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AUF ENGSTEM RAUM - Amnesty International

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Auf<br />

Engstem<br />

raum<br />

kenia: slums in nairobi


<strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Kenia / 3<br />

slums in nairobi<br />

Frauen an einer Wasserausgabestelle in Kibera / Nairobi, Februar 2009 © <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Impressum<br />

© <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong>,<br />

Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.<br />

August 2009<br />

V.i.S.d.P. Markus N. Beeko<br />

Redaktion: Franziska Ulm, Annette Hartmetz,<br />

Birgit Stegmayer<br />

Gestaltung: Rüdiger Fandler, Berlin<br />

Druck: Humburg, Berlin<br />

Art.Nr. 22009<br />

Titelfoto:<br />

Junge in Kibera / Nairobi, März 2009<br />

© <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Rund zwei Millionen Menschen leben in Nairobis Slums<br />

auf nur 5% des gesamten städtischen Wohnraums – das ist<br />

mehr als die Hälfte aller Einwohner der Hauptstadt.<br />

Nairobis informelle Siedlungen wurden von der Politik lange<br />

Zeit ignoriert und blieben daher von der Stadtentwicklungsund<br />

Haushaltsplanung ausgeschlossen: Es wurden keine<br />

Straßen gebaut, keine Wasser- oder Stromleitungen gelegt.


4 / kenia <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Kenia / 5<br />

auf den offiziellen<br />

stadtplänen gibt<br />

es kibera nicht<br />

In Kibera, dem größten Slum von Nairobi,<br />

leben etwa eine Million Menschen zusammengedrängt<br />

auf 250 Hektar durchweichtem<br />

Boden. Mitten hindurch verläuft die wichtigste<br />

Eisenbahnlinie Nairobis. Die meisten Menschen<br />

leben in wellblechgedeckten Hütten<br />

auf Lehmboden, ohne Toilette oder fließendes<br />

Wasser. Im Durchschnitt wohnen sechs Personen<br />

in einer 10m² großen Hütte. In Kibera<br />

muss die Mehrzahl der Bewohner mit weniger<br />

als einem Dollar am Tag auskommen.<br />

Dicke Rohre verlaufen kreuz und quer durch<br />

Kibera. Durch sie fließt sauberes Wasser in<br />

die wohlhabenderen Viertel der Hauptstadt.<br />

Die Slumbewohner hingegen müssen mehrere<br />

Kilometer zurücklegen, um Wasser an<br />

pri vaten Wasserstationen zu kaufen – und<br />

dies zu einem Preis, der durchschnittlich das<br />

Siebenfache vom Wasserpreis in reicheren<br />

Vierteln beträgt. Viele können es sich nicht<br />

leisten, den Tagesbedarf an Wasser zu kaufen.<br />

Auf den schlammigen, engen Wegen liegen<br />

Müll und Plastiktüten mit menschlichen<br />

Exkrementen. Zähflüssig läuft bräunliches,<br />

verschmutztes Wasser in Rinnsalen über<br />

ausgetretene Pfade. Sie verlaufen meist direkt<br />

vor den Hütten und kreuzen häufig Trinkwasserleitungen.<br />

Auf den offiziellen Stadtplänen gibt es Kibera<br />

nicht. Es ist ein unsichtbarer Stadtteil, in<br />

dem die Regierung kaum etwas tut. Die Bewohner<br />

haben nur sehr eingeschränkt Zugang<br />

zu grundlegender Infrastruktur wie Müllabfuhr,<br />

Gesundheitsversorgung und Schulen.<br />

Sie sind Gewaltverbrechen oft schutzlos<br />

ausgesetzt, und bei Bränden kommt ihnen<br />

niemand zu Hilfe.<br />

NAIROBIS SLUMS<br />

Kibera ist Nairobis größter Slum und einer der<br />

größten in Afrika. Er liegt im Südwesten der Hauptstadt.<br />

Eine Million Menschen leben auf 250 Hektar,<br />

unterteilt in neun Dörfer.<br />

Mathare wurde 1963 auf staatlichem Land<br />

errichtet. Er ist in zwei Dörfer unterteilt. Heute ist der<br />

Großteil des Landes in privatem Besitz.<br />

Korogocho befindet sich zur Hälfte auf staatlichem<br />

und zur anderen Hälfte auf privatem Land, auf dem<br />

rund 120.000 Menschen in sieben Dörfern leben.<br />

Mukuru Kwa Njenga liegt im Südosten von Nairobi.<br />

Auf 32 Hektar leben rund 75.000 Menschen.<br />

Deep Sea befindet sich in Nairobis Nordwesten.<br />

Auf 13 Hektar leben 7000 Menschen.<br />

Kibera – einer der größten Slums in Afrika, Februar 2009 © <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Bei Wasserknappheit verschlimmert sich das<br />

