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Infanterist der Zukunft und vergleichbare Systeme - Strategie und ...

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Heer<br />

<strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>vergleichbare</strong><br />

<strong>Systeme</strong><br />

Michael Horst <strong>und</strong> Helmut Hinz<br />

(Foto: B<strong>und</strong>eswehr)<br />

In den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPL) vom 27. Mai 2011 wird<br />

insbeson<strong>der</strong>e „die Befähigung zum Kampf“ als ein Maßstab für die Einsatzbereitschaft<br />

betont. Wie sich bereits heute abzeichnet, werden die zukünftigen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

hybride Konflikte mit staatlichen <strong>und</strong> nichtstaatlichen Akteuren sein.<br />

Dabei werden symmetrische <strong>und</strong> nichtsymmetrische Mittel gleichermaßen eingesetzt<br />

<strong>und</strong> zumeist im urbanen Umfeld zum Einsatz kommen.<br />

A<br />

ufgr<strong>und</strong> ihrer Mobilität <strong>und</strong> Variabilität<br />

unmittelbar vor Ort ist<br />

die Infanterie – auch aus Sicht<br />

unserer alliierten Partner – <strong>der</strong> am besten<br />

geeignete Akteur, diesen hochkomplexen<br />

Kampf zu führen. Der Stellvertreter des<br />

Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant<br />

Bruno Kasdorf for<strong>der</strong>te hierzu im InfoBrief<br />

Heer (Juni 2011), dass eine mo<strong>der</strong>ne „Systeminfanterie“<br />

zu schaffen sei, die hervorragend<br />

ausgerüstet <strong>und</strong> ausgebildet sein<br />

müsse. Hierzu würden u. a. Fahrzeuge mit<br />

mo<strong>der</strong>nster Schutztechnologie, vernetzte<br />

Führungsmittel <strong>und</strong> eine Ausstattung „<strong>Infanterist</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> (IdZ)“ für den Kämpfer<br />

vor Ort benötigt.<br />

Insgesamt 42 Län<strong>der</strong> bemühen sich zurzeit<br />

um die Verbesserung <strong>der</strong> Ausstattung<br />

<strong>der</strong> Soldaten mit infanteristischen Aufgaben.<br />

In diesem Artikel werden die Absichten<br />

<strong>der</strong> NATO zur Standardisierung <strong>und</strong><br />

die Sachstände <strong>der</strong> wichtigsten Projekte<br />

dargestellt.<br />

Die NATO-Standardisierung<br />

Die NATO-weite Gr<strong>und</strong>lage zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Infanterieausrüstung ist das<br />

Soldier Mo<strong>der</strong>nization Programme (SMP).<br />

Co-Autor<br />

Leutnant Helmut Hinz studiert an <strong>der</strong><br />

Universität <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> absolviert<br />

zurzeit ein Praktikum im Report<br />

Verlag.<br />

(Foto: Schweizer Armee/AZH)<br />

Hauptziele sind, das Ausstattungsgewicht<br />

zu verringern <strong>und</strong> neue Technologien so<br />

zu integrieren, dass <strong>der</strong> Einsatzwert erheblich<br />

gesteigert werden kann. Hinzu<br />

kommt die Interoperabilität koalieren<strong>der</strong><br />

Gruppen unterschiedlicher Nationen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> Standards wurde in<br />

