Infanterist der Zukunft und vergleichbare Systeme - Strategie und ...
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Heer<br />
<strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>vergleichbare</strong><br />
<strong>Systeme</strong><br />
Michael Horst <strong>und</strong> Helmut Hinz<br />
(Foto: B<strong>und</strong>eswehr)<br />
In den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPL) vom 27. Mai 2011 wird<br />
insbeson<strong>der</strong>e „die Befähigung zum Kampf“ als ein Maßstab für die Einsatzbereitschaft<br />
betont. Wie sich bereits heute abzeichnet, werden die zukünftigen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
hybride Konflikte mit staatlichen <strong>und</strong> nichtstaatlichen Akteuren sein.<br />
Dabei werden symmetrische <strong>und</strong> nichtsymmetrische Mittel gleichermaßen eingesetzt<br />
<strong>und</strong> zumeist im urbanen Umfeld zum Einsatz kommen.<br />
A<br />
ufgr<strong>und</strong> ihrer Mobilität <strong>und</strong> Variabilität<br />
unmittelbar vor Ort ist<br />
die Infanterie – auch aus Sicht<br />
unserer alliierten Partner – <strong>der</strong> am besten<br />
geeignete Akteur, diesen hochkomplexen<br />
Kampf zu führen. Der Stellvertreter des<br />
Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant<br />
Bruno Kasdorf for<strong>der</strong>te hierzu im InfoBrief<br />
Heer (Juni 2011), dass eine mo<strong>der</strong>ne „Systeminfanterie“<br />
zu schaffen sei, die hervorragend<br />
ausgerüstet <strong>und</strong> ausgebildet sein<br />
müsse. Hierzu würden u. a. Fahrzeuge mit<br />
mo<strong>der</strong>nster Schutztechnologie, vernetzte<br />
Führungsmittel <strong>und</strong> eine Ausstattung „<strong>Infanterist</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> (IdZ)“ für den Kämpfer<br />
vor Ort benötigt.<br />
Insgesamt 42 Län<strong>der</strong> bemühen sich zurzeit<br />
um die Verbesserung <strong>der</strong> Ausstattung<br />
<strong>der</strong> Soldaten mit infanteristischen Aufgaben.<br />
In diesem Artikel werden die Absichten<br />
<strong>der</strong> NATO zur Standardisierung <strong>und</strong><br />
die Sachstände <strong>der</strong> wichtigsten Projekte<br />
dargestellt.<br />
Die NATO-Standardisierung<br />
Die NATO-weite Gr<strong>und</strong>lage zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Infanterieausrüstung ist das<br />
Soldier Mo<strong>der</strong>nization Programme (SMP).<br />
Co-Autor<br />
Leutnant Helmut Hinz studiert an <strong>der</strong><br />
Universität <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> absolviert<br />
zurzeit ein Praktikum im Report<br />
Verlag.<br />
(Foto: Schweizer Armee/AZH)<br />
Hauptziele sind, das Ausstattungsgewicht<br />
zu verringern <strong>und</strong> neue Technologien so<br />
zu integrieren, dass <strong>der</strong> Einsatzwert erheblich<br />
gesteigert werden kann. Hinzu<br />
kommt die Interoperabilität koalieren<strong>der</strong><br />
Gruppen unterschiedlicher Nationen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> Standards wurde in<br />
<strong>der</strong> NATO eine Working Group Topical<br />
Group 1 innerhalb <strong>der</strong> NATO Army Armament<br />
Group (NAAG) etabliert. Diese<br />
Arbeitsgruppe befasste sich mit Fragen<br />
<strong>der</strong> Interoperabilität zur Standardisierung<br />
wichtiger Komponenten, Funktionen <strong>und</strong><br />
Verfahren. Durch restrukturierende Prozesse<br />
innerhalb <strong>der</strong> NAAG entstand 2006<br />
daraus die permanente Land Capability<br />
Group 1, die inzwischen den gesamten<br />
Bereich Dismounted Soldier Interoperability<br />
abdeckt. Natürlich ist dieses Gremium<br />