Problem noch: dann leiten die Versorgungsbetriebe<br />

zusätzlich Wasser aus den Slums in<br />

die einkommensstarken Viertel Nairobis um.<br />

In Kibera und den übrigen vernachlässigten<br />

Siedlungen Nairobis leben die Menschen<br />

in ständiger Angst: Angst vor Zwangsräumung<br />

und weiterer Verelendung. Angst vor Gewalt.<br />

Angst vor Krankheiten durch verschmutztes<br />

Wasser. Angst, dass ihnen der Weg aus<br />

der Armut für immer versperrt bleibt. Die<br />

Verwehrung des Rechts auf Wohnen ist eine<br />

direkte Folge der gleichgültigen Haltung der<br />

Behörden gegenüber den armen Menschen<br />

in den Städten. Die sich ausbreitenden<br />

informellen Siedlungen werden nicht in die<br />

Planungs- und Haushaltsentscheidungen<br />

der Stadtverwaltung Nairobis einbezogen. In<br />

Erwartung größerer Profite hat die Stadt in<br />

Wohnprojekte des höheren Standards investiert,<br />

anstatt bezahlbaren Wohnraum für alle<br />

zur Verfügung zu stellen. Der daraus resultierende<br />

extreme Mangel an erschwinglichem<br />

Wohnraum lässt Millionen von Menschen<br />

keine Alternative zum Leben in den Slums.


6 / kenia <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Kenia / 7<br />

Marktstände entlang der Eisenbahnlinie durch Kibera, Februar 2009 © <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong>


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Kenia / 9<br />

„Alle in dieser Gemeinde haben es schwer, auch die Frauen,<br />

deren Männer noch leben.“<br />

Emma Wanjiru, alleinerziehende Mutter von sieben Kindern,<br />

links mit ihrem jüngsten Sohn, der erst drei Tage alt war, als die Familie<br />

aus ihrem Zuhause in Deep Sea vertrieben wurde. Daraufhin<br />

musste die Familie einen Monat lang im Freien verbringen, bis sie<br />

wieder eine Unterkunft hatte.<br />

Emma Wanjiru mit dem jüngsten ihrer sieben Kinder, Deep Sea / Nairobi, März 2009 © <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Zwangsräumungen<br />

