218 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010 von <strong>Land</strong>schaftspflegematerial, das derzeit häufig nach kosten<strong>in</strong>tensiver Bergung gebührenpflichtig entsorgt wird. • Der landwirtschaftliche Betrieb hat über den neuen Betriebszweig der naturnahen, nachhaltigen Energierohstoffproduktion e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Verwertung für die <strong>in</strong> den wiedervernässten <strong>Moore</strong>n anfallende Biomasse. Er kann se<strong>in</strong>e Arbeitskräfte <strong>in</strong> der arbeitsarmen W<strong>in</strong>terzeit s<strong>in</strong>nvoll beschäftigen. • Der Biomassemarkt wird um weitere Produkte bereichert, ohne dass die Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und Energieerzeugung auf dem Acker verschärft wird. Die Produktion von Niedermoorbiomasse ist wirtschaftlich, wenn sie nicht durch Anreize, die für andere Nutzungen auf <strong>Moore</strong>n gegeben werden, benachteiligt wird. • Bei der Produktion von Niedermoorbiomasse werden ohne volkswirtschaftliche Kosten Emissionen klimarelevanter Gase vermieden. Daher ist e<strong>in</strong>e Orientierung auf e<strong>in</strong>e nasse Niedermoorbewirtschaftung zur Produktion von Biomasse im Vergleich zu den Vermeidungskosten an anderer Stelle wie z.B. der Gebäudesanierung (ca. 50 €/t CO 2 -eq) deutlich s<strong>in</strong>nvoller als andere Vermeidungsstrategien. Auch bei Bereitstellung von Transferzahlungen wie landwirtschaftlichen Flächenprämien oder Investitionsbeihilfen zur Unterstützung der Etablierung e<strong>in</strong>er nassen Bewirtschaftung von <strong>Moore</strong>n stellen Paludikulturen für die Gesellschaft sehr kostengünstige Maßnahmen für Klima-, Gewässer- und Naturschutz dar. 9 Politikvorschläge für <strong>Brandenburg</strong> E<strong>in</strong>e deutliche Reduktion der negativen Klimawirkungen von entwässerten <strong>Moore</strong>n kann durch Wiedervernässung und daran anschließende Naturentwicklung ohne Bewirtschaftung oder durch nasse Bewirtschaftung („Paludikultur”) erfolgen. Die Erarbeitung e<strong>in</strong>es Moorschutzprogramms, d.h. von Konzepten zum Schutz sowie zur standortgerechten Nutzung der <strong>Moore</strong> im <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong>, würde hierfür e<strong>in</strong>en wichtigen Grundste<strong>in</strong> legen. Für e<strong>in</strong>e großflächige Umsetzung des Paludikultur-Ansatzes s<strong>in</strong>d folgende Entwicklungen unerlässlich: Bildung und Beratung Der Aufbau e<strong>in</strong>es Beratungsnetzwerkes zur Moornutzung, das – analog der Energieberater im Bereich Eigenheimsanierung – u.a. die Reduktion von Treibhausgasen zum Ziel hat, ermöglicht e<strong>in</strong>e breite Information der <strong>Land</strong>nutzer über Paludikulturen als umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen, standortschädigenden Moorbewirtschaftung. Hierzu wird e<strong>in</strong>e Kooperation der landwirtschaftlichen Beratung (<strong>Land</strong>wirtschaftsämter, berufsbildende Schulen, <strong>Land</strong>wirtschaftskammern und private Agrarberatung) mit Naturschutzverbänden angeregt. Investitionsförderung Die Investitionsförderung sollte auf die Umsetzung standortgerechter Nutzungsformen ausgerichtet werden. Paludikulturen erfordern e<strong>in</strong>e Umstellung auf standortangepasste <strong>Land</strong>technik sowie den Aufbau von Verwertungsl<strong>in</strong>ien für die dezentrale energetische Verwertung der Biomasse. Zielführend wären Beihilfen zum Erwerb von Spezialerntemasch<strong>in</strong>en sowie die Förderung der Errichtung von Biomassefeuerungen, Blockheizkraftwerken und Nahwärmenetzen verbunden mit der bevorzugten Verwendung von Biomasse aus nassen <strong>Moore</strong>n. Agrar-(Umwelt-)Zahlungen Die Beibehaltung von EU-Direktzahlungsansprüchen für wiedervernässte Niedermoore würde die Wirtschaftlichkeit nasser Bewirtschaftung verbessern. Durch die Aufnahme von erfolgsorientierten Maßnahmen für e<strong>in</strong>e nachhaltige, standortangepasste Bewirtschaftung von nassen Niedermooren <strong>in</strong> Agrarumweltprogramme kann der abiotische Ressourcenschutz (Emissionsm<strong>in</strong>derung) mit der gezielten Förderung bestimmter Arten verknüpft werden. Die hier vorgeschlagenen Anregungen würden dazu beitragen, dass <strong>Land</strong>wirte Niedermoore zukünftig nachhaltig(er) bewirtschaften und die Paludikultur als wirtschaftlich tragfähiges Produktionsverfahren <strong>in</strong> ihre betrieblichen Konzepte <strong>in</strong>tegrieren. Damit würden der Rückzug von <strong>Land</strong>wirten aus den <strong>Moore</strong>n und der Verlust von Arbeitsplätzen verh<strong>in</strong>dert, beträchtliche Treibhausgasemissionen zeitnah und kostengünstig vermieden sowie die Lebensbed<strong>in</strong>gungen gefährdeter Arten verbessert werden. Dank Die Autoren danken der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für die Förderung des Projektes „ENIM – Energiebiomasse aus Niedermooren”, dem Bundesm<strong>in</strong>isterium für Naturschutz, Umwelt und Reaktorsicherheit (BMU) für die Förderung des Projektes „Wiedervernässung und nachhaltiges Management von <strong>Moore</strong>n <strong>in</strong> Weißrussland“ und der Europäischen Union für die Förderung des Projektes „Schutz des Seggenrohrsängers <strong>in</strong> Polen und Deutschland” (LI- FE05NAT/PL/000101) sowie allen <strong>in</strong> diesen Projekten mitwirkenden Projektpartnern. Literatur AUTORENKOLLEKTIV GREIFSWALD 2009: Paludikultur – Perspektiven für Mensch und Moor. Universität Greifswald, Institut für Botanik und <strong>Land</strong>schaftsökologie, Institut für Dauerhaft Umweltgerechte Entwicklung von Naturräumen der Erde (DUENE) e.V., Greifswald. 16 S. (http://paludiculture.botanik. uni-greifswald.de) BLANKENBURG, J. 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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010 219 Durch Staumaßnahmen des <strong>Land</strong>esbetriebes Forst <strong>Brandenburg</strong> (Revier L<strong>in</strong>dhorst) und der anschließenden Entnahme e<strong>in</strong>es Rohrdurchlasses und Bau e<strong>in</strong>er Furt durch den Wasser- und Bodenverband „F<strong>in</strong>owfließ” im Mai 2010 gelang es <strong>in</strong> kurzer Zeit, den Wasserspiegel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der größten Torfmoosmoore <strong>Brandenburg</strong>s deutlich anzuheben (Hagelberger Posse bei Joachimsthal) Foto: L. <strong>Land</strong>graf
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