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V - Freeride

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TesT<br />

Multiple Tasking: Ob Trailride, Tour oder Bikepark –<br />

die 2011er-Superenduros scheinen zu jeder Schandtat<br />

bereit. Wir testeten die neue Bike-Klasse im Trail-<br />

Paradies Finale Ligure.<br />

FREERIDE 2/11<br />

50


sie sind federwegsstark<br />

wie nie zuvor,<br />

hart im nehmen und<br />

gleichzeitig leicht<br />

und tourentauglich:<br />

aus super-Enduros<br />

sind „Extrem-Enduros“<br />

geworden.<br />

2011 ist das Jahr der<br />

Generation X.<br />

TEXT Dimitri Lehner FoTos Lars Scharl (Action), Daniel Simon (Produkte)<br />

V<br />

or kurzem war die Bike-Welt noch leicht zu<br />

verstehen: Es gab Enduros (leicht, straff),<br />

<strong>Freeride</strong>r (schwer, soft) und Big Bikes (richtig<br />

schwer, richtig soft). Doch dieses Weltbild scheint seit<br />

der Eurobike-Messe 2010 aus den Angeln gehoben.<br />

Plötzlich schieben die Hersteller Bikes an den Start, die<br />

leicht und federwegsgewaltig sind. 180er-Federwege<br />

fand man früher nur an <strong>Freeride</strong>rn. Und Gewichte<br />

unter 15 Kilo nur an Enduros. Die Extrem-Enduros,<br />

oder wie man die Burschen auch immer nennen will,<br />

sind nicht nur eine neue Bike-Klasse, sie nähern sich<br />

auch dem Ideal des „one bike 4 all“: Mit ihnen kann<br />

man Stunts wagen, im Bikepark auch die fetten Drops<br />

mitnehmen, aber gleichzeitig auf Shuttles und Bergbahnen<br />

verzichten – denn die Bikes kurbeln auch<br />

willig bergauf. Kurzum: Wir sind begeistert, auf solche<br />

Bikes haben wir schon lange gewartet.<br />

TEsTEn: wiE, was, wo?<br />

Um die Bikes besser vergleichen zu können und uns<br />

lästige Pannen zu ersparen, haben wir wieder einen<br />

Einheitsreifen gewählt, den Onza „Ibex DH 2,4“.<br />

Dagegen ist es uns nicht gelungen, die Preisklasse<br />

wirklich einzugrenzen. Trek, Liteville und Intense<br />

sprengten unser ursprüngliches Preislimit. Dennoch<br />

wollten wir euch diese Bikes nicht vorenthalten. Wir<br />

testeten hauptsächlich auf dem anspruchsvollen Trail<br />

„Madonna della Guardia“ in Finale Ligure, der teilweise<br />

so ruppig ist, dass man ihn auch gerne mit einem<br />

Downhiller fahren würde. Hier ermittelten wir ein<br />

Downhill-Ranking, das bei der Bewertung im Mittelpunkt<br />

stand – schließlich zählt vor allem der Fahrspaß<br />

bergab. Sechs Tester erstellten ihre Ranglisten und<br />

gaben die Fahreindrücke zu Protokoll, die wir dann<br />

mittelten und in die Sternchenbewertung einfließen<br />

ließen. Dennoch achteten wir auch auf eine gute<br />

Ausstattung und bewerteten die Toureneignung. Ein<br />

Muss bei dieser Bike-Klasse ist die verstellbare Sattelstütze.<br />

Sie hebt den Fahrspaß enorm. Sehr sinnvoll<br />

für lange Uphills, aber auch Geradeaus-Blockern sind<br />

außerdem absenkbare Gabeln und Dämpfer mit Anti-<br />

Wipp-Schaltern.<br />

CharakTErsChwäChEn<br />

Der Test hat gezeigt, dass sich in dieser Klasse Bikes<br />

mit ganz unterschiedlichem Gesicht tummeln. Um<br />

individuell das richtige Bike zu finden, muss man<br />

also auf den Charakter des Modells achten und ihn<br />

mit den eigenen Wünschen und dem Einsatzzweck<br />

abgleichen. Drei Beispiele: Wer in erster Linie <strong>Freeride</strong>-Touren<br />

fährt, Trails in den Bergen sucht und<br />

nur ab und an fiese Downhills hinunterscheucht,<br />

findet im leichten Scott einen passenden Partner. Bei<br />

wem dagegen Fahrsicherheit, Komfort und ein super<br />

Handling im Lastenheft oben stehen, der kommt am<br />

Canyon nicht vorbei. Und Sparfüchse, die in erster<br />

Linie auf die Kohle achten müssen, finden bei YT ein<br />

unschlagbares Angebot, das sich vor der teureren<br />

Konkurrenz nicht zu verstrecken braucht.<br />

Übrigens: Weitere spannende Modelle findet ihr im<br />

Enduro-Test der aktuellen Ausgabe unseres Schwestermagazins<br />

BIKE (6/2011).<br />

FREERIDE 2/11<br />

51


test<br />

Ein Bike für alles? Mit den neuen Superenduros rücken wir dem Ideal schon<br />

sehr nahe. Die Kompromisse werden immer kleiner.<br />

Set-up leicht gemacht:<br />

Tipps als Gabelaufdruck.<br />

die gewichtstabelle ¹<br />

FREERIDE 2/11<br />

52<br />

Komplett²<br />

Und schnell wieder hoch: Der Shuttle-<br />

Service in Finale ist perfekt organisiert.<br />

Après-Bike: Siebenmal die Teststrecke „Madonna della Guardia“ runtergeknüppelt,<br />

da haben wir uns den Spritz redlich verdient. Doch was ist mit meiner Nase los?<br />

Rahmen³<br />

Dämpfer 4<br />

Laufräder 5<br />

Bergamont 15,8 kg 3892 g 607 g 4306 g 2495 g<br />

Canyon 15,9 kg 3132 g 493 g 5129 g 2393 g<br />

Intense 16,9 kg 3412 g 991 g 6289 g 2275 g<br />

Kona 15,7 kg 3522 g 279 g 5080 g 2454 g<br />

Liteville 14,7 kg 2883 g 510 g 4737 g 2859 g<br />

Mondraker 14,6 kg 3045 g 508 g 4726 g 2113 g<br />

Rose 14,9 kg 3032 g 493 g 4670 g 2497 g<br />

Rotwild 14,8 kg 3269 g 343 g 4672 g 2433 g<br />

Scott 14,4 kg 2757 g 621 g 4567 g 2386 g<br />

Specialized 15 kg 3298 g 488 g 4493 g 2650 g<br />

Trek 14,8 kg 3175 g 375 g 4704 g 2134 g<br />

Votec 16,1 kg 3778 g 624 g 4822 g 2187 g<br />

YT 15 kg 3438 g 522 g 4451 g 2150 g<br />

¹ FREERIDE-Messung grün: niedrigster Wert<br />

² ohne Pedale rot: höchster Wert<br />

3 ohne Dämpfer<br />

4 mit Schrauben<br />

5 mit Reifen und Kassette<br />

Gabel<br />

top 8 - dh<br />

1. Canyon / Intense<br />

3. Rotwild<br />

4. Liteville<br />

5. Votec<br />

6. YT / Bergamont<br />

7. Rose / Specialized<br />

top 3 - park<br />

1. Intense<br />

2. Votec<br />

3. Canyon<br />

top 3 - tour<br />

1. Scott<br />

2. Rotwild<br />

3. Trek<br />

Die üppigen Federwege machen’s möglich: Mit den langhubigen Superenduros<br />

kann man die Chickenline getrost vergessen. Hurra!<br />

Tester Julian Mothes verpasst sich die tägliche Flow-Dosis<br />

im legendären „H-Trail“ – schon wieder auf dem Canyon.<br />

Ganz wichtig: Federung<br />

vorher abstimmen!


Grosskaliber<br />

„Radikal gedacht, neu gemacht“, so übertitelt die Hamburger Bike-Schmiede Bergamont ihren neuen Kinematik-Ansatz. Viel<br />

wurde gegrübelt, getüftelt und entworfen, bis die neuen Ideen produktionsfertig waren. Es gab sogar gerichtliche Auseinandersetzungen<br />

mit Kinematik-Papst Dave Weagle aus den USA. Der sah Patentverletzungen in dem bergamontschen<br />

„Coax Pivot System“, einer konzentrisch um die Hinterradachse positionierten Schwingenlagerung. Sie soll Federung<br />

und Bremsen entkoppeln, ein Problem, mit dem die Vorläufermodelle des „Big Air“ zu kämpfen hatten. Damals<br />

versuchte man dem Problem mit einer Bremsmomentabstützung beizukommen. Auch neu: die starke Hydroformierung<br />

des Rahmens. Für einen coolen Look haben die Hamburger ihre Rohre kräftig durch die Ölpresse gejagt. Heraus kam<br />

ein zeitgemäßes Rahmendesign im martialischen Gravity-Look. Passend dazu: die Oversize-Lager und die wuchtige<br />

Wippe des Hinterbaus. All das drückt allerdings etwas auf die Waage und ergibt das höchste Rahmengewicht im<br />

Test (3892 Gramm). Neben dem schicken Rahmen fällt auch die tadellose Ausstattung auf. Da ist alles dran, was man<br />

braucht und mag: Hochwertige Laufräder, die manuelle Crankbrothers-„Joplin“-Hydraulik-Stütze für eine<br />

schnelle Sattelhöhenverstellung und die kompakte Getriebekurbel „Hammerschmidt“. Sie generiert<br />

bei dem hohen Tretlager (370 Millimeter) schon eine fast monstertruckartige Bodenfreiheit.<br />

Oder die hochwertigen Federelemente: Die Fox „36 Talas RC2“ lässt sich für angenehmeres<br />

Bergaufstrampeln von 180 auf 140 Millimeter absenken. Im Heck arbeitet der übergroße<br />

Rock Shox „Vivid Air R2C“, ausgerüstet mit allen Einstell-Raffinessen. Er stellt 185<br />

Millimeter Federweg bereit. Damit gehört das Bergamont zu den Federwegsgroßkalibern<br />

im Testfeld. Das spürt man auf dem Trail: Besonders wenn’s rumpelig<br />

und bockig wird, gibt das potente Fahrwerk des Bergamont viel Sicherheit und<br />

Fahrkomfort. Bremsstempeln? Fehlanzeige. Der breite Lenker (740 Millimeter)<br />

und die kräftige „X.O“-Bremsanlage mit großen 203er-Scheiben unterstützen das<br />

Gefühl, jederzeit volle Kontrolle zu haben. Damit gehört das Bergamont ganz klar<br />

zur Riege der Bergabbolzer, allerdings reicht es nicht ganz an die Spitzengruppe<br />

ran. Rotwild, Canyon oder Liteville haben uns da noch besser gefallen und in der<br />

Downhill-Wertung mehr Punkte eingeheimst. Angenehm: die Sitzposition und das<br />

