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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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170 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010; 170-181<br />

MOORSCHUTZ: KONSERVIEREN ODER DYNAMISIEREN? BEI DER REGENERATION DES MELLNMOORES GAB ES<br />

VIEL DISKUSSION UM DIE ANZUSTREBENDE HÖHE DES WASSERSTANDES. EIN BEISPIEL FÜR EINEN<br />

„SCHWIERIGEN VERNÄSSUNGSFALL”.<br />

FRANK GOTTWALD, ALEXANDER SEUFFERT & DAGMAR BALLA<br />

Erfolgskontrolle der Wasserstandsanhebung im Mellnmoor<br />

Schlagwörter:<br />

Verlandungsmoor, Braunmoosmoor, Wiedervernässung, Erfolgskontrolle, Vegetation,<br />

Hydrologie, Phosphor, Eutrophierung<br />

Zusammenfassung<br />

Der Melln ist e<strong>in</strong> rund 300 ha großes Verlandungsmoor<br />

im nördlichen <strong>Brandenburg</strong>.<br />

Das Moor wird von e<strong>in</strong>em Graben durchflossen,<br />

der oberhalb des <strong>Moore</strong>s e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

von ca. 60 km² entwässert. Im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es EU-LIFE-Projektes wurde ab<br />

2004 mit der Erhöhung des Stauwehres am<br />

Auslass der Mellnsenke der Wasserstand im<br />

Moor angehoben. In der vorliegenden Untersuchung<br />

werden Wasserstände, hydrochemische<br />

Parameter und Vegetationsdaten<br />

aus dem Jahr 2008 mit dem Zeitraum 2001<br />

- 2003 vor der Anhebung des Wasserstandes<br />

verglichen, um die Wirkung des gewählten<br />

Stauzieles zu überprüfen.<br />

Die eutrophen Erlenbruchwälder lichten sich<br />

unter dauerhaftem Überstau auf, Schilfröhricht<br />

und Wasserpflanzen breiten sich aus.<br />

In den mesotrophen Bereichen des <strong>Moore</strong>s<br />

s<strong>in</strong>d die Entwicklungen unterschiedlich: Torfmoos-Moorbirken-Erlenwälder<br />

stehen auf<br />

e<strong>in</strong>er Schw<strong>in</strong>gdecke über breiiger Mudde.<br />

Hier haben sich die Wasserstände aufgrund<br />

des gut ausgeprägten Oszillationsvermögen<br />

nur wenig erhöht, das Schlenkenwasser ist<br />

nährstoffarm und hydrochemisch deutlich<br />

gegenüber dem umgebenden Moorwasser<br />

abgegrenzt. Die Vegetation hat sich bisher<br />

wenig verändert. In e<strong>in</strong>em mesotrophen<br />

Offenmoorbereich hat e<strong>in</strong>e starke Eutrophierung<br />

stattgefunden, typische Moose<br />

s<strong>in</strong>d zurückgegangen oder verschwunden.<br />

E<strong>in</strong>e Offenmoorfläche mit braunmoosreicher<br />

Vegetation und perkolativ geprägtem<br />

Wasserregime am Rand des <strong>Moore</strong>s wird<br />

nur bei Hochwasser überstaut, die Vegetation<br />

hat sich wenig verändert.<br />

In allen mesotrophen Moorbereichen ist die<br />

Erlensukzession ungebrochen. Insbesondere<br />

der Fortbestand des naturschutzfachlich<br />

höchst bedeutsamen Braunmoosmoores ist<br />

damit weiterh<strong>in</strong> von Pflegemaßnahmen abhängig.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Erhöhung des Wasserstandes<br />

im Zentralmoor wird trotzdem zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt nicht als zielführend<br />

angesehen, da hiermit längere Überstauphasen<br />

im Braunmoosmoor verbunden<br />

wären. Stattdessen sollte durch Waldumwandlung<br />

der Zustrom von Grundwasser <strong>in</strong><br />

diesen Bereich gestärkt werden.<br />

1 E<strong>in</strong>leitung und<br />

Zielstellung<br />

Der „Mellnsee” ist e<strong>in</strong> teilweise entwässertes<br />

Verlandungsmoor im Nordosten von <strong>Brandenburg</strong><br />

im Biosphärenreservat Schorfheide-<br />

Chor<strong>in</strong>. Im Rahmen e<strong>in</strong>es EU-LIFE-Projektes<br />

