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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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LUKAS LANDGRAF: DER MÖLLNSEE BEI LIEBEROSE 193<br />

Abb. 10: Großflächig mesotrophe Seggen-Riede – wie hier das Spitzmoos-Großseggen-Ried<br />

<strong>in</strong> der Fazies von Carex rostrata (3a) – kennzeichnen<br />

Verlandungsstadien am Ufer des Möllnsees Foto: L. <strong>Land</strong>graf<br />

war am Untertorf durch Wurzeln und<br />

Rhizome fixiert<br />

- der Auftrieb des Schwammmoortorfes ist<br />

niedriger als der des Schw<strong>in</strong>gmoortorfes<br />

- lebende Wurzeln und Rhizome <strong>in</strong>sbesondere<br />

von Seggen und Fieberklee erhöhen<br />

den Auftrieb des Torfes erheblich, wodurch<br />

beim Schwammmoorwürfel der<br />

Auftrieb erzeugt wurde<br />

- je lockerer und ger<strong>in</strong>ger zersetzt der<br />

Torf ist umso höher ist der Auftrieb<br />

Die Verteilung der hydrostatischen Moortypen<br />

am Möllnsee ist wie folgt (Abb. 7):<br />

g Standmoor:<br />

7,3 ha<br />

g Schwammmoor:<br />

4,1 ha<br />

g Schw<strong>in</strong>gmoor:<br />

3,7 ha<br />

4 Flora<br />

Aus floristischen Bereisungen der Gegend<br />

um Jamlitz durch ULBRICH (1918) <strong>in</strong> den Jahren<br />

1908 - 1910 stammt e<strong>in</strong>e kurze Beschreibung<br />

des Gebietes. Auffällige Arten waren<br />

damals u.a. Juncus squarrosus, J. alp<strong>in</strong>us,<br />

Eriophorum angustifolium, Briza media,<br />

Menyanthes trifoliata, Parnassia palustris,<br />

Caltha palustris und Crepis paludosa. An<br />

sehr nassen Stellen fand Ulbrich viele Moose<br />

wie z. B. Paludella squarrosa. An Gefäßpflanzen<br />

sah er auf diesen Standorten u. a.<br />

Eleocharis uniglumis und Epipactis palustris.<br />

In Röhrichten fielen Typha angustifolia und<br />

Scirpus lacustris auf. Weiterh<strong>in</strong> beschreibt<br />

Ulbrich, dass die Nordufer des Sees außerhalb<br />

der als Wiesen genutzten Flächen weniger<br />

artenreich seien. Sphagnum-Arten,<br />

Paludella squarrosa, Lycopodium clavatum,<br />

viele Juncus-Arten (<strong>in</strong>sbesondere J. squarrosus),<br />

Drosera rotundifolia und Potentilla<br />

erecta waren hier vorherrschend. Auf den<br />

Schw<strong>in</strong>gdecken fand Ulbrich u.a. C<strong>in</strong>clidium<br />

stygium, Paludella squarrosa, Marchantia<br />

polymorpha, Sag<strong>in</strong>a nodosa, Cardam<strong>in</strong>e<br />

palustris und Lotus ulig<strong>in</strong>osus.<br />

In der aktuellen Flora der Gefäß- und<br />

Moospflanzen (2009) dom<strong>in</strong>ieren Arten<br />

eutropher und mesotroph-basenreicher<br />

Moorstandorte. Zu den Vertretern nährstoffreicher<br />

<strong>Moore</strong> gehören im Verlandungsbereich<br />

z. B. Typha latifolia, Sparganium<br />

erectum, Lythrum salicaria, Rumex<br />

hydrolapathum, Caltha palustris, Crepis paludosa<br />

und Carex paniculata. An Moosen<br />

treten hier vor allem Calliergonella cuspidata,<br />

Plagiomnium ellipticum und Marchantia<br />

polymorpha <strong>in</strong> größeren Beständen auf. Im<br />

Westbecken ist Drepanocladus cossonii<br />

häufig <strong>in</strong> eu- und mesotrophen Schlenkenregimen<br />

zu f<strong>in</strong>den. Im Quellmoorbereich<br />

treten Berula erecta und Cardam<strong>in</strong>e amara<br />

h<strong>in</strong>zu. Bestände von Ranunculus l<strong>in</strong>gua und<br />

