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BASEL TATTOO äxtra - Vogel Gryff

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<strong>Vogel</strong> <strong>Gryff</strong> <strong>BASEL</strong> <strong>TATTOO</strong> äxtra<br />

21<br />

Von der Militärskeptikerin zum Tattoo-Fan<br />

Ein Chor am Basel Tattoo?<br />

Das konnte sich Jennifer<br />

Rudin nicht vorstellen. Jetzt<br />

leitet sie diesen Chor aber<br />

schon zum zweiten Mal.<br />

Von Markus Knöpfli<br />

Wer das letztjährige Basel Tattoo<br />

nicht miterlebt hat, kann sich nur<br />

darüber wundern, was ein Chor an<br />

einem Militärmusikfestival zu<br />

suchen hat. Das ging auch Jennifer<br />

Rudin so, als Tattoo-Leiter Erik<br />

Julliard sie vor zwei Jahren als<br />

Chorleiterin für das Tattoo 2010<br />

anfragte. «Es war nicht gerade<br />

augenscheinlich, wie der Chor<br />

sinnvoll und bereichernd eingebettet<br />

werden kann», gesteht die 32-<br />

Jährige.<br />

«Diesmal wirds noch besser»<br />

Doch die Idee reizte, und das Vorhaben<br />

gelang. Kritiker waren des<br />

Lobes voll, trotz anfänglicher Skepsis.<br />

«Diesmal wirds sogar noch besser»,<br />

ist Rudin überzeugt. «Zum einen,<br />

weil die meisten letztjährigen<br />

Sängerinnen und Sänger wieder<br />

mitmachen und wissen, was sie erwartet<br />

– somit können wir nun<br />

noch gezielter vorbereiten. Zweitens<br />

zählt unser 40-köpfiger Chor<br />

mehr Männerstimmen als letztes<br />

Jahr, das gibt<br />

ihm einen besseren<br />

stimmlichen<br />

Ausgleich.»<br />

Gemäss Rudin<br />

hat der Chor<br />

zwei Aufgaben:<br />

An den Vorstellungen<br />

begleitet er jene Bands, die<br />

das wünschen. «Die menschliche<br />

Stimme soll am Tattoo quasi einen<br />

zusätzlichen Orchesterklang schaffen,<br />

kein eigenständiges Element<br />

darstellen», erklärt Rudin. Wird<br />

beispielsweise ein Lied gespielt,<br />

kann der Chor die Worte mitsingen,<br />

sei es beim Refrain oder auch nur<br />

«Menschliche Stimmen<br />

schaffen am Tattoo<br />

quasi einen zusätzlichen<br />

Orchesterklang.»<br />

bei der letzten Strophe – als atmosphärische<br />

Steigerung. In andern<br />

Fällen ergänzt der Chor die Instrumentalstücke<br />

mit Summen, ahoder<br />

uh-Lauten.<br />

Spontane Ständchen<br />

Die zweite Aufgabe: In der Tattoo-<br />

Woche tritt der ganze Chor oder<br />

Teile davon tagsüber immer wieder<br />

auf Plätzen, in Festzelten,<br />

Sälen und sogar im Zug und auf<br />

Schiffen und Fähren auf. «Unabhängig<br />

von Kabel und Verstärkung<br />

steht spontanen Ständchen<br />

nichts im Wege», erzählt Rudin.<br />

«Dass mir das Basel<br />

Tattoo so zu Herzen<br />

gehen könnte, hatte ich<br />

nicht erwartet.»<br />

Gesungen werden Lieder aus dem<br />

europäischen Kulturgut.<br />

Den ehrenamtlichen Sängerinnen<br />

und Sängern wird also einiges<br />

abverlangt. Mehr noch: An fünf<br />

Tagen unter dem Jahr studieren sie<br />

ihre Lieder ein. Und seit dem 11.<br />

Juli, also in den fünf Tagen vor<br />

dem Tattoo, hat der Chor intensiv<br />

die Band-Begleitungen geprobt.<br />

Denn erst dann steht fest, welche<br />

Formation wann eine Chorbegleitung<br />

wünscht –<br />

und was zu singen<br />

ist. Viel Zeit<br />

Jennifer Rudin. Die 32-jährige Lehrerin (mit Sohn Colin) leitet den<br />

Chor am Basel Tattoo.<br />

bleibt also nicht.<br />

«Diese flexible<br />

Art der Arbeit<br />

stellt hohe Ansprüche<br />

an die<br />

Chormitglieder, umso mehr, als<br />

wir alles auswendig singen», hält<br />

Rudin fest.<br />

Was sind das für Leute, die sich<br />

zu diesem 14-tägigen Volleinsatz<br />

melden? Es seien Personen aus allen<br />

Altersgruppen mit unterschiedlichsten<br />

Stimmbildungen, stets<br />

aber mit Chorerfahrung, sagt Rudin.<br />

Viele hat sie über Facebook zusammengetrommelt,<br />

die meisten<br />

kommen aus der Umgebung, auch<br />

aus Deutschland.<br />

Noch bis vor zwei Jahren hatte<br />

Jennifer Rudin mit Militärmusik<br />

nichts am Hut. «Ich bin keine Militärfreundin»,<br />

gesteht sie. 2009,<br />

nach der Anfrage von Erik Julliard,<br />

schaute sie sich das Basel Tattoo<br />

knö. Jennifer Rudin unterrichtet<br />

seit zehn Jahren Deutsch und<br />

Musik am Gymnasium am Münsterplatz.<br />

Zudem singt die Mutter<br />

eines zweijährigen Sohnes im<br />

Gesangsensemble der J.S.Bach-<br />

Stiftung, bei den Basler Madrigalisten<br />

und im Schweizer Kammerchor<br />

mit, bietet aber auch Soloauftritte<br />

als Sängerin und Pianistin.<br />

Rudin wirkt an verschiede-<br />

erstmals an – und war sofort begeistert,<br />

was sie selbst am meisten<br />

überraschte. «Dass die Präzision eines<br />

Militärevents mich faszinieren<br />

würde, konnte ich mir vorstellen.<br />

Aber dass es so sehr zu Herzen gehen<br />

kann, hatte ich nicht erwartet»,<br />

sagt sie. «Besonders berührend<br />

empfinde ich nach wie vor den Auftritt<br />

des ‘Lone Piper’.»<br />

Lehrerin für Deutsch und Musik<br />

nen musikalischen Projekten sowohl<br />

hinter als auch auf der Bühne<br />

mit.<br />

So brachte sie in jüngerer Zeit<br />

mit ihrem Bruder Oliver Rudin<br />

(The Glue) und dem Freifachchor<br />

und -orchester der Gymnasien<br />

Kirschgarten/Münsterplatz<br />

Rameaus Oper «Les indes galantes»<br />

(2010) im Foyer des Theaters<br />

Basel zur Aufführung.<br />

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