<strong>der</strong> NATO eine Working Group Topical<br />

Group 1 innerhalb <strong>der</strong> NATO Army Armament<br />

Group (NAAG) etabliert. Diese<br />

Arbeitsgruppe befasste sich mit Fragen<br />

<strong>der</strong> Interoperabilität zur Standardisierung<br />

wichtiger Komponenten, Funktionen <strong>und</strong><br />

Verfahren. Durch restrukturierende Prozesse<br />

innerhalb <strong>der</strong> NAAG entstand 2006<br />

daraus die permanente Land Capability<br />

Group 1, die inzwischen den gesamten<br />

Bereich Dismounted Soldier Interoperability<br />

abdeckt. Natürlich ist dieses Gremium<br />

auch eine Plattform für den ständigen Erfahrungsaustausch<br />

des SMP. Regelmäßige<br />

Treffen, unterschiedliche Arbeitsgruppen<br />

<strong>und</strong> Demonstrationen <strong>der</strong> Technologien<br />

sowie gemeinsame Untersuchungen <strong>der</strong><br />

Konzepte <strong>der</strong> einzelnen Nationen sind<br />

die Basis für die Definition gemeinsamer<br />

Interoperabilität. Dabei werden auch die<br />

nationalen Industrien eingeb<strong>und</strong>en. Ihre<br />

gezielte Beteiligung an ausgewählten Besprechungen<br />

<strong>und</strong> Kampagnen trägt dazu<br />

bei, Standards zukunftsgerichtet <strong>und</strong> in<br />

angemessener Zeit zu etablieren.<br />

<strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> –<br />

Basissystem <strong>und</strong> verwandte<br />

<strong>Systeme</strong> in <strong>der</strong> Schweiz<br />

<strong>und</strong> Spanien<br />

Das deutsche Programm <strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Zukunft</strong> (IdZ) glie<strong>der</strong>t sich in zwei Realisierungsphasen:<br />

das Basis-System (BS) <strong>und</strong><br />

das Erweiterte System (ES). In <strong>der</strong> ersten<br />

Phase ging es um die möglichst schnelle<br />

Beschaffung eines Basissystems aus<br />

zumeist marktverfügbaren Einzelkomponenten.<br />

Als Hauptauftragnehmer hat<br />

Cassidian (vormals EADS Defence & Security)<br />

das System IdZ-BS entwickelt. Bereits<br />

Das Integrierte Modulare Einsatzsystem<br />

Schweizer Soldat (IMESS):<br />

Beobachten <strong>und</strong> Wirken aus einer<br />

Deckung<br />

12<br />

August 2011 · <strong>Strategie</strong> & Technik


Zwei spanische Combatiente<br />

Futuro (ComFut)<br />

Für die zweite Phase <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

wurde Rheinmetall Defence Electronics<br />

GmbH (RDE) 2006 als Hauptauftragnehmer<br />

mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Herstellung<br />

einer Vorserie des IdZ-ES beauftragt.<br />

Ziel ist <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Fähigkeiten des IdZ<br />

beson<strong>der</strong>s in den Bereichen Führungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Wirksamkeit im Einsatz. In die<br />

Entwicklung werden aktuelle Erkenntnisse<br />

aus den Auslandseinsätzen mit einbezogen.<br />

Basierend auf einem gesamtheitlivorhandene<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Soldaten<br />

wie das G36 von Heckler & Koch <strong>und</strong> die<br />

Bekleidung wurden übernommen. Neu<br />

entwickelt wurde das Tragesystem mit<br />

<strong>der</strong> integrierten Führungsausstattung <strong>und</strong><br />

die Schutzausstattung. Das System ist seit<br />

2004 sowohl in Deutschland als auch in<br />

den Einsatzlän<strong>der</strong>n in Gebrauch. Zuletzt<br />

hat das B<strong>und</strong>esamt für Wehrtechnik <strong>und</strong><br />

Beschaffung (BWB) im März 2011 weitere<br />

400 Sätze des IdZ-BS bestellt.<br />

Neben Deutschland haben auch weitere<br />

Län<strong>der</strong> das unter dem Namen Warrior 21<br />

international vertriebene System in Nutzung<br />

o<strong>der</strong> bestellt. Die Schweizer Armee<br />

hat im März 2011 Cassidian mit <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

