />

Klosters Prüm in der Eifel aus dem Jahr 893 entnehmen. Zu diesem Kloster<br />

gehörten auch 30 hörige Bauern in Rommersheim. Einer dieser Bauern war<br />

Widrad. Von ihm schreibt der Abt des Klosters:<br />

Widrad gibt an das Kloster jedes Jahr 1 Eber, 1 Pfund Garn, 3 Hühner, 18<br />

Eier. Er fährt 5 Wagenladungen von seinem Mist auf unsere Äcker, bringt 5<br />

Bündel Baumrinde für die Beleuchtung und fährt 12 Wagenladungen Holz<br />

zum Kloster. Dieses Holz dient im Winter zum Heizen. Ferner liefert Widrad<br />

50 Latten und 100 Schindeln für Dachreparaturen. Sein Brot bäckt Widrad<br />

in unserem Backhaus und das Bier braut er in unserem Brauhaus. Hierfür<br />

zahlt er an das Kloster eine Gebühr. Eine Woche in jedem Jahr verrichtet er<br />

Hirtendienst bei unserer Schweineherde im Wald. Er bestellt 3 Morgen<br />

Land das ganze Jahr hindurch, jede Woche 3 Tage. Das bedeutet: Er muss<br />

bei der Einzäunung unserer Äcker und Weiden helfen, zur rechten Zeit<br />

pflügen, säen, ernten und die Ernte in die Scheune bringen. Bis zum<br />

Dezember, wenn das Getreide gedroschen wird, muss er es mit anderen<br />

Hörigen bewachen, damit es nicht von Brandstiftern angezündet wird.<br />

Wachdienst muss ebenfalls geleistet werden, wenn der Abt kommt, um ihn<br />

vor nächtlicher Gefahr zu beschützen. Wenn Widrad 15 Nächte den Wachdienst<br />

verrichtet, das Heu geerntet und auf unseren Äckern gepflügt hat,<br />

erhält er in einem guten Erntejahr Brot, Bier und Fleisch; in anderen Jahren<br />

erhält er nichts. Die Frau Widrads muss leinene Tücher aus reinem Flachs<br />

anfertigen, acht Ellen lang und zwei Ellen breit. Sie fertigt daraus die Hosen<br />

für die Mönche an.<br />

Aufgaben für alle<br />

1. Wähle einen Text aus; wenn dir die Entscheidung schwerfällt, sprich mit<br />

mir darüber.<br />

2. Lies den Text sorgfältig durch. Verschaffe dir einen Überblick über<br />

Abgaben und Arbeiten, die Bauern im Mittelalter zu leisten hatten.<br />

Richte dir eine Tabelle ein und fülle sie aus.<br />

3. Welche weiteren Belastungen gab es für die Bauern? Trage auch sie in<br />

deine Tabelle ein!<br />

Schwerer Text<br />

In dem Güter- und Abgabenverzeichnis (= Urbar) des Grafen von Ravensberg,<br />

dem sog. „Ravensberger Urban“ aus dem Jahr 1556, ist über den<br />

Besitzer eines alten und großen Hofes in der Nähe von Bielefeld Folgendes<br />

ausgeführt:<br />

Johann Meier zu Selhausen ist ein Vollspänner 1 , er ist dem Gnädigen<br />

Herrn 2 zu eigen, aber Weib und Kinder gehören dem Stift Schildesche 3 zu<br />

eigen. Die Abgaben bei Erbteilung und Besitzwechsel stehen also meinem<br />

Gnädigen Herrn (des Mannes wegen) und dem Jungfrauenstift von Schildesche<br />

(der Frau wegen) zu. Die Hofstelle umfasst Haus, Garten und einen<br />

Graben um das Haus.<br />

Saatland: 2 große, 6 mittlere und 6 kleine Felder von insgesamt 22 Molt 4<br />

Roggen.<br />

Mast 5 : Wenn es gut wächst, hat er für 50 Schweine Mast im Eichenwald; im<br />

Buchenwald hat er, wenn es voll trägt, für 200 Schweine Mast. Sieben<br />

Männer haben das Recht zur Mastzeit jeweils 7 Schweine in den Berg der<br />

Buchenmast zu treiben, nämlich Johann zur Westerheide, … Dieselben<br />

dürfen auch im Berg abgestorbenes und herumliegendes Holz zum Feuern<br />

sammeln…<br />

Wiese: Eine Wiese von 6 Fuder Heu.<br />

Teiche und Weiher: Alter Hofteich und Backhausteich sowie zwei Wasserlöcher<br />

von geringem Wert.<br />

Sonstiger Grundbesitz: 3 Waldstücke.<br />

Jährliche Abgaben: Gibt meinem Gnädigen Herrn 7 Goldgulden 6 und 10<br />

Schillinge, 4 Scheffel Roggen, 1 Molt Hafer, 3 Schuldschweine, 1 Schlachtkuh,<br />

1 Schaf, wenn er es hat, 3 paar Hühner; dem Jungfrauenstift zu Schildesche<br />

gibt er 3 Molt Gerste, 8 Molt Hafer minus 3 Scheffel, 3 Scheffel<br />

Weizen, gibt ihnen auch den 9. Teil von einem Fass Butter, 16 Schillinge<br />

Opfergeld, 2 Paar Hühner, 4 Schafe. Deshalb zahlt er keinen Zehnten; von<br />

den obengenannten Köttern 7 nimmt er den Zehnten.<br />

Dienst: Tut meinem Gnädigen Herrn jede Woche einmal mit dem Gespann<br />

Dienst.<br />

1<br />

Hof mit vollständigem Pferdegespann, d. h. mit vier Pferden.<br />

2<br />

Graf von Ravensberg<br />

3<br />

Damenstift bei Bielefeld<br />

4<br />

Das Hohlmaß „Molt“, dem 12 Scheffel entsprechen, wird hier als Flächenmaß<br />

benutzt. Weil es für eine bestimmte Menge Getreide zur Aussaat notwendig<br />

war, hat man früher häufig Hohlmaße auch als Flächenmaße benutzt. 1<br />

Scheffel = ca. 41 Liter<br />

5<br />

Die Schweine wurden mit Eicheln und Bucheckern der Wälder gefüttert, d. h.<br />

„gemästet“.<br />

6<br />

1 Gulden = 18 Schilling; zur Orientierung: 1 Pferd war 3 Gulden, 1 Kuh<br />

2 Gulden wert.<br />

7<br />

Bewohner eines kleinen Bauernhauses (Kotten); die sieben Kötter hatten<br />

zusammen ca. 15 Molt Saatland.<br />

Literatur<br />

Bönsch, M.: Praxishandbuch Gute Schule. Baltmannsweiler 2000<br />

Bönsch, M.: Nachhaltiges Lernen durch Üben und Wiederholen. Baltmannsweiler<br />

2005<br />

Bönsch, M.: Gesamtschule. Die Schule der Zukunft mit historischem<br />

Hintergrund. Baltmannnsweiler 2006<br />

Bönsch, M. (Hrsg.): Selbstgesteuertes Lernen in der Schule. Braunschweig<br />

2006<br />

Bönsch, M.: Variable Lernwege. Ein Lehrbuch der Unterrichtsmethoden.<br />

St. Augustin 2008, 4. Aufl.<br />

Bönsch, M.: Intelligente Unterrichtstrukturen. Baltmannsweiler 2008,<br />

3. Aufl.<br />

Freytag, G.: Leistungsdifferenziert interpretieren und produzieren? In:<br />

Praxis Schule 5–10, 1993, S. 18–22<br />

Hanke, P.: Öffnung des Unterrichts in der Grundschule. Münster 2005<br />

Hein, A. K.: Differenzierung. In: Jürgens, E. / Standop, J. (Hrsg.):<br />

Taschenbuch Grundschule, Bd. 1. Baltmannsweiler 2008<br />

Heinzel, F. / Prengel, A. (Hrsg.): Heterogenität, Integration und Differenzierung<br />

in der Primarstufe. Opladen 2002<br />

Klafki, W. / Stöcker, H.: Innere Differenzierung des Unterrichts. In: Klafki, W.:<br />

Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Weinheim/Basel 1996, 5. Aufl.<br />

Meister, H.: Differenzierung von A–Z. Stuttgart 2000<br />

Meyer, Chr. / Schittko, K.: Berichte aus Gesamtschulen in Niedersachsen:<br />

Innere Differenzierung und fächerübergreifender Unterricht.<br />

Hannover o. J., hrsg. vom Niedersächs. Kultusministerium<br />

Paradies, L. / Linser, H. J.: Differenzieren im Unterricht. Berlin 2001<br />

Prengel, A.: Pädagogik der Vielfalt. Opladen 2006, 3. Aufl.<br />

Preuß, E. (Hrsg.): Zum Problem der inneren Differenzierung. Bad<br />

Heilbrunn 1976<br />

Schaare, J.: Zum Einsatz von Arbeitskarteien im Unterricht. In: Grundschule,<br />

1993, S. 19–20<br />

Wahl, D.: Lernumgebungen erfolgreich gestalten. Bad Heilbrunn, 2006, 2. Aufl.<br />

Prof. Dr. Manfred Bönsch <br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


12<br />

BERICHTE<br />

KARL-SCHILLER-BERUFSKOLLEG, DORTMUND<br />

Wenn Wirtschaft lebendig wird ...<br />

... dann gründen Schüler des Karl-Schiller-Berufskollegs in Dortmund virtuelle Unternehmen<br />

Dass Wirtschaft nicht langweilige Theorie sein muss, sondern höchst<br />

spannende Praxis sein kann, haben zwanzig Schülerinnen und Schüler<br />

der Jahrgangsstufe 13 des Bildungsgangs Allgemeine Hochschulreife<br />

am Karl-Schiller-Berufskolleg in Dortmund erfahren. Sie nahmen<br />

seit dem Schuljahr 2006/2007 mit ihrem Differenzierungskurs an<br />

einem dreijährigen Comenius-Schulprojekt teil, das von der Europäischen<br />

Union im Rahmen des Programms „Lebenslanges Lernen“<br />

unterstützt wurde. Weitere an dem Projekt beteiligte Schulen waren<br />

zwei Berufskollegs aus Gent und Veurne (Belgien), ein Berufskolleg<br />

aus Imatra (Finnland) sowie ein Berufskolleg aus Lučenec (Slowakei).<br />

In dem Projekt „Be Your Boss – how to start a business of your own in<br />

the EU” haben Schülerinnen und Schüler aus Belgien, Deutschland,<br />

Finnland und der Slowakei gelernt, wie man ein Unternehmen gründet<br />

und leitet, wobei sie Ähnlichkeiten und Unterschiede bei der<br />

Unternehmensgründung in den teilnehmenden Ländern erfahren<br />

haben.<br />

Die Schülerinnen und Schüler gründeten ihre eigenen virtuellen<br />

Unternehmen, erstellten einen Geschäftsplan und untersuchten in<br />

diesem Zusammenhang unterschiedliche gesetzliche Vorgaben wie<br />

z. B. Finanzierung, Besteuerung und staatliche Förderung. Mit ihren<br />

gegründeten virtuellen Unternehmen in den Branchen Getränke,<br />

Bekleidung, Sportartikel sowie Beratung zur Nutzung von regenerativen<br />

Energien haben sie unter Zuhilfenahme der modernen Kommunikationstechnologien<br />

wie z. B. Skype, E-Mail und E-Commerce untereinander<br />

Handel betrieben. Den Abschluss des Projekts bildete eine<br />

reale Handelsmesse in Gent, Sitz der koordinierenden Schule.<br />

Abschlusstreffen am Visitatie Mariakerke, Gent (Belgien), Februar 2009<br />

Im ersten Projektjahr lernten die Schülerinnen und Schüler sich und<br />

die teilnehmenden Partnerländer kennen. „Surprise Boxes“, die<br />

typische Gegenstände über die jeweilige Region enthielten, wurden<br />

an die Partnerschulen verschickt, und ein gemeinsames Logo zur<br />

Förderung der Gruppenidentität wurde ausgewählt.<br />

Im zweiten Projektjahr untersuchten die Schülerinnen und Schüler<br />

Unternehmertum in ihrem eigenen Land und tauschten ihre Erfahrungen<br />

mit den Partnerschulen aus. Das Ergebnis war eine Power-<br />

Point-Präsentation über die „Top 4“-Unternehmen in jeder Region<br />

sowie die gesetzlichen Vorgaben bei einer Unternehmensgründung.<br />

Im dritten Projektjahr gründeten die Schülerinnen und Schüler<br />

schließlich ihre eigenen virtuellen Unternehmen, mit denen sie untereinander<br />