Die schnell wachsenden Slums und die unwürdigen<br />

Lebensbedingungen ihrer Bewohner<br />

machen deutlich, dass die Regierung bei der<br />

Wahrung des Rechts auf angemessenes Wohnen<br />

für alle versagt hat. Das größte Hindernis<br />

ist das Fehlen eines gesicherten Wohnrechts<br />

für die meisten Slumbewohner. Dadurch<br />

haben sie keinen Schutz vor will kürlichen<br />

Mieterhöhungen, Enteignungen und Zwangsräumungen.<br />

Slumbewohner sind in besonderem Maße<br />

von rechtswidrigen Zwangsräumungen<br />

bedroht. Diese Zwangsräumungen sind nach<br />

internationalen Menschenrechtsabkommen<br />

illegal, werden aber dennoch häufig in<br />

großem Umfang und mit katastrophalen<br />

Folgen für die betroffenen Menschen durchgeführt.<br />

Zwangsräumungen haben die Zerstörung von<br />

Häusern, Besitz, Kleinstunternehmen und<br />

Lebensgrundlagen zur Folge, sie trennen<br />

Familien und traumatisieren die Betroffenen.<br />

Die Bewohner der Siedlung Deep Sea haben<br />

beispielsweise mehrere Wellen von Zwangsräumungen<br />

durch Regierungsbehörden und<br />

Privatunternehmen erdulden müssen. Am 25.<br />

September 2005 wurden an einem einzigen<br />

Tag die Häuser von etwa 850 Familien<br />

dem Erdboden gleichgemacht. Dies geschah<br />

ohne Vorwarnung, ohne Konsultation der<br />

Betroffenen, ohne die Bereitstellung alternativer<br />

Unterkünfte oder Entschädigungen –<br />

das heißt, ohne auch nur einen der Standards<br />

einzuhalten, die in internationalen Menschenrechtsabkommen<br />

vorgesehen sind. Die<br />

dadurch ausgelösten Massenproteste verhinderten<br />

weitere Abrisse. Und das zuständige<br />

Gericht erklärte die Zwangsräumungen später<br />

für rechtswidrig. Trotz dieses Urteils leben die<br />

Bewohner von Deep Sea in ständiger Angst<br />

vor den Bulldozern.<br />

Andere Zwangsräumungen wurden durchgeführt,<br />

um den Weg für Infrastrukturprojekte<br />

der Regierung zu ebnen, wie zum Beispiel<br />

den Bau von Straßen und Bahnstrecken.<br />

Im Februar 2004 mussten ungefähr 2000<br />

Menschen dabei zusehen, wie ihre Häuser<br />

in Raila Village in Kibera abgerissen wurden,<br />

um einer Umgehungsstraße Platz zu machen.<br />

Dabei wurden auch Schulen, Kioske, Krankenstationen<br />

und Kleinunternehmen zerstört.<br />

Wie üblich, wurden auch hier die Bewohner<br />

nicht angemessen vorgewarnt, man bot<br />

ihnen weder eine neue Unterkunft noch eine<br />

Entschädigung an. Die Bauarbeiten für die<br />

Umgehungsstraße haben aber bis heute nicht<br />

begonnen.<br />

Erbe der Kolonialzeit<br />

Erste informelle Siedlungen entstanden in<br />

Nairobi während der britischen Kolonialherrschaft,<br />

als die afrikanische Bevölkerung<br />

nicht in den Wohnvierteln der Städte leben<br />

durfte. Die Kolonialregierung ignorierte<br />

die Slums und tat, als gäbe es sie nicht.<br />

Deshalb brauchten die kommunalen Behörden<br />

dort keine Grundversorgung bereitzustellen<br />

oder Zufahrtsstraßen zu bauen. In der Folge<br />

entwickelte Nairobi sich immer mehr zu einer<br />

zweigeteilten Stadt.<br />

Die Unabhängigkeit im Jahr 1963 brachte<br />

keine Verbesserungen für die Slumbewohner.<br />

Die neue Regierung versuchte zwar anfangs,<br />

die Ausbreitung der Slums durch die Eindämmung<br />

der Landflucht zu stoppen, ging<br />

dann aber zum Abriss der Slums über. Keine<br />

der beiden Maßnahmen verhinderte jedoch<br />

die unaufhörliche Vergrößerung der informellen<br />

Siedlungen.<br />

In den 1970er und 1980er Jahren änderte<br />

die Regierung ihre Politik: Sie riss die<br />

Siedlungen nicht mehr ab, sondern be mühte<br />

sich nun, die Lebensbedingungen in den<br />

Slums zu verbessern. Sowohl internationale


10 / kenia <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Kenia / 11<br />

„Ich mache mir keine Hoffnungen bei dem<br />

Projekt zur Verbesserung der Wohnbedingungen.<br />

Mein Mann hat 2005 den Antrag gestellt,<br />

und er ist dann mit allen Unterlagen abgehauen.“<br />

Jocely Kenmuto Nkykooyo lebt mit ihren drei Kindern in<br />

einer Hütte, bestehend aus einem Raum. Sie ist<br />

HIV-positiv und inzwischen zu krank, um die notwendigen<br />

Medikamente im Krankenhaus abzuholen.<br />

Entwicklungshilfeorganisationen als auch<br />

Nichtregierungsorganisationen und Initiativen<br />

der Slumbewohner selbst leiteten erste<br />

Projekte ein.<br />

In den 1990er Jahren nahm die Beteiligung<br />

von NGOs und internationalen Organisationen<br />

an Initiativen zur Verbesserung der Lebensumstände<br />

in informellen Siedlungen zu.<br />

Doch selbst die kenianische Regierung gibt zu,<br />

dass diese Projekte „dazu tendierten, die<br />

Zielgruppen aus dem Planungsprozess auszuschließen“.<br />

2004 erklärte die Regierung die Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen durch die „Aufwertung<br />

