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Berliner Debatte lNlTlAL I (1998) 1 B1<br />

Ronald Hitzler<br />

Posttrad iti onale Ve rgem ei nschaft u n g<br />

Uber neue Formen der Sozialbindung<br />

Die hier zu behandelnde Frage nach einer spezifischen,<br />

einer, wie zu zeigen sein wird, sinn-<br />

Giddens' Konzept der,life politics' (1991; vgl.<br />

reflexiven Modernisierung (1996), auf Anthony<br />

voll als,posttraditional' zu etikettierenden Form auch 1997), auf Zygmunt Baumans Ambivalenzvon<br />

Vergemeinschaftung resultiert aus einem Gedanken (1995b), auf Gerhard Schulzes Modell<br />

der Erlebnismilieus (1992) und auf Peter<br />

umfassenden theo retisch en lnteresse an Elfekten<br />

und Konsequenzen des Modernisierungs-Grossprozesses, wie sie insbesondere mit dem Phä-<br />

(1994)- zu dem, vorläufig hypothetischen, Be-<br />

Kritik der alltäglichen Multioptionalität<br />

nomen der,lndividualisierung' einhergehen, d.h. fund. daß die Freiheit der individuellen Auswahl<br />

mit dem der massenhaften, und so gesehen und Entscheidung von einem Anliegen emanzipatorischer<br />

Politik zwischenzeitlich zu einem<br />

,normalen', Ablösung von lndividuen aus vorgängigen,<br />

biographiedeterminierenden Verbindlichkeiten<br />

(vgl. dazu auch Hitzler 1994). des modernen Menschen geworden ist:<br />

Standardp roblem des banalen Lebensvollzu gs<br />

Begriffen wird dieses symptomatische Existenzproblem<br />

von den einschlägig befaßten<br />

l.<br />

Als Indikatoren für Individualisierungseffekte Analytikern in der Regel als funktionale Konsequenz<br />

sozialstruktureller Veränderungen mo-<br />

gelten in der einschlägigen Literatur Phänomene<br />

wie .abnehmende Klassen- und Schicht- derner Gesellschaften - wie Verrechtlichung<br />

Orientierungen (also v.a. Freisetzung aus verinnerlichten<br />

Rollen, individuelle Lebensentpansion<br />

und -entwertung, Auflösung der Nor-<br />

immer weiterer Lebensbereiche, Bildungsexwürfe),<br />

Vervielfältigung des lntim-Beziehungsv<br />

e rh alte ns (d.h. häuf igere Partnerwechsel, Kar-<br />

durchschnittlichen Wohlstands (auch als,Fah r-<br />

malarbeitszeitverhältnisse, Erhöhupg des<br />

riereorientieru ng\, erhöhte biog raphische MobrTifäl<br />

(insbes. vermehrte soziale Auf- und Ab-<br />

Gleichheitsgrundsatzes<br />

Erosion der relati-<br />

stuhleffektj bekannt), Generalisierung des<br />

stiege, aber auch geographische ,Wanderungen'),<br />

Flexibilisierung der Orientierung im Been-Modells<br />

- v.a. nach und seit dem Zweiten<br />

ven kulturellen Verbindlichkeit des Kleinfamilirufs<br />

alltag (d.h. z. B. häufigerer Arbeitsplatzwech-Weltkriegsel,,<br />

U msch ulu ngen'), veränd e rie s F re izeit- u nd einer,du rchgeselzfen Arbeitsmarktgesellschaft "<br />

Dementsprechend spricht Beck von<br />

Konsumverh a/fen (insbs. Sinnverlagerung aus (1986, S. 200), bzw. von einer,,Arbeitsmarktlndividualisierung"<br />

(2.8. Beck/Beck-Gernsheim<br />

der beruflichen in die Privatsphäre, wechselnde<br />

Orientierungen an mannigfaltigen Angebolen)<br />

, Emanzipationsinteressen (v.a. an der Aufschaft<br />

der Individuen" (Beck 1990) hervortreibe.<br />

1990, S. 17), welche eben eine ,,Suchgeselllösung,feudaler'<br />

Beziehungsreste), Bezugsgruppen-Orientierung<br />

bei Lebensstil-Wahlen zung mehr oder weniger ,aller' Mitglieder einer<br />

Die dergestalt,erklärte' strukturelle Freiset-<br />

(sichtbar etwa am Boom von Selbsthilfe- bzw. modernen Gesellschaft aus ve rbi nd I ichen Denkund<br />

Verhaltensnormen bedeutet, daß im Über-<br />

lnteressengruppen) und Sequentialisierung<br />

ideologischer Orientierungen (was mit dem gang zu einer ,anderen' (wie auch immer zu<br />

Verlust von und Verzicht auf dauerhafte normative<br />

Bindungen und dem Zugriff auf Deutrale<br />

Anliegen der erslen Aufklärung, nämlich<br />

etikettierenden) Moderne nicht mehr das zentungsangebote,nach<br />

Bedarf' einhergeht).1 die Befreiung des Einzelnen aus elwelchen<br />

Diese von uns anvisierten Effekte und Konsequenzen<br />

der Individualisierung verdichten seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit"<br />

Zwängen bzw. der,,Ausgang des Menschen aus<br />

sich - z.B. im Rekurs auf Ulrich Becks ldee der (Kant) im Vordergrund steht, sondern daß nun-


82<br />

Ronald Hitzler<br />

Posttraditionale Vergemeinschaftung<br />

öJ<br />

mehr die Bewältigung der Folgen dieser massenhaften<br />

Emanzipation' also sozusagen der Karussell'verstanden werden muß - Axel Honneth (1993) bestimmt die ,,normalizungzu<br />

einem, zu mehreren oderzu vielen.Drit_<br />

der Menschen prinzipiell als eine Art 'Optionenohne<br />

daß ven Strukturen" dessen, was erim Kontext der ten', ja zugespitzt; in Ausgrenzung dieses oder<br />

Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten<br />

Mündigkeit, zum Thema und zum absichtigter und vielleicht unbedachler Konseteaals<br />

posttraditionale Gemeinschaften bese<br />

Form derVergemeinschaftung resultiärt aus<br />

damit etwa die zwanghafte Auferlegtheit unbe-<br />

deutschsprachigen Kommunitarismus-Debat-<br />

dieser,Drilten' aus dieser Wir-Beziehunq. Die-<br />

Problem einer zweiten Aulklärung, der Selbstaufklärung<br />

der Moderne, wird (vgl. dazu auch zuoleich auch immer ein Wählen-Müssen ist) einer Gesellschaft durch eine radikale ötf,iuno Akzeptanz einer gemeinsamen,Au}enseite,.<br />

quenzen dieses Entscheiden-Könnens (das ia schreibt, dadurch, daß hierdurch,,iedes Mitolied dem Wunsch nach oder zumindest aus der<br />

Hitzlerl99T).<br />

übärsehen würde.2<br />

des ethischen Werlhorizontes in die Laoe verl Posttraditionale Vergemeinschaftung resulliert<br />

Sozial gesehen geht es somit zunehmend Symptomatisc herw eise we chselt das moderne<br />

lndividuum deshalb auch ständig von Grupkeiten<br />

anerkannt zu werden, daß es sich selbär ger Solidarität (2.8. basierend auf vorgängig<br />

setzt wird, so in seinen Leistungen unOianig-<br />

also keineswegs aus sozusage natunvüchsi_<br />

um die Frage der Verläßlichkeit, d.h. um die<br />

Frage, wie wir wieder ,Sicherheit' gewinnen penorientierung zu Gruppenorientierung- Und wertzuschätzen lernl" (S. 269). Dieser voraus_ ,geteilten' Lebenslagen), sondern aus einer Art<br />

können im Umgang miteinander. Individuell dies wiederum bedeutet, daß das individuelle setzungsvollen, im wesenfl ichen kommunitaris_ erkannter,Komplizensch att, gegenüber<br />

gesehen geht es um die Suche nach biographischen<br />

Optione n zur Wiederuergemeinschaftungjektiv sinnhafte),Collage' aus Partizipationen solche Gemeinschaftsformen über das nötige Die ,Dritten' - das kann die Gesellschaft<br />

Leben heutzutage sozusagen als (lediglich sub-<br />

muskritisch gemeinten position,<br />

dem<br />

wonach nur bzw. den,Drilten'.<br />

lenseits quasi-natürlicher sozialmoralischer an verschiedenen,single purpose communities' lntegrationspotential verfügen, die,,mit den normativen<br />

Gegebenheiten liberaldemokratischer die es erlebt als,Dickicht' relaliv undurchschau-<br />

schlechthin sein, in derdas lndividuum lebt und<br />

Milieus. also um das, was Anthony Giddens gestaltet werden muß, in denen oft völlig heteiogene<br />

Relevanzsysteme ,gelten', von denen Gesellschaften vereinbar sind,, (Honneth 1993,<br />

barer, ja teilweise unerklärlicher soziale Um-<br />

(1991) mit den Begriffen des ,disembedding"<br />

und ,,reembeddihg" zu fassen versucht' jedes lediglich einen begrenzlen Ausschnitt der S. 260), vermag ich allerdingschon deshalb ständ.e und Gegebenheiten. Die moderne Ge_<br />

Denn entgegen der nach wie vor insbesondere<br />

durch die traditionalistischen Teile der reitstehenden Weltdeutungsangebole, auch in dezidiert antimodernistischen religiösen und haltensweisen - mitunter fast unumgänglich _<br />

individuellen Erfahrungen betrifft. Keines der be-<br />

nicht zu folgen, weil ich einfach empirisch - z.B. sellschaft scheint dem Individuum vielerlei Ver_<br />

Soziologie geisternden Fiktion, die Menschen solcher, die atlgemeine soziale Verbindlichkeit politischen Agglomerationen - zu viele ,erfolgreiche'<br />

Gegenbeispiele autoritativer Sinn- und stimmte, großteils verselbstverständlichte Ver_<br />

aufzuerlegen, scheint es insbesondere<br />

be-<br />

lebten typischerweise noch immer vorwiegend beanspruchen, vermag eine wirklich umfassende,<br />

personen- und situationenübergreifende Ordnungsangebote sehe.<br />

kehrsregeln im Umgang mit anderen hineinzu_<br />

in ,stabilen Verhältnissen', die zwar gelegentlich<br />

zerrüttet, gleichwohl aber letztlich lediglich Sinnstiftung zu leisten (vgl. dazu auch Hitzler Deshalb versuche ich im weileren, das phänomen<br />

posttraditionaler Vergemeinschaftungdie Einhaltung der je sozial<br />

zwingen - und ihm, sozusagen im Gegenzug,<br />

persone!!,umarrangiert', nicht ledoch struktu' 1996). In leder der vielen und vielfältigen Sinnwelten<br />

herrschen eigene Regeln und Routinen, jenseits<br />

rel/ aufgelöst würden, entgegen diesem Struk'<br />

approbiertän Veikehrsregeln<br />

durch die anderen Gesellschafts_<br />

der von Honneth (1993, S. 262) konl<br />

tur-Konservatismus besagt das Individualisie-mirungstheorem, und das ist auch das qualitativ schränkter Geltung. Sinn steht also sehr wohl spezifizieren, ob mit dem ,,Bezug auf inter-<br />

idealerueise, da8 die Individuen,,wechselsei-<br />

prinzipiell auf die leweiligen Belange be-<br />

statierten diskursiven Unklarheit darüber zu mitglieder zu garantieren. Daraus resultiert<br />

Neue daran, daß wir heute grundsätzlich, und bereit, aber die bislang sozusagen ,normale', subjektiv als gültig angesehene Werte,,, welcher tig den rechtlich festgelegten Freiheitsspielraum<br />

das heißt: auch dann, wenn unsere je aktuelle umgreifende kulturelle Dauerorientierung ist eben eine Form sozialer Beziehung als ,,Ge_ des jeweils anderen respektieren,, (Honneth<br />

Löbenslage nach außen hin stabilwirkl' nachgerade<br />

permanent nicht nur selber in Wahl- und expliziten oder impliziten Suche nach einer tionsmuster verknüpft sind oder gar spezifiöche ,monadisiert' das Individuum:<br />

zerbrochen. Das Individuumuß sich - auf der meinschaft" konstituiere,,,bestimmte Interak-<br />