Handel betrieben. Sie erstellten Kataloge, verschiedene<br />

Formulare und eine Website. Auf der Handelsmesse in Gent, die den<br />

Abschluss des gemeinsamen Projekts bildete, konnten sie ihr erworbenes<br />

Wissen anwenden und real untereinander Handel treiben. Im<br />

Verlauf des Projekts haben mehrere Projekttreffen u. a. in Veurne und<br />

Gent (Belgien), Imatra (Finnland), Lučenec (Slowakei) und Dortmund<br />

stattgefunden.<br />

Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 am Karl-Schiller-<br />

Berufskolleg mit dem EU-Abgeordneten Bernhard Rapkay, der<br />

Koordinato rin des Projekts Andrea Wulfert, sowie der stellvertretenden<br />

Schulleiterin Petra Jaeger (v. l.)<br />

Während der Projekttreffen standen nicht nur das Kennenlernen von<br />

anderen Ländern und die gemeinsame Projektarbeit im Vordergrund.<br />

Es fand ferner jeweils ein reger europäischer Austausch über die<br />

Kultur, Politik und unterschiedlichen Schul- und Ausbildungssysteme<br />

statt. Bei den organisierten Betriebsbesichtigungen haben die Schülerinnen<br />

und Schüler Einblicke in die Arbeitswelt der anderen Länder<br />

gewonnen. Durch das am Karl-Schiller-Berufskolleg durchgeführte<br />

Projekt haben sowohl Schüler als auch Lehrer Erfahrungen für ihren<br />

Schulalltag und ihr europäisches Verständnis gesammelt.<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


BERICHTE<br />

13<br />

Die Schülerinnen und Schüler waren für die Zeit des Aufenthalts in<br />

Gastfamilien untergebracht. So lernten sie das Leben in einer ausländischen<br />

Familie kennen, Vorurteile wurden abgebaut und die interkulturelle<br />

Kompetenz wurde gefördert.<br />

Die im Zusammenhang mit dem Projekt entstandenen Kontakte<br />

werden auch nach dem offiziellen Ende des Comenius-Projekts<br />

aufrechterhalten und sollen dazu genutzt werden, untereinander<br />

Praktika für Schülerinnen und Schüler aus den teilnehmenden Partnerschulen<br />

zu organisieren.<br />

Somit hat das von der Europäischen Union geförderte Projekt nachhaltigen<br />

Einfluss auf die jeweiligen Einrichtungen als Ganzes, weil es<br />

die außerunterrichtlichen Aktivitäten an den Partnerschulen belebt<br />

und bereichert.<br />

Interessierte, die ein ähnliches Projekt durchführen möchten, können<br />

sich auf der Website des Projekts informieren. (http://my.twinspace.<br />

etwinning.net/beyourboss)<br />

Andrea Wulfert Handelsmesse in Gent (Belgien), Februar 2009<br />

KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong>N 2, BOCHUM<br />

Europa – Chancen und Risiken für die Jugend<br />

Besuch von Dr. Edmund Stoiber im Rahmen des Projekts „Herausforderung Zukunft“<br />

Was Europa bedeutet, versuchte Stoiber den rund 100 Berufsschülern<br />

zunächst mit einem historischen Rückblick über die Entstehung der<br />

europäischen Gemeinschaft zu verdeutlichen. Doch verweilte er nicht<br />

nur in der Geschichte, sondern verwies auch auf die Möglichkeiten im<br />

heutigen Europa – angefangen bei der Reisefreiheit durch die<br />

Öffnung der Grenzen bis zu den Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Der CSU-Politiker, der zurzeit eine Arbeitsgruppe zum EU-Bürokratie-<br />

V. l.: Lothar Hagemann, Detlev Hofmann (stellv. Schulleiter), David<br />

Fischer, Prof. Dr. Jürgen Gramke, Dr. Meglena Plugtschieva (Botschafterin<br />

der Republik Bulgarien), Sascha Hellen, Ministerpräsident a. D.<br />

Dr. Edmund Stoiber, Maria Anna Reen (Schulleiterin)<br />

„Europa – Chancen und Risiken für die Jugend“ lautete das Thema für<br />

die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines zweistündigen Workshops<br />

an der Kaufmännischen Schule 2 in Bochum. Hierzu hatten sich<br />

der frühere bayerische Ministerpräsident und CSU-Ehrenvorsitzende<br />

Dr. Edmund Stoiber sowie der frühere Staatsminister Prof. Dr. Jürgen<br />

Gramke an dem Berufskolleg, das zu den sechs Partnerschulen des<br />

Projekts „Herausforderung Zukunft“ gehört, eingefunden.<br />

Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


14<br />

BERICHTE<br />

abbau in Brüssel leitet, rief seine jungen Zuhörer dazu auf, stärker<br />

europäisch zu denken und zu handeln: „Europa ist eure Chance!“<br />

Sein Co-Referent, Jürgen Gramke, bedauerte in seinem Beitrag das<br />

fehlende EU-Bewusstsein sowohl in den Familien als auch an Schulen<br />

und Universitäten. Der Ex-Staatsminister ermutigte die Lernenden,<br />

Europa beispielsweise in Form von Austauschprogrammen kennenzulernen.<br />

In der anschließenden Diskussion kamen aber ebenso die Sorgen und<br />

Bedenken der Schüler zu den Schattenseiten der EU-Erweiterung und<br />

der fortschreitenden Globalisierung zum Ausdruck. Insbesondere die<br />

Themen Nokia und Opel und der damit verbundene Verlust bzw.<br />

Abbau von Arbeitsplätzen standen an der Bochumer Schule im<br />

Mittelpunkt. Stoiber wies in diesem Zusammenhang vor allem auf<br />

den enormen Image-Verlust des Handy-Herstellers hin. Andererseits<br />

würde in Deutschland aber auch gerne die Schuld in Europa bei<br />

Misserfolgen gesucht. Er appellierte in diesem Zusammenhang für<br />

ein neues Verhältnis zu Europa.<br />

Thorsten Seifert <br />

BERUFSKOLLEG AN DER LINDENSTRASSE, KÖLN<br />

Das „faire“ Absatzwirtschaftsprojekt!<br />

Die Studierenden der Wirtschaftsfachschule entwickelten ein Kommunikationskonzept für den Weltladen Köln<br />

Mit dem unterrichtsbegleitenden Projekt „Wir erstellen ein Kommunikationskonzept<br />

für den Weltladen Köln“ erlernten die Studierenden<br />

(Schwerpunkt Absatzwirtschaft) am Berufskolleg an der Lindenstraße<br />

die direkte Verknüpfung von Theorie und Praxis. Hierbei lag der<br />

Fokus zum einen auf der Vorbereitung für die eigenständige, praxisbezogene<br />

Studienabschlussarbeit am Ende des fünften Semesters<br />

sowie in der Anwendung und Vertiefung fachtheoretischer Kenntnisse.<br />

Darüber hinaus konnte eine intensive Sensibilisierung sowie<br />

die Förderung der Humankompetenz der Studenten hinsichtlich der<br />

Thematik des fairen und weltweit gerechten Handels erzielt werden.<br />

Zu Beginn des dreimonatigen Projektes lernten die Studierenden<br />

zunächst anhand einer umfangreichen Erkundung und die daran<br />

anschließende informative Gesprächsrunde mit Herrn Matschke<br />

(leitender Mitarbeiter Weltladen Köln), das vielfältige Sortiment und<br />

die außergewöhnliche Philosophie des Weltladens Köln kennen. Als<br />

zusätzliche Arbeitsgrundlage diente den Studierenden ferner ein<br />

profundes schriftliches Briefing, sodass sie in der Lage waren, die Ist-<br />

Situation mithilfe der SWOT-Analyse eigenständig zu generieren.<br />

Unter Beachtung der Positionierung gegenüber dem Wettbewerb<br />

sowie der Kernzielgruppe wurde im Folgenden die Kommunikationsstrategie<br />

für den Projektpartner realisiert. In diesem Zusammenhang<br />

entwickelten die Studierenden eine grundlegende Copy-Strategie,<br />

welche als Ausgangspunkt für die Konzeption der einzelnen Kommunikationsinstrumente<br />

diente.<br />

Vertreter unseres Kooperationspartners Weltladen Köln mit den Studierenden<br />

der WF 73, Schwerpunkt Absatzwirtschaft, und Lehrer<br />

Zum Abschluss des Projektes konnten die Studierenden ihre kreativen<br />

und ideenreichen Kommunikationsmaßnahmen dann erfolgreich<br />

Herrn Matschke und dem Vorstand des Weltladens Köln unter<br />

Verwendung einer Power-Point-Präsentation im BkaL öffentlich<br />

vortragen.<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


BERICHTE<br />

15<br />

Neben der Einführung eines innovativen Online-Shops in Kooperation<br />

mit den Handelspartnern und der Realisierung des „Fairnetzt-<br />

Forum“ im Segment des Online-Marketings fand beim Projektpartner<br />

auch die mögliche Steigerung der Kundenfrequenz durch exklusive<br />

Probier- und Verkostungsmaßnahmen innerhalb des Weltladens im<br />

Rahmen von VKF-Maßnahmen hohen Anklang.<br />

Hier sollten weitergehend, laut Ausarbeitung der Studenten, gezielte<br />

PR-Aktionen wie die Darbietung südamerikanischer Live-Musik oder<br />

Aufführungen von kleineren Theaterstücken zur Thematik eines<br />

gerechteren Handels in den Räumen des Weltladens unterstützend<br />

und vernetzend wirken. Abschließend zog die Beteiligten die<br />

Guerilla-Marketing-Briefeinwurfaktion „Suresh“ in ihren Bann. Die<br />

Studenten konnten in diesem Zusammenhang darlegen, dass durch<br />

Kreativität und Ideenreichtum, aber auch durch geringen finanziellen<br />

Mitteleinsatz spektakuläre Marketing-Aktionen konzipiert werden<br />

können.<br />

Doch die „fairen Wochen“ am BkaL endeten nicht mit der Übergabe<br />

des umfangreichen, schriftlichen Kommunikationskonzeptes an den<br />

Projektpartner oder mit dem positiven Feedback des Weltladens Köln,<br />

einige der von den Studenten entwickelten Kommunikationsmaßnahmen<br />

in der Praxis umsetzen zu wollen. – Sie werden bereits mit<br />

der Planung eines gemeinsamen Standes auf dem Afrika-Schulfest<br />

am BkaL im März 2010 weitergeführt!<br />

Weitere Informationen zum Afrika-Schulfest am Berufskolleg an der<br />

Lindenstraße unter www.bkal.de sowie zum Weltladen Köln: www.<br />

weltladen.de/weltladenkoeln/.<br />

Arnd Gartzke / Brigitte Mahr-Potthast <br />

ALFRED-MÜLLER-ARMACK-BERUFSKOLLEG, KÖLN<br />

Dissen – mit uns nicht!<br />

Kreativ gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

Unter diesem Motto stand ein Wettbewerb, der von den „Brothers<br />

Keepers“, der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern<br />

und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA), den Anti-Diskriminierungs-Büros<br />