vere<strong>in</strong>zelt auch Calla palustris zeigen schon<br />

Übergänge zum Zwischenmoor.<br />

Bemerkenswert ist die Flora der basenreichen<br />

Zwischenmoorstandorte. Hier f<strong>in</strong>den sich<br />

Massenbestände an Menyanthes trifoliata,<br />

Eriophorum angustifolium und Utricularia<br />

vulgaris. An Besonderheiten s<strong>in</strong>d Gesamtbestände<br />

der FFH-Art Liparis loeselii mit über<br />

200 Exemplaren und von Epipactis palustris<br />

mit etwa 100 Exemplaren zu nennen. Diese<br />

Orchideen treten <strong>in</strong> beiden Becken auf und<br />

haben ihren Schwerpunkt auf Schw<strong>in</strong>g- und<br />

Schwammmoorflächen im Westbecken. Weiterh<strong>in</strong><br />

f<strong>in</strong>det sich Dactylorhiza <strong>in</strong>carnata<br />

(> 300 Exemplare) überwiegend auf den mesotrophen<br />

Schw<strong>in</strong>gdecken und Listera ovata<br />

vere<strong>in</strong>zelt auf ehemals als Wiesen genutzten<br />

Flächen im Ostbecken. An Seggen dom<strong>in</strong>ieren<br />

auf dem Zwischenmoor Carex diandra<br />

und C. rostrata, ferner C. approp<strong>in</strong>quata, auf<br />

ehemaligen Wiesenflächen auch C. panicea.<br />

Bemerkenswert ist der Fund von Eriophorum<br />

gracile am Westufer der Seefläche (KASPERZ<br />

mdl.). Erstaunlicherweise fehlt heute die von<br />

ULBRICH (1918) gefundene Art Parnassia palustris<br />

als typischer Vertreter der Basen-Zwischenmoore.<br />

Vielfältig ist auch die Moosflora der Zwischenmoorflächen<br />

am Möllnsee. Neben den<br />

bereits genannten Arten mit breiter Standortamplitude<br />

treten hier bestandsbildend<br />

stenöke Arten wie Sphagnum teres und Helodium<br />

blandowii auf. Besonders hervorzuheben<br />

s<strong>in</strong>d im Westbecken zwei Flächen mit<br />

Paludella squarrosa, wovon nach Stefan<br />

Rätzel (schrftl.) e<strong>in</strong> 100 m² großer Bestand<br />

Abb. 11: Übergang vom Schaumkraut-Erlen-Wald (Bildvordergrund)<br />

zum Walzenseggen-Erlen-Wald (Bildmitte und –h<strong>in</strong>tergrund) am<br />

Nordufer des Möllnsees<br />

Foto: L. <strong>Land</strong>graf<br />

e<strong>in</strong>er der größten <strong>in</strong> Deutschland ist. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d die Bestände heute im Vergleich<br />

zu den Verhältnissen <strong>in</strong> den Jahren 1908<br />

bis 1910 (ULBRICH 1918) deutlich kle<strong>in</strong>er geworden.<br />

Für Helodium blandowii (KLAWITTER<br />

et al. 2002) aber auch Paludella squarrosa,<br />

Hamatocaulis vernicosus und Hypnum pratense<br />

hat <strong>Brandenburg</strong> <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e<br />

besondere Schutzverantwortung (MEINUN-<br />

GER & SCHRÖDER 2007). C<strong>in</strong>clidium stygium<br />

konnte nicht wiedergefunden werden. Die<br />

1918 beobachteten Massenbestände von<br />

Marchantia polymorpha waren dagegen<br />

auch <strong>in</strong> den Jahren 2008/09 noch anzutreffen.<br />

Schließlich soll noch das Vorkommen<br />

der FFH-Art Hamatocaulis vernicosus <strong>in</strong><br />

beiden Becken erwähnt werden.<br />

E<strong>in</strong>en schmalen mesotroph-sauren Randstreifen<br />

im Süden des Westbeckens kennzeichnen<br />

Bestände mit Sphagnum fallax.<br />

Die vollständige Übersicht der am Möllnsee<br />

gefundenen Moosarten enthält Tab. 2.<br />

Auffallend ist das mit Ausnahme von Hamatocaulis<br />

vernicosus fast vollständige Fehlen<br />

kalkliebender Arten wie Eriophorum latifolium,<br />

Carex lepidocarpa, P<strong>in</strong>guicula vulgaris<br />

oder Eleocharis qu<strong>in</strong>queflora.<br />

5 Vegetation und<br />

Nährstoffverhältnisse<br />

In beiden Becken ist der permanente basenreiche<br />

Grundwasserzustrom (aktuell ke<strong>in</strong>e<br />

Kalkmudde-Sedimentation mehr) die Ursache<br />

für das Vorherrschen basenliebender<br />

Vegetation auf den Zwischenmoorflächen.<br />

E<strong>in</strong>e Besonderheit am Möllnsee ist die Existenz<br />

be<strong>in</strong>ahe ungestörter, offener Braunmoos-Seggen-Riede<br />

ohne nennenswerten<br />

Gehölzaufwuchs. Es s<strong>in</strong>d dies die ursprünglichen<br />

Standorte verschiedener Wiesenorchideen,<br />

deren Bestände an anderen Orten nur<br />

noch durch regelmäßige Mahd erhalten<br />

werden können. Am Möllnsee lässt sich die<br />

natürliche ungestörte Verlandung e<strong>in</strong>es basenreichen<br />

Sees erleben, wie sie vergleichbar<br />

<strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> nur noch an den Töpch<strong>in</strong>er<br />

Seen (<strong>Land</strong>kreis LDS) und am Großen Karutz

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