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Sacred Bridges – Musik und Tanz - Ensuite

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<strong>Musik</strong><br />

KULTUR & GESELLSCHAFT<br />

die musik als treibende kraft Bild:<br />

■ Mit vierzehn Jahren legte Muriel De Bros das<br />

erste Mal in einem Klub auf, ein Jahr später hatte<br />

sie ihre eigene Radiosendung. Nun wurde die DJ-<br />

Frau als einzige Schweizerin an die Red Bull Music<br />

Academy nach Barcelona eingeladen.<br />

Die Spannung steht ihr ins Gesicht geschrieben.<br />

Eine Strähne löst sich aus ihrem blonden<br />

Pferdeschwanz. Muriel De Bros streicht sie fahrig<br />

hinters Ohr, während sie aufmerksam den Worten<br />

des britischen Produzenten Appleblim lauscht,<br />

der vor ihr auf einem Sofa sitzt <strong>und</strong> von seiner<br />

Anfangszeit als <strong>Musik</strong>er spricht. Sie nimmt jedes<br />

Wort auf, vergisst die Welt um sich herum. Doch<br />

die Berner DJ-Frau ist nicht die einzige, die an den<br />

Lippen des Künstlers hängt. Insgesamt 60 DJs <strong>und</strong><br />

<strong>Musik</strong>er aus 36 Ländern wurden von Red Bull an<br />

den <strong>Musik</strong>workshop eingeladen.<br />

Viel Neues, wenig Schlaf Als die letzten Klänge<br />

von Appleblims aktueller Platte verklingen, ist<br />

für Muriel erst einmal Pause angesagt. Zur Stärkung<br />

holt sie sich einen Apfel. «Die Vorlesungen<br />

<strong>und</strong> Studiosessions sind spannend, aber sehr intensiv»,<br />

lacht sie. Während zwei Wochen sitzt sie<br />

täglich im Studio <strong>und</strong> im Vorlesungsraum, abends<br />

stehen die Teilnehmer in den angesagtesten Klubs<br />

Barcelonas hinter den Plattentellern. Fürs Schlafen<br />

bleibt wenig Zeit, die Müdigkeit steht ihr ins<br />

Gesicht geschrieben. «Manchmal ist es alles ein<br />

bisschen viel, trotzdem geniesse ich jeden Moment»,<br />

erklärt sie, <strong>und</strong> man sieht der 30-Jährigen<br />

an, dass sie mit dem Herzen dabei ist.<br />

Verbotene Versuchung Es ist nicht das erste<br />

Mal, dass ihre Leidenschaft für die <strong>Musik</strong> Muriel De<br />

Bros den Schlaf raubt. Denn Anfang der Neunzigerjahre<br />

entdeckte sie den damals relativ neuen<br />

<strong>Musik</strong>stil Techno aus den USA. Dieser So<strong>und</strong> war<br />

so anders als alles, was Muriel in ihrem Elternhaus,<br />

in dem vorwiegend klassische <strong>Musik</strong> <strong>und</strong> Jazz gespielt<br />

wurde, jemals gehört hatte. Das Neue zog<br />

sie sofort in seinen Bann <strong>und</strong> so sass sie damals<br />

nächtelang vor dem Radio <strong>und</strong> lauschte diesen<br />

neuartigen So<strong>und</strong>s. Muriel erinnert sich noch gut<br />

an diese Zeit: «Mein Bruder <strong>und</strong> ich haben nachts<br />

immer heimlich ‹Couleur 3› gehört. Das war einer<br />

der wenigen Radiosender, der elektronische <strong>Musik</strong><br />

überhaupt gespielt hat.» Und sie fügt lachend an,<br />

dass ihre Eltern ihre <strong>Musik</strong>wahl damals wohl gar<br />

nicht goutiert hätten, weshalb die nächtlichen Aktionen<br />

mit ihrem Bruder erst einmal das Geheimnis<br />

der beiden bleiben musste.<br />

Die Frühstarterin Lange konnten sie ihre Leidenschaft<br />

für elektronische <strong>Musik</strong> aber nicht verbergen.<br />

Muriel beschloss eines Tages nämlich, sich<br />

hinter den Plattentellern zu versuchen. Mit einer<br />

langjährigen Fre<strong>und</strong>in gründete sie das DJ-Team<br />

«The Tribal Kidz». Unter diesem Namen legten die<br />

beiden jungen Frauen in Diskos <strong>und</strong> später auch<br />

bei Radio RaBe auf, wo sie eine eigene Sendung<br />

bekamen. Doch das war dem Energiebündel nicht<br />

genug <strong>und</strong> so eröffnete sie mit Fre<strong>und</strong>en im Keller<br />