in Köln sowie der Aktion „Schule ohne Rassismus –<br />

Schule mit Courage“ veranstaltet wurde.<br />

Die FL 822 (Fachlageristen Oberstufe) des Alfred-Müller-Armack-<br />

Berufskollegs in Köln nahm diesen Wettbewerb zum Anlass, sich mit<br />

der Thematik „Diskriminierung“ auseinanderzusetzen. Die Schüler<br />

entschieden sich für eine Collage, in der verschiedene alltägliche<br />

Formen der Diskriminierung fotografisch festgehalten wurden. Die<br />

Mit dieser Collage<br />

gegen Rassismus<br />

und Diskriminierung<br />

(Detaillierte<br />

Darstellung unter<br />

www.vlw-nrw.de)<br />

Auszubildenden<br />

zeigten sich bei<br />

der Plakatgestaltung<br />

sehr kreativ<br />

und hatten<br />

großes Interesse<br />

daran, eigene<br />

Erfahrungen in<br />

den Fotos zum<br />

Ausdruck zu bringen.<br />

Das Projektthema<br />

formulierten sie<br />

dabei in „Dissen –<br />

mit uns nicht“<br />

um. Auf der linken Seite ihres Plakats wird das „Dissen“ in alltäglichen<br />

Situationen in Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentiert. Im Kontrast<br />

dazu sind auf der Gegenseite ähnliche Alltagsmomente unter der<br />

Prämisse „mit uns nicht“ abgebildet, und zwar mit anschaulichen<br />

Farbfotos. (Hier leider nicht darstellbar, aber im Internet unter<br />

www.vlw-nrw.de > Aktuell > DKS aktuell > Hintergründe.<br />

Anmerk. der Red.)<br />

Hintere Reihe (v.l.): H. Dielmann (stellv. Schulleitung), Dr. A. Klein (Schuldezernentin),<br />

M. Bredehorst (Sozialdezernentin), G. Wallraff (Schriftsteller)<br />

Vordere Reihe (v. l.): M. Körver (Klassenlehrer), S. Tuna, O. Akbaba, Ü. Bayraktar<br />

(Schüler)<br />

Die Jury, u. a. der Schriftsteller Günter Wallraff, hob hervor, dass sich<br />

der Wettbewerbsbeitrag des Alfred-Müller-Armack-Berufskollegs<br />

gerade durch diese Kontrastierung alltäglicher Diskriminierungen<br />

und positiver Gegenbeispiele von anderen Beiträgen abhob. Sie<br />

belohnte die Arbeit mit dem zweiten Platz: einer Klassenfahrt nach<br />

Berlin, wo die Auszubildenden u. a. mit der Bundespolitikerin Renate<br />

Künast zusammentreffen werden.<br />

Marc Körver <br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


16<br />

BERICHTE<br />

FREIHERR-VOM-STEIN-BERUFSKOLLEG, MINDEN<br />

Schüler als Forscher:<br />

No risk – more fun?!?<br />

Wissenschaftsprojekt BWL in OWL<br />

„Wie risikofreudig sind Sie im Umgang mit Geld?“ Mit dieser Fragestellung<br />

beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe<br />

12 von fünf verschiedenen Schulen aus OWL in Kooperation mit<br />

der Universität Bielefeld im Rahmen einer einwöchigen Sommerschule<br />

in Bad Wünnenberg. Im Projekt „BWL in OWL“, welches von<br />

der Robert-Bosch-Stiftung gefördert wird, wurde mithilfe von Experimenten<br />

das finanzielle Risikoverhalten der Teilnehmer bestimmt.<br />

Alles fing mit der Auftaktveranstaltung in der Universität Bielefeld mit<br />

rund 300 Schülern des Einstein-Gymnasiums Rheda-Wiedenbrück,<br />

des Städtischen Gymnasiums Gütersloh, des Rudolf-Rempel-Berufskollegs<br />

Bielefeld, des Freiherr-vom-Stein-Berufskollegs Minden und<br />

des Friedrich-List-Berufskollegs Herford an, bei der die Professoren<br />

Jahnke und Decker das Projekt vorstellten. Die Sommerschule wurde<br />

für 40 besonders interessierte und qualifizierte Schülerinnen und<br />

Schüler durch drei weitere Veranstaltungen an der Universität Bielefeld<br />

unter Anleitung von Silvia Raskovic und Christian Ullrich vorbereitet.<br />

Dort wurde unter anderem der Umgang mit einem Statistikprogramm<br />

eingeübt und Experimente ausgearbeitet. Während der<br />

Sommerschule wurden die Teilnehmer vor Entscheidungssituationen<br />

gestellt, bei denen sie sich entweder für einen sicheren Gewinn oder<br />

für die Teilnahme an einem Lotteriespiel mit der Chance auf einen<br />

höheren Gewinn entschließen mussten.<br />

Aus den Ergebnissen wurde für jeden Schüler die individuelle Risikobereitschaft<br />

ermittelt. Eine Schülerin zog folgendes Fazit: „Ich kann<br />

Projektleiter und Präsentationsteam (v. l.): Prof. Dr. Decker, Marc de Baat<br />

Doelmann, Tim Schürmann, Fabian Schindler, Tharaniya Thanabalasingam,<br />

Pascal Heuer, Lennart Gießelmann, Prof. Dr. Jahnke<br />

nur jedem empfehlen, sich in Zukunft bei Geldanlagen stärker über<br />

das Risiko zu informieren und insgesamt vorsichtiger vorzugehen.“<br />

Eine interessante Abwechslung bildete die Unternehmensbesichtigung<br />

in Paderborn bei Wincor Nixdorf. Neben einer umfangreichen<br />

Betriebsführung wurde die Produktpalette vorgestellt und eine Übersicht<br />

über die Ausbildungsmöglichkeiten gegeben.<br />

Professor Decker betonte, dass es auch in diesem Jahr wieder gelungen<br />

sei, Schüler für betriebswirtschaftliche Themen zu begeistern, mit<br />

denen sie im Alltag kaum konfrontiert werden. Ferner hob Professor<br />

Jahnke hervor: „Alle Bereiche, von der Vorbereitung der Experimente<br />

über die Auswertung bis hin zur Präsentation und Pressearbeit<br />

wurden durch die verschiedenen Schülergruppen abgedeckt.“ Die<br />

Forschungsergebnisse wurden am 19. November 2009 in einer<br />

Abschlusspräsentation in Minden der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Lea Schelpmeier & Ann-Christin Weinekötter <br />

JOSEPH-DUMONT-BERUFSKOLLEG<br />

Wenn Groß- und Außenhandelskaufleute ihren Abschluss feiern …<br />

Berufsabschlussfeier als Projekt<br />

Zum ersten Mal feierten die „frisch examinierten“ Groß- und Außenhandelskaufleute<br />

des Joseph-DuMont-Berufskollegs ihren Berufsabschluss<br />

im feierlichen Rahmen.<br />

Die Oberstufenklassen dieses Ausbildungsberufes haben es sich nicht<br />

nehmen lassen, ihren Berufsabschluss mit festlichem Flair zu feiern.<br />

Die IHK-Abschlussprüfung, auf die sie alle so lange hingearbeitet<br />

hatten, sollte angemessen gewürdigt werden – gemeinsam mit ihren<br />

Ausbildern, mit humorvollen Ansprachen und trockenem Sekt, mit<br />

internationaler Musik und regionalem Catering.<br />

„Die angehenden Kaufleute kalkulierten zunächst die konkreten<br />

Kosten der Feier und planten dann die Finanzierung“, so der Projektleiter<br />

Michael Saul, Lehrer am Joseph-DuMont-Berufskolleg.<br />

Am 26. November 2009 startete um 13.30 Uhr die Abschlussfeier im<br />

Pädagogischen Zentrum des Joseph-DuMont-Berufskollegs. Nach<br />

den Begrüßungsreden des Schulleiters Lothar Scheffel und des<br />

Bildungsbereichsleiters Peter Landscheidt folgten die Glückwünsche<br />

von Herrn Haas (Autoteile Hess), der im Namen der Ausbildungsbetriebe<br />

sprach. Auch die Schüler/-innen wussten über die zurückliegende<br />

Berufsschulzeit etwas zu sagen. Nach der Zeugnisausgabe<br />

rundete ein musikalisches Rahmenprogramm die Feier ab … bevor<br />

der kulinarische Höhepunkt aus der neuen Schulküche des Joseph-<br />

DuMont-Berufskollegs lockte. Wenn also Groß- und Außenhandelskaufleute<br />

ihren Abschluss feiern, dann verstehen sie es wirklich, auch<br />

bei Festen groß und außergewöhnlich zu handeln.<br />

Claus J. Vaaßen <br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


BERICHTE<br />

17<br />

BERUFSKOLLEG GLADBECK<br />

Offizielle Übergabe von Infopoints<br />

Kooperation mit der RWW – Einbau erfolgt durch Auszubildende<br />

Am Samstag, dem 14. November, fand am Gladbecker Berufskolleg<br />

der diesjährige Tag der offenen Tür statt. Wie auch im Jahr zuvor gab<br />

es für Interessierte die Gelegenheit, durch unterschiedliche Angebote<br />

die Schule kennenzulernen. So konnten Schüler/-innen und deren<br />

Eltern am Probeunterricht teilnehmen, Schulrundgänge machen, die<br />

Schulband spielte, und es gab Mitmachangebote z. B. der Maler und<br />

Lackierer. Im Rahmen dieser Veranstaltung erfolgte die offizielle<br />

Übergabe von sechs Infopoints durch Ulrich Schallwig von der Rheinisch-Westfälischen<br />

