Go big: Das cannondale „claymore“ ist in Sachen Federungsfunktion mehr Enduro denn <strong>Freeride</strong>bike. Das heißt aber nicht, dass es für Bikeparks ungeeignet wäre: Testfahrer Falco Ruppert im Grenzbereich. FREERIDE 3/11 59
test Extrem: Das wuchtigste Steuerrohr der Welt kommt aus Amerika. Leider sind auch die obere Steuersatzschale und der Vorbau wuchtig. So kommt die Front sehr hoch und muss erst „auf tief“ getunt werden, damit das Handling passt. FREERIDE 3/11 60 Schwarz, breit, stark: Das „Claymore“ ist typisch Cannondale, viel fetter kann man Rohre kaum machen. Schön, dass das Teil nur schwer aussieht – in Wirklichkeit ist es leicht. SET-up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILo) TourenmonsTer Gabel: Die „36 Talas R“ befüllten wir mit 5 psi mehr als optimal, 65 psi, um der Wegsacktendenz entgegenzuwirken. Dadurch wird sie aber auch etwas progressiver. Zugstufe 5 Klicks. Dämpfer: Wir hielten uns an die Angaben des Herstellers, wählten aber die Drücke für max. 72 Kilo Fahrergewicht – so war der Hinterbau etwas softer unterwegs, schlug aber trotzdem nicht durch. Große Kammer 19 Bar und 4 Klicks Zugstufe, kleine Kammer 15 Bar und 5 Klicks. Lange ist es her, dass Cannondale in der <strong>Freeride</strong>klasse ein gutes Bike am Start hatte. Das „Moto“ war irgendwie misslungen – zu hochbeinig, zu unausgewogen. Mit dem „Claymore“ soll alles anders werden. Die Amis haben sich dafür den ehemaligen Scott-Entwickler Peter Denk gekrallt. Der hat sein „Mehrfachhub-Pullshock“-Dämpfersystem gleich mal weiterentwickelt und nun gibt es zwei große Marken mit so einem Verstellhebel am Lenker. Das „Claymore“ ist optisch eine ziemliche Wuchtbrumme. Eine fettere Steuerrohreinheit haben wir noch nie gesehen. Die Ausstattung ist solide, aber einfach: Die Gabel ist eine Fox „36 Talas R“ ohne Druckstufenverstellung. Dafür gibt’s beim Dämpfer gleich zwei Zugstufen – eine für den langen Hub, eine für den kurzen. Die günstigen Avid-Bremsen und die einfache FSA-Kurbel zollen dem aufwändigen Dämpferkonzept Tribut. Kettenführung und Telekopstütze fehlen. Das Gewicht ist niedrig: 14,3 Kilo. Das Bike besitzt zwei Aufhängepunkte für die untere Dämpferaufnahme – einmal ist die Geo tief und flach, einmal höher und steil. Wir wählten erstere und erlebten beim Aufsitzen eine Überraschung: Das Cannondale baut vorne extrem hoch. Wie aufgebockt. Gegenmaßnahme: den wuchtigen Vorbau umdrehen. Sieht komisch aus, passt aber. So getunt ging’s zum Testen. Am Berg war das Cannondale sofort der Platzhirsch. Es rollt sehr leicht, mit abgesenkter Gabel und straffem Federweg geht es super bergauf. Aber auch nur dann, denn der Sitzwinkel ist real flach und man hängt ohne die Geometrieanpassung weit hinten. Das Heck verträgt im straffen Modus sogar Wiegetrittsprints. Allerdings wirkt das Rad etwas gedrungen. Bergab bleibt der Eindruck – der kürzeste Reach-Wert in diesem Vergleich ist stehend deutlich spürbar. Für Fahrer um die 1,75 Meter passt das aber ganz gut. Den Lowriser-Lenker mussten wir nach der ersten Abfahrt noch durch einen Flatbar ersetzen, um eine ausgewogene Fahrposition zu erhalten. Damit sah das Bike zwar etwas verbaut aus, war aber stimmig. Nicht ganz so stimmig: Die Fahrwerksfunktion. Der Hinterbau spricht zwar feinfühlig an, auf Wurzelteppichen wird er aber holperig. Das Hinterrad verliert bei hohem Tempo etwas die Bodenhaftung, weil der Dämpfer die schnellen Schläge nicht so effektiv schlucken kann. Das Fox-Federbein arbeitet zwar geschmeidiger als das Modell beim direkten Konkurrenten, dem „Genius LT“ von Scott. Zu den guten Fahrwerken in diesem Test verliert es aber etwas den Anschluss. Genau wie die Gabel: Die „Talas“-Modelle der „36“ benötigen viel Low-Speed-Druckstufe, damit sie nicht wegsacken. Bei der einfachen Version im Cannondale ist da nichts einstellbar. Folglich muss man den Luftdruck erhöhen – der Fahrkomfort leidet. Als langhubiges Tourenbike funktioniert das Cannondale in unseren Augen sehr gut. Ein leichter <strong>Freeride</strong>r ist es eher nicht. Fazit: Das „Claymore“ ist im Vergleich zum alten „Moto“ ein deutlicher Schritt nach vorne. Der Schwerpunkt liegt tiefer. Doch die Front baut zu hoch und der Hinterbau ist nicht ganz so fluffig wie bei der Konkurrenz. Sehr gute Bergaufeigenschaften. Mehr Tourenenduro denn <strong>Freeride</strong>r. Irgendwie anders: Der Zweikammerdämpfer wird bei Belastung auseinandergezogen. Separate Zugstufen verhindern Gehoppel im Bergauf-Modus. Ärgerlich: die obere Dämpferbuchse schlug schnell aus. Cannondale>Claymore 2 herstellerangaben VERTRIEB Cycling Sports Group, Tel. 0041/614879380 www.cannondale.com MATERIAL/GRöSSEn Alu/S,M (getestet),L, XL pREIS/GEWICHT oHnE pEDALE 3799 Euro/14,3 kg messdaten REACH/STACK 366 mm/618 mm LEnK-/SITZRoHRWInKEL 65,5 - 66,6°/71,5 - 72,5° oBERRoHR-/HInTERBAuLÄnGE 581 mm/435 mm RADSTAnD/TRETLAGERHöHE 1 133-1137 mm/345-358 mm FEDERWEG Vo./HI. 180 mm/180 mm HInTERBAuSySTEM abgestützter Eingelenker ausstattung GABEL/DÄMpFER Fox 36 Talas 180 R/Fox DYAT RT2 KuRBELn/SCHALTunG FSA Afterburner/Shimano SLX, XT BREMSAnLAGE Avid Elixir CR LAuFRÄDER Sun Ringlé Charger Pro Systemlaufradsatz, Schwalbe Fat Albert 2,4 Reifen <strong>Freeride</strong>-PerFormance allround DH HiGHsPeeD DH tecHniscH Park/trix tour/trail BerGauF Spec-Infos: Reifen passen zum idealen Einsatzbereich, keine Teleskopstütze, Lenkerbreite: sehr gut (750 mm). wendig, Hinterbau bergauf, Gewicht hohe Front, Hinterbau bergab unsensibel 10 <strong>Freeride</strong> 8,5 <strong>Freeride</strong> <strong>Freeride</strong> FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.