Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
188 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />
gesamte Bestand an <strong>in</strong>takten Braunmoosmooren<br />
verloren. Neben 19 gestörten und<br />
52 erheblich gestörten Braunmoosmooren<br />
s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong> 3 <strong>Moore</strong>n größere Flächen mit<br />
naturnaher Vegetation erhalten geblieben<br />
(LANDGRAF 2007a). Die e<strong>in</strong>st so weit verbreiteten<br />
Durchströmungsmoore f<strong>in</strong>det man<br />
heute als Basen- und Kalk-Zwischenmoore<br />
nicht mehr <strong>in</strong> naturnahem Zustand. Dies<br />
trifft generell auch für Kalk-Zwischenmoore<br />
zu. Basen-Zwischenmoore <strong>in</strong> naturnahem<br />
Zustand treten gegenwärtig ausschließlich als<br />
Verlandungsmoore auf (LANDGRAF 2007a).<br />
Gestörte Standorte benötigen für den Erhalt<br />
der typischen Vegetation e<strong>in</strong>e regelmäßige<br />
Pflege. Andernfalls entwickeln sich auf gestörten<br />
Basen-Zwischenmooren verschiedene<br />
Gehölzstadien und Bruchwälder.<br />
2 Methoden<br />
Zur Kennzeichnung des Basen-Zwischenmoores<br />
am Möllnsee wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit Christ<strong>in</strong>a Grätz (Drieschnitz-Casel)<br />
e<strong>in</strong> Querprofil angelegt und entlang<br />
dieser L<strong>in</strong>ie mit Hilfe e<strong>in</strong>er polnischen<br />
Moorklappsonde die Moorschichten entsprechend<br />
der Bodenkundlichen Kartieranleitung<br />
(AD-HOC-ARBEITSGRUPPE BODEN<br />
2005) angesprochen. Die Erfassung der Geländehöhen<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Profils erfolgte<br />
mit e<strong>in</strong>er digitalen Schlauchwasserwaage<br />
des Typs NivComp der Firma Weiss. Die<br />
gemessenen relativen Höhen wurden zum<br />
Pegel am Hauptstau <strong>in</strong> Bezug gesetzt und<br />
so <strong>in</strong> das amtliche Höhensystem DHHN 92<br />
e<strong>in</strong>gebunden. Der Pegel am Hauptstau<br />
wurde vom Wasser- und Bodenverband<br />
„Nördlicher Spreewald” gesetzt und e<strong>in</strong>gemessen.<br />
Alle relativen und absoluten Höhenangaben<br />
beziehen sich auf diesen Pegel.<br />
Die Erfassung der Vegetationsformen basiert<br />
auf dem System von KOSKA et al. (2001).<br />
Danach wird e<strong>in</strong>e Standortkomb<strong>in</strong>ation im<br />
Idealfall von e<strong>in</strong>er Vegetationsform gekennzeichnet.<br />
Maßgebende Standortfaktoren<br />
s<strong>in</strong>d die Wasserstufe, der Wasserregimetyp,<br />
die Trophie-Stufe, die Säure-Basen-Stufe<br />
und der Wasserqualitätstyp. Ausgangspunkt<br />
der Klassifizierung s<strong>in</strong>d sogenannte ökologisch-soziologische<br />
Artengruppen, die Arten<br />
mit ähnlichen Standortansprüchen zusammenfassen.<br />
Artengruppen mit engen Amplituden<br />
bezüglich e<strong>in</strong>es Standortfaktors s<strong>in</strong>d<br />
für die Ermittlung der Vegetationsformen<br />
besonders gut geeignet.<br />
Auf dem Weg zur Ermittlung der Vegetationsform<br />