Wasserwerksgesellschaft mbH. Standort der<br />

Geräte ist das Foyer im Berufskolleg, sodass Schülerinnen und Schüler<br />

der Schule nun während der Pausen und Freistunden Zugang zu<br />

ausgewählten Internetseiten haben, Mails verschicken und Informationen<br />

suchen können.<br />

sondern auch das Material zur festen Verankerung finanziert werden.<br />

Der Einbau der Geräte in ansprechende Unterbauten erfolgte wie die<br />

Planung und Erstellung durch die Oberstufe der Auszubildenden der<br />

Tischler am Berufskolleg in einem Unterrichtsprojekt.<br />

Sabine Röttgers <br />

Die Übergabe fand einige Wochen nach der tatsächlichen Inbetriebnahme<br />

statt, sodass bereits jetzt festgestellt werden kann, dass sich<br />

die Infopoints eines regen Zuspruchs bei Schülerinnen und Schülern<br />

erfreuen.<br />

Die Übergabe der Computer ist Bestandteil eines Kooperationsvertrages<br />

zwischen der RWW und dem Berufskolleg. Aus dem Förderprogramm<br />

„Jugend – Bildung – Zukunft“ des Unternehmens erhielt das<br />

Berufskolleg Sponsoringmittel zum Aufbau einer Mediathek und der<br />

Infopoints. Durch das Geld konnten nicht nur die Geräte selbst,<br />

RWW-Pressesprecher Ulrich Schallwig, Schulleiter Klaus Bunse und die<br />

Schülerin Lisa Maehe (v. l.)<br />

BERUFSKOLLEG FÜR WIRTSCHAFT UND VERWALTUNG AACHEN<br />

eTwinning-Qualitätssiegel für Aachener Schulprojekt vergeben<br />

Annäherung durch grenzüberschreitendes Arbeiten innerhalb europäischer Schulpartnerschaften<br />

Kaufmännische Assistenten mit der Fachrichtung Informationsverarbeitung<br />

des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung in Aachen,<br />

Lothringer Straße, wurden wieder für ihr eTwinning-Projekt ausgezeichnet.<br />

Sie erhielten das begehrte nationale und europäische<br />

eTwinning-Qualitätssiegel.<br />

In diesem Schuljahr wurde dieses Projekt nun als eines von insgesamt<br />

25 bundesweiten Projekten von den jeweiligen Vertretern der<br />

Bildungsministerien der Länder im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung<br />

im Kölner Media-Park ausgezeichnet.<br />

„Die eTwinning-Jury ist sich einig, dass dieses herausragende, nachahmenswerte<br />

Projekt aufgrund der Kriterien pädagogische Innovation,<br />

Kreativität, Integration in den Lehrplan und Nachhaltigkeit das<br />

nationale sowie das europäische Qualitätssiegel 2009 verdient hat.<br />

Hierzu gratulieren wir herzlichst!“, so die hochkarätige Jury.<br />

Aus den Händen von Frau Fabry (Bezirksregierung Düsseldorf, Fachbereich<br />

Internationaler Austausch) und Frau Kammertöns (nationale<br />

eTwinning-Koordinierungsstelle, Bonn) erhielten die Lehrerin Natascha<br />

Wolter, die das Projekt betreut hat, und der Schulleiter Dr.<br />

Günter Scherer die Urkunde sowie einen Scheck über 400,00 €. Der<br />

Scheckbetrag wird dem Projektteam im Rahmen einer dreitägigen<br />

Klassenfahrt nach Berlin zugutekommen.<br />

eTwinning ist eine Aktion der Europäischen Union, die im Rahmen<br />

des EU-Programms für lebenslanges Lernen Schulpartnerschaften<br />

über das Internet fördert. Derzeit sind ca. 70.000 aktive Mitglieder<br />

und 2.700 Europaprojekte bei eTwinning registriert, davon ungefähr<br />

500 allein in Deutschland.<br />

Seit Juni 2008 arbeiteten die Schüler und Schülerinnen der Klasse I30<br />

in enger und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Klassen aus<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


18<br />

BERICHTE<br />

Pamplona und Nijmegen an ihrem Projekt Trade and logistics<br />

between countries of the European Union – Handel und Logistik<br />

zwischen Ländern der Europäischen Union. Sie kooperierten mit zwei<br />

spanischen und zwei niederländischen Schülergruppen.<br />

Ein ganzes Schuljahr wurden jeweils dienstags in der ersten und<br />

zweiten Stunde über das Internet Export- und Importgeschäfte<br />

zwischen den beteiligten Partnerländern simuliert. Insgesamt sechs<br />

Partnergruppen nahmen dabei abwechselnd sowohl die Rolle der<br />

Exporteure als auch die der Importeure ein. Es musste eine Verkaufsstrategie<br />

entwickelt, eine Preisliste erstellt und die Ware auf der<br />

eTwinning-Homepage angeboten werden.<br />

Dabei wurde mit typischen Produkten der jeweiligen Herkunftsregionen<br />

Süßigkeiten, Käse, Getränke, Blumen, Notebooks und Fernseher<br />

gehandelt.<br />

„Wir erstellten in unseren Gruppen ein Angebot unter besonderer<br />

Berücksichtigung von Mengenrabatten, Skonti, Bezugskosten inklusive<br />

geltender Incoterms für den europäischen Transport“, bemerkt<br />

Yvonne Breuer aus der Projektklasse I30.<br />

„Daraufhin folgten dann Preisverhandlungen, bis das Angebot von<br />

den Importeuren akzeptiert wurde. In einem letzten Schritt wurde<br />

dann die Rechnung ausgestellt, die es dann seitens der Importeure zu<br />

prüfen galt“, führt sie fort.<br />

V. l.: Schulleiter Dr. Günter Scherer, Studienrätin Natascha Wolter<br />

(Projektbetreuerin), Frau Kammertöns (nationale eTwinning-Koordinierungsstelle,<br />

Bonn), Frau Fabry (Bezirksregierung Düsseldorf, Fachbereich<br />

Internationaler Austausch)<br />

„Wir haben während der Projektarbeit vieles über wirtschaftliche<br />

Beschaffungsprozesse gelernt und außerdem neue Erfahrungen mit<br />

Klassenkameraden aus Europa gesammelt. Das hat uns besonders<br />

viel Spaß gemacht“, betont Sabine Jung, die ebenfalls am Projekt<br />

beteiligt war. „Ein eTwinning-Projekt würden wir jederzeit gerne<br />

wieder durchführen“, fügt sie hinzu.<br />

Künftig wird das eTwinning-Logo auf dem Namensschild des Schulgebäudes<br />

zu sehen sein und das Berufskolleg für Wirtschaft und<br />

Verwaltung deutlich und überzeugend als innovative und zukunftsorientierte<br />

Schule ausweisen.<br />

In diesem Schuljahr startete das Projekt wieder mit neuen Klassen aus<br />

Spanien und den Niederlanden in eine weitere Runde. Die kaufmännischen<br />

Assistenten der Klasse I31 entwerfen bereits ihre ersten<br />

Verkaufsstrategien. Diesmal wird ein besonderes Augenmerk auf die<br />

Durchführung von Videokonferenzen – via Skype – gerichtet.<br />

Die erfolgreiche Klasse I30<br />

„Mithilfe einer PowerPoint-Präsentation informierten wir uns gegenseitig<br />

über die Projektarbeit in den anderen Gruppen. So wussten wir<br />

immer, womit sich die anderen beschäftigten. In diesem Zusammenhang<br />

konnten wir auch das sichere Vortragen vor der Klasse üben“, so<br />

Yvonne Breuer.<br />

Der Austausch zwischen spanischen, niederländischen und deutschen<br />

Schülern fand auf Englisch statt. Hierfür wurde nicht nur das<br />

offizielle eTwinning-Forum genutzt, sondern auch über private<br />

E-Mails begeistert und rege ausgetauscht.<br />

Natascha Wolter <br />

Alle Daten auch im Internet<br />

unter<br />

www.vlw-nrw.de<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


BERICHTE<br />

19<br />

Der <strong>vLw</strong> wünscht seinen Mitgliedern<br />

für 2010 alles Gute<br />

– unserer Unterstützung können Sie<br />

dabei gewiss sein!<br />

MAX-WEBER-BERUFSKOLLEG, DÜSSELDORF<br />

Deutsch-französisches Austausch-Seminar in Aix-en-Provence<br />

Europaklasse erweitert nicht nur interkulturelle Horizonte<br />

Zum ersten Mal fand ein deutsch-französisches Austausch-Seminar<br />

für Schüler des Max-Weber-Berufskollegs in Aix-en-Provence,<br />

Südfrankreich, bei der neuen Partnerschule, dem „Lycée Professionnel<br />

Gambetta“, statt.<br />

Am 26. September 2009 flog eine Gruppe von 12 Schülern und Schülerinnen<br />

(größtenteils aus dem Französisch-Kurs) der „Europaklasse“<br />

unter der Leitung von Frau Kretschmann und in Begleitung von Herrn<br />

Eschweiler für eine Woche in die Provence, um dort Einblicke in das<br />

französische Schulsystem und in die neue französische Partnerschule<br />

selbst zu bekommen. In diesem Rahmen hatten die Schüler/-innen<br />

auch die Gelegenheit, die französischen Partnerschüler/-innen zu<br />

treffen und am Unterricht der französischen Schule teilzunehmen.<br />

Das Austausch-Seminar wurde mit der finanziellen und pädagogischen<br />

Unterstützung des deutsch-französischen Jugendwerkes<br />

durchgeführt. Eine bilinguale pädagogische Assistentin leitete die<br />

deutschen und französischen Schüler/-innen zum gemeinsamen<br />

Fremdsprachentraining an.<br />

Ein Höhepunkt war der offizielle Empfang der deutschen Gruppe<br />

durch die französische Schulleitung, bei dem auch Inspektoren und<br />

Vertreter der „Académie Aix-Marseille“ (dortige Bezirksregierung)<br />

vertreten waren.<br />

Weitere Programmpunkte waren Besichtigungen von den französischen<br />

Unternehmen „Carrefour“, („hypermarché“, größtes Einzelhandelsunternehmen<br />

Europas) und „Les Calissons d’Aix“,<br />

berühmtester Confiserie-Produzent der dortigen Region, eine Stadtrallye<br />

durch Aix-en-Provence und Ausflüge auf den imposanten Berg<br />

„Mont Sainte-Victoire“ und ans Meer. Hierbei boten sich den Schülern<br />

und Schülerinnen viele Gelegenheiten, ihre Sprachkenntnisse in<br />

Eine eindrucksvolle Woche erlebten die deutschen und französischen<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

