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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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RÜDIGER MAUERSBERGER et al.: DAS MELLENMOOR BEI LYCHEN 185<br />

Lychensee praktiziert werden kann. Zuvor<br />

wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er Machbarkeitsstudie<br />

(IHU 2005) untersucht, ob die Abflussspende<br />

des E<strong>in</strong>zugsgebietes für die Anhebung<br />

ausreichen würde. Die Berechnung ergab,<br />

dass mit e<strong>in</strong>em ganzjährigen, abflusswirksamen<br />

Überschuss zu rechnen sei.<br />

Mehrere Varianten, so der Bau e<strong>in</strong>er Stahlspundwand<br />

auf gesamter Talbreite oder der<br />

E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er klassischen Sohlgleite mit<br />

gleichzeitiger Sohlanhebung, wurden wegen<br />

zu hoher Kosten bzw. sehr schwierigem Baugrund<br />

bei 7 m mächtigen organischen Ablagerungen<br />

verworfen. Stattdessen wurde der<br />

Bau e<strong>in</strong>es Torfquerdammes favorisiert. Mit<br />

dieser Bauweise gab es im Naturschutzgroßprojekt<br />

bei anderen Wiedervernässungsmaßnahmen<br />

(z.B. Quellmoor bei Schreibermühle,<br />

Aalseemoor und Lehst-Niederung)<br />

bereits gute Erfahrungen. In diesem Falle<br />

musste der 10 m breite Verb<strong>in</strong>dungskanal<br />

zwischen den beiden Seen dicht verschlossen<br />

werden. Da die Ufer des Kanals aus<br />

e<strong>in</strong>em bultigen Sumpffarn-Erlenmoorwald<br />

bestehen, musste, um das Stauziel zu erreichen,<br />

der Torfdamm als seitliche Verwallung<br />

verlängert werden. Insgesamt sperrt er das<br />

Tal auf e<strong>in</strong>er Breite von 50 Metern. Dass dazu<br />

erforderliche Material wurde im direkten<br />

Umfeld gewonnen: zwei begrenzende Pfahlreihen<br />

wurden aus Erlenstämmen hergestellt,<br />

vom Moorrand wurden 210m³ hoch<br />

zersetzter Torf entnommen und über e<strong>in</strong>en<br />

Knüppeldamm mit Raupendumpern zum<br />

E<strong>in</strong>bauort transportiert. Im Bereich der Kanalquerung<br />

besitzt der Damm e<strong>in</strong>e Kronenbreite<br />

von 5 Metern und e<strong>in</strong>en Freibord von<br />

ca. 60 cm (Abb. 3).<br />

Der Torf als Baumaterial besitzt den Vorteil,<br />

dass er über e<strong>in</strong>en höheren Auftrieb unter<br />

Wasser verfügt als m<strong>in</strong>eralisches Material<br />

und daher <strong>in</strong> die Mudden als anstehenden<br />

Baugrund weniger e<strong>in</strong>s<strong>in</strong>kt. Die Verwendung<br />

von zersetztem Torf ist besonders<br />

günstig, da er über e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Wasserleitfähigkeit<br />

