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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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158 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010; 158-166<br />

SEIT JAHRZEHNTEN SINKEN IN WEITEN TEILEN BRANDENBURGS DIE GRUNDWASSERSTÄNDE. DIESEM TREND DURCH<br />

GEZIELTEN WALDUMBAU ZU BEGEGNEN, IST EINE HERAUSFORDERUNG FÜR DIE FORSTWIRTSCHAFT IN BRANDENBURG.<br />

DER DABEI ENTSTEHENDE POSITIVE EFFEKT AUF DEN LANDSCHAFTSWASSERHAUSHALT IST GLEICHZEITIG EIN BEITRAG<br />

FÜR DEN SCHUTZ DER BRANDENBURGER WALDMOORE.<br />

FRIEDEMANN GORAL & JÜRGEN MÜLLER<br />

Auswirkungen des Waldumbaus im Waldgebiet der Schorfheide auf die<br />

Entwicklung der Grundwasserhöhen und den Zustand der Waldmoore<br />

Schlagwörter:<br />

Waldumbau, Grundwasser, <strong>Land</strong>schaftswasserhaushalt, Modell, Moor, Austrocknung,<br />

Schorfheide<br />

Zusammenfassung<br />

Die Schorfheide leidet seit den 1980er<br />

Jahren verstärkt unter großflächigen Grundwasserabsenkungen<br />

und zunehmender<br />

Austrocknung von Moorflächen. E<strong>in</strong>e Ursache<br />

dafür liegt <strong>in</strong> der Dom<strong>in</strong>anz von<br />

Kiefern-Re<strong>in</strong>beständen, welche momentan<br />

83% der Waldfläche des Gebietes bilden.<br />

Unter Anwendung des <strong>Land</strong>schaftswasserhaushalts-Modells<br />

Schorfheide wurde untersucht,<br />

wie sich der Wasserhaushalt des<br />

Gebietes im Zeitraum 2005 - 2055 unter<br />

E<strong>in</strong>fluss des Klimawandels entwickelt. Dazu<br />

wurden zwei Szenarien angenommen: Die<br />

derzeitige Bestandestypenverteilung und e<strong>in</strong><br />

nach potenziell natürlicher Vegetation umgebauter<br />

Wald. In e<strong>in</strong>er weiteren Variante<br />

wurden auch Verlandungsmaßnahmen von<br />

künstlichen Fließgewässern mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Darauf aufbauend wurden mögliche Auswirkungen<br />

auf die <strong>Moore</strong> im Untersuchungsraum<br />

abgeleitet.<br />

Die Simulationen ergaben, dass der Waldumbau<br />

im Vergleich zum aktuellen Zustand<br />

bis etwa zum Jahr 2035 e<strong>in</strong>en Anstieg des<br />

Grundwasserspiegels bewirken kann. E<strong>in</strong>e<br />

ausreichende Wasserversorgung der <strong>Moore</strong><br />

(bezogen auf die Wasserstände von 1985)<br />

könnte jedoch nur <strong>in</strong> Randbereichen des<br />

höher gelegenen Schorfheide-Sanders sowie<br />

<strong>in</strong> den Niederungen erzielt werden. Bezieht<br />

man zusätzlich die Verlandung von künstlichen<br />

Fließgewässern mit e<strong>in</strong>, könnten<br />

dagegen <strong>in</strong> weiten Teilen des Sanders<br />

<strong>Moore</strong> wiedervernässt werden. Bei Beibehaltung<br />

der derzeitigen Bestandestypen ist<br />

demgegenüber mit e<strong>in</strong>em weiteren Rückgang<br />

der Grundwasserstände zu rechnen.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass der Waldumbau<br />

e<strong>in</strong> unverzichtbarer Bestandteil der Maßnahmen<br />

zur Verbesserung des <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes<br />

der Schorfheide ist, jedoch<br />

als alle<strong>in</strong>ige Maßnahme zur Wiederherstellung<br />

der ökologischen Funktionen der <strong>Moore</strong><br />

sowie zur langfristigen Stabilisierung der<br />

Grundwasserhöhen über das Jahr 2035 h<strong>in</strong>aus<br />

nicht ausreicht.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

„Gewässerreich, aber niederschlagsarm” –<br />

diese Charakterisierung <strong>Brandenburg</strong>s trifft<br />

auch auf das Gebiet der Schorfheide zu. Mit<br />

73% ist der Waldanteil hier doppelt so hoch<br />

wie <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> und damit die vorherrschende<br />

<strong>Land</strong>schaftsform mit der Dom<strong>in</strong>anz<br />

von Kiefernbeständen auf 83% der<br />

Waldfläche. Durch den hohen Waldanteil <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit der Temperaturerhöhung<br />

im Zuge des Klimawandels und die zum Teil<br />

<strong>in</strong>tensiven Entwässerungsmaßnahmen der<br />

Vergangenheit sanken vorwiegend <strong>in</strong> den<br />

letzten 30 Jahren die Grundwasserstände.<br />

Dies führt u.a. zu e<strong>in</strong>em Rückgang der<br />

Wasserstände <strong>in</strong> den <strong>Moore</strong>n und zu e<strong>in</strong>er<br />

zunehmenden Austrocknung von Moorflächen<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Schorfheide.<br />