Alltagssituationen in der jeweiligen Fremdsprache anzuwenden und<br />

zu erweitern und typische Redewendungen der Alltagssprache zu<br />

erlernen. Außerdem wurde durch den Aufenthalt in Frankreich der<br />

interkulturelle Horizont der Schüler/-innen erweitert.<br />

Insgesamt war die Woche von eindrucksvollen und erlebnisreichen<br />

Ereignissen geprägt, und die Schüler/-innen zeigten sich begeistert<br />

und bestätigten den Zuwachs ihrer Französisch-Kenntnisse. Ein<br />

Gegenbesuch der französischen Schüler/-innen ist für März/April<br />

2010 geplant.<br />

Sandra Kretschmann <br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


20<br />

AKTUELLES<br />

DPA-<strong>DIE</strong>NST FÜR KULTURPOLITIK<br />

Wissenschafts- und Bildungspolitik in Bund und Ländern<br />

Dezember 2009 – Redaktionelle Bearbeitung: Harald Fielenbach<br />

Gipfel-Milliarden in weiter Ferne:<br />

Auf dem ersten Bildungsgipfel, der vor einem Jahr in Dresden stattfand,<br />

wurden die Erwartungen hoch gesteckt. Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel sowie die Ministerpräsidenten der Länder einigten<br />

sich auf künftige Bildungsausgaben in Höhe von 10 Prozent des<br />

Bruttoinlandsproduktes. Davon ist man – auch in den kommenden<br />

Jahren – weit entfernt. Schuld daran seien u. a. die Einbrüche im<br />

Steuerbereich. Eine endgültige Entscheidung wird jedoch erst in der<br />

zweiten Jahreshälfte des kommenden Jahres erwartet.<br />

<br />

Enormer Schaden durch sogenannte Risikoschüler<br />

Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Risikoschüler, also<br />

solche, die mit 15 Jahren bezüglich der Lese- und Rechenkompetenz<br />

nur Grundschulniveau aufweisen, entsteht, ist enorm hoch. Zu<br />

diesem Ergebnis kam eine Studie des fio-Instituts. Davon betroffen<br />

seien immerhin rund 20 % der 15-Jährigen in Deutschland. Daher<br />

wird eine Intensivierung der Bemühungen gefordert und ein Mehr an<br />

Ausgaben in diesem Bereich. Dies zahle sich, so ein Sprecher des<br />

Instituts, in jedem Falle aus.<br />

<br />

Lehrer brauchen mehr Zeit für Weiterbildung:<br />

Die Europäische Kommission klagt einen Mangel an Fort- und Weiterbildung<br />

im Lehrberuf an. Nach eigenen Aussagen seien viele Lehrer<br />

bereit, an derartigen Maßnahmen teilzunehmen, jedoch sei dies auf -<br />

grund organisatorischer, vor allem stundenplantechnischer Restriktionen<br />

kaum möglich. Ob eine Änderung in Zukunft zu erwarten ist,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

<br />

Mehr Anerkennung für Lehrer gefordert:<br />

Bundespräsident Horst Köhler lobte zum anstehenden Jahreswechsel<br />

die deutsche Lehrerschaft. Man solle, so Köhler, die Bildungsmisere in<br />

der Bundesrepublik Deutschland nicht auf ein Versagen der Lehrer<br />

zurückführen. Sie seien oft verkannte „Helden des Alltags“. Diese<br />

Berufsgruppe verdiene besonderen Respekt und Anerkennung.<br />

<br />

Deutschland bei PISA weiter dabei:<br />

Auch in den Jahren 2012 und 2015 wird Deutschland wieder an den<br />

weltweiten Schülertests PISA mitmachen. Darauf einigten sich die<br />

Kultusminister der Länder. Dabei hatte es in der Vergangenheit nicht<br />

nur aufgrund des schlechten Abschneidens der Bundesrepublik,<br />

sondern vor allem wegen der unterschiedlichen Auffassung bezüglich<br />

der Auslegung und Interpretation der Ergebnisse, Auseinandersetzungen<br />

zwischen den Initiatoren der OECD und deutschen PISA-<br />

Forschern gegeben.<br />

<br />

DBB<br />

Lehrerbezahlung: Arbeitgeber lenken ein –<br />

Weitere Gespräche vereinbart<br />

Stöhr: „Vernunft hat gesiegt“<br />

Auf eine Fortsetzung der Tarifverhandlungen über eine tarifrechtlich<br />

verankerte Bezahlung der bundesweit rund 200.000 angestellten<br />

Lehrerinnen und Lehrer haben sich die dbb tarifunion und die<br />

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am 8. Dezember<br />

2009 in Berlin mit den Arbeitgebern der Tarifgemeinschaft deutscher<br />

Länder (TdL) geeinigt.<br />

„Die Arbeitgeber haben ihre Verweigerungshaltung in Sachen Lehrerbezahlung<br />

aufgegeben und sich konstruktiv gezeigt. Die Vernunft hat<br />

gesiegt“, resümierte Frank Stöhr, 1. Vorsitzender der dbb tarifunion,<br />

die erste Verhandlungsrunde. Die Gewerkschaften kämpfen für eine<br />

verbesserte Bezahlung der Lehrkräfte nach Tarifvertrag: „Es kann<br />

nicht angehen, dass die tarifbeschäftigten Lehrkräfte im Gegensatz<br />

zu allen anderen Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst der Länder<br />

noch immer nach Arbeitgeberrichtlinien bezahlt werden“, so Stöhr.<br />

„Arbeitgeber dürfen nicht weiterhin im Alleingang entscheiden, wie<br />

Lehrkräfte eingruppiert werden und was sie verdienen. Hier müssen<br />

endlich klare und gerechte Regeln für alle her.“ Dazu gehörten auch<br />

eine einheitliche Eingruppierung aller Lehrer mit gleichwertiger<br />

Tätigkeit und wissenschaftlicher Qualifikation, eine einheitliche<br />

Bezahlung in Ost und West sowie die volle Anerkennung der Lehrerausbildungen<br />

der ehemaligen DDR, betonte Stöhr.<br />

Für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen hatten die Gewerkschaften<br />

bundesweite Protestmaßnahmen auch innerhalb der<br />

Unterrichtszeit angedroht. Die nächsten Verhandlungsrunden<br />

sollen nun am 26./27. Januar 2010 und 17./18. Februar 2010 in Berlin<br />

stattfinden.<br />

dbb-newsletter 078/2009 vom 08.12.2009 <br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


AKTUELLES<br />

21<br />

LEHRERVERBÄNDE <strong>NRW</strong> UND CDU-FRAKTION<br />

Lehrerarbeitszeit muss verantwortungsvoll und gemeinsam<br />

überarbeitet werden<br />

Zum Umgang mit der Lehrerarbeitszeit und der Arbeitsbelastung der<br />

Lehrkräfte äußern der schulpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion,<br />

Klaus Kaiser, und der Sprecher der Lehrerverbände <strong>NRW</strong>,<br />

Peter Silbernagel:<br />

„Wir wollen ein transparentes und flexibles Arbeitszeitmodell für die<br />

Lehrerinnen und Lehrer, in dem sich alle Schulen wiederfinden<br />

können. Wichtig ist dabei, dass wir bei der Einführung auf Augenhöhe<br />

miteinander verhandeln und das Modell wissenschaftlich erproben.“<br />

Mehr Transparenz in der Lehrerarbeitszeit schafft Verständnis bei den<br />

Bürgerinnen und Bürgern für die Arbeitsbelastung der Lehrerschaft.<br />

Mehr Flexibilität erhöht die Attraktivität des Modells und schafft individuelle<br />

Lösungen für die Betroffenen. Ein neuer Umgang mit der<br />

Lehrerarbeitszeit muss insbesondere der Lehrergesundheit dienen.<br />

So könnte man sich auch beispielsweise vorstellen, dass im Rahmen<br />

eines „Lehrerarbeitszeitmodells“ Stunden „angespart“ werden, die zu<br />

einem späteren Zeitpunkt angerechnet werden.<br />

Klaus Kaiser: „Für die CDU-Fraktion ist wichtig, dass wir ein solches<br />

Modell nicht gegen, sondern nur gemeinsam mit den Lehrerinnen<br />

und Lehrern einführen. Auch müssen sich alle Fächergruppen wiederfinden<br />

können.“<br />

Peter Silbernagel ergänzt: „Es muss klar sein, welches Ziel mit einem<br />

neuen Arbeitszeitmodell verfolgt wird. Zu den entscheidenden<br />

Voraussetzungen gehören realistische und plausible Berechnungsvorgaben<br />

sowie eine ergebnisoffene Evaluation am Ende einer Erprobungszeit.<br />

Eine ggf. erforderliche Aufgabenkritik muss den Blick nicht<br />

nur auf die Lehrerarbeitszeit, sondern insgesamt auf die Lehrerarbeit<br />

lenken.“<br />

Seit langer Zeit sind die CDU-Fraktion, der Philologen-Verband, der<br />

Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs und der<br />

Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen im<br />

Gespräch miteinander. Arbeitszeitmodelle werden zurzeit nur punktuell<br />

erprobt. Die ihnen zugrunde liegenden Setzungen blockieren<br />

bisher eine stärkere Akzeptanz. Eine substanzielle Überarbeitung und<br />

Weiterführung der bisherigen Jahresarbeitszeitmodelle bringt jetzt<br />

eine neue Qualität in die Diskussion.<br />

Kaiser und Silbernagel abschließend: „Wir sind uns einig, dass die Zeit<br />

reif ist, einen großen Pilotversuch zu starten. Die Lehrerinnen und<br />

Lehrer lehnen dabei jede Indoktrination ab, erwarten glaubwürdige<br />

Rahmenbedingungen, eine ehrliche Bestandsaufnahme und seriöse<br />

Auswertung.“<br />

Düsseldorf, 14.12.2009<br />

Peter Silbernagel, Sprecher der Lehrerverbände <strong>NRW</strong> <br />

RECHTSSAMMLUNG<br />

Personalakte<br />

Rechtliche Regelungen durch<br />

• Landesbeamtengesetz, § 13 BAT<br />

• Landesdisziplinargesetz <strong>NRW</strong><br />

• Verwaltungsverordnungen zum LBG<br />

• Verordnung über die Tilgung von Eintragungen in der Personalakte<br />

Inhalt<br />

Vorgänge über die dienstlichen und persönlichen Verhältnisse der<br />

beamteten und angestellten<br />

• Lehrkraft zu ihrem Dienstherrn, verursacht durch<br />

• ihre Rechtstellung<br />

• ihre dienstliche Verwendung<br />

• Wahrnehmung der Rechte und Pflichten aus dem Beamten- bzw.<br />

Angestelltenverhältnis<br />

Gliederung der Personalakten<br />

Die Personalakten sind nach Unterordnern gegliedert in Stehordner<br />

(DIN A 4) einzuordnen.<br />

Die Personalakten gliedern sich in eine Grundakte und Teilakten.<br />

Grundakte:<br />

Unterordner A – Farbe: Rot<br />

• Vorgänge über die Begründung, Gestaltung und Beendigung des<br />

Dienstverhältnisses z. B. Lebenslauf, Urkunden über Personen- und<br />

Familienstand, Prüfungszeugnisse, Vorgänge über Einstellungen,<br />

Anstellungen, Beförderungen, Ein- und Höhergruppierungen, Beendigung<br />

des Dienstverhältnisses, Nachweise über Dienst in der<br />

Bundeswehr oder im zivilen Einsatzdienst, dienstliche Beurteilungen,<br />

Vorgänge über Abordnungen und Versetzungen, Festsetzung<br />

des Besoldungsdienstalters, Dienstzeitberechnungen,<br />

Aufnahme und Beendigung von Nebentätigkeiten<br />

• ein vollständiges Verzeichnis der Teilakten, Nebenakten und Beiakten<br />

• ein Umschlag „Ärztliche Gutachten“ mit ärztlichen Gutachten,<br />

Auszügen aus der Krankheitsgeschichte und ärztliche Äußerungen<br />

von ähnlicher Bedeutung, auch, soweit sie im Zusammenhang mit<br />

Beihilfen und Dienstunfällen entstehen<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