1993, S. 263). D.h., die moderne Gesellschaft<br />

Entscheidungssituationen gestellt, sondern mentalen und emolionalen,Heimat' -<br />

Seine Beziehungen<br />

zu anderen ebenso wie die Beziehunqen<br />

notgedrungen<br />

in einem Spektrum von Sinn-Provinzen damit schließe ich mich der Deutung von Zyg_ von anderen zu ihm sind - zumindest,in letiter<br />

Gefühlsbindungen einhergehen,,. Denn, und<br />

auch mit immer neuen - uns mal mehr, mal weniger<br />

überraschenden - Plänen, Entwürfen und bewegen.<br />

munt Baumann (1995c, S.354) an, gemeinsämes<br />

Handeln der Mitglieder posttraditionaler bzw. ,privat' auszuhandelnden, sondern wer_<br />

Instanz' - keine persönlichen, keine individuell<br />

Entscheidungen von, unsere Biographie mehr<br />

oder weniger nachhaltig langierenden, anderen<br />

Akteuren konfrontiert werden.<br />

Bei dieser Suche wird - in einer Reihe anderer sen, es erzeugt sie. Genauergesagt: sich dem Ordnungsgefüge sanktioniert.<br />

il.<br />

Gemeinschaften,,folgt nicht geteilten lnteres-<br />

den generell über ein abstraktes, normatives<br />

Mit Beck und Beck-Gernsheim (1990' S' ,Lösungen'3<br />

- vorläufig noch vage ein Modus Handeln anzuschließen, ist alles, wäs es zu teilen<br />

gibt. ... Was üblicherweise zu Zeiten des freigesetzt aus herkömmlichen Milieubindun-<br />

Das moderne Individuum ist somit prinzipiell<br />

'l2f .) gesprochen: ,,Die Anteile der prinzipiell entscheidungsverschlossenen<br />

Lebensmöglichkei-besondere<br />

dadurch auszeichnet, daß die frei' Karnevals als kurzer Bruch der Kontinuität. als gen, aber auch aus Milieufürsorglichkeiten.<br />

sozialer Aggregation erkennbar, der sich insten<br />

nehmen ab, und die Anteile der entscheidungsoffenen,<br />

selbst herzustellenden Biogra-<br />

kontingenten Entscheidung für eine temporäre schein kommt, wird nun zum Lebensmodus.,, schaft, insbesondere an deren ökonoriische.<br />

willige Einbindung des lndividuums auf seiner fröhliche<br />

Es<br />

Aufhebung des Zweifels zum Vor-<br />

ist sozusagen ,direkt' an die Gesamtoesellohie<br />

nehmen zu." Und,,diesem zugleich freigesetzten<br />

und vereinzelten Individuum stehen", ner Organisations-Elite im Zusammenhang mit die je<br />

Mitgliedschaft in einer - typischerweise von ei' Phänomenologisch gesprochen, d.h. also: politische, juristische Institutionen angekoppelt.<br />

subjektive Perspektive des sich verqemeinschaftenden<br />

lndividuums strukturell rekön-<br />

Die Komplexität dieser modernen Gesellschaftlich-feit<br />

so Jürgen Habermas (1988, S' 238)' ',keine P rofiti nte re s se n stabi li sie fte n u n d pe rpetu i e rte n<br />

andereh Kriterien zur Verfügung als die ie eigenen<br />

Präferenzen". Historisch neu dabei ist vor sozialen Aggtomeration beruht. Kollektive, die meinschaftung schlicht als Entwicklung einäs - anspruchs. Infolgedessen macht das Indiviäu-<br />

- (vorzu gswei se f reizeit- un d konsu mo intie rte n ) struierend, erscheint posttraditionale<br />

selber produziert jedoch - vietfältige -<br />

Verqe_ Defizite des generell postulierten Ordnunqs-<br />

allem die Massenhaftigkeft der ,Freisetzung'; aus der Konglomeration solcher sozusagen als idealerweise ,reziprok, unterstellten - Wir_ um, nachgerade unausweichlich, Erfahrungen<br />

historisch neu ist, daß die ,,kollektiven Ausbruchsversuche<br />

vieler Einzelner" (Lau 1988' S. dungen resultieren, nennen wirpo sttradition al e mehreren, zu vielen anderen konstituiert sich Ungerechtigkeit, denn immer mehr soziale<br />

kommerziell evozierter Zugehörigkeitsentschei-<br />

Bewußtseins. D.h., das Verhältnis zu einem. zu nicht nur von Ungleichheit, sondern auch von<br />

223) massenhaft stattfinden. Das aber heißt Gem ei n sch aft en (vgl. auch Hitzler/Pfadenhauer im<br />

Ungleichheiten<br />

bzw. deren Konsequenzen werden<br />

Akt derVergemeinschaftung und in der Fortdauer<br />

der Gemeinschaft zumindest<br />

Aboren-<br />

in modernen Gesellschaften als nichts anderes, als daß heutzutage das Leben 1997).<br />

,ungerecht.


B4<br />

Ronald Hitzler<br />

empfunden, da moderne Gesellschaft sordnungen<br />

eben wesentlich über die ldeale von Freiagonismen<br />

wenigslens vorübergehend in den<br />

müssen gewichtigenug sein, um andere Antheit<br />

und Gleichheit legitimiert sind (vgl. dazu Hintergrunder gesellschaftlich geordneten<br />

auch Hitzler/Honer 1996).<br />

Verhältnisse zwischen dem Individuum und<br />

Potentiell alles, was diese ldeale erkennbar anderen treten zu lassen- In dem MaBe, in dem<br />

tangiert, erscheint dem damit konfrontierten das Wir-Bewußtsein eine - wie auch immer<br />

Individuum konsequentenrveise denn auch als geartete - gemeinsame Praxis evoziert, wird<br />

