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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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FRIEDEMANN GORAL & JÜRGEN MÜLLER: AUSWIRKUNGEN DES WALDUMBAUS IM WALDGEBIET DER SCHORFHEIDE ... 165<br />

Tabelle 5: Wertung der Modellannahmen im Bezug zu den Standortbed<strong>in</strong>gungen im Modellgebiet und<br />

Schlussfolgerungen für das Simulationsergebnis<br />

Modellannahme<br />

Klimaentwicklung des Szenario<br />

B für den Zeitraum 2005 - 2055<br />

(Temperaturanstieg von 1,75 K.<br />

Abnahme der Niederschlagsmengen)<br />

Konstante Niederschlagswerte<br />

(mit Angermünde als Referenzstation).<br />

Konstanz der Blattflächenwerte<br />

zwischen den Jahren.<br />

wasserflurabstände von maximal 60 cm auf<br />

(Tab. 4). Die Ergebnisse des neuesten<br />

Datenbestandes weichen jedoch gravierend<br />

davon ab: 35 der 39 erfassten <strong>Moore</strong><br />

weisen erheblich gestörte Habitatstrukturen<br />

auf und zählen als ehemalige <strong>Moore</strong>. Davon<br />

wurden 24 bereits zuvor erfasst und gelten<br />

<strong>in</strong> den älteren Datenbeständen als naturnah<br />

bis ger<strong>in</strong>g gestört. Als Störungsursache werden<br />

bei fast allen <strong>Moore</strong>n großräumige Defizite<br />

im Grundwasserstand angegeben. Der<br />

Großteil der <strong>Moore</strong> ist dabei nicht an e<strong>in</strong><br />

oberirdisches Gewässernetz angeschlossen<br />

– von den 39 sensiblen <strong>Moore</strong>n s<strong>in</strong>d es<br />

lediglich 7 – und ist damit aufgrund der<br />

negativen klimatischen Wasserbilanz auf<br />

Zufluss aus dem E<strong>in</strong>zugsgebiet angewiesen.<br />

Tatsächlich wiesen heute trockene <strong>Moore</strong><br />

wie der Große Meewenpfuhl und die Verlandungsmoore<br />

an den Köllnseen noch<br />

Anfang der 1990er Jahre naturnahe Strukturen<br />

mit typischer Vegetation auf (LAND-<br />

GRAF 2007). Im Gegensatz zu den Angaben<br />

<strong>in</strong> Tab. 1 muss man also davon ausgehen,<br />

dass derzeit e<strong>in</strong> großer Teil der <strong>Moore</strong> stark<br />

entwässert ist und damit hohen Moorschwundraten<br />

unterliegt.<br />

Entsprechend der Ergebnisse aus 4.2 würde<br />

sich ohne Waldumbau der bisherige Negativtrend<br />

weiter fortsetzen. Mit Waldumbau<br />

ließe sich bis 2035 e<strong>in</strong>e Verbesserung bei<br />

den Wasserständen der <strong>Moore</strong> gegenüber<br />

dem Niveau von 2005 erreichen, jedoch reichte<br />

diese nicht aus, um auf der gesamten<br />

Fläche des Schorfheide-Sanders e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Wasserversorgung der <strong>Moore</strong><br />

sicherzustellen. E<strong>in</strong> deutlich positiveres Bild<br />

zeichnet sich bei der Komb<strong>in</strong>ation des<br />

Waldumbaus mit Verlandungsmaßnahmen<br />

(Variante 11) ab: Hier wäre im überwiegenden<br />

Teil bis 2035 e<strong>in</strong>e Wiedervernässung<br />

zu erwarten. Über das Jahr 2035 h<strong>in</strong>aus<br />

kann nach den Modellergebnissen jedoch<br />

bei ke<strong>in</strong>er der Varianten e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Wasserversorgung der <strong>Moore</strong> im Untersuchungsraum<br />