22<br />

AKTUELLES<br />

Teilakten:<br />

Unterordner B – Farbe: Grün:<br />

• Vorgänge über wiederkehrende Angelegenheiten z. B. Vorgänge,<br />

die sich auf die Besoldung beziehen (ohne BDA), Unterhaltszuschüsse,<br />

Vorschüsse, Urlaub, Krankmeldungen<br />

• Unterlagen über Beihilfe sind als Beiakte zum Unterordner B zu<br />

führen<br />

Unterordner C – Farbe: Violett:<br />

• Vorgänge über Aus- und Fortbildung während des Dienstverhältnisses,<br />

z. B. Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen<br />

Unterordner D – Farbe: Grau:<br />

• Vorgänge über Dienstpflichtverletzungen<br />

• Vorgänge über Haftpflicht-, Regress- und Erstattungsverfahren<br />

• Mitteilungen in gerichtlichen Verfahren<br />

• Eingaben, Beschwerden und Gegenvorstellungen, die sich gegen<br />

das persönliche Verhalten der Lehrkraft im Dienst richten<br />

Nebenakten:<br />

Unterordner E – Farbe: Gelb:<br />

• Vorgänge, die zur rechtmäßigen Aufgabenerledigung der Beschäftigungsbehörde<br />

oder sonst zuständigen Behörde erforderlich sind<br />

z. B. Nebenakte LBV enthält Versicherungszeiten, Unterlagen zur<br />

technischen Abwicklung von Besoldung und Vergütung bzw. Ruhegehalt<br />

und Rente. Prüfungsakten sind keine Personalakten! Sie<br />

werden bei den Prüfungsämtern geführt und aufbewahrt.<br />

Führung von Personalakten<br />

• bei der zuständigen Bezirksregierung (nicht beim Schulträger, nicht<br />

an der Schule)<br />

• in chronologischer Reihenfolge (Seiten müssen fortlaufend<br />

nummeriert werden)<br />

• nach dem Prinzip der Vollständigkeit, Kontinuität , Offenheit und<br />

Wahrheit<br />

Einsichtnahme in die Personalakte<br />

• der/die Beschäftigte selbst, bevollmächtigte Dritte (z. B. Personalratsmitglieder),<br />

Hinterbliebene<br />

• berechtigte Personen wie Behördenleiter, Dezernenten, Sachbearbeiter<br />

bei der Bezirksregierung, Dezernenten und Sachbearbeiter<br />

beim Schulträger (nur mit Einverständnis der/des Betroffenen),<br />

Dezernenten und Sachbearbeiter bei anderen Bezirksregierungen<br />

im Wege der Amtshilfe<br />

Rechte der/des Beschäftigten<br />

• Anhörung vor Aufnahme von Beschwerden, Behauptungen und<br />

Beurteilungen (§ 86 LBG)<br />

• persönliche Einsichtnahme in die vollständige Personalakte<br />

(§ 87 LBG)<br />

• Tilgung negativer Inhalte<br />

– nach zwei Jahren Eintragungen über Verwarnungen, Verweise u. Ä.<br />

– nach drei Jahren Eintragungen über Gehaltskürzungen<br />

Das betrifft nicht dienstliche Beurteilungen<br />

• Aufnahme von Gegendarstellungen zu Beurteilungen<br />

• Abschriften oder Ablichtungen von einzelnen Schriftstücken<br />

• nach Datenschutzgesetz Recht auf Auskunft über Speicherung und<br />

Verarbeitung personenbezogener Daten, die Inhalte der Personalakte<br />

sind<br />

Jeder sollte Einsicht in seine Personalakte nehmen!<br />

Anmerkung<br />

Diese Zusammenstellung wurde nach bestem Wissen erstellt.<br />

Rechtsansprüche sind hieraus nicht abzuleiten.<br />

Alle Informationen und mehr auch unter www.vlw-nrw.de<br />

Stand April 2009<br />

Christiane Lechtermann <br />

Rechtssammlung des <strong>vLw</strong><br />

Von A wie Altersteilzeit bis Z wie Zusatzversorgung.<br />

Für Mitglieder unter<br />

www.vlw-nrw.de<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


ME<strong>DIE</strong>NTIPPS<br />

23<br />

IWD<br />

Bildungsabschlüsse – Je höher, desto besser<br />

Während Akademiker selten arbeitslos und meist erwerbstätig sind,<br />

ist es bei Menschen ohne Berufsausbildung umgekehrt. Das gilt für<br />

die Bundesrepublik ebenso wie für andere Länder. Die Wirtschaftskrise<br />

setzt den Höherqualifizierten allerdings im Osten Deutschlands<br />

stärker zu als im Westen.<br />

Schulbildung<br />

Bundesweit hatte im Jahr 2007 etwa jeder achte Erwachsene im Alter<br />

von 25 bis 64 Jahren einen Haupt- oder Realschulabschluss als<br />

höchstes Zeugnis – und damit keinen Berufsabschluss. Von diesen<br />

Geringqualifizierten stand nur gut jeder zweite im Job; nahezu jeder<br />

fünfte, der Arbeit suchte, fand keine. Zwar standen im vergangenen<br />

Aufschwung mehr Geringqualifizierte in Lohn und Brot als zuvor, sie<br />

haben dennoch die schlechtesten Arbeitsmarktchancen. Mit einer<br />

Quote von 17 Prozent war der Anteil An- und Ungelernter an der<br />

Bevölkerung in Bremen und dem Saarland am höchsten – am<br />

seltensten erwerbstätig waren sie in Sachsen.<br />

Berufsausbildung<br />

Aktuell verfügt jeder zweite 25- bis 64-Jährige in Deutschland über<br />

eine abgeschlossene Berufsausbildung als höchstes Qualifikationsniveau.<br />

Knapp drei von vier dieser Absolventen hatten im Jahr 2007<br />

einen Arbeitsplatz. Den größten Anteil an der Bevölkerung hatten die<br />

Fachkräfte in Ostdeutschland, in den Stadtstaaten Hamburg und<br />

Berlin war ihr Anteil am niedrigsten. Am häufigsten erwerbstätig<br />

waren Absolventen mit abgeschlossener Berufsausbildung hingegen<br />

in Baden-Württemberg.<br />

Hochschulbildung<br />

Fast jeder sechste Deutsche zwischen 25 und 64 Jahren besaß 2007<br />

einen Hochschulabschluss; in Berlin hatte sogar jeder vierte Einwohner<br />

ein solches Examen bzw. eine Promotion. Bundesweit standen<br />

gut acht von zehn Akademikern im Berufsleben, in Baden-Württemberg<br />

sogar fast 90 Prozent dieser Fachkräfte.<br />

iwd Nr. 48 vom 26. November 2009 <br />

BESPRECHUNG<br />

Praktische Erlebnispädagogik 1<br />

Bewährte Sammlung motivierender Interaktionsspiele<br />

Annette Reiners befasst sich in Band 1 zur „Praktischen Erlebnispädagogik“<br />

mit Spielen und Übungen für die Gruppenarbeit mit Kindern<br />

und Jugendlichen in Schule, Jugendarbeit und Freizeit, die sich aber<br />

auch gut in der Erwachsenenbildung und Personalentwicklung<br />

einsetzen lassen. Dazu stellt sie in einem ersten Teil die Grundlagen<br />

der Erlebnispädagogik auf theoretischer Ebene dar, bevor sie in<br />

einem zweiten Teil erprobte Interaktionsspiele mit Anwendungshinweisen<br />

beschreibt.<br />

Der theoretische Teil I zur Erlebnis- und Interaktionspädagogik klärt<br />

die Fragen (1.) „Was ist Erlebnispädagogik?“ und (2.) „Was sind Interaktionsspiele?“,<br />

bevor in einem (3.) Gliederungsabschnitt „Die<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


24<br />

ME<strong>DIE</strong>NTIPPS<br />

Verknüpfung von Interaktionspädagogik<br />

(bzw. Interaktionsspielen)<br />

und Erlebnispädagogik“<br />

erfolgt. Bereits hier wird<br />

deutlich, wie konstruktiv sich<br />

Erlebnis- und Interaktionspädagogik<br />

mit ihren Maßnahmen<br />

und Spielen gegenseitig beeinflussen<br />

können. Im vierten<br />

Kapitel (4.) „Resümee, Kritik,<br />

Schlussgedanke“ fasst Reiners<br />

zusammen und greift kritische<br />

Anmerkungen auf. Sie skizziert<br />

ein Modell, das den Zusammenhang<br />

zwischen verschiedenen<br />

Stufen der Interaktionspädagogik und erlebnispädagogischen<br />

Elementen verdeutlicht. Abschließend arbeitet Reiners in (5.) „Die<br />

Qualifikationen eines Erlebnispädagogen“ ein Anforderungsprofil für<br />

einen idealen Erlebnispädagogen heraus.<br />

Teil II des Buches „Interaktionsspiele: erlebt, beschrieben und bewertet“<br />

befasst sich auf über 100 Seiten mit der praktischen Anwendung<br />

von Interaktionsspielen. Zu Anfang werden (1.) „Schritte beim Einsatz<br />

von Interaktionsspielen in der pädagogischen Arbeit“, also Grundregeln<br />

der Spielanleitung und hilfreiche Basisstrategien, besprochen.<br />

Anschließend werden im Gliederungsabschnitt (2.) Interaktionsspiele<br />

der verschiedenen Stufen (warming up, Kommunikationsspiele,<br />

Vertrauensspiele, Problemlösungsspiele) erläutert und spielerische<br />

Nachbesprechungshilfen/-übungen gegeben. Die überwiegende Zahl<br />

der Spiele wird durch die Aspekte Ziel, Teilnehmer(-zahl), Alter,<br />

(benötigtes) Material, Beschreibung, Variationen und Erfahrungen auf<br />

weniger als zwei Seiten erklärt.<br />

Die Spiele und Übungen sind gut einsetzbar für die Klientel an<br />

Berufskollegs, teilweise bieten sie sich auch für den Einsatz im Fachschulbereich<br />

an.<br />

Anmerkung<br />

Reiners, Annette: Praktische Erlebnispädagogik. Bewährte Sammlung<br />

motivierender Interaktionsspiele Band 1, 169 Seiten / 70 Spiele und<br />

Übungen, ISBN 978-3-937210-93-3 (Softcover), Preis 17,80 EUR.<br />

Daniel Müller <br />

Möchten Sie auch ein Buch, einen Link<br />

oder ein sonstiges Lehr-/Lernmedium vorstellen?<br />

Dann melden Sie sich unter<br />

dks@vlw-nrw.de<br />

LINK DES MONATS<br />

www.berufsbildung.nrw.de<br />

Das Berufskolleg – ein „Buch mit sieben Siegeln“? Wer kennt schon alle Möglichkeiten?<br />