verfügt und somit e<strong>in</strong>e optimale<br />

Abdichtung bewirkt.<br />

Der Abfluss des Mellensees wurde um den<br />

Damm herum über die Moorfläche geleitet,<br />

an e<strong>in</strong>er Stelle, an der die Höhe der Torfoberfläche<br />

dem M<strong>in</strong>imalstauziel entspricht.<br />

Dieser neue Abfluss über den Moorkörper<br />

ist bei den beobachteten Durchflussmengen<br />

(2007 - 2009, geschätzt) von 0 (September<br />

2009) bis 60 Litern je Sekunde (kurzzeitig<br />

im Frühjahr 2008) ohne künstliche Befestigung<br />

erosionsstabil. Das wird erreicht, weil<br />

der Gefälleabbau auf e<strong>in</strong>er Strecke von über<br />

40 Metern durch den Moorwald bei e<strong>in</strong>er<br />

Abflussbreite von bis zu 10 Metern und extremer<br />

Rauhigkeit (verursacht durch Bulte,<br />

Reisig und Laub) erfolgt.<br />

Die Kosten für den wasserrechtlichen Genehmigungsantrag<br />

e<strong>in</strong>schließlich der Vermessung<br />

und der vielfältigen Voruntersuchungen<br />

beliefen sich auf ca. 21.000 €, für den Bau<br />

waren 16.000 € erforderlich.<br />

Im Sommer 2009 wurde <strong>in</strong> der Offenfläche<br />

des <strong>Moore</strong>s erneut e<strong>in</strong>e Aushagerungsmahd<br />

durchgeführt, um die Vegetationsentwicklung<br />

nach der Veränderung des Wasserstandes<br />

zu lenken.<br />

4 Ergebnisse<br />

4.1 Hydrologie und Struktur<br />

Der Bau des Torfdammes wurde im Dezember<br />

2007 durchgeführt. Bis Anfang Februar<br />

2008 hatten sich der See und das Moor aufgefüllt.<br />

Die geplante Stauhöhe am Damm<br />

wurde erreicht und überschüssiges Wasser<br />

floss erstmalig ab. Die Sommerwasserstände<br />

im See lagen 2008 und 2009 durchschnittlich<br />

ca. 15 cm höher als <strong>in</strong> den 10<br />

Jahren zuvor (s. Abb. 2). E<strong>in</strong> Grundwasserpegel<br />

im Moorzentrum zeigte 2008 und<br />

2009 e<strong>in</strong>en um 12cm höheren Mittelwert<br />

als 2006, am Lattenpegel <strong>in</strong> den Ausstichgewässern<br />

nahe des östlichen Moorrandes<br />

lag das Jahresmittel um 7 cm höher. E<strong>in</strong><br />

Rückstau <strong>in</strong> die umgebenden M<strong>in</strong>eralbodenflächen<br />

erfolgte noch nicht, jedoch<br />

zeigten die Grundwasserbeobachtungsrohre<br />

2008 und 2009 e<strong>in</strong>en um 5cm höheren<br />

Wasserstand gegenüber den Vorjahren an.<br />

Das Gefälle der Wasserspiegellagen vom<br />

Moorrand zum See verr<strong>in</strong>gerte sich somit<br />

um etwa 10 cm auf 30 bis 40 cm.<br />

Diese vergleichsweise ger<strong>in</strong>gfügigen Pegeländerungen<br />

bewirkten, dass 2008 und 2009<br />

der zentrale Moorbereich vernässt blieb; die<br />

Schlenken vergrößerten sich (Abb. 4) und<br />

trockneten auch während der niederschlagsärmsten<br />

Zeiten nicht mehr aus. Der Schw<strong>in</strong>gmoorcharakter<br />

verstärkte sich (Abb. 5) und<br />

die Bruchwaldbereiche wandelten sich teilweise<br />

<strong>in</strong> Sumpfwald.<br />

Abb.5: Schw<strong>in</strong>gmoorbereich<br />

im Südteil<br />

(September 2009) mit<br />

Sumpfdreizack, Wenigblütiger<br />

Sumpfsimse,<br />

Sumpffarn, Schlammsegge<br />

und Schneidried<br />

Foto: R. Mauersberger<br />

4.2 Flora und Fauna<br />

Im Juli 2009 wurde die Vegetation der Offenfläche<br />

erneut untersucht und die Ergebnisse<br />

mit den Daten aus früheren Erhebungen<br />

verglichen (GÜNTHER O.J., GUNNEMANN<br />

2000, GUNNEMANN & FARTMANN 2001, FACH-<br />

GRUPPE BOTANIK 2003, IHU 2005, GUNNEMANN<br />

2009). Die Kartierung ergab 87 Gefäßpflanzenarten<br />

und 42 Moosarten. Davon zählen<br />

43 Arten (Gefäßpflanzen) bzw. 15 Arten<br />

(Moose) zu den gefährdeten <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