zur Serienherstellung des „Integrierten<br />

Modularen Einsatzsystems Schweizer<br />

Soldat“ (IMESS) beauftragt. Bereits<br />

seit 2007 wurde das System an die Ausrüstung<br />

<strong>der</strong> Schweizer Armee angepasst.<br />

Dabei wurde das System nicht nur für eine<br />

Infanteriegruppe ausgelegt, son<strong>der</strong>n auch<br />

für die Zugebene. Die Integration in Gefechtsfahrzeuge<br />

(Duro <strong>und</strong> Piranha) sind<br />

ebenfalls Bestandteil <strong>der</strong> Vereinbarung.<br />

Das in <strong>der</strong> spanischen Armee seit 2006<br />

initiierte Mo<strong>der</strong>nisierungsprogramm für<br />

die Infanterie firmiert unter dem Titel<br />

„Combatiente Futuro“ (ComFut). Dies<br />

beinhaltet Verän<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Standardinfanteriewaffe<br />

G36E in Form eines<br />

optronischen Visiergerätes. Es ist kombiniert<br />

mit einem Display am Helm, einem<br />

Laserentfernungsmesser, einem Kompass,<br />

einem Neigungswinkelmesser <strong>und</strong> einem<br />

Weißlichtscheinwerfer. Darüber hinaus ist<br />

die Integration von Kommunikationsausstattung<br />

<strong>und</strong> Schutzausrüstung sowie die<br />

Anbindung an Gefechts- <strong>und</strong> Transportfahrzeuge<br />

vorgesehen.<br />

Das System wurde in den Jahren 2008 <strong>und</strong><br />

2009 an <strong>der</strong> Infanterieakademie in Toledo<br />

intensiv getestet. Geplant ist die Beschaffung<br />

von 3.000 <strong>Systeme</strong>n, denen in einem<br />

zweiten Los weitere 6.000 folgen sollen.<br />

<strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> –<br />

Erweitertes System<br />

(Foto: Ministerio de Defensa de España)<br />

Heer<br />

chen Systemansatz stellt sich <strong>der</strong> IdZ-ES<br />

als eine Neuentwicklung dar. Im Fokus<br />

– neben <strong>der</strong> Einbindung in die vernetzte<br />

Operationsführung (NetOpFü) – steht die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Ergonomie, die durch<br />

Gewichtsreduzierung, Miniaturisierung<br />

<strong>und</strong> bessere Integration <strong>der</strong> Einzelkomponenten<br />

in das modulare Gesamtsystem<br />

erzielt werden soll. Die Gr<strong>und</strong>idee hierbei<br />

ist es, eine Infanteriegruppe mit <strong>der</strong> Basisstation<br />

in geschützten Gefechtsfahrzeugen<br />

(u. a. Boxer <strong>und</strong> Puma) zu vernetzen.<br />

Insgesamt betrachtet, lassen sich die verschiedenen<br />

IdZ-ES-Komponenten in drei Kernbereiche<br />

einteilen:<br />

Bekleidung, Schutz- <strong>und</strong> Tragesystem<br />

(BST),<br />

<br />

<br />

Waffen, Optik <strong>und</strong> Optronik (WOO) <strong>und</strong><br />

Information (C4I: Akronym für<br />

Command, Control, Communication,<br />

Computers <strong>und</strong> Information).<br />

Die Bekleidung, Schutz- <strong>und</strong> Trageausstattung<br />

wurde von <strong>der</strong> Firma Blücher Systems<br />

als Unterauftragnehmer entwickelt. Sie orientiert<br />

sich am Zwiebelschalenprinzip <strong>und</strong><br />

ist für Temperaturen von -32 bis +45 Grad<br />

Celsius ausgelegt. Im Mittelpunkt stand dabei<br />

eine hohe Modularität sowie eine uneingeschränkte<br />

Funktionalität mit den an<strong>der</strong>en<br />

Einzelkomponenten.<br />

Das – unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung von Schuberth<br />