von Slums“ zur Priorität. Die Regierung<br />

kündigte in dem Zusammenhang auch an,<br />

dass sie vorhabe, die Siedlungen in den innerstädtischen<br />

Bereich zu integrieren.<br />

Bis jetzt ist das allerdings nicht geschehen.<br />

Das ehrgeizige Aufwertungsprogramm „Kenya<br />

Slum Upgrading Programme“ (KENSUP)<br />

begann im Jahr 2000. Das Pilotprojekt wird<br />

zurzeit in Soweto East in Kibera umgesetzt<br />

und sieht vor, die Lebensumstände von 5,3<br />

Millionen Slumbewohnern bis 2020 zu<br />

verbessern. Trotz einiger positiver Entwicklungen<br />

hat die Regierung in vielen Bereichen<br />

nicht dafür gesorgt, dass das Projekt internationale<br />

Menschenrechtstandards hinsichtlich<br />

des Rechts auf Wohnen erfüllt.<br />

Im März 2009 befragte <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

50 Be wohner, von denen 45 angaben, dass<br />

sie über das Projekt KENSUP im Unklaren<br />

gelassen worden seien, obwohl es tiefgreifende<br />

Auswirkungen auf ihr Leben haben wird.<br />

Sie waren weder hinsichtlich der Gestal tung<br />

noch der Lage der neuen Wohnungen<br />

konsultiert worden, und man hatte sie auch<br />

bezüglich der geplanten Übergangsunterkünfte<br />

nicht zu Rate gezogen. Viele befürchten,<br />

dass die zeitweilige Umsiedlung sie ihrer<br />

einzigen Einkommensquelle berauben wird,<br />

die häufig ein kleines Geschäft in Kibera ist.<br />

Diejenigen, die es am schwersten haben, zum<br />

Beispiel alleinerziehende Mütter und<br />

Menschen mit Behinderungen oder Krankheiten,<br />

befürchten, dass sie nicht in das<br />

Projekt aufgenommen werden oder die neuen<br />

Unterkünfte für sie ungeeignet oder unbezahlbar<br />

sein könnten. Alle, mit denen<br />

<strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong> gesprochen hat, haben<br />

Kibera, Februar 2009 © <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong>


12 / kenia <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Kenia / 13<br />