auch eine Plattform für den ständigen Erfahrungsaustausch<br />
des SMP. Regelmäßige<br />
Treffen, unterschiedliche Arbeitsgruppen<br />
<strong>und</strong> Demonstrationen <strong>der</strong> Technologien<br />
sowie gemeinsame Untersuchungen <strong>der</strong><br />
Konzepte <strong>der</strong> einzelnen Nationen sind<br />
die Basis für die Definition gemeinsamer<br />
Interoperabilität. Dabei werden auch die<br />
nationalen Industrien eingeb<strong>und</strong>en. Ihre<br />
gezielte Beteiligung an ausgewählten Besprechungen<br />
<strong>und</strong> Kampagnen trägt dazu<br />
bei, Standards zukunftsgerichtet <strong>und</strong> in<br />
angemessener Zeit zu etablieren.<br />
<strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> –<br />
Basissystem <strong>und</strong> verwandte<br />
<strong>Systeme</strong> in <strong>der</strong> Schweiz<br />
<strong>und</strong> Spanien<br />
Das deutsche Programm <strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Zukunft</strong> (IdZ) glie<strong>der</strong>t sich in zwei Realisierungsphasen:<br />
das Basis-System (BS) <strong>und</strong><br />
das Erweiterte System (ES). In <strong>der</strong> ersten<br />
Phase ging es um die möglichst schnelle<br />
Beschaffung eines Basissystems aus<br />
zumeist marktverfügbaren Einzelkomponenten.<br />
Als Hauptauftragnehmer hat<br />
Cassidian (vormals EADS Defence & Security)<br />
das System IdZ-BS entwickelt. Bereits<br />
Das Integrierte Modulare Einsatzsystem<br />
Schweizer Soldat (IMESS):<br />
Beobachten <strong>und</strong> Wirken aus einer<br />
Deckung<br />
12<br />
August 2011 · <strong>Strategie</strong> & Technik
Zwei spanische Combatiente<br />
Futuro (ComFut)<br />
Für die zweite Phase <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
wurde Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH (RDE) 2006 als Hauptauftragnehmer<br />
mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Herstellung<br />
einer Vorserie des IdZ-ES beauftragt.<br />
Ziel ist <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Fähigkeiten des IdZ<br />
beson<strong>der</strong>s in den Bereichen Führungsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Wirksamkeit im Einsatz. In die<br />
Entwicklung werden aktuelle Erkenntnisse<br />
aus den Auslandseinsätzen mit einbezogen.<br />
Basierend auf einem gesamtheitlivorhandene<br />
Ausstattung <strong>der</strong> Soldaten<br />
wie das G36 von Heckler & Koch <strong>und</strong> die<br />
Bekleidung wurden übernommen. Neu<br />
entwickelt wurde das Tragesystem mit<br />
<strong>der</strong> integrierten Führungsausstattung <strong>und</strong><br />
die Schutzausstattung. Das System ist seit<br />
2004 sowohl in Deutschland als auch in<br />
den Einsatzlän<strong>der</strong>n in Gebrauch. Zuletzt<br />
hat das B<strong>und</strong>esamt für Wehrtechnik <strong>und</strong><br />
Beschaffung (BWB) im März 2011 weitere<br />
400 Sätze des IdZ-BS bestellt.<br />
Neben Deutschland haben auch weitere<br />
Län<strong>der</strong> das unter dem Namen Warrior 21<br />
international vertriebene System in Nutzung<br />
o<strong>der</strong> bestellt. Die Schweizer Armee<br />
hat im März 2011 Cassidian mit <strong>der</strong> Vorbereitung<br />
zur Serienherstellung des „Integrierten<br />
Modularen Einsatzsystems Schweizer<br />
Soldat“ (IMESS) beauftragt. Bereits<br />
seit 2007 wurde das System an die Ausrüstung<br />
<strong>der</strong> Schweizer Armee angepasst.<br />
Dabei wurde das System nicht nur für eine<br />
Infanteriegruppe ausgelegt, son<strong>der</strong>n auch<br />
für die Zugebene. Die Integration in Gefechtsfahrzeuge<br />