– neuentwickelte komplexe Helmkonzept<br />

wurde in seiner Form so optimiert, dass ein<br />

Anstoßen am Splitterschutzkragen nicht<br />

mehr die Bewegungsfreiheit begrenzt.<br />

Den Bereich Waffen, Optik <strong>und</strong> Optronik<br />

verantwortet Heckler & Koch, unterstützt<br />

durch Teams von AIM Infrarot-Module,<br />

Carl Zeiss Optronics, JENOPTIK (Verteidi-<br />

Dyneema ® <strong>und</strong> Dyneema ® , the world’s strongest fiber sind Marken von Royal DSM.<br />

Die Verwendung dieser Marken ohne ausdrückliche Genehmigung ist verboten.<br />

Damit Sie für die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

von morgen gerüstet sind!<br />

In <strong>der</strong> schnelllebigen Welt von heute kommt es<br />

auf Schlagfertigkeit an – vor allem, wenn es um<br />

unser aller Sicherheit geht.<br />

Wenn Gefahr für Mensch <strong>und</strong> Ausrüstung droht, ist<br />

Dyneema ® die erste Wahl. Mit den leichten, kampferprobten<br />

Schutzwesten <strong>und</strong> Panzerungen werden<br />

Leben <strong>und</strong> Fahrzeuge optimal geschützt.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter:<br />

www.dyneemamatters.com<br />

With you when it matters<br />

<strong>Strategie</strong> & Technik · August 2011 13


Heer<br />

(Foto: Rheinmetall Defence)<br />

gung & Zivile <strong>Systeme</strong>) <strong>und</strong> Rheinmetall<br />

Soldier Electronics (vormals Oerlikon Contraves<br />

Deutschland). Beson<strong>der</strong>s die weitere<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Nachtkampffähigkeit<br />

steht dabei im Mittelpunkt. Mit <strong>der</strong> Nachtsichtbrille<br />

Lucie II D mit Infrarot-Zusatzmodul<br />

kann in Verbindung mit dem Reflexvisier<br />

RSA-S o<strong>der</strong> dem Laserlichtmodul Ziele<br />

bis zu einer Entfernung von 150 Metern<br />

bekämpft werden. Mit dem Nachtsichtvorsatz<br />

NSV 600 ist mittels eines Restlichtverstärkers<br />

eine noch größere Kampfdistanz<br />

möglich.<br />

Außerdem steht für alle Tageszeiten <strong>und</strong><br />

Witterungsverhältnisse mit dem Wärmebildzielgerät<br />

(WBZG) ein System zur Verfügung,<br />

mithilfe dessen Ziele aufgeklärt<br />

<strong>und</strong> mit Handwaffen bekämpft werden<br />

können. Integriert ist ein Laserentfernungsmesser<br />

<strong>und</strong> ein Digitaler Magnetkompass.<br />

Diese beiden Komponenten ermöglichen<br />

eine exakte Feuerleitung durch die Übermittlung<br />

von Entfernungs- <strong>und</strong> Richtungsdaten<br />

mittels eingebautem Datenlink an<br />

die C4I-Geräte <strong>der</strong> einzelnen Soldaten.<br />

Mit dem Feuerleitgerät BR 8 – montierbar<br />

an das Abschussgerät AG 40 des G36 <strong>und</strong><br />

die Panzerfaust 3 – wird die Ersttrefferquote<br />

deutlich verbessert <strong>und</strong> damit <strong>der</strong><br />

Munitionsbedarf verringert. Durch die<br />

Entwicklung dieser vielen modularen Geräte<br />

erweitern sich außerdem die Möglichkeiten,<br />

auf die <strong>der</strong> Gruppenführer Zugriff<br />

hat.<br />

Die C4I-Ausstattung umfasst den ergonomisch<br />

ausgestalteten Elektronischen Rücken<br />

(ER), auf <strong>der</strong> Rückseite <strong>der</strong> äußeren<br />

Schutzweste, den Kernrechner, das Gruppenfunkgerät,<br />

den GPS-Sen<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />

Batterien. Diese elektronischen Bauteile<br />

sowie die im Helm <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Basisstation<br />