des alten Wankdorfstadions den Klub «Funkbunker».<br />

«Es war eine tolle <strong>und</strong> verrückte Zeit. Die<br />

<strong>Musik</strong> hat damals die Hauptrolle in meinem Leben<br />

gespielt», meint sie rückblickend.<br />

Kurze Durststrecke Doch obwohl sie sich mit<br />

ihrem Gespür für gute <strong>Musik</strong> über den Raum Bern<br />

hinaus einen Namen machte, beschloss sie 2001,<br />

sich vom Zigeunerleben als DJ <strong>und</strong> ihrem Klub zu<br />

verabschieden, um sich zur Köchin ausbilden zu<br />

lassen. Zwar fi el es der damals 22-Jährigen nicht<br />

leicht, während ihrer dreijährigen Ausbildung aus<br />

zeitlichen Gründen auf die <strong>Musik</strong> zu verzichten,<br />

doch ihre Lehre hatte Priorität. Heute aber spielt<br />

die <strong>Musik</strong> wieder die Hauptrolle in Muriel De Bros’<br />

Muriel De Bros / Pere Masramon / Red Bull Music Academy<br />

Von Sarah Elena Schwerzmann - Red Bull Music Academy: Leidenschaft vertritt die Berner Elektroszene in Barcelona<br />

Leben. Als Princess P begeistert die Plattenlegerin<br />

mit ihrer unverkennbaren Mischung aus Indie,<br />

Elektronika <strong>und</strong> House <strong>Musik</strong>liebhaber in Bern <strong>und</strong><br />

der restlichen Schweiz <strong>und</strong> gestaltet die Klubszene<br />

aktiv mit.<br />

Über 3000 Bewerbungen Ihr Engagement <strong>und</strong><br />

ihre Offenheit überzeugten auch die Macher der<br />

Red Bull Music Academy, die für die diesjährige<br />

Ausgabe des Workshops über 3000 Bewerbungen<br />

aus aller Welt erhielten. «Ich konnte es kaum<br />

glauben, als sie mir Bescheid gegeben haben»,<br />

erzählt die Bernerin <strong>und</strong> gibt im selben Atemzug<br />

zu, dass sie im Vorfeld schon ein wenig nervös war.<br />

Doch dass sich Muriel De Bros keine Sorgen hätte<br />

machen müssen, wurde bereits nach den ersten<br />

Tagen in Barcelona klar, als sie mit ihrem So<strong>und</strong><br />

Teilnehmer <strong>und</strong> Dozenten zugleich begeisterte.<br />

Das absolute Highlight war für die DJ-Frau aber,<br />

als sie nach einem ihrer Auftritte vom legendären<br />

Raul G. Pratiginestos alias DJ Zeron angesprochen<br />

<strong>und</strong> spontan zum Aufl egen in seinem Klub eingeladen<br />

wurde. Nach zwei intensiven Wochen reiste<br />

die Bernerin wieder nach Hause, wo sie es kaum<br />

erwarten kann, das Gelernte umzusetzen. «Ich<br />

habe an der Academy unglaublich viel gelernt,<br />

<strong>und</strong> es hat unheimlich Spass gemacht», erklärt sie<br />

begeistert. «Nun freue ich mich aber sehr darauf,<br />

wieder einmal so richtig auszuschlafen», sagt sie.<br />

Info zu Muriel De Bros:<br />

www.myspace.com/princesspdj<br />

Info zu Red Bull Music Academy:<br />

www.redbullmusicacademy.com<br />

16<br />

ensuite - kulturmagazin Nr. 72 | Dezember 08

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