Handling. Kritikpunkt: bei Geländesprüngen und Drops wirkt das Bergamont leicht<br />

hecklastig. Das liegt wahrscheinlich an den dicken Lagern, der Getriebekurbel und der<br />

etwas hohen Front. Die lässt in Verbindung mit einer fehlende Gabelabsenkung und<br />

dem stattlichen Gewicht Uphills zum Workout werden.<br />

Fazit: Das neue „Big Air“ ist durchdacht ausgestattet und mit dem<br />

Hydroforming-Rahmen ein wirklicher Hingucker. Das potente Fahrwerk gibt<br />

Fahrsicherheit und Komfort, selbst auf heftigen Trails.<br />

Bergamont >Big air mgn<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Bergamont GmbH, Tel. 040/4328430<br />

www.bergamont.de<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu, S,M,L<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 4 699 Euro/15,8 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 388 mm/596 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 64,7°/71,9°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 582 mm/435 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 165 mm/370 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 180 mm/190 mm<br />

HINTERBAUSySTEM Mehrgelenker<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Fox 36 Talas Fit RC2 QR20/Rock Shox Vivid Air R2C<br />

KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Hammerschmidt AM/Sram X-O<br />

BREMSANLAGE Avid Elixir 3<br />

LAUFRäDER DT-Swiss EX 1750 N’Duro Systemlaufradsatz<br />

Schwalbe Fat Albert 2,4 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Getriebekurbel, Tele-Stütze (Crankbrothers „Joplin 4“).<br />

Lenkerbreite: sehr gut (750 mm).<br />

Fahrwerk, Ausstattung<br />

Gewicht, etwas hecklastig, teuer<br />

9<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong><br />

Hydroforming macht’s möglich: Bergamont drückte kräftig auf<br />

die Ölquetsche, um seinem Rahmen einen zeitgemäßen Look<br />

zu verpassen. Unser Urteil: gelungen!<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Neuentwicklung: 2011 präsentiert<br />

Bergamont eine völlig<br />

neue Hinterbau-Kinematik, die<br />

das Heck von Bremseinflüssen<br />

entkoppelt und ohne Gimmicks wie<br />

Bremsmoment abstützungen auskommt.<br />

Gabel: Die „36 Talas RC2“ fuhren wir mit 60 psi befüllt. Zugstufe plus 6 Klicks*, Low-Speed-Druckstufe: plus 6 Klicks,<br />

High-Speed-Druckstufe: offen. Dämpfer: Mit 170 psi befüllt für 30 % SAG, plus 5 Klicks Beginning-Stroke-Zugstufe, 2 Klicks<br />

Ending-Stroke-Zugstufe, Low-Speed-Druckstufe offen.<br />

(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

Gut gelagert: Die Oversize-Lager des „Big Air“ drücken zwar<br />

auf die Waage und lassen das Rahmengewicht nach oben<br />

schnellen, dafür scheinen sie für die Ewigkeit gemacht.<br />

FREERIDE 2/11<br />

53


test<br />

FREERIDE 2/11<br />

54<br />

Klassiker in fünfter Auflage:<br />

Seit 2006 gibt es das „Torque“.<br />

Über die Jahre wurde das Bike<br />

perfektioniert, heute empfiehlt<br />

es sich durch die schlagkräftige<br />

Kombi aus super Leistung und<br />

vernünftigem preis.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die „36 Float“ fuhren wir mit 65 psi befüllt. Zugstufe plus 10 Klicks*, High- und Low-Speed-Druckstufe: jeweils plus<br />

2 Klicks. Dämpfer: Den „DHX Air 5.0“ befüllten wir mit 130 psi für 30 % SAG, Zugstufe: plus 3 Klicks. Ausgleichsbehälter<br />

mit 130 psi befüllt, Bottom-out-Schraube ganz aufgedreht, da es keine Probleme mit Durchschlägen gab.<br />

(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

vorbildlich: Am Canyon ist die Truvativ „Hammerschmidt“ so<br />

exakt eingestellt, dass sie auch auf dem „großen Blatt“ kein<br />

Geräusch von sich gibt. In dieser Bike-Klasse ist die Getriebekurbel<br />

eine sehr gute Wahl (Bodenfreiheit, Kettenführung).<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

kontroll-Freak<br />

Das „Torque“ ist wie ein alter Bekannter, so lange schon taucht das Bike immer wieder in unseren Testfeldern auf.<br />

Über die Jahre verbessert, geliftet, aufgehübscht, angepasst – mit anderen Worten: gereift wie ein guter Wein. Dabei<br />

musste das erste „Torque“ bei seinem Debüt 2006 in unserem Test eine Schlappe einstecken, denn der Hinterbau<br />

rauschte durch. Danach erledigten die Koblenzer ihre Hausaufgaben gewissenhaft wie die Musterschüler. Jetzt bieten<br />

sie die „Torque“-Plattform in sechs unterschiedlichen Modellen an. Schaut man sich das getestete „Trailflow“ genauer<br />

an, dann kann man den Verkaufspreis von 2649 € (inklusive 150 € Aufpreis für die Teleskopstütze) kaum glauben:<br />

bewährte Federelemente von Fox, „Hammerschmidt“-Getriebekurbel, solide Bremsanlage, „Reverb“-Hydraulikstütze,<br />

breites Easton-Cockpit (760-Millimeter-Lenker) und blau-eloxierte Teile, die dem mattschwarzen Rahmen gut stehen.<br />

Raffiniert: die SAG-Anzeige. Mittels verdrehbarer Markierung lässt sich der SAG angenehm und unmissverständlich<br />

ermitteln. Doch Ausstattung hin oder her, erst auf dem Trail zeigt sich, was ein Bike wirklich kann. Und da waren<br />

sich die Tester einig: Kein anderes Bike im Test vermittelt so viel Sicherheit, verträgt so viel Speed und<br />

wirkt so federwegspotent wie das Canyon. Heck und Front harmonieren und lassen das Fahrwerk<br />

all das Holterdipolter des Trails flach bügeln. Trotz der Laufruhe zeigt sich das Canyon aber<br />

deutlich lebendiger und verspielter als andere Downhill-Experten wie Rotwild und Liteville.<br />

Super: die Bodenfreiheit dank „Hammerschmidt“. Die kleine, kompakte Getriebekurbel mit<br />

ihrer integrierten Kettenführung vermittelt genug Selbstvertrauen, um Felsbrocken zu<br />

überrollen und Hindernisse zu überwalzen, wo man sonst die Kettenblätter ins Gestein<br />

gemeißelt hätte. Das bringt Fahrspaß. „Das Canyon ist mein persönlicher Testsieger“,<br />

ließ sich ein Tester zum frühzeitigen Fazit hinreißen. Trotz fehlender Absenkgabel<br />

klettert das Canyon auch willig den Berg hinauf. Natürlich liegt man hier in Steilpassagen<br />

mehr auf dem Lenker, um das Chopper-Gefühl zu unterdrücken – oder man<br />

nutzt die McGyver-Lösung, die sogar im Lieferumfang enthalten ist: ein Gurtband,<br />

mit dem man die Gabel für lange Anstiege runterzurren kann. Das funktioniert sehr<br />

gut. Kurzum: Es fällt schwer, das „Trailflow“ zu kritisieren.<br />

Fernbedienung: Die stufenlose „Reverb“-Hydraulikstütze sorgt<br />

für Komfort und Fahrspaß. So lässt sich der Sattel auf Knopfdruck<br />

versenken, will man das Bike in den Manual ziehen oder<br />

entschließt man sich zum Droppen.<br />

Fazit: Das Canyon „Trailflow“ eroberte die Sympathien der Tester im Sturm. Das<br />

Bike ist sinnvoll ausgestattet, gibt dank potentem Fahrwerk viel Kontrolle, verzeiht<br />

Fahrfehler, ist dabei aber auch verspielt genug. Und all das zu einem preis,<br />

der sich ohne Bankrottängste bezahlen lässt. „Mission accomplished“ können wir<br />

da in Neudeutsch sagen.<br />

Canyon >torque trailFlow<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Canyon Bicycles GmbH, Tel. 0261/404000<br />

www.canyon.com<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/S,M,L<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 2 649 Euro/15,9 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 386 mm/601 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 65,8°/71,9°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 582 mm/426 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 137 mm/368 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 170 mm/177 mm<br />

HINTERBAUSySTEM Viergelenker<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Fox 36 Float Fit RC2/Fox DHX Air 5.0<br />

KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Hammerschmidt/Sram X-9<br />

BREMSANLAGE Avid Elixir R<br />

LAUFRäDER Sun Ringle Drift Laufradsatz,<br />

Maxxis Ardent 2,4 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Basis-Preis: 2499 €, Option Teleskopstütze (Truvative „Reverb“):<br />

150 €. Getriebekurbel. Lenkerbreite: sehr gut (760 mm).<br />

Fahrwerk, Ausstattung<br />

Gewicht, fehlende Absenkbarkeit der Gabel<br />

9,5<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong>


FREERIDENeWs<br />

> test<br />

Der vergleich bringt’s: Erst wenn jeder Tester alle Bikes<br />

gefahren ist, werden die Sympathie-punkte vergeben.<br />

Tester Julian Mothes verliebte sich in das Canyon mit<br />

seinem satten Fahrkomfort und dem durchdachten Komponenten-Mix.<br />

Kein Wunder, dass Julian sich dieses Bike<br />

schnappte für den letzten Run bei untergehender Sonne.<br />

FREERIDE 2/11<br />

56


Wie würde sich ein eher auf Slopestyle und Bikepark-Einsätze ausgelegtes Bike im Feld der uphill-tauglichen<br />

Super-Enduros schlagen? Um das herauszufinden, nahmen wir das Intense „SS2“ in den Test. „SS“ steht für<br />

Slopestyle – und dafür ist das flinke Ami-Bike auch ausgelegt. Doch rein vom Federweg passt es auch ins Testfeld:<br />

160 Millimeter vorne, 165 hinten – warum dann die Sonderbehandlung? Nun, nimmt man das Intense näher unter die<br />

Lupe, entdeckt man schnell, warum lange Tretpassagen, Trailfahrten über welliges Gelände oder gar längeres Bergauf-<br />

Pedalieren mit diesem Bike eher schmerzhaft verlaufen. Zum Beispiel: die Stummelstütze. Um sie im kurzen Sitzrohr<br />

verschwinden zu lassen, muss sie auf ein Minimum gestutzt werden. Einen Schnellspanner gibt es aufgrund des nicht<br />

vorhandenen Verstellbereichs erst gar nicht. Eine Teleskopstütze würde zwar helfen, allerdings rutscht man bei stark<br />

ausgefahrenem Sattel so weit nach hinten, dass effektives Treten mühsam wird. Ein weiteres Indiz dafür,<br />

dass Bergaufpassagen im Lastenheft dieses Bikes nicht vorgesehen sind, ist das Einfachkettenblatt.<br />

Schaltet man auf’s kleine Ritzel, schabt die Kette an der Kettenführung. Und dann<br />

ist da noch das Gewicht: Mit fast 17 Kilo ist das „SS2“ das dickste Pummelchen im Test.<br />

