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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010; 187-201 187<br />

BASEN-ZWISCHENMOORE WAREN IN BRANDENBURG NOCH VOR 200 JAHREN VOR ALLEM ALS<br />

DURCHSTRÖMUNGSMOORE WEIT VERBREITET. HEUTE FINDET MAN SIE IM INTAKTEN ZUSTAND LEDIGLICH ALS<br />

VERLANDUNGSMOORE IN DREI MOORGEBIETEN VOR. DER MÖLLNSEE BEI LIEBEROSE IST DAS WERTVOLLSTE DAVON<br />

UND HAT UNSCHÄTZBARE BEDEUTUNG FÜR DEN ARTEN- UND LEBENSRAUMSCHUTZ.<br />

LUKAS LANDGRAF<br />

Der Möllnsee bei Lieberose – Zustand und Zukunft e<strong>in</strong>es der letzten<br />

<strong>in</strong>takten Basen-Zwischenmoore <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

Schlagwörter:<br />

Basen-Zwischenmoor, Braunmoosmoor, Renaturierung, Kle<strong>in</strong>seggenried, Verlandungsmoor<br />

Zusammenfassung<br />

In der Nähe der Stadt Lieberose im <strong>Land</strong>kreis<br />

Dahme-Spreewald liegt e<strong>in</strong>es der wenigen<br />

noch <strong>in</strong>takten Basen-Zwischenmoore<br />

<strong>Brandenburg</strong>s: der Möllnsee. Von dem etwa<br />

15 ha großen Moor zählen knapp 5 ha zu<br />

den Braunmoos-Seggen-Rieden <strong>in</strong> hervorragendem<br />

Erhaltungszustand (FFH-Lebensraumtyp<br />

7130 „Kalkreiche Niedermoore”).<br />

In e<strong>in</strong>em aus zwei Becken bestehenden<br />

Kessel entstand e<strong>in</strong> Komplex aus Verlandungs-,<br />

Quell- und Durchströmungsmooren<br />

mit Bewegtwasserverhältnissen <strong>in</strong>folge<br />

e<strong>in</strong>es basenreichen Grund- und Quellwasserzustroms.<br />

Im Ostbecken tritt e<strong>in</strong>e Verlandungsreihe<br />

auf, die mit der Vegetationsform<br />

Zungenhahnenfuß-Großseggen-Ried beg<strong>in</strong>nend<br />

über zwei weitere Stufen h<strong>in</strong> zum<br />

Gelbtorfmoos-Seggen-Ried führt. Letztere<br />

Gesellschaft ist <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> vom Aussterben<br />

bedroht. Am Möllnsee umfasst sie<br />

heute immerh<strong>in</strong> 1,9 ha Fläche. Hier f<strong>in</strong>den<br />

sich bedrohte Arten wie Liparis loeselii, Epipactis<br />

palustris und die selten gewordenen<br />

Moose Hamatocaulis vernicosus, Helodium<br />

blandowii, Paludella squarrosa und Sphagnum<br />

teres <strong>in</strong> vitalen Beständen.<br />

Bis 2006 wirkte sich die ausgebaute Entwässerung<br />

auf Teilflächen des <strong>Moore</strong>s und<br />

den Zustand umliegender <strong>Moore</strong> aus. E<strong>in</strong><br />

vom <strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong> <strong>in</strong>itiiertes<br />

und durch den Wasser- und Bodenverband<br />

„Nördlicher Spreewald” umgesetztes<br />

Projekt hatte u. a. die Vernässung aller<br />

Moorflächen und den Kauf von Privatflächen<br />

im Westbecken des Möllnsees zu<br />

Gunsten der Stiftung Naturlandschaften<br />

<strong>Brandenburg</strong> zum Ziel. Seit Abschluss des<br />

Vorhabens im Jahr 2007 lässt sich e<strong>in</strong>e<br />

positive Bilanz mit Vernässungswirkungen<br />

<strong>in</strong> beiden Möllnsee-Becken und den angrenzenden<br />

<strong>Moore</strong>n ziehen. Flankierende<br />

Pflege- und Schutzmaßnahmen werden<br />

durchgeführt bzw. s<strong>in</strong>d geplant. Stratigraphische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> zahlreichen<br />

<strong>Moore</strong>n zeigen, dass Braunmoosmoore mit<br />

Verlandungsregimen ke<strong>in</strong>e vergleichbare<br />

lange Lebensdauer wie Quell- oder Durchströmungsmoore<br />

erreichen. Erkennbar ist<br />

aber, dass deren Erhaltung besser gel<strong>in</strong>gen<br />

kann, wenn sie von Grundwasser gut<br />

durchströmt werden.<br />

1 Basen-Zwischenmoore <strong>in</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong><br />

Als Basen-Zwischenmoore bezeichnet man<br />

nach SUCCOW (1988) mesotrophe <strong>Moore</strong><br />

mit e<strong>in</strong>em pH-Wert zwischen 4,8 und 6,4.<br />

E<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Nährstoffdargebot und e<strong>in</strong>e<br />

gute Basenversorgung s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen<br />

für die Entwicklung von Braunmoos-Seggen-Rieden.<br />

Zu den Braunmoosen<br />

können alle moortypischen Laub- und Lebermoose<br />

mit Ausnahme der Gattung<br />

Sphagnum gezählt werden. Bei der Torfbildung<br />

nehmen sie e<strong>in</strong>e braune bis rotbraune<br />

Farbe an, die namensgebend ist. Da Braunmoose<br />

sowohl <strong>in</strong> Basen-Zwischenmooren<br />

als auch <strong>in</strong> Kalk-Zwischenmooren viele Vegetationsformen<br />

charakterisieren, werden beide<br />

Moortypen auch als Braunmoosmoore<br />

zusammengefasst.<br />

Braunmoosmoore zählen zu den artenreichsten<br />

und mittlerweile am stärksten gefährdeten<br />

Lebensräumen <strong>in</strong> Deutschland<br />

und Europa. Schon ger<strong>in</strong>gfügige Störungen<br />

des Wasserhaushaltes und zusätzliche Nährstoffe<strong>in</strong>träge<br />

können erhebliche Veränderungen<br />

dieser Ökosysteme nach sich ziehen<br />

(DIERßEN & DIERßEN 2001). Noch vor 200<br />

Jahren waren vor allem die Basen-Zwischenmoore<br />

typisch für brandenburgische<br />

Flusstäler (SUCCOW 1988) und Verlandungszonen<br />

subneutraler Seen <strong>in</strong> der pleistözänen<br />

Jungmoräne. Hier fand man lockere Kle<strong>in</strong>bis<br />

Großseggen-Riede mit üppigen Braunmoos-Teppichen.<br />

Viele der heute seltenen<br />

Blütenpflanzen und auch e<strong>in</strong>ige Orchideenarten<br />

prägten diese <strong>Land</strong>schaften. Überreste<br />

solcher Vegetationsformen f<strong>in</strong>det man<br />

reichlich <strong>in</strong> den Torfen vieler <strong>Moore</strong>, denen<br />

man die ursprüngliche Herkunft heute<br />

nicht mehr ansieht. In <strong>Brandenburg</strong>, das<br />

zum e<strong>in</strong>stigen Hauptverbreitungsgebiet der<br />

Braunmoosmoore <strong>in</strong> Deutschland gehört<br />

(THORMANN & LANDGRAF 2010), g<strong>in</strong>g fast der<br />

Abb. 1: Verlandungszone des Möllnsee mit mesotrophen Schw<strong>in</strong>gdecken<br />

Foto: L. <strong>Land</strong>graf

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