(RISTOW et al. 2006, KLAWITTER et al. 2002).<br />

Von den wertbestimmenden Arten, die im<br />

Unterschutzstellungsantrag des Institutes<br />

für <strong>Land</strong>schaftsforschung und Naturschutz,<br />

Zweigstelle Greifswald, an den Rat des Kreises<br />

Templ<strong>in</strong> im Jahre 1971 genannt werden,<br />

wurden die meisten auch rezent noch angetroffen,<br />

namentlich Carex limosa, C. lasiocarpa,<br />

C. diandra, C. approp<strong>in</strong>quata, C. paniculata,<br />

C. lepidocarpa, C. rostrata, Liparis<br />

loeselii, Epipactis palustris, Dactylorhiza<br />

majalis, Drosera rotundifolia, Ledum palustre,<br />

Cladium mariscus, Paludella squarrosa,<br />

Tomenthypnum nitens, Scorpidium<br />

scorpidioides, Helodium blandowii und<br />

Drepanocladus <strong>in</strong>termedius (heute D.cossonii).<br />

Aus dem heutigen Artenspektrum sollen<br />

noch weitere vom Aussterben bedrohte<br />

Gefäßpflanzenarten wie Pedicularis palustris<br />

und Eleocharis qu<strong>in</strong>queflora sowie das<br />

Moos Sphagnum warnstorfii hervorgehoben<br />

werden. Das Sumpfläusekraut wurde<br />

im Rahmen dieser Untersuchung 2009 erstmalig<br />

nachgewiesen.<br />

In den Schlenken s<strong>in</strong>d neben submersen<br />

Moosen auch Characeen (Chara globularis,<br />

C. virgata, C. <strong>in</strong>termedia, C. vulgaris) und<br />

Wasserschlaucharten (U. <strong>in</strong>termedia, U. m<strong>in</strong>or,<br />

U. vulgaris) flächenhaft vertreten. In<br />

der Vegetationsstruktur dom<strong>in</strong>ieren Carex<br />

approp<strong>in</strong>quata, C. lasiocarpa und Thelypteris<br />

palustris.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich der Zustände vor und nach den<br />

Maßnahmen zeigt, dass empf<strong>in</strong>dliche, wertbestimmende<br />

Arten des <strong>Moore</strong>s wie Liparis<br />

loeselii und Pedicularis palustris, Eleocharis<br />

qu<strong>in</strong>queflora, Carex diandra oder Moose<br />

wie Tomenthypnum nitens <strong>in</strong> ihrer Abundanz<br />

zugenommen haben. Es s<strong>in</strong>d konkurrenzschwache<br />

Arten nährstoffarmer und<br />

nasser Moorstandorte. Sie können somit als<br />

Indikator für die Erreichung der angestrebten<br />

Naturschutzziele gelten.<br />

In analoger Weise s<strong>in</strong>d die Verhältnisse auf<br />

der Ebene der Pflanzengesellschaften zu<br />

sehen.<br />

Im Mellenmoor s<strong>in</strong>d äußerst anspruchsvolle<br />

Assoziationen der Zwischenmoore h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihrer Bedürfnisse bezüglich des Wasserund<br />

Nährstoffhaushaltes angetroffen worden,<br />

die lichtreiche Standorte für optimales<br />

Wachstum benötigen. Namentlich sei das<br />

Eleocharietum qu<strong>in</strong>queflorae genannt, e<strong>in</strong>e<br />

deutschlandweit aufgrund fehlender Standorte<br />

stark gefährdete Gesellschaft. Ihre<br />

Bestände s<strong>in</strong>d von konkurrenzschwachen,<br />

lichtbedürftigen Arten aufgebaut, die nur<br />

an nährstoffarmen, aber leicht kalkhaltigen,<br />

durch Quellwasser bee<strong>in</strong>flussten, grundwassernahen<br />

bis schwach überstauten offenen

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