(Duro <strong>und</strong> Piranha) sind<br />
ebenfalls Bestandteil <strong>der</strong> Vereinbarung.<br />
Das in <strong>der</strong> spanischen Armee seit 2006<br />
initiierte Mo<strong>der</strong>nisierungsprogramm für<br />
die Infanterie firmiert unter dem Titel<br />
„Combatiente Futuro“ (ComFut). Dies<br />
beinhaltet Verän<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Standardinfanteriewaffe<br />
G36E in Form eines<br />
optronischen Visiergerätes. Es ist kombiniert<br />
mit einem Display am Helm, einem<br />
Laserentfernungsmesser, einem Kompass,<br />
einem Neigungswinkelmesser <strong>und</strong> einem<br />
Weißlichtscheinwerfer. Darüber hinaus ist<br />
die Integration von Kommunikationsausstattung<br />
<strong>und</strong> Schutzausrüstung sowie die<br />
Anbindung an Gefechts- <strong>und</strong> Transportfahrzeuge<br />
vorgesehen.<br />
Das System wurde in den Jahren 2008 <strong>und</strong><br />
2009 an <strong>der</strong> Infanterieakademie in Toledo<br />
intensiv getestet. Geplant ist die Beschaffung<br />
von 3.000 <strong>Systeme</strong>n, denen in einem<br />
zweiten Los weitere 6.000 folgen sollen.<br />
<strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> –<br />
Erweitertes System<br />
(Foto: Ministerio de Defensa de España)<br />
Heer<br />
chen Systemansatz stellt sich <strong>der</strong> IdZ-ES<br />
als eine Neuentwicklung dar. Im Fokus<br />
– neben <strong>der</strong> Einbindung in die vernetzte<br />
Operationsführung (NetOpFü) – steht die<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Ergonomie, die durch<br />
Gewichtsreduzierung, Miniaturisierung<br />
<strong>und</strong> bessere Integration <strong>der</strong> Einzelkomponenten<br />
in das modulare Gesamtsystem<br />
erzielt werden soll. Die Gr<strong>und</strong>idee hierbei<br />
ist es, eine Infanteriegruppe mit <strong>der</strong> Basisstation<br />
in geschützten Gefechtsfahrzeugen<br />
(u. a. Boxer <strong>und</strong> Puma) zu vernetzen.<br />
Insgesamt betrachtet, lassen sich die verschiedenen<br />
IdZ-ES-Komponenten in drei Kernbereiche<br />
einteilen:<br />
Bekleidung, Schutz- <strong>und</strong> Tragesystem<br />
(BST),<br />
<br />
<br />
Waffen, Optik <strong>und</strong> Optronik (WOO) <strong>und</strong><br />
Information (C4I: Akronym für<br />
Command, Control, Communication,<br />
Computers <strong>und</strong> Information).<br />
Die Bekleidung, Schutz- <strong>und</strong> Trageausstattung<br />
wurde von <strong>der</strong> Firma Blücher Systems<br />
als Unterauftragnehmer entwickelt. Sie orientiert<br />
sich am Zwiebelschalenprinzip <strong>und</strong><br />
ist für Temperaturen von -32 bis +45 Grad<br />
Celsius ausgelegt. Im Mittelpunkt stand dabei<br />
eine hohe Modularität sowie eine uneingeschränkte<br />
Funktionalität mit den an<strong>der</strong>en<br />
Einzelkomponenten.<br />
Das – unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung von Schuberth<br />
– neuentwickelte komplexe Helmkonzept<br />
wurde in seiner Form so optimiert, dass ein<br />
Anstoßen am Splitterschutzkragen nicht<br />
mehr die Bewegungsfreiheit begrenzt.<br />
Den Bereich Waffen, Optik <strong>und</strong> Optronik<br />
verantwortet Heckler & Koch, unterstützt<br />
durch Teams von AIM Infrarot-Module,<br />
Carl Zeiss Optronics, JENOPTIK (Verteidi-<br />
Dyneema ® <strong>und</strong> Dyneema ® , the world’s strongest fiber sind Marken von Royal DSM.<br />
Die Verwendung dieser Marken ohne ausdrückliche Genehmigung ist verboten.<br />
Damit Sie für die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
von morgen gerüstet sind!<br />
In <strong>der</strong> schnelllebigen Welt von heute kommt es<br />