wurden von Rheinmetall Air Defence<br />

AG entwickelt. Der ER wird über den Bildschirm<br />

des Bedien- <strong>und</strong> Anzeigengerätes<br />

(BAG) vom Soldaten bedient. Hierüber<br />

Das Erweiterte System (IdZ-ES)<br />

Das <strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> – Basis-System (IdZ-BS)<br />

o<strong>der</strong> über ein Anzeigefeld im Helm kann<br />

er Lageinformationen <strong>und</strong> Meldungen<br />

empfangen. Außerdem ist <strong>der</strong> Sprechsatz<br />

an das Funkgerät im ER, für das wie für alle<br />

weiteren Kommunikationsmittel Thales<br />

verantwortlich zeichnet, angeschlossen.<br />

Der Gruppenführer verfügt darüber hinausgehend<br />

neben einem größeren Funkgerät<br />

über einen Führungsrechner, mit<br />

dem er Anschluss an das Führungsinformationssystem<br />

des Heeres besitzt.<br />

Vom Land-Warrior-<br />

Programm zum Gro<strong>und</strong><br />

Soldier System <strong>der</strong><br />

U.S. Army<br />

Im US-Programm Land Warrior wurde<br />

1999 das ursprüngliche Konzept aufgegeben,<br />

da es bei Feldversuchen Mängel<br />

zeigte <strong>und</strong> sich als zu teuer <strong>und</strong> zu komplex<br />

erwies. Die Neukonzeption wurde<br />

vereinfacht <strong>und</strong> stärker auf die Verwendung<br />

handelsüblicher Komponenten ausgerichtet.<br />

Dabei wird <strong>der</strong> einzelne Soldat<br />

– jedoch nicht die Gruppe – als System<br />

betrachtet. Das System besteht jeweils<br />

aus dem Waffensystem, Modulen für die<br />

Daten- <strong>und</strong> Sprachkommunikation, Geräten<br />

zum Navigieren (u.a. Bestimmen <strong>der</strong><br />

eigenen Position <strong>und</strong> <strong>der</strong> von Kameraden)<br />

<strong>und</strong> aus einer speziellen Bekleidung. Interessant<br />

ist außerdem das Helmsystem. Darin<br />

sind ein Kleinstcomputer, Sensoren <strong>und</strong> ein<br />

monokulares Anzeigegerät integriert, auf<br />

dem Aufklärungsbil<strong>der</strong> von Drohnen, Bil<strong>der</strong><br />

von Überwachungskameras o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> an <strong>der</strong> eigenen Waffe montierten Wärmebildkamera<br />

