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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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196 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />

Abb. 14: Verlandungspionier ist neben Typha<br />

latifolia vor allem Menyanthes trifoliata<br />

Foto: L. <strong>Land</strong>graf<br />

Die naturnahen Vegetationsformen des Basen-Zwischenmoores<br />

haben folgende Flächenanteile:<br />

• Spitzmoos-Großseggen-Ried: 2,3 ha<br />

• Rohrkolben-Schnabelseggen-Ried: 0,3 ha<br />

• Gelbtorfmoos-Seggen-Ried: 1,9 ha<br />

6 Natürliche<br />

Verlandungsprozesse<br />

Mit Ausnahme der Quellmoore beg<strong>in</strong>nt die<br />

Torfbildung stets mit Verlandungstorfen.<br />

Das ist auch heute noch der bestimmende<br />

Torfbildungsprozess am Möllnsee. Im gesamten<br />

Ostbecken und am Westufer des<br />

Möllnsees erfolgt die Verlandung durch<br />

Schw<strong>in</strong>gdecken. Am Nord- und Südufer<br />

entstehen Standmoore aus Bruchwaldtorfen.<br />

Am Ost- und Nordufer tritt weiterh<strong>in</strong><br />

Unterwassertorfbildung durch Schilf- und<br />

Flussschachtelhalm-Röhrichte auf.<br />

Es fällt auf, dass <strong>in</strong> der Hauptfließl<strong>in</strong>ie zwischen<br />

Moor E (Abb. 18) und der Nordbucht<br />

des Möllnsees eutrophe Röhrichte und<br />

Bruchwälder dom<strong>in</strong>ieren. Schw<strong>in</strong>gdecken<br />

und mesotrophe Vegetation bef<strong>in</strong>det sich<br />

dagegen außerhalb dieser L<strong>in</strong>ie. Aufgrund<br />

des Vorherrschens von Braunmoos-Seggen-<br />

Torfen im untersuchten Profil lässt sich<br />

schließen, dass im Verlandungsgeschehen<br />

mesotroph-basenreiche Schw<strong>in</strong>gdecken mit<br />

braunmoosreichen Seggen-Rieden vorherrschend<br />

waren. Im Ostbecken kann man die<br />

Entwicklungsreihe während der Verlandung<br />

gut verfolgen (Abb. 15). Dabei wird angenommen,<br />

dass die dünnen Schw<strong>in</strong>gdecken<br />

die jüngsten Stadien darstellen.<br />

Zunächst entstehen kle<strong>in</strong>ere Torf<strong>in</strong>seln, deren<br />

Ausgangspunkt vermutlich die schwimmenden<br />

Rhizome von Fieberklee oder Rohrkolben<br />

s<strong>in</strong>d (Abb. 14, 15). Die Zwischenräume<br />

dieser netzartigen Strukturen werden von<br />

Wasserschlaucharten oder flutenden Braunmoosen<br />

wie Drepanocladus cossonii besiedelt.<br />

Dieser Prozess ist aktuell noch am<br />

Westufer des Sees zu beobachten. Dadurch<br />

verdichtet sich die Netzstruktur der Inseln.<br />

Die Inseln werden nun von eutraphenten<br />

Großseggen wie Carex pseudocyperus oder<br />

Carex paniculata sowie Typha latifolia,<br />

Lythrum salicaria, Potentilla palustris und<br />

Ranunculus l<strong>in</strong>gua besiedelt. E<strong>in</strong> Zungenhahnenfuß-Großseggen-Ried<br />

(Abb. 15) ist<br />

entstanden. Allmählich schließen sich die<br />

Lücken zwischen den Torf<strong>in</strong>seln mit flutenden<br />

Braunmoosen, neben Carex approp<strong>in</strong>quata<br />

wandern weitere mesophile Arten wie<br />

Carex rostrata, Eriophorum angustifolium<br />

und Helodium blandowii e<strong>in</strong>. Die ursprünglich<br />

üppige Kraut- und Seggenvegetation<br />

wird lückiger und entwickelt sich bei gleichzeitiger<br />

Ausbreitung e<strong>in</strong>es Braunmoosteppichs<br />

zum Spitzmoos-Großseggen-Ried<br />

(Abb. 15). Diese Prozesse zunehmender<br />

Bultigkeit, der Verfestigung der Torfdecke<br />

und der Abnahme oberirdischer Biomasse<br />

setzen sich mit der Ausbreitung von Carex<br />

rostrata und dem Verschw<strong>in</strong>den der Großseggen<br />

fort. Teilweise s<strong>in</strong>d schon Kle<strong>in</strong>seggenarten<br />