gewährleistet werden. Lediglich<br />

bei Variante 11 wäre das Wasserpegelniveau<br />

von 1985 im Gebiet nördlich des<br />

Großen Glasowsees und Großen Lotz<strong>in</strong>sees<br />

Wertung für das<br />

Untersuchungsgebiet<br />

Diese klimatische Entwicklung der<br />

Schorfheide ist vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

des im Gebiet schwächer verlaufenden<br />

Trends (Temperaturanstieg von 0,9 K<br />

im Zeitraum 1949 - 2004, ke<strong>in</strong>e Abnahme<br />

der Niederschlagsmengen)<br />

kritisch zu sehen.<br />

Dem steht für das Gebiet entgegen,<br />

dass auf der Hochfläche mit Niederschlägen<br />

von 70 mm/a bis 100 mm/a<br />

über denen von Angermünde gerechnet<br />

werden muss.<br />

Die Blattflächenwerte unterliegen <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von der Witterung e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>nerjährliche Dynamik und e<strong>in</strong>er<br />

Dynamik zwischen den Jahren. Hohe<br />

Nadelverluste <strong>in</strong>folge starken Trockenstresses<br />

reduzierten im Jahr 2003 die<br />

reale Verdunstung (MÜLLER 2009).<br />

Schlussfolgerung<br />

Es kann vermutet werden, dass die<br />

regionalen Entwicklungen <strong>in</strong> der<br />

Schorfheide weniger extrem verlaufen<br />

als im überregionalen Klimaszenario<br />

angenommen.<br />

Die ermittelten Austrocknungen<br />

könnten real schwächer verlaufen.<br />

Trockenjahre könnten sich real<br />

schwächer auswirken als angenommen.<br />

sowie westlich des Kle<strong>in</strong>en Döllnsees auch<br />

bis 2055 gewährleistet. Da kle<strong>in</strong>räumige<br />

Reliefstrukturen im Modell nicht berücksichtigt<br />

werden, können diese Aussagen<br />

jedoch nur als Richtwerte dienen.<br />

4.4 Auswertung<br />

Nach Berechnungen von DHI-WASY (2008)<br />

ist der Waldumbau für den LWH der<br />

Schorfheide mit e<strong>in</strong>er angenommenen<br />

Wasserzufuhr von etwa 11 Mio. m³ Wasser<br />

die wirksamste Maßnahme. Mit e<strong>in</strong>em<br />

Wasserrückhalt von ca. 10 Mio. m³ kann die<br />

Verlandung von ausgewählten künstlichen<br />

Fließgewässern durch E<strong>in</strong>stellung der Unterhaltung<br />

<strong>in</strong> ähnlichem Maße wie Waldumbau<br />

jedoch punktueller wirksam werden.<br />

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass<br />

flächendeckender Waldumbau bis 2035 zu<br />

e<strong>in</strong>em Anstieg der Wasserstände im Vergleich<br />

zu 2005 führt. Er reicht jedoch nicht<br />

aus, um im gesamten Gebiet das Niveau<br />

von 1985 wiederherzustellen, für welches<br />

e<strong>in</strong>e ausreichende Wasserversorgung der<br />

<strong>Moore</strong> angenommen wurde.<br />

Während die Zuflussgebiete <strong>in</strong> den Niederungen<br />

<strong>in</strong>sgesamt weniger von GW-<br />

Rückgängen betroffen s<strong>in</strong>d, bestehen im<br />

Bereich der Hauptwasserscheide auf der<br />

zentralen Hochfläche die stärksten Defizite.<br />

Neben dem natürlichen Wassermangel <strong>in</strong><br />

diesem Areal können weitere Ursachen e<strong>in</strong>e<br />

Rolle spielen. Zum e<strong>in</strong>en bleibt <strong>in</strong> diesen<br />

Bereichen der Kiefernanteil auch nach PNV<br />

mit 2/3 vergleichsweise hoch. Zum anderen<br />

ist nach LAGS (1997) die Pegelhaltung bei<br />

Eichhorst Mitursache für e<strong>in</strong>e großflächige<br />

Absenkung der GW-Stände im Umfeld des<br />

Werbell<strong>in</strong>sees. Neben e<strong>in</strong>er angenommenen<br />

Absenkung des Seepegels s<strong>in</strong>d hier vor<br />

allem die Wasserverluste durch die Schleusenanlagen<br />

von hoher Bedeutung.<br />

Durch den im Vergleich zu heute höheren<br />

Wasserpegel kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen <strong>Moore</strong>n zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong>e Verlangsamung der Degradation<br />

