Sprachlos! Seite 5 Neue Kräfte für den FCW ... - FC Wohlen

AussenBlick | Felix Bingesser, Sportchef Blick/Sonntagsblick
Kolumne
Aussen
–
Toi, toi, toi, CEO!
Der herzallerliebste Christoph Blocher war einst der bissigste
Oppositionspolitiker der Schweiz. Er präsentierte Patentrezepte
im Minutentakt. Die da oben, in Bern, die machen alles verkehrt.
Das war die Kernaussage seiner gestenreichen und wortgewaltigen
Kritik.
Was macht man mit einem, der ständig stänkert und alles besser
weiss? Genau: Man nimmt ihn in die Verantwortung und
damit in die Pflicht. Das Parlament hat Blocher in den Bundesrat
gewählt. Und dann hat der hemdsärmlige Übervater der
Schweizer Politik die Erfahrung gemacht, dass halt alles nicht so
einfach ist. Dass es nicht nur Schwarz und Weiss gibt. Sondern
auch Grautöne. Dass es in einer Kollegialbehörde auch Kompromisse
gibt. Dass es einfacher ist zu kritisieren als zu regieren.
Schnell ist bei ihm Ernüchterung eingetreten. Seine Wortwahl
wurde gemässigt. Plötzlich hatte er gezwungenermassen Verständnis
für Zwischentöne. Plötzlich wurden seine Analysen
ausgewogener und verständnisvoller.
Felix Bingesser
Felix Bingesser (50) ist seit dem 1. Januar 2011 Sportchef der
Blick-Gruppe (Blick und Sonntagsblick) und leitet somit die
Blick-Sport-Redaktion, eine der wichtigsten und grössten Redaktionen
im Schweizer Blätterwald.
Zuvor war Felix Bingesser Leiter der Sportredaktion der Aargauer
Zeitung. In den Jahren 2004, 2005 führte er die Sportredaktion
der Stuttgarter Zeitung.
Als versierter Sportjournalist verfügt Felix Bingesser über breite
Erfahrung auf verschiedenen Gebieten und in verschiedenen
Funktionen. Er begann 1987 als Sportredaktor beim
Aargauer Tagblatt. Zwischen 1995 und 2004 hatte er unter
anderem bei Ringier diverse Funktionen inne; er amtete als
Fussballchef in der Blick-Sportredaktion, war zwei Jahre für
das Fachblatt Sport tätig, konzipierte 1999 das monatlich erscheinende
Sportmagazin und leitete dieses bis zum Frühjahr
2004 als Chefredaktor.
Felix Bingesser ist langjähriges Mitglied des FC Wohlen, früher
als aktiver Fussballer seit der Juniorenzeit, heute als Mitglied
der Donatorenvereinigung.
Seine Kolumne «AussenBlick» soll in loser Folge das Geschehen
im und um den FC Wohlen beleuchten.
Der Christoph Blocher des FC Wohlen heisst Urs Bächer. Ein Sohn
des Vereins, ein Kind des Wohler Fussballs. Jahrelang aber war
er der bissigste Kritiker auf der Tribüne. Vor sich ein Häuflein
Zigarettenstummel, erklärte er jedem im Stadion, wie katastrophal
da unten gekickt wird. Wie lausig und konzeptlos das
Gebotene sei.
Jetzt ist der Mann mit seinem blau-weissen Herzen CEO des
Clubs. Jetzt steht er in der Verantwortung. Jetzt realisiert er, dass
man mit einem der kleinsten Budgets der Liga nicht einfach
jeden Gegner an die Wand spielen kann. Jetzt erlebt er, wie
komplex und schwierig und unberechenbar dieses Geschäft ist.
Und jetzt erklärt er mir nach dem Spiel nicht mehr, wie schlecht
alles war. Jetzt bemüht er sich, das Positive herauszustreichen.
Jetzt steht ER in der Verantwortung. Jetzt ist ER der «Anseichpfosten»
für alle frustrierten Fans, die alles besser wissen. Jetzt
muss er gestalten, die vielen grossen und kleinen Probleme lösen.
Jetzt muss er schauen, dass der FC Wohlen auch weiterhin
eine Zukunft in der Challenge League hat. Und er spürt jeden
Tag am eigenen Leib, was für eine Herkulesaufgabe das ist.
Der Widerspenstige ist mit einem Schlag gezähmt. Wir schauen
ihm genüsslich auf die Finger. Und wünschen ihm alles Gute.
Denn Menschen mit mehr Leidenschaft für den FC Wohlen, gibt
es nur ganz wenige. Oder gar keine.
Darum, und herzlichst schmunzelnd: Toi, toi, toi, CEO.
PS: Nicht vergessen: Blocher wurde abgewählt.
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