Kurzum: Da uns der Vergleich mit den anderen Bikes unfair erschien, verzichteten wir<br />

auf eine Vergleichsnote und ließen das Bike einfach so mitlaufen. Dennoch: Irgendwie<br />

ist das Intense schon ein Super-Enduro, für Bikepark-Einsätze entwickelt und<br />

konsequent ausgelegt, nur die Uphills scheut der Amerikaner. Die Optik mit ihrem<br />

Raw-Look, dicken Schweißwülsten und feschen Decals macht definitiv an. Schon<br />

beim ersten Aufsitzen fühlt man sich wohl: gutes Cockpit, breiter Lenker, dünne,<br />

straffe Griffe. Man hat das Gefühl schön „im“ Bike zu sitzen. Jeder Tester freute<br />

sich daher, als er zum Intense greifen durfte, um den schnellen, rumpeligen<br />

Downhill damit zu bestreiten. Wendig und flink steuert das Intense durch die<br />

Turns, das Fahrwerk wirkt satter als die Zahlen vermuten lassen und flubbert<br />

mit seinem tiefen Tretlager und niedrigen Schwerpunkt komfortabel durchs<br />

verblockte Geläuf. Dabei steuert es sich direkt, bringt viel Druck aufs Vorderrad<br />

und der Hinterbau hält gut die Spur – trotz der exotischen Federelemente. Selbst<br />

mit knapperem Federweg ausgestattet, muss sich das Bike vor der 180er-Fraktion nicht<br />

verstecken, wenn es ums Downhill-Bolzen geht. „Das Intense verdient den Tipp: Downhill“,<br />

sagte Tester Julian Mothes begeistert nach seinem Downhill-Run. Schade, dass der<br />

Einsatzbereich des Ami-Bikes so winzig ist.<br />

Fazit: Das Intense ist ein Super-Spezialist. Das Bike kann nicht viel, doch was<br />

es kann, kann es sehr gut. Wer ein Bike für Tricks, Bergab-Missionen und<br />

Bikepark-Einsätze sucht, liegt mit dem Intense richtig.<br />

Intense >ss2<br />

Aussenseiter<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Shocker-Distribution Tel. 09441/179887<br />

www.shocker-distribution.com<br />

MATERIAl/gRöSSEn Alu/S,M,L<br />

pREIS/gEWIchT ohnE pEDAlE 4 000 Euro/16,9 kg<br />

messdaten<br />

REAch / STAck 391 mm/605 mm<br />

lEnk-/SITZRohRWInkEl 64,3°/72,4°<br />

oBERRohR-/hInTERBAUlängE 603 mm/433 mm<br />

RADSTAnD/TRETlAgERhöhE 1 162 mm/345 mm<br />

FEDERWEg vo./hI. 160 mm/165 mm<br />

hInTERBAUSySTEM VPP<br />

ausstattung<br />

gABEl/DäMpFER X-Fusion Vengeance QR20/X-Fusion Vector HLR<br />

kURBEln/SchAlTUng Truvativ Holzfeller/Sram X-9<br />

BREMSAnlAgE Hayes Stroker Ace<br />

lAUFRäDER Mavic Dee Traks Systemlaufradsatz,<br />

Intense Intruder 2,5 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

DH HigHsPEED<br />

DH tEcHniscH Park/trix tour/trail BErgauF<br />

Spec-Infos:<br />

Nur ein Kettenblatt. Sattelstütze: kaum Verstellbereich.<br />

Lenkerbreite: gut (730 mm).<br />

Handling, tiefe Fahrposition<br />

Mini-Einsatzbereich<br />

ohne note<br />

wegen fehlender<br />

Vergleichbarkeit<br />

SET-Up-TIpp (FAhRERgEWIchT 75 kIlo)<br />

„Born in the USA“: Auf den handgeschweißten Rahmen ist<br />

Intense besonders stolz. Zu Recht.<br />

Sexy look: Das Bike der Image-Marke<br />

Intense begeisterte uns mit seinem coolen<br />

Raw-look. Matte Alu-Rohre, lässige Firmen-<br />

Decalls – als wäre der Bolide gerade frisch<br />

aus der Schweißkammer gerollt.<br />

Bikepark<br />

gabel: Die Luftkammer haben wir mit 50 psi befüllt, das ergibt eine Federhärte mit 30 Prozent SAG. Zugstufe: plus 6 Klicks<br />

von 12. Hi-Speed-Druckstufe: x von 15 Klicks, Low-Speed-Druckstufe: offen von 13 Klicks. Dämpfer: Die Federhärte (450) passt.<br />

Zugstufe: 11 Klicks, Hi- und Lowspeed-Druckstufe: 8 Klicks. Ausgleichsbehälter mit 150 psi befüllt, aufgedreht.<br />

(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend).<br />

Bergaufstrampeln schier unmöglich: Mit Stummelstütze und<br />

kurzem Sitzrohr lässt sich der Sattel kaum verschieben. Deswegen<br />

fehlt auch der Schnellspanner.<br />

FREERIDE 2/11<br />

57


test<br />

Kona >Coilair<br />

FREERIDE 2/11<br />

58<br />

Im vergleich zum großen<br />

Bruder „Operator“ mit<br />

seinem geschwungenen<br />

Rahmen wirkt das „Coilair“<br />

etwas altbacken, doch Kona will<br />

an der „Magic-Link“-Automatik<br />

festhalten. Ob das die richtige<br />

Strategie ist?<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Kona Europe, Tel. 00377/678633467<br />

www.konaworld.com<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/14,4“/16“/18“/20“/22“<br />

pREIS/GEWICHT 3 299 Euro/15,7 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 412 mm/608 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 66°/72,5°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 607 mm/448 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 189 mm/365 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 140-180 mm/135-200 mm<br />

HINTERBAUSySTEM<br />

ausstattung<br />

o<br />

Mehrgelenker Magic Link<br />

GABEL/DäMpFER Fox 36 Talas R QR 20/Fox Float RP23<br />

KURBELN/SCHALTUNG FSA Gravity Moto X/Sram X-9<br />

BREMSANLAGE Avid Elixir 5<br />

LAUFRäDER Easton Vice Systemlaufradsatz,<br />

Maxxis Minion 2.5 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Rahmen fällt extrem groß aus. Keine Teleskopstütze. Lenkerbreite:<br />

zu schmal (710 mm).<br />

Bergauf tauglich<br />

optik, sperriges handling<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

7,5<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong><br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

Gespaltene persönlichkeit<br />

Konas „Coilair“ bringt ein schweres Erbe mit in den Test: das sogenannte „Magic Link“. In den vergangenen Jahren litt<br />

die angekündigte Wunder-Kinematik an Kinderkrankheiten und konnte nicht überzeugen. Doch jetzt soll sie ausgereift<br />

sein, sagt Kona, und sieht im 2011er-„Coilair“ ihre Interpretation eines Alleskönner-<strong>Freeride</strong>rs. So funktioniert<br />

das „Magic Link“: Durch eine kleine Zusatzwippe will Kona in seinem Bike zwei Federwege und Geometrien vereinen,<br />

die sich automatisch oder gar „magisch“ aktivieren. Unter Kettenzug – in der klassischen Bergauf-Situation – steht der<br />

„Magic-Link“-Hebel senkrecht. Folge: 135 Millimeter Federweg und eine angenehm steile Geometrie. Fehlt der Kettenzug<br />

und man steht bergab auf den Pedalen, nickt der „Magic Link“ nach hinten, verändert das Übersetzungsverhältnis und<br />

quetscht satte 200 Millimeter Federweg aus dem Hinterbau. Gleichzeitig schaltet die Geometrie auf Bergab-Modus, da<br />

der Hinterbau in die Knie geht und den Lenkwinkel abflacht. Vorneweg: Das System funktioniert tatsächlich. Auch die<br />

Abstimmung der Minifeder geht recht einfach. Allerdings bringt das „Magic Link“ in unseren Augen nicht<br />

den gewünschten Geheimwaffenvorteil, birgt aber einige Eigenheiten. So schaltet das System auch<br />

beim Bunnyhop oder Manual automatisch um. Diese Geometrieveränderung in der Bewegung<br />

behindert nicht wirklich, fühlt sich aber komisch an und erfordert viel Armzug, um die Front<br />

anzuheben. Der große Rahmen (längster Radstand) verstärkt das zusätzlich: Er fühlt sich<br />

in „Medium“ (18-Zoll) riesig an. Optisch sieht die zusätzliche Apparatur des „Magic Link“<br />

nicht gerade elegant aus. Dabei hat Kona mit seinem „Operator“-<strong>Freeride</strong>r kürzlich<br />

bewiesen, wie sexy ein Bike mit klaren Formen und geschwungenen Rohren aussehen<br />

kann. Zurück zum „Coilair“: Wir wollen dem Bike nicht unrecht tun. Wahrscheinlich<br />

lag es auch an dem zu großen Rahmen, dass sich das Kanada-Bike nicht wirklich die<br />

Gunst der Tester erwerben konnte. Dabei klettert es effektiv und angenehm bergauf<br />

(leider ohne Hydraulikstütze). Bergab vermittelt es ein stelziges Gefühl mit wenig<br />

Fahrkomfort. Mit 200 Millimetern hat das Kona-Heck nominell zwar den meisten<br />

Federweg im Testfeld, es fühlt sich aber längst nicht so satt und potent an wie die<br />

Hinterbauten des Canyon, Liteville, YT oder Votec.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Hochgewachsen: Für ein 18-zoll-Bike wirkt das Kona enorm<br />

groß. Fahrer um die 1,80 Meter sollten unbedingt zur<br />

kleineren Größe greifen. Eine Teleskopstütze hätte dem Bike<br />

gut gestanden und die gute Uphill-performance unterstützt.<br />

Fazit: Das „Coilair“ ist mit seiner Federwegsautomatik einzig artig auf dem<br />

Markt. Das System funktioniert, bringt aber keine Wunderwirkung. Leider<br />

unterdrücken Geometrie und die große Rahmengröße Agilität und Spieltrieb.<br />

Gabel: Die günstige „36 Talas R“ befüllten wir mit 55 psi. Zugstufe plus 4 Klicks*. Dämpfer: Mit 130 psi befüllt für<br />

30 % SAG, plus 3 Klicks Zugstufe. Die Einstellung des Kona „Magic-Links“ erfolgte nach Gebrauchsanweisung. Die Feder<br />

muss so vorgespannt sein, dass unter Belastung mit Fahrergewicht nur ein 1 – 1,5 mm breiter Spalt entsteht.<br />

(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

Was ist das denn? Die Idee des „Magic Link“ ist pfiffig, sie soll<br />

zwei Federwege in einem Hinterbau integrieren. Das funktioniert<br />

tatsächlich, dennoch konnte sich keiner der Tester mit<br />

der Federwegsautomatik wirklich anfreunden.<br />

FREERIDE 4/09 4/08


test<br />

FREERIDE 2/11<br />

60<br />

Der flache Lenkwinkel des<br />

Liteville bringt Laufruhe, drückt<br />

allerdings etwas die Tourentauglichkeit.<br />

Ebenso der flache Sitzwinkel.<br />

Bei herausgezogener Stütze<br />

rutscht man weit nach hinten.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die Stahlfeder-„Totem“ passte mit der Federhärte, dass sich ein ausreichender SAG (zirka 30 Prozent) ergab. Die<br />