erwartet werden. E<strong>in</strong>e Wiederherstellung<br />

der ökologischen Funktionen der<br />

<strong>Moore</strong> durch Wiedervernässung wäre jedoch<br />

außerhalb der Niederungen nur <strong>in</strong> den<br />

Randbereichen des Sanders zu erwarten.<br />

Für deutlich mehr Moorflächen auf dem<br />

Sander könnte e<strong>in</strong>e ausreichende Wasserversorgung<br />

bis 2035 durch die gezielte Integration<br />

von Verlandungsmaßnahmen erzielt<br />

werden. Zusätzlich könnten für e<strong>in</strong>zelne<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiete gezielte E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> das<br />

Bestandesdichteregime des Waldes <strong>in</strong> Betracht<br />

gezogen werden. Nach FRITZ (2006)<br />

kann damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kiefernbestand der<br />

Verdunstungsverlust von etwa der Hälfte<br />

auf knapp e<strong>in</strong> Viertel des Freilandniederschlages<br />

reduziert werden.<br />

5 Diskussion und<br />

Schlussfolgerungen<br />

Vergleicht man den <strong>in</strong> den Simulationen<br />

kalkulierten jährlichen Rückgang der<br />

Grundwasserpegel, ist dieser schwächer<br />

als der bisherige jährliche Rückgang der<br />

Pegelmesswerte im Zeitraum 1980-2000.<br />

Unter Berücksichtigung der gesetzten Modellannahmen<br />

können die Ergebnisse vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund der Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

im Modellgebiet weiter relativiert werden<br />

(Tab. 5).<br />

Der durch die Simulationsergebnisse nachgewiesene<br />

positive Effekt des Waldumbaus<br />

auf die Grundwasserneubildung und die<br />

Grundwasserstände könnte unter Berücksichtigung<br />

der Standortbed<strong>in</strong>gungen des Untersuchungsgebietes<br />

noch positiver ausfallen.<br />

Diese Simulationsergebnisse werden gestützt<br />

durch Ergebnisse von MÜLLER et al. (2002),<br />

die die Auswirkung des Baumartenwechsels<br />

von Kiefern zu Buchen im Zuge des Waldumbaus<br />

auf die Höhe der Tiefensickerung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em zusammenhängenden Waldgebiet<br />

zeigen. Die für die Modellierung notwendige<br />

Parametrisierung von Boden und<br />

Baumbestand erfolgte durch konkrete Erhebungen<br />

und Messungen <strong>in</strong> den Beständen.<br />

Die im Modell verwendeten Witterungsdaten<br />

entsprechen im Jahresverlauf den langfristigen<br />

Mittelwerten der Region. Für den<br />

Jahresniederschlag s<strong>in</strong>d dies 620 mm. Nach<br />

den Ergebnissen der Sickerwasserberechnungen<br />

beträgt die potenzielle Grundwasserneubildung<br />

unter Buche mit 141 mm/a<br />

das Dreifache der Kiefer (47 mm/a). In e<strong>in</strong>er<br />

Variante mit Kiefern-Buchen-Mischbeständen<br />

beträgt die Grundwasserneubildung<br />

63 mm/a. Von großem Vorteil war das<br />

Vorhandense<strong>in</strong> von Grundwasserpegeln <strong>in</strong><br />

diesem Waldgebiet. Die Auswertung von<br />

Pegeln im Zeitraum 1972 - 2000 mit klar zu<br />

differenzierenden Vegetationsstrukturen, zum<br />

e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Gebiet mit Kiefernre<strong>in</strong>beständen<br />

und zum anderen e<strong>in</strong> Gebiet mit vorherrschend<br />

Kiefern-Buchen-Mischbeständen,<br />

zeigten deutliche Unterschiede im Verlauf<br />

der Grundwasserhöhe. Im Bereich der<br />

Kiefernre<strong>in</strong>bestände war e<strong>in</strong> stetiger Trend<br />

abfallender Grundwasserstände zu verzeichnen,<br />

während im Bereich der Kiefern-<br />

Buchen-Mischbestände mit der sukzessiven<br />

Entnahme von Kiefern aus dem Bestand<br />

und dem Aufwachsen der Buche <strong>in</strong> den

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