wurde der Wasserstand im Frühjahr 2004<br />

durch e<strong>in</strong>e Erhöhung des Stauwehrs am Gebietsauslass<br />

um 44 cm angehoben. Damit<br />

sollte die Torfzersetzung unterbunden, e<strong>in</strong>e<br />

naturnahe Verlandungszonierung wiederhergestellt<br />

und die FFH-Lebensraumtypen<br />

Übergangs- und Schw<strong>in</strong>grasenmoore, Moorwälder<br />

und basenreiche Pfeifengraswiesen<br />

gefördert werden.<br />

Vor der Anhebung des Wasserstandes fand<br />

<strong>in</strong> den Jahren 2001 - 2003 e<strong>in</strong> umfangreiches<br />

Monitor<strong>in</strong>g von Vegetation, Hydrologie, Boden<br />

sowie von Tagfaltern statt (GOTTWALD &<br />

SEUFFERT 2003). Im Jahr 2008 wurde e<strong>in</strong>e Erfolgskontrolle<br />

durchgeführt, die Entwicklung<br />

im Moor dokumentiert und bewertet<br />

sowie Vorschläge zu weiteren Pflege- und<br />

Entwicklungsmaßnahmen erarbeitet (GOTT-<br />

WALD et al. 2008). E<strong>in</strong> Schwerpunkt der<br />

Untersuchungen lag auf dem Teilbereich<br />

„Braunmoosmoor”. Dieser Moortyp ist <strong>in</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong> vom Aussterben bedroht,<br />

schwer zu regenerieren und sollte deshalb<br />

höchste Priorität bei Schutzmaßnahmen haben<br />

(SUCCOW & JOOSTEN 2001, LANDGRAF<br />

2007).<br />

Das Mellnmoor wird von e<strong>in</strong>em Graben<br />

durchflossen, der nährstoffreiches Wasser<br />

aus e<strong>in</strong>em landwirtschaftlich genutzten E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

heranführt. Mit dem Anstau dieses<br />

Grabens ist die Gefahr der Eutrophierung<br />

im Moor verbunden. Naturschutzfachlich<br />

wertvolle, mesotrophe Vegetation befand<br />

sich vor der Anhebung des Wasserstandes<br />

entweder am Moorrand auf höherem Geländeniveau<br />

oder auf Schw<strong>in</strong>gdecken. In der<br />

Erfolgskontrolle waren deshalb unter anderem<br />

folgende Fragen zu klären:<br />

• Ist das Oszillationsvermögen der mesotrophen<br />

Zonen groß genug, um die<br />

Wasserstandsanhebung auszugleichen<br />

oder kommt es zu Überflutungen?<br />

• Verändern sich die hydrochemischen<br />

Verhältnisse <strong>in</strong> den mesotrophen Zonen<br />

und hat dies Auswirkungen auf die Vegetation?<br />

In <strong>Brandenburg</strong> werden zur Zeit große Anstrengungen<br />

unternommen, <strong>Moore</strong> zu regenerieren<br />

bzw. weitere Degradationen zu<br />

unterb<strong>in</strong>den (LANDGRAF 2007, LUTHARDT &<br />

MEIER 2007, STIFTUNG NATURSCHUTZFONDS<br />

BRANDENBURG 2007, ZEITZ & LUTHARDT 2007).<br />

In diesem Zusammenhang können Erfolgskontrollen<br />

wertvolle H<strong>in</strong>weise zur Ableitung<br />

künftiger Handlungsstrategien geben.<br />

2 Untersuchungsgebiet<br />

Abb. 1: Zentraler Moorbereich mit Hauptgraben und absterbenden Erlen<br />

Foto: F. Gottwald<br />

Das Mellnmoor entstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er abflusslosen<br />

Senke im Weichselglazial. Es ist umgeben<br />

von welligen Grundmoränenplatten,<br />

Sanderflächen und Talsandflächen. Die<br />

ersten Sedimente des bis 18 m tiefen Sees

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