Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
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FRANK GOTTWALD et al.: ERFOLGSKONTROLLE DER WASSERSTANDSANHEBUNG IM MELLNMOOR 171<br />
Hauptgraben<br />
E<strong>in</strong>lauf<br />
7 8<br />
5 6<br />
Braunmoosmoor<br />
aktuell<br />
9<br />
Abb. 2: Historische und aktuelle Vegetation und Nutzung im Mellnmoor. Mesotrophe<br />
Moorwälder aktuell: Torfmoos-Moorbirken-Erlenwald, Sumpffarn-Moorbirken-Erlenwald<br />
Ausdehnung der Zonen nach SEUFFERT & STOLZE 2001<br />
4<br />
2<br />
10<br />
11<br />
3<br />
1<br />
0 500 1000 m<br />
Transekt Moorwald Nord<br />
Stauwehr<br />
Transekt Schneise Süd<br />
Kartengrundlage TK 1:10.000<br />
lassen sich auf etwa 12.000 v. Chr. zurückdatieren<br />
(SEUFFERT & STOLZE 2001). Im Laufe<br />
des Holozäns füllte sich das Becken mit Seesedimenten<br />
(Sand-, Kalk-, Leber- und Detritusmudde).<br />
Gleichzeitig fand vom Seerand<br />
aus Torfbildung und Schw<strong>in</strong>gdeckenverlandung<br />
statt. Erste Entwässerungstätigkeiten<br />
<strong>in</strong> der Region erfolgten im 13. Jh. n.<br />
Chr. im Zuge von Mühlenbau, der erste Entwässerungsgraben<br />
f<strong>in</strong>det im Jahr 1786<br />
Erwähnung. Seitdem gehört die Mellnsenke<br />
zum E<strong>in</strong>zugsgebiet des Flusses Welse und<br />
entwässert nach Nordosten <strong>in</strong> Richtung<br />
Oder. Der Wasserspiegel sank, die Wasserfläche<br />
verkle<strong>in</strong>erte sich und verschwand im<br />
19. Jahrhundert im Zuge von weiteren Entwässerungsmaßnahmen<br />
ganz (Abb. 2). In<br />
den Verlandungsbereichen siedelten sich<br />
Röhrichte und braunmoosreiche Seggenriede<br />
an. Über Grabensysteme im Umkreis<br />
des Mellnmoores wurden große Wald-,<br />
Grünland- und Ackerflächen an das Gebiet<br />
angeschlossen. Das E<strong>in</strong>zugsgebiet ist somit<br />
heute gegenüber der ursprünglichen Situation<br />
erheblich vergrößert und beträgt aktuell<br />
ca. 60 km².<br />
Bis <strong>in</strong>s 20. Jh. wurden große Bereiche des<br />
<strong>Moore</strong>s als Feuchtgrünland genutzt. Nach<br />
den Weltkriegen kam es zur schrittweisen<br />
Aufgabe der Nutzung. Grünlandnutzung<br />
f<strong>in</strong>det heute nur noch <strong>in</strong> Randbereichen<br />
statt (Abb. 2).<br />
Im ungenutzten Moorbereich hat großflächig<br />
e<strong>in</strong>e Sukzession zu Erlen- und Birkenwäldern<br />
stattgefunden. Verbliebene nasse<br />
Offenmoorbereiche bef<strong>in</strong>den sich zum e<strong>in</strong>en<br />
im Zentrum <strong>in</strong> der Nähe des zentralen<br />
Grabens (Schilfröhricht, eutroph) und zum<br />
anderen kle<strong>in</strong>flächig auf (ehemals) gepflegten<br />
Standorten (alte Jagdschneisen und<br />
„Braunmoosmoor”, mesotroph).<br />
Das Braunmoosmoor ist der Rest e<strong>in</strong>es<br />
Durchströmungsmoores, das überwiegend<br />
nach der Seespiegelabsenkung im Mittelalter<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Seitenbucht des Sees, vermutlich z. T.<br />
unter extensiver Nutzung, aufgewachsen ist.<br />
Im engeren S<strong>in</strong>ne wird damit im Folgenden<br />
e<strong>in</strong>e 0,25 ha große Lichtung im Südwesten<br />
bezeichnet, die durch Pflegemaßnahmen der<br />
Forst seit mehreren Jahrzehnten offen gehalten<br />
wird (Freymann, mündl.).<br />
Weite Bereiche des Moorzentrums wiesen<br />
auch vor der Wasserstandsanhebung noch<br />
nasse oder nur schwach entwässerte Verhältnisse<br />
mit schwammsumpfigem Moorboden<br />
auf. Unter der 0,5 - 2 m mächtigen Torfdecke<br />
lagern bis zu 15 m mächtige breiige<br />
(K2) bis weiche (K4) Mudden (SEUFFERT &<br />
STOLZE 2001).<br />
Die Bedeutung des Mellnmoores <strong>in</strong> Bezug<br />
auf den Arten- und Biotopschutz liegt vor<br />
allem <strong>in</strong> dem Vorkommen nährstoffärmerer<br />
(mesotropher) Moor- und Grünlandgesellschaften<br />
mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von gefährdeten<br />
Arten. Im Zeitraum 2001 - 2008 wurden<br />
<strong>in</strong>sgesamt 83 Gefäßpflanzen der Roten Liste<br />
nachgewiesen (davon 4 Arten Kat. 1, 11 Arten<br />
Kat. 2) und 28 RL-Moosarten (davon<br />