auf Schlagfertigkeit an – vor allem, wenn es um<br />
unser aller Sicherheit geht.<br />
Wenn Gefahr für Mensch <strong>und</strong> Ausrüstung droht, ist<br />
Dyneema ® die erste Wahl. Mit den leichten, kampferprobten<br />
Schutzwesten <strong>und</strong> Panzerungen werden<br />
Leben <strong>und</strong> Fahrzeuge optimal geschützt.<br />
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www.dyneemamatters.com<br />
With you when it matters<br />
<strong>Strategie</strong> & Technik · August 2011 13
Heer<br />
(Foto: Rheinmetall Defence)<br />
gung & Zivile <strong>Systeme</strong>) <strong>und</strong> Rheinmetall<br />
Soldier Electronics (vormals Oerlikon Contraves<br />
Deutschland). Beson<strong>der</strong>s die weitere<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Nachtkampffähigkeit<br />
steht dabei im Mittelpunkt. Mit <strong>der</strong> Nachtsichtbrille<br />
Lucie II D mit Infrarot-Zusatzmodul<br />
kann in Verbindung mit dem Reflexvisier<br />
RSA-S o<strong>der</strong> dem Laserlichtmodul Ziele<br />
bis zu einer Entfernung von 150 Metern<br />
bekämpft werden. Mit dem Nachtsichtvorsatz<br />
NSV 600 ist mittels eines Restlichtverstärkers<br />
eine noch größere Kampfdistanz<br />
möglich.<br />
Außerdem steht für alle Tageszeiten <strong>und</strong><br />
Witterungsverhältnisse mit dem Wärmebildzielgerät<br />
(WBZG) ein System zur Verfügung,<br />
mithilfe dessen Ziele aufgeklärt<br />
<strong>und</strong> mit Handwaffen bekämpft werden<br />
können. Integriert ist ein Laserentfernungsmesser<br />
<strong>und</strong> ein Digitaler Magnetkompass.<br />
Diese beiden Komponenten ermöglichen<br />
eine exakte Feuerleitung durch die Übermittlung<br />
von Entfernungs- <strong>und</strong> Richtungsdaten<br />
mittels eingebautem Datenlink an<br />
die C4I-Geräte <strong>der</strong> einzelnen Soldaten.<br />
Mit dem Feuerleitgerät BR 8 – montierbar<br />
an das Abschussgerät AG 40 des G36 <strong>und</strong><br />
die Panzerfaust 3 – wird die Ersttrefferquote<br />
deutlich verbessert <strong>und</strong> damit <strong>der</strong><br />
Munitionsbedarf verringert. Durch die<br />
Entwicklung dieser vielen modularen Geräte<br />
erweitern sich außerdem die Möglichkeiten,<br />
auf die <strong>der</strong> Gruppenführer Zugriff<br />
hat.<br />
Die C4I-Ausstattung umfasst den ergonomisch<br />
ausgestalteten Elektronischen Rücken<br />
(ER), auf <strong>der</strong> Rückseite <strong>der</strong> äußeren<br />
Schutzweste, den Kernrechner, das Gruppenfunkgerät,<br />
den GPS-Sen<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />
Batterien. Diese elektronischen Bauteile<br />
sowie die im Helm <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Basisstation<br />
wurden von Rheinmetall Air Defence<br />
AG entwickelt. Der ER wird über den Bildschirm<br />
des Bedien- <strong>und</strong> Anzeigengerätes<br />
(BAG) vom Soldaten bedient. Hierüber<br />
Das Erweiterte System (IdZ-ES)<br />
Das <strong>Infanterist</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> – Basis-System (IdZ-BS)<br />
o<strong>der</strong> über ein Anzeigefeld im Helm kann<br />
er Lageinformationen <strong>und</strong> Meldungen<br />
empfangen. Außerdem ist <strong>der</strong> Sprechsatz<br />
an das Funkgerät im ER, für das wie für alle<br />
weiteren Kommunikationsmittel Thales<br />
verantwortlich zeichnet, angeschlossen.<br />
Der Gruppenführer verfügt darüber hinausgehend<br />
neben einem größeren Funkgerät<br />
über einen Führungsrechner, mit<br />
dem er Anschluss an das Führungsinformationssystem<br />
des Heeres besitzt.<br />
Vom Land-Warrior-<br />
Programm zum Gro<strong>und</strong><br />
