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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010; 211-218 211<br />

SIND DIE INTERESSEN VON NATURSCHUTZ, KLIMASCHUTZ UND LANDWIRTSCHAFT VEREINBAR?<br />

DIESER FRAGE GEHEN WISSENSCHAFTLER DER UNIVERSITÄT GREIFSWALD AM BEISPIEL DER BEWIRTSCHAFTUNG<br />

WIEDERVERNÄSSTER MOORE NACH.<br />

WENDELIN WICHTMANN, SABINE WICHMANN & FRANZISKA TANNEBERGER<br />

Paludikultur – Nutzung nasser <strong>Moore</strong>: Perspektiven der energetischen<br />

Verwertung von Niedermoorbiomasse<br />

Schlagwörter:<br />

Wiedervernässung, <strong>Moore</strong>, Paludikultur, Bioenergie, Bewirtschaftung<br />

Zusammenfassung<br />

Die im Rahmen von Naturschutzprojekten<br />

durchgeführte Wiedervernässung von Niedermooren<br />

ist nicht zwangsläufig mit der<br />

Nutzungsaufgabe dieser Standorte verbunden.<br />

Mit e<strong>in</strong>er „nassen” Bewirtschaftung<br />

können auf der e<strong>in</strong>en Seite Treibhausgasemissionen<br />

vermieden werden. Auf der anderen<br />

Seite profitieren seltene Tier- und<br />

Pflanzenarten vom Erhalt offener und niedriger<br />

Vegetation. Für die anfallende Biomasse<br />

gibt es viele verschiedene Möglichkeiten der<br />

energetischen Verwertung besonders für die<br />

wiedervernässten nordostdeutschen <strong>Moore</strong><br />

geeignete s<strong>in</strong>d. Die Verfahren werden diskutiert.<br />

Anhand von Fallstudien werden die<br />

Nutzung von Niedermoorbiomasse im Wiesenbrüterschutz<br />

<strong>in</strong> Nordostdeutschland und<br />

Polen, die Verwertung von Naturschutzheu<br />

am Bodensee und die Produktion von Biomassebriketts<br />

<strong>in</strong> Weißrussland (Belarus) vorgestellt.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Die herkömmliche, landwirtschaftliche Nutzung<br />

von Niedermoorstandorten für Saatgrasland,<br />

Extensiv-Grünland und Ackerbau<br />

ist an die Absenkung der Grundwasserstände<br />

gebunden (vgl. Abb. 1, Abb. 2). Diese Entwässerung<br />

verschlechtert die Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

und führt zu erheblichen Emissionen<br />

klimarelevanter Gase, Stoffausträgen<br />

<strong>in</strong>s Grundwasser und Lebensraumverlust<br />

für bedrohte Arten <strong>in</strong>takter Niedermoore.<br />

Gleichzeitig ist aufgrund des s<strong>in</strong>kenden<br />

Futterbedarfs <strong>in</strong>sbesondere durch starken<br />

Abb. 1: Ackerbau auf Niedermoor ist mit<br />

hohen Treibhausgas-Emissionen verbunden:<br />

Maisanbau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der größten Niedermoorgebiete<br />

Deutschlands (Friedländer Große<br />

Wiese) durch e<strong>in</strong>en der größten R<strong>in</strong>dermastbetriebe<br />

Europas Foto: S. Wichmann<br />

Abb. 2: Ackerbau auf Niedermoor verursacht auch <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> hohe Treibhausgas-Emissionen<br />

sowie Stoffausträge <strong>in</strong> Grund- und Oberflächenwasser: Maisstoppel im brandenburgischen<br />

Uckertal<br />

Foto: W. Wichtmann<br />

Abbau der Viehbestände sowie die Verlagerung<br />

der Milchproduktion auf den Acker die<br />

Bewirtschaftung von Grünland stark zurückgegangen.<br />

Viele Grünland-Flächen werden<br />

derzeit nur mit Hilfe von Förderungen<br />

bewirtschaftet oder bereits bei weiterh<strong>in</strong><br />

wirksamen Entwässerungsmaßnahmen nicht<br />

mehr genutzt (Grünlandüberschuss).<br />

Die Wiedervernässung der trockengelegten<br />

<strong>Moore</strong> ist aus ökologischer und klimapolitischer<br />

Sicht erforderlich. Paludikulturen (palus<br />

lat.: Sumpf, Morast) stellen alternative<br />

Nutzungsformen für e<strong>in</strong>e nasse, umweltverträgliche<br />

Bewirtschaftung naturnaher und<br />

wiedervernässter <strong>Moore</strong> dar. Sie vere<strong>in</strong>en<br />

Moor-, Klima- und Gewässerschutz mit e<strong>in</strong>er<br />

Fortführung der Nutzung und eröffnen<br />

auch für den Naturschutz und die <strong>in</strong> vielen<br />

<strong>Moore</strong>n immer schwieriger umzusetzende<br />

Pflege neue Perspektiven. Mögliche Paludikulturen<br />

reichen von Torfmoosanbau auf<br />

abgetorften Hochmooren über Erlenwertholz-<br />

und Dachschilfnutzung bis h<strong>in</strong> zur<br />

energetischen Nutzung von Niedermoorbiomasse<br />

(WICHTMANN & JOOSTEN 2007, AU-<br />

TORENKOLLEKTIV GREIFSWALD 2009).<br />

2 Niedermoorbiomasse<br />

E<strong>in</strong>e landwirtschaftliche Bewirtschaftung<br />

von ehemals „meliorierten” Niedermooren<br />

ist auch nach Wiedervernässung möglich:<br />

Durch natürliche Sukzession oder nach<br />

künstlicher E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung (Pflanzung) entstehen<br />

Pflanzenbestände, die im Gegensatz<br />

zu denen auf den meisten nicht degradierten<br />

Moorstandorten sehr produktiv s<strong>in</strong>d.<br />

Die wichtigsten Pflanzenarten s<strong>in</strong>d Rohrglanzgras<br />

(Phalaris arund<strong>in</strong>acea), Geme<strong>in</strong>es<br />

Schilf (Phragmites australis) und Großseggen<br />

(Carex spec.). Es s<strong>in</strong>d Trockenmasseerträge<br />

zwischen 3 und 25 Tonnen pro Hektar<br />

und Jahr zu erwarten. Abhängig von den<br />

Standorteigenschaften und dem Ernteterm<strong>in</strong><br />

variiert die stoffliche Zusammensetzung<br />

dieser Niedermoorbiomasse. Grundsätzlich<br />

kommen zwei Ernteperioden <strong>in</strong> Frage:<br />

a) Mahd im Sommer (abhängig von Vorgaben<br />

des Naturschutzes, meist nach<br />

15. Juli bzw. 1. August) im mehr oder<br />

weniger grünen Zustand. Die Biomasse<br />

muss vor E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung getrocknet werden.<br />

Alternativ kann die Biomasse auch

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