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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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208 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />

In der Modellierung der Emissionsänderungen<br />

nach Wiedervernässung wird durch die<br />

Autoren unterstellt, dass über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />

von 50 Jahre die hohen CH 4 -Emissionen<br />

zurück gehen und sich moornahe Vegetationsgesellschaften<br />

etablieren können.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>ken somit die Treibhausgasemissionen<br />

im Vergleich zum Basel<strong>in</strong>e-<br />

Szenario. E<strong>in</strong>e mögliche Regeneration des<br />

wachsenden <strong>Moore</strong>s mit Senkenwirkung<br />

wird im betrachteten Zeitraum vernachlässigt.<br />

In Anlehnung an AUGUSTIN & CHOJNICKI<br />

2008 werden für das Wiedervernässungsszenario<br />

drei mögliche Emissionspfade (Szenario<br />

I,II und III) betrachtet (vgl. hierzu<br />

Abbildung 2).<br />

Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass<br />

selbst bei e<strong>in</strong>er ungünstigen Emissionsentwicklung-<br />

z.B. im Emissionspfad III mit CH 4<br />

-<br />

Emissionen über 20 Jahre, die Treibhausgasemissionen<br />

e<strong>in</strong>er Wiedervernässung langfristig<br />

unter denen des Basel<strong>in</strong>e-Szenarios<br />

liegen können. Die potenziellen Emissionse<strong>in</strong>sparungen<br />

über den betrachteten Zeitraum<br />

von 50 Jahren betragen <strong>in</strong> dieser<br />

konservativen Betrachtung für das Obere<br />

Rh<strong>in</strong>luch zwischen 3,7 und 5,5 Mt CO 2 -eq..<br />

3 Theoretische Grundlagen<br />

zur Vermeidungskostenberechnung<br />

Vermeidungskosten e<strong>in</strong>er Klimaschutzmaßnahme<br />

geben den monetären Betrag an,<br />

der aufgewendet werden muss um die<br />

Emission e<strong>in</strong>er Tonne CO 2 -eq. zu vermeiden.<br />

Da Maßnahmen über mehrere Jahre <strong>in</strong><br />

die Zukunft wirken, wird e<strong>in</strong>e Abdiskontierung<br />

6 zum Entscheidungszeitpunkt vorgenommen.<br />

Somit werden unterschiedliche<br />

Vermeidungsmaßnahmen vergleichbar und<br />

es können ökonomische und gesellschaftliche<br />

Prioritäten festgelegt werden.<br />

Der Barwert e<strong>in</strong>er Vermeidungsstrategie<br />

ergibt sich als kumulierte diskontierte<br />

Summe von E<strong>in</strong>- und Auszahlungen über<br />

den Planungszeitraum.<br />

Neben dem diskontierten Wert der Vermeidungskosten<br />

ist e<strong>in</strong> Vergleich von Vermeidungskosten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Jahresscheiben<br />

relevant. Hierbei werden die im betrachteten<br />

Jahr anfallenden E<strong>in</strong>- bzw. Auszahlungen<br />

<strong>in</strong>s Verhältnis zu den E<strong>in</strong>sparungen an<br />

Treibhausgasemission gestellt.<br />

Die Bestimmung von Vermeidungskosten<br />

kann aus e<strong>in</strong>er Entscheider-Perspektive oder<br />

e<strong>in</strong>er gesamtwirtschaftlichen Perspektive<br />

erfolgen. In der Entscheider-Perspektive<br />

werden alle den <strong>in</strong>vestierenden bzw. e<strong>in</strong>e<br />

Vermeidungsmaßnahme durchführenden<br />

Akteur betreffende ökonomische Wirkungen<br />

berücksichtigt. H<strong>in</strong>gegen berücksichtigt<br />

die gesamtwirtschaftliche Perspektive auch<br />

solche Wirkungen die Dritte (bzw. die<br />

gesamte Ökonomie) erfahren und <strong>in</strong>tegriert<br />

Zweitrundeneffekte 7 <strong>in</strong> die Betrachtung.<br />

E<strong>in</strong>e gesamtwirtschaftliche Perspektive wird<br />

durch die Autoren nur <strong>in</strong> so fern e<strong>in</strong>genommen,<br />

als dass potenzielle Wirtschaftsverluste<br />

durch die Wiedervernässung von landwirtschaftlich<br />

genutzter Fläche betrachtet<br />

werden.<br />

Für die vorliegenden Berechnungen wird e<strong>in</strong><br />

Planungszeitraum von 50 Jahren unterstellt.<br />

Diese Annahme resultiert aus der verzögerten<br />

ökologischen Reaktion auf die<br />

Maßnahme e<strong>in</strong>er Wiedervernässung. Der<br />

Z<strong>in</strong>ssatz für die Diskontierung wird mit 6%<br />

gewählt.<br />

Tabelle 2: Ergebnisse der Vermeidungskostenberechnung für die ökonomischen Szenarien Sz1a bis Sz3 unter<br />