,ungerecht'. Somit bewirkt gerade das in modernen<br />

Gesellschaften erfolgreich inslallierte gesellschaftung zugunsten einer so verstande-<br />

die monadische Struktur der individuellen Ver-<br />

ldeal der Gerechtigkeit tendenziell die Problematisierun<br />

g ieglich er F orm von sozialer Unsierenden,<br />

Vergemeinschaft ung durchbrochen.<br />

nen, sich in mannigfaltigen Formen konkreligleichheit.<br />

Die ldee der Gerechligkeit macht aus Gleichwohl bleibt das Wir-Bewußtsein eine<br />

Ungleichheiten sozusagen jederzeit entzündbare<br />

Konfliktstoffe und generalisiert die soziale ungewiß, wie, in welchem Umfang und mit wel-<br />

je individuelle Fiktion: nicht nur ist prinzipiell<br />

Auseinandersetzung um Ressourcen und Lebenschancen.<br />

Das wiederum irritiert die kultu-<br />

dem oder den anderen tatsächlich ,geteilt'wird;<br />

chen Konnotationen dieses Wir-Bewußtsein von<br />

rell geregelten Gewohnheiten des Umgangs ungewiß ist auch, ob und inwieweit aus einer<br />

miteinander und bewirkt, daß tendenziell immer<br />

mehr Individuen die dergestalt tradierten ne Form einer gemeinsamen Praxis in der Zu-<br />

stattgehabten,gemeinsamen' Aktion irgendei-<br />

gesellschaftlichen,Verkehrsformen' in Frage kunft resultiert. ob und inwieweit also aus einem<br />

stellen - und einen Bedarf nach ,alternativen' konstitutiven Akt der Vergemeinschaftung heraus<br />

sich eine Gemeinschaff stabilisiert. Um im<br />

Konzepten des Zusammenlebens und Miteinanderumgehens<br />

entwickeln. Denn der individualisierte<br />

Mensch ist, wie gesagt, eben kaum geartete Verläßlichkeit des oder der je anderen<br />

Hinblick auf Gemeinschalt eine wie auch immer<br />

noch Mitglied. Er ist aus Selbstverständlichkeiten,ausgebettet'.<br />

Um sich wieder,einzubetten', schlagten Interessen deshalbauf Dauergestellt,<br />

zu sichern, müssen die als gemeinsam veran-<br />

muß er erst ,irgendwo' Mitglied werden. lransformiert oder mythisierl werden. Daraus<br />

Es ist folglich wesentlich die Erfahrung der ideologisch,abgeleitet' werden dann wiederum<br />

Entwurzelung, des Ausgebettetseins, die den wechselseiti g verbindliche Verhaltenserwartu n-<br />

individualisierten Menschen bewegt, sich auf gen an die Mitglieder der Gemeinschaft. Die<br />

die Suche nach Gemeinschaft zu machen. Und Gemeinschaft konstituiert sich dergestalt durch<br />

vor diesem Hintergrunder für das moderne das Bekenntnrs zur Gemeinschaft.<br />

Dasein symptomatischen,dislocation' (vgl. dazu Das Bekenntnis des Individuums zur Gemeinschaft<br />

seinerseits impliziert zumindest<br />

Lifton 1970; Hitzler 1991) verspricht nun die -<br />

wenn auch gegenüber ,naturwüchsigen' Gesellungsformen<br />

strukturellabile - posttraditio-<br />

wie auch immer gearteten - Sanktionen durch<br />

grundsätzlich die Akzeptanz von - wiederum<br />

nale, d.h. vororganisierte und,professionell' stabilisierte<br />

(Teilzeit-)Gemeinschaft immerhin eine meinschaft,abtrünnigen' Mitgliedern. Dadurch<br />

die Gemeinschaft gegenüber im Sinne der Ge-<br />

wenigstens relative Sicherheit und Fraglosigkeit<br />

- und damit eine Entlastung von jener neu-<br />

,Dritten'ergänzt oder auch ersetzt durch die ldee<br />

wird die Abgrenzung gegenüber dem oder den<br />

erdings von Peter Gross (1994) wieder aufgeworfenen<br />

und forcierten Sinnfrage: ,,Wohin soll Prinzip jedenfalls ist die Gemeinschaft somit als<br />

der Eingrenzung der Mitglieder,nach innen'. lm<br />

ich mich wenden?"<br />

Gemeinschaft auch dann garantiert, wenn der<br />

Nicht vor und nicht nach, sondern innerhalb Anlaß zur Vergemeinschaftung bzw. der Grund<br />

der Vollzugsroutinen moderner Gesellschaft' für die Gemeinschaft entfällt - wie gesagt: im<br />

lichkeit also entstehen, sozusagen,kontingent', Prinzip. Denn während in der traditionalen Gemeinschaft<br />

nunmehr typischerweise vielfältige<br />

die Bedingungen für das, was wir als ,posttraditionale<br />

Vergemeinschaftung' bezeichnen kohäsionssichernde Zwänge und Zwangsstrukturen<br />

entstehen und sich organisatorisch verfe-<br />

können - und zwar eben nr'chtals konstellative<br />

soziale Zwangsläufigkeit, sondern infolge der stigen (vgl. dazu im Überblick Gebhard 1997),<br />

,Entdeckung' gemeinsamer, gegenüber anderen<br />

spezifierbarer Interessen. Diese lnteressen posttraditionale Form von<br />

gilt dieses Prinzip eben nicht Iür die spezifisch<br />

Gemeinschaft:<br />

Posttraditionale Vergemeinschaflung<br />

1il.<br />

Dasozusasen ,erste'und wesenrichste srruk- ,r,.?:?'"".11ffi[:lXffi?Jj:il|lil llLli?1"?il;<br />

turelleunlerscheidungsmerkmalposttraditionaler iri spezierren, äingiJn.tur"n<br />

gegenüber überkommenen<br />

r"rritorien.<br />

bzw.<br />

Gleich-<br />

,eingelebten' wohl ist ar.r' oi"i*<br />

Gemeinschafren isr, Ärt uon<br />

wie gesagt,<br />

stamm keinesweqs<br />

diel:ederzeit<br />

kündbare Mitgliedschaft in einer Teiteit-Ge- 2ileetngicneilä.i)nii"r#'il;iffiJ#:<br />