Soldier System <strong>der</strong><br />
U.S. Army<br />
Im US-Programm Land Warrior wurde<br />
1999 das ursprüngliche Konzept aufgegeben,<br />
da es bei Feldversuchen Mängel<br />
zeigte <strong>und</strong> sich als zu teuer <strong>und</strong> zu komplex<br />
erwies. Die Neukonzeption wurde<br />
vereinfacht <strong>und</strong> stärker auf die Verwendung<br />
handelsüblicher Komponenten ausgerichtet.<br />
Dabei wird <strong>der</strong> einzelne Soldat<br />
– jedoch nicht die Gruppe – als System<br />
betrachtet. Das System besteht jeweils<br />
aus dem Waffensystem, Modulen für die<br />
Daten- <strong>und</strong> Sprachkommunikation, Geräten<br />
zum Navigieren (u.a. Bestimmen <strong>der</strong><br />
eigenen Position <strong>und</strong> <strong>der</strong> von Kameraden)<br />
<strong>und</strong> aus einer speziellen Bekleidung. Interessant<br />
ist außerdem das Helmsystem. Darin<br />
sind ein Kleinstcomputer, Sensoren <strong>und</strong> ein<br />
monokulares Anzeigegerät integriert, auf<br />
dem Aufklärungsbil<strong>der</strong> von Drohnen, Bil<strong>der</strong><br />
von Überwachungskameras o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> an <strong>der</strong> eigenen Waffe montierten Wärmebildkamera<br />
angezeigt werden können.<br />
Ein damit ausgerüsteter Soldat kann Ziele<br />
anvisieren <strong>und</strong> bekämpfen, ohne die Deckung<br />
zu verlassen. Im Jahre 2007 wurde<br />
das Land Warrior-System gestrichen <strong>und</strong> in<br />
das umfassen<strong>der</strong>e Gro<strong>und</strong> Soldier System<br />
integriert.<br />
Der FÉLIN <strong>der</strong> französischen<br />
Armee<br />
Das französische Programm FÉLIN (fantassin<br />
à équipement et liaisons intégrées) begann<br />
1990 schwerpunktmäßig mit einer<br />
technologischen Untersuchung zu einer<br />
besseren Schießleistung (mittels stabilisiertem<br />
Visier) <strong>und</strong> sicherer, gefahrloser<br />
Aufklärung <strong>und</strong> Bekämpfung. Beson<strong>der</strong>es<br />
Augenmerk wurde auf die optronische<br />
Zielvorrichtung gelegt. Damit kann<br />
<strong>der</strong> Soldat – unter Nutzung <strong>der</strong> Optik des<br />
Sturmgewehrs – „um die Ecke“ visieren.<br />
Außerdem wurde eine Reihe von Wärmebildvisieren<br />
entwickelt. Die Scharfschützen<br />
besitzen darüber hinaus eine Kombination<br />
aus Tageslichtoptik, Wärmebildgerät<br />
<strong>und</strong> Laserentfernungsmesser.<br />
Der Führung <strong>und</strong> Navigation wurde eine<br />
weniger wichtige Bedeutung eingeräumt.<br />
Zusätzlich zu den <strong>Infanterist</strong>en ist das jeweilige<br />
Transportfahrzeug als Bestandteil des<br />
Systems eingeb<strong>und</strong>en. Die fünfjährige Entwicklungsphase<br />
begann Mitte 2001. Frankreich<br />
verfolgt einen eher revolutionären<br />
Ansatz, da alle Komponenten – abgesehen<br />
vom Sturmgewehr – neu entwickelt wurden.<br />
Eine Optimierung von Gewicht <strong>und</strong><br />
Volumen sowie die ergonomische Anbringung<br />
<strong>der</strong> Komponenten an <strong>der</strong> Bekleidung<br />
wurden nicht näher untersucht. Spezielle<br />
Belange <strong>der</strong> Fallschirmjäger, Gebirgsjäger<br />
(Foto: Weisswange)<br />
14<br />
August 2011 · <strong>Strategie</strong> & Technik
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Wi<strong>der</strong>rufs- <strong>und</strong> Rückgaberecht Ich nehme zur Kenntnis, dass ich diese Bestellung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen schriftlich per Brief, Fax o<strong>der</strong> E-Mail o<strong>der</strong> durch<br />
Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen kann. Ich habe darüber hinaus das Recht, innerhalb einer Frist von 14 Tagen nach Zugang <strong>der</strong> bestellten Ware, diese ohne Angabe von Gründen zurückzugeben. Zur<br />
Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache (z.B. Datum des Poststempels). Gleiches gilt für die Rückgabe <strong>der</strong> Sache. Der Wi<strong>der</strong>ruf bzw. die Rückgabe sind zu<br />
richten an: Report Verlag GmbH, Vertrieb, Otto-Volger-Straße 15, 65843 Sulzbach i.Ts., Fax: 0228/ 3680402; E-Mail: info@report-verlag.de.<br />
Im Falle eines wirksamen Wi<strong>der</strong>rufs bzw. einer wirksamen Rückgabe sind die bei<strong>der</strong>seits empfangenen Leistungen zurückzugewähren. Kann die vom Besteller empfangene Leistung ganz o<strong>der</strong> teilweise nicht<br />
o<strong>der</strong> nur in verschlechtertem Zustand zurückgewährt werden, ist dieser verpflichtet, gegebenenfalls Wertersatz zu leisten. Dies gilt nicht, wenn die Verschlechterung <strong>der</strong> Sache ausschließlich auf <strong>der</strong>en Prüfung<br />
– wie sie etwa im Laden/Geschäft möglich gewesen wäre – zurückzuführen ist. Im übrigen kann <strong>der</strong> Besteller die Wertersatzpflicht vermeiden, indem er die Sache nicht wie ein Eigentümer in Gebrauch nimmt<br />
<strong>und</strong> alles unterläßt, was <strong>der</strong>en Wert beeinträchtigt. Die Kosten für die Rücksendung trägt <strong>der</strong> Besteller, sofern die gelieferte Ware <strong>der</strong> bestellten entspricht.<br />
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Heer<br />
<strong>und</strong> Panzergrenadiere werden bislang nicht<br />
berücksichtigt.<br />
Hauptauftragnehmer ist die Firma Sagem<br />
Défense Sécurité, die zur französischen<br />
Safran-Gruppe gehört. Das Kernstück <strong>der</strong>en<br />
FÉLIN-Systems ist eine tragbare elektronische<br />
Plattform, die Funk, Optik für<br />
die Waffe sowie zur Aufklärung/Überwachung<br />
<strong>und</strong> ein Nachtsichtgerät verbindet.<br />
Es enthält sowohl die Batterien zur Stromversorgung<br />
als auch einen Rechner für die<br />
Datenverarbeitung <strong>und</strong> Speicherung. Mit<br />
dieser Ausstattung kann <strong>der</strong> Zugführer<br />
auf einem Bildschirm je<strong>der</strong>zeit die Position<br />
<strong>der</strong> Soldaten seines Zuges abrufen.<br />
Ein Hauptmerkmal des FÉLIN ist seine<br />
einfache Bedienung. Die Basisfunktionen<br />
können bereits innerhalb weniger St<strong>und</strong>en<br />
Einarbeitung erlernt sein.<br />
Auch in Frankreich ist hinsichtlich <strong>der</strong> Führungsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Gruppenführer <strong>und</strong><br />
seine Gruppe in das Battle Management<br />
System (BMS) des französischen Heeres<br />
(Foto: U.S. Army)<br />
Das Land Warrior-System <strong>der</strong> U.S. Army<br />
Die Bekleidungsaspekte laufen in einem<br />
getrennten Programm. Panzergrenadiere<br />
<strong>und</strong> Fallschirmjäger werden nicht geson<strong>der</strong>t<br />
berücksichtigt. Das FIST-Programm<br />
betrachtet als kleinste Kampfeinheit das<br />
„Fire-Team“ mit vier Soldaten einschließlich<br />
einer Führungskomponente.<br />
sind neben den Infanteriekräften auch für<br />
ausgewählte Teile an<strong>der</strong>er Truppengattungen<br />
bestimmt.<br />
In einer zweiten Ausbaustufe soll die volle<br />
Verbindungsfähigkeit zwischen den Soldaten<br />
untereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> mit dem Gefechtsfahrzeug<br />
sichergestellt werden.<br />
In <strong>der</strong> dritten Stufe soll das FIST-Programm<br />
mit an<strong>der</strong>en parallel entwickelten Programmen<br />