wurden Flächen mit ähnlicher Flora,<br />
gleichem hydrostatischen Moortyp und<br />
ähnlichen Wasserständen im Gelände als<br />
kle<strong>in</strong>ste E<strong>in</strong>heit erfasst und bei der anschließenden<br />
Auswertung Wasserstufe und Säure-Basenstufe<br />
zugeordnet. Dann wurde die<br />
Trophiestufe anhand der ökologisch-soziologischen<br />
Artengruppen e<strong>in</strong>geschätzt (Tab. 1).<br />
Mit der Ermittlung des Wasserregimetyps<br />
waren <strong>in</strong> der Regel alle Voraussetzungen erfüllt,<br />
um die Vegetationsform bestimmen zu<br />
können.<br />
Die Vegetation der Moorfläche wurde im<br />
Tabelle 1: Zur Ermittlung der Standorteigenschaften und Vegetationsformen verwendete ökologisch-soziologische<br />
Artengruppen (nach KOSKA et al. 2001): Wasserstufen: 6+ Flachwasser, 5+ flurgleiche<br />
Wasserstände, 4+ bis 20 cm unter Flur. Wasserregimetyp: O – ombrogen (niederschlagsernährt),<br />
T – topogen (Stillwasser), P – perkolativ – Bewegtwasser (Überrieselung bzw. Durchströmung),<br />
Ü – fluviogen-transgressiv (Überflutung). Trophiestufe: sa – sehr arm, a – arm (beide oligotroph),<br />
za – ziemlich arm, m – mittel (beide mesotroph), k – kräftig, r – reich (beide eutroph), ser – sehr<br />
reich (polytroph). Säure-Basenstufe: sau – sauer, sub – subneutral, ka – kalkreich.<br />
Nr. Artengruppe Wasserstufe Wasserregimetyp Trophiestufe Säurebasen-Stufe<br />
21 Sphagnum fallax 5+ (O)/(T)/(P) sa bis m sau<br />
24 Eriophorum angustifolium 6+ bis 5+ O/T/P sa bis m alle<br />
25 Potentilla palustris<br />
6+ bis 5+ T/P za bis m alle<br />
Menyanthes trifoliata,<br />
Carex lasiocarpa<br />
26 Carex diandra 5+ T/P za bis m alle<br />
27 Eriophorum gracile,<br />
5+ T (selten)/P za sub bis ka<br />
Liparis loeselii<br />
28 Helodium blandowii 5+ P za sub bis ka<br />
38 Ranunculus l<strong>in</strong>gua 5+ T (Ü) za bis k sub bis ka<br />
42 Typha latifolia<br />
(6+), 5+ T za bis ser alle<br />
Carex pseudocyperus<br />
44 Sparganium erectum<br />
(6+), 5+ T (Ü) m bis ser sub bis ka<br />
Rumex hydrolapathum<br />
46 Berula erecta 5+ (T, Ü), P k bis ser sub bis ka<br />
50 Sphagnum teres (5+)/(4+) (P) za (sub) bis (ka)<br />
51 Epipactis palustris 5+, 4+ T selten/P za bis m ka<br />
54 Lysimachia thyrs. Peucedanum,<br />
5+, 4+ T/Ü/P za bis k sau bis sub<br />
Agrostis can<strong>in</strong>a<br />
55 Carex rostrata 6+ bis 4+ T/Ü/P a bis k alle<br />
58 Carex approp<strong>in</strong>quata,<br />
Valeriana dioica,<br />
Dactylorhiza <strong>in</strong>carnata<br />
59 Schoenoplectus<br />
tabernaemontani<br />
63 Caltha palustris,<br />
Cirsium palustre,<br />
Mentha aquatica<br />
5+, 4+ T und Ü<br />
(selten)/P<br />
za bis k<br />
sub bis ka<br />
6+ bis 4+ (T)/(P) m bis r sub bis ka<br />
5+/4+ T/Ü/P za bis r (sub)/(ka)<br />
Mai 2008 vollständig mit e<strong>in</strong>em GARMIN<br />
GPS map 60 kartiert. Im Juli erfolgte im<br />
Gelände e<strong>in</strong>e Plausibilitätsprüfung der ermittelten<br />
und ausgegrenzten Vegetationsformen<br />