lichen) sozialität.<br />

sellungsformaufderBasiseinesfreienEntschlus-<br />

Ei sierrt vielmehr so etwas<br />

wie ei'nen äui<br />

ses' undzumindestindies.emsinnegehtesm.E. ii"r"w""j Dauer gestellten, d.h.<br />

einen institutioi"liri"rtin<br />

nichtnurinkommunitaristischenMoäellen,son-<br />

ger Eigenheiten<br />

Balance-Akt vielfältidern<br />

in posttraditionalen<br />

,nJsono"rinteressen<br />

Gemeinschäften<br />

der di-<br />

versen clans<br />

schlechthin<br />

und Horden<br />

tatsächlich<br />

dar,<br />

um die.R.ealisierung<br />

die er eher kul-<br />

oei tisch ars organisatorisch<br />

,,Freiheitsbedingungen menschricher<br />

,vereinr,, und die<br />

subjäkte,<br />

er<br />

eher im<br />

(Honneth<br />

Auü;-;;;;<br />

1993'<br />

rnnenverhärtnis<br />

s' 261), denn posttraditi'onale<br />

aufein_<br />

ander verpfrichtet.<br />

Gemeinschaften<br />

Der<br />

basieren<br />

archaisierende<br />

eben zunächst<br />

Termiein-<br />

nus,stamm' (bzw.<br />

maf auf dem Insgesamt<br />

,tribe,) meint<br />

voluntativer<br />

also im wesen,i-<br />

Akte frei- chen einenrbhr-zwäctÄiional<br />

willigerselbstbindungder-auf<br />

organisierte,<br />

welcheArtoann<br />

son-<br />

dern eben<br />

auch<br />

tdr]r"r,rorrrrrierte<br />

immer - vergemeinschafteten<br />

und stabilisierte<br />

Mitglieder. soziale Aggregation -<br />

InfolgedessenisrdasGewart-undNormiäungs-<br />

iäarrerdings, so zygmunt<br />

Bauman<br />

potentialposttraditionalerGemeinschafteneb"en f ösä,ä. zäi ,,rn den Augenbricken<br />

ihrer Verdichtung<br />

exakt begrenzt<br />

... eine<br />

auf<br />

buchstäblich<br />

das, was.ih.nen<br />

atembe-<br />

vom ,1e ern- raubende<br />

zelnenMitglied(situativ).zugebilligtwird.siekönlntensitai<br />

eächen,, kann. ln diesen<br />

Momenten 0"r iri"".ii"t<br />

Frage<br />

versichern<br />

der sich die<br />

:.?j:Sl1-qie<br />

MitglGdschalt nicht MitgtiedersozusagenhabitueilderExistenzdie<br />

wlrKsam sanktionieren' sie können den Einzel- ser-Gemeinscnariinsf"s"mt<br />

nen zur Mitgriedschaft nicht<br />

ebenso<br />

verpfrichten,<br />

wie auch<br />

son_ ,hr"r,; ;is;.<br />

dern ihn in aller<br />

)röätoi,g*it<br />

Regelediglicn<br />

zu dieser.<br />

zur uitgliedschaft tnioferi<br />

verführen (oder ihn<br />

rir'"uch<br />

davon.abschrecien).<br />

die von "rrrn"i'it<br />

Maffesori<br />

nachdrücklich<br />

Gleichwohl<br />

oetonie<br />

ist<br />

ämotronale<br />

die solalintegrative<br />

Hingabe<br />

\aiirkrng<br />

ars<br />

Merkmal<br />

der posttraditionalen<br />

triUafeiu--u-nd<br />

Gemeinschaft<br />

Zusammengehörig_<br />

auf den inl keit weit<br />

dividualisierten<br />

weniger signifikant<br />

Akteur durchaus<br />

oen traditionalen<br />

mit der tradi- st"r.i<br />

tionellen<br />

är. äüä"''oin''ruä-rrio"<br />

Funktion einoelebter<br />

bzw.<br />

Milieus<br />

die posr_<br />

v_ergleich - traditionalecemeinscnati<br />

bar: sie stellt ein festäs<br />

schlechthin<br />

Flepertoire<br />

zu kenn-<br />

an Re"tevan- zeichnen.<br />

zen'<br />

Denn<br />

Regeln<br />

speziell<br />

und Routine.n<br />

diese Art von<br />

zur Verfügung,<br />

Gemein-<br />

das schaft<br />

vom<br />

ist nicrrt<br />

Mitglied<br />

mdrriats<br />

zumindest<br />

e-ine,ldee,,<br />

in dem<br />

eine<br />

trlanl,<br />

lmagi-<br />

üie es nation.<br />

sich<br />

Diese<br />

auf<br />

nrt<br />

die Gemeinschaft<br />

von-cemeinschaft<br />

bezieht,<br />

existiert<br />

."nr ooli zwar<br />

weniger<br />

nur durch<br />

fraglos<br />

den<br />

zu<br />

und<br />

teilen<br />

im<br />

und<br />

Glauben<br />

zu befolgen<br />

an ihre<br />

ist. Ex.istenz;<br />

Michel<br />

ri" u"ritri<br />

Maffesoli (z'B'<br />

riuinutoritat,<br />

lsse;<br />

weil<br />

oescnäiot<br />

ihr und<br />

oen solange<br />

sich<br />

ir'r<br />

unter<br />

nut*riäi")igestanaenwird.<br />

den skizzierren,rndividuarisierungs-<br />

Denn<br />

ih;<br />

bedingungen<br />

F;i;g;;"t""';;iJg"n<br />

abzeichnenden<br />

typischerweise<br />

Trend zu einäm n,"r,iüiäö;tg";;<br />

solchenVergemeinschaftungsmodusnun.*ui<br />

insritutionele<br />

"o"n sank-<br />

tionspotentiale<br />

ats,,Rückkehrderstämme".ündZygmuntaä;-<br />

iur D-urchsetzung ihrer welt-<br />

scnt. man<br />

irrie erblickt<br />

r,,rä*i im wiederentstehen<br />

öä", forgrich nicht<br />

där auf<br />

von den Zwang uncr Verpflichtung,<br />

'Regierungstruppen<br />

sondern<br />

der Mooerne'scneinuaiso<br />

aut Vertüh-<br />

ru10,äyt der per<br />

erfolgreich<br />

Oetinition<br />

ausgerotteten<br />

freiwilligen<br />

stammeskurturen<br />

emotio-<br />

sogar<br />

narän<br />

einen der ,Bindun's der-;;;;;"rbst<br />

augenfälligsten<br />

ars<br />

Indikatoren<br />

Mitgrieder<br />

der erwählenden<br />

Postmoderne'<br />

i-noiuiou"n<br />

Das darf<br />

die Gemeinschafl.<br />

Jedoch nicnt uarrioei öiese artet


B6<br />

Ronald Hitzler<br />

Posttraditionale Vergemeinschaft ung 87<br />

kultur aufgeht, sondern daß es sich (eher über nären Kollektiv bzw. die lntegration der einschläoio<br />