Zugstufe: plus 6 Klicks. Hi-Speed-Druckstufe: offen. Low-Speed-Druckstufe: je nach Einsatz. Wir fuhren sie auch offen.<br />

Dämpfer: Den „DHX Air“ mit 130psi für 30 % SAG befüllen, Zugstufe: plus 4 Klicks. Ausgleichsbehälter mit 150 psi befüllt,<br />

Bottom-out-Schraube ganz auf gedreht. (*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

liteVille >601<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Liteville GmbH, Tel. 08634/66666<br />

www.liteville.de<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/XS,S,M,L,XL,XXL<br />

pREIS/GEWICHT 5 300 Euro/14,7 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 396 mm/589 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 63,5°/71°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 601 mm/442 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 178 mm/365 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 180 mm/190 mm<br />

HINTERBAUSySTEM<br />

ausstattung<br />

o<br />

Viergelenker<br />

GABEL/DäMpFER Rock Shox Totem RC2 DH QR 20/Fox DHX Air<br />

KURBELN/SCHALTUNG Truvativ X.9/Sram X-9<br />

BREMSANLAGE Formula RX<br />

LAUFRäDER Syntace V35 Systemlaufradsatz,<br />

Schwalbe Muddy Mary 2.5 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Individueller Aufbau, es werden nur Rahmen verkauft. Keine<br />

Teleskopstütze. Lenkerbreite: sehr gut (760 mm).<br />

Gewicht, laufruhe, Fahrwerk<br />

Preis, teleskopstütze fehlt<br />

9,5<br />

<strong>Freeride</strong><br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

Auf der Eurobike-Messe 2010 veranstaltete die bayerische Edelschmiede Liteville um das „601“ eine Geheimniskrämerei,<br />

als hätten sie den Tachyonen-Konverter erfunden. Nur ausgewählten Personen wurde der Leicht-<strong>Freeride</strong>r<br />

gezeigt. Später bekamen wir das Leichtgewicht für einen ersten Neuheitentest (FREERIDE 5/10) in einer noch<br />

leichteren Austattung. Sensationelle 13,2 Kilo (ohne Pedale) brachte der langhubige Bolide nur auf die Waage. Jetzt<br />

schickte uns Liteville eine anscheinend robustere 14,7-Kilo-Variante. Wichtigste Gründe für das Mehrgewicht waren<br />

die massige „Totem“-Stahlfedergabel (2859 Gramm) und wuchtige Syntace-„V35“-Systemlaufräder (4736 Gramm).<br />

Am Rahmen liegt es jedenfalls nicht, der ist identisch und wiegt 2883 Gramm; nur der Scott-Rahmen ist noch leichter.<br />

Verwundert hat uns das Fehlen einer Teleskopstütze, dabei ist der Rahmen dafür mit Löchern zur Zugverlegung schon<br />

vorbereitet. Dieses Bike schreit förmlich nach einer hydraulischen Stütze. „Zum einen tüfteln wir selbst<br />

gerade an einer Stütze, zum anderen halten wir die bisherigen Systeme nicht für ausgereift“, hieß<br />

es selbstbewusst bei Liteville. Ah so! Mit 180 Millimetern Federweg vorne und 190 hinten gehört<br />

das „601“ zu den Federwegsriesen im Testfeld. Folge: Das Fahrwerk liegt satt und komfortabel<br />

auf und lässt sich durch kaum etwas aus der Ruhe bringen, egal wie rumpelig und fies der<br />

Trail unter den Laufrädern aufbröckelt. Super, wenn es hart zur Sache geht: der breite<br />

760er-Lenker. Wir fuhren den Hinterbau mit viel SAG, um das Heck schön fluffig zu<br />

kriegen. Das potente Heck harmoniert mit der feinfühligen Stahlfeder-„Totem“, gibt<br />

Sicherheit und wirkt sehr fehlerverzeihend. Für Laufruhe sorgt auch der Lenkwinkel:<br />

mit 63,5 Grad der flachste unter den getesteten Rädern und fast schon grenzwertig.<br />

Gewöhnungsbedürftig: die extrem tiefe Front. Sie erfordert mehr Armzug und Impuls,<br />

will man das Bike auf’s Hinterrad ziehen, um durch Senken zu surfen oder sich zum<br />

Geländesprung abzudrücken. Das drückt etwas den Spieltrieb, den man besonders<br />

ausgeprägt beim Votec oder Intense findet. Mustergültig: die firmeneigene Kettenführung.<br />

Sie ist leicht und effektiv. Da wir das Liteville schon auf vielen Bergtouren<br />

ausgiebig testeten, können wir dem Leichtgewicht wirklich gute Klettereigenschaften<br />

bescheinigen. Mit Teleskopstütze und einer nicht ganz so tiefen Front wäre es nahezu<br />

perfekt. Erstaunlich, dass so ein Hersteller-Winzling den großen Firmen zeigt,<br />

wo der Hammer hängt.<br />

pfiffige Lösung: Die Syntace-Kettenführung arbeitet leise und<br />

effizient, dabei ist sie auch noch wesentlich leichter als die<br />

Konkurrenz.<br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

luxusschlitten<br />

Fazit: Liteville bietet mit dem „601“ einen exquisiten Leicht-<strong>Freeride</strong>r mit<br />

potentem Fahrwerk, beeindruckenden Downhill-Qualitäten und solider<br />

Uphill-Tauglichkeit. Ein ganz klarer Favorit im Test. Schade, dass die Bayern<br />

für ihre Interpretation eines „All in one“-Bikes so satt zur Kasse bitten.<br />

Keine halben Sachen: Mit der Stahlfeder-„Totem“ geht Liteville<br />

auf Nummer sicher. Die Gabel ist zwar schwer, spricht aber<br />

feinfühlig an und passt hervorragend zum satten Hinterbau.<br />

FREERIDE 4/09 4/08


test<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die günstige „Lyric R“ befüllten wir mit 60 psi. Zugstufe plus 9 Klicks* von 20. Dämpfer: Mit 160 psi befüllt für<br />

30 % SAG, plus 7 Klicks Zugstufe, Ausgleichsbehälter mit 135 psi befüllt. Bergauf unterdrückt die „Pro Pedal“-Druckstufe<br />

lästiges Wippen.<br />

(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

mondraKer >Zenith-X<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Shock Therapy, Tel. 06434/905500<br />

www.mondraker.com<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/M,L,XL<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 3 640 Euro/14,6 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 416 mm/597 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 65,9°/75,4°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 573 mm/439 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 163 mm/347 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 170 mm/180 mm<br />

HINTERBAUSySTEM VPP<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Rock Shox Lyric R/Fox DHX Air 5.0<br />

KURBELN/SCHALTUNG Sram X.7/Sram X-9<br />

BREMSANLAGE Avid Elixir 3<br />

LAUFRäDER On Off Disc Naben, DT-Swiss E540 Disc Felgen,<br />

WTB Wolverine 2,2 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Wuchtig vorne, filigran hinten:<br />

Die Rahmenkonstruktion des<br />

Mondraker sticht sofort ins Auge.<br />

Gut fürs Bergauf-Treten: der steile<br />

Sitzwinkel.<br />

FREERIDE 2/11<br />

62<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Lenkwinkel verstellbar, kein Bashguard. Teleskopstütze (Crankbrothers<br />

„Joplin 4“). Lenkerbreite: schmal (710 mm).<br />

Gewicht<br />

handling, lauter hinterbau<br />

8<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong><br />

„Wir haben Geburtstag“, verkündet Mondraker. Zehn Jahre gibt es den spanischen Bike-Hersteller mit dem eigentümlichen<br />

Namen jetzt schon. Ein Name, der unwillkürlich an den James-Bond-Film „Moonraker“ erinnert. Seit die Spanier<br />

den zweifachen Downhill-Weltmeister Fabien Barel unter Vertrag nahmen, wurde die Bike-Marke auch international<br />

bekannt. Die Spanier setzen auf extremes Hydroforming. So sind auch die Rohre des „Zenith-X“ ordentlich in die Mangel<br />

genommen worden. Aus dem dicken Steuerrohr schwingt das Oberrohr wuchtig wie eine Welle Richtung Sattel. Ganz<br />

anders der Hinterbau: Das Heck wirkt im Vergleich zum martialischen Hauptrahmen geradezu filigran. Doch aufgrund der<br />

geschlossenen Dreieckskonstruktion erreichen die Mondraker-Designer auch mit dünnen Rohren ausreichende Stabilität<br />

im Hinterbau. Der Dämpfer ist im „Zenith-X“ schwimmend aufgehängt – das soll die Antriebseinflüsse gering halten – und<br />

sitzt tief im Rahmendreieck wie in einem Strebenkäfig. Besonderheit: der variable Steuersatz. Spezielle Einsätze flachen<br />

den Lenkwinkel um bis zu 2 Grad ab. Allerdings wurden uns die Einsätze nicht mitgeliefert, so testeten wir das Bike<br />

in der Herstellereinstellung – laut Homepage 66 Grad. Völlig unzweckmäßig: die Cross-Country-Bereifung. Da<br />

wir mit dem Einheitsreifen Onza „Ibex DH 2,4“ testeten, kam dieser Ausstattungsmangel allerdings nicht<br />

zum Tragen. Zur Fahrleistung: Im direkten Vergleich mit der Konkurrenz konnte sich das Mondraker in<br />

der Downhill-Wertung nicht wirklich behaupten. Es war weder besonders laufruhig, noch wendig.<br />

Etwas sperrig fühlte sich der Rahmen an. Nervig: die Geräuschentwicklung. Das „Zenith-X“ rappelte<br />

laut durch den Trail – zusätzlich untermalt vom Quietschen der preisgünstigen „Elixir 3“.<br />

Bereits nach zwei Testfahrten mussten wir die lockeren Hinterbauschrauben nachziehen. Trotz<br />

gleicher Federwege (170 Millimeter) kommt die Hinterbaufederung nicht an die beispielsweise<br />

des YT ran, sondern lässt viel mehr an den Fahrer durch. Auch die Gabel, die Rock Shox „Lyric R“,<br />

arbeitete straff und entwickelte wenig Fahrkomfort, so dass das Fahrwerk insgesamt weniger<br />

Speed vertrug. Bergauf lässt sich das Mondraker dank angenehmer Sitzposition und steilem<br />

Sitzwinkel angenehm bewegen. Die Gabel kann man zwar nicht absenken, doch das Heck<br />

durch „Pro Pedal“ beruhigen. Gut und bewährt: die stufenlose Verstellbarkeit der „Joplin 4“-<br />

