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<strong>Wolfgang</strong> W. Weiß<br />
Staat und Stiftung vor Ort<br />
Spannungsfelder und Probleme in<br />
Kommunalen<br />
Bildungslandschaften<br />
Lübeck 23.4. 2012
Innere und äußere<br />
Schulangelegenheiten<br />
„<strong>Die</strong> Gemeinde baut, als Trägerin<br />
der äußeren Schulverwaltung, der<br />
Schule das Haus; Herr im Hause<br />
aber ist der Staat.“<br />
Gerhard Anschütz<br />
Kommentar zu § 144 der<br />
Weimarer Verfassung
Land bzw.<br />
Staat<br />
Gestaltende Rahmenbedingungen<br />
16<br />
Bundesländer<br />
staatliche<br />
Schulaufsicht
301<br />
Landkreise<br />
113<br />
Kreisfreie<br />
Städte<br />
Kommune<br />
Verwaltungstechnische<br />
Umsetzung<br />
Schulträgerschaft<br />
Stand: Dez. 2007<br />
Einwohner je qkm<br />
1 .000 und mehr<br />
(15)<br />
250 bis unter<br />
1.000 (102)<br />
150 bis unter 250<br />
(79)<br />
100 bis unter 150<br />
(89)<br />
unter 100 (69)
Deutscher Städtetag<br />
1948<br />
1. Sitzung Schulausschuss<br />
„<strong>Die</strong> den Gemeinden vielfach im<br />
Laufe der Zeit genommenen Rechte<br />
der Selbstverwaltung auf dem<br />
Schulgebiet, welche ihnen<br />
organisch erwachsen waren,<br />
müssen ihnen zurückgegeben<br />
werden.“
Deutscher Städtetag<br />
„Aachener Erklärung“<br />
2007<br />
„Städte prägen mit ihren vielfältigen<br />
Einrichtungen die Bildungslandschaft<br />
Deutschlands. (...) <strong>Die</strong><br />
Verantwortung der Städte in der<br />
Bildung muss deshalb gestärkt<br />
werden.“<br />
<br />
Kommunale Bildungslandschaften
zunehmende<br />
Segregationstendenzen<br />
„Stadtteiltrennung<br />
<strong>von</strong> arm und reich,<br />
<strong>von</strong> Kindern mit und ohne<br />
Migrationshintergrund und<br />
<strong>von</strong> Familien mit und ohne Kinder“<br />
Klaus Peter Strohmeier
Warum Kommunale These 1<br />
Bildungslandschaften?<br />
<strong>Die</strong> wachsenden Segregationstendenzen<br />
in unserer Gesellschaft erfordern neue<br />
Steuerungsstrukturen in der<br />
Bildungspolitik, um flexibel und<br />
regional-spezifisch reagieren zu<br />
können. Deshalb: Kommunalisierung<br />
bildungspolitischer<br />
Gestaltungsverantwortung.
Deutscher Städtetag 2<br />
„Aachener Erklärung“ 2007<br />
Leitbild:<br />
„Kommunale<br />
Bildungslandschaft“<br />
vernetztes System <strong>von</strong><br />
Betreuung, Erziehung und Bildung.
Kommunale Bildungslandschaft<br />
Kooperationspartner<br />
Bund<br />
Staat<br />
Land<br />
Steuerung<br />
Kommune<br />
Außerschulische<br />
Bildung<br />
Schule-Bildung<br />
Vernetzung
Kommunale Bildungslandschaft<br />
Spannungsfelder<br />
Bund<br />
„Kooperationsverbot“<br />
Wirtschaft<br />
Kommune<br />
Außerschulische<br />
Bildung<br />
Staat<br />
Stiftung<br />
Land<br />
Erweiterte Schulträgerschaft<br />
Schule-Bildung<br />
„Schleichende<br />
Entstaatlichung“?<br />
Eigenverantwortliche<br />
Schule<br />
Schul - vs. sozialpädagogische Identität
Governance<br />
Government: „Durchregieren“ des<br />
Staates „mit besten Absichten“,<br />
Umsetzen eines Plans<br />
Governance: Staat, Privatwirtschaft<br />
und Zivilgesellschaft (z.B. Vereine,<br />
Verbände, Stiftungen) vereinbaren als<br />
autonome Akteure Ziele und „ringen“<br />
um gemeinsame Lösungen
Wer trägt die<br />
Bildungsverantwortung?<br />
„Je mehr sich die Erkenntnis<br />
durchsetzt, dass der <strong>Dr</strong>itte Sektor<br />
den Sektoren Staat und Wirtschaft<br />
gleichrangig ist, umso eher ist<br />
eine humane und zukunftsfähige<br />
Gesellschaft zu verwirklichen.“<br />
Genshagener Erklärung
Gliederung<br />
1. Problemaufriss KBL<br />
2. Planung - Steuerung –<br />
Governance<br />
3. <strong>Die</strong> Rolle der Stiftungen<br />
4. Risiko „Entstaatlichung“
„Stiftungsleistungen“<br />
In Deutschland ca. 17.000 Stiftungen<br />
10 % da<strong>von</strong> im (Aus-)Bildungsbereich<br />
Explizit am Gemeinwohl orientiert<br />
Meist hohes qualitatives Niveau<br />
<strong>Prof</strong>essionelle Betreuung<br />
Zielgruppe sehr oft: Benachteiligte bzw.<br />
besonders Förderungsbedürftige
Staatlich-wirtschaftliche<br />
Verantwortungsgemeinschaft?<br />
„<strong>Die</strong> großen Aufgaben in Bildung und<br />
Erziehung können in Zukunft nicht<br />
alle vom Staat gelöst werden: <strong>Die</strong><br />
Stiftung pflegt deshalb den intensivsten<br />
Dialog mit der Wirtschaft, Unternehmen<br />
und Verbänden und führt so zu<br />
Partnerschaften und damit zu<br />
gemeinsamer Verantwortung“(Spaenle,KM)
Neue Aufgaben des Staates?<br />
notwendiger<br />
„Wandel <strong>von</strong> Staatlichkeit“?<br />
oder:<br />
<strong>Dr</strong>ohende „Entstaatlichung“?