wie Carex fusca oder C. diandra<br />

präsent. E<strong>in</strong> Rohrkolben-Schnabelseggen-<br />

Ried (Abb. 15) ist entstanden. Die Nährstoffverarmung<br />

setzt sich weiter fort.<br />

Braunmoose und Kle<strong>in</strong>seggen dom<strong>in</strong>ieren<br />

den Bestand. Lichtliebende Orchideen, die<br />

sporadisch bereits im Spitzmoos-Großseggen-Ried<br />

vertreten waren, f<strong>in</strong>den im Gelbtorfmoos-Seggen-Ried<br />

(Abb. 15) ihr ökologisches<br />

Optimum. Die Schw<strong>in</strong>gdecke wird<br />

nun fester und tragfähiger. Schlenken s<strong>in</strong>d<br />

seltener. Im Sommer trocknen die Braunmoose<br />

auf den höchsten Bulten bereits aus,<br />

weil der kapillare Aufstrom <strong>in</strong> den groben<br />

Poren des oberen Akrotelm abreißt (JOOSTEN<br />

1993). Vere<strong>in</strong>zelt breiten sich Birken, Kiefern<br />

und auch Erlen auf der Moorfläche aus.<br />

Die langjährigen Beobachtungen von Doris<br />

Beutler (mdl.) an e<strong>in</strong>er zentralen Verlandungsfläche<br />

im Ostbecken seit Anfang der<br />

1990er Jahre bestätigen die beschriebene<br />

Verlandungsfolge. An e<strong>in</strong>igen Stellen wachsen<br />

bereits stattliche Grauweiden-Gebüsche.<br />

Mit zunehmender Dicke der Schw<strong>in</strong>gdecke<br />

nimmt der E<strong>in</strong>fluss des Grundwassers auf<br />

die Vegetation ab und der des Niederschlages<br />

zu. Die Versauerung der Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

auf e<strong>in</strong>er wachsenden Schw<strong>in</strong>gdecke ist<br />

e<strong>in</strong> natürlicher, an vielen Braunmoosmooren<br />

zu beobachtender Vorgang (SUCCOW 1990,<br />

MICHAELIS & SKRIEWE 2004). Die weitere Entwicklung<br />

wird vermutlich zu e<strong>in</strong>em Seggen-<br />

Lorbeerweiden-Gebüsch führen (SUCCOW &<br />

JOOSTEN 2001). Für e<strong>in</strong>en größeren Baumbestand<br />

reicht die Tragfähigkeit der obersten<br />

Torfschicht noch nicht aus.<br />

Weiterh<strong>in</strong> ist anzunehmen, dass ähnliche<br />

Entwicklungsreihen auch mit Röhrichten beg<strong>in</strong>nen.<br />

Das ist am Möllnsee jedoch weniger<br />

e<strong>in</strong>deutig feststellbar.<br />

7 Nutzung und Gefährdung<br />

des <strong>Moore</strong>s vor dem Jahr<br />

2006<br />

Bereits ULBRICH (1918) berichtet von Wiesennutzung<br />

am Rand des Möllnsees, allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur im Westbecken. Man kann davon ausgehen,<br />

dass es e<strong>in</strong>e Wiesennutzung durch E<strong>in</strong>wohner<br />

der Ortschaft Mochow schon seit<br />

m<strong>in</strong>destens Anfang des 20. Jahrhunderts im<br />

Westbecken und vermutlich etwas später beg<strong>in</strong>nend<br />

auch am Rand des Ostbeckens gab.<br />

Dies war auch der Hauptgrund für den Ausbau<br />

des bereits natürlich bestehenden Seeabflusses<br />

und des Anschlusses weiterer <strong>Moore</strong><br />

an das Grabensystem.<br />

Durch die Nutzung entstanden auf den<br />

Quellmoorstandorten artenreiche Feuchtwiesen.<br />

Die vom Rand e<strong>in</strong>setzende Bewaldungstendenz<br />

mit Erlen und Birken wurde<br />

zurückgedrängt. In Abb. 7 s<strong>in</strong>d die vermutlich<br />

genutzten Moorflächen dargestellt. Die<br />

zentralen Flächen mit weichem Schwammmoor<br />

sowie alle Schw<strong>in</strong>gmoorbereiche konnten<br />

nicht genutzt werden (ULBRICH 1918).<br />

Teile der Quellmoore im E<strong>in</strong>zugsgebiet des<br />

Möllnsees wurden historisch als Teiche bewirtschaftet<br />

und davor teilweise abgetorft.<br />

Der Möllnsee wird noch heute fischereilich<br />

genutzt.<br />

Abb. 15: Aus dem aktuellen Moorzustand abgeleitete mesotroph-basenreiche Verlandungsserie<br />

im Ostbecken<br />

7.1 Austrocknung<br />

Durch den Grabenausbau wurde der Wasserspiegel<br />

um über 50 cm auf 45,38 ü NN<br />

abgesenkt. Als natürliche Seespiegelhöhe<br />

wird der Fuß der Quellmoore angesehen,<br />

der im Westbecken etwa bei 45,95 ü NN<br />

liegt. Die Absenkung im Ostbecken lag nur<br />

bei etwa 30 bis 40 cm. Hauptfolgen der<br />

Entwässerung waren die fast vollständige<br />

Austrocknung der Quellmoore, die Kompri-

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