Teleskopstütze mit Verstellgriff am Sattel.<br />

verstell-vorbau: Den Lenkwinkel des Mondraker kann man<br />

durch spezielle Einsätze auf Wunsch noch um bis zu 2 Grad<br />

abflachen. Auf dem Trail geht das allerdings nicht.<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

spanischer reiter<br />

Fazit: Mondraker konnte uns in diesem Test nicht begeistern. Das „zenith-X“ schaffte<br />

es nicht aus dem Mittelmaß heraus. Aufgrund des leichten Gewichts und der Uphill-<br />

Qualitäten ist es eher ein Tourer als ein Downhill-Spaßgerät.<br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

Ohne zahnschutz: Das Mondraker verzichtet bei seinem<br />

2 x 10-Kettenblatt auf einen Bashguard. Der Hinterbau mit<br />

seinen filigranen Streben entwickelte bergab viele Geräusche.


test<br />

FREERIDE 2/11<br />

64<br />

Alarmsignal: Klassische<br />

Rundrohre statt Hydroforming,<br />

doch dafür gewandet sich das<br />

Rose in eine schrille Signalfarbe<br />

wie ein Notarztwagen. Auch das<br />

lockt Blicke an.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die „36 Talas“ mit Fit-Kartusche befüllten wir mit 60 psi. Zugstufe plus 5 Klicks* von 18. Low-Speed-Druckstufe: plus<br />

8 Klicks von 20, High-Speed-Druckstufe nur bei Bedarf, sollte die Gabel bei Drops durchschlagen. Dämpfer: Mit 200 psi<br />

befüllt für 30 % SAG, plus 9 Klicks Zugstufe, Ausgleichsbehälter mit minimalen Druck befüllt: 135 psi. Bottom-out-Schraube<br />

ganz offen. (*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

Shuttle überflüssig: Die Absenkfunktion reduziert die satten<br />

180 Millimeter Federweg auf tief gelegte 140. So lässt sich das<br />

langhubige Bike komfortabel zum Berggipfel kurbeln.<br />

Nachrüst-Tipp: Hydraulische Teleskopstützen sind für diese<br />

Bike-Klasse schon fast pflicht. Die Justierung der Sattelhöhe<br />

auf Hebelzug oder Knopfdruck hebt den Fahrspaß.<br />

10<br />

Abgespeckt: Konstrukteur Andreas Heimerdinger vom Versand-Giganten Rose verschrieb seinem Erfolgs-<strong>Freeride</strong>r mit<br />

der charakteristischen Alarmfarbe eine strikte Diät. Resultat: das „Beef Cake Super Light“ (Rahmengewicht: 3032<br />

Gramm). Damit will Rose den Aktionsradius des Bikes drastisch vergrößern. Statt auf Shuttles und Gondeln angewiesen<br />

zu sein, lässt sich das ohne Pedale 14,9 Kilo schwere Gerät mit dem klassischen Rundrohr-Rahmen auch problemlos den Berg<br />

hinaufpedalieren. Dafür wurde das hubstarke Bike mit der Absenkgabel Fox „36 Talas RC2“ ausgerüstet, deren Federweg<br />

sich von 180 Millimeter auf 140 verkürzen lässt, und die Front für Uphills angenehm tiefer legt. Auch das 180-Millimeter-<br />

Heck lässt sich dank „Pro Pedal“-Druckstufenhebel am Fox „DHX 5.0“-Dämpfer beruhigen. Vermisst haben wir allerdings<br />

die Teleskopstütze. Sie hätte dem „Beef Cake“ sehr gut gestanden. Beim Aufsitzen auf das Rose spürt man den großen<br />

Stack-Wert. Er misst das Lot vom Steuerrohr zum Tretlager. Die Front des Bikes wirkt hoch und erzeugt das Gefühl,<br />

man würde eher auf als „im“ Bike sitzen – ganz im Gegensatz etwa zum Intense, YT oder Votec. Auf<br />

dem kurvigen Testtrail „Madonna della Guardia“ vermissten wir wegen der hohen Front Druck auf<br />

dem Vorderrad. Gerade bei schnell aufeinander folgenden Turns kommt man so leichter aus<br />

dem Takt als auf den „direkten“ Bikes von Rotwild oder YT. Agil und wendig ist das Rose,<br />

daran liegt es sicher nicht, wenn einem mal die Ideallinie abhanden kommt. Das Fahrwerk<br />

arbeitet harmonisch, wirkt aber wegen seiner Progression nicht so soft und satt, wie es<br />

die reinen Federwegszahlen vorgeben. Eine reinrassige Downhill-Waffe ist das „Beef<br />

Cake“ daher nicht. Vorteil der Geometrie und hohen Front: Ein leichter Armzug genügt<br />

und schon federt das Rose zum Bunnyhop in die Luft oder balanciert im Wheelie auf<br />

dem Hinterrad – und das, obwohl der Hinterbau recht lang ausfällt (438 mm). Dass<br />

wir einige Male mit den Pedalen aufsetzten, erklärt das tiefe Tretlager. 342 Millimeter,<br />

das ist schon sehr tief. Gefallen haben uns das agile Handling und der gute Vortieb<br />

für Touren und Trailfahrten. So hinterließ das Rose einen soliden Gesamteindruck,<br />

ohne in der Downhill-Wertung in die Spitze zu fahren.<br />

<strong>Freeride</strong><br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

siGnalleuchte<br />

Fazit: In diesem hochkarätigen Testumfeld hatte es das Rose nicht leicht, sich zu<br />

behaupten. Das versender-Bike wartet auf mit guter performance, einem angenehmen<br />

Handling und guter Allround-Eignung. Nur in die absolute Favoritengruppe<br />

schaffte es das „Beef Cake SL“ nicht ganz.<br />

rose>BeeF CaKe sl 8<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Rose Versand, Tel. 02871/275555<br />

www.rose.de<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/S,M,L<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 3 199 Euro/14,9 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 388 mm/618 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 65°/72,4°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 585 mm/439 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 163 mm/342 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 180 mm/180 mm<br />

HINTERBAUSySTEM Viergelenker<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Fox 36 Talas 180 Fit RC2/Fox DHX 5.0<br />

KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Holzfeller OCT/Sram X-O<br />

BREMSANLAGE Formula The One<br />

LAUFRäDER DT-Swiss EX 1750 N`Duro Systemlaufradsatz,<br />

Schwalbe Big Betty FR 2,4 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Auch als günstiges Modell verfügbar (2399 €). Keine Teleskopstütze.<br />

Lenkerbreite: sehr gut (740 mm).<br />

wendig, Federweg, Allroundqualitäten<br />

vorne etwas hoch, keine teleskopstütze<br />

9<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong>


Wunschziel: ein Bike, das alles kann. Dem Ideal<br />

kommen die Super-Enduros 2011 schon sehr nahe:<br />

leicht, federwegsgewaltig, uphill-tauglich. Auf Trailrides<br />

mit ständigem Hoch und Runter will man auf eine<br />

hydraulische Sattelstütze nicht verzichten. Bei langen,<br />

steilen Anstiegen haben Bikes mit Absenkgabeln und<br />

Anti-Wipp-Fahrwerken die Nase vorne. Unser Hauptaugenmerk<br />

lag auf dem Fahrspaß bergab.<br />

FREERIDE 2/11<br />

65


test<br />

Ton in Ton: Das Rotwild macht seinem<br />

Namen alle Ehre – rote Laufräder, roter<br />

Steuersatz, rot eloxierte Teile. So viel<br />

Schönheit hat ihren preis: Mit 3799 €<br />

gehört das „R.E1“ zu den teureren<br />

Bikes im Testfeld.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die „36 Talas R“ befüllten wir mit 65 psi. Zugstufe plus 9 Klicks* von 16. Die Druckstufe ist hier nicht einstellbar.<br />

Dämpfer: Mit 200 psi befüllt für 25 % SAG, plus 3 Klicks Zugstufe (Klicks schwer fühlbar), Der Hersteller empfiehlt lieber<br />

10 psi mehr Druck zu fahren. Tatsächlich schlägt der Dämpfer mit mehr SAG bei starken Schlägen öfter mal durch.<br />

(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

Durchgestylt: Das Rotwild begeistert mit liebevollen Details.<br />

zum Beispiel der rot eloxierten Bremszangenkappe mit eingraviertem<br />

Hirschkopf – sehr edel.<br />

FREERIDE 2/11<br />

66<br />

Kettenführungen gehören zur pflichtausrüstung der Extrem-<br />

Enduros. Auch wenn diese hier ihrer „Führungsrolle“ gerade<br />

nicht nachkommt.<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

Überraschung: Der neue Viergelenker aus Hessen sorgte für nach oben gezogene Augenbrauen bei der Test-Crew. Wow!<br />

Nein, es war nicht die Uphill-Tauglichkeit. Die spürte man sofort, wenn man sich auf den edel gefertigten Rahmen setzte.<br />

Uns verblüffte das „R.E1“ auf dem ruppigen Downhill „Madonna della Guardia“ mit einer Top-Performance. Wendig zirkelt<br />

das Bike durch die Kurven und zeigt dabei viel Spieltrieb. Es will förmlich bei jeder Bodenwelle in die Luft abheben,<br />

von einem Turn in den nächsten kippen und spritzig über Bodenrillen im Trail bunnyhoppen – so leicht fühlt es sich<br />

an. Mit 14,8 Kilo liegt das Rotwild knapp hinter dem Liteville auf Platz 4 unter den Leichtgewichten des Testfeldes. Das<br />

harmonische Fahrwerk, eine Wohlfühl-Geometrie und die schön zentrale Sitzposition heben das Bike schnell in die Favoritengruppe.<br />

Wenn man mit Vollgas in Felsbrocken, Steinfelder und Rumpelpassagen braust, merkt man zwar,<br />

dass der Fahrkomfort nicht ganz an das fluffige Canyon oder potente Liteville heranreicht, dafür lenkt<br />

sich das Rowild unglaublich direkt und präzise. Die recht tiefe Front generiert satten Druck auf dem<br />

Vorderrad und lässt das Bike wie auf Schienen durch die Kurven zirkeln. Noch mehr Kontrolle<br />

würde ein breiterer Lenker bringen. 71 Zentimeter sind fast schon zu schmal. Mit seiner<br />

schicken Rot-Weiß-Lackierung und schönen Details sticht das Bike auch als Eyecatcher aus<br />

dem Testfeld heraus. Augenschmaus: der liebevoll gestaltete Rahmen, die Rotwild-Logos<br />

auf den Bremszangen oder der schicke Vorbau. Nicht nur die Optik stimmt, auch die<br />

Funktion. Das „R.E1“ ist durchdacht ausgestattet: Absenkgabel, Anti-Wipp-Dämpfer,<br />

Kettenführung, solide Laufräder und eine bissige Bremsanlage. Nur eine hydraulische<br />

Sattelstütze haben wir vermisst. Das gibt Punktabzug, denn dieses Manko drückt<br />

die Allround-Eigenschaften und den Fahrspaß auf welligen Trailrides merklich. Tipp:<br />

unbedingt nachrüsten. Für einen Aufpreis von 200 € bietet Rotwild die Superstütze<br />