angezeigt werden können.<br />

Ein damit ausgerüsteter Soldat kann Ziele<br />

anvisieren <strong>und</strong> bekämpfen, ohne die Deckung<br />

zu verlassen. Im Jahre 2007 wurde<br />

das Land Warrior-System gestrichen <strong>und</strong> in<br />

das umfassen<strong>der</strong>e Gro<strong>und</strong> Soldier System<br />

integriert.<br />

Der FÉLIN <strong>der</strong> französischen<br />

Armee<br />

Das französische Programm FÉLIN (fantassin<br />

à équipement et liaisons intégrées) begann<br />

1990 schwerpunktmäßig mit einer<br />

technologischen Untersuchung zu einer<br />

besseren Schießleistung (mittels stabilisiertem<br />

Visier) <strong>und</strong> sicherer, gefahrloser<br />

Aufklärung <strong>und</strong> Bekämpfung. Beson<strong>der</strong>es<br />

Augenmerk wurde auf die optronische<br />

Zielvorrichtung gelegt. Damit kann<br />

<strong>der</strong> Soldat – unter Nutzung <strong>der</strong> Optik des<br />

Sturmgewehrs – „um die Ecke“ visieren.<br />

Außerdem wurde eine Reihe von Wärmebildvisieren<br />

entwickelt. Die Scharfschützen<br />

besitzen darüber hinaus eine Kombination<br />

aus Tageslichtoptik, Wärmebildgerät<br />

<strong>und</strong> Laserentfernungsmesser.<br />

Der Führung <strong>und</strong> Navigation wurde eine<br />

weniger wichtige Bedeutung eingeräumt.<br />

Zusätzlich zu den <strong>Infanterist</strong>en ist das jeweilige<br />

Transportfahrzeug als Bestandteil des<br />

Systems eingeb<strong>und</strong>en. Die fünfjährige Entwicklungsphase<br />

begann Mitte 2001. Frankreich<br />

verfolgt einen eher revolutionären<br />

Ansatz, da alle Komponenten – abgesehen<br />

vom Sturmgewehr – neu entwickelt wurden.<br />

Eine Optimierung von Gewicht <strong>und</strong><br />

Volumen sowie die ergonomische Anbringung<br />

<strong>der</strong> Komponenten an <strong>der</strong> Bekleidung<br />

wurden nicht näher untersucht. Spezielle<br />

Belange <strong>der</strong> Fallschirmjäger, Gebirgsjäger<br />

(Foto: Weisswange)<br />

14<br />

August 2011 · <strong>Strategie</strong> & Technik


Broschüren aus dem Report Verlag<br />

NEU<br />

Schutz <strong>und</strong> Betrieb von<br />

Einrichtungen <strong>und</strong><br />

Objekten<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Gr<strong>und</strong>lagen / Einsatz <strong>und</strong> Schutz / Rüstung / Schutzkonzepte<br />

/ Technologien für Schutz <strong>und</strong> Betrieb / Perspektiven<br />

Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem För<strong>der</strong>kreis<br />

Deutsches Heer e.V. (FKH)<br />

92 Seiten, € 14,80<br />

Armoured Infantry Fighting Vehicle<br />

Puma<br />

Das Standardwerk zum neuen Schützenpanzer in englischer Sprache<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Concept / System / Technologies / Integrated Logistic Support / Training / Future Trends<br />

Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem För<strong>der</strong>kreis Deutsches Heer e.V. (FKH)<br />

100 Seiten, € 14,80<br />

IT-Report 2011<br />

Aktuelle Entwicklungen <strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnologie in den Streitkräften<br />

Themenschwerpunkte:<br />

IT-AmtBw / IT-Sicherheit / IT-Ausrüstung / IT im Einsatz<br />

104 Seiten, € 14,80<br />

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Fighting Vehicle Puma” zum Preis von 14,80 €<br />

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(Ab einem Bestellwert von 75 € erfolgt die Lieferung versandkostenfrei.)<br />

Name, ggf. Dienstgrad<br />

ggf. Firma / Institution / Dienststelle<br />

Straße/Hausnummer<br />

PLZ/Ort<br />

E-Mail<br />

Datum, Unterschrift<br />

Wi<strong>der</strong>rufs- <strong>und</strong> Rückgaberecht Ich nehme zur Kenntnis, dass ich diese Bestellung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen schriftlich per Brief, Fax o<strong>der</strong> E-Mail o<strong>der</strong> durch<br />

Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen kann. Ich habe darüber hinaus das Recht, innerhalb einer Frist von 14 Tagen nach Zugang <strong>der</strong> bestellten Ware, diese ohne Angabe von Gründen zurückzugeben. Zur<br />

Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache (z.B. Datum des Poststempels). Gleiches gilt für die Rückgabe <strong>der</strong> Sache. Der Wi<strong>der</strong>ruf bzw. die Rückgabe sind zu<br />

richten an: Report Verlag GmbH, Vertrieb, Otto-Volger-Straße 15, 65843 Sulzbach i.Ts., Fax: 0228/ 3680402; E-Mail: info@report-verlag.de.<br />

Im Falle eines wirksamen Wi<strong>der</strong>rufs bzw. einer wirksamen Rückgabe sind die bei<strong>der</strong>seits empfangenen Leistungen zurückzugewähren. Kann die vom Besteller empfangene Leistung ganz o<strong>der</strong> teilweise nicht<br />

o<strong>der</strong> nur in verschlechtertem Zustand zurückgewährt werden, ist dieser verpflichtet, gegebenenfalls Wertersatz zu leisten. Dies gilt nicht, wenn die Verschlechterung <strong>der</strong> Sache ausschließlich auf <strong>der</strong>en Prüfung<br />

