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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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200 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />

tula pendula, P<strong>in</strong>us sylvestris und Alnus<br />

glut<strong>in</strong>osa als E<strong>in</strong>zelgehölze oder <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Gehölzgruppen Fuß gefasst. Angesichts der<br />

E<strong>in</strong>zigartigkeit der Schw<strong>in</strong>g- und Schwammmoorflächen<br />

wird empfohlen, die Gehölze<br />

behutsam zu entfernen. Bei stark wachsenden<br />

Tormoosdecken auf Hochmooren<br />

werden nach WAGNER (2006) Birken zurückgedrängt.<br />

Kiefern brechen auf weichen<br />

Moorflächen nach Erreichen e<strong>in</strong>er Höhe von<br />

mehr als 2 m um oder entwickeln sich zu<br />

niedrigwüchsigen, kurznadligen Moorkiefern<br />

der turfosa- und <strong>in</strong>termedia-Form. Moorflächen<br />

mit Wasserständen von weniger als<br />

6 cm unter Flur s<strong>in</strong>d frei von Kiefernbewuchs<br />

(LANDGRAF 2006b). Im Gelbtorfmoos-Seggen-Ried<br />

s<strong>in</strong>d die Wasserstände<br />

teilweise bereits tiefer. Auf der Schw<strong>in</strong>gdecke<br />

f<strong>in</strong>det man gegenwärtig junge abgestorbene<br />

Kiefern und Birken. An anderer<br />

Stelle entwickeln sich vitale Jungbäume<br />

beider Arten. E<strong>in</strong>e besondere Rolle bei der<br />

Bewaldung spielt die Erle mit ihrer hohen<br />

Überflutungstoleranz. E<strong>in</strong>ige Jungerlen auf<br />

Schwammmoor im Alter von 10 bis 15 Jahren<br />

s<strong>in</strong>d nach dem Wasserspiegelanstieg am<br />

Absterben. Hier wurzeln die Bäume auf e<strong>in</strong>er<br />

nicht zum Aufschwimmen fähigen<br />

Mooroberfläche. Ältere Erlen am Rand der<br />

Insel oder am Nordrand des Möllnsees zeigen<br />

kaum Vitalitätsverluste. Die Erle verfolgt<br />

<strong>in</strong> Feuchtgebieten zwei Überlebensstrategien<br />

(KÄTZEL 2003): Zum e<strong>in</strong>en hat sie<br />

e<strong>in</strong>en sehr ger<strong>in</strong>gen Sauerstoffverbrauch <strong>in</strong><br />

der tiefen Rhizosphäre, zum anderen betreibt<br />

sie e<strong>in</strong>en Gastransport <strong>in</strong> tiefe Wurzelbereiche.<br />

E<strong>in</strong>trittstellen des Sauerstoffs s<strong>in</strong>d<br />

hauptsächlich Lentizellen an der unteren<br />

Stammbasis oder oberflächennahe Grobwurzeln.<br />

Erlen reichern also <strong>in</strong> der Rhizosphäre<br />

Sauerstoff und durch <strong>in</strong> Wurzelknöllchen<br />

lebende Stickstoffbakterien zusätzlich<br />

Stickstoff an. Während die Horizontalwurzeln<br />

die Hauptorte der M<strong>in</strong>eralstoffaufnahme<br />

s<strong>in</strong>d, sorgen die Tiefwurzeln für den<br />

Halt. Die Hauptphase des Wurzelwachstums<br />

s<strong>in</strong>d die ersten 10 Jahre (KÄTZEL 2003).<br />

Daher ist auch die Anpassungsfähigkeit<br />

älterer Erlen an deutlich gestiegene Wasserstände<br />

ger<strong>in</strong>ger (LANDGRAF 1998).<br />

Ist die mittelfristige Offenhaltung des <strong>Moore</strong>s<br />

das Ziel, dann sollte Erlenaufwuchs nur<br />

im Bereich der Quellmoore zugelassen werden.<br />

Die Sukzession der Schw<strong>in</strong>g- und<br />

Schwammmoorflächen mit Gehölzen lässt<br />

sich nur durch frühzeitiges Entfernen der<br />

noch e<strong>in</strong>zelnen Erlen, Birken und Kiefern<br />

verh<strong>in</strong>dern.<br />

Die Randflächen im Ostbecken werden aktuell<br />

im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde<br />

jährlich gemäht, wodurch Erlenaufwuchs<br />

unterbunden wird. Es wird empfohlen,<br />

diese Pflege auf die ehemaligen<br />

Wiesenflächen südlich der Insel auszudehnen,<br />

um den dort zu erwartenden Gehölzaufwuchs<br />

zu vermeiden.<br />

Im Rahmen der historischen Wiesenbewirtschaftung<br />

wurden am Moorrand und auf<br />

der Insel Sandstiche angelegt, um den<br />

Moorboden aufzuhöhen. Die Übersandung<br />

war auf der Ostseite der Insel besonders<br />

stark und hatte zur Herausbildung e<strong>in</strong>er eutrophen<br />

Feuchthochstaudenflur geführt. Im<br />

Dezember 2009 und April 2010 wurde im<br />

Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde<br />

auf 0,2 ha östlich der Insel die maximal 30<br />

cm starke Sandschicht bis 20 cm unter<br />

Moorwasserspiegel abgetragen (Abb. 22)<br />

und an der Ursprungsstelle auf der Insel abgelagert<br />

(Abb. 19, 22). Weiterh<strong>in</strong> wurde die<br />

Jungerlengruppe am Südrand der Insel samt<br />

Wurzeln und die oberste Torfschicht entfernt<br />

(HIEKEL 2009). Ziel des Vorhabens ist<br />

die Wiederherstellung naturnaher Standortverhältnisse<br />

für die Ausbreitung des benachbarten<br />

wertvollen Rohrkolben-Schnabelseggen-Riedes<br />

und die Verh<strong>in</strong>derung von<br />

Gehölzaufwuchs. Es wird <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> zu<br />

