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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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202 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010; 202-205<br />

WIR KÖNNEN NUR SCHÜTZEN, WAS WIR KENNEN. DIE MOORE WERDEN IMMER WIEDER ALS GRÖßTER SPEICHER FÜR<br />

KOHLENSTOFF JE FLÄCHENEINHEIT GENANNT. GENAUE INFORMATIONEN, DIE ZU EINEM DIFFERENZIERTEN HANDELN<br />

(SCHUTZ UND NUTZUNG) NOTWENDIG SIND, FEHLEN ABER BISHER. DIE ENTWICKLUNG EINER BEWERTUNGSMETHODE<br />

AUF DER BASIS IN NORDOSTDEUTSCHLAND VORHANDENER MOORBODENDATEN MACHT EINE ERSTE ABSCHÄTZUNG<br />

DER ENORMEN KOHLENSTOFFSPEICHERLEISTUNG DER MOORE BRANDENBURGS MÖGLICH.<br />

JUTTA ZEITZ, MICHAEL ZAUFT & NIKO ROßKOPF<br />

Die Bedeutung <strong>Brandenburg</strong>er <strong>Moore</strong> für die Kohlenstoffspeicherung<br />

Schlagwörter:<br />

Kohlenstoffspeicherung, Methodenentwicklung, Moorbodendaten<br />

Zusammenfassung<br />

Moor(böden)e s<strong>in</strong>d unter allen Böden die bedeutsamsten<br />

Kohlenstoffspeicher. Nationale<br />

und <strong>in</strong>ternationale Umweltgesetze fordern,<br />

dass <strong>Land</strong>nutzungen als auch Maßnahmen<br />

zum Schutz und Renaturierung von Moorböden<br />

nicht zur Verr<strong>in</strong>gerung des Gehaltes<br />

an Kohlenstoff (C) führen dürfen. Um Auswirkungen<br />

von Veränderungen der Moornutzungen<br />

auf den C-Haushalt bewerten zu<br />

können, fehlen sowohl ausreichende Daten<br />

als auch Bewertungsmethoden. Auf der<br />

Basis von umfangreichen Altdaten aus den<br />

moorreichen Bundesländern Mecklenburg-<br />

Vorpommern und <strong>Brandenburg</strong> wurde für<br />

die wesentlichen hydrologisch-genetischen<br />

Moor-typen e<strong>in</strong>e Methode entwickelt, auf<br />

deren Basis erstmals die Kohlenstoffspeicherung<br />

abgeschätzt werden kann. Unter<br />

Annahme e<strong>in</strong>er Moorfläche für das Bundesland<br />

<strong>Brandenburg</strong> von 211.000 ha wird auf<br />

diesem Berechnungsansatz e<strong>in</strong>e C-Speicherung<br />

von ca. 188 Millionen Tonnen organischem<br />

Kohlenstoff ermittelt.<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

<strong>Moore</strong> enthalten weltweit ca. 550 Gt<br />

Kohlenstoff (JOOSTEN & COUWENBERG 2008)<br />

und weisen im Vergleich zu M<strong>in</strong>eralböden<br />

die Besonderheit der C-Speicherung im Unterboden<br />

und tieferen Untergrund auf.<br />

Diese enorme Speicherleistung wird von<br />

e<strong>in</strong>er vergleichsweise kle<strong>in</strong>en Fläche erbracht:<br />

<strong>Moore</strong> nehmen nur ca. 3% der<br />

<strong>Land</strong>oberfläche der Erde e<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> genaueres Wissen über Kohlenstoff <strong>in</strong><br />

Moorböden ist von Bedeutung für das<br />

Management der land- und forstwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen, von Moorschutzmaßnahmen<br />

und für Moorrenaturierungen.<br />

Diese Aktivitäten s<strong>in</strong>d so durchzuführen,<br />

dass der standorttypische Gehalt an organischer<br />

Substanz und somit der Gehalt an<br />

Kohlenstoff nicht verr<strong>in</strong>gert bzw. wieder<br />

hergestellt wird (z.B. durch Torfakkumulation).<br />

Verluste <strong>in</strong> gasförmiger oder flüssiger<br />

Form <strong>in</strong> angrenzende Ökosysteme oder<br />

<strong>Land</strong>schaftskompartimente s<strong>in</strong>d entsprechend<br />

