Weihnachten 2012 - St-martinus-stommeln.de
Weihnachten 2012 - St-martinus-stommeln.de
Weihnachten 2012 - St-martinus-stommeln.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Thema 1: hl. Messe<br />
Thema 1: hl. Messe<br />
Trends <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne weit weg von<br />
<strong>de</strong>m, wie Kirche feiert.<br />
Sinkt vielleicht auch <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r<br />
Zuspruch zum Gottesdienst?<br />
Hittmeyer: Ach, ich weiß es nicht.<br />
Ich erlebe Weltjugendtage mit Hun<strong>de</strong>rtausen<strong>de</strong>n<br />
jungen Teilnehmern,<br />
die die alte Form <strong>de</strong>r Verkündigung<br />
als ausgesprochen zeitgemäß<br />
empfin<strong>de</strong>n. Wir können nicht je<strong>de</strong>m<br />
gerecht wer<strong>de</strong>n. Es gibt heute auch<br />
keinen Radiosen<strong>de</strong>r mehr, <strong>de</strong>r mit<br />
seiner Musik die gesamte Bevölkerung<br />
erreicht. Wir müssten ja im<br />
Gottesdienst zwischen Hiphop und<br />
Heavy Metal alles machen. Den<br />
Wortgottesdienst mit seiner Botschaft<br />
allerdings halte ich für sehr<br />
mo<strong>de</strong>rn.<br />
Trotz<strong>de</strong>m wird die katholische Art zu<br />
Feiern immer weniger verstan<strong>de</strong>n.<br />
Hittmeyer: Sie haben Recht, da<br />
müssen wir sicherlich <strong>de</strong>n Menschen<br />
mehr erklären, um uns verständlich<br />
zu machen. Da haben wir<br />
manches versäumt.<br />
Versteckt sich die Kirche zu sehr<br />
hinter ihren schweren Mauern?<br />
Hittmeyer: Nein. Wir sollten von <strong>de</strong>r<br />
Vorstellung Abschied nehmen: Wir<br />
machen eine große Veranstaltung<br />
auf <strong>de</strong>m Marktplatz und - rums – ist<br />
die Kirche wie<strong>de</strong>r voll. Vielmehr befin<strong>de</strong>n<br />
wir uns in Konkurrenz zu<br />
vielen verschie<strong>de</strong>ne I<strong>de</strong>ologien,<br />
Meinungen, Religionen. Pater Roy<br />
sagte kürzlich, Konkurrenz, die mich<br />
inspiriert und motiviert, ist gut. Das<br />
sehe ich auch so. Es geht also nicht<br />
darum, sich über an<strong>de</strong>re zu stellen,<br />
son<strong>de</strong>rn unser tolles Angebot, die<br />
frohe Botschaft, so gut wie möglich<br />
und immer ein <strong>St</strong>ück besser zu <strong>de</strong>n<br />
Menschen zu bringen. Ob das immer<br />
gelingt, ist die zweite Frage.<br />
Vielleicht verpufft die Botschaft in<br />
einer Wohlstandsgesellschaft, weil<br />
es kaum mehr existenzielle Not<br />
gibt?<br />
Hittmeyer: Es gibt immer noch existenzielle<br />
Wen<strong>de</strong>punkte in unserem<br />
Leben. Zum Beispiel bei schweren<br />
Krankheiten. O<strong>de</strong>r wenn die Eltern<br />
o<strong>de</strong>r gar Kin<strong>de</strong>r sterben. Dann<br />
überfallen uns zwangsläufig Fragen<br />
nach Gott, Glauben o<strong>de</strong>r Leben<br />
nach <strong>de</strong>m Tod. Nur lei<strong>de</strong>r vergessen<br />
viele Menschen diese existenziellen<br />
Fragen irgendwann wie<strong>de</strong>r, sobald<br />
<strong>de</strong>r nächste Hype ansteht, und sei<br />
es nur eine Fußballeuropameisterschaft.<br />
Der Graf, gläubiger Chef <strong>de</strong>r Rockband<br />
„Unheilig“, drückte seine Ferne<br />
von kirchlichen Ritualen wie <strong>de</strong>r<br />
Messe einmal so aus: „Warum soll<br />
ich mich mit <strong>St</strong>ellvertretern abgeben,<br />
wenn ich das Original haben<br />
kann?“<br />
Hittmeyer: Ja, warum brauche ich<br />
<strong>de</strong>n Papst, wenn ich Gott persönlich<br />
haben kann? Das ist natürlich sehr<br />
zugespitzt formuliert. Glaube ist<br />