6 Arten Kat. 1 und 6 Arten Kat. 2). Die<br />
kle<strong>in</strong>flächigen, basenreichen (subneutralen)<br />
offenen Moorbiotope mit Braunmoosen<br />
s<strong>in</strong>d als Reste der früher im Mellnmoor weit<br />
verbreiteten braunmoosreichen Vegetation<br />
anzusehen. An mehreren Standorten des<br />
<strong>Moore</strong>s wurden Braunmoostorfe nachgewiesen<br />
(SEUFFERT & STOLZE 2001). Seit 1990<br />
s<strong>in</strong>d weite Teile des <strong>Moore</strong>s als Totalreservat<br />
ausgewiesen.<br />
2 Methoden<br />
Zur Messung der Grundwasserstände wurden<br />
<strong>in</strong> den untersuchten Teilflächen des<br />
<strong>Moore</strong>s perforierte Kunststoffrohre e<strong>in</strong>gebracht.<br />
Die Ablesung erfolgte monatlich bis<br />
vierteljährlich mit Bezug zur Geländeoberfläche.<br />
Im Jahr 2005 wurden im Braunmoosmoor<br />
und <strong>in</strong> dessen Umgebung zusätzlich<br />
M<strong>in</strong>i-Piezometer e<strong>in</strong>gesetzt, die e<strong>in</strong>e Ermittlung<br />
der piezometrischen Druckhöhen des<br />
Grundwassers <strong>in</strong> verschiedenen Tiefen ermöglichen.<br />
Nivellements im Bereich des<br />
Braunmoosmoores erfolgten z. T. mit e<strong>in</strong>em<br />
Nivelliergerät, z. T. mit e<strong>in</strong>er Schlauchwaage,<br />
sowie bei Hochwasser und flächigem Überstau<br />
(25.1.08) mit Hilfe der Wasserebene als<br />
Bezugshöhe.<br />
Wasserproben aus Grund- und Oberflächenwasser<br />
aus den verschiedenen Moorbereichen<br />
sowie von Gebietse<strong>in</strong> und -auslass<br />
wurden 2001 - 2003 <strong>in</strong> vierteljährlichen<br />
Abständen, 2008 <strong>in</strong> ca. monatlichen Abständen<br />
entnommen. Grundwasser wurde<br />
2001 - 2003 aus Flachschurfen, 2008 aus<br />
den vorhandenen Pegelrohren und M<strong>in</strong>i-<br />
Piezometern durch Abpumpen mit Hilfe<br />
e<strong>in</strong>er Vakuumpumpe gewonnen. Die chemischen<br />
Analysen erfolgten 2001 - 2003 im Labor<br />
der Fachhochschule Eberwalde, 2008 im<br />
hydrochemischen Labor des Zentrums für<br />
Agrarlandschaftsforschung (ZALF) <strong>in</strong> Müncheberg<br />
(Parameter: pH, elektrische Leitfähigkeit<br />
(LF), Temperatur, Sauerstoff, Redoxpotenzial,<br />
Chlorid, Nitrat, Nitrit, Ammonium,<br />
ortho-Phosphat als soluble reactive phosporus<br />
(SRP), Karbonat-Härte, DOC und Sulfat).<br />
Die Methoden für die Erfassung der Vegetation<br />
folgten der Methodik der Ökosystemaren<br />
Umweltbeobachtung <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />
(ÖUB, LUTHARDT et al. 2006, 2007). Vegetationsaufnahmen<br />
wurden zum e<strong>in</strong>en an<br />
typischen, ausgewählten E<strong>in</strong>zelstandorten<br />
durchgeführt (Skala nach Braun-Blanquet,<br />
modifiziert nach Londo). Zum zweiten wurden<br />
Transekte vom Moorrand zum Moorzentrum<br />
gelegt, auf denen die Vegetation <strong>in</strong><br />
systematisch def<strong>in</strong>ierten Abständen auf<br />
Halbkreisen mit e<strong>in</strong>em Radius von 2 m aufgenommen<br />
wurde (vere<strong>in</strong>fachte Deckungsskala<br />
nach LUTHARDT et al. 2006). Mit Hilfe<br />
der Transektaufnahmen können Gradienten<br />
bzw. e<strong>in</strong>e Abfolge von Vegetationse<strong>in</strong>heiten<br />
abgebildet und deren Verschiebungen dokumentiert<br />
werden. Die Transekte und E<strong>in</strong>zelflächen<br />
wurden mit Stäben markiert sowie<br />
mit GPS e<strong>in</strong>gemessen. Im Braunmoosmoor<br />
wurden 2008 außerdem die Populationsgröße,<br />
Vitalität und Fruchtbildung des<br />
Sumpf-Glanzkrauts (Liparis loeselii, FFH-RL<br />
Anhang II) auf Probeflächen bestimmt.<br />
Die Auswertung der Vegetationsaufnahmen<br />
erfolgte mit ACCESS 2000. Für die Berechnung<br />
der mittleren Zeigerwerte wurden die<br />
Daten von ELLENBERG et al. 1993 verwendet.<br />
Die statistische Bearbeitung erfolgte mit<br />
SPSS 12.0G. In den boxplots s<strong>in</strong>d angegeben:<br />
Median (Querl<strong>in</strong>ie), 25 und 75-Perzentile<br />
(box), Ausreißer bzw. Extremwerte<br />
(Kreise und Sterne, mit Angabe des Monats:<br />
4 = April usw.).