Stiftung Bildungspakt<br />
Bayern<br />
137 Wirtschaftsunternehmen<br />
Zielrichtung: innere Schulentwicklung<br />
Grundstockvermögen 5,5 Mio. Euro für<br />
Projekte in ganz Bayern<br />
Zum Vergleich:<br />
SWM Bildungsstiftung<br />
Grundstockvermögen 20 Mio. Euro<br />
für Projekte nur in der Stadt München<br />
(aus Immobiliengewinnen)
These 7<br />
Staat und Stiftung<br />
Um einer schleichenden<br />
Entstaatlichung des Schulwesens<br />
vorzubeugen, darf über<br />
Stiftungsmittel kein direkter Einfluss<br />
auf die Steuerung <strong>von</strong> Schule und<br />
Bildungspolitik ausgeübt werden.
Gliederung<br />
1. Problemaufriss KBL<br />
2. Planung - Steuerung –<br />
Governance<br />
3. <strong>Die</strong> Rolle der Stiftungen<br />
4. Risiko „Entstaatlichung“
Kommunale Bildungslandschaften<br />
Risiken<br />
Offene Fragen<br />
„Wie soll sichergestellt werden, dass in<br />
allen Landesteilen ... ein<br />
ausgeglichenes Unterrichtsangebot<br />
gesichert wird?<br />
Wie soll verhindert werden, dass die<br />
Bildungsstandards in den einzelnen<br />
Kommunen auseinanderfallen?“<br />
Wie sollen die Unterschiede zwischen<br />
armen und reichen Kommunen<br />
ausgeglichen werden? (Meinhard Abel)
Auseinanderdriften<br />
der Regionen<br />
Kluft zwischen arm und reich<br />
Prognos Zukunftsatlas 2010:<br />
„Deutschland entwickelt sich ökonomisch<br />
immer mehr zu einer Zweiklassengesellschaft:<br />
Starke Städte und Kreise<br />
(...) eilen den restlichen Regionen<br />
wirtschaftlich immer weiter da<strong>von</strong>.<br />
„Kluft zwischen starken und<br />
schwachen Regionen nimmt zu“<br />
Quelle: Prognos-Zukunftsatlas, 16.11.2010
Wirtschaftliche<br />
und soziale<br />
Perspektiven<br />
Top-Zukunftschancen<br />
Chancen-Risiko-Mix<br />
ausgeglichen<br />
Sehr hohe Zukunftsrisiken<br />
Auseinanderdriften<br />
der Regionen<br />
Quelle: Prognos Zukunftsatlas 2010, S. 8
Gesamtverantwortung These 2<br />
des Staates<br />
Um die gebotene Gleichwertigkeit der<br />
Lebensverhältnisse in Deutschland<br />
nicht in Frage zu stellen, muss<br />
die Kommunalisierung bzw. die<br />
Entwicklung kommunaler<br />
Bildungslandschaften eingebettet sein in<br />
die bildungspolitische<br />
Gesamtverantwortung des Staates.
Zusammenfassung<br />
1. Segregationstendenzen in Städten<br />
Kommunalisierung<br />
bildungspolitischer<br />
Gestaltungsverantwortung<br />
2. Auseinanderdriften der Regionen <br />
bildungspolitische<br />
Gesamtverantwortung des Staates
Zusammenfassung<br />
3. Stiftungen <br />
keine staatlichen Ersatzfunktionen,<br />
aber bitte weiterhin Impulse,<br />
Anregungen und (finanzielle)<br />
Unterstützung
Weiterführende<br />
Informationen<br />
<strong>Wolfgang</strong> W. Weiß:<br />
Kommunale<br />
Bildungslandschaften.<br />
Chancen, Risiken und<br />
Perspektiven,<br />
München/Weinheim 2011<br />
Kontakt:<br />
weiss.bremerhaven@t-online.de<br />
www.kultur-bildungsberatung.de