Auf der Waldfläche <strong>Brandenburg</strong>s, so auch <strong>in</strong><br />

der Schorfheide, besteht e<strong>in</strong> großer Widerspruch<br />

zwischen der potenziell-natürlichen<br />

und der aktuellen Baumartenverteilung. Der<br />

Strukturwandel der Vergangenheit brachte<br />

ausgedehnte Kiefernre<strong>in</strong>bestände mit e<strong>in</strong>em<br />

hohen Maß an Naturferne hervor.<br />

Aus dem hohen Waldanteil erwächst e<strong>in</strong><br />

erheblicher E<strong>in</strong>fluss auf den <strong>Land</strong>schaftswasserhaushalt.<br />

Der Bewertung des Wasserumsatzes<br />

<strong>in</strong> den Waldbeständen kommt<br />

deshalb e<strong>in</strong>e entscheidende Bedeutung zu.<br />

Das Bestreben der Forstwirtschaft liegt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Naturannäherung der Waldstrukturen<br />

und <strong>in</strong> der Schaffung von Mischwäldern. Im<br />

Mittelpunkt des Beitrages stehen die Quantifizierung<br />

der Veränderungen der Grundwasserhöhen<br />

im Zuge des Waldumbaus von<br />

Kiefernre<strong>in</strong>beständen zu Nadel-Laub-Mischbeständen<br />

und Laubholzbeständen im Beispielsgebiet<br />

der Schorfheide und die sich<br />

daraus ergebenden Konsequenzen für den<br />

Zustand der Waldmoore.<br />

2 Untersuchungsraum<br />

2.1 Lage<br />

Die Schorfheide bef<strong>in</strong>det sich im Nordosten<br />

des Bundeslandes <strong>Brandenburg</strong>, etwa 50 km<br />

von Berl<strong>in</strong> entfernt (Abb. 1). Die Grenzen des<br />

Untersuchungsgebietes (UG) entsprechen<br />

den Modellgrenzen des <strong>Land</strong>schaftswasserhaushalts-Modells<br />

Schorfheide (DHI-WASY/<br />

LUA 2008). Das Gebiet erstreckt sich zwischen<br />

den Städten Templ<strong>in</strong>, Zehdenick,<br />

Liebenwalde und Joachimsthal über die<br />

<strong>Land</strong>kreise Barnim (Hauptteil), Uckermark<br />

und Oberhavel und hat e<strong>in</strong>e Gesamtgröße<br />

von 442 km². Es bef<strong>in</strong>det sich größtenteils im<br />

Biosphärenreservat Schorfheide Chor<strong>in</strong>.<br />

2.2 Naturräumliche Grundlagen<br />

Der Untersuchungsraum liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er für<br />

das nordostdeutsche Tiefland typischen<br />

glazial geprägten Jungmoränenlandschaft<br />

(LAGS 1997). Das von der Weichselkaltzeit<br />

geprägte Gebiet weist Höhen von etwa<br />

35m (NN) <strong>in</strong> der westlichen Havelniederung<br />

bis etwa 85 m (NN) im Nordosten auf.<br />

Damit stellt es überwiegend e<strong>in</strong>e Hochfläche<br />

zwischen den Niederungsgebieten<br />

der Havel im Westen, dem Eberswalder<br />

Urstromtal im Süden und dem Templ<strong>in</strong>er<br />

Seen-Gebiet im Norden dar. Im östlichen<br />

Teil gehört das Untersuchungsgebiet überwiegend<br />

zum Schorfheide-Sander, e<strong>in</strong>em<br />

weichselkaltzeitlichen Schmelzwassersand<br />

im Vorland der Eisrandlage. Unter der<br />

Sanderschicht, die sich bis <strong>in</strong> Tiefen von<br />

15 m (NN) - 25 m (NN) erstreckt, bef<strong>in</strong>det<br />

sich Geschiebemergel. Am West- und Ostufer<br />

des Werbell<strong>in</strong>sees ragen Grundmoränen<br />

der Weichsel- und Saalekaltzeit aus<br />

Geschiebelehm und -mergel bis an die<br />

Oberfläche. Im westlichen Teil des Gebietes<br />

dom<strong>in</strong>ieren <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Schmelzwasserr<strong>in</strong>nen<br />

und Niederungsbereichen<br />

periglaziale bis fluviatile Sedimente und<br />

Moorbildungen über Sand (GEFE 2001).<br />

Der geologisch wechselhafte Aufbau aus<br />

teilweise gut und teilweise schlecht wasserdurchlässigen<br />

Bereichen führt zur Ausprägung<br />

mehrerer Grundwasserleiter (GWL).<br />

Die Mächtigkeit des ersten, unbedeckten<br />

Hauptgrundwasserleiters wechselt im Untersuchungsgebiet<br />

zwischen 6 m und 35 m.<br />

Die Zusammensetzung aus überwiegend<br />

fe<strong>in</strong>- bis grobkörnigen Sanden bewirkt e<strong>in</strong><br />

hohes Potenzial zur Grundwasserneubildung.<br />

Der unterirdische Abfluss erfolgt von<br />

den Hochflächen <strong>in</strong> die Entlastungsgebiete<br />

der Täler und Niederungen. Dabei verläuft<br />

die Hauptwasserscheide zwischen den Vorflutern<br />

Oder und Havel (Elbe) von Südwest<br />

nach Nordost gerichtet quer durch das Untersuchungsgebiet<br />

(Abb. 9). In den ersten<br />

GWL e<strong>in</strong>gebunden bef<strong>in</strong>den sich zahlreiche<br />

<strong>Moore</strong>, Seen und Fließe. Unterhalb des ersten<br />

GWL bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Schorfheide<br />

noch zwei weitere GWL, welche durch<br />

Sickerung von Wasser des ersten Stockwerkes<br />

durch die dazwischenliegenden

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