der deutschen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Gesetze zu vermeiden. Mit der Unterzeichnung<br />

des Kyoto- Protokolls verpflichteten<br />

sich die Mitgliedsstaaten, den Ausstoß von<br />

klimarelevanten Spurengasen zu verm<strong>in</strong>-<br />

dern. Es besteht aber auch die Möglichkeit,<br />

dass Festlegungen von Kohlenstoff u.a. <strong>in</strong><br />

Form von organischem Bodenkohlenstoff<br />

auf Reduktionsverpflichtungen angerechnet<br />

werden können. In der jährlichen Berichtserstattung<br />

der Treibhausgas<strong>in</strong>ventare s<strong>in</strong>d<br />

die zu berücksichtigenden Quellen und<br />

Senken der Böden, ober- und unterirdische<br />

Biomasse sowie tote organische Substanz<br />

(Streu, Totholz) bisher noch nicht berücksichtigt.<br />

GENSIOR & HEINEMEYER (2005)<br />

schätzen e<strong>in</strong>, dass mittels C-Sequestrierung<br />

die deutschen Klimaschutzverpflichtungen<br />

ab 2013 mit erfüllt werden können und benennen<br />

als größtes Potenzial diesbezüglich<br />

die <strong>Moore</strong>. Für diese im Kyoto-Protokoll als<br />

„full carbon account<strong>in</strong>g” bezeichnete Aktivität<br />

müsste die Datengrundlage der<br />

vorhandenen C-Flüsse, C-Pools und C- Reservoirs<br />

erweitert werden, da diese deutschland-<br />

und europaweit unzureichend s<strong>in</strong>d<br />

(GRAßL et al. 2003; BYRNE et al. 2004).<br />

Dies trifft <strong>in</strong> besonderem Maße auf die<br />

Moorstandorte zu, die e<strong>in</strong>e differenzierte<br />

Betrachtung erfordern. Der generelle Mangel<br />

an Daten bezieht sich sowohl auf aktuelle<br />

Flächenangaben als auch auf die<br />

C-Speichermengen je Fläche <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

der <strong>in</strong>haltlichen Ausstattung der<br />

<strong>Moore</strong>. Bisher völlig unberücksichtigt bei<br />

Abschätzungen zur C-Speicherung der<br />

<strong>Moore</strong> wurde der naturräumliche Zusammenhang,<br />

dass <strong>in</strong> Abhängigkeit von der<br />

Lage <strong>in</strong> der <strong>Land</strong>schaft und den verschiedenen<br />

Möglichkeiten der Wasserzuführung<br />

sehr verschiedene hydrologisch-genetische<br />

Moortypen (nachfolgend als HGMT bezeichnet)<br />

entstehen (JOOSTEN & SUCCOW 2001),<br />

die sich <strong>in</strong> ihren C-Speichermengen um den<br />

Faktor 10 unterscheiden können (ZEITZ et al.<br />

2008).<br />

Daher war es das Ziel der Forschungsarbeiten,<br />

e<strong>in</strong>e Methode zur Berechnung/Abschätzung<br />

von Kohlenstoff auf Basis<br />

vorhandener Profil- und Bodendaten (sogenannter<br />

Altdaten) für die häufigsten<br />

HGMT zu entwickeln, die jeweils typischen<br />

C-Speicherungsmengen zu berechnen und<br />

e<strong>in</strong>e erste Abschätzung für das <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

vorzunehmen.<br />

2 Material und Entwicklung<br />

der Methode<br />

Die entwickelte Methode basiert auf nachfolgenden<br />

Festlegungen und Hypothesen:<br />

Nach deutscher Klassifikation s<strong>in</strong>d Moorböden<br />

organische Böden mit e<strong>in</strong>er Mächtigkeit<br />

von mehr als 3 dm Torf. Das Substrat Torf<br />

be<strong>in</strong>haltet mehr als 30% organische Bodensubstanz<br />

(OBS), wobei e<strong>in</strong>e Berechnung auf<br />

Abb 1: Typisches Bodenprofil e<strong>in</strong>es entwässerten vermulmten Versumpfungsmoores, Profilaufnahme<br />

durch A. Bauriegel<br />

Foto: J. Zeitz

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