Abb. 22: Die behutsame Entfernung der Übersandung und des Erlenaufwuchses südlich und<br />

östlich der Insel schafft die Vorraussetzungen für e<strong>in</strong>e weitere <strong>Moore</strong>ntwicklung (April 2010)<br />

Foto: T. Röver<br />

beobachten, ob sich <strong>in</strong> den Flachwasserbereichen<br />

zunächst eutrophe Röhricht- und<br />

Großseggenarten ansiedeln oder sich das<br />

benachbarte mesotrophe Rohrkolben-Schnabelseggen-Ried<br />

direkt <strong>in</strong> die Flachwasserbereiche<br />

ausdehnt.<br />

Die Anhebung des Seespiegels auf das<br />

Endstauziel von 45 cm am Pegel ist erst <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Jahren geplant. Falls es mittelfristig<br />

aus Naturschutzgründen erforderlich ist,<br />

können am Hauptstau darüber h<strong>in</strong>aus noch<br />

weitere Seespiegelanhebungen von etwa 20<br />

bis 30 cm realisiert werden.<br />

12 Resümee und<br />

Zukunftsaussichten<br />

Braunmoosmoore s<strong>in</strong>d offensichtlich auf Verlandungsmooren<br />

mit e<strong>in</strong>er Überdauerungszeit<br />

von wenigen Jahrzehnten bis e<strong>in</strong>igen<br />

Jahrhunderten im Gegensatz zu Durchströmungsmooren<br />

nur relativ kurzlebige Übergangsstadien<br />

(THORMANN & LANDGRAF 2007).<br />

Ursprünglich war <strong>in</strong> kalk- und basenreichen<br />

Seen die Verlandung mit flutenden Braunmoosmatten<br />

der vorherrschende Prozess<br />

zu Beg<strong>in</strong>n der Verlandung. Dabei füllten<br />

Braunmoose den Wasserkörper aus, was an<br />

fast unzersetzten re<strong>in</strong>en Braunmoostorfen<br />

erkennbar ist (ROWINSKY 1995, ROWINSKY<br />

2001, BRANDE et al. 2001, WOLTERS 2002).<br />

Diese Stadien können je nach Seetiefe<br />

unterschiedlich lang andauern. Die anschließende<br />

Schw<strong>in</strong>gdecken- und Schwammmoorbildung<br />

mit dem Herauswachsen der Torfe<br />

über die Wasserfläche und zunehmendem<br />

Niederschlagse<strong>in</strong>fluss an der Speisung der<br />

Moorvegetation ist vermutlich oft nur e<strong>in</strong>e<br />

kurze Übergangsphase h<strong>in</strong> zu eutrophen<br />

oder sauren Vegetationsformen.<br />

An den Töpch<strong>in</strong>er Seen existieren noch heute<br />

Teilflächen mit Basen-Zwischenmoorvegetation<br />

<strong>in</strong> ähnlich gutem Erhaltungszustand<br />

wie am Möllnsee (ROWINSKY 2008).<br />

Auch hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong> stärker<br />

durchströmtes Verlandungsmoor. Es ist anzunehmen,<br />

dass dieses Durchströmungsverhältnis<br />

mit permanenter Basennachlieferung<br />

aus dem Grundwasser der Grund für die<br />

längere Existenz beider Basen-Zwischenmoore<br />

ist.<br />

Basen-Zwischenmoore entstanden <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

außer <strong>in</strong> Durchströmungs- und<br />

Quellmooren an basenreichen Seen und auf<br />

Kalkmudde sedimentierenden Seen aus Kalk-<br />

Zwischenmooren. Nach künstlicher Wasserspiegelabsenkung<br />

sowie <strong>in</strong> abflusslosen<br />

Senken wandeln sie sich rasch <strong>in</strong> Erlenbruchwälder<br />

um, wie z.B. am Mittelsee bei<br />

Lehn<strong>in</strong> (KRAUSCH 1992), Lubowsee bei Oranienburg<br />

(FISCHER et al. 1982) oder an vielen<br />

uckermärkischen Seen (FRIEDRICH 2002,<br />

FRIEDRICH & LUTHARDT 2003) zu beobachten<br />

ist. Hauptgefährdungsursache ist die Eutrophierung.<br />

Der E<strong>in</strong>trag von Stickstoff kann<br />

auch über die Luft oder das Grundwasser<br />

erfolgen und zur Förderung eutraphenter<br />

Vegetation wie Carex acutiformis, Phragmites<br />

australis, Cirsium oleraceum, Filipendula<br />

ulmaria oder Typha latifolia führen (DIER-

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