Was ist eine rechtswidrige Zwangsräumung?<br />

<strong>International</strong>e Normen beschreiben eine rechtswidrige<br />

Zwangsräumung als eine gegen den Willen der Betroffenen<br />

stattfindende Vertreibung aus ihren Wohnungen oder<br />

von ihrem Land, ohne dass ein ge eigneter rechtlicher<br />

oder anderer Schutz vorhanden ist.<br />

Das bedeutet: Kein Mensch darf ohne weiteres aus<br />

seinem Haus, seiner Wohnung oder von seinem Land<br />

vertrieben werden. Eine Zwangsräumung ist nur unter<br />

strengen rechtlichen Auflagen zulässig, und niemand<br />

darf dadurch der Obdachlosigkeit preisgegeben werden.<br />

Als Ersatz muss ein angemessener Wohnraum gestellt<br />

werden, in dem menschenwürdiges Wohnen und Leben<br />

möglich ist. Trotzdem werden immer mehr Menschen aus<br />

ihren Häusern und von ihrem Land vertrieben, oft mit<br />

brutaler Gewalt. Die Betroffenen werden vorher vielfach<br />

nicht darüber informiert und von der unangekündigten<br />

Zerstörung ihres Wohnraums überrascht. Somit haben sie<br />

im Vorfeld keine Möglichkeit, sich mit rechtlichen Mitteln<br />

dagegen zu wehren. Der Schutz vor einer rechtswidrigen<br />

Zwangsräumung gilt auch für Slumbewohner, obwohl<br />

sie oft keine Mietverträge oder formellen Rechte an dem<br />

Land haben, auf dem sie wohnen. Auch ihre Wohnungen<br />

und Hütten sind Unterkünfte, die geschützt werden<br />

müssen und die der Staat nicht einfach zerstören darf.<br />

Eine rechtswidrige Zwangsräumung ist eine schwere<br />

Menschenrechtsverletzung, oft werden dabei auch andere<br />

Menschenrechte verletzt wie das Recht auf Eigentum<br />

oder das Recht auf körperliche Unversehrtheit.<br />

Angst, dass die Phase der „Aufwertung“<br />

mit rechtswidrigen Zwangsräumungen einhergehen<br />

wird.<br />

Doch vor allem ist im „Aufwertungsprogramm“<br />

KENSUP wenig vorgesehen, um die unmittelbaren<br />

und dringendsten Missstände in den<br />

Slums von Nairobi zu beheben. Trotz der<br />

Versprechungen der Regierung, außerhalb der<br />

Slums bezahlbare Unterkünfte bereitzu stellen,<br />

sind die politischen Maßnahmen, auch die<br />

Programme des sozialen Wohnungsbaus,<br />

zu wenig auf Menschen ausgerichtet, die in<br />

Slums leben.<br />

Dadurch sind Millionen von Menschen mit<br />

geringem oder nur unregelmäßigem Einkom<br />

men zum weiteren Leben in Slums<br />

verdammt – ohne ge sichertes Wohnrecht,<br />

ohne fließendes Wasser oder andere Grundversorgung<br />

und ohne große Hoffnung, jemals<br />

der Armutsfalle entkommen zu können.<br />

für eine bessere Zukunft<br />

Gemeinsam mit der „Kenyan Housing and<br />

Land Coalition“, die sich für Wohn- und<br />

Landrechte einsetzt, fordert <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

ein Ende aller rechtswidrigen<br />

Zwangsräumungen und entscheidende<br />

Verbesserungen für Slumbewohner. Dabei<br />

müssen ihre Stimmen gehört werden.<br />

Im Juni 2009 wurde der <strong>Amnesty</strong>-Bericht<br />

„Kenya – the unseen majority: Nairobi’s two<br />

million slum-dwellers“ in Nairobi veröffentlicht.<br />

Zeitgleich gab <strong>Amnesty</strong> eine kostenlose<br />

SMS-Nummer heraus, damit die Menschen<br />

in den Slums in kurzen Mitteilungen ihre<br />

aktuellen Bedürfnisse und ihre Vorstellungen<br />

von einem Leben und Wohnen in Würde<br />

schreiben können.<br />

<strong>Amnesty</strong> sammelt die Nachrichten und wird sie<br />

der kenianischen Regierung übermitteln – ein<br />

Irene Khan, internationale Generalsekretärin von <strong>Amnesty</strong>, in Nairobi, Juni 2009 © <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

konkretes Beispiel dafür, dass die Organisation<br />

Menschen in Armut eine Stimme gibt.<br />

Mitglieder und Unterstützer von <strong>Amnesty</strong><br />

<strong>International</strong> werden weltweit weiter Druck<br />

auf die kenianische Regierung ausüben,<br />

damit eine Grundversorgung in den Siedlungen<br />

bereitgestellt und rechtswidrige Zwangsräumungen<br />

gestoppt werden.<br />

Wir werden uns zudem mit Gemeinden<br />

solidarisch zeigen, die Einschüchterungen<br />

und Gewalt erfahren, sobald sie versuchen,<br />

ihr Recht auf ange messenes Wohnen zu<br />

verteidigen. Wir werden gemeinsam mit ihnen<br />

das Recht eines jeden Menschen einfordern,<br />

menschenwürdig zu leben.<br />

<strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong> fordert die<br />

kenianische Regierung auf,<br />

sofort alle rechtswidrigen Zwangsräumungen<br />

zu stoppen.<br />

Slumbewohner an allen Entscheidungen zu<br />

beteiligen, die ihre Lebens- und Wohnsituation<br />

betreffen, und in Programmen zur<br />

Aufwertung von Slums ihre Grundver sorgung<br />

mit sauberem Trinkwasser und sanitären<br />

Anlagen zu garantieren. Auch die<br />

Bezahlbarkeit und Erreichbarkeit von neuen<br />

Wohnungen muss gewährleistet werden.<br />

sicherzustellen, dass die Opfer von<br />

rechtswidrigen Zwangsräumungen effektiven<br />

Zugang zu Rechtsmitteln und eine angemessene<br />

Entschädigung in Form von Geld ­<br />

zahlungen oder Ersatzwohnraum erhalten.


14 / kenia <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

Kenia / 15<br />

Mit Menschenrechten<br />

gegen Armut<br />

Schule in Kibera, 2003 © Crispin Hughes / Panos Pictures<br />

Menschen in Armut sind besonders oft von<br />

Menschenrechtsverletzungen betroffen.<br />

Wer nicht lesen und schreiben kann, kennt<br />

seine Rechte nicht gut genug und ist staatlicher<br />

Willkür ausgesetzt. Wer ständig<br />

schikaniert wird, fühlt sich ohnmächtig.<br />

Wer nie gefragt wird, verliert seine Stimme.<br />

Gerade Menschen in Armut sind darauf<br />

angewiesen, dass der Staat ihre Rechte<br />

respektiert. Menschenwürdige Lebensbedingungen,<br />

medizinische Versorgung, Zugang<br />

zu Bildung – Rechte, die viele Staaten ihren<br />

Bürgerinnen und Bürgern verweigern.<br />

Wo Regierungen sich der Verantwortung entziehen,<br />

herrscht ein Kreislauf aus Armut und<br />

Menschenrechtsverletzungen, der schwer zu<br />

durchbrechen ist: Armut ist in vielen Fällen<br />

eine Folge von Menschenrechtsverletzungen<br />

und wird durch Menschenrechtsverletzungen<br />

verfestigt.<br />

In der Kampagne „Mit Menschenrechten<br />

gegen Armut“ dokumentiert <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong><br />