„Das Berufskolleg ist die Schulform mit dem breitesten Angebot an<br />

schulischen Abschlüssen, die in der Regel mit einer beruflichen Qualifizierung<br />

verbunden werden … Das Bundesland Nordrhein-Westfalen<br />

setzt darauf, die Qualität an seinen Schulen weiterzuentwickeln, zu<br />

sichern, und so die Bildungschancen aller Schülerinnen und Schüler<br />

zu erhöhen …“ 1<br />

Vielleicht, gerade weil es so ist, fällt es schwer, nicht zuletzt auch den<br />

Lehrkräften dieser Schulform Berufskolleg, alle Möglichkeiten der<br />

möglichen Schulabschlüsse bzw. Qualifizierungen den Lernenden,<br />

Erziehungsberechtigten, Ausbildungsbetrieben und den Lehrkräften<br />

der anderen Schulformen aufzuzeigen und zu erläutern. Das beginnt<br />

schon mit dem Problem, Begriffe wie Berufsschule, Berufskolleg,<br />

Fachschule, Fachoberschule, Höhere Handelsschule usw. auseinanderzuhalten<br />

und zu erklären. Kolleginnen und Kollegen der Berufskollegs,<br />

die als Beratungskräfte an die „Zubringerschulen“ gehen,<br />

können ein Lied davon singen.<br />

Dabei gibt es auf den Seiten des Ministeriums für Schule und Weiterbildung<br />

<strong>NRW</strong> hervorragende Informationen über die Schulform<br />

Berufskolleg. 2<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


PENSIONÄRE<br />

25<br />

So findet man unter der Rubrik „Das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen“<br />

nicht nur detaillierte Übersichten über die Struktur des Berufskollegs,<br />

sondern z. B. auch eine ausgezeichnete FAQ-Liste, die u. a.<br />

auf solche Fragen wie „Ich habe die Fachhochschulreife oder allgemeine<br />

Hochschulreife und interessiere mich für die Fachrichtung<br />

Wirtschaft und Verwaltung. Kann ich dann den einjährigen Lehrgang<br />

der Berufsfachschule für Hochschulzugangsberechtigte besuchen?“<br />

oder „Ich habe nach der Klasse 9 eine duale Ausbildung (in Schule<br />

und Betrieb) begonnen und abgebrochen. Jetzt möchte ich zuerst<br />

wieder eine Schule besuchen und später einen Beruf erlernen.“ 3<br />

beantwortet.<br />

Dass die Homepage für die berufliche Bildung in <strong>NRW</strong> natürlich auch<br />

Lehrpläne und Richtlinien, Unterrichtshilfen usw. zur Verfügung stellt,<br />

ist fast schon eine Selbstverständlichkeit, wenn man sich die Mühe<br />

macht (eher den Spaß), einmal dieses „Portal“ zu besuchen und darin<br />

zu stöbern. Dann wird wohl kaum eine Frage über die Schulform<br />

Berufskolleg offenbleiben – eher die Frage: „Warum habe ich nicht<br />

schon eher dort nachgeschaut?“ aufkommen.<br />

Anmerkungen<br />

1 http://www.berufsbildung.nrw.de<br />

2 ebenda<br />

3 http://www.berufsbildung.nrw.de/ und dort – das-berufskolleg-in-nordrhein-westfalen –<br />

Bildungsgänge und Abschlüsse – Fragen und Antworten (FAQ)<br />

Reinhard Hoffmann <br />

PENSIONÄRE KÖLN<br />

Nicht von Pappe: Die Welt des Papiers<br />

Schauplatz Bergisch Gladbach<br />

… wieder on Tour. Dieses Mal allerdings nicht schon unterwegs,<br />

sondern erst im Ziel vereint: am Industriemuseum Bergisch Gladbach,<br />

genauer: an der Papiermühle Alte Dombach.<br />

25 ehemalige Kolleginnen und Kollegen hatten sich am Dienstag,<br />

dem 17. November 2009, auf Einladung von Herrn Diedrich, dem<br />

Pensionärsbeauftragten des <strong>vLw</strong> für den Regierungsbezirk Köln, individuell<br />

auf den Weg zum Schauplatz Bergisch Gladbach gemacht. Sie<br />

wurden empfangen von Fachwerkgebäuden in einer grünen Tallandschaft,<br />

Bachläufen, einem Teich und einem klappernden Mühlrad an<br />

einer fast 400 Jahre alten Papiermühle.<br />

Das Rheinische Industriemuseum in der Trägerschaft des Landschaftsverbandes<br />

Rheinland erzählt an insgesamt 6 Schauplätzen die<br />

Industrie- und Sozialgeschichte des Rheinlandes. Am authentischen<br />

Ort, in 6 ehemaligen Fabriken, lässt sich das industrielle Erbe unserer<br />

Gesellschaft und unserer Region entdecken. Diese 6 Schauplätze sind<br />

• Oberhausen (Zinkfabrik Altenberg),<br />

• Ratingen (Textilfabrik Cromford),<br />

• Solingen (Gesenkschmiede Hendrichs),<br />

• Engelskirchen (Baumwollspinnerei Ermen & Engels),<br />

• Euskirchen (Tuchfabrik Müller),<br />

• und seit 1999 Bergisch-Gladbach (Papiermühle Alte Dombach),<br />

• Köln.<br />

Im Schauplatz Bergisch Gladbach dreht sich alles um Papier, seine<br />

Herstellung und seinen Gebrauch früher und heute. Unser heutiger<br />

Alltag ohne Papier – kaum vorstellbar, obwohl uns vor nicht allzu<br />

langer Zeit das papierlose Büro versprochen wurde. Wussten Sie zum<br />

Beispiel, dass der Papierverbrauch in Deutschland von einem halben<br />

Kilogramm pro Kopf und Jahr im Jahre 1800 über 13 kg im Jahre 1900<br />

und 55 kg 1955 auf schließlich 250 kg im Jahre 2008 gestiegen ist?<br />

Kölner Pensionäre on Tour: im Rheinischen Industriemuseum fotografiert<br />

(Zum Vergleich: USA 300 kg, Belgien 340 kg). 42 % dieser riesigen<br />

Menge werden für Druckerzeugnisse verbraucht, 39 % für Verpackung,<br />

6 % für Hygiene. Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass der<br />

Alphabetisierungsgrad parallel mit den Druckerzeugnissen zwischen<br />

1800 und 1900 auf 95 % stieg.<br />

Diese ungeheure Steigerung der Papierproduktion lässt sich natürlich<br />

nur durch Mechanisierung, Industrialisierung und Automation erklären.<br />

Heute produzieren moderne Fabriken – wie z. B. die nicht weit<br />

entfernte, in der gleichen Stadt angesiedelte weltberühmte Firma<br />

Zanders (Wasserzeichen: Gohrsmühle), die dieses Museum dem Landschaftsverband<br />

zum Geschenk machte – mit elektronisch gesteuerten<br />

Maschinen mehrere hundert Tonnen Papier am Tag. Was dies für die<br />

Umwelt bedeutet, ist ebenfalls Thema des Museums.<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


26<br />

REGIONAL<br />

Wir, die Besucherinnen und Besucher, erlebten anschaulich Mühlrad,<br />

Lumpenstampfwerk und eine Laborpapiermaschine (ein Geschenk der<br />

Firma Bayer, die noch von 1957 bis 1997 in Gebrauch war) in Aktion.<br />

Bei letzterer betrug die Durchlaufzeit 4 Minuten, bei der Handschöpfung<br />

eine Woche oder einen Monat, je nach Wetter. Wir konnten auch<br />

selbst beim Papierschöpfen an der Bütte Hand anlegen.<br />

Wer vielleicht noch ein selbst gefertigtes Weihnachtsgeschenk für<br />

seine Lieben sucht, dem sei das Papierschöpfen empfohlen. Im Internet<br />

finden sich anschaulich gestaltete Anleitungen inclusive der<br />

benötigten Materialien. Es ist nicht sehr aufwendig, aber bestimmt,<br />

wenn man die Enkel einbezieht, eine herrliche Matscherei, und, wenn<br />

es gelingt, ein einzigartiges Geschenk. Einem Kollegen gelang allerdings<br />

das Gautschen (bitte googeln) nur in Ansätzen. Also, frisch ans<br />

Werk!<br />

Wir, die Pensionärinnen und Pensionäre, ließen den Nachmittag<br />

lieber mit Kaffee und Kuchen im gleichfalls zum Museum gehörenden<br />

Café ausklingen. Falls ich Ihr Interesse geweckt haben sollte: Direkt<br />

vom Museum aus lassen sich kleinere und größere Wanderungen<br />

unternehmen, einen kleinen Wanderführer gibt es im Museums-<br />

Shop. Für alle, die einen Tagesausflug in die Umgebung planen,<br />

bietet sich eine Fahrt zum knapp 10 km entfernten Altenberger Dom<br />

und (mit Enkeln) in den Märchenwald an. Auch die malerischen<br />

bergischen Fachwerk-Orte Remscheid-Lennep und Hückeswagen<br />

oder das Bergische Freilichtmuseum Lindlar liegen ganz in der Nähe.<br />

Nicht vergessen möchte ich zum Abschluss Herrn Diedrich für die<br />

wieder perfekte Vorbereitung herzlich zu danken.<br />

Karl-Heinz Schnickmann <br />

BEZIRKSVERBAND ARNSBERG<br />

Verbesserung der Beratungskompetenz<br />

Personalratsmitglieder von <strong>vLw</strong> und vlbs bilden sich gemeinsam fort<br />

Vor dem Hintergrund der gemeinsamen Arbeit („Wir“) im Personalrat<br />

traf sich die Fraktion von <strong>vLw</strong> und vlbs in Bad Sassendorf, um ihre<br />

Beratungskompetenz zu verbessern. Christiane Lechtermann (<strong>vLw</strong>)<br />

und Theo Horstkemper (vlbs) moderierten die Veranstaltung.<br />

Die Vielfalt der Einstellungsmodalitäten in den kommenden Verfahren<br />

erfordert eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema<br />

Seiteneinstieg in den Schuldienst. Regelungen nach der OBAS<br />

(Ordnung zur berufsbegleitenden Ausbildung von Seiteneinsteigerinnen<br />

und Seiteneinsteigern und der Staatsprüfung) standen am<br />

ersten Tag auf dem Programm. Zunächst wurde geklärt, welche<br />

Personengruppe sich nach der OBAS für die Einstellung an Schulen<br />

bewerben kann und wer an der berufsbegleitenden Ausbildung teilnehmen<br />

kann. Besonderen Anlass zu Nachfragen gab die gesetzliche<br />

Vorgabe, dass die Entscheidung über den Zugang zur Ausbildung für<br />

den Lehrerberuf von einer Einschätzung der Eignung der Bewerberin /<br />

… taten der<br />

guten Laune<br />

keinen Abbruch.<br />

(Fotos: jps)<br />

des Bewerbers abhängt. Diese Prognose über den Ausbildungserfolg<br />

wird von Fachleiterinnen und Fachleitern der Studienseminare abgegeben.<br />

Für die Prognose kommt es darauf an, welche Hochschulabschlüsse,<br />

fachwissenschaftliche Studien sowie einschlägige Berufserfahrungen<br />

die Bewerberinnen und Bewerber nachweisen können. Es<br />

wird aber auch eine Einschätzung der Eignung für die Arbeit mit<br />

Schülerinnen und Schülern vorgenommen.<br />

Am zweiten Tag der Fortbildung standen verschiedene Neuerungen<br />

auf der Tagesordnung: Besonderheiten bei Probezeit und Beförderungen<br />

waren ein Thema – Wartezeiten und Verkürzungen nach der<br />

neuen Laufbahnverordnung wurden an Beispielen dargestellt. Die<br />

Runde wurde unterrichtet über die Altersteilzeit ab dem 01.10.2010<br />

und die Bedeutung des Tarifabschlusses 2009 u. a. für die Stufenzuordnung.<br />

Zum nunmehr landeseinheitlichen Verfahren des BEM (Betriebliches<br />

Eingliederungsmanagement) fand ein Erfahrungsaustausch statt.<br />

Das Muster-Anschreiben an die betroffenen Personen, der Gesprächsleitfaden<br />

und der dazugehörige Antwortbogen wurden erörtert.<br />

Die gemeinsame Fortbildung der Personalratsfraktion von <strong>vLw</strong> und<br />