– wie sie etwa im Laden/Geschäft möglich gewesen wäre – zurückzuführen ist. Im übrigen kann <strong>der</strong> Besteller die Wertersatzpflicht vermeiden, indem er die Sache nicht wie ein Eigentümer in Gebrauch nimmt<br />

<strong>und</strong> alles unterläßt, was <strong>der</strong>en Wert beeinträchtigt. Die Kosten für die Rücksendung trägt <strong>der</strong> Besteller, sofern die gelieferte Ware <strong>der</strong> bestellten entspricht.<br />

Datum, 2. Unterschrift<br />

www.report-verlag.de<br />

REPORT VERLAG GmbH · Hochkreuzallee 1 · 53175 Bonn<br />

Telefax: 0228-36 80402 · info@report-verlag.de


Heer<br />

<strong>und</strong> Panzergrenadiere werden bislang nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Hauptauftragnehmer ist die Firma Sagem<br />

Défense Sécurité, die zur französischen<br />

Safran-Gruppe gehört. Das Kernstück <strong>der</strong>en<br />

FÉLIN-Systems ist eine tragbare elektronische<br />

Plattform, die Funk, Optik für<br />

die Waffe sowie zur Aufklärung/Überwachung<br />

<strong>und</strong> ein Nachtsichtgerät verbindet.<br />

Es enthält sowohl die Batterien zur Stromversorgung<br />

als auch einen Rechner für die<br />

Datenverarbeitung <strong>und</strong> Speicherung. Mit<br />

dieser Ausstattung kann <strong>der</strong> Zugführer<br />

auf einem Bildschirm je<strong>der</strong>zeit die Position<br />

<strong>der</strong> Soldaten seines Zuges abrufen.<br />

Ein Hauptmerkmal des FÉLIN ist seine<br />

einfache Bedienung. Die Basisfunktionen<br />

können bereits innerhalb weniger St<strong>und</strong>en<br />

Einarbeitung erlernt sein.<br />

Auch in Frankreich ist hinsichtlich <strong>der</strong> Führungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Gruppenführer <strong>und</strong><br />

seine Gruppe in das Battle Management<br />

System (BMS) des französischen Heeres<br />

(Foto: U.S. Army)<br />

Das Land Warrior-System <strong>der</strong> U.S. Army<br />

Die Bekleidungsaspekte laufen in einem<br />

getrennten Programm. Panzergrenadiere<br />

<strong>und</strong> Fallschirmjäger werden nicht geson<strong>der</strong>t<br />

berücksichtigt. Das FIST-Programm<br />

betrachtet als kleinste Kampfeinheit das<br />

„Fire-Team“ mit vier Soldaten einschließlich<br />

einer Führungskomponente.<br />

sind neben den Infanteriekräften auch für<br />

ausgewählte Teile an<strong>der</strong>er Truppengattungen<br />

bestimmt.<br />

In einer zweiten Ausbaustufe soll die volle<br />

Verbindungsfähigkeit zwischen den Soldaten<br />

untereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> mit dem Gefechtsfahrzeug<br />