orientierten Individuen wesentlich durch zu markieren -<br />

erkennbar wird, steigt die Neigung, Distinktion chem Milieu, aus und in welcher Stadt, aus<br />

kurz als ü-ber lang) als Mitglied verschiedener'<br />

und<br />

und umgekehrt: dort, wo Unterschiede<br />

betont werden, wird sogleich wieder (Wirsprechen hier, in Anlehnung an Karin Knorr-<br />

in welchem Land die Mitglieder sich ,finden,,<br />

zum Teil konkurrierender, grundsätzlich'insta-Äüßenwahrnehmung'biler'<br />

Stämme erlebt. Solidaritäten und Loyall-<br />

weiterer und anderer Öffentlichkeiten befördert auf Gemeinsamkeiten hingewiesen. Cetina, von einer,global microslructure,.) Noch-<br />

durch Aulmerksamkeit<br />

iäten entstehen dementsprechend weniger aus *lrä. O.n., damit wird die Existenz der Gemeinschaft<br />

durchaus nicht nur,nach auBen' vorgenem<br />

sozusagen dialektischen Spannungs- und ebenso wie von Distinktion<br />

Distinktion und Integration stehen also in eimals<br />

also: jede ,Markierung, von Integration<br />

existentiellen Notwendigkeiten heraus, denn aus<br />

- eher emotional als rational motivierten - situativen<br />

Entscheidungen dafür, (wiederum situa-<br />

ne von "onOetn, Berger/Luckmann (1969) - Vermittlungsverhältnis zueinander. Es geht also logisch durch eine,Gegenbewegung,in die aniUt.t,<br />

auch intern, tatsächlich -it<br />

wird sogleich ideo-<br />

91.L..<br />

als-Rea.lit.ät. ständig sowohlum das Sich-Unterscheiden, um dere Richtung,korrigiert' bzw. konterkariert: Die<br />

tiv) .orosozial' zu handeln' Die relativ schwach kon st rui e rt.bder anders aus ged rückl : Das'Wi I Verschiedenartigkeit, a/s auch um Einssein, um Betonung von Einheit und Gemeinschaft provoziert<br />

äusäepraqte Arbeitsteilung unter den Mitgliederrider<br />

näuen Stämme f ührt dementsprechendren - Verweise auf Differenzen und Unter-<br />

konstituiert sich sozusagen im Blick der ande-<br />

Zusammengehörigkeit. Das eine Element wird<br />

der entsprechend ,gelenkt' bzw' ,gefesselt'werden<br />

muß (vgl. hierzu auch Luhmann andere stets vor dem Hintergrundes einen Distinktion und Integration sind somit nicht<br />

stels auf der Folie des anderen abgebildet, das schiede - und umgekehrt.<br />

svmotomalischerweise auch nichl zu dem, was<br />

L'miie Our*neim (1988),,organische<br />

Solidarität" 1996, - S.92f.).<br />

betont: Dort, wo Einheit, Einigkeit, Solidarität, mehr - aber auch nicht weniger - als rhetori_<br />

genannt hat - also zu einem hochgradigen uno Xöm me rzial i sie run g belrachte ich mithin keineswegs<br />

als (wie auch immer zu bewertende) und Widerspruch angemeldet. Wann immer die diese ,nach außen' (d.h. für Beobachler.<br />

Loyalität beschworen wird, wird alsbald Zweifel sche Masken einer imaginierten Gemeinschaft .<br />

iahezu alternativlosen, existentiellen Angewiesensein<br />

des einen Mitglieds auf das andere Beoleiiärscheinung' sondern als essentielles aber Abgrenzung betrieben wird, wird sogleich Kommentatoren, Analyliker usw.l scheinbar<br />

bzw. auf die Leistungen und Produkte des an- itiukturmerkmal pbsttraditionaler Vergemeinschaftung.<br />

Denn nach Zygmunt erinnert.<br />

.83.'T?n<br />

Köpfen ihrer Mitglieder,lediglich, als ausgespro-<br />

auch wieder an das gemeinsame Bekenntnis identifizierbar machen, während sie doch in den<br />

-eren(vergleichbar<br />

eben mit dem funktionalen<br />

2ut.ttn"ätpiel' der spezialisierten Organe im iisgsär Jind deren Integrations- und Distinkiionsmächanismen<br />

eben nicht mehr im Verweis tungsprozesse sind -<br />

Diese Abgrenzungs- und Vergemeinschafchen<br />

vage ldee existiert und existieren so//:<br />

jeweils für sich genommen<br />

-<br />

Vagheit und Ambivalenz<br />

Oroanismus).<br />

öi" Frug" der Zugehörigkeit ist in der posttraditionalän<br />

Gemeinschaft somit - gerade desbar.<br />

nn deren Stelle tritt vielmehr die Orientieliche<br />

Phänomene. Integration und Distinktion, kulturellen Postmoderne jene optionalen (Frei-)<br />

uut inr" Funktionalität für die Produktion erklär-<br />

nämlich eröffnen<br />

jedoch<br />

und<br />

weder neuartige noch verwunder-<br />

erhalten dem individualisierten Individuum in der<br />

halb, weit diese Gemeinschatt nur eine ldee' rung am und auf den Konsum' Insofern sind die Inklusion und Exklusion, das Verhältnis von ingroup<br />

und out-group sind vielmehr zentrale der spezifisch modernen rationalen Beqrün-<br />