„Joplin 4R“ mit Remote-Knopf an. Mit Stütze wäre die 10-Sterne-Superwertung durchaus<br />

drin gewesen. Denn bergauf punktet das „R.E1“ durch ein gutes Kletterverhalten,<br />

das fast an ein Allmountain-Bike erinnert und die fetten Federwege kaum erahnen<br />

lässt. Das prädestiniert den Rotwild-Leichtfreerider auch für lange <strong>Freeride</strong>-Touren und<br />

höhenmeter-schwangere Bergtouren.<br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

sportFahrwerk<br />

Fazit: Das Rotwild kommt der Idee „ein Bike für alles“ sehr nah. Durch seine gute<br />

Downhill-Leistung, das direkte Fahrverhalten und die sehr gute Uphill-Tauglichkeit<br />

schaffte es das Rotwild in die Top 3. Lediglich Canyon und Intense haben mit ihren<br />

satteren Fahrwerken die Nase auf rumpeligen Downhills vorne.<br />

rotwild>r.e1<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB ADP Engineering GmbH Rotwild, Tel: 06074/400760<br />

www.rotwild.de<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/S,M,L<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 3 799 Euro/14,8 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 416 mm/599 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 65,8°/75°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 582 mm/438 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 171 mm/350 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 170 mm/175 mm<br />

HINTERBAUSySTEM Viergelenker<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Fox 36 Talas R QR 20/Fox Float RP2<br />

KURBELN/SCHALTUNG Shimano SLX/Shimano XT<br />

BREMSANLAGE Formula RX20<br />

LAUFRäDER DT-Swiss E 2000 Systemlaufradsatz,<br />

Schwalbe Fat Albert 2.4 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Teleskopstütze gegen 200 € Aufpreis. Sattelstütze: voll<br />

versenkbar. Lenkerbreite: schmal (710 mm).<br />

direktes Fahrwerk, Gewicht, handling<br />

fehlende teleskopstütze<br />

9,5<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong>


test<br />

> NeuheiteN-test<br />

Tour<br />

Neuentwicklung: Das Scott „Genius LT“<br />

ist eine komplette Neuentwicklung<br />

und ersetzt das bisherige Erfolgsmodell<br />

„Ransom“. Der neue Rahmen sieht im<br />

vergleich zum vorgänger nicht mehr ganz<br />

so martialisch aus.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die „Lyric RLR“ befüllten wir mit 60 psi. Zugstufe plus 4 Klicks*. Nachteil der Remote-Druckstufe: Sie kann nicht individuell<br />

gegen Abtauchen eingestellt werden. Dämpfer: 18 Bar in die Positiv-Kammer, 12,5 Bar in die Negativ-Kammer. Das<br />

ergibt 30 Prozent SAG. Vorbildlich: die Bedienungsanleitung und SAG-Anzeige. Zugstufe: plus 4 Klicks. Wichtig: Immer beide<br />

Zugstufen der zwei Dämpfer gleich einstellen. (*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

Schützenhilfe: Durch Aufdrucke auf Dämpfer und Gabel gestalten<br />

sich die Befüllung und das Set-up der Federelemente<br />

einfach. pfiffig: die SAG-Anzeige am Heck.<br />

FREERIDE 2/11<br />

68<br />

Automatik: Blockiert man das Heck, wird automatisch per<br />

Bowdenzug die Druckstufe der Gabel zugedreht, um nerviges<br />

Wippen bergauf zu unterdrücken.<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

Ein neues Zeitalter bricht an. Scott verabschiedet sich von seinem bewährten und vielfach ausgezeichneten<br />

„Ransom“-Super-Enduro, das Kinematik-Mastermind Peter Denk 2005 ersonnen hatte. Damals war das<br />

„Ransom“ bahnbrechend in vielerlei Hinsicht (Federwegs- und Geometrie-Verstellung, sexy Hydroforming- und<br />

Pressblech-Rahmen, Allmountain-Charakter mit Downhill-Qualitäten). Dieses edle Erbgut will Scott nun der nächsten<br />

Generation weitergeben: dem Nachfolger „Genius LT“. „LT“ steht dabei für Longtravel. Mit 180 Millimetern vorne und<br />

bis zu 185 im Heck gehört das Scott zu den langhubigen Bikes im Testfeld. Das Rahmen-Design sieht überraschend<br />

konventionell aus, so gar nicht wie der Aufmerksamkeit erhaschende Vorgänger „Ransom“. Erst auf den zweiten<br />

Blick sieht man die wuchtige doppelte Dämpferpatrone unter der Hinterbauwippe. Scott hat an den Federwegsoptionen<br />

des „Ransom“ festgehalten. Der Doppel-Dämpfer ermöglicht auf Knopfdruck unterschiedliche<br />

Federwege. 185, 110 oder blockiert. Die verschiedenen Federwege beeinflussen auch die Geometrie.<br />

Gefühlt nicht ganz so stark wie beim Vorgänger, doch auch beim „Genius LT“ senkt<br />

sich das Heck und flacht der Lenkwinkel merkbar ab, schaltet man am Lenker auf vollen<br />

Federweg. Neu: Blockiere ich das Heck, wird automatisch die Druckstufe an der Gabel<br />

zugedreht und Wippen verhindert – das ist raffiniert. Vorbildlich: Die Aufdrucke, um<br />

die Federelemente zu befüllen. Das klappt idiotensicher. Eine gute Uphill-Leistung<br />

und die Tatsache, dass Scott sein leichtes „Genius LT“ (nur 14,4 Kilo) nicht wirklich<br />

für Bikepark-Einsätze geeignet findet, zeigen den Touren-Charakter des Bikes. Ein<br />

Eindruck, den wir auf den ruppigen Finale-Trails und bei langen, mehrtägigen<br />

Bergtouren auch bekommen haben. Das Hauptaugenmerk von Scott lag definitiv<br />

auf der Touren-Tauglichkeit statt auf maximaler Performance bergab. So fehlt<br />

auch eine Kettenführung (die Kette verklemmte oft) und es gibt ein Dreifach-<br />

Kettenblatt, statt Bashguard (Schlagschutz). Die Gabel arbeitet undefiniert und<br />

leicht schwammig, daher wird das Bike schneller unsicher als die Konkurrenz und<br />

verträgt viel weniger Speed. Die Heck-Federung spricht unsensibel an, gibt danach<br />

den Federweg aber zu freizügig auf. Das hätten wir uns gerade andersrum gewünscht.<br />

Kurzum: Die 185 Millimeter kommen nicht richtig zur Geltung. Der 700er-Lenker hat<br />

an einem solchen Bike nichts zu suchen.<br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

Multi-taskinG<br />

Fazit: Trotz üppiger Federwege ist das Scott eher ein langhubiges Touren-Bike.<br />

Für diesen Allmountain-Einsatzzweck wurde es so konsequent ausgestattet wie<br />

ein Schweizer Messer. Die Konkurrenz entwickelt bergab mehr Leistung und<br />

Spaß, als Allrounder liegt das Scott jedoch an der Spitze.<br />

sCott >genius lt 30<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Scott Sports AG, Tel: 08131/31260<br />

www.scott-sports.com<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/S,M,L<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 3 599 Euro/14,4 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 410 mm/595 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 66,5°/75,8°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 565 mm/427 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 145 mm/360 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 140-180 mm/0-110-185 mm<br />

HINTERBAUSySTEM Mehrgelenker<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Rock Shox Lyric RLR/Scott-Dt-Swiss Equalizer 3<br />

KURBELN/SCHALTUNG Shimano XT/Sram X-9<br />

BREMSANLAGE Avid Elixir 5<br />

LAUFRäDER vo. Scott hi. Sram X9 Nabe, Alex Rims Am 44 Felgen,<br />

Schwalbe Fat Albert 2.4 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Teleskopstütze (Crankbrothers „Joplin 4“), keine Kettenführung.<br />

Lenkerbreite: zu schmal (700 mm).<br />

Gewicht, touren-tauglichkeit<br />

geringer Gravity-Faktor<br />

allround<br />

8,5<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong>


test<br />

Das neue Stahlfeder-„Enduro“ erfüllte<br />

die hohen Erwartungen nicht<br />

ganz. Um ins Spitzenfeld vorzufahren<br />

hätte es wendiger sein müssen und<br />

beim Downhill mit mehr Fahrsicherheit<br />

punkten.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die günstige Stahlfedergabel Fox „Van R“ federte etwas undefiniert und schwammig, daher spannten wir sie mit 18<br />

Klicks vor. Zugstufe plus 9 Klicks* von 20. Dämpfer: Mit 500er-Feder stimmte der SAG (30 %), Zugstufe: plus 10 Klicks von<br />

15, Low-Speed-Druckstufe offen. Ausgleichsbehälter mit 170 psi befüllt. Dann wird die Druckstufen-Dämpfung für Bergab-<br />

Passagen auch wirksam. Sonst ganz offen fahren. (*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

Schleudersitz: Die 3-stufige Hydraulikstütze<br />

schnalzt im Werks-Set-Up mit so viel Schmackes<br />

aus, dass man seine Hoden besser aus<br />

der Schusslinie nimmt. Tipp: weniger Druck.<br />

FREERIDE 2/11<br />

70<br />

Im letzten Jahr stellte sich noch das schwere Specialized-Modell „SX Trail“ dem Vergleichstest in der Super-Enduro-Klasse,<br />

denn die US-Marke aus Kalifornien hatte kein wirklich bikeparktaugliches Super-Enduro im Programm. Doch seit das<br />

„SX Trail“ befördert und in der Einsatz-Range nach oben geschoben wurde (es ersetzt nun das damalige „Demo 7“),<br />

gibt es Platz für ein neues Bike: das „Enduro Evo Expert“. Als einziges Bike im Testfeld rollte das „Enduro“ ganz im<br />

„Stahlfederkleid“ an den Start: Fox „36 Van“ mit 170 Millimetern und Fox „DHX RC2“-Dämpfer mit 160 Millimetern Federweg.<br />

Die Stahlfedern drücken auf die Waage, dennoch liegt das „Enduro“ mit 15 Kilo noch im oberen Mittelfeld. Beim ersten Aufsitzen<br />

spürt man: Das Bike fällt groß aus. Mit dem langen Oberrohr wollen die Amis sagen: Mit diesem Bike fährt man den Berg nicht<br />

nur runter, sondern zuvor auch hoch. Dieses Konzept ist gelungen, denn das „Enduro“ entwickelt viel Vortrieb und lässt sich<br />

angenehm bergauf kurbeln, trotz fehlender Absenkgabel. Mit im Ausstattungs-Mix: die firmeneigene Teleskopstütze. Die gefiel<br />

uns mit ihren drei Positionen und dem leichten Wegsacken nicht so gut wie zum Beispiel die stufenlose<br />

