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Weihnachten 2012 - St-martinus-stommeln.de

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Thema 1: hl. Messe<br />

„Wir können nicht je<strong>de</strong>m gerecht wer<strong>de</strong>n“<br />

Pfarrer Christoph Hittmeyer über die Be<strong>de</strong>utung von Messe<br />

und katholischer Gemeinschaft.<br />

Thema 1: hl. Messe<br />

Pfarrer Hittmeyer, sind Sie manchmal<br />

frustriert, wenn Sie die froheste<br />

aller Botschaften verkün<strong>de</strong>n<br />

und dabei auf leere Kirchenbänke<br />

schauen?<br />

Hittmeyer: Natürlich weiß ich, dass<br />

die Kirchen früher voller waren.<br />

Aber um ehrlich zu sein, empfin<strong>de</strong><br />

ich die Leere nicht so - selbst wenn<br />

ich, wie heute morgen, nur mit 17<br />

Frauen <strong>de</strong>n Gottesdienst feiere.<br />

Jesus sagt: „Wo zwei o<strong>de</strong>r drei<br />

versammelt sind, da bin ich mitten<br />

unter ihnen.“ Das ist entschei<strong>de</strong>nd.<br />

Und sonntags stimmen die Besucherzahlen<br />

noch einigermaßen.<br />

Aber es ist natürlich sehr scha<strong>de</strong>,<br />

dass nicht mehr Menschen <strong>de</strong>n<br />

Weg zu uns fin<strong>de</strong>n. Trotz<strong>de</strong>m lasse<br />

ich mich davon nicht frustrieren.<br />

Bislang je<strong>de</strong>nfalls nicht.<br />

Warum sollte ein Katholik <strong>de</strong>s 21.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts überhaupt in die Messe<br />

gehen, wenn er im Internet beten<br />

und die Sün<strong>de</strong>n beim Segen „Urbi<br />

et Orbi“ vor <strong>de</strong>m Fernseher vergeben<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

Hittmeyer: Weil wir als Katholiken<br />

nicht nur christlich leben sollen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch ein Amt übernommen<br />

haben. Wir sollen Gottes Werk verkün<strong>de</strong>n<br />

und es in die nächste Generation<br />

weitertragen. Das gilt nicht<br />

nur für <strong>de</strong>n Bischof o<strong>de</strong>r Pastor,<br />

son<strong>de</strong>rn für alle Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>r<br />

und geschieht unter an<strong>de</strong>rem in<br />

<strong>de</strong>r Heiligen Messe.<br />

Die meisten Katholiken sehen das<br />

offenbar an<strong>de</strong>rs. Nur noch 12,4<br />

Prozent von ihnen besuchen bun<strong>de</strong>sweit<br />

regelmäßig eine Messe.<br />

Warum erreicht die Kirche ihre eigenen<br />

Mitglie<strong>de</strong>r nicht mehr?<br />

Hittmeyer: In unserer Gemein<strong>de</strong><br />

sind es sogar nur acht Prozent. Ich<br />

<strong>de</strong>nke, wir verstehen Kirche heute<br />

an<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>n fünfziger o<strong>de</strong>r<br />

sechziger Jahren. Die katholische<br />

Überzeugung, ein Amt übernommen<br />

zu haben, hat sich im Individualismus<br />

aufgelöst. Man geht an an<strong>de</strong>re<br />

Orte um zu beten, in Klöster, zu Exerzitien,<br />

auf Wallfahrten, die gera<strong>de</strong><br />

wie<strong>de</strong>r total „in“ sind. Man sucht<br />

sein Heil hier und da, aber man fühlt<br />

sich nicht mehr einer Gemeinschaft<br />

zugehörig. Das kann man beklagen,<br />

aber es ist nun mal so.<br />

Kann man nicht auch Christ sein<br />

ohne Sonntagsmesse?<br />

Hittmeyer: Natürlich kann man auch<br />

Christ sein ohne Messe – ein anständiger<br />

Mensch, ein Humanist,<br />

ein Jesuaner, <strong>de</strong>r Christi Spuren<br />

folgt. Aber wenn man katholisch<br />

ist, gehört Gemein<strong>de</strong> dazu, sich<br />

immer wie<strong>de</strong>r zur Eucharistie zu<br />

versammeln, wie es Jesus uns aufgetragen<br />

hat: „Tut dies zu meinem<br />

Gedächtnis.“<br />

Sind Sie als Kind gern in die Kirche<br />

gegangen o<strong>de</strong>r war es für sie eine<br />

lästige Pflicht?<br />

Hittmeyer: Ich kann mich nicht erinnern,<br />

ob ich gern ging, aber <strong>de</strong>r<br />

Kirchgang gehörte zum Leben,<br />

wie das Zähneputzen, von <strong>de</strong>m ich<br />

auch nicht immer überzeugt war. Es<br />

gab aber auch noch keine TV-Konkurrenz<br />

am Sonntagmorgen wie die<br />

„Sendung mit <strong>de</strong>r Maus“. Nach <strong>de</strong>r<br />

Kirche traf ich mich mit Freun<strong>de</strong>n<br />

und wir spielten Kicker beim Frühschoppen.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sechziger Jahre<br />

fürchteten die Hölle, wenn sie die<br />

Messe nicht besuchten.<br />

Hittmeyer: Ich habe, Gott sei Dank,<br />

nie etwas von Höllenqualen gehört.<br />

Und ich verkündige sie auch heute<br />

nicht.<br />

Wie wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Selbstverständlichkeit<br />

ein innerer Wunsch, die<br />

Messe zu feiern?<br />

Hittmeyer: Den Wunsch habe ich<br />

manchmal schon als Kind und Jugendlicher<br />

gespürt. Ich habe sehr<br />

gern die Kar- und Osterliturgie mitgefeiert.<br />

<strong>Weihnachten</strong> interessanterweise<br />

gar nicht so sehr. Damals<br />

spürte ich schon: In <strong>de</strong>r Messe wird<br />

mir Kraft gegeben.<br />

Ist die Messe heute vielleicht zu<br />

unmo<strong>de</strong>rn mit ihren schweren Chorälen<br />

und <strong>de</strong>n alten Texten, die man<br />

an keinem <strong>St</strong>ammtisch hört?<br />

Hittmeyer: Wenn man auf die<br />

Entstehungsdaten <strong>de</strong>r meisten<br />

Kirchenlie<strong>de</strong>r schaut, wird man<br />

feststellen, dass die gar nicht so alt<br />

sind. Aber natürlich sind die Event-<br />

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