Räume konlingenter Entscheidungen jenseits<br />

eine lmagination ist - eine prinzipielloffene' besser<br />

: eini p ri nzi piel/ ambivalent zu beantwortensciaften<br />

essentiell notwendige, wenngleich Themen einer traditionsreichen soziolooischendungslogik,<br />

denn ,,wenn die ldentität einei Ge-<br />

Orgänisationseliten posttraditionaler Gemeinde<br />

Frage, denn zugleich wird nach außenhin konstitutiv und kontinuitätssichernd keineswegs Beschäftigung mit Gruppen- und Gämeinschaftsbildung<br />

(vgl. dazu bereits Sumner 1906) sie die in ihr Situierten<br />

meinschaft danach definiert werden muß. wie<br />

Mitqlieäschaft typischerweise vor allem über hinlängliche Elemente solcher Gemeinschafi en'<br />

exo'ressive Dis tinktioninszeniert (vgl' dazu auch Letitendlich sind es natürlich die individualisierten<br />

und gerade dadurch besonders gehung<br />

von Wir-Bewußtsein in Relation zu.Dritzen<br />

(...) nur sehr schwer, sogar unmöglicfr auf-<br />

-<br />

im Griff hat, ... dann wird<br />

und als solche Strukturmerkmale der Entste-<br />

schon die bloße ldee von Gemeinschaftsgren-<br />

Berking/Neckel 1990).5<br />

Oie<br />

-Mitgliedschaft in einer posttraditionalenmeinschaft<br />

sbädürftigen Einzelnen, die ihre Gemeinschaft<br />

dadurch konstituieren, daß sie -<br />

ten'. Theoretisch bedeutsamer ist hier deshalb rechlzuerhalten sein" (Baumann .1995c,<br />

Gemeinsc-hatt besteht im wesentlichen in der<br />

S. 72).<br />

die aus der skizzierten Dialektik von Inteqration Das aber bedeutet für das tndividuum eben -<br />

Übernahme und im Vollzug von bzw' im Bekenntnis<br />

zu für diese ,Kultul symptomatischen(alä .richtiq' empfundener) Konsumorientieser<br />

Vergemeinschaftung: Während in tradi-<br />

seine Mitgliedschaften dadurch nicht nur ver-<br />

zuqespitzt ausgedrückt - entlang gleichartiger und Distinktion resultierende AmbivateÄz die-<br />

und das führ.t zur Ausgangsfrage zurück -, daß<br />

Zeichen, Symbolen und Ritualen' D'h', daß man runoän ein-Wir-Bewußtsein entwickeln und sich tionalen Gemeinschaften sowohl Integrations-fer2eitlichtals<br />

auch Distinktionsbestrebungen aul.die Eta-<br />

seiner situationsopportunen Selbst- und Frem-d-<br />

sondern tatsächlich zu einer Fraqe<br />

sich eben nicht, oder zumindest weniger' aufgrund<br />

solidaritätsstift ender,gemeinsamer' Wert-<br />

(in der Regel also,falschen', langweiligen' spieblierung<br />

und Stabilisierung eines klar definierdefinitionen<br />

werden - sozusagen mit allen dar-<br />

von"solchen ,Dritten' abgrenzen, die anderen<br />

i"i.ung"n, sondern sozusagen ästhetisc.h und äioen. möralisch verwerflichen) Konsumgewo"hnheiten<br />

frönen (vgl. dazu auch Schulze 1992 abzielen, werden in posttraditionalen Gemeinabhängigkeit<br />

gegenüber je sozial approbierten<br />

ten und geregelten Innen-Außen-Verhältnisses aus resultierenden Konsequenzen: relative Un-<br />

orinzipiell vorläufig für die Mitgliedschaft entscfreiäet<br />

unO - auch das ist eben ein relevantes sowie Müller-Schneider 1996)'<br />

schaften symptomatischenirreise die Grenzen sittlich-moralischen lmperativen und relative<br />

Differenzkriterium gegenüber traditionalen Gemeinscnaten<br />

' dail man auch dalür bezahlt' grund tritt dann wiederum prototypisch.eine variabel und instabil.<br />

che - und damit existentiell enilastende -<br />

Vor diesem quasi konsumistischen Hinter-<br />

nach lnnen ebenso wie nach AuBen fließend. Unsicherheit im Hinblick auf normativ-verläßli-<br />

:rndividualisierungstheoretisch<br />

Oenn Oie posttraditionale Gemeinschaft wird<br />

plausible Ambtvalenzvon<br />

Distinktion und Integration zutage vom individuellen Standort und Bezugspunk[<br />

Die je Gewißheiten<br />

und Routinen.6<br />

,eigene' Gemeinschaft wird, abhängig<br />

eben, wie insbesondere Christoph Scholder<br />

( 1997) herausgearbeitet hat, vorzugsweise von (vol. exemplarisch Hitzler/Pfadenhauer 1997)' sowohl sehr pointiert definiert - und umfaßt dann<br />

tv.<br />

!in"t ötgunita-tionselite im Zusammenhang mit inieoration'und Distinktion müssen dabei - ent' oft nur den engsten Freundeskreis bzw. irgendeinen<br />

(in der Regel mystifizierten) ,inner circle, che, denn als Kultur-Deutungsmuster verstan-<br />

Fazit: Die Postmoderne, hier weniger als Epo-<br />

- ount uÄt"tt.hiedlich ausgeprägten, aber.prinzipiell<br />

auch ihrem eigenen ökonomischen Uber- ]OJembedOing' und ,reembedding' bei Giddens mit klar benennbaren Mit-Verschworenen - und<br />

oeoön einem allzu statischen Verständnis von<br />

L'Uen Oienenden - Profitinteressen stabilisiert iisgrf - den, erscheint uns als die Hoch-Zeit individualisierter<br />

Existenzbasller, die auf der Suche nach<br />

als züei zugteich gegeneinander- und zugleich existiert auch (bzw. eben in einer dialektischen<br />

Gegenbewegung) oft die ldee einer (irgend-)einer Sinnheimat - strukturell zwanqs-<br />

und perpetuiert.<br />

ineinanderlaufende, als sozusagen dialektischorozessierende<br />

Bewegungen gedacht werden' tatsächlich globalen, im konventionellen Sinne läutig vorübergehend - im provisorischen La jer<br />