„Reverb“, dennoch tat sie ihren Dienst. Erstaunlich: Trotz langem Rahmen lässt sich das „Enduro“<br />

spritzig zum Bunnyhop abdrücken und ein leichter Lenkerzug genügt und es bäumt sich auf wie ein<br />

junges Fohlen. Die Kettenstreben-Länge erklärt das: Mit 418 Millimetern liefert das „Enduro“<br />

den kleinsten Wert. Durch den großen Rahmen leiden dennoch Spieltrieb, Wendigkeit und<br />

Agilität (Tipp: Stummelvorbau montieren), dafür entwickelt das lange Specialized mit<br />

seinem tiefen Tretlager viel Laufruhe und verträgt Geschwindigkeit. Woran liegt es<br />

dann, dass das „Enduro“ in der Gunst der Tester dennoch nur im Mittelfeld landete?<br />

Vielleicht an der etwas schwammigen Gabel mit fehlender Druckstufendämpfung. In<br />

Verbindung mit dem hohen Cockpit erzeugt die Fox „Van“ ein undefiniertes Federverhalten<br />

– man wünscht sich mehr Druck auf dem Vorderrad. Tatsache ist, dass<br />

sich der Specialized-übliche „Draufsitzen-Wohlfühlen“-Effekt bei diesem Modell nicht<br />

unmittelbar einstellt. Gut: der breite 750er-Lenker. Das Heck arbeitet unauffällig,<br />

aber eher straff. Hier sind der Justage Grenzen gesetzt. Statt den Druck zu senken wie<br />

bei Luftdämpfern, muss man beim Specialized die Feder lockern oder gar wechseln. Bei<br />

75 Kilo sollte man zur 450er-Feder greifen. Einzelfall: die rechte Avid-Bremse rebellierte<br />

mit nerviger Druckpunktwanderung.<br />

Stahlfeder-Hinterbau: Gemeinsam mit dem Slopestyler von Intense setzt<br />

Specialized als einziger Hersteller im Testfeld einen Stahlfederdämpfer ein. Der<br />

spricht zwar sehr gut an, kann aber bei Touren (mit Gepäck) nicht schnell an das<br />

höhere Fahrergewicht angepasst werden.<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

stahlGewitter<br />

Fazit: „Länge läuft!“ – durch das lange Oberrohr und den großen „M“-Rahmen<br />

entwickelt das „Enduro“ in der Ebene viel vortrieb und klettert willig bergauf,<br />

lässt aber etwas Wendigkeit vermissen. Kurzum: ein gutes Bike, das es aber nicht<br />

in die Favoritengruppe schaffte.<br />

speCialiZed >enduro eVo eXpert<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Specialized Europe B.V., Tel: 0031/314/676600<br />

www.specialized.com<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/S,M,L,XL<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 4 199 Euro/15 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 417 mm/597 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 65,4°/74,2°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 587 mm/418 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 160 mm/345 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 170 mm/160 mm<br />

HINTERBAUSySTEM Viergelenker<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Fox 36 Van R/Fox DHX RC2<br />

KURBELN/SCHALTUNG Sram S-2200 Carbon (XO)/Sram X-O<br />

BREMSANLAGE Avid Elixir CR<br />

LAUFRäDER Roval Traverse AL Disc Systemlaufradsatz,<br />

Specialized Clutch 2.3 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Teleskopstütze (Specialized „Command Post“).<br />

Lenkerbreite: sehr gut (750 mm).<br />

laufruhe, cockpit<br />

fällt groß aus, wenig verspielt<br />

8,5<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong>


test<br />

Alles dran, was man sich für ein<br />

Superenduro an Ausrüstungs-<br />

Features wünscht. Kein Wunder bei<br />

dem stolzen preis (5000 €). Nur das<br />

Liteville ist noch teurer.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die Fox „36 Talas 160 RLC“ befüllten wir mit 68 psi. Zugstufe: plus 9 Klicks*. Low-Speed-Druckstufe: plus 3 Klicks von<br />

8 Klicks gegen Abtauchen. Dämpfer: Mit 175 psi befüllt für 30 % SAG, Zugstufe: plus 1 Klick, weil sehr überdämpft.<br />

(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

Wippen? Nein, danke! Der Fox „Rp23“ lässt<br />

sich mit seinem „propedal“-Hebel schnell<br />

und effektiv ruhig stellen – in verbindung<br />

mit der absenkbaren Gabel ideal bergauf.<br />

FREERIDE 2/11<br />

72<br />

luFtwaFFe<br />

Die Ami-Marke aus dem Herzen der USA war vor einigen Jahren einer der ersten Hersteller, die ganz mutig<br />

an der Ölquetsche drückten und voll auf Hydroforming setzten. An dem Trek-Rahmen findet man kein rundes<br />

Rohr mehr und das Wort Rahmen scheint auch nicht mehr zu passen, eher Chassis. Damals sah das verdammt<br />

modern aus und auch 2011, nach einigen Modellreihen, wirkt der Rahmen noch immer spannend. Raffiniert:<br />

die Trek-eigene „Float Link ABP Pivot“-Kinematik mit ihrem durch die Hinterachse verlaufenden Gelenk. An der<br />

Wippe im Heck gibt es zusätzlich eine Verstell-Option. Wir entschieden uns für die flache, tiefe Position, um die<br />

Bergabqualitäten voll auszunutzen. Trek schickte uns mit dem „9er“ das Top-Modell für 5000 € in den Test. Das<br />

wollten wir gar nicht und es ist auch nicht ganz fair der Konkurrenz gegenüber, die auf unseren Wunsch eher<br />

Mittelklasse-Bikes lieferten. Da der „Scratch“-Rahmen kurz ausfällt, schickte uns Trek das Bike in Large<br />

(19,5 Zoll), denn die Testanforderung lautete: Fahrergröße ca. 1,78 Meter, Gewicht: 75 Kilo. Ein<br />

Beweis, dass man die Rahmengröße sorgfältig testen sollte, denn Kona lieferte uns zum<br />

Beispiel mit ihrem 18-Zoll-„Coilair“ ein Bike, das wesentlich größer wirkte als das Trek<br />

mit 19,5-Zoll. Während im schweren Stahlfeder-Bruder des „Scratch“ eine 180er-Gabel<br />

steckt, haben sich die Amis beim „Air“ für 160 Millimeter entschieden. Die Ausnahme<br />

mit Testfeld, wo sonst nur 170er- oder 180er-Gabeln verbaut sind. Bei dem<br />

Preis nimmt man die Top-Ausstattung nur nickend zur Kenntnis. Kleines Detail,<br />

große Wirkung: der 700er-Lenker. Er wirkt im Vergleich zu den viel breiteren<br />

Lenkern der Konkurrenz joystickartig. Warum nicht ein paar Zentimeter mehr<br />

am Rohr lassen? In Verbindung mit der starken Lenkerkröpfung fühlt sich das<br />

Cockpit seltsam an (die Spacer nahmen wir bereits raus). Das Fahrwerk wird in<br />

schnellen, verblockten Passagen nervös und veranlasst den Fahrer schneller,<br />

das Gas rauszunehmen. Hier spürt man den knapperen Federweg. Das Trek<br />

mag es lieber langsam und technisch, als mit Vollgas bergab zu glühen: Direktes<br />

Fahrverhalten, Lenkpräzision und Kurvenagilität führen dazu, dass das Bike willig<br />

durch verwinkeltes, technisches Steilgelände zirkelt. Dennoch schaffte es das Bike<br />

nicht, in die Favoritengruppe vorzustoßen. Dabei ist es aufgrund seines Gewichts und der<br />

Uphill-Features ein guter Kletterer, was die Allround-Eignung nach oben treibt.<br />

Gewöhnungsbedürftig: der mit 700 Millimetern relativ schmale, stark gekröpfte<br />

Lenker. Mit besserem Cockpit würde das Trek bergab mehr Sicherheit vermitteln.<br />

Wir nahmen für ein direkteres Lenkverhalten die Spacer raus.<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

Fazit: Solide Leistung, High-End-Ausstattung bei sattem preis – das Trek ist ein<br />

rundum gelungenes Bike, das seine Stärken jedoch mehr in einem breiten Einsatzbereich<br />

als in kompromisslosen Speed-Abfahrten hat.<br />

treK >sCratCh air 9<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Bikeeurope B.V. Trek Deutschland, Tel: 0180/350701<br />

www.trekbikes.com<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/15,5“,17,5“,19,5“,21,5“<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 4 999 Euro/14,8 kg<br />

messdaten<br />

REACH/STACK 418 mm/576 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 65°/73°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 578 mm/438 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 167 mm/360 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 160 mm/170 mm<br />

HINTERBAUSySTEM Float Link ABP Pivot<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Fox 36 Talas 160 RLC/Fox Float RP 23<br />

KURBELN/SCHALTUNG Race Face Atlas FR/Shimano XT<br />

BREMSANLAGE Avid Elixir CR<br />

LAUFRäDER DT-Swiss E 2000 Systemlaufradsatz,<br />

Bontrager XR4 Expert 2.35 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Rahmen fällt klein aus, Teleskopstütze (Crankbrothers<br />

„Joplin 4 Remote“). Lenkerbreite: zu schmal (700 mm).<br />

Ausstattung, Gewicht<br />

teuer, sitzposition, straffes Fahrwerk<br />

8,5<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong>


test<br />

Bemerkenswerte Lösung: der ins<br />

Unterrohr eingelassene Oversize-<br />

Dämpfer „vivid Air“. Der tiefe Schwerpunkt<br />

macht sich auf dem Trail sehr<br />

angenehm bemerkbar.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die „Lyric Solo Air DH“ befüllten wir mit 65 psi. Zugstufe: plus 4 Klicks*. Low-Speed-Druckstufe: plus 4 Klicks.<br />

High-Speed-Druckstufe: plus 4 Klicks. Dämpfer: Rock Shox „Vivid Air“ mit 150 psi befüllt für 30 % SAG, Beginning-Stroke-<br />

Zugstufe: plus 2 Klicks, Ending-Stroke-Zugstufe: 1 Klick, Druckstufe: plus 4 Klicks.<br />

(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

Upps, kann so was auch passieren? An einem Ast verhakt oder<br />

unachtsam vom Bike-Trailer gehoben? Wir wissen nicht, wie<br />

die Hydraulik-Leitung der Teleskopstütze ausriss. Aber wo<br />

etwas kaputt gehen kann, da geht anscheinend auch immer<br />

mal was kaputt.<br />

FREERIDE 2/11<br />

74<br />

kurvenkünstler<br />

Seit Votec unter die Versender gegangen ist, bietet das deutsche Bike-Label tadellose Ausstattungen zu tollen Preisen an.<br />

Mehr noch: Der Ausstattungskonfigurator ermöglicht viele verschiedene Optionen – ganz nach Kundenwunsch. Daher ist<br />

es nicht leicht, Ausstattungsdetails zu kritisieren und die Votecianer auf Mängel festzunageln, denn schließlich kann man<br />

alles auch ganz anders haben. „Diesmal schicken wir euch ein Spezial-Enduro mit Downhill-Geometrie. Es ist auf Highspeed-<br />