schwere Menschenrechtsverletzungen<br />

an Menschen in Armut. Dazu gehören<br />

menschenunwürdige Wohnbedingungen und<br />

rechtswidrige Zwangsräumungen, Müttersterblichkeit<br />

nach vermeidbaren Komplikationen<br />

bei Schwangerschaft und Geburt, aber<br />

auch die gesundheitsgefährdende Verseuchung<br />

der Umwelt durch Unternehmen.<br />

<strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong> wendet sich an die<br />

verantwortlichen Regierungen und Unternehmen,<br />

protestiert gegen das Unrecht, fordert<br />

konkrete Verbesserungen und gibt Menschen<br />

in Armut eine Stimme: Mit Menschenrechten<br />

gegen Armut. Und mit Ihrem Einsatz.<br />

www.amnesty.de / armut<br />

Wohnen. In Würde.<br />

Rechtswidrige Zwangsräumungen sind ein<br />

schwerer Verstoß gegen die Menschen rechte:<br />

Menschen verlieren binnen Stunden ihr<br />

Zuhause, Hütten und Häuser werden dem<br />

Erdboden gleichgemacht – ohne Begründung,<br />

ohne Alternativen, ohne Rechtsgrundlage.<br />

Die spärliche Lebensgrundlage von Menschen<br />

in Armut wird mit einem Handstreich<br />

vernichtet.<br />

Sie wollen nicht tatenlos zusehen? Dann<br />

beteiligen Sie sich an unserem Aktionsnetz<br />

STOPPT ZWANGSRÄUMUNGEN. Sie erhalten<br />

aktuelle Eilaktionen und weitere Aktionsaufrufe<br />

und können sich konkret und schnell<br />

für Menschen, die von einer Zwangsräumung<br />

bedroht sind, einsetzen.<br />

www.amnesty.de / wohnen


AMNESTY INTERNATIONAL Sektion der Bundesrepublik Deutschland e. V. . 53108 Bonn<br />

T: +49 228 98373-0 . F: +49 228 630036 . E: info@amnesty.de . W: www.amnesty.de<br />

<strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong> setzt sich auf der<br />

Grundlage der »Allgemeinen Erklärung der<br />

Menschenrechte« für eine Welt ein, in der die<br />

Rechte aller Menschen geachtet werden.<br />

Die Stärke der Organisation liegt im freiwilligen<br />

Engagement von weltweit mehr als<br />

2,7 Millionen Mitgliedern und Unter stützern<br />

unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen<br />

und Alters gruppen. Gemeinsam setzen sie<br />

Mut, Kraft und Fantasie für eine Welt ohne<br />

Menschenrechts verletzungen ein.<br />

Auch Sie können sich engagieren:<br />

www.amnesty.de / mitmachen<br />

<strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong> finanziert sich aus<br />

Spenden und Beiträgen. Regierungsgelder<br />

lehnt <strong>Amnesty</strong> ab, um finanziell und politisch<br />

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Insbesondere arbeitet <strong>Amnesty</strong><br />

für die Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen<br />

und die Bestrafung der<br />

Täter/innen<br />

gegen Folter, Todesstrafe, politischen Mord<br />

und das »Verschwindenlassen« von Menschen<br />

für die Freilassung aller gewaltlosen<br />

politischen Gefangenen, die aufgrund ihrer<br />

Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Religion<br />

oder Überzeugung inhaftiert sind<br />

für den Schutz und die Unterstützung von<br />

Menschenrechtsverteidiger/innen<br />

für den Schutz der Rechte von Flüchtlingen<br />

für den Schutz der Menschenrechte in<br />

bewaffneten Konflikten und für wirksame<br />

Kontrollen des Waffenhandels<br />

gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

für den besonderen Schutz der Rechte von<br />

Frauen und Mädchen<br />

für die Förderung der wirtschaftlichen,<br />

sozialen und kulturellen Rechte

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