Oiesä quasi-professionelle Produktion der<br />

Kollektiv-lnszenierungen ist deshalb so bedeutsam,<br />

weil eben die ldentifikation mit dem imagi-<br />

der Gemeinschaft eine Tendenzzur lntegration scheinend) ,völlig irrelevant,ist, aus ünd in welkus<br />

(irgend-)einer posttraditionalen<br />

üereinfacht ausgedrückt: in dem Maße' wie in dislozierten Gemeinschaft, derzufolges (an-<br />

(irgend-)eines Neo-Tribes bzw. im Wanderiir-<br />

Gemein-


BB<br />

Ronald Hitzler<br />

schafteinen-typischerweisekostenptlichtigen6We|chedieserFo|gewirkunge^biographiscl)perSaloo<br />

- unterschrupt rinden (^9nl"ll.,El:: *,i'.-::ll ti4"^t'"'"*':"li3l*;U::ni"ä""';'.,"[3il::<br />

Posttraditionale Vergemeinschaftung<br />

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fi"ffi iH"T"=*""rif*;ff r:n:<br />

- g4<br />

iiä"i"iG i"iläufis - kein 'wes zurück' ab<br />

;*ffi<br />

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f ü,i:"ir,,l$<br />

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Manuskript)<br />

H;il:*:*i?l3gr'*""";:;ä?ilä13ö Frtrf iilip'{'rrr':ri'*n .'u<br />

;;i:;:;;r üiärogi;tir"n"i'näuratistiscne,.rassi;<br />

"".l"{J3"1'.ffiiii;i":SEiliiilli,:::l :,r:-J::<br />

:ftchJ, ;ünäti.tiscne, internationalistische' e""K ü;,i"rue-;"*-c.e.rn:1elT, Eri<br />

theistische und andere Fundamental-Mythen<br />

(He): Individuarisieruns und<br />

"":,1yf$#l!llll,Y;,<br />

rekurreren würden<br />

:",$rl:$#ii#[1tü';i;#.;,'ä,';;tr'::::l:<br />

Anmerkunse -'ilf;,[]FäiT{::'"fThffi"i,'J"i"*i*lä'*,,1l:<br />

Welt<br />

' Y:lgT""::il.ff,',",'53i;Iffi[iii!i:i;1|ff":+,"äf;<br />

""ihf:'#ä'fi'^ffi,,""j:1""'S:l*,':'#ä,ffi:i:'""**<br />

tffiffi<br />

:1"Ä'J.'#?,'#f,Jfl'.li'.,l'[Jf:",:1"3!:!iäd1[':] aä,""i""i'urt't"9,:lillll<br />

, i"iäi#*""Ä tan das Indivi;;lisierungstheorem<br />

aucn ars<br />

"",}iiffu[tl'*].ff,F;<br />

""T**l*n*:''t",ffi:J"'ffii#;i;.';';Tf<br />

iJ::":%':"J".'i:'^H;""1#iH:t'J'ffil:Tili:lT:<br />

saltre 1e73)'<br />

noderr ist die tatsächrich so'räre<br />

cambridse<br />

3 E in alternative: L9::ls^'j:;""t<br />

;'Äänenie oiosraptriscne<br />

"r5:la''frt"t""i",llil1llfi1;3'?"l;.;*tserr'rdentitv<br />

tt"T,':L"Ji'::",'#fllli'1,"'Jli"ru;i;;".', *iq'.1g13i. 11" , r ee7): Jenseirs von Links und Rechts Frank-<br />

",rf"l'j]f"lil'^'r<br />

';1*tr$g*+g;,5gg'g,p,iiffi<br />

1P:$"J':'Ti:..ööili:nt* öl-n*ein.ee,rintw"g:lp:ll"?"?i;i,',cha^.Frankrurta.M<br />

[li:l'.fiä"J..l.{i,i.J1ff,Si}l',ili!?l,fuYT"1XlXi:'T'"'li1;::;<br />

'üi'i"'iii"^ä"sno<br />

;.*,mt;*:'3:1"ffi::,+ffi1;:i',ü11"3:T"J;":',:x,ä<br />

Nr. 6: Zerfall von lmperien.<br />

Nr. 7: lntegration im Pazifik.<br />

Nr. B: Reform der UNO. Probleme<br />

'q":*$üfliit"*ff Nr. 9: Gewalt und Politik.<br />

,{'1*l*:iil{HilFr*rnr"r<br />

Sonderheft 1995: Rußland<br />

t""1,t"i;?l|1):<br />

sierung, die ,i.n ,n g"r"i."iäiiiÄer oesintegration-(z'B' ',-*, Der banale Proleus. In: Kuzmics'.Hehu-u<br />

,un"'nä""0" sct'eioungs;;;eitsllf,,hi'lil1ili,,i,',lil""1l<br />

""'F*ll,j$""'J1''Ui,li:j**t#{füi,fu;<br />

:*',"""1i::![":llfi:]ffi*ilä;;ri""'eq:.""::1:9:. n*#1"Ää"1-n'iiin^ot, ::T;o,,."n" Kapirar der Lebenssnre<br />

Nr. 13: Deutschland<br />

äilliä*.:kl*lx"u*r':::1":lx,H,*"'ryiLt,q1;;,i,]6;iffi,";rff<br />

fl?;;;;,,<br />

llix1.;gtfm,*'^,*l'l11':*'nll'""'^"mlrl ::iä[H,ääil{]ll,"o",""n""oareBüIser<br />

ü-beren.<br />

' $$fl*i*ffi ä;'*flifdil'"'i*#} :ij,}{{;ilä;,i";;. :;:::*:r"1";<br />

l*"'.'#feil?,'#ü"i'"'l'i':$*i",Ji':;"";';ä"1'"'<br />

Viertel jah resschrift, herausgegeben von<br />

WeltTrends e.V. Potsdam und Instytut<br />

Zachodni Poznan mit freundlicher<br />

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ISSN 0944-8101. Es erscheinen 4 Hefte im<br />

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ISBN 3-929666-S5-5<br />

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Nr. 16: Naher Osten - Region im Wandel? tSBN 3-931703-02-9<br />

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