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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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YVONNE HARGITA & FRANK MEIßNER: BEWERTUNG VON MOOREN AUS ÖKONOMISCHER SICHT AM BEISPIEL DES OBEREN RHINLUCH 209<br />

Zuschüsse aus <strong>Land</strong>esmitteln für Unterhaltung<br />

der Anlagen werden <strong>in</strong> der Betrachtung<br />

vernachlässigt.<br />

E<strong>in</strong> jährlicher Beitrag, den der Flächen<strong>in</strong>haber<br />

unabhängig von vertraglichen Vere<strong>in</strong>barungen<br />

an den WBV zu zahlen hat,<br />

liegt bei 10 Euro pro Hektar und Jahr<br />

(http://www.wbv-fehrbell<strong>in</strong>.de) und beträgt<br />

somit für die Gesamtfläche 134.000 Euro<br />

je Jahr 9 . Sie fallen unabhängig von e<strong>in</strong>er<br />

Maßnahmendurchführung an und werden<br />

deshalb nicht weiter betrachtet.<br />

5 Ökonomische Szenarien<br />

und Ergebnisse<br />

Für die Angabe möglicher Vermeidungskosten<br />

werden im Folgenden sich <strong>in</strong> den<br />

Annahmen unterscheidende ökonomische<br />

Szenarien vorgestellt.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Szenario (Sz1a) wird unterstellt,<br />

dass ke<strong>in</strong>e eigentumsrechtliche Änderung<br />

an den Flächen erfolgt. Bisherige<br />

Nutzer der Fläche – landwirtschaftliche Betriebe<br />

– die als Pächter oder Besitzer der<br />

Flächen auftreten, ändern nach Wiedervernässung<br />

die Nutzungsart und damit ihre<br />

E<strong>in</strong>kommenserzielung. Es wird zunächst<br />

unterstellt, dass die hierdurch erzielte<br />

Wertschöpfung der vor der Wiedervernässung<br />

entspricht. 10 Investitionen <strong>in</strong> hydrotechnische<br />

Anlagen werden i.H.v. 500.000<br />

Euro <strong>in</strong> den Jahren E<strong>in</strong>s und 26 notwendig.<br />

Des Weiteren ergeben sich laufende Auszahlungen<br />

<strong>in</strong> Höhe von jährlich 22.000 Euro<br />

für deren Unterhalt. Akteurspezifische diskontierte<br />

Vermeidungskosten sowie die Vermeidungskosten<br />

<strong>in</strong> Jahr 20 haben <strong>in</strong> diesem<br />

Szenario e<strong>in</strong>e Höhe von weniger als e<strong>in</strong>em<br />

Euro je Tonne CO 2 -eq unter den vorgestellten<br />

Emissionsverläufen.<br />

Wird e<strong>in</strong>e erweiterte Perspektive (Sz1b) e<strong>in</strong>genommen<br />

und unterstellt, dass es zu<br />

E<strong>in</strong>kommensverlusten bei den bisherigen<br />

Nutzern der Fläche i.H.v. 25% über den<br />

gesamten Planungszeitraum von 50 Jahren<br />

kommt, steigen die Vermeidungskosten auf<br />

acht bis 13 Euro je Tonne CO 2 -eq. Die Vermeidungskosten<br />

im Jahr 20 betragen zwischen<br />

24 und 34 Euro.<br />

Realistisch ist aus Sicht der Autoren e<strong>in</strong><br />

Szenario (Sz1c), <strong>in</strong> dem, wie beschrieben,<br />

e<strong>in</strong>e Reduktion von Wirtschaftsleistung auf<br />

den wiedervernässten Flächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Umfang von ca. 25% über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />

von 15 Jahren erfolgt. Die akteurspezifischen<br />

diskontierten Vermeidungskosten liegen nun<br />

unter e<strong>in</strong>em Euro je Tonne CO 2 -eq, wobei<br />

im Jahr 20 nach Wiedervernässung die<br />

Kosten zwischen sechs und acht Euro<br />

liegen.<br />

Für e<strong>in</strong> zweites Szenario (Sz2) wird e<strong>in</strong>e<br />

Entscheiderperspektive e<strong>in</strong>genommen <strong>in</strong> der<br />

e<strong>in</strong>e staatliche Institution die Wiedervernässung<br />

auf eigenem Grund vornimmt. Es<br />

erfolgt somit e<strong>in</strong> eigentumsrechtlicher Übergang.<br />

Hierzu werden Investitionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Flächenankauf i.H.v. 80 Mio Euro notwendig.<br />

Investitionen <strong>in</strong> hydrotechnische Anlagen<br />

und laufende, jährliche Auszahlungen<br />

an den WBV s<strong>in</strong>d äquivalent der Betrachtungen<br />

im oben dargestellten ersten<br />

Szenario. Die akteursspezifischen Vermeidungskosten<br />

steigen durch die Flächen<strong>in</strong>vestition<br />

auf ca. 15 bis 22 Euro. Im Jahr 20<br />

liegen die jahresspezifischen Vermeidungskosten<br />

bei 40 bis 60 Euro je Tonne CO 2 -eq.<br />

Zur Annäherung an e<strong>in</strong>e gesamtwirtschaftliche<br />

Perspektive (Sz3) wird weiterh<strong>in</strong><br />

untersucht welche Wirkungen unterstellte<br />

E<strong>in</strong>kommensverluste durch die Wiedervernässung<br />

auf die Vermeidungskosten haben.<br />

Hierzu wird der unwahrsche<strong>in</strong>liche Fall e<strong>in</strong>er<br />