Abfahrten ausgelegt. Ideal für ein Megavalanche-Race. Wer es allroundiger will, sollte das bikeparktaugliche ‚V.SX‘ wählen“, sagte<br />

Votec-Mann Jürgen Obermeier. Wir bekamen also ein 16-Kilo-Pummelchen geliefert. Das schwerste Bike im Test, mal abgesehen<br />

von dem 17,3 Kilo schweren Intense-Slopestyler. Die Ausstattung ist tadellos: Im fetten Steuerrohr steckt die 170er-„Lyric Solo<br />

Air“ mit High- und Lowspeed-Compression, ganz tief im offenen Unterrohr sitzt Rock Shox’ Cola-Dosen-dicker „Vivid Air“.<br />

Außerdem dabei: „Hammerschmidt“, Formula „The One“-Bremsen, Carbon-Lenker, solide „Deemax“-Laufräder und<br />

sogar die toll funktionierende „Reverb“-Teleskopstütze mit Remote-Knopf. All das für knapp über 3000 €,<br />

da kann man nur den Hut ziehen. Quirlig, wendig, spaßig, kompakt – das waren unsere Attribute<br />

nach ausgiebigen Downhill-Runs. Ging es drum, sich ein Bike für den letzten Joyride des Tages<br />

zu sichern, dann war das Votec schnell vergriffen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es ein<br />

Bike in die Spitzengruppe geschafft hat. Mit seinem potenten Fahrwerk und angenehmem<br />

Kurvenverhalten schaffte das „V.SR“ den Kompromiss zwischen direkt und komfortabel.<br />

Die Geometrie ist so ausgewogen, dass ein leichter Zug am breiten Lenker reicht, um auf<br />

dem Hinterrad weiterzurollen oder sich zum Sprung abzudrücken. Auch bei Geländestufen<br />

reicht ein kurzes Schnalzen mit den Handgelenken und schon wird die Front leicht.<br />

Selbst die Reifen fühlen sich auf den breiten „Deemax“-Laufrädern satter an. Warum<br />

also dem Votec keine 10 geben? Nun, da ist das Gewicht – allerdings sparen sich die<br />

Leichtgewichte Rotwild und Liteville, die ähnlich souverän ins Tal brettern, auch das<br />

Mehrgewicht der Teleskopstütze. Und da ist die Gabel, die sich für lange Anstiege nicht<br />

absenken lässt. Hier kann man nur die Kompression der Federelemente zudrehen – was<br />

auch deutlich Wirkung zeigt. Dennoch: bergauf haben andere Bikes die Nase vorne.<br />

Eingesperrt: Der wuchtige Rock-Shox-Dämpfer federt tief im<br />

Unterrohr des votec-Rahmens. Will man die Druckstufe verstellen,<br />

dreht man das Bike am besten auf den Kopf.<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

Fazit: votec ist mit dem „v.SR“ ein wendiger, verspielter Leicht-<strong>Freeride</strong>r gelungen,<br />

der bergab zu den Favoriten zählte und durch sein direktes Fahrverhalten überzeugte.<br />

Die Ausstattung ist tadellos und für den Einsatz als derbes Super-Enduro stimmig<br />

ausgewählt. Dass dabei kein Rekordgewicht rauskommt, verwundert nicht.<br />

VoteC >V.sr<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB Heydenbike GmbH & Co, KG, Tel. 02734/49570<br />

www.votec.com<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/S,M,L<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 3 189 Euro/ 16,1 kg<br />

messdaten<br />

REACH / STACK 406 mm/603 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 64,3°/73,4°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 588 mm/439 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 187 mm/355 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 170 mm/175 mm<br />

HINTERBAUSySTEM Viergelenker<br />

o<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Rock Shox Lyric RC2 DH Maxle 20/Rock Shox Vivid Air<br />

KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Hammerschmidt FR/Sram X-9<br />

BREMSANLAGE Formula The One<br />

LAUFRäDER Mavic Dee Max Systemlaufradsatz,<br />

Schwalbe Fat Albert Performance 2,4 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Getriebekurbel, Teleskopstütze (Truvative „Reverb“), Lenkerbreite:<br />

gut (740 mm), Ausstattung im Baukastensystem<br />

frei wählbar.<br />

Ausstattung, handling, Fahrwerk<br />

Gewicht<br />

allround<br />

9,5<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong>


test<br />

FREERIDE 2/11<br />

76<br />

Downhill-Brett: einmal in der<br />

Fall linie ist das lange „Noton“ mit<br />

seiner tiefen Front nicht mehr zu<br />

stoppen. Dafür benötigt es den<br />

kräftigsten zug am Lenker, um die<br />

Front zum Manual oder Bunnyhop<br />

anzuheben.<br />

SET-Up-TIpp (FAHRERGEWICHT 75 KILO)<br />

Gabel: Die „Lyric Solo Air RC“ befüllten wir mit 60 psi. Zugstufe: plus 14 Klicks* von 20. Low-Speed-Druckstufe: plus 4 Klicks<br />

von 10. Dämpfer: Marzocchis „Roco“ mit 110 psi befüllt für 30 % SAG, Zugstufe: plus 25 Klicks von 52, Ausgleichsbehälter<br />

mit 170 psi befüllt.<br />

(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)<br />

Bewährt: die Getriebekurbel „Hammerschmidt“.<br />

Exakte Montage ist wichtig, will man nerviges<br />

Surren vermeiden.<br />

tieF GeleGter turbo<br />

Während andere Marken jahrelang ohne Änderungen an einem Modell festhalten, scheint der fränkische Direktversender<br />

Young Talent Industries hyperaktiv: Ständig werden deren Bikes umgestaltet oder zumindest optisch aufgehübscht.<br />

Mit dem Vorgängermodell hat das „Noton 2011“ kaum mehr etwas gemein. Der Rahmen wurde komplett<br />

umgestaltet: Statt Unterrohr, schwingt jetzt das Oberrohr (Hydroforming), der Dämpfer wird anders angelenkt<br />

und vor allem wurde das Bike einer strengen Diät unterzogen. Wog das Vorjahres-„Noton“ noch stolze 16,6 Kilo, bringt<br />

das neue Bike gerade mal 15 Kilo auf die Wage. Damit verbreitert sich der Einsatzbereich enorm. Gleich geblieben ist der<br />

Kampfpreis. 2099 € für so ein stimmig ausgestattetes Bike, das versetzt nicht nur die Mitbewerber in Alarmbereitschaft,<br />

auch wir rätseln, wie so eine Kalkulation möglich ist. Denn Billigparts sind hier nicht verbaut. Im Gegenteil. YT stattet sein<br />

Super-Enduro sogar mit der „Hammerschmidt“-Getriebekurbel aus. Sie verpasst dem Bike eine hervorragende Bodenfreiheit,<br />

macht eine Kettenführung überflüssig und ermöglicht Schalten unter Last. Auch die Avid „Elixir R“-<br />

Bremsanlage mit großen Scheiben tut ihren Dienst ohne Beanstandung, das Cockpit mit dem<br />

breiten 750er-Lenker fühlt sich angenehm an, die Federelemente harmonieren. Es zeigt<br />

sich erneut, dass die Franken nichts dem Zufall überlassen und selbst so lange testen,<br />

bis alles passt. Eine Teleskopstütze hätten wir uns zugegebenermaßen gewünscht,<br />

doch die kann man bei dem Dumpingpreis ja selbst nachrüsten, um die Trail- und<br />

Touren-Eignung noch zu verbesseren. Durch den blockierbaren „Roco“-Dämpfer<br />

und eine effektive Druckstufen-Dämpfung an der Gabel lässt sich das Fahrwerk<br />

ruhig stellen. So klettert das „Noton“ gut bergauf – unterstützt durch das lange<br />

Oberrohr und die tiefe Front. Bergab zählte das YT zu den Favoriten. Mit seinem<br />

170/170er-Fahrwerk (wir fuhren den „Dämpfer mit 30 Prozent SAG) verträgt es<br />

jede Menge Speed. „Länge läuft eben“, brachte es ein Tester auf den Punkt.<br />

Das quirligere Fahrverhalten des Vorgängers hat sich etwas Richtung Laufruhe<br />

verschoben. Durch die tiefe Front kriegt man ordentlich Druck aufs Vorderrad,<br />

man muss allerdings mächtig ziehen, um das YT aufs Hinterrad zu zwingen. Das<br />

macht den Bunnyhop zum Kraftakt und drückt die Spritzigkeit. Schade, denn<br />

gerade diese Verspieltheit sollte ein Super-Enduro in unseren Augen besitzen.<br />

Für manche mögen das lange Oberrohr und die ultraflache Front ein Grund sein,<br />

verspieltere Bikes wie das Votec, Rose oder Rotwild zu bevorzugen.<br />

Fette Wechsel-Ausfallenden, aber auch eine fette Mutter auf der Steckachse.<br />

Die wird in der Serie noch gegen eine elegantere Lösung ersetzt. Links unten:<br />

Marzocchis „Roco“-Dämpfer lässt sich per Mini-Hebelchen schnell blockieren.<br />

10<br />

<strong>Freeride</strong><br />

FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />

Fazit: Tolle Ausstattung, satte Downhill-Leistung, Hammer-preis. Das yT kann<br />

man eigentlich nur empfehlen. Hätten die Franken die Front nicht ganz so tief<br />

gelegt, dann wären dem yT wohl alle Tester-Herzen zugeflogen.<br />

yt >noton<br />

herstellerangaben<br />

vERTRIEB YT Industries, Tel. 09191/7363050<br />

www.yt-industries.com<br />

MATERIAL/GRÖSSEN Alu/S,M,L<br />

pREIS/GEWICHT OHNE pEDALE 2 099 Euro/15 kg<br />

messdaten<br />

REACH / STACK 408 mm/582 mm<br />

LENK-/SITzROHRWINKEL 64,5°/71,4°<br />

OBERROHR-/HINTERBAULäNGE 602 mm/426 mm<br />

RADSTAND/TRETLAGERHÖHE 1 168 mm/363 mm<br />

FEDERWEG vO./HI. 160 mm/170 mm<br />

HINTERBAUSySTEM Viergelenker<br />

ausstattung<br />

GABEL/DäMpFER Rock Shox Lyric RC Solo-Air/Marzocchi Roco Air TST R<br />

KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Hammerschmidt AM/Sram X-9<br />

BREMSANLAGE Avid Elixier R<br />

LAUFRäDER Division FHB light Naben, Alexrims Supra 30 Felgen,<br />

Kenda Nevegal 2,35 Reifen<br />

<strong>Freeride</strong>-PerFormance allround<br />

Dh hiGhsPeeD<br />

Dh technisch PArk/trix tour/trAil BerGAuF<br />

Spec-Infos:<br />

Getriebekurbel, keine Teleskopstütze.<br />

Lenkerbreite: sehr gut (750 mm).<br />

hinterbaufunktion, laufruhe, Preis<br />

Front sehr tief, kommt vorne schwer hoch<br />

9<br />

<strong>Freeride</strong><br />

<strong>Freeride</strong>

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