Angabe der diskontieren Werte für den gesamten Betrachtungszeitraum und der für das Jahr 20<br />

nach Wiedervernässung.<br />

Szenario Sz1a Sz1b Sz1c Sz2 Sz3<br />

diskontierte Vermeidungskosten <strong>in</strong><br />

Euro/t CO 2-eq<br />

Vermeidungskosten im Jahr 20 nach<br />

Wiedervernässung<br />

Abb 3: Jahresspezifische<br />

Vermeidungskosten<br />

des ökonomischen<br />

Szenarios<br />

Sz1c unter den<br />

Wieder-vernässungs/Emissionsreduktionspfaden<br />

(WSz) I, II<br />

und III<br />

< 1 8 - 13 < 1 15 - 22 35 - 52<br />

< 1 24 - 34 6 - 8 40 - 60 95 - 135<br />

4 Daten zu Investitionen<br />

und laufenden Kosten<br />

Für die Bestimmung der Flächenkosten wird<br />

von Folgendem ausgegangen: Im Oberen<br />

Rh<strong>in</strong>luch können vier Flächentypen mit<br />

e<strong>in</strong>em Durchschnittspreis von 2.500 Euro je<br />

Hektar unterschieden werden. 79,3% der<br />

<strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> genutzten landwirtschaftlichen<br />

Flächen werden vom Nutzer zu e<strong>in</strong>em<br />

mittleren Pachtz<strong>in</strong>s von 89 Euro gepachtet<br />

(MLUV 2009). Es kann davon ausgegangen<br />

werden, dass durch die Wiedervernässung<br />

entstehende Kosten vom Besitzer der Fläche<br />

an den Pächter/<strong>Land</strong>wirt weitergegeben<br />

werden. Darum wird für die vorliegende<br />

Analyse ke<strong>in</strong>e Unterscheidung von Besitzer<br />

und Pächter bzw. Nutzer der Fläche vorgenommen.<br />

Die Höhe des Flächenpreises<br />

des Untersuchungsgebietes ergibt sich nach<br />

Grundstücksmarktübersicht 2007 und 2008<br />

und beträgt ca. 80 Mio. Euro.<br />

Für e<strong>in</strong>e Abschätzung der erbrachten Bruttowertschöpfung<br />

durch landwirtschaftliche Aktivität<br />

auf dem betrachteten Gebiet des<br />

Oberen Rh<strong>in</strong>luch wird von derzeit ca. 300<br />

Arbeitskräften ausgegangen (LVLF 2005). Die<br />

Bruttowertschöpfung je Mitarbeiter beträgt<br />

<strong>in</strong> der <strong>Land</strong>wirtschaft Deutschlands ca.<br />

40.000 Euro je Jahr (DESTATIS 2009 und<br />

eigene Berechung). Es ergeben sich demnach<br />

12 Mio. Euro je Jahr an Wirtschaftleistung.<br />

Im betrachteten Gebiet werden zur Zeit 147<br />

hydrotechnische Anlagen wie Staue und<br />

Wehre betrieben. Für die Erreichung<br />

angestrebter Zielwasserstände bei Wiedervernässung<br />

ist laut Aussage des Wasserund<br />

Bodenverbands Rh<strong>in</strong>-/Havelluch (WBV)<br />

e<strong>in</strong> Betrieb von dann etwa 270 Anlagen<br />

notwendig. E<strong>in</strong>e Sanierung der zum Teil vernachlässigten<br />

Anlagen und e<strong>in</strong>e Anpassung<br />

an veränderte Zielwasserstände wird mit Investitionen<br />

i.H.v. ca. 500.000 Euro veranschlagt.<br />

Es wird unterstellt, dass bei e<strong>in</strong>em<br />

Re<strong>in</strong>vestitionszyklus von 25 Jahren e<strong>in</strong>e Ersatz<strong>in</strong>vestition<br />

im selben Umfang im Jahr<br />

2035 zu erfolgen hat. 8<br />

Im Rahmen der Vertragsbewirtschaftung<br />

kostet die Bewirtschaftung der zur Zeit<br />

durch den WBV betriebenen 147 hydrotechnischen<br />

Anlagen jährlich 400 Euro je<br />

Bauwerk (Glase 2009 mdl.).<br />

Die Kosten der Wasserregulierung je hydrotechnische<br />

Anlage bei erreichten Zielwasserständen<br />

nach Wiedervernässung reduziert<br />

sich laut WBV auf dann 300 Euro pro Bauwerk.<br />

Somit erhöhen sich die zu tätigenden<br />

Ausgaben für die Betreibung der dann ca.<br />

270 Anlagen um ca. 22.000 Euro je Jahr.<br />

6 Unter Abdiskontierung versteht man e<strong>in</strong>e Abz<strong>in</strong>sung<br />

von monetären Werten der Zukunft auf<br />

den Gegenwartszeitpunkt.<br />

7 Zweitrundeneffekte s<strong>in</strong>d solche Effekte, die<br />

durch Rückkopplungen im ökonomischen System<br />

erfolgen.<br />

8 In dieser Betrachtung wird vernachlässigt, dass<br />

die Sanierung hydrotechnischer Anlagen Schrittweise<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es mehrer Jahre umfassenden<br />

Zeitraums mit Erhöhung der Zielwasserstände<br />

bzw. der Ausweitung wiedervernässter Gebiete<br />

zu erfolgen hat.

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