und Standortkomb<strong>in</strong>ationen, u. a.<br />
anhand ihrer Lage zue<strong>in</strong>ander. Die Grenzl<strong>in</strong>ien<br />
wurden mit Luftbildern überlagert und<br />
korrigiert. Die Abweichung beträgt maximal<br />
5 m. Die Ermittlung der Wasserstufe war<br />
bereits ohne Vegetationsaufnahme möglich.<br />
Bei der Erfassung des Wasserregimetyps für<br />
die Ausgrenzung von Perkolationsflächen<br />
(Bewegtwasserflächen) wurden die Artengruppen<br />
27, 28 und 50 verwendet. In der<br />
Trophie ließ sich vor allem der Bereich „mesotroph”<br />
(za und m) gut an den Artengruppen<br />
21, 24 - 28 und 50 von der Stufe „eutroph”<br />
abgrenzen. Wenn m<strong>in</strong>destens zwei<br />
Vertreter dieser Artengruppen vorhanden<br />
waren, wovon m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Deckung von über 5% bzw. mit m<strong>in</strong>destens<br />
50 Individuen auftrat (entspricht nach<br />
Braun-Blanquet dem Deckungsgrad „2”)<br />
und bei gleichzeitigem Fehlen oder nur vere<strong>in</strong>zeltem<br />
Auftreten von e<strong>in</strong>deutigen Zeigern<br />
der Trophiestufen „reich” und mehr<br />
wurde die Fläche als mesotroph e<strong>in</strong>gestuft.<br />
Hierbei ließen sich Moorflächen der Trophiestufe<br />
„ziemlich arm” schon physiognomisch<br />
als moosreiche und lichte Kle<strong>in</strong>- und<br />
Mittelseggen-Riede erkennen und von der<br />
Trophiestufe „mittel” abtrennen. Die kennzeichnenden<br />
Artengruppen für die Trophiestufe<br />
„ziemlich arm” s<strong>in</strong>d 27, 28 und 50.<br />
An Säure-Basen-Stufen wurden nur die Stufe<br />
„subneutral” und an e<strong>in</strong>er Stelle „sauer”<br />
gefunden. E<strong>in</strong>deutige Kalkzeiger fehlen im<br />
Gebiet. Großflächige Teppiche mit Sphagnum<br />
fallax kennzeichnen saure Verhältnisse.<br />
Die Ausgrenzung der hydrostatischen Moortypen<br />
(Schw<strong>in</strong>g-, Schwamm- und Standmoor)<br />
erfolgte gemäß LUA 2007 durch<br />
Betreten der Moorfläche. Schw<strong>in</strong>gende<br />
Moorflächen mit deutlich erkennbarer Wellenbewegung<br />
bei Erschütterung wurden als<br />
Schw<strong>in</strong>gmoore erfasst. Als Schwammmoor<br />
wurden Flächen bezeichnet, bei denen sich<br />
stärkere Erschütterungen kaum als Wellen<br />
fortpflanzten, jedoch der Boden weich und<br />
die Torfstruktur noch gut erkennbar war.<br />
Teilweise zählen hierzu auch untergetauchte,<br />
sich vom Untergrund lösende Schw<strong>in</strong>gdecken.<br />
In Standmooren schließlich ist der Torf<br />
meist hochzersetzt. Sie reagieren kaum auf<br />
Erschütterungen. Zur Unterstützung wurde<br />
mit e<strong>in</strong>em 30 cm langen Moorbodenstecher<br />
die Dichte und der Zersetzungsgrad des<br />
Oberbodens geprüft.<br />
Um die Frage zu beantworten, welche Bereiche<br />
des Möllnsees sich tatsächlich ungestört<br />
entwickelt haben, musste die Nutzung<br />
rekonstruiert werden. Dafür wurden die<br />
Vegetationsaufnahmen mit typischen Wiesenzeigerarten<br />
(nicht <strong>in</strong> Abb. 7 dargestellt),