vlbs im Bezirk Arnsberg wurde als rundum gelungen bezeichnet. Die<br />

Beratungskompetenz wurde gestärkt, und die Beteiligten wünschen<br />

sich in der Zukunft weitere Veranstaltungen dieser Art.<br />

Zwei arbeitsintensive Tage …<br />

Doris Öqvist <br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


REGIONAL<br />

27<br />

BEZIRKSGRUPPEN BONN UND KÖLN<br />

Lehrerfortbildung zu aktuellen gewerkschaftlichen Themen<br />

abgelöst hat, neu auch die Praktika während des Studiums,<br />

Eignungs-, Orientierungs-, Berufsfeldpraktikum sowie als Krönung<br />

das Praxissemester.<br />

Zum Thema „Folgen des neuen Landesbeamtengesetzes und LVO“<br />

berichtete Ralf Jeschke. Da hier nach den Landtagswahlen in 2010<br />

noch mehr zu erwarten ist, vor allem zur Versorgung, plant die<br />

Bezirksgruppe Köln bereits zum Jahresbeginn 2010 eine Infoveranstaltung.<br />

Schließlich zeigte unsere Landesvorsitzende Elke Vormfenne die Positionen<br />

des <strong>vLw</strong> zu den aktuellen Baustellen des Landesverbandes auf;<br />

und davon gibt es tatsächlich eine ganze Menge. Eines der Themen:<br />

Selbstevaluation im Unterricht – SEfU und mögliche Alternativen.<br />

Vor „ausverkauftem Hause“ wurden …<br />

Dr. Klaus Kirschbaum <br />

Am 19. und 20. November 2009 waren die Kölner und Bonner<br />

OV-Vorsitzenden zu einer gewerkschaftlichen Fortbildung eingeladen.<br />

Die Teilnehmer im „ausverkauften“ Seminar hatten die Möglichkeit,<br />

aus erster Hand Informationen zu folgenden Teilbereichen zu<br />

erhalten:<br />

Elke Morsbach, unsere Fachfrau für den Bereich der Tarifbeschäftigten<br />

im Personalrat, berichtete über die Benachteiligungen der<br />

Tarifbeschäftigten, über die sich aktuell ergebenden Möglichkeiten<br />

ihrer Verbeamtung sowie den Stand der Rechtsstreitigkeiten<br />

zwischen den TV-Beschäftigten und dem Land <strong>NRW</strong>, die von <strong>vLw</strong> und<br />

dbb finanziell unterstützt werden.<br />

Ingo Schaub vom Seminar Köln referierte über die Auswirkungen des<br />

neuen Lehrerausbildungsgesetzes. Neu dabei die OBAS (Ordnung zur<br />

berufsbegleitenden Ausbildung von Seiteneinsteigerinnen und<br />

Seiteneinsteigern und der Staatsprüfung), die die bisherige OVP-B<br />

… viele bedeutsame Themen erörtert und diskutiert.<br />

OV KLEVE<br />

Auf kulinarischen Abwegen<br />

Mitglieder testen „Katzenleckerli“<br />

Der Ortsverband Kleve hatte seine Mitglieder kurz vor den Herbstferien<br />

zu einer interessanten Betriebsbesichtigung eingeladen. Besucht<br />

wurde das 1855 gegründete Unternehmen Heinrich von Gimborn<br />

GmbH in Emmerich, ein Produzent von Tierergänzungsfutter, Pflegeund<br />

Arzneimitteln sowie Zubehör für Heimtiere.<br />

Der Einladung waren 15 Kollegen gefolgt; in einem etwa 2-stündigen<br />

Rundgang wurden Vertriebswege, Fertigungsverfahren, Marketingschwerpunkte<br />

sowie logistische Herausforderungen erläutert und<br />

anschaulich gezeigt.<br />

Wer von den Kollegen hätte schon gedacht, dass man rund ums<br />

Heimtier 600 verschiedene Produkte entwickeln kann. Zudem<br />

erstaunte auch die tägliche Forschung z. B. im Bereich „Katzenstreu“,<br />

um den Gewohnheiten der verschiedenen Rassekatzen so gut wie<br />

möglich gerecht zu werden.<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


28<br />

ZUM GUTEN SCHLUSS …<br />

Der Höhepunkt der Veranstaltung war zweifellos die Aufforderung,<br />

einmal ein „Katzenleckerli“ zu testen. Zwei Kollegen haben dann auch<br />

mal spontan probiert und festgestellt, dass man diese Nahrung<br />

unseren vierbeinigen Freunden überlassen sollte. Trotz dieser kulinarischen<br />

Verfehlung bleibt unser Dank der Firma Gimborn für einen<br />

sehr interessanten Nachmittag!<br />

Annette Vogt und Klaus-Peter Barth <br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

bei der Betriebsbesichtigung der<br />

Heinrich von Gimborn GmbH<br />

ZUM GUTEN SCHLUSS …<br />

Die Qual mit dem Rotstift<br />

Professoren hassen nichts mehr als das Korrigieren von Hausarbeiten<br />

»Schiller ist ein Kreis«. So begann eine der ersten Seminararbeiten, die<br />

ich zu korrigieren hatte. Ich hatte drei Möglichkeiten: die Arbeit ungelesen<br />

ablehnen, mit Rotstift vollpinseln oder Perlen im Misthaufen<br />

suchen und die dann lobend hervorheben. Das Erste wäre sicher<br />

berechtigt gewesen, das Zweite ehrlich, und das Dritte habe ich<br />

gemacht.<br />

Ich glaube nicht, dass ich damit allein bin: Die meisten von uns<br />

schummeln beim Korrigieren. Aber warum hassen wir Profs das Lesen<br />

von Seminararbeiten so leidenschaftlich? Laut einer Umfrage ist es<br />

die absolut unbeliebteste Tätigkeit, gefürchteter als Gremiensitzungen<br />

oder die Abrechnung von Dienstfahrten. Der Grund: Es verändert<br />

uns. Um das endlose Korrigieren zu ertragen, müssen wir in<br />

Rollen schlüpfen, die wir nicht wollen. Diese Metamorphose spiegelt<br />

sich in den Randbemerkungen wider. Verbreitet sind drei Typen von<br />

Korrektoren:<br />

Typ 1<br />

… ist der Bestrafer, der dem Autor aus einer falschen Formulierung<br />

oder Zitierweise eine Schlinge dreht und ihn dann erhängt. Meistens<br />

steht da nur »falsch«. Diese Haltung erleichtert das Korrigieren, man<br />

sucht nur Fehler – und wird so zum Unmenschen.<br />

Typ 3<br />

… macht auf Pädagoge. Dazu braucht er kaum Randbemerkungen,<br />

schreibt aber eine lobende Bemerkung ans Ende. Erst beim zweiten<br />

Lesen merkt man, dass die eigentlich auf jede und keine Seminararbeit<br />

passt. Klar: Als netter Lehrer wirft er die akademischen Standards<br />

über den Haufen.<br />

Welchem Typ man auch entspricht, das Korrigieren von Hausarbeiten<br />

macht einen schlechter, als man ist. Gibt es eine Lösung? Natürlich.<br />

Mehr Profs pro Student an die Unis. Die werden aber nicht eingestellt.<br />

Gibt es eine reale Hoffnung? In den Workshops für Hochschullehrer,<br />

die ich besuche, heißt es: Das Korrigieren sei pädagogisch<br />

gesehen ohnehin Zeitverschwendung. Die meisten Studenten (in den<br />

USA 90 Prozent) läsen die Kommentare nicht. Besser wären weniger<br />

und kürzere Seminararbeiten, die von den Studenten mehrmals überarbeitet<br />

werden. Vier oder fünf Versionen desselben Textes lesen<br />

Professoren lieber als eine Langfassung – vor allem, wenn der Text<br />

mit jeder Version besser wird.<br />

Quelle:<br />

Professoren-Kolumne von Professor Fritz Beithaupt,<br />

<strong>DIE</strong> ZEIT, 12.08.2009, Nr. 05 <br />

Typ 2<br />

… gibt sich als Schöngeist, der nur hier und dort erratische, auf jeden<br />

Fall aber unleserliche Bemerkungen einfügt. Er liest flüchtig und<br />

bleibt unangreifbar vage. Dafür muss er mit dem schlechten Gewissen<br />

leben, dass ihm seine Studenten egal sind.<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


ZUM GUTEN SCHLUSS …<br />

29<br />

NEUES AUS DEM BERUFSKOLLEG HÖSEL:<br />

Konrad Bräsig und ...<br />

FRAGEN, HINWEISE UND ANREGUNGEN:<br />

Dienstleistungstelefon des <strong>vLw</strong><br />

(02 11) 4 91 02 08<br />

oder 4 91 02 09<br />

jeweils montags 16:00 bis 19:00 Uhr<br />

(nicht während der Schulferien)<br />

Sie erreichen jeweils montags in der Geschäftsstelle des<br />

<strong>vLw</strong> bis 19:00 Uhr eine kompetente Ansprechpartnerin oder<br />

einen kompetenten Ansprechpartner Ihres Vorstandes.<br />

Sie können sich aber auch gerne persönlich in der<br />

Geschäftsstelle beraten lassen!<br />

<strong>vLw</strong>-Service<br />

Alle Daten auch im Internet<br />

unter<br />

Für Veranstaltungen von<br />

Ortsverbänden, Bezirksgruppen und Bezirken:<br />

Vorträge<br />

Über die Geschäftsstelle können Vorträge von Mitgliedern<br />

des Ausschusses Recht und Besoldung zu folgenden Themen<br />

gebucht werden:<br />

www.vlw-nrw.de<br />

• Altersteilzeit<br />

• Angestelltenrecht<br />

• Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

• Einführung in das Schulrecht<br />

• Versorgung<br />

Ralf Jeschke<br />

Monika Marx<br />

Ulrich Baltes<br />

Christiane Lechtermann<br />

Ulrich Gründling<br />

Ralf Jeschke<br />

WIR TRAUERN UM<br />

UNSERE VERSTORBENEN<br />

Mit Wünschen nach Vorträgen über weitere Themen wenden<br />

Sie sich bitte an die Geschäftsstelle.<br />

Nutzen Sie im Interesse der Mitglieder dieses Angebot!<br />

(02 11) 4 91 02 08, Fax (02 11) 4 98 34 18, E-Mail: info@vlw-nrw.de<br />

RENATE CLASEN,<br />

OV WUPPERTAL-OST<br />

REDAKTIONSSCHLUSS FÜR „<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong>“<br />

KLAUS KLEINEHAGENBROCK,<br />

OV BIELEFELD RRS<br />

Februar-Ausgabe 13. Januar 2010<br />

März-Ausgabe 10. Februar 2010<br />

April-Ausgabe 10. März 2010<br />

<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 1/10


30<br />

RUBRIK<br />

Gebrüder Wilke · Druckerei und Verlag · Postfach 2767 · 59017 Hamm<br />

Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt · G 1771<br />

<strong>vLw</strong>-Landesverband<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Geschäftsstelle:<br />

Völklinger Straße 9<br />

40219 Düsseldorf<br />

Telefon (02 11) 4 91 02 08/9<br />

Telefax (02 11) 4 98 34 18<br />

Bitte vormerken:<br />

Delegiertentag<br />

Bochum · 19. März 2010

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