sichergestellt werden.<br />

In <strong>der</strong> dritten Stufe soll das FIST-Programm<br />

mit an<strong>der</strong>en parallel entwickelten Programmen<br />

(Soldier System Lethality <strong>und</strong> Personnel<br />

Equipment and Common Operational<br />

Clothing) synchronisiert werden.<br />

Fazit<br />

(Fotos: Ministère de la Défense)<br />

Gebirgsjäger testen den französischen Fantassin à<br />

équipement et liaisons integrées (FÉLIN)<br />

Beobachtung aus <strong>der</strong> Deckung<br />

(FÉLIN)<br />

angeb<strong>und</strong>en. Das Programm FÉLIN ist soweit<br />

gereift, dass erste <strong>Systeme</strong> seit September<br />

2010 im 1. Französischen Infanterieregiment<br />

in die Nutzung gegangen<br />

sind. Bis 2015 sollen insgesamt 21 Regimenter<br />

mit circa 22.600 <strong>Systeme</strong>n ausgerüstet<br />

werden.<br />

Das FIST-Programm <strong>der</strong><br />

britischen Armee<br />

Das britische Programm FIST (Future Integrated<br />

Soldier Technology) wurde im Jahre<br />

2003 gestartet. Thales UK wurde mit <strong>der</strong><br />

Entwicklung beauftragt. Der Schwerpunkt<br />

lag dabei auf Bewegung <strong>und</strong> Kampf bei<br />

Nacht mit <strong>der</strong> Auflage, die natürlichen<br />

Sinne möglichst wenig einzuschränken.<br />

Parallel dazu werden zukünftige Energiekonzepte<br />

(Brennstoffzellentechnologie)<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeiten einer elektrisch<br />

gezündeten Munition für das modifizierte<br />

Sturmgewehr SA 80 näher untersucht.<br />

(Foto: British Army)<br />

Die Einführung des unter <strong>der</strong> Gesamtleitung<br />

von Thales entwickelten FIST-Programms<br />

ist in drei Phasen eingeteilt. In <strong>der</strong><br />

ersten Phase sollen alle Infanteriezüge mit<br />

GPS-<strong>Systeme</strong>n, Funkgeräten <strong>und</strong> Laserlichtmodul<br />

ausgestattet werden, die zudem<br />

über einen speziellen Schutz gegen<br />

Sand, Feuchtigkeit <strong>und</strong> Staub verfügen.<br />

Für den Zeitraum 2015-2020 ist die Stückzahl<br />

von 35.000 Einheiten geplant. Diese<br />

Die einzelnen Nationen haben in den vergangenen<br />

Jahren große Anstrengungen<br />

unternommen, um die Ausrüstung <strong>der</strong><br />

abgesessen kämpfenden Soldaten zu verbessern.<br />

Nicht nur auf NATO- <strong>und</strong> nationaler<br />

Ebene werden solche Entwicklungen<br />

verfolgt. Auch die Europäische Verteidigungsagentur<br />

(EDA) hat 2006 eine Projektgruppe<br />

ins Leben gerufen, die unter<br />

<strong>der</strong> Beteiligung von neun europäischen<br />

Län<strong>der</strong>n die gemeinsame Basis für ein<br />

Soldatensystem des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts erarbeiten<br />

<strong>und</strong> bestehende Fähigkeitslücken<br />

schließen soll. Auf diese Gr<strong>und</strong>lagen soll<br />

sich dann die Entwicklung gemeinsamer,<br />

untereinan<strong>der</strong> kompatibler Module anschließen.<br />

Bis 2015 sollen hier verwertbare<br />

Ergebnisse vorliegen.<br />

Es bleibt abzuwarten, ob sich die For<strong>der</strong>ungen<br />

nach Interoperabilität in den nationalen<br />

Programmen erfüllen werden<br />

<strong>und</strong> wie sich Standardisierung <strong>und</strong> die<br />

Nutzung neuester Technologien miteinan<strong>der</strong><br />

vereinbaren lassen. Über die dringende<br />

Notwendigkeit einer optimal ausgerüsteten<br />

<strong>und</strong> mit den aktuellen technischen<br />

Möglichkeiten agierende Infanterie<br />

herrscht allgemeiner Konsens. Welcher<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Ansätze sich mit welchem<br />

Erfolg durchsetzen wird, kann erst<br />

die Praxis zeigen.<br />

<br />

16<br />

August 2011 · <strong>Strategie</strong> & Technik<br />

Das Future Infantry Soldier<br />

Technology-System des<br />

britischen Heeres (FIST)

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