aber nicht nur etwas zwischen Gott<br />
und mir. Glaube betrifft auch mein<br />
Verhältnis zu meinen Mitmenschen.<br />
Deshalb gehört Gemeinschaft dazu.<br />
Ob ein Priester, <strong>de</strong>r die Liturgie leitet,<br />
dabei notwendig ist o<strong>de</strong>r nicht,<br />
darüber kann man sicher streiten.<br />
Bislang halte ich das aber für eine<br />
gute Lösung.<br />
Die Amtskirche macht vor allem<br />
dann Schlagzeilen, wenn sie ihre<br />
strengen Regeln formuliert. Also<br />
etwa wie<strong>de</strong>rverheiratete Geschie<strong>de</strong>ne<br />
von <strong>de</strong>r Kommunion ausschließt<br />
o<strong>de</strong>r jenen Sakramente verweigert,<br />
die keine Kirchensteuern zahlen.<br />
Muss man sich da wun<strong>de</strong>rn, dass<br />
sich die Kirchen leeren?<br />
Hittmeyer: Sie haben Recht, es<br />
klingt hartherzig, wenn sich Kirche<br />
auf Gesetz und Ordnung zurückzieht.<br />
Papst o<strong>de</strong>r Bischöfe müssen<br />
solche Fragen vielleicht klären.<br />
Aber wir Priester vor Ort han<strong>de</strong>ln<br />
nicht unbedingt danach. Für uns<br />
steht die pastorale Aufgabe im Alltag<br />
<strong>de</strong>r Menschen im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Dennoch: Der abschrecken<strong>de</strong> Effekt<br />
ist da.<br />
Hittmeyer: Ja, manche Menschen<br />
mag das abschrecken. Aber insgesamt<br />
glaube und hoffe ich nicht,<br />
dass juristische Entscheidungen <strong>de</strong>r<br />
Bischofskonferenz eine verheeren<strong>de</strong><br />
Wirkung auf das Gemein<strong>de</strong>leben<br />
haben. Selbst von Kirchenfernen,<br />
die zu Beerdigungen o<strong>de</strong>r Trauungen<br />
kommen, höre ich immer<br />
wie<strong>de</strong>r, dass sie kaum darauf achten,<br />
was im Fernsehen über Kirche<br />
berichtet wird. Ihre Einschätzung<br />
grün<strong>de</strong>t sich vielmehr auf persönliche<br />
Kontakte und Erlebnisse vor<br />
Ort. Das macht mir Hoffnung.<br />
Müssten die Kirchentüren gera<strong>de</strong><br />
solchen Kirchenfernen viel offener<br />
stehen? Gera<strong>de</strong> sie, sagt Jesus,<br />
sollen doch die frohe Botschaft<br />
hören – und nicht die ohnehin Überzeugten.<br />
Hittmeyer: Je<strong>de</strong>r ist eingela<strong>de</strong>n, in<br />
die Messe zu kommen. Alle Menschen<br />
sind herzlich willkommen,<br />
es wird niemand ausgeschlossen.<br />
Auch nicht Katholiken, die formal<br />
ausgetreten sind. Die Entscheidung<br />
<strong>de</strong>r Bischofskonferenz betrifft nur<br />
die Kommunionsgemeinschaft.<br />
Und wenn ein Nicht-Katholik o<strong>de</strong>r<br />
Nicht-Getaufter an <strong>de</strong>r Kommunion<br />
teilnehmen möchten?<br />
Hittmeyer: Ich habe selten solche<br />
direkten Anfragen. Aber natürlich<br />
unterstützen wir diesen Wunsch<br />
nach Kräften. Es gibt sowohl in <strong>de</strong>r<br />
Gemein<strong>de</strong> auch als auch in <strong>de</strong>r Diözese<br />
Menschen, die sich um solche<br />
Erwachsene kümmern, ihnen die<br />
Wege zur Taufe o<strong>de</strong>r Kommunion<br />
erklären und sie dorthin begleiten.<br />
Sich einfach mal bei <strong>de</strong>r Kommunion<br />
mit in die Reihe zu stellen,<br />
halte ich dagegen für schwierig.<br />
Das hat auch etwas mit Respekt<br />
zu tun. Wenn ich irgendwo zu Gast<br />
bin, achte ich auch darauf, was geht<br />
und was nicht.<br />
Welcher gute Gastgeber wür<strong>de</strong> seine<br />
Gäste nicht zu Tisch bitten?<br />
Hittmeyer: Wir tun das natürlich<br />
bei je<strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>fest. Auch die<br />
Frauenmesse am ersten Donnerstag<br />
im Monat ist dafür ein gutes<br />
14 15