(Soldier System Lethality <strong>und</strong> Personnel<br />
Equipment and Common Operational<br />
Clothing) synchronisiert werden.<br />
Fazit<br />
(Fotos: Ministère de la Défense)<br />
Gebirgsjäger testen den französischen Fantassin à<br />
équipement et liaisons integrées (FÉLIN)<br />
Beobachtung aus <strong>der</strong> Deckung<br />
(FÉLIN)<br />
angeb<strong>und</strong>en. Das Programm FÉLIN ist soweit<br />
gereift, dass erste <strong>Systeme</strong> seit September<br />
2010 im 1. Französischen Infanterieregiment<br />
in die Nutzung gegangen<br />
sind. Bis 2015 sollen insgesamt 21 Regimenter<br />
mit circa 22.600 <strong>Systeme</strong>n ausgerüstet<br />
werden.<br />
Das FIST-Programm <strong>der</strong><br />
britischen Armee<br />
Das britische Programm FIST (Future Integrated<br />
Soldier Technology) wurde im Jahre<br />
2003 gestartet. Thales UK wurde mit <strong>der</strong><br />
Entwicklung beauftragt. Der Schwerpunkt<br />
lag dabei auf Bewegung <strong>und</strong> Kampf bei<br />
Nacht mit <strong>der</strong> Auflage, die natürlichen<br />
Sinne möglichst wenig einzuschränken.<br />
Parallel dazu werden zukünftige Energiekonzepte<br />
(Brennstoffzellentechnologie)<br />
<strong>und</strong> die Möglichkeiten einer elektrisch<br />
gezündeten Munition für das modifizierte<br />
Sturmgewehr SA 80 näher untersucht.<br />
(Foto: British Army)<br />
Die Einführung des unter <strong>der</strong> Gesamtleitung<br />
von Thales entwickelten FIST-Programms<br />
ist in drei Phasen eingeteilt. In <strong>der</strong><br />
ersten Phase sollen alle Infanteriezüge mit<br />
GPS-<strong>Systeme</strong>n, Funkgeräten <strong>und</strong> Laserlichtmodul<br />
ausgestattet werden, die zudem<br />
über einen speziellen Schutz gegen<br />
Sand, Feuchtigkeit <strong>und</strong> Staub verfügen.<br />
Für den Zeitraum 2015-2020 ist die Stückzahl<br />
von 35.000 Einheiten geplant. Diese<br />
Die einzelnen Nationen haben in den vergangenen<br />
Jahren große Anstrengungen<br />
unternommen, um die Ausrüstung <strong>der</strong><br />
abgesessen kämpfenden Soldaten zu verbessern.<br />
Nicht nur auf NATO- <strong>und</strong> nationaler<br />
Ebene werden solche Entwicklungen<br />
verfolgt. Auch die Europäische Verteidigungsagentur<br />
(EDA) hat 2006 eine Projektgruppe<br />
ins Leben gerufen, die unter<br />
<strong>der</strong> Beteiligung von neun europäischen<br />
Län<strong>der</strong>n die gemeinsame Basis für ein<br />
Soldatensystem des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts erarbeiten<br />
<strong>und</strong> bestehende Fähigkeitslücken<br />
schließen soll. Auf diese Gr<strong>und</strong>lagen soll<br />
sich dann die Entwicklung gemeinsamer,<br />
untereinan<strong>der</strong> kompatibler Module anschließen.<br />
Bis 2015 sollen hier verwertbare<br />
Ergebnisse vorliegen.<br />
Es bleibt abzuwarten, ob sich die For<strong>der</strong>ungen<br />
nach Interoperabilität in den nationalen<br />
Programmen erfüllen werden<br />
<strong>und</strong> wie sich Standardisierung <strong>und</strong> die<br />
Nutzung neuester Technologien miteinan<strong>der</strong><br />
vereinbaren lassen. Über die dringende<br />
Notwendigkeit einer optimal ausgerüsteten<br />
<strong>und</strong> mit den aktuellen technischen<br />
Möglichkeiten agierende Infanterie<br />
herrscht allgemeiner Konsens. Welcher<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Ansätze sich mit welchem<br />
Erfolg durchsetzen wird, kann erst<br />
die Praxis zeigen.<br />
<br />
16<br />
August 2011 · <strong>Strategie</strong> & Technik<br />
Das Future Infantry Soldier<br />
Technology-System des<br />
britischen Heeres (FIST)