50 jährigen negativen Wirkung von jährlich<br />

12 Mio. Euro E<strong>in</strong>kommensverlust angesetzt.<br />

Da E<strong>in</strong>nahmen und Ausgaben für Flächennutzung<br />

sowie Investitionen <strong>in</strong> hydrotechnische<br />

Anlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesamtwirtschaftlichen<br />

Sicht <strong>in</strong> Summe Null s<strong>in</strong>d, werden sie<br />

nicht betrachtet. Die diskontierten Vermeidungskosten<br />

steigen <strong>in</strong> dieser Perspektive<br />

auf e<strong>in</strong>en Wert von 35 bis 52 Euro, die der<br />

jahresspezifischen im Jahr 20 auf 95 bis 135<br />

Euro. E<strong>in</strong>e Übersicht über die Ergebnisse<br />

bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Tab. 2.<br />

Wie oben angegeben (vgl. Abb. 2) setzen<br />

die Emissionsreduktionen – <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

des gewählten Wiedervernässungsszenarios<br />

– mit Verzögerung e<strong>in</strong>. Hieraus resultiert,<br />

dass die Vermeidungskosten bei der Betrachtung<br />

von Jahresscheiben zunächst<br />

hoch s<strong>in</strong>d (oder auf Grund von Emissionen<br />

über denen des Basel<strong>in</strong>eszenarios nicht<br />

def<strong>in</strong>iert) und dann im Zeitablauf s<strong>in</strong>ken.<br />

Hierzu wird auf Abbildung 3 verwiesen, <strong>in</strong><br />

der für die das Szenario Sz1c der Verlauf der<br />

jahresspezifischen Vermeidungskosten <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit der Emissionspfade abgebildet<br />

ist.<br />

6 Abschließende Betrachtung<br />

und weiterer Forschungsbedarf<br />

In der Literatur werden für e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

Klimaschutzmaßnahmen Vermeidungskosten<br />

angegeben (vgl. hierzu u.a. MCKINSEY 2007<br />

und JOCHEM, JAEGER et al. 2008). Abb. 4 fasst<br />

e<strong>in</strong>ige dieser Vermeidungskosten zusammen.<br />

Unterschiedliche Ansätze im Bezug auf die<br />

ökonomische Modellierung, die Wahl von<br />

Diskontierungssätzen, die Wahl des Planungszeitraums<br />

und weiterer Annahmen<br />

zw<strong>in</strong>gen zur Vorsicht beim Vergleich der<br />

Ergebnisse. Es lässt sich jedoch feststellen,<br />

dass sowohl die diskontierten als auch die<br />

jahresspezifischen Vermeidungskosten für<br />

das Jahr 20 nach der Wiedervernässung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Größenordnung liegen, die e<strong>in</strong>en Vergleich<br />

mit anderen Klimaschutz<strong>in</strong>vestitionen<br />

rechtfertigt. Die Höhe der Vermeidungskosten<br />

im Oberen Rh<strong>in</strong>luch lässt sich im<br />

angenommenen Szenario 1c somit mit den<br />

Vermeidungskosten aus drei modernen<br />

Kohlekraftwerken oder Maßnahmen <strong>in</strong> der<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft vergleichen. Sowohl <strong>in</strong> der<br />

jahresspezifischen Betrachtung als auch bei<br />

Vergleich der diskontieren Werte ordnen<br />

sich die Wiedervernässungskosten im Bereich<br />

von Vermeidungskosten z.T. bereits<br />

realisierter Emissionsm<strong>in</strong>derungsmaßnahmen<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist zu betonen, dass die Menge<br />

der e<strong>in</strong>gesparten Emissionen mit 3,7 - 5,5<br />

Mt CO 2 -eq. durch die Wiedervernässung<br />

alle<strong>in</strong> im Oberen Rh<strong>in</strong>luch über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />

von 50 Jahren, im Vergleich mit anderen<br />

Maßnahmen nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Menge<br />

darstellt. Auch könnten die Vermeidungskosten<br />

e<strong>in</strong>es anderen <strong>Moore</strong>s mit <strong>in</strong>tensiverer<br />

landwirtschaftlicher Nutzung aufgrund<br />

Abb 4: Diskontierte Vermeidungskosten für den Zeitraum 2008-2030 (dunkel), Vermeidungskosten<br />

im Jahr zwölf der Maßnahme (hell) und Vermeidungspotenzial <strong>in</strong> Mt CO2-eq.<br />

ausgewählter Klimaschutzmaßnahmen. Bei Vermeidungskosten im negativen Bereich handelt<br />

es sich um E<strong>in</strong>sparungen pro Tonne vermiedenes CO2-eq. (Eigene Darstellung nach<br />

Jochem, Jaeger et al. 2008)<br />

9 200 ha des 13.600 ha großen Gebietes s<strong>in</strong>d<br />

Siedlungsfläche.<br />

10 Dabei wird davon ausgegangen, dass der Flächennutzer<br />

zur <strong>Land</strong>wirtschaft alternative Nutzungsformen<br />

entwickelt, z.B. der Anbau moornaher<br />

Vegetation als Biomasse/Energiepflanzen<br />

